Ein Haus am Abgrund (Fortsetzung zu Slytherin Snakes)

 

 

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Kapitel 16 : Freundschaft und der Preis dafür 

 

Severus war tief über seinen Kessel gebeugt und starrte die Flüssigkeit an. Sie sollte blau sein, war sie aber nicht. Sie schimmerte in einem tiefen beige-artigen Ton. Das sollte sie ganz gewiss nicht, wurde er schon komplett verrückt?

Sein Mal brannte und er musste das Feuer unter seinem Kessel löschen - mit diesem verflixten Trank würde er sich später beschäftigen. Jetzt hatte er etwas anderes zu tun. Mühsam war der Weg zu Voldemort, jedes Mal fragte er sich, ob es sein letzter Weg wäre und ob er Hogwarts je wiedersehen würde. Jedes Mal fragte er sich, warum er überhaupt ging. Er hatte es so satt, all die Toten, das ganze Leid.

Voldemort, Meister der Grausamkeit. Verflucht sei dieser Irrsinnige. Verflucht sei seine eigene Narrheit, jemals ein Todesser geworden zu sein.

Severus hatte mal wieder eine wundervolle Laune, sie sollte sich nicht bessern.

***



Der Tränkemeister schloss sich den Reihen der Todesser an, stellte sich auf seinen Platz und wartete geduldig. Der Lord würde sich früh genug um ihn kümmern, fürchtete er.

Voldemort war in einem Gespräch mit Lucius vertieft gewesen. Dieser hatte die Spur zu einem Abtrünnigen aufgenommen, Karkaroff, und Voldemort war begierig darauf, diesen Verräter in die Hände zu kriegen, zumal er ein anderes Problem hatte. In letzter Zeit waren ein paar Aktionen zu viel schief gegangen. Zu viel, als dass er es auf die Unfähigkeit seiner Diener schieben konnte. Zu viel, als dass das Zufall sein konnte. Er musste der trockenen Wahrheit ins Auge sehen. So schwer ihm die Vorstellung fiel, er hatte wirklich und wahrhaftig einen Spion in seiner Mitte. Wie konnte das sein? Er war doch der mächtigste Zauberer, er spürte doch jede Unwahrheit!

Snape! Das war sein erster Gedanke gewesen. Doch auf seine abartige Weise mochte Voldemort den stillen exzentrischen Tränkemeister. Auch wenn er das nie zugegeben hätte. Severus war ihm unter allen seinen Todesser der liebste. Vielleicht, weil dieser verrückte Narr, selbst wenn es ihm schadete, von sich aus immer die Wahrheit sagte, sich nicht scheute seine Meinung zu sagen. Nein alles in Voldemort sträubte sich gegen die Vorstellung, dass gerade Snape ihn verraten hätte. Viel lieber würde er Malfoy als solchen sehen. Er konnte den Mann nicht leiden, er hatte es nie getan und er würde es nie. Malfoy war notwendig gewesen und seine Loyalität zu ihm, aber im Grunde war er nichts weiter als ein Werkzeug, anders als Severus. Anders? Doch Voldemort wusste, dass es so war. Eines Tages würde er die Malfoys vernichten, oder Lucius einfach hinrichten lassen, er wusste noch nicht wie, aber er würde es tun.

Eben, eines Tages, denn im Moment war der Mann zu nützlich und er war noch nie der Mann gewesen, der eine Nützlichkeit nicht erkannt hätte. Die Malfoys. Sie waren oft nützlich gewesen. Oh, er verdankte ihnen eine Menge. Wahrlich, eine Menge. Er wäre heute nicht der Mann der war, wäre da nicht Apperix gewesen. Natürlich hatte Voldemort sofort erkannt welches Spiel der alte Mann mit ihm spielte und ihn deswegen, kaum dass sich die Chance bot, entsorgt.

"Meine getreuen Diener, ihr seid heute zusammen gekommen, weil es einen unter euch gibt, der es wirklich wagt, sich gegen mich zu erheben. Einen Verräter", sagte Voldemort mit seiner kalten zischelnden Stimme. Er hatte nicht laut geredet, das war nicht von Nöten gewesen, denn seine Worte hatten Wirkung genug.

Die Todesser, die versammelt waren, blickten einander unruhig an. Wer von ihnen könnte es sein. Als erster erhob sich Wurmschwanz die kleine Ratte.

(Sor' kann den Typen nicht ausstehen!)

"Mein Lord wer könnte so etwas Schreckliches tun, wer könnte so etwas wagen?", fragte er mit einer fast weinerlichen Stimme.

Der Lord drehte sich leicht zu ihm um und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. "Du ganz gewiss nicht, nicht wahr", meinte er gefährlich sanft.

