Das Chaos beginnt

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Kapitel 11: Nach Azkaban - Warten

Der nächste Tag verging zu schnell für Harrys Geschmack. Natürlich wollten Ron und Hermine wissen was bei dem Treffen mit Dumbledore geschehen war. Aber Harry hielt sein Versprechen und musste sie enttäuschen. Er hatte nicht gerne Geheimnisse vor ihnen, aber der Direktor hatte ihn extra darum gebeten es keinem zu sagen. So würde er den Mund halten, ob es ihm passte oder nicht. 

Obwohl das nicht bedeutete daß Ron und vor allem Hermine nicht versuchten zu erraten was passiert war. Aber das half ihnen wenig, denn Harry bestätigte weder, noch stritt er ihre Vermutungen ab. Ehrlich gesagt genoss er ihre bettelnden Blicke beim Mittagessen schon. 

“Oh komm schon”, sagte Ron. 

„Nur ein Hinweis, Harry. Wir sagen es keinem. Bitte.” 

Harry schüttelte den Kopf, wie er es schon so oft getan hatte. 

„Weißt du, Harry,“ bemerkte Hermine. „das ist nicht sehr, nun, nett von dir. Uns ohne einen echten Hinweis oder Punkt zu lassen, an dem wir anfangen können selbst raten. 

Harry lächelte seine Freunde boshaft (klingt ein wenig zu böse, vielleicht „schelmisch“?) an. 

„Nun, das einzige das ich euch sagen kann ist daß ihr einen Anfall bekommen würdet wenn ihr wüsstet was Dumbledore vorhat. Und das ist alles was ich sagen werde. Ende der Geschichte.“ 

Harry lächelte noch immer während Ron einige male „hmpf“ machte, und wandte seine Aufmerksamkeit seinem Mittagessen zu. Die Nachspeise schmeckte ganz gut. Harry konnte nie „nein’ sagen wenn es Schokoladenkuchen gab. Vor allem nicht wenn sie große Stücke der braunen Süßigkeit beinhalteten. 

Er biß in den Kuchen und erschrak. Was war das? Es sollte nichts papierartiges drin sein. Vorsichtig nahm er das etwas aus dem Mund und untersuchte es, und stellte sicher daß sonst keiner das kleine Papierstück sehen konnte das er jetzt in der Hand hielt 

Eine Notiz war darauf gekritzelt. 

Endlich verstand Harry. Das war wieder einer von Dobbys Einfällen, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Wie der Hauself sichergestallt hatte daß dieses Stück des Kuchens auf Harrys Teller landete war ihm ein Rätsel 

Die Botschaft selbst war kurz und klar. 

‘Der Schulleiter will Sie nach dem Mittagessen sehen.’ 

Es schien als hätten sie endlich eine Nachricht von Sirius. Unauffällig steckte Harry das Papier in seine Tasche und aß seinen Kuchen auf. Weder Ron noch Hermine hatten etwas bemerkt. Offensichtlich hatten sie beschlossen Harry als ‘Strafe’ für seine Geheimnisse vor ihnen zu ignorieren. 

So war es recht leicht für Harry, zum Treffen beim Schulleiter zu gehen. Als er von seinem Platz aufstand nahmen Ron und Hermine keine Notiz von ihm. Lächelnd verließ Harry die große Halle und ging zu Dumbledores Büro. Der Direktor selbst war vor einigen Minuten gegangen, und so war Harry sicher daß er schon in seinem Büro sein würde. 

*** 

“Ich bin froh daß du so schnell herauf kommen konntest, Harry. Ich wusste daß ich mich auf Dobby verlassen kann.“ Sagte Dumbledore als er Harry einen Stuhl anbot. „Möchtest du etwas heiße Schokolade?” 

“Ja, Sir. Danke.” Antwortete Harry, etwas enttäuscht weil Remus Lupin nicht auch anwesend war. 

“So,” fuhr der Direktor fort nachdem er zwei Tassen mit Schokolade hergezaubert und sich selbst gesetzt hatte. Wie du vermutlich schon erraten hast habe ich heute eine Nachricht von Sirius erhalten. Zum Glück läuft bisher alles wie geplant. Sirius konnte Bransom und seinem Begleiter folgen und alle Informationen bekommen die wir brauchen. Aber ich sollte besser am Anfang beginnen.“ Er lächelte Harry freundlich an und fing an zu erklären. 

