Sieben Morgen - Kapitel 3

 

Zurück

 

Zurück zur 
Startseite

Kapitel 3: Schöne Aussichten



Als Snape seine Arbeit endlich beendet hatte, beschloss er, sich noch kurz in der Bibliothek umzusehen. In seinem düsteren Büro hatte er gar nicht bemerkt, dass sich der Tag schon lange seinem Ende zugeneigt hatte. Die Korridore waren menschenleer und die Schüler hielten sich wahrscheinlich in ihren Gemeinschaftsräumen auf. Er wusste nicht wie spät es war.

In zügigem Tempo huschte er wie ein schwarzer Schatten durch die Gänge und zückte noch im Gehen seinen Zauberstab um die Türe zur Bibliothek zu entriegeln.

Da er nicht wusste wonach er eigentlich suchte, blieb er einen Moment stehen und ging dann zielstrebig auf die verbotene Abteilung zu. Er kannte sich aus und hatte hier schon viele Stunden zugebracht. Schon in seiner Schulzeit, hatte er sich manchmal mitten in der Nacht aus dem Slytherin-Schlafsaal geschlichen, um in die Bibliothek zu kommen. Snape liebte den Geruch der alten Bücher und liebte die Geheimnisse, die diese Bücher manchmal preisgaben. Ausserdem gaben Bücher (auf jeden Fall die meisten von ihnen) keine blöden Bemerkungen von sich...

Schnell konzentrierte er sich wider auf sein eigentliches Vorhaben und schritt das erste Regal ab. Irgendwo hatte er vor Jahren ein Buch über ägyptische Mythen gesehen, konnte sich aber beim besten Willen nicht mehr an dessen Standort erinnern.

Nach einer Weile, er wollte schon fast aufgeben, entdeckte Snape, wonach er gesucht hatte. Langsam zog er ein schweres, verstaubtes Buch aus dem Regal und betrachtete es. Der Einband war aus dunkelbraunem Leder und goldene Hieroglyphen zierten den Deckel.

Snape setzte ein triumphierendes Lächeln auf und begab sich auf den Rückweg hinunter in die Kerker.

Auf halber Strecke, lief ihm der Direktor über den Weg.

"Guten Abend Severus! Ich war gerade in deinem Büro, du warst aber nicht da..."

"Ich war in der Bibliothek", erwiderte Snape knapp. "Wolltest du etwas Bestimmtes von mir, Albus?"

"Ach, kann auch bis morgen warten, aber ich dachte, wir könnten uns noch ein Glas Wein genehmigen...", sagte Dumbledore und hielt Snape eine Flasche unter die Nase.

Dieser sah immer noch etwas grimmig aus, nickte aber schliesslich doch und die Beiden gingen zusammen Richtung Kellergeschoss.

Snape öffnete die Türe zu seinem Büro und deutete Dumbledore einzutreten. Der liess sich nicht zweimal bitten, trat ein und setzte sich sogleich in einen der dunklen Sessel, die um den Tisch standen.

"Was ist das für ein Buch?", wollte der Direktor wissen, als es Snape auf den Schreibtisch fallen liess.

Snape nahm erst zwei Gläser aus dem Regal zu seiner Linken, öffnete die Flasche mit einem Wink seines Zauberstabes und schenkte ein.

Der Wein schmeckte süsslich und schien ziemlich alkoholhaltig zu sein.

"Ägyptische Mythen", gab er breitwillig Auskunft.

"Das trifft sich gut, denn über so was Ähnliches wollte ich gerade mit dir reden."

Snape zog eine Augenbraue hoch und sah sein Gegenüber verwundert an.

Ohne darauf zu achten, fuhr Dumbledore fort. "In diesem Jahr steht erstmals eine Einführung in altägyptischen Flüchen auf dem Lehrplan für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Da wir aber keine Spezialisten hier haben, hab ich mir die Freiheit genommen für nächste Woche eine junge Dame einzuladen, die auf diesem Gebiet ziemlich gut sein soll. Leider ist Remus in den nächsten Tagen verhindert, da Vollmond ist."

Sie wussten beide, dass es in dieser Zeit für Remus Lupin unmöglich war, zu unterrichten. Wer wollte schon Unterricht bei einem Werwolf haben? Trotz des Banntrankes, den Snape ihm jedes Mal braute und der die Symptome der Verwandlung dämpfte, konnte es gefährlich werden.

