Abseits, Foul und andere Katastrophen 2

 

 

Kapitel 6: Willkommen zurück

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Das stetige Geräusch der Regentropfen, die laut krachend gegen die beschlagene Scheibe schlugen, an ihr hinab liefen und schließlich ganz verschwanden, drang nur selten bis zu seinem Geist durch. Viel zu viele Gedanken schwirrten in einem einzigen Chaos in seinem Kopf hin und her, wollten einfach keine Ordnung annehmen und warfen immer mehr Fragen auf.

Julian hatte ihn in eines der vielen Cafés geführt und bereits an der Tür hatte ein Gefühl von Vertrautheit von Severus Besitz ergriffen. Er kannte dieses kleine Café. Natürlich kannte er es. Damals hatten sie oft genug an einem der Tische am Fenster gesessen, über ihren Studienarbeiten gegrübelt und hatten sich schließlich doch gegenseitig mehr aus dem Konzept gebracht als alles andere.

Severus lächelte, als sie das kleine, gemütliche Café betraten. Es hatte sich nicht viel verändert. Im hinteren Teil standen noch immer die weinroten Ohrensessel, die alten, aus dunklem Holz gefertigten Tische und Stühle waren geblieben und nur hier und da hatten sich eine Kleinigkeit geändert. Ein neues Bild, eine Pflanze mehr oder weniger. Belangslose Dinge und niemals etwas von großer Wichtigkeit.

Kurz zögerte er, als Julian ihn mit sanfter Gewalt zu zwei Sesseln im hintersten Teil des Café schieben wollte. Was, wenn ihn einer erkannte? Wenn sie ihn fragten, wo er gewesen war?

Severus Snape war noch nie ein sonderlich großer Fan von unnötigem Smalltalk gewesen, doch als er den bittenden, beinahe schon ein wenig ängstlichen Blick von Julian sah, seufzte er schließlich ergeben und ließ sich von dem Kleineren zu der Sitzecke geleiten.

Das Café war bei diesem Wetter gut besucht und der schwere Geruch von Café, Kakao und frischem Kuchen hing in der Luft. Unwillkürlich brachte Severus diesen Geruch mit seiner Studienzeit in Verbindungen und driftete dadurch schon wieder in die Vergangenheit ab.

Hör auf damit!, schalt er sich in Gedanken selbst und schüttelte leicht den Kopf. Unbemerkt, wie er eigentlich dachte, doch Julian warf ihm einen fragenden Blick zu.

"Stimmt etwas nicht?"

Severus schüttelte den Kopf und versuchte ein leichtes Lächeln. "Nein, alles in Ordnung."

An dem durchdringenden Blick Julians konnte er erkennen, dass dieser ihm kein Wort glaubte und ihn immer noch zu gut kannte, doch der Zaubertränkemeister ging nicht weiter darauf ein, fuhr sich ein wenig unbeholfen über den nassen Stoff seines schwarzen Hemdes und ließ sich schließlich mit einem weiteren Seufzen in den weinroten Sessel sinken.

Wieder einmal zog die Kälte durch seinen ganzen Körper und nicht das erste Mal an diesem Tag fragte Snape sich, wie er so wahnsinnig hatte sein können und dort draußen in strömendem Regen auf ein rostiges Tor hatte schießen müssen. Wieso er überhaupt hier her gekommen war.

Er war verrückt geworden. Ganz eindeutig.

Eine warme Hand auf seiner Schulter zwang seine Gedanken zurück in die Gegenwart und er blickte geradewegs in die hellbraunen, fragenden Augen von Julian. Wann war dieser ihm so nahe gekommen? War er wirklich schon in Gedanken versunken gewesen? Das musste er sich abgewöhnen und zwar so schnell wie möglich! Er war doch sonst nicht so! Wieso also jetzt?

Severus Snape hatte in den letzten Stunden gelernt, dass er die Frage nach dem "Wieso?" besser nicht stellen sollte, da die Suche nach einer Antwort sowie so nur mit Kopfschmerzen und noch mehr Fragen verbunden war und so schüttelte er auch diesen Gedanken ab.

"Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?", fragte Julian noch einmal und drückte die Schuler des Schwarzhaarigen leicht. Dieser zuckte kurz zusammen, wich jedoch nicht zurück. Er musste sich erst wieder an die Berührungen gewöhnen, wie er feststellte.