“Sirius bekam mehrere Aufträge von mir als ich ihn in London getroffen habe. Ich hatte vorher erfahren daß Mr Bransom in London lebt. Ein netter und praktischer Zufall. Nun, da ich wusste wann er Severus ‘besuchen’ sollte sagte ich Sirius er sollte ein Auge auf ihn halten. Und wir hatten Glück, weil Bransom in der Tat zur angekündigten Stunde sein Haus verlassen hat. Sirius folgte ihm und beobachtete wie sich Bransom mit einem anderen Mann traf, offensichtlich dem zweiten Verhörer.“ 

Dumbledore unterbrach sich und öffnete eine Schublade. Er nahm ein Zaubererphoto heraus und gab es Harry. 

Auf dem Foto waren zwei Männer. Einen von ihnen erkannte Harry sofort als Bransom. Der andere war ihm unbekannt. Es war nichts bemerkenswertes an ihm. Er war durchschnittlich groß, hatte hellbraunes Haar und hätte als unschuldiger Angestellter durchgehen können. Sicher sah er nicht aus wie ein Gefolgsmann des dunklen Lords. Andererseits stand den meisten Leuten die Dunkelheit nicht so deutlich ins Gesicht geschrieben wie Voldemort selbst. 

“Das ist der Mann?” fragte der Fünftklässer. 

Dumbledore nickte. “Ja, das ist er. Sein Name ist Derek Conald. Er arbeitet in derselben Abteilung wie Bransom, so ist es nur natürlich daß sich die beiden nach der Arbeit treffen. Aber wir wissen es natürlich besser.“ 

Harry warf wieder einen Blick auf das Bild in seiner Hand. Bransom und Conald schüttelten sich die Hände und tauschten einige Worte in kameradschaftlicher Art und Weise aus. Man hätte nie erraten können daß sie bald nach Askaban gehen wollten. 

Harry war stolz auf Sirius, daß er das Foto gemacht hatte. Wie hatte er es geschafft? Ein Hund konnte einfach keine Kamera dabei haben, oder? 

„Was ist danach passiert?” fragte Harry als er das Bild wieder auf den Tisch legte. 

„Offensichtlich sind sie eine Weile ohne direktes Ziel herumspaziert. Als sie sich unbeobachtet fühlten nahm Bransom ein Feuerzeug heraus und beide sind verschwunden.“ 

Harry nickte verstehend. „Sie haben also einen Portschlüssel benutzt um nach Azkaban zu gehen.. Wenn sie wirklich dahin gegangen sind, heißt das.“ 

“Gut gedacht, Harry.” Erkannte Dumbledore an, und Harry hätte schwören können daß er ein kleines, stolzes Lächeln sag. 

„Aber Sirius war schlauer als sie. Bransom und Conald gingen in eine kleine dunkle Gasse um den Portschlüssel zu benutzen. Sirius in Hundeform konnte ihnen folgen. Obwohl er ein recht großer Hund ist weiß er wie er sich unbemerkt bewegen kann. Er hat Teile ihres Gesprächs mitgehört. Wir haben Glück, denn sie sind tatsächlich direkt nach Azkaban gegangen. Sirius konnte auch hören wann sie wieder zurück sein sollten. So ist er einige Stunden herumgelaufen und ist zu der Zeit die sie erwähnt hatten zurück gekommen. Keine 10 Minuten später tauchten unsere Freunde auf, in derselben kleinen Gasse, und unterhielten sich leise über ihre Errungenschaften bei Severus. Sirius hat nicht viel gehört, aber wenigstens wissen wir daß sie zufrieden damit waren, Severus von meiner Ankündigung gestern zu erzählen. Und ein bisschen mit ihm zu spielen.” Seine Stimme tropfte jetzt vor Ekel. 

“Nun noch etwas sehr nützliches das Sirius gehört hat ist daß sie ausgemacht haben sich morgen Abend am selben Ort zur selben Zeit zu treffen. Das macht unsere Vorbereitungen viel leichter.” Damit wurde er still und gab Harry Zeit um die ganze Situation zu überdenken. 

