Alcyone - Teil 4

 

 

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Kapitel 1



Sechs Monate war inzwischen vergangen. Sechs Monate, in denen sich das Leben von Alcyone und Severus sehr verändert hatte.

Nachdem Alcyone zwei Wochen im Krankenhaus verbringen mußte, wartete die erste Überraschung auf sie zu Hause. Jemand war in Mrs Sanctimonys Wohnung eingezogen. Aber nicht irgendwer, es war Tom.

Alcyone war äußerst glücklich über diese Neuigkeit, wohnten in dem Haus jetzt nur noch Magier, war das Leben als Hexe nun viel einfacher gestaltet und vor allem, Tom war neben Sirius ihr bester Freund.

Die sechs Monate vergingen rasch. Alcyone machte ihre Arbeit wieder richtig Spaß und zu Hause war nie leeres Haus. Fast jedes Wochenende besuchte Severus sie oder sie ihn (Alcyone hatte tatsächlich ihre Apparationsprüfung bestanden), da sie nun ihre Liebe nicht mehr zu verstecken brauchten. Von Voldemort hatte seit dem Vorfall im Wald niemand mehr etwas gehört. Vermutlich hatte er sich irgendwo weit weg versteckt und hoffte auf einen neuen Kreis von Todessern, da die alten alle seelenlos in Askaban saßen. Bis auf Lucius Malfoy, der aber etwas vorsichtiger geworden war.

Auch Remus kam immer öfter zu Besuch. Am Anfang war es vielleicht höchstens einmal pro Woche, aber als er Monica, Toms Schwester kennengelernt hatte, häuften ich seine Besuche immer mehr und es war nur noch eine Frage der Zeit gewesen ehe er und Monica zueinander fanden. Monica hatte absolut kein Problem mit Remus' Werwolfdasein, im Gegenteil, sie selbst war Pflegerin magischer Geschöpfe und kannte sich somit auch mit Werwölfen aus. Hinzu kam noch der Trank, den Severus regelmäßig für Remus braute und keiner brauchte Angst zu haben.

Es waren wirklich wunderbare sechs Monate, die alle Beteiligten verlebten, bis zu jenem schicksalhaften Wochenende im August.

Alcyone kam an diesem Freitagabend sehr spät von der Arbeit nach Hause. Inzwischen hatte ihr Ben endlich verziehen. Ganze sechs Monate war er sauer auf sie gewesen, weil sie ihm den Abend mit Jen verdorben hatte. Dabei hatte sie ihm doch nur ein paar Haare auf die Zähne gezaubert.

Alcyone freute sich nun auf nichts mehr, als auf ein Entspannungsbad.

Achtlos schmiß sie ihre Tasche auf die Kommode und lief direkt ins Bad, um das Wasser laufen zu lassen.

„Sag mal, habe ich einen Unsichtbarkeitszauber angewendet, von dem ich nichts weiß?“

Erschrocken fuhr Alcyone zusammen und drehte sich um. „Hast du mich erschreckt, Severus“, sagte sie. „Was machst du eigentlich hier? Ich dachte, du hast diese Woche keine Zeit.“

Sie schritt auf Severus zu und küßte ihn flüchtig auf den Mund.

„Der Kongreß wurde kurzfristig abgesagt. Also dachte ich, ich komme vorbei.“ Severus schloß Alcyone in seine Arme und küßte sie leidenschaftlich.

„Komm“, hauchte ihm Alcyone zu, nahm seine Hand und zog ihn ins Schlafzimmer.

Den Samstag verbrachten die beiden damit, den Morgen im Bett zu bleiben und Mittags mit Tom, Monica, Sirius und Remus Kaffee zu trinken. Sirius' Unschuld war inzwischen bewiesen worden.

Sirius und Severus hatten es inzwischen geschafft, sich zu vertragen.

Sie hatten viel Spaß und beschlossen allesamt ins Kino zu gehen. Tom hatte eine Arbeitskollegin eingeladen, die ihre Kusine mitbrachte, so daß er und Sirius nicht ohne weibliche Begleitung dastanden.

Für Severus war es eine Premiere. Noch nie hatte er eine größere Menge Muggel auf einmal ertragen. Mit Filmen aus der Muggelwelt hatte er inzwischen keine Berührungsangst mehr. Bei Alcyone hatte er schon einige gesehen und beim Schauen von Filmen mit einem gewissen englischen Schauspieler, dessen Namen er schon wieder vergessen hatte, hatte er immer wieder das komische Gefühl einer eigenartigen Vertrautheit.

Nach dem Kino halfen auch alle Überredungskünste nichts. Severus wollte keinesfalls noch in einen Pub gehen, also verabschiedeten sich Alcyone und Severus von den anderen und gingen nach Hause. Sie gingen augenblicklich ins Bett, aber an Schlafen war dabei nicht zu denken. Erst spät nach Mitternacht, als es bereits Sonntag war, schliefen sie beide eng umschlungen ein.

