Amoris Infinitas

 

 

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Kapitel 10: Das letzte Duell



Bevor Harry seinen Mund öffnen konnte um zu antworten, hatte Snape bereits, schnell wie der Blitz, den ersten Fluch abgefeuert. Ein scharfer Schmerz schnitt durch seine Wange. Kochend vor Wut und Verwirrung wischte Harry das Blut mit dem Handrücken weg. Was für ein Spiel spielte Snape? Er war auf ihrer Seite, oder etwa nicht? Warum griff ihn der verdammte Bastard an? Ein weiterer Fluch kam auf ihn zugeschossen, aber diesmal war Harry bereit. Er duckte sich unter dem Fluch weg und rief zur gleichen Zeit: "Expelliarmus!"

"Sie haben es immer noch nicht begriffen, Potter, oder? Habe ich Sie nicht fast ein Jahr lang nonverbale Zaubersprüche gelehrt? Versuchen Sie es noch einmal!", höhnte Snape, den Zauberstab noch immer fest in der Hand.

Mit aller Kraft dachte Harry Levicorpus, aber wieder parierte Snape den Fluch und verschwand tiefer in den Schatten des Obstgartens.

"Besser, Potter, besser. Aber nicht gut genug für mich", höhnte der Dunkle Zauberer und feuerte einen Brennfluch über die Schulter, der schmerzhaft Harrys Ohr streifte. Eine ganze Salve von Flüchen folgte, während Snape zwischen den Bäumen verschwand. In seiner brodelnden Wut alle Vorsicht vergessend, rannte Harry hinterher.

"Diesmal werden Sie nicht entkommen, Sie verdammter -" Ein Fluch traf Harry am Knie und er stolperte. Seine Fäuste vor Schmerz und Wut ballend rappelte er sich auf und setzte die wilde Jagd durch den Obstgarten fort, dann den Hügel hinauf und dem Wald entgegen. Dem Gefecht, das durch das Haus und den Garten der Weasleys tobte, schenkte er nicht die geringste Beachtung.

Am Rand des Waldes drehte sich Snape um. Eine Hälfte seines Gesichts war von dem fahlgrünen Glühen des Dunklen Mals beleuchtet. Der ungezügelte Hass, der in die scharfen, maskenartigen Züge geätzt war, ließ Harry erschaudern. Ein brennender Schmerz schoss durch seine Narbe, und seine Gedanken setzten aus, als Snape auf ihn zuschritt.

"Hier habe ich Sie nun, Potter ...", zischte der Todesser, dann rief er: "Expelliarmus!" Harry versuchte dem Fluch auszuweichen, doch er war zu langsam. Er wurde zurückgeschleudert und sein Zauberstab flog aus seiner Hand und hoch in die Luft. "Ohne Zauberstab ...", fuhr Snape fort und zeigte auf den am Boden liegenden Jungen. Dünne, schlangenartige Fesseln schossen aus der Spitze seines Stabs und wickelten sich um Harrys Arme und Beine, "... gebunden ... und ganz allein mit mir", er verneigte sich in gespielter Höflichkeit, dann deutete er in Richtung der nahen Bäume und lächelte boshaft " - und dem Dunklen Lord!"

Harrys Herz krampfte zusammen. Eine große, hagere, schwarz verhüllte Gestalt löste sich aus den Schatten des Waldes, rote Augen glühten in der Dunkelheit. Und durch das Gras glitt Nagini, die riesige Schlange.

"Willkommen zu deiner Todesparty", klang die hohle, schrille Stimme Harry in den Ohren, "Harry Potter. Zeit die Prophezeiung zu erfüllen, meinst du nicht?" Er wandte sich zu Snape um, der nicht weit von Harry im Gras kniete. "Gut gemacht, Severus, mein treuester Diener. Bring mir den Zauberstab des Jungen!"

Snape erhob sich und ging hinüber zu der Stelle, wo Harrys Zauberstab im Gras lag. Wenn Blicke töten könnten, wärst du jetzt Geschichte, Verräter, dachte Harry und starrte den Todesser hasserfüllt an. Diese letzten paar Tage hatte er Snape vertraut, zum ersten Mal in sieben Jahren wirklich vertraut. Snape hatte ihm das Rezept für den Amortentia-Trank gegeben, hatte sie vor dem Angriff gewarnt - noch dazu mit einem Einhorn-Patronus! Er hatte versprochen, Nagini zu töten. Aber da war sie, so lebendig wie eh und je. Und er, Harry, lag am Boden, ohne Zauberstab, wehrlos, in Voldemorts Arme gelockt von eben diesem Zauberer: Snape, der seiner Mutter geschworen hatte, er würde Harry beschützen. Und jetzt würde er, dem verfluchten Verräter sei Dank, eines schrecklichen Todes sterben...

Aber musste Snape nicht auch dafür sterben, dass er den Unlösbaren Schwur brach? Du bist tot, Verräter, dachte Harry, und eine merkwürdige, boshafte Zufriedenheit erfüllte ihn bei dem Gedanken. Gerade wollte er seinen Mund öffnen und die Worte seinem ehemaligen Lehrer, der gerade auf dem Weg zurück zu Voldemort an ihm vorüber ging, entgegenschleudern, als er ein leises Zischen hörte.

"Halten Sie den Trank bereit, sobald ich Sie von den Fesseln befreit habe, Potter."