Harry dachte über alles das nach das ihm der Direktor gesagt hatte, und beschloß daß das Pech gestern Urlaub gemacht haben musste. Nun hatten sie alle wichtigen Informationen die sie brauchten um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Sie mussten „nur“ noch die Plätze mit Bransom und Conald tauschen und Snape davon überzeugen daß Dumbledore ihm traute. Nur… 

“Ich nehme an Sie haben Vielsafttrank? Und das Veritaserum?” fragte Harry . Wie sonst sollten sie herausfinden was Bransom morgen bei Snape erreichen wollte. 

Dumbledore nickte. “Ja, habe ich. Nach letztem Jahr hat mir Severus etwas aus seinen Vorräten gegeben. Nur für den Fall daß ich sie brauche und er nicht zur Verfügung steht.“ 

„Und wie wollten sie Bransom und Conald „fangen’? Sie einfach überwältigen und hierher bringen um sie zu befragen, mit einem Portschlüssel?“ 


Wieder bestätigte der Direktor Harry Annahmen mit einem Nicken. „So einfach. Sirius hätte es gestern leicht tun können wenn wir vorbereitet gewesen wären. Er selbst wird unsere beiden Freunde morgen ablenken so daß ich sie betäuben kann. ” 

Harrys Augen wurden groß. “Sie wollen selbst gehen? Ist das nicht zu riskant? Was wenn jemand Sie bemerkt?” 

Dumbledore lächelte ihn an, und seine Augen funkelten wieder. “Es ist nur ein kleines Risiko, das versichere ich dir. Sie sind viel selbstsicherer als ihnen gut tut. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Harry. Schließlich bin ich etwas mehr als nur ein alter Direktor der den ganzen Tag hinter seinem Schreibtisch sitzt, meinst du nicht?“ 

Er zwinkerte und Harry fühlte wie seine Wangen brannten. Schließlich war es Dumbledore, der einzige Mensch den Voldemort selbst fürchtete. Zwei Todesser waren wirklich keine Bedrohung für den Direktor von Hogwarts. 

Harry grinste Dumbledore an. “Ja, Sir. Wann erwarten Sie mich morgen hier? Ich muß mir eine Geschichte ausdenken die ich Ron und Hermine erzählen kann.“ Er kicherte gutmütig. 

Dumbledore lachte. „Ich verstehe. Sie setzten dir sehr zu, oder? Nun, Remus und ich sollten unsere Freunde bis um sechs Uhr morgen Abend haben. Wenn du dann hier sein könntest? Das ist meiner Meinung nach ausreichend.“ 

Harry nickte. “Natürlich, Sir. Ich werde da sein. Gott sei Dank ist morgen Samstag. Ich werde nach unserer Aktion wahrscheinlich eine Nacht lang schlafen müssen.“ 

Der Direktor lächelte ihm zu und wünschte ihm schließlich einen schönen Tag. „Oh, und Harry“, fügte er hinzu. „Ich habe Professor Sprout gesagt daß du aufgehalten wirst und deswegen vielleicht etwas zu spät in die Kräuterkundeklasse kommst, also wenn du etwas länger brauchst um darüber nachzudenken, dann kannst du das tun. Geh nur in die Stunde bevor sie vorbei ist.“ 

„Danke, Sir.“ sagte Harry, und ging. 

Als er die Treppen hinunter ging fragte sich Harry ob Sirius vielleicht ebenfalls nach Hogwarts kommen würde. Er hoffte es - es würde wunderbar sein, seinen Paten wiederzusehen. 

Wie sich herausstellte spazierte Harry einige Zeit lang herum und dachte über alles nach das der Direktor gesagt hatte. Dann erst ging er zum Gewächshaus. Wie Dumbledore ihm gesagt hatte stellte Professor Sprout keine Fragen weil er zu spät kam, sondern bat ihn nur darum, zu einer der Gruppen zu gehen die mit einigen Pflanzen beschäftigt waren. 

„Hey, schau, Hermine“, sagte Ron. “Da ist unser Freund, der Geheimniskrämer!” Er zwinkerte Harry zu. „Nun, können wir wenigstens hoffen daß du uns alles irgendwann einmal erklärst?“ 

Harry grinste. “Vielleicht, wenn ihr beide nett genug seid. Nein, nein, war nur ein Witz, Ron. Natürlich, sobald alles vorbei ist. Versprochen!” 

