Misstrauen

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Kapitel 12: Nach Azkaban - Der Auftrag

Einige kurze Augenblicke lang fühlte Harry nur das Nichts um ihn herum. Dann wurde er urplötzlich wieder in die Wirklichkeit gerissen. 

Die "Wirklichkeit" stellte sich als ein Feld aus Steinen heraus. In der Nähe konnte Harry Wasser sehen. Nun, er hatte gehört daß Azkaban auf einer Insel war. 

Offensichtlich war das wahr. In der Nähe des Wassers gab es einige grüne Flecken und sogar ein paar kleinere Bäume. 

Alles in allem kein allzu angsterregendes Gebiet. Beim ersten Anblick hätte es ziemlich normal ausgesehen, wenn da nicht das völlige Fehlen von Geräuschen gewesen wäre. 

Kein einziger Vogel war zu hören. 

"Gregory?"; rief eine Stimme hinter ihm, aber Harry reagierte nicht. 

"Gregory?" Dieses Mal klang es ungeduldiger. "Bransom! Werden Sie endlich aufhören, Löcher in die Luft zu starren? Wir kommen so schon zu spät."

Erst da wurde Harry klar daß 'Gregory' er war. Und der Sprecher war kein anderer als Lupin in seiner Verkleidung. 

Harry lächelte über seine eigene Geistesabwesenheit und wandte sich Lupin zu. 

"Tut mir leid, Conald. Ich habe vergessen - " Er unterbrach sich abrupt und starrte auf den neuen Ausblick vor ihm ohne mit den Augen zu zwinkern und mit offenem Mund.

Etwa hundert Meter vor ihnen war ein riesiges Gebäude - Das Gefängnis von Azkaban selbst. 

Es eindrucksvoll zu nennen wäre eine Untertreibung gewesen. Es war beim besten Willen kein Ort an dem man gerne hätte leben wollen, ganz im Gegenteil. Soweit Harry sehen konnte, war es völlig aus Stein gebaut, mir sehr engen Fenstern und großen Holztüren als Eingang. Es ließ ihn an eine alte Burg denken, aber an eine mit nur wenigen Türmen. 

Verglichen mit Azkabans dunklem und unfreundlichen Äußeren sah für Harry das Steinfeld, das er vor einigen Augenblicken angesehen hatte, recht friedlich und beruhigend aus. 

"Wirklich, Bransom", fuhr Lupin fort. "So wie Sie alles anstarren könnte man meinen Sie wären ein Tourist und nicht ein Verhörer des Ministeriums. Fassen Sie sich, Mann!"

Harry blinzelte einige Male und zwang sich dazu, von der Burg wegzusehen. "Noch mal, tut mir leid. Jetzt, wohin?"

Lupin grinste. "Man sollte denken die Türe passt ganz gut zu unserem Vorhaben, oder?" Ohne weitere Bemerkungen ging er auf den Eingang zu. 

Harry seufzte und fragte sich zum X-ten mal, in welche Situation er sich da gebracht hatte. 

Und das war nur der Anfang. 

‚Einfach wunderbar', Harry. ‚Gut gemacht! Du bist noch nicht mal in Azkaban, und schon musste dich Lupin daran erinnern wer du sein sollst. Ja, fasse dich.'

Er nahm seine Schultern zurück und folgte Lupin stumm. 

Als sie an der Türe ankamen fragte sich Harry was als nächstes kommen sollte. Sie konnten nicht klingeln und bitten eingelassen zu werden? Nein, wahrscheinlich nicht. 

Glücklicherweise wurde ihnen diese Sache abgenommen, denn die Türe ging von selbst auf, und eine Wache winkte sie herein. 

Drinnen wurden sie von einer weiteren Wache gegrüßt, die Harry schon kannte - Peer. 

"Mr. Bransom, Mr. Conald. Gut daß sie endlich hier sind." Er schien wirklich erleichtert von ihrer Ankunft. 

"Ja, nun, danke, Peer", sagte Harry mit flacher Stimme. "Wir wollten früher kommen, aber wir hatten dringende Angelegenheiten zu besprechen."

Harry hielt den Atem an. Es waren seine ersten Worte als Bransom, dem grausamen Mann des Ministeriums. Würde Peer es ihm abkaufen?" 

Offensichtlich tat er das.

"Natürlich, Mr. Bransom. Ich wollte nicht so respektlos klingen, Sir."

Harry wedelte großzügig mit der Hand. "Kein Thema, wirklich. Nun, so gerne ich mich mit ihnