Sieben Morgen - Kapitel 5

 

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Kapitel 5: Der erste Tag und andere Pannen



Snape war gerade auf einem seiner nächtlichen Rundgänge durch die Gemäuer von Hogwarts, als er ein Geräusch hörte. Zuerst freute er sich, einen Schüler beim Herumschleichen zu erwischen. Doch als er leise um die nächste Ecke bog, stand plötzlich Eve Jenkins vor ihm.

"Was tun Sie hier?!", fuhr er sie an, so heftig, dass sie zusammenzuckte. Mit ihm hatte sie jetzt nicht gerechnet.

"Es tut mir leid Professor Snape, aber ich glaube ich habe mich verlaufen...", stotterte Eve unsicher und blickte beschämt zu Boden.

"Sie sollten hier nicht so herumschleichen und sich lieber wieder in Ihre Räume begeben, Miss Jenkins", zischte Snape.

‚Wer schleicht denn hier herum?', fragte sie sich, sagte aber nichts. Sie wollte sich nicht schon am ersten Tag unbeliebt machen. "Könnten Sie mir vielleicht den Weg dorthin zeigen?"

Snape nickte kaum merkbar mit dem Kopf und bevor Eve sich versah, war er schon um die nächste Ecke gebogen. Auf dem ganzen Weg zurück in ihr Quartier sprachen sie kein Wort.

Endlich angekommen, drehte sich Snape um und blickte für einen Moment Eve in die Augen. Er schien zu bemerken, wie er sie für eine kurze Zeit angestarrt hatte und wendete schnell seinen Blick ab. "Richten Sie Ihrer Schwester aus, sie soll morgen früh vor dem Unterricht in meinem Büro erscheinen, damit wir den Ablauf der ersten Stunde durchgehen können. Gute Nacht!"

Und da war er auch schon davon gerauscht.

Eve schüttelte verwundert den Kopf und betrat ihr Apartment.

Setha war noch auf und sass in ein Buch vertieft vor dem Kamin. "Wo warst du denn so lange, dachte schon ein Troll habe dich gefressen..."

"Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber der liebe Professor Snape hätte mich vielleicht auch gefressen, wenn du ihn darum gebeten hättest."

"Was hast du denn mit dem zu tun?"

"Ach, ich hab mich ein bisschen im Schloss umgesehen und mich dabei irgendwie verlaufen. Snape stand auf einmal einfach vor mir und fragte mich wieso ich so spät noch herumschleichen würde. Und dann hat er mich hierher zurück begleitet. Übrigens hast du morgen früh nach dem Frühstück in seinem Büro zu erscheinen um den Unterricht vorzubereiten. Viel Spass!"

Eve verschwand in ihrem Zimmer und liess Setha einfach sitzen.

Dieser Snape schien sich mehr und mehr als unangenehme Person herauszustellen. Sogar Eve schien nicht mit ihm zurecht zu kommen. Aber vielleicht musste man der ganzen Sache einfach ein wenig Zeit lassen. Der würde sich schon wieder einkriegen. Aber wohl nicht vor morgen früh...

Setha beschloss sich schlafen zu legen und sich keine Sorgen zu machen, schliesslich war sie gut auf den Unterricht vorbereitet.



***



Am nächsten Morgen erwachte Eve mit heftigen Kopfschmerzen. Sie sank müde in ihr Kissen zurück und schloss die Augen. Vielleicht sollte sie den Krankenflügel aufsuchen? ‚Nein, das wirst du nicht tun!', wies sie ihre innere Stimme zurecht. ‚Nach allem was du durchgemacht hast, wird dich das auch nicht umhauen!'

Sie musste der Stimme recht geben.

Eve quälte sich aus dem Bett und begab sich ins Badezimmer. Der Weg dorthin führte sie am Schlafzimmer ihrer Schwester vorbei, die noch selig in ihrem Bett schlummerte. "Hey, Setha, wäre es nicht Zeit aufzustehen?"

Setha rührte sich nicht.

Eve rüttelte ihre Schwester, bis diese erste Lebenszeichen von sich gab.

"Wie spät ist es?", murmelte sie unter der Decke hervor.

"Das Frühstück hast du auf jeden Fall verpasst und in einer Stunde beginnt dein Unterricht."

Setha schoss aus dem Bett hoch, stiess sich den Fuss an ihrem Kleiderschrank, fluchte und verschwand im Badezimmer.

Nach knapp fünf Minuten stand sie frisch geduscht und halbwegs wach in der Türe, bereit aufzubrechen.

"Snape wird dich umbringen...", sagte Eve zum Abschied.

"Den hab ich ja völlig vergessen! Verdammt, was geht hier eigentlich sonst noch alles schief?" Setha spürte genau, dass das heute nicht ihr Tag werden würde. Sie rannte zur Tür hinaus und den langen Korridor entlang.

"Übrigens, du siehst grauenhaft aus!", rief ihr Eve hinterher.