Wurmschwanz zuckte unter jedem Wort zusammen. "Mein Lord! Ich war Euch immer treu ergeben, ich bin zu Euch zurückgekehrt, als sich alle von Euch abgewendet hatten."

"SCHWEIG!", herrschte der Lord in kalt an, dann wandte er sich von seinem unterwürfigem Diener wieder ab.

Er schritt die Reihen der Todesser entlang und mehr zu sich selbst, als zu der angesprochenen Person meinte er: "Ich weiß es nicht Wurmschwanz, eine interessante Frage, wer von dem hier versammelten Gewürm könnte den Schneid dazu haben und sich gegen mich stellen. Welcher hier wäre närrisch genug, das zu versuchen?"

Er blieb vor Severus stehen, der unter seiner Maske leichenblass wurde und alle Möglichkeiten seines Todes durchging. Man hatte ihn entdeckt, er war geliefert.

"Nun Severus hättest du vielleicht eine Idee, wer der Spion sein könnte? Was sagt dir dein messerscharfer Verstand?"

Der Lord wollte seine Meinung, er war nicht entdeckt worden, Severus konnte es nicht glauben.

Der Tränkemeister schüttelte mit dem Kopf, was sollte er auch sagen? Dass er es war? Dass der Lord gerade vor dem Spion stand? Das Herz, jemand anderen zu bezichtigen, hatte Severus nicht, obwohl, es kostete ihn viel Mühe, nicht Lucius' Namen zu nennen und den Mann ans Messer zu liefern.

Voldemort lachte leise, als hätte er einen Teil seines Gedankengangs erraten.

"Es erstaunt mich, dass du nicht unseren Freund Lucius für etwas Derartiges in Betracht ziehst. Wenn man eure innige Freundschaft bedenkt."

Severus starrte ihn nur an, er wusste, dass Lucius nicht der Verräter sein konnte, mal abgesehen davon, dass es einen zwingenden Grund gab. Vor langer Zeit, als noch wahre Freundschaft die beiden gegensätzlichen Herren verbunden hatte. Severus erinnerte sich, Lucius hatte mehr, als zu viel getrunken gehabt.

"Ich werde dem Lord immer treu dienen, egal was dieses Scheusal von mir will.", hatte er gesagt und Severus fragte ihn nach dem Grund.

"Draco, solange ich dem Lord treu ergeben bin, wird dieser nicht versuchen etwas meiner Familie an zu tun."

Severus schüttelte innerlich den Kopf. Lucius war schon nicht mehr sein Freund. Er war sein Feind, der nur darauf wartete, ihn zu vernichten. Leider. Leider, irgendwie hatte er nie aufgehört, den Mann zu mögen. Es war schon merkwürdig.

"Mein Lord glaubt Ihr wirklich, dass Malfoy zu so etwas fähig wäre?", fragte er mit einer leichten Verwunderung in seiner Stimme.

"Nein, sollte ich denn?", hakte der Lord nach.

Lucius hörte natürlich jedes Wort und stand steif da. Ihm wurde nur wieder bewusst, dass er alleine war. Er durfte niemals seine Nützlichkeit verlieren, niemals versagen. Als hätte er sich das je gestattet. Er war schließlich ein Malfoy und die versagten nie, egal was sie taten.

"Unwahrscheinlich mein Lord, ich habe ehrlich meine Zweifel an der Vorstellung, dass Malfoy ein Verräter ist."

"Obwohl du wohl kaum etwas gegen seinen Tod hättest", meinte der Lord böse.

Severus wollte ihm ins Gesicht schreien, dass er sehr wohl eine Menge dagegen hätte, aber das hätte den Lord erzürnt und er hatte keine Lust auf eine Sonderration Schmerzen.

"Nein", sagte er stattdessen leise, wissend, dass Lucius seine Antwort gehört hatte. Allerdings, jede andere Antwort hätte der Lord nicht akzeptiert und ihn misstrauisch gemacht.

"Nun gut, ich werde diesen Narren schon finden", meinte Voldemort verdrossen und widmete sich wieder der kompletten Truppe. Es waren belanglose Dinge, die kaum von Bedeutung waren. Eine Auslöschung einer Muggelfamilie, und eine weitere Aktion in der Richtung.

Der Morgen dämmerte, als Severus endlich in seine Räume zurückkehrte, er hatte schließlich noch Dumbledore Bericht erstattet, fast minutiös genau hatte er die Nacht wieder gegeben.

Albus hatte gefragt, ob Voldemort an der Loyalität von Lucius zweifle, aber Severus verneinte. Es schien eher so, als würde der Lord einen Weg suchen, den Mann aus dem Weg zu schaffen, hatte er trocken gemeint.