Ron schlug ihm leicht auf die Schulter. „Na, das ist mein Freund! Aber laß es nicht zu lange dauern. Hermines Kopf explodiert wenn sie noch viel länger darüber nachdenken muß.“ 

„ Mein Kopf?” fragte Hermine, die mit den Fingern in gespielter Wut auf den Tisch klopfte. 

“Wer hat den ganzen Tag über gefragt ‘ Was hat Harry vor, Hermine?’, Könnte er nicht wenigstens einen Hinweis geben?’, „Weißt du was hier los ist, Hermine?` Hmmm, Ron?“ 

Ron blickte auf seine Füße und gab ebenfalls vor, sich zu schämen. „Nun, jetzt da du es erwähnst, ich war vielleicht selbst etwas interessiert daran...“ 

Harry verdrehte die Augen und streichelte die Pflanze vor ihm. Wenigstens konnte sie nicht sprechen. 

*** 

Während Harry mit der Pflanze arbeitete dachte er darüber nach was er Ron und Hermine morgen Abend erzählen sollte. Wie sollte er seine Abwesenheit erklären? Endlich beschloß er daß er ihnen wenigstens einen Teil der Wahrheit erzählen musste. Sie würden wahrscheinlich sowieso erraten warum er weg war. So wartete er nach dem Unterricht darauf bis die meisten der Schüler das Gewächshaus verlassen hatten und zog dann Ron und Hermine hinter das Gebäude um sicherzustellen daß sie nicht belauscht werden könnten. 

„Was mein Geheimnis betrifft“, fing er an. “Grins noch nicht, Ron. Ich will es euch nicht heute schon sagen. Aber es gibt etwas das ihr wissen müsst.“ 

„Natürlich“, sagte Hermine. “Heraus damit.” 

“Nun”, fuhr Harry fort. “Ich werde morgen Abend nicht hier sein.“ 

Ron runzelte die Stirn. “Nicht hier? Aber wo gehst du hin? Okay, okay, ich verstehe. Geheime Informationen.“ 

Harry nickte. „Genau. Sagen wir nur daß ich woanders bin. Ihr würdet es sowieso herausfinden, also sehe ich nicht warum ich es euch nicht selbst sagen sollte. Aber niemand anders darf es wissen. Und das ist eure Aufgabe, euch eine plausible Erklärung einfallen zu lassen falls ich vermisst werde.“

„Genau“, nickte Ron. „Also wenn ein neugieriger Kerl fragt wo du bist, erzählen wir ihnen eine Geschichte. Zum Beispiel daß du die Dementoren in Askaban besuchst oder so.“ 

Harry erstarrte einen Augenblick. Wussten sie es? Hatte es Hermine irgendwie herausgefunden? Aber seine Ängste waren unbegründet. 

“Ron!” Hermine sah aus als wäre sie etwas sauer auf ihn. „DU weißt daß Harry einige… Probleme mit den Dementoren hat. Es ist nicht gerade höflich über so etwas Witze zu machen.“ 

„Du hast recht, Herm. Sorry, Harry.” Murmelte Ron. 

Harry seufzte erleichtert und klopfte Ron auf den Rücken. „Nichts passiert, Ron., ich weiß daß es nur ein Witz war. Wer wäre schon so wahnsinnig, freiwillig nach Askaban zu gehen?“ 

Sie lachten und Harry fing an sich zu wünschen daß morgen Abend nie kommen würde. 

*** 

Aber natürlich war ein solcher Wunsch völlig umsonst. Wie viele gefürchtete Dinge näherte sich der Besuch in Azkaban, wie man es nennen konnte, schneller als Harry es für möglich gehalten hätte. 

Ron und Hermine hatten beschlossen sich ziemlich nahe an die Wahrheit zu halten, oder wenigstens an den kleinen Teil davon den sie kannten, falls jemand nach Harry fragte. Sie würden sagen daß er etwas mit dem Direktor zu erledigen hatte, und daß sie selbst auch nicht mehr wussten. Das war schließlich wahr. Sie bemerkten auch daß dieses erledigen sich nicht gerade leicht für Harry werden würde . Als die Stunden vergingen wurde Harry immer nervöser. Er versuchte es nicht zu zeigen, aber Ron und Hermine bemerkten es trotzdem. Aber sie waren freundlich genug, nicht darauf herumzureiten. Stattdessen unterhielt sich Ron ständig mit ihm über die Chancen der Chudley Cannons beim Spiel um den Titel, und Hermine redete laufend darüber, was sie für den UTZ noch alles zu lernen hatten, und wie sie hoffnungslos hinter dem Zeitplan standen - wenigstens hinter ihrem Zeitplan. 