"Ja, klar. Es ist nur alles ein bisschen…viel…", versuchte Snape die richtigen Worte zu finden und hätte im nächsten Moment am liebsten den Kopf ein paar Mal hintereinander auf die kleine Holztischplatte vor sich geschlagen. Fing er jetzt etwa auch noch an zu stottern? Das wurde ja immer besser…

Julian lächelte ihn warm und verständnisvoll an, während er langsam nickte.

"Ja, das ist es. Ich meine…du…du…", er schien kurz zu überlegen, legte den Kopf ein wenig schief, wie er es immer tat, wenn er über etwas nachdachte, und fuhr schließlich, immer noch warm lächelnd, fort: "…bist wieder da…"

Snape wusste nicht, was er darauf hätte erwidern sollen und so beließ er es bei einem leichten Nicken. Eine Bewegung zu ihrer Linken ließ in den Blick wenden.

Neben ihnen war eine Frau mittleren Alters erschienen, die scheinbar eine der Bedienungen aus dem Café war. Sie trug ihr langes, braunes Haar zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammen gebunden und lächelte die beiden Männer an. Snape überlegte kurz und kam zu dem Entschluss, dass sie wohl neu sein musste. Wobei "neu" natürlich relativ zu sehen war, denn viele Jahre war er jetzt schon nicht mehr hier gewesen?

Wieder eine Frage, über die man lieber nicht zu viel nachdachte.

"Hallo Julian", sprach die Frau den Kleineren an und warf Severus einen neugierigen Blick zu. "Was darf ich dir und deinem Freund bringen?"

Julian lächelte zuerst Severus, dann die Bedienung leicht an und schien nicht daran zu denken, seine Hand von Snapes Schulter zu nehmen. Dieser konnte nur schwer dem Drang wieder stehen sich nach hinten in den Sessel fallen zu lassen und so die warme, vertraute Hand los zu werden.

Stattdessen blickte er sein Gegenüber schweigend an, murmelte leise "Einen Cappuccino, bitte" und versuchte sich sein Unbehagen nicht anmerken zu lassen.

Die braunhaarige Frau nickte, notierte für Julian eine heiße Schokolade, drehte sich schwungvoll mit einem unter den Arm geklemmten Tablett wieder um und marschierte zur Theke.

Snape fühlte sich gleich wohler, schaute sich noch einmal in dem kleinen Café um und ließ sich schließlich doch nach hinten sinken. Julians Hand verließ seine Schulter und auch er setzte sich bequemer hin.

Keiner der beiden sprach ein Wort und man merkte deutlich, dass keiner von ihnen so recht wusste, wie er den Anfang machen sollte. Schließlich kam die Bedienung wieder, stellte beiden das Gewünschte auf den kleinen, dunkelbraunen Tisch vor ihnen und verabschiedete sich mit einem neugierigen Blick in Snapes Richtung.

Dieser nahm sich, dankbar für die kurze Ablenkung, die Tasse, spürte sofort die Wärme, die sich durch diese in seine kalten Hände und schließlich in seinem ganzen Körper ausbreitete und nahm einen kleinen Schluck des warmen Gebräus.

Wie lange war es her, dass er das letzte Mal Capuccino getrunken hatte? - Vorgestern war es sicherlich nicht gewesen und in den letzten Jahren auch nicht.

Wieder lehnte er sich zurück, behielt die warme, fast schon heiße Tasse in den Händen und schaute aus dem Fenster. Immer noch regnete es und der Himmel war so dunkel, dass es heute wohl auch nicht mehr aufhören würde.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie auch Julian einen kleinen Schluck trank, die Tasse schließlich wieder hinstellte und Snape unverhohlen mit einem neugierigen Blick musterte. Dieser kannte den Kleineren gut genug um zu wissen, dass er die Stille schon bald durchbrechen würde und kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende geführt, hörte er auch schon die leise, ein wenig zitternde Stimme des Braunhaarigen an seiner Seite.

"Wo bist du gewesen?"

Snape schloss für einige Sekunden die Augen. Natürlich war diese Diskussion unausweichlich gewesen, doch dass Julian es direkt so auf den Punkt bringen würde, damit hatte er, wenn er ehrlich war, nicht gerechnet. Es vergingen einige Augenblicke, in denen keiner von den beiden etwas sagte und nur das monotone Geräusch der anderen Gäste zu hören war, die stetig miteinander redeten.

"Ich war in Hogwarts."

