Amoris Infinitas

 

 

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Kapitel 11: Amoris Infinitas



Harry hatte nicht die geringste Ahnung, wie lang die beiden Zauberer sich schon duellierten, als er Voldemorts Stimme hörte.

"Du wirst langsamer, Snape. Hast wohl genug?"

"Träum weiter", knurrte der andere Zauberer, aber Harry sah mit Bestürzung, dass Snape verletzt war. Blut rann sein Gesicht hinunter und ein Arm hing schlaff an seiner Seite herab. Trotzdem kämpfte er weiter, geschmeidig wie ein Panther.

Der ferne Lärm vom Fuße des Hügels wurde lauter. Wenn Snape nur durchhielt, bis der Orden durch die Linien der Todesser brechen und sie erreichen konnte. Wenn er, Harry, nur nicht so dumm gewesen wäre, Snape überhaupt zu folgen...

Ein lauter Knall, und Snape wurde von seinen Füßen geblasen und gegen einen Baum geschleudert. Mit Entsetzen sah Harry, wie der Dunkle Zauberer im Fallen seinen Zauberstab verlor.

Voldemort grinste unheilverkündend.

"Serpensortia!", rief er, und ein Knäuel sich windender Schlangen schoss aus der Spitze seines Zauberstabs dem am Boden liegenden Mann entgegen. Snape hechtete nach seinem Zauberstab. Doch bevor er ihn ergreifen konnte, hatten die Schlangen ihn umringt. Sie richteten sich bösartig zischend über ihm auf und senkten im Bruchteil einer Sekunde ihre todbringenden Zähne in seine Haut.

Harry schloß die Augen. Dies war also das Ende. Sobald die Schlangen mit Snape fertig waren, war er dran. Diesmal gab es kein Entrinnen.

Ohne jede Hoffnung öffnete er erneut die Augen. Was er sah, ließ ihn vor Überraschung die Luft anhalten. Snape griff mit seiner unverletzten Hand nach seinem Zauberstab. Er war am Leben und kämpfte noch immer!

"Viperae evanescae!", keuchte Snape, und die Schlangen verschwanden in einer Wolke von Rauch.

Bitte lass ihn OK sein, bitte lass ihn OK sein, dachte Harry wieder und wieder, aber mit wenig Zuversicht. Sein ehemaliger Professor war noch immer am Boden und rang mit schmerzverzerrtem Gesicht keuchend nach Atem.

"Nun, Snape, wie haben dir meine Schlangen gefallen?", höhnte Voldemort selbstzufrieden. "Schön schmerzhaft, ihr zärtlicher Biss ... Aber mach dir keine Sorgen, das Gift wirkt nur langsam. Es wird mich nicht des Vergnügens berauben, dich eigenhändig zu töten. Und dann", er schaute von Snape zu Harry hinüber und seine Augen blitzten in boshaftem Triumph, "ist Potter an der Reihe. Zwei Tode für zwei fantastische neue Horcruxe!"

Doch noch gab Snape sich noch immer nicht geschlagen. Mühsam kämpfte er sich auf die Beine. "Ihr irrt Euch, mein Lord, Ihr seid es, der sterben wird", sagte er mit schwacher Stimme, aber statt seinen Zauberstab auf Voldemort zu richten, zielte er auf Harry und murmelte einen Zauberspruch. Die Fesseln verschwanden. Schnell rollte Harry in Richtung seines Zauberstabs. Er musste ihn erreichen bevor -

"AVADA KEDAVRA!"

Aus den Augenwinkeln konnte Harry wie in Zeitlupe den tödlichen Strahl grünen Lichts sehen, der auf seinen einstigen Professor zuschoss. Bewegungslos und aufrecht stand Snape da, eine schwarze Silhouette vor dem fahlgrünen Nachthimmel, und wartete auf den tödlichen Schlag, als ob er ihn willkommen hieße...

Plötzlich verstand Harry. Snape hatte alles minutiös geplant, hatte sie mit Absicht von den anderen getrennt, damit niemand sich einmischen und seine Pläne gefährden konnte, hatte Harry gefesselt, um ihn davor zu bewahren, etwas Unüberlegtes und Dummes zu tun, und nun opferte er sich, damit Harry den Zaubertrank aktivieren konnte ...