So verbrachte Harry den Nachmittag damit, die Cannons mit Ron zu diskutieren und mit Hermine zu lernen. Er hatte das starke Gefühl daß sie beide heimlich geplant hatten ihn zu beschäftigen. Er war mehr als dankbar dafür. 

Aber der Nachmittag musste schließlich ein Ende haben. So sagte Harry einige Minuten vor sechs Uhr seinen Freunden auf Wiedersehen - die ihm beide viel Glück wünschten - , zog seinen Tarnmantel an und schlich sich aus dem Gemeinschaftsraum. Das stellte sich als rech leicht heraus weil viele aus seinem Haus draußen waren. 

Leise ging Harry zum Eingang von Dumbledores Büro. Hatte der Direktor wirklich gesagt daß er kommen sollte wenn Bransom und Conald herein gebracht wurden? Bedeutete daß das er auch die Befragung ansehen musste? Harry schauderte, aber wenn er daran dachte wurde ihm etwas leichter. Sicher würde Dumbledore keine Informationen aus seinen „Gästen“ auf die Harte Tour herauszwingen. Er hatte schließlich das Veritaserum. Wenn man die Situation überachte dann war es sinnvoll daß Harry anwesend war. So konnte er aus erster Hand mehr über die beiden Ministeriumsmänner herausfinden. 

Außerdem würde es interessant sein, wenn Bransom auch mal selbst einstecken musste. 

Schließlich kam Harry zur Bürotüre und klopfte. 

„Komm herein, Harry, komm herein!” kam die Stimme des Direktors. 

Harry öffnete die Türe und blieb stehen. Der Anblick war wirklich einzigartig. 

Hinter dem Schreibtisch saß Dumbledore und lächelte Harry warmherzig an. Vor dem Schreibtisch stand Lupin, der dem überraschten Fünftklässer zuzwinkerte. 

Neben dem früheren Professor saßen zwei Männer - beide gefesselt und mit verbundenen Augen. Es stand außer Frage wer sie waren. 

Aber was Harry wirklich überraschte war der große schwarze Hund der die gefangenen bewachte. 

“Schnuffel!” reif Harry, und Nervosität und Angst waren beim Anblick seines Paten vergessen. 

Schwanzwedelnd stürmte Schnuffel auf Harry zu und legte die Vorderpfoten auf die Brust des Jungen. Harry streichelte freundlich das Fell des Hundes und kraulte ihm zwischen den Ohren. 

„Ich bin so froh dich hier zu sehen.” Sagte Harry. „Ich habe gehofft daß du kommen würdest, aber ich habe es nie geglaubt. Wegen der Gefahr und so.“ 

Schnuffel bellte scharf als wollte er sagen daß ihm das egal war. 

“Harry,” brachte Dumbledore die Gegenwart wieder in Harrys Kopf zurück. “Tut mir leid daß ich euch beide unterbreche, aber wir müssen uns an unseren Zeitplan halten. Wirklich, Sirius. Du magst deine Animagus-Form sehr gerne, oder?”

Das Fell unter Harrys Fingern veränderte sich, und er trat zurück. In wenigen Augenblicken war der Hund verschwunden, und an seiner Stelle stand Sirius Black. 

“Sie kennen mich zu gut, Albus.“ Er grinste, und jetzt fuhr er Harry durchs Haar. Endlich ließ er seinen Patensohn los und setzte sich neben einen der Gefangenen. Vorsichtig setzte sich Harry selbst. 

“Siehst du, Harry“, sagte Dumbledore, „wir waren mit Teil eins der Operation erfolgreich. Keine Sorge. Unsere Gäste haben schon eine gute Menge Veritaserum bekommen. Natürlich werden wir ihre Erinnerung anschließend etwas verändern müssen.“ Sein Lächeln verschwand, und er wandte seine Aufmerksamkeit einem der beiden Männer vor ihm zu. 

„Fahren wir jetzt fort, Mr. Bransom.” Sagte der Direktor. “Was wollten sie heute nacht fertig bringen?” 

„Wir wollten sicherstellen daß Snape unsere Geschichte glaubt.“ Antwortete Bransom langsam. 