Alcyone und Severus machten an diesem herrlichen Sonntagmorgen, an dem keine einzige Wolke am Himmel hing, einen Spaziergang durch den Park, der sich gleich bei Alcyones Wohnung befand. Die Sonne schien und die Vögel zwitscherten bei ihren Streifzügen durch die Bäume. Überall im Park blühte es und die Blumen verbreiteten einen angenehmen Frühlingsduft.

Während Alcyone bei der angenehmen Wärme eine leichte, blaue Jeans und ein kurzärmliges T-Shirt trug, blieb Severus der Farbe schwarz treu. Alcyone hatte ihn immerhin dazu überreden können, nicht seine Zaubererkleidung anzuziehen, sondern hatte es geschafft, daß er eine weite Stoffhose und ein langärmliges, Muggelhemd anzog. Er hatte sich geweigert, ein kurzärmliges Hemd anzuziehen, da sein Todessermal immer noch zu sehen war und es hat nichts genützt, als Alcyone ihm versichert hatte, daß das keinem auffallen würde, da in London genug Leute mit ungewöhnlichen Tattoos herumlaufen würden, um die sich auch keiner scheren würde. Severus blieb in dieser Hinsicht stur.

Sie hatten ihre Hände ineinander verschränkt und liefen wie jung verliebte Teenager durch den Park. Alcyone genoß es regelrecht. Noch vor ein paar Monaten war es ihr fast unmöglich gewesen, Severus überhaupt zu Gesicht zu bekommen und nun liefen sie frei und ohne Angst in der Öffentlichkeit herum.

Severus konnte sich mit dieser neuen „Freiheit“ noch nicht ganz abfinden. Manchmal kam es vor, daß er in allem und jedem einen Spitzel von Lord Voldemort sah, was dazu führte, daß er trotz allem immer etwas verspannt war, wenn Alcyone und er sich außerhalb von Hogwarts oder ihrer Wohnung aufhielten.

Diesmal sollte es nicht anders sein. Severus blieb abrupt stehen.

„Was ist denn?“, fragte Alcyone, die ein paar Schritte zu weit gegangen war und nun wieder zu Severus zurück schritt.

„Da, siehst du die Menschenmenge da. Die sehen äußerst verdächtig aus. Blicken sich so verdächtig um.“

Alcyone musterte die Gruppe. Es waren ausschließlich Mädchen und Frauen, in fast allen Altersgruppen. Die jüngste sah nicht älter als sechzehn aus und die älteste bewegte sich um die vierzig, schätze Alcyone. Sie erkannte, wie einige von ihnen einfach die Gegend mit den Augen erkundenden, andere sich unterhielten und zwei von ihnen eine Karte betrachteten.

„Das sind nur Touristen“, versuchte Alcyone Severus zu beruhigen. "Vor denen brauchst du keine Angst haben.“ Sie stieß ihm leicht mit ihrer Schulter gegen den Arm.

Severus reagierte nicht, er beobachtete immer noch die Gruppe mit einem mißtrauischem Blick.

„Severus“, sagte Alcyone etwas genervt. „Wenn du sie so anstarrst, werden sie noch irgendwann aufmerksam auf dich.“

Auch Alcyone schaute jetzt automatisch wieder zu der Gruppe und da geschah es. Eine der Frauen, die mit der Karte beschäftigt waren schaute hoch und traf genau Alcyones Blick. Trotz der etwas weiteren Entfernung, spürte Alcyone ihren durchdringenden Blick.

Sie erschrak. Auch die Frau schien erschrocken zu sein. Da war etwas in ihrem Blick, daß in Alcyone ein Gefühl der Verwirrung hervorrief. Sie glaubte fast, die Frau würde sie erkennen und auch Alcyone spürte ein Gefühl der Vertrautheit zu dieser Frau und sie konnte sich nicht erklären, woher dieses Gefühl kam, es war ganz anders, als alle bisherigen Gefühle der Vertrautheit, die Alcyone in ihrem Leben je hatte.

Die Frau hielt ihrem Blick weiterhin stand und in ihren Augen entdeckte Alcyone etwas wie Unglaube, Entsetzen, Überraschung und tiefe Verbundenheit und große Sympathie, die offensichtlich Alcyone galt. Diese Mischung solch unterschiedlicher Gefühle verwirrten Alcyone nur noch mehr und es kam ihr für den Bruchteil einer Sekunde so vor, als wäre sie in ihrem Bann, so als würde sie alles tun, was diese Frau wollte.

„Alcy, was ist. Bist du zu Stein erstarrt?“ Severus legte ihr eine Hand auf die Schulter und schüttelte sie leicht.

„Severus, ich ähem.“ Alcyone verlor den Blickkontakt zu der Frau und damit alle verbunden Gefühle und Gedanken. „Oh tut mir leid, ich war gerade etwas abwesend. Wollen wir weitergehen?“, erklärte sie Severus, als sie wieder völlig da war.