Nun vollends verwirrt tastete Harry nach der kleinen Erhebung in seiner Tasche. Die Phiole mit dem modifizierten Amortentia-Trank war noch immer da. Aber er war nicht aktiviert. Doch wie um alles in der Welt sollte er den Zauberspruch ausführen? Was erwartete Snape von ihm? Es war unmöglich. Hier war niemand außer ihm, Voldemort und - Snape. Harrys Augen wurden groß. Was hatte Snape vor? Er beabsichtigte doch nicht etwa -

Er starrte auf die schwarze Gestalt, die sich auf Voldemort zu bewegte und Harrys Zauberstab in seiner linken Hand hielt wie eine Trophäe. Wenige Meter entfernt von seinem Ziel kniete Snape erneut nieder.

"Harry Potters Zauberstab, mein Lord", verkündete er, dann stand er geschmeidig auf. "Nun, ich denke nicht", fügte er wie beiläufig hinzu, und mit einem Schnippen seines Handgelenks warf er den Zauberstab rückwärts, Harry entgegen. Zur gleichen Zeit richtete er seinen eigenen Stab auf den erhobenen Kopf der Schlange.

"Avada Kedavra", sagte er fast lässig, und Nagini fiel in einer gewaltigen Explosion grünen Lichts leblos zu Boden.

Sowohl Snape als auch Voldemort wurden durch die Gewalt des Fluchs zurück geworfen, kamen aber schnell wieder auf die Füße.

"Snape, du verdammter Idiot, was hast du getan?", brüllte Voldemort, sein Gesicht verzerrt in fassungslosem Zorn.

"Ich habe Euren letzten Horcrux getötet, mein Lord", sagte Snape gefährlich leise. "Ja, Euren aller letzten. Der Ring ist zerstört, Slytherins Medaillon und Hufflepuffs Pokal ebenso, nur um einige zu erwähnen."

"Lügner! Du lügst! Meine Horcruxe sind sicher versteckt!", schrie Voldemort. Seine Stimme überschlug sich vor Erregung und - Unsicherheit?

"Ich selbst habe Euren Spiegel zerbrochen", fuhr Snape hochmütig fort. "Bella hatte sich so viel darauf eingebildet, dass Ihr sie damit betraut hattet, ihn aufzubewahren. Sie ließ kaum eine Gelegenheit aus, damit zu protzen." Verächtlich verzog er seinen Mund. "Zur Zeit ist sie die stolze Besitzerin eines magischen Duplikats. Hat nicht einmal bemerkt, dass ich ihrem Versteck einen Besuch abgestattet habe." Gekonnt machte Snape eine Pause, seine schwarzen Augen bohrten sich in die roten Voldemorts. "Und jetzt, mein Lord", er senkte seine Stimme zu einem gefährlichen Flüstern, "seid Ihr genauso sterblich wie jeder von uns. Und ich werde Euch töten. Expelliarmus!"

Voldemorts Zauberstab flog hoch in die Luft. Der selbsternannte Dunkle Lord gab einen zischenden Laut von sich, wirbelte herum und verschwand. Im Bruchteil eines Augenblicks erschien er an der Stelle, wo sein Zauberstab auf den Boden gefallen war. Snape stand ihm bereits gegenüber, seinen Zauberstab hoch erhoben. "Sectumsempra!"

Wieder wirbelte Voldemort herum und war verschwunden. "Du? Mich töten?", höhnte seine unmenschliche Stimme aus der Dunkelheit, und Snape drehte sich um. "Willst allen Ruhm für dich alleine, was? Der Zauberer, der Dumbledore und den Dunklen Lord getötet hat? - Ich denke nicht. Crucio!"

Mit einem magisch schillernden Schild wehrte Snape den Fluch ab. Er traf einen der Bäume und sandte Funken von Licht in den Himmel. Im gleichen Moment schossen feurige Pfeile aus der Spitze von Snapes Zauberstab auf Voldemort zu, doch der Dunkle Zauberer war schon disappariert.

"Netter Versuch", kam die hohe Stimme von hinter einem Felsblock. "Ich wusste schon immer, dass du begabt bist, Snape. Zu dumm, dass du dein Talent gerade verschleuderst. AVADA KEDAVRA!"

Snape war bereits verschwunden, noch ehe der Strahl grünen Lichts Voldemorts Zauberstab verlassen hatte.

Harry starrte. Wie war es möglich, dass jemand so schnell reagieren konnte? Nicht einmal in seinen wildesten Träumen hätte er sich die Szene, die sich in rasender Geschwindigkeit vor ihm abspielte, vorstellen können.

Für eine lange Zeit schienen die beiden kämpfenden Zauberer einander ebenbürtig. Strahlen von Licht schossen dicht wie Hagel aus ihren Zauberstäben, sie apparierten und disapparierten in Wirbeln schwarzer Roben, aber nicht ein Wort wurde gesprochen. Sie duellierten in vollkommenem Schweigen. Wie zwei Dämonen der Hölle waren die beiden schwarzen Gestalten in einem tödlichen, und zugleich seltsam faszinierenden Tanz gefangen. Und er, Harry, der ‚Auserwählte', konnte nichts tun als mit wild schlagendem Herzen im Gras zu liegen und zuzusehen.

Vom Fuße des Hügels drang leise der Lärm des Gefechts und das Schreien eines wütenden Hippogreiffs an Harrys Ohr.


TBC

 
 

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