Albus sorgte sich sehr um seinen Spion, obwohl Severus dieses Mal nichts passiert war, schien dieses Treffen ihn mehr mitgenommen zu haben, als andere. Am liebsten würde er Severus sagen, dass er das nicht mehr machen solle, aber er wusste, er hatte keine Wahl. Er brauchte die Information von Severus so dringend. Severus Snape der Tränkemeister war sein Freund und leider sein einziger Spion. Alle hatten immer angenommen, dass er über eine Vielzahl nützlicher Informanten verfüge, aber die Wahrheit war etwas trister.

***



Der Morgen war angebrochen, endgültig bahnte sich die Sonne ihren Weg durch die Dämmerung. Draco war gleich nach dem Aufstehen auf dem Weg zur Bibliothek. Er wollte wissen, was es mit diesem Krieg auf sich hatte, von dem sein Traumvorfahre gesprochen hatte. Doch in keinem der Geschichtsbücher ließ sich auch nur ansatzweise etwas finden. Geschichte Hogwarts war da nicht viel anders, aber das wusste er bereits, er hatte den Band schon vor Schulbeginn gelesen, aber ein nochmaliges Nachsehen konnte nichts schaden.

Hermine Granger saß einen Tisch weiter und arbeitete an ihrem Aufsatz für Professor Lupin. Schwere Wälzer umgaben sie. Als Draco frustriert sein Buch zuknallte, sah sie erschrocken auf. Um diese Uhrzeit war die Bibliothek wie ausgestorben, ihre liebste Zeit.

"Hey Malfoy was suchst du?", fragte sie in ihrer natürlichen Neugierde.

"Nichts was dich was anginge!", fauchte Draco zurück.

Er konnte sie nicht leiden. Er war versucht sie ein Schlammblut zu nennen, aber irgendwie hatte er keine Lust auf einen Streit, er war viel mehr daran interessiert etwas über diesen Krieg zu erfahren, aber in diesen Büchern wurde er mit keinem Sterbenswort erwähnt. Schon merkwürdig, auf der anderen Seite, das war tausend Jahre her und aus dieser Zeit gab es so gut wie keine Informationen.

Hermine schüttelte nur den Kopf. Was hatte sie erwartet? Draco Malfoy war nun mal ein Ekelpaket.

***



Das Frühstück, war wie immer gut besucht und Draco wollte Alina von seinem Traum erzählen, doch irgendwie kam immer etwas dazwischen. Zuerst Greg und Vince, die Alina baten von ihr einige Hausübungen abschreiben zu dürfen, wie immer hatte sie schon welche für sie vorbereitet gehabt.

"Warum machst du das immer für sie?", fragte Draco sie verwundert.

"Weil sie nett sind."

"Aber was kriegst du dafür?", hakte er nach.

Sie sah in verwundert an. "Kriegen? Gar nichts, sie sind nett, ich mag sie und wenn ihnen die Hausübungen so schwer fallen, ich meine lernen müssen sie ja trotzdem."

Draco schüttelte nur den Kopf. Er würde das nicht tun, nicht ohne was dafür zu verlangen.

Der Unterricht verlief langweilig, er hatte Binns zwar nach diesem Krieg gefragt, aber der wusste auch keine Antwort, er bestritt sogar, dass es je einen Krieg unter Zauberern gegeben haben solle, wenn man von Voldemort absah.

Der Abend kam und Alina wurde wieder von dem Lord gerufen.

Sie kehrte zurück, aschfahl und Draco merkte, dass ihr eine Rippe gebrochen worden war. Sie verlor kein Wort über das Erlebte, sagte aber auch nichts, dass Draco auf sie gewartet hatte. Etwas war geschehen, doch er wusste, sie würde nicht freiwillig reden. Er wollte nur für sie da sein. Ihr helfen, ihr ein Freund sein.

So kam es, dass er am nächsten Morgen, nach einer leider traumlosen Nacht, wieder in die Bibliothek ging und sich alle Bücher über Heilmagie auslieh, ausnahmslos alle. Das waren eine Menge.

Auch in der nächsten Nacht wurde Alina wieder gerufen und sie sah noch schlimmer als am Vortag aus. Draco sorgte sich ungemein, er hatte einige von diesen Büchern studiert und er wusste, sie musste unglaubliche Schmerzen haben, aber nie kam ein Laut über ihre Lippen. Er merkte auch, dass sie zwar eine Ahnung von Heilmagie hatte, aber viel zu wenig Rücksicht auf sich selbst nahm.