"Nein!", schrie Harry und streckte seinen Arm aus, um seinen Zauberstab zu greifen. Im gleichen Moment brach vom Himmel ein schrilles Geschrei über sie hinein und etwas Riesiges und wild mit den Flügeln schlagendes kam auf Snape herabgestürzt: Seidenschnabel, der Hippogreif. In einem Wirbel von Federn und schwarzem Stoff fielen sie zu Boden, als das grüne Licht sein Ziel traf.

Weder Tier noch Zauberer bewegten sich.

Zu spät. Er war zu spät. Snape war tot. In einem Anflug brennenden Zorns wollte Harry sich auf Voldemort stürzen, ihn schlagen, treten, würgen, aber als er sich daran machte aufzustehen, fühlte er etwas kleines, hartes gegen seinen Oberschenkel drücken. Der Amortentia-Trank. Nein, Snapes Opfer durfte nicht umsonst sein. Mit einer raschen Bewegung fischte er die Kristallphiole aus der Tasche, schloss die Augen und konzentrierte sich. Er berührte das kleine Fläschchen mit dem Zauberstab und flüsterte den Zauberspruch: "Amoris Infinitas."

Der Trank begann zu glühen.

"Ah, Potter. Tut mir schrecklich leid, aber ich fürchte, ich habe nicht nur unseren lieben Severus getötet, sondern auch dein idiotisches Haustier", sagte Voldemort gedehnt, während er mit der Spitze seines Stiefels den Haufen zu seinen Füßen inspizierte. "Zwei auf einen Streich! Wie dem auch sei, du wirst das Vieh ohnehin nicht mehr brauchen, da du ihm dorthin folgen wirst, wo auch immer es jetzt ist -"

Er schwang seinen Zauberstab hoch über den Kopf.

"AVADA KEDAVRA!"


Im selben Augenblick, in dem Voldemort den tödlichen Fluch aussprach, hatte Harry hinter seinem Rücken die Phiole geöffnet. Ein Blitz gleißenden Lichts schoss aus der Öffnung und explodierte in einem atemberaubend bunten Schauspiel von glitzerndem Feuerwerk. Millionen funkelnder Tropfen regneten vom beleuchteten Himmel herunter und durchtränkten die beiden Kontrahenten mit duftendem Liebestrank. Das tödliche grüne Licht aus Voldemorts Zauberstab war verschwunden.

Voldemort stand wie angewurzelt. Welch teuflischer Trick war dies? Hatte Potter ihn schon wieder hereingelegt? Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein ... Er fühlte, wie der magische Regen sanft auf ihn niederrieselte, auf seine Kapuze, seine Schultern, seine Arme und Hände, sein Gesicht. Auf seiner Haut verspürte er ein leichtes Kitzeln, ein Prickeln, das an Intensität zunahm. Panik ergriff ihn. Mit einem Schwenken seines Zauberstabs versuchte er, den Regen verdampfen zu lassen, aber ohne Erfolg; die glitzernden Tropfen fielen nur noch dichter um ihn herum. Opale Dämpfe begannen von seinem Umhang, seiner Haut aufzusteigen. Das Prickeln wurde ein brennender Schmerz, der in sein Fleisch fraß, in seine Knochen, in das tiefste Innere seiner verkrüppelten Seele.

Voldemort schrie auf vor Schmerz. Panisch vor Angst schlug er wie besessen nach dem Regen, wieder und wieder, in wilder, kreischender Raserei.

Es war schrecklich anzusehen. Harry stand im Regen und starrte gebannt auf den sich rasend schnell drehenden, schreienden Wirbel aus Dampf und wehendem, schwarzem Stoff. Nach einer Weile wurde der Regen schwächer und das Schreien wurde zu einem leisen, heiseren Schluchzen. Dann war es still. Die letzten Spuren von Dampf verwehten in einer sanften Abendbrise.

Voldemort war nicht mehr.


TBC

 
 

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