Alcyone - Teil 4

 

 

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Kapitel 2



Alcyone öffnete vorsichtig die Augen. Sonnenlicht fiel darauf und blendete sie. Sie zwinkerte und hob automatisch eine Hand vor ihre Augen.

„Was war das?“ fragte sie und versuchte sich aufzurichten. Was auch immer da gerade geschehen war, es hatte sie zu Fall gebracht. Ob sie wohl einen Schwächeanfall hatte?

„Severus?“ sagte sie leise und schaute sich um. Er lag direkt neben ihr auf dem Boden.

Augenblicklich beugte sie sich hinunter und rüttelte ihn. „Severus, alles in Ordnung?“

Der Angesprochene bewegte sich und schlug die Augen auf. „Was ist passiert?“ fragte er und versuchte aufzustehen.

„Keine Ahnung.“ Alcyone half ihm.

„Ich habe euch hergeholt“, sagte eine unbekannte Stimme.

Alcyone und Severus drehten sich um und sahen eine junge Frau mit sehr langem braunen Haar. Sie trug ungewöhnliche Kleidung, die nur aus Leinen zu bestehen schien.

„Wer sind Sie?“ fragte Severus und hatte schon mit einer Hand seinen Zauberstab griffbereit.

„Mein Name ist Nimue.“ Sie machte eine leichte Verbeugung und lächelte dabei.

Severus und Alcyone sahen sich an, dann wieder zu Nimue.

Nimue, wieso kam Alcyone der Name so bekannt vor?

„Verzeihung, aber ich verstehe das nicht so recht.“ Severus blickte die junge Frau ernst an. „Wie und wo habt Ihr uns hergeholt.“

„Ihr seid doch ein Meister der Zauberkunst, oder?“ Nimue ging nicht auf seine Fragen ein, sondern stellte selber eine.

„Warum wollen Sie das wissen?“ fragte Severus daraufhin wieder. Es gefiel ihm nicht, wenn man ihm keine Antwort auf seine Fragen gab. Er spielte lieber sein Spiel.

„Weil es von äußerster Wichtigkeit ist und die Tatsache, daß ihr hier seid, ist schon ein Beweis dafür, daß ihr ein Meister der Zauberkunst seid.“

„Ja Sie haben Recht, wir sind beide Magier“, ergriff Alcyone das Wort. Sie wußte, daß Severus nur weiter sein Spiel durchziehen würde.

„Ich brauche Eure Hilfe. Es handelt sich um eine dringende Angelegenheit. Ihr müßt mir helfen, Merlin zu befreien.“

„Hältst du das für möglich?“

„Was, daß wir in der Vergangenheit gelandet sind? Ja. Wie? Keine Ahnung.“

„Aber wir sind in der Vergangenheit?“

„Es deutet alles darauf hin, oder hast du irgendwelche Zweifel?“

„Zweifel? Sicher!“

Alcyone und Severus hatten eingewilligt, Nimue in ihre Hütte zu begleiten. Auf dem Weg dorthin unterhielten sie sich nur darüber, wie sie in die Vergangenheit kamen und vor allem, was das Ganze sollte. Nimue hatte ihnen versichert, alles zu erklären, wenn sie erst einmal in ihrer und Merlins Hütte angekommen waren.

Es war eine kleines Gebäude mit einem Dach aus Stroh. Es stand mitten in einem Wald und war sicher nicht einfach zu finden. Schon von außen drang der Duft von Kräutern in Alcyones und Severus‘ Nasen und vor der Tür hing ein Kessel.

„Miß Nimue, ich will nicht unhöflich sein, aber Sie schulden uns ein paar Antworten.“ Severus hatte sich vor ihr aufgebaut und wirkte, wie oft, bedrohlich. Das war seine Art, das zu bekommen, was er wollte.

Sie betraten die Hüte.

„Bitte setzt euch doch.“ Nimue wies auf einfache Holzstühle, die um einen noch einfacheren Holztisch standen. Im Inneren wirkte die Hütte viel größer. Nebst einer Kochstelle und dem Tisch sah es hier fast aus wie in Severus‘ Labor. Überall standen Behälter mit verschiedenen Inhalten und an den Decke hingen Kräuter und Pflanzen. Alcyone konnte aus dem Stehgreif fast alle definieren.

Im hinteren Teil der Hütte stand noch ein Bett, welches wie das gesamte Mobiliar einfach war.

Alcyone setzte sich neben Severus. Nimue nahm ihnen gegenüber Platz.

„Nun Miß Nimue ich warte.“ Severus‘ Stimme hatte an Schärfe noch nicht abgenommen.