„Und was genau war ‚die Geschichte’?“ fuhr Dumbledore fort. 

“Daß Sie ihn verlassen haben und seine Tarnung aufgeflogen ist. Wir wollten jede Möglichkeit ausschließen daß er unsere Serie völlig verlassen konnte.“ 

Dumbledore hob bei dieser Bemerkung die Augenbrauen und sah Lupin an, der dunkel lächelte. 

“Tatsächlich“, murmelte der Direktor schließlich. „Was sonst habt ihr getan um sicherstellen daß Snape euch glaubte?“ 

„Wir haben die Dementoren benutzt, und einige Flüche um seinen Zustand zu schwächen. Es war aber kaum nötig. Nach heute Abend werden wir einige Tage lang warten müssen wenn wir nicht wollen daß er völlig durchdreht oder daß er uns wegstirbt.“ 

Harry sah wie der Direktor dabei den Tisch fest packte. Dumbledore schloß die Augen und atmete langsam ein und aus. 

„Aber er ist immer noch nicht völlig überzeugt, oder?“ 

Bransom schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Er wollte verzweifelt daran glauben daß Sie noch an ihn glauben. Es hat etwas Überzeugungsarbeit gebraucht bis er überhaupt daran gedacht hatte ob die Geschichte vielleicht wahr ist. Aber mittlerweile sollten sie ihren Teil getan haben um ihn zu brechen.“ 

Dumbledore runzelte die Stirn. „ Sie?“ 

“Die Dementoren.” Jetzt war es Conald der antwortete. “Wir haben den Befehl gegeben daß sie sich alle paar Stunden um Snape kümmern sollen.“ 

Jetzt war es offensichtlich noch härter für den Direktor, sich zurückzuhalten. 

„Ein letztes“, fuhr er fort. „glaubt Voldemort daß Snape ihn verlassen hat?“ 

Harry sah Bransom an. Das war die einzige Frage die er sich oft selbst in den letzten Wochen gefragt hatte. Die eine Frage deren Antwort alles ändern konnte. 

Bransom schüttelte den Kopf, und Harry seufzte erleichtert. Ebenso wie Lupin. 

“Denkt er nicht”, sagte der Mann aus dem Ministerium. „Er befürchtet aber daß Snape es sich überlegen könnte ihn zu verlassen. Er denkt Snape war zu lange unter ihren Fittiche.“ 

Dumbledore nickte. „Sirius, wenn du ein Auge auf unsere Gäste halten könntest während ich mit Remus und Harry rede?“ 

“Sicher, Albus.“ sagte Sirius. Dumbledore nickte wieder und winkte Harry und Lupin in ein angrenzendes Zimmer. Nachdem er die Türe geschlossen hatte wandte er sich ihnen zu. 

„Euch ist klar daß es wahrscheinlich das beste ist auf das wir hoffen konnten, oder?“ fragte der Direktor. 

„In der Tat, Albus.“ stimmte Lupin zu. „Wenn der dunkle Lord nicht gescheiter ist als wir es ihm zutrauen weiß er wirklich nicht daß Severus ihn verlassen hat. Das heißt wir können uns also an unseren ursprünglichen Plan halten?“ 

„Ja, Remus, das werden wir. Du verstehst es ebenfalls, Harry?“ 

Harry nickte. 

„Gut“, fuhr Dumbledore fort. “Jetzt zu den Einzelheiten von Teil zwei unserer Operation: der Besuch selbst. Ich denke es ist besser wenn Harry Bransoms Rolle übernimmt, weil er eine Vorstellung davon hat wie er sich benimmt, da er ihn in seinen Träumen gesehen hat. Deswegen wirst du, Remus, Conald spielen. Paßt euch das?“ 

Sowohl Harry als auch Lupin nickten. Eigentlich hatte Harry gewusst daß es so enden würde. Er hatte im Schlaf eine - zugegebenermaßen kurze - Vision von Bransom gehabt und wusste wie sich der Mann den Dementoren und den Wachen gegenüber benahm. Lupin musste ihm nur folgen. 

“Nun gut. Habt ihr noch Fragen bevor ihr euch auf den Weg macht? Wenn es so ist, stellt sie bitte jetzt. So wie es ist müssen wir uns beeilen, sonst erregt Bransoms und Conalds verspätete Ankunft vielleicht Misstrauen.“ Dumbledore sah von Lupin zu Harry. 