Er fragte nie, obwohl es ihm auf die Lippen brannte, was bei Voldemort passierte. So verging eine knappe Woche.

(Ich schreibe nicht immer aus was bei Voldemort passiert, er hat beschlossen sie zu brechen, weil er keinen Widerstand duldet. Entweder es gelingt ihm oder er würde sie töten.)

Die anderen Schüler bemerkten zwar, dass etwas mit Draco nicht stimmte, aber in diesem Jahr war sowieso nichts wie es sein sollte, also dachten sie nicht weiter darüber nach. Alina war zwar nicht unbeliebt, aber dadurch, dass sie immer so still war, nahm man sie kaum zur Kenntnis, sonst wäre es vielleicht ein paar Schülern aufgefallen, dass hier etwas mächtig schief lief.

***



Pansy saß an ihrem Platz und beobachtete, wie Draco heftig mit seiner neuen Busenfreundin, wie Pansy ihre Konkurrentin nannte, flüsterte. Sie saß zu weit weg, als dass auch nur die Möglichkeit bestanden hätte, dass sie ein Wort von dem was die beiden besprachen hätte hören können. Trotzdem fasste sie den Entschluss, dass es wieder Zeit für einen Bericht an Mr. Malfoy wurde. Vielleicht konnte der seinen Sohn zu Vernunft bringen.

***



Lucius Malfoy saß an seinem Arbeitsplatz und ging gerade einige Geschäftsakten durch. Reich wurde man nicht in dem man einfach nur dasaß und nichts tat. Doch seine Gedanken waren nicht ganz bei der Sache. Früher hätte er so was bei sich nicht geduldet. Früher! Verdrossen dachte er an die Vergangenheit. Früher hätte Severus nie gesagt, dass er ihn tot sehen wollte, nein früher nicht.

Er ist dein FEIND!, hämmerte eine Stimme in seinem Kopf, eine Stimme, die er, wie sehr er es auch versuchte, nie zum Schweigen brachte. Eine Stimme, die er in die Verdammnis wünschte.

"Severus ist nicht mein Feind", murmelte er zu sich selbst.

Dennoch, war es so. Sie waren Feinde, eine unbestreitbare Tatsache. So sehr er es auch anders wünschte. Auch wenn er das Gefühl nicht zuließ, tief in ihm drinnen vermisste er seinen Freund schrecklich. Tief in ihm drinnen erinnerte er sich an die vielen Tage und Nächte des spärlichen Glücks, dass er hatte und mit einem Freund teilte. Doch Severus war gegangen, er war in Hogwarts. Er könnte genauso gut auf dem Mond sein, es würde keinen großen Unterschied machen.

Eine Eule flatterte herein. Es war die Eule von dieser kleinen Parkinson. Dummes Mädchen. Er überflog kurz die Zeilen und wurde wütend. Er mochte es nicht, wenn sich jemand seinen Anweisungen widersetzte, schon gar nicht in dem Fall. Was dachte sich dieses Kind eigentlich? Wenn sie sich einbildete Voldemort die Stirn bieten zu müssen, dann war das ihre Angelegenheit, aber wie konnte sie es wagen, seinen Sohn zu gefährden! Dafür würde sie büssen, bitter büssen.

Er war sich dessen bewusst, dass eigentlich er für diese Misere verantwortlich war. Aber das kümmerte ihn nicht besonders.

***



Draco saß mit Alina auf einer Bank vor einem der unzähligen Fenster, sie saßen gerne dort und beobachteten gemeinsam den Sonnenuntergang.

"Warum gehst du da immer hin?", fragte er leise, fast zu sich selbst gewandt.

Alina sah ihn traurig an. "Glaub mir, ich habe meine Gründe", flüsterte sie zurück.

Sie wandten sich wieder ihren Arbeiten zu. Seit er mit Alina zusammen arbeitete, waren seine Aufgaben in Verwandlungen immer besser geworden. Es war schon erstaunlich, wie viel dieses Mädchen wusste, sie würde niemals Schwierigkeiten mit ihren Noten haben. Anders als er. Nun, wenn er ehrlich war, hatte er schlichtweg nichts übrig für das Lernen. Anders war das jetzt, die Bücher über das Heilen zum Beispiel, er hatte immer angenommen, dass er nicht besonders war im Lernen von Sprüchen, aber jetzt sah er das er es sehr wohl konnte. Nun Not machte erfinderisch.

Als der letzte Lichtstrahl verschwunden war und die Nacht über die Dämmerung siegte, musste Alina aufbrechen, das war früher, als gewöhnlich. Draco wollte sie umarmen, sie nicht weglassen, aber sie war schon verschwunden.

 

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