„Verzeiht mir, aber ich konnte nicht anders. Ich mußte das tun.“

Severus wollte gerade wieder Luft holen, um etwas zu sagen, als Alcyone ihm sanft ihre Hand auf seine legte und den Kopf schüttelte. Alcyone hatte begriffen, daß die direkte Art nicht jedermanns Sache war und Nimues offensichtlich auch nicht.

„Nimue, würdet Ihr uns erzählen, warum und wie Ihr uns hierher geholt habt?“ Alcyone hatte keine Probleme, diese geschwollene Sprache anzunehmen. Sie ließ ihre Stimme sanft klingen, um so Nimue Mut zu machen.

Nimue nickte. „Merlin, mein Gemahl, ist von Vortigern gefangen genommen worden. Er hat wohl bemerkt, daß Merlin die Absicht hatte, zu Uther zu wechseln. Er hat ihn an einem unbekannten und sicheren Ort einsperren lassen. Mehr habe ich nicht herausgefunden.“

„Schön, aber was hat das mit uns zu tun?“

„Ihr seid hier um mir zu helfen ihn zu befreien.“

„Und wie? Wenn Sie nicht einmal wissen wo er ist.“ Severus klang immer noch verärgert.

„Ich bin verzweifelt.“ Nimue war den Tränen nahe. „Ich bin nur eine Normalsterbliche. Wie soll ich alleine etwas bewegen? Ich habe schon fast die Hoffnung aufgegeben gehabt, als mir der Stein in die Hand fiel.“ Nimue legte den Stein auf den Tisch. „Merlin hat mir einst erklärt, daß man mit seiner Hilfe Zauberer aus der Zukunft herschaffen kann. Es war meine letzte Hoffnung - ihr seid meine letzte Hoffnung.“ Nimue klang verzweifelt.

„Mit diesem Stein?“ Severus wollte ihn berühren, doch Alcyone packte noch rechtzeitig seine Hand um ihn davon abzuhalten. „Nicht. Wir wissen doch gar nicht, wie der Stein funktioniert.“

„Ich hoffe, ich komme so wieder in meine Zeit zurück und du auch.“ Severus machte deutlich, daß es ihm hier nicht gefiel.

„Ganz so einfach ist es leider nicht. Um euch wieder in eure Zeit zu bringen bedarf es eines Zaubers. Und wie ihr wißt, kann ich nicht zaubern.“

„Hat Merlin ein Zauberbuch oder so etwas ähnliches?“ fragte Severus.

Nimue schüttelte den Kopf. „So etwas hat er nicht nötig.

„Natürlich nicht, er ist ja auch der größte Zauberer aller Zeiten. So groß, daß er sich gefangen nehmen ließ. “ Severus Sarkasmus mußte man noch meilenweit spüren.

„Severus jetzt hör aber auf.“ Es war das erste Mal, seit sie hier waren, daß Alcyone ihre Stimme erhoben hatte.

„Alcyone, überlege mal. Wir sind hier in der Vergangenheit. Und auch wenn ich nie wirklich in ‚Geschichte der Zauberei‘ aufgepaßt habe, weiß ich doch eines: Man soll sich nicht einmischen.“

Severus meinte es mehr als Ernst. Das merkte Alcyone vor allem daran, daß er sie mit ihrem vollen Namen angesprochen hatte. Das kam äußerst selten vor und immer nur dann, wenn es um wirklich heikle und ernste Angelegenheiten ging.

Alcyone dachte nach. Severus hatte vollkommen Recht. Es gab nichts fataleres, als sich in die Geschichte einzumischen, weswegen Zeitreisen verboten waren und alle Möglichkeiten, die es einst dafür gab, waren vernichtet worden - mit Ausnahme des Stundenglases, von dem Alcyone wußte, daß Dumbledore eines besaß.

Sie wollte gerade Severus Recht geben, als ihr eine Tatsache einfiel, die er gar nicht berücksichtigt hatte. Sie war so offensichtlich gewesen, daß sie schon viel zu selbstverständlich war, als daß sie sofort daran gedacht hätte.

„Severus, du hast zwar Recht, aber da gibt es etwas, was wir nicht berücksichtigt haben.“

„So?“ Severus schenkte ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

„Denk doch mal nach. Merlin ging in die Geschichte ein als der Mann mit Artus und so weiter.“ Alcyone wollte in Nimues Gegenwart nicht zu viele Details preisgeben.

„Ja sicher, aber was hat..“ Severus brach ab. Natürlich. „Du willst damit sagen, daß wir Nimue auf jeden Fall helfen müssen, Merlin zu befreien, weil sich sonst die Geschichte verändert?“

Alcyone nickte. „Ich weiß es klingt unglaublich, aber wir sind offensichtlich Teil der Geschichte, indem wir Merlin befreien werden und wir dürfen nicht scheitern.“

Kapitel 1

Kapitel 3

 

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