Severus nickte. „Ja, laß uns wieder zurücklaufen.“

Alcyone nickte ebenfalls und schaute ein letztes Mal zu der Gruppe und zu der Frau. Sie stand immer noch gleich da und sie blickte immer noch in Alcyones Richtung. Dann, als Alcyones Blick kurz den ihren traf, glaubte sie zu erkennen, wie sie mit den Lippen den Satz „Es tut mir leid“, formte. Dann wandte sie sich an die Frau neben sich, sagte offensichtlich etwas zu ihr, woraufhin diese auch in Alcyones Richtung blickte, die nächste anstupste und so ging es immer weiter, bis plötzlich alle aus der Gruppe zu Alcyone und Severus blickten. In allen Gesichtern stand Fassungslosigkeit geschrieben. Es dauerte nur ein oder zwei Sekunden, in denen die Gruppe stumm zu den Beiden blickte, eine viel zu kurze Zeit, um zu begreifen, was da vor sich ging. Dann schrie plötzlich jemand „ALAN!“ und rannte los. Damit löste die Person eine regelrechte Welle aus, denn ihr folgten kreischend alle anderen.

„Oh Alan bist du es wirklich?“, schrie eine. „Alan, hier bin ich!“, schrie eine andere. Ein paar kreischten, andere schrien etwas in einer Sprache, die Alcyone nicht verstand, aber das am häufigsten vorkommende Wort, was sie aufschnappte, war „Alan!“.

Die Meute kam immer näher. „Alcy, was geht ihr vor?“, sagte Severus beängstigt.

„Ich weiß es nicht.“ Alcyone klang nicht minder erschrocken. Sie schaute die verrückt gewordene Gruppe noch genau eine Sekunde an und sagte dann, schon im Laufen: „Lauf Severus, lauf, die kommen direkt auf uns zu.“

Sie packte Severus fest an der Hand und zog ihn mit sich. „Schneller!“, schrie sie, da die Verrückten sie schon fast erreicht hatten. Jetzt hatte auch Severus realisiert, was los war und legte rasch an Tempo zu. Es dauerte nicht lange, dann zog er Alcyone mit sich.

„Schnell hier rüber!“, schrie Alcyone, die in dickes Gebüsch entdeckt hatte und zog Severus mit rein. Dahinter rannten sie noch ein Stück weiter und in ein weiteres Gebüsch. Völlig außer Atem gingen sie in die Hocke und versuchten ganz still zu sein. Severus' Hand hielt sie immer noch fest gedrückt. Während Alcyone durch die Büsche spickte und versuchte was zu erkennen, zückte Severus seinen Zauberstab und murmelte einen Spruch.

„Was...?“, flüsterte Alcyone, doch Severus bedeutete ihr, ruhig zu sein und schon im nächsten Augenblick hatte sie die Antwort auf ihre unvollständig gestellte Frage.

„Wo ist er hin?“, hörte sie eine Frauen sagen.

„Keine Ahnung?“ Das war eine andere.

„Wußte gar nicht, daß die hier drehen. Man er sieht so in natura noch viel viel besser aus, als im Film“, schwärmte eine andere.

Alcyone zog die Augenbrauen hoch. Severus hatte einen Translatorspruch gekoppelt mit einem Verstärkerspruch angewendet, so daß sie verstehen konnten, was die Frauen sagten. Aber helfen tat es ihnen nicht.

„Mann, wieso haben wir ihn verloren?“ Enttäuschung.

„Was war das eigentlich für eine Frau bei ihm. Rima bestimmt nicht!" Empörung.

Sie kamen immer näher. Inzwischen hatten sie schon fast das Versteck von Alcyone und Severus erreicht. Wenn sie nicht augenblicklich was taten, würde sie sie finden.

Alcyone hatte eine Idee. Sie nahm einen kleinen Stock, der auf dem Boden lag und warf ihn soweit sie konnte. Er traf ein anderes Gebüsch und verursachte dort ein Rascheln.

„Da, hier!“, schrie eine und plötzlich rannten alle durch das Gebüsch, in das Alcyone den Stock geworfen hatte. Alcyone Plan war vollends aufgegangen.

„Was war das eben?“, fragte Severus nachdem der Lärm sich etwas beruhigt hatte und die Stimmen nicht mehr zu hören waren.

„Keine Ahnung. Vermutlich haben die dich einfach verwechselt“ Alcyone zuckte mit den Schultern. „Ich kann mir nicht erklären, was es sonst sein könnte.“ Von den komischen Gefühlen, die sie vorhin hatte, erzählte sie Severus nichts. Jetzt erschien ihr das einfach nur noch absurd. Es war vermutlich nur ein Hirngespinst gewesen.

„Laß uns nach Hause gehen. Okay?“, schlug Severus vor.

Alcyone nickte. Sie versuchte sich aufzurichten und nahm dabei einen etwas größeren Stein zur Hilfe an dem sie sich abstützen konnte und der zufällig direkt vor ihr im Boden war. Kaum hatte sie ihn berührt, wurde ihr plötzlich schwindlig, alles drehte sich und ehe sie sich versah, verlor sie das Bewußtsein.

Kapitel 2

 

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