“Ich habe eine, Sir,“ sagte Harry. „Wissen wir wie lange wir in Askaban bleiben müssen? Können wir einen Trank mitnehmen der Snapes Zustand verbessert?“ 

Dumbledore lächelte. „Zur ersten Frage: nein, wissen wir nicht. Aber ich denke alles von 30 Minuten bis einige Stunden wird vertretbar sein. Zu Deiner anderen Frage: Ich fürchte ich kann nicht erlauben daß ihr Severus mit mehr als Worten helft. Wenn sein Zustand wirklich so schlimm ist wie Bransom sagte wäre es viel zu auffällig wenn er über Nacht wieder zu Kräften käme.“ Er seufzte. „Noch etwas?” 

Lupin sah Dumbledore in die Augen „Nur falls jemand danach fragt. Wie heißen wir mit Vornamen?“ 

“Ah, das hätte ich fast vergessen. Bransom heißt Gregory, und Conald heißt Derek. Gut daß du gefragt hast, Remus. Noch etwas?” 

Lupin schüttelte den Kopf. „Nein, Albus. Ich glaube sie haben den Vielsaft schon?”
”Ja,” sagte der Direktor, und nahm zwei kleine Flaschen aus seinem Umhang. Er gab sie Harry und Lupin, dann gab er jedem ein Haar. “Die sind von Bransom und die von Conald. Bringt sie nicht durcheinander! Paßt auf daß ihr ihn jede Stunde trinkt. Ihr wisst was sonst passiert.” Er zwinkerte Harry zu, und der Junge erinnerte sich daran wie er wieder zu sich selbst geworden war als er in seinem zweiten Schuljahr mit Draco Malfoy geredet hatte. Das sollte besser nicht passieren wenn sie in Azkaban waren. 

“Gut.“ Sagte Dumbledore schließlich. „Hier ist der Portschlüssel. Ihr müsst euch nur auf Azkaban konzentrieren, und er wird euch hinbringen. Nur noch eines bevor ihr geht: Conald hat mir vorhin gesagt daß sie den Portschlüssel für die Rückkehr von einer der Wachen bekommen. Ein Peer, wenn ich mich richtig erinnere.“ 

„Ich weiß wer das ist!“ rief Harry, der sich an seinen Traum erinnerte. 

“Hervorragend. Nun, was ich sagen wollte ist das: Sirius wird bei der engen Gasse in die ihr durch den Portschlüssel gebracht werden werdet auch euch warten. Er kann euch den Weg zurück nach Hogwarts zeigen. Jetzt schlage ich vor daß ihr den Vielsaft trinkt. Hier sind eure Umhänge. Ich habe Bransoms und Conalds echte verdoppelt. Ihr könnt meine Gästezimmer benutzen um euch umzuziehen.“ 

Harry sah zu Lupin, der nickte. 

Mit einem tiefen Seufzer trottete Harry in eines der Zimmer auf die der Schulleiter deutete und steig aus seinem Schülerumhang. Er ließ einige Haare in den Trank fallen und trank. 

Sofort fühlte er das seltsame Gefühl als sich sein Körper zu dem eines erwachsenen Mannes veränderte. Er sah an seinem neuen selbst hinunter und grinste. Er war gerne größer. Aber das war kein Spiel und er wusste es. So zog Harry den Umhang an und ging aus dem Zimmer. 

Lupin / Conald war schon da. 


”Fertig, ‘Gregory’?” fragte er, und Harry runzelte die Stirn über den seltsamen Klang seiner Stimme. 

“Ja, ‘Derek’.” Antwortete Harry. Seine eigene Stimme klang auch nicht besser. 

Sie traten hinüber zu Dumbledore, der den Portschlüssel hielt. „Da, bitte, und vor allem, Viel Glück! Unsere Sache hängt von eurem Erfolg ab!“ 

Er gab Lupin den Portschlüssel und lächelte Harry ein letztes mal zu. 

„Bereit, Harry?“ fragte Lupin. 

Harry nickte, legt die Finger auf den Portschlüssel und schloß die Augen. Denk an Askaban, denk an Askaban. Askaban, Askaban… 

Die Wärme von Dumbledores Räumen verschwand, und Harry fühlte wie er weit, weit weg gebracht wurde. 

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