Vor einiger Zeit hatte Dumbledore Snape gebeten, während diesen Tagen den Unterricht zu übernehmen. Der Zaubertränkelehrer war überglücklich gewesen, wovon er sich natürlich nichts anmerken liess. Seine Schüler waren weniger erfreut gewesen. Noch zwei Stunden Snape konnten die wenigsten ertragen und vor allem für die Gryffindors wurden sie zur Qual.

Dumbledore setzte das Gespräch fort. "Ich habe ihr gesagt, dass du sie als deine Assistentin am Unterricht teilnehmen lassen wirst. Wenn alles erfolgreich verläuft, könnte ich mir vorstellen, dass sie für längere Zeit entsprechende Kurse geben könnte. Für unsere Schüler wäre dies sicher eine spannende Erfahrung, findest du nicht?"

Snape überlegte kurz. "Ich soll also Kindermädchen spielen...", sagte er schliesslich mehr zu sich selbst.

Der ältere Mann hatte es aber trotzdem verstanden und sah ihn tadelnd an. "Severus, ich erwarte von dir, dass du die Dame fair behandelst! Sie hat noch nie eine Unterrichtsstunde abgehalten. Also, sei nett zu ihr."

"Ich werde mir selbstverständlich Mühe geben..."

Snape erinnerte sich an das letzte Mal als ein junger Student praktische Erfahrung in seinem Unterricht sammeln wollte. Nachdem er jeden Abend den Klassenraum von Zaubertrankrückständen säubern musste und Snape ihn zur Schnecke machte wo er nur konnte, verliess er Hogwarts bereits nach fünf Tagen. Snape tat es nicht leid. Er war es gewohnt alleine und nach seinen Methoden zu unterrichten.

‚Auch die wird's nicht lange aushalten', dachte er sich und schenkte sich zufrieden das dritte Glas Wein ein.

Dumbledore sah ihn besorgt an. ‚Wenn das nur gut geht...'

Als sie gemeinsam die Flasche geleert hatten, verabschiedete sich Dumbledore.

Snape sass noch eine Weile in seinem Sessel. Er war zu müde um sich ins Schlafzimmer zu bewegen und sogar zu müde um einzuschlafen. Also starrte er einfach vor sich hin und genoss die Stille. In seinen Gedanken dachte er sich schon einige Gemeinheiten aus, mit denen er seine "Assistentin" aus der Schule vertreiben würde. Dumbledore wusste genau, dass es für ihn schwierig war, sich unter Kontrolle zu halten. Er wollte sich auch nicht unter Kontrolle halten. Alles was er wollte war Ruhe, einfach nur Ruhe.

Nach langer Zeit konnte er sich endlich aufraffen und ging zu seinem Schreibtisch hinüber, wo er das Buch abgelegt hatte.

Snape hob es auf und blätterte darin. Nirgendwo konnte er etwas über eine Schlange entdecken und eigentlich war es ihm jetzt zuwider, genauer danach zu suchen.

Mit dem Buch unter dem Arm zog er sich in sein Schlafzimmer zurück, legte seine Robe ab und liess sich ins Bett fallen, wo er sofort einschlief.



***



Am nächsten Tag war nicht viel los. Sonntags schliefen die meisten bis zum Mittagessen und verbrachten die grösste Zeit in den Aufenthaltsräumen ihrer Häuser.

Snape hatte das Buch vor sich auf dem Tisch liegen und blätterte darin. Bis jetzt hatte er eine Menge Geschichten und Legenden gelesen, die alle interessant waren, ihm aber nicht weiterhalfen.

Nach einer Weile wurde es ihm dann doch zu blöd und er stellte das Buch in sein Bücherregal. Er hatte für sich beschlossen, sich nicht mehr um diesen blöden Traum zu kümmern, sondern sich lieber wieder seinem Unterricht zuzuwenden.

Letzte Nacht hatte er wieder von dieser geheimnisvollen Frau geträumt und wieder konnte er nichts tun.

Das ging nun schon eine Woche so und Snape hoffte, dass er dies nicht noch länger ertragen zu müssen.


Kapitel 2

Kapitel 4

 

Zurück