Ein bisschen dürftig seine Antwort, das wusste er selbst, doch er hatte in dem Moment keine Lust gehabt, mehr zu sagen. Immer noch hielt er seinen Blick nach draußen gelenkt, nahm ab und zu einen kleinen Schluck des süßlich schmeckenden Getränkes und beobachtete die Leute, die draußen vorbei eilten.

"Hogwarts? Du bist also schließlich doch dort geblieben?"

Snape warf Julian einen kurzen Blick zu, doch unter dessen durchdringenden, braunen Augen, wandte er sein Gesicht schnell wieder dem Fenster zu. Normalerweise war er es, der die Menschen mit seinen Blicken zum Wegschauen brachte, doch was war heute schon normal?

Langsam nickte er.

"Ja, ich bin dort geblieben. Es gefällt mir in Hogwarts und das Lehrer-Dasein ist gar nicht so schlimm, wie viele immer behaupten."

Ein leichtes Lächeln stahl sich in sein Gesicht und auch Julian lächelte.

"Das kann ich mir denken. Du hattest schon immer das Zeug zum Lehrer und ich bin mir sicher, dass die Slytherins dich mögen!"

Snape wandte sein Gesicht wieder dem Braunhaarigen zu und betrachtete diesen mit einem langen Blick. Er hatte sich in den letzten Jahren wirklich kaum geändert. Wie lange war es jetzt her, dass er sie nicht mehr gesehen hatte?

Sieben Jahre?

Zehn?

Oder noch mehr?

Julian hatte das Haar noch immer kurz geschnitten, mit ein wenig Gel zerstrubbelt und sein Gesicht hatte noch immer diesen jugendlichen Ausdruck, der ihn stets um einige Jahre jünger wirken ließ. Er trug ein dunkelblaues Hemd, welches durch den Regen noch eine Spur dunkler geworden war und darauf eine normale, leicht ausgestellte schwarze Hose.

Je länger er Julian betrachtete und je länger er in diese braunen Augen sah, die ihn so flehend, aber auch so ängstlich, als könnte er jeden Moment aufstehen und wieder einfach so aus seinem Leben verschwinden, anblickten, wurde Snape bewusst, dass er sie vermisst hatte.

In alle den Jahren hatte er sich keinen wirklichen Gedanken an sie alle gestattet, doch tief in seinem Inneren hatte er sie vermisst. Sie alle.

Diese Erkenntnis hätte ihn eigentlich verwundern sollen oder wenigstens stutzen lassen, doch er hatte es mittlerweile aufgegeben zu versuchen, in seine alten Bahnen zurück zu finden.

Er war an eine Wegkreuzung gekommen und hatte sich für einen Weg entschieden. Dass dieser Weg einen alten, fast schon verschwundenen aus seiner Vergangenheit kreuzen würde, hatte er nicht wissen können und doch erschien es ihm, als ob das alles nicht ohne Sinn und Zweck geschah. Alles hatte einen Sinn… irgendwo.

Severus Snape lächelte, nickte schließlich und meinte mit leiser, aber dennoch deutlicher Stimme:

"Ja, ich denke, das tun sie. Und was ist mit dir und… den anderen?"

Er glaubte, für nicht mehr als einen kurzen Augenblick einen dunklen Schatten über die feinen Züge Julians huschen zu sehen, doch so schnell er gekommen war, so schnell war dieser Eindruck auch schon wieder verschwunden. Hatte er es sich nur eingebildet oder gab es da etwas, was er wissen sollte? Vielleicht nicht wirklich wissen wollte, aber doch sollte?

Snape spürte, wie sein Blick scheinbar wieder die gewohnte Stärke bekam und musterte sein Gegenüber durchdringend.

"Was ist passiert?", fragte er ohne große Umschweife und Julian lächelte. Wenn auch dieses Lächeln leicht gequält wirkte.

"Wie ich sehe, gehst du immer noch frei nach der Devise: Immer raus damit! …"

Severus nickte leicht, unterbrach Julian jedoch nicht und schwieg.

Julian nahm einen hastigen Schluck aus seiner Tasse, schaute diese einen Moment lang fragend an, da sie scheinbar leer geworden war, und blickte wieder auf.

"Den meisten geht es gut. Wir sehen uns noch öfter, reden miteinander, gehen dann wieder unsere eigenen Wege…nur…"

Snape setzte sich gerade hin und zweifelte nicht mehr daran, dass sein Blick die alte Präzision und Kraft wieder gefunden hatte. Er musterte Julian weiterhin durchdringend, reichte diesem stumm seine Tasse Capuccino und wartete darauf, dass der Braunhaarige weiter sprach.