Setha hörte nicht mehr hin und überlegte sich stattdessen eine Ausrede für ihr Zuspätkommen.



***



Unten in seinem Büro sass Snape und trommelte ungeduldig mit dem Mittelfinger auf seinem Schreibtisch herum. Was dachte sich diese Jenkins eigentlich? Er hatte weitaus wichtigere Dinge zu tun, als hier den ganzen Vormittag auf ihr Erscheinen zu warten!

Auf einmal klopfte es an der schweren Kerkertüre, doch Snape liess sich mit der Antwort Zeit. ‚Soll sie doch bleiben wo sie ist...', dachte er grimmig.

Es klopfte ein zweites Mal und er zischte ein leises "Herein" in die Richtung des Eingangs.

Die Türe ging vorsichtig auf und eine völlig atemlose Setha Jenkins trat ein. "Entschuldigen Sie meine Verspätung, Professor, aber ich..."

Snape liess sie nicht ausreden, sondern gab ihr mit einer einfachen Handbewegung zu verstehen, sie solle den Mund halten. Er bot ihr nicht einmal einen Stuhl an.

‚Mist, das hab ich wohl versaut...: überlegte sich Setha, als sie so vor ihrem Kollegen stand.

"Schön, dass Sie mich heute doch noch mit Ihrer Anwesenheit beehren, Miss Jenkins." Seine Stimme war kalt und liess sein Gegenüber schaudern.

Snape bemerkte ihr Unwohlsein und war mit sich und der Situation äusserst zufrieden. Allzu lange würde auch die nicht durchhalten.

Setha schwieg. Sie hielt es für angebracht, ihn nicht noch mehr zu verärgern, denn er sah aus als würde er nächstens in die Luft gehen.

Stattdessen sah sie sich im dunklen Kerker um. Der Raum war spärlich eingerichtet und an den dunklen Steinwänden standen grosse Regale auf denen sich allerlei undefinierbare Dinge stapelten. Das meiste davon waren wahrscheinlich Zutaten für verschiedene Tränke.

Plötzlich fiel ihr Blick auf ein Buch auf Snapes Schreibtisch. Der lederne Einband und die goldenen Schriftzeichen kamen ihr sofort bekannt vor.

"Ich wusste gar nicht, dass Sie sich auch für ägyptische Mythen interessieren!", sagte sie begeistert.

"Persönliche Recherchen", antwortete er kühl und zog eine Augenbraue hoch. Er würde sich hüten, ihr irgendetwas über seinen Traum mitzuteilen, obwohl sie ihm vielleicht behilflich sein könnte... Nein, er musste endlich aufhören über solch belanglose Dinge nachzudenken. Er brauchte keine Hilfe und schon gar nicht von Setha Jenkins!

"Sollten wir uns jetzt nicht lieber dem Unterricht widmen, Professor?", fragte Setha vorsichtig.

"Natürlich. Was schlagen Sie vor?"

"Also, ich habe einige geschichtliche Informationen vorbereitet, um eine Grundlage zu schaffen. Ich denke das sollte fürs erste reichen. In der nächsten Stunde würde ich dann gerne mit den ersten Flüchen anfangen, wenn Ihnen das recht ist."

Snape sah sie skeptisch an, nickte aber und erhob sich von seinem Stuhl. "Gut. Folgen Sie mir."

Sie gingen den dunklen Korridor entlang bis zur nächsten Kerkertüre. Snape blieb abrupt stehen und Setha wäre beinahe mit ihm kollidiert, konnte im letzten Augenblick aber glücklicherweise doch noch ausweichen.

Snape drehte sich zu ihr um und seine kalten Augen schienen sich in ihre Haut zu bohren. "Noch einige Regeln bevor wir mit dem Unterricht beginnen. Erstens: Sie sind befugt, für diverse Vergehen Punkte von den Schülern abzuziehen. Zweitens: Sie dürfen nur dann Punkte abziehen, wenn ich es für angebracht halte und Drittens: Sie haben sich mit meinem Unterrichtsmethoden abzufinden und behalten gefälligst Ihren Kommentar für sich! Haben Sie irgendwelche Einwände?"

Setha schluckte einmal kurz. "Nein, Sir, alles klar!"

Snape drehte sich wider um und öffnete die Tür zum Klassenzimmer.

Als sie eintraten wurde es plötzlich still.

Nur zwei Jungen in der hintersten Reihe schienen das Eintreten der Lehrer zu spät mitbekommen zu haben und verstummten erst, als Snape sich vor ihnen aufbaute.

"Potter, Weasley, zehn Punkte Abzug für Gryffindor und das nächste Mal Strafarbeit, haben wir uns verstanden?"

Der Junge mit dem roten Haar nickte verlegen, während der andere Snape einen giftigen Blick zuwarf.

‚Das kann ja heiter werden...' überlegte sich Setha, während Snape mit dem Unterricht begann.


Kapitel 4

 

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