Dieser nahm dankbar einen großen Schluck des noch lauwarmen Getränks, warf einen kurzen Blick durch den Raum, als wolle er sich vergewissern, dass keiner der anderen Gäste sie belauschte und begann schließlich mit leicht stockender Stimme zu erzählen:

"Du hast ja schon gesehen, wie der Platz draußen aussieht. Nachdem du fort gegangen bist haben sich die Mannschaft und damit auch der Verein komplett aufgelöst. Es war, als wäre mit dir das eigentliche Herz der Mannschaft gegangen und so war es auch. Ohne dich, ohne unseren Kapitän, unseren Anführer, unseren Freund, konnte und wollten wir nicht mehr spielen. Wir hatten es noch ein paar Mal versucht, doch es ging nicht. Es war, als hätten wir alle von einem Moment zum anderen das Fußballspielen komplett verlernt und so trennten wir uns…"

Er machte eine kurze Pause und Snape merkte, wie die Erinnerungen in ihm ein wildes Durcheinander bildeten. Julian fing leicht an zu zittern und der Zaubertränkemeister konnte nur erahnen, wie schwer es dem Kleinen fiel, darüber zu sprechen. Schließlich hatten sie für Fußball gelebt. Sie alle…

"…Jeder von uns ist danach seiner Wege gegangen. Einige von uns sind hier in der Muggelwelt geblieben und haben sich dort einen Job gesucht, wie David und Raphael zum Beispiel. Andere sind zurück in die Zaubererwelt gegangen, so wie du, und von Tom weiß ich, dass er nach Rumänien ist um Vampire zu erforschen oder so ähnlich. Es war schwer, danach noch den Kontakt aufrecht zu erhalten, wie du dir denken kannst. Manchmal höre ich von jemandem Monate lang nichts und es ist schade, aber ändern kann man es nicht…"

Er warf Snape einen kurzen Blick zu und dieser konnte deutlich die Zweifel in den braunen Augen lesen. Es gab etwas, was Julian ihm noch verschwieg. Von dem er nicht sicher war, ob er es Severus wirklich erzählen sollte.

"Hast du…noch einmal etwas von Christian gehört?"

Der Zaubertränkemeister fühlte sich, als hätte man ihm gerade eine Blutgrätsche in vollem Ausmaß verpasst, doch er schluckte dieses Gefühl herunter und schüttelte nur langsam den Kopf.

"Nein", sagte er leise und wusste, dass diese Sache, von der Julian nicht wusste, ob er sie ihm erzählen sollte, mit Christian zusammen hing. Zusammen hängen musste. Sollte er nachfragen? Es war unübersehbar, dass es dem Kleineren Mühe bereitete darüber zu sprechen und in einem Anflug von alter Vertrautheit stand Snape auf, ging um den kleinen Tisch herum, setzte sich auf die Lehne von Julians Sessel und nahm diesen, leicht zögernd, in seine Arme.

Er hatte Recht gehabt. Julian schien wirklich kurz davor zu sein zu weinen und innerlich fragte der Schwarzhaarige sich, was Schlimmes passiert sein musste, um ihn so aus dem Konzept zu bringen.
So saßen sie einige Minuten nebeneinander, schwiegen weiterhin und Snape bemerkte natürlich die neugierigen Blicke, die die anderen Besucher des Cafés ihnen zuwarfen, doch er bemühte sich darum, diese nicht zu beachten.

Noch einmal schluchzte Julian leise, hob dann seinen Kopf und blickte Snape aus verweinten Augen leicht lächelnd an.

"Ich bin immer noch so eine Memme wie damals, was!?", schniefte er und stellte die Tasse Capuccino, die er immer noch in den Händen gehalten hatte, auf den kleinen Tisch vor sich. Völlig unbewusst strich Snape ihm sanft über den Rücken und Julian lächelte ob dieser Tat.

"Ach Quatsch, was redest du denn da? Ich finde es gut, wenn du dich nicht… verändert hast. So ist wenigstens einer von uns geblieben, wie er war."

Wieder versuchte Julian ein leichtes Lächeln, was aber immer noch gründlich daneben ging und eher wie eine seltsame Grimasse wirkte, als wie ein Lächeln.

"Das stimmt nicht. Du bist auch immer noch genau so wie damals. Nach außen hin kalt, unnahbar und undurchschaubar, doch wenn man dich kennt, fast schon sanft und ein guter Freund."

Snape, der gar nicht wusste, wie er mit diesem Kompliment umgehen sollte, entschloss sich dazu sich wieder auf seinen Sessel zu setzen, bevor den Leuten ihn ihrer näheren Umgebung noch die Augen aus dem Kopf fielen und reichte Julian ein Taschentuch. Dieser nahm es dankend an, schnäuzte sich einmal laut und schien sich wieder halbwegs gefangen zu haben.

Er schaute sich einmal kurz im Café um, bemerkte die neugierigen Blicke mit einem verwunderten Stirnrunzeln und begann schließlich weiter zu erzählen…

"Christian schien es… am schlimmsten getroffen zu haben… an dem Abend, an dem du gingst, kam er in die Kabine, mit rot geweinten Augen und so gebückt, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte…"

Ein ungutes Gefühl namens Gewissen meldete sich in Snapes Innerem, doch er brachte es gekonnt zum Schweigen und verdrängte dessen Proteste in die hinterste Ecke seines Kopfes. Er zeigte Julian mit einem leichten Nicken, dass dieser fortfahren sollte.

"…er nahm seine Sachen, schaute keinen von uns noch einmal an und verließ wortlos die Kabine. Wir sind ihm natürlich hinterher und wollten mit ihm sprechen, ihn fragen was geschehen war, doch wir erhielten nur ein geflüstertes ‚Er ist weg…' und mit diesen Worten verließ auch er uns.

Keiner von uns wusste, wo er hingegangen war und es dauerte lange, bis wir ihn wieder gefunden hatten bzw. richtig gefunden haben wir ihn bis heute nicht. Manchmal sehe ich ihn in der Stadt, doch noch bevor ich zu ihm gelangen kann ist er wieder verschwunden und es dauert Wochen, bis einer von uns ihn wieder sieht. Er ist abgerutscht in einen Abgrund, aus dem wir ihn nicht mehr retten können, denn er will sich nicht retten lassen…"

Wieder verstummte Julian und Severus musste erneut hart schlucken. Christian war abgerutscht? Er hatte sich selbst und sein ganzes Leben aufgegeben? So viel hatte der Fußball ihm bedeutet?

Snape konnte nur schwer dem Drang widerstehen sofort aufzuspringen und Christian zu suchen, denn er konnte nicht leugnen, dass es ihm in der Seele weh tat zu wissen, dass dieser verrückte Kerl mit den schwarzen Locken wahrscheinlich irgendwo in der Gosse saß und sich bis zum letzten Schritt aufgab.

Severus kannte Christian gut, sehr gut, und er wusste, dass dieser bis zum Extrem gehen würde. Sie mussten ihn unbedingt finden, wenn es dazu nicht schon zu spät war!

"Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen…", sprach Julian weiter und blickte seinen Gegenüber mit flehenden Augen an, "…bitte lass' uns ihn suchen, Severus! Jetzt, wo du da bist, können wir ihn mit Sicherheit finden und ich weiß, dass du ihn retten kannst! Bitte lass uns die anderen holen und Christian suchen!"

Aus seinen braunen Augen liefen immer noch stumme Tränen und Snape musste sich stark beherrschen, um nicht erneut zu Julian zu gehen und ihn wieder tröstend in die Arme zu schließen.

Er war wirklich weich geworden…

Stattdessen nickte er nur, nahm den letzten Schluck des nun kalten Capuccinos und erhob sich. Er reichte Julian mit den Worten "Lass uns Christian finden und ihn zurück holen!" die Hand und dieser ergriff sie glücklich lächelnd.

"Ja", erwiderte er leise, "lass uns die anderen holen und Christian finden!"

Schnell bezahlten die beiden Männer ihre Getränke, warfen noch einen letzten Blick zurück und verließen schließlich zusammen das kleine Café. Viele Blicke folgten ihnen und manche der Kunden runzelte nachdenklich die Stirn.

Was hatte sich hier, vor ihren Augen, abgespielt?

Und wieso waren diese beiden Männer einigen von ihnen nur so bekannt vorgekommen?

Keiner von ihnen konnte die Antwort auf diese Fragen finden und nur ein dunkelhaariger Mann, der alleine in einer Ecke des Cafés saß und leicht lächelnd seine Zeitung zusammenfaltete, blickte den beiden Männern wissend hinterher.

"Willkommen zurück, Severus Snape, Kapitän des FC Claret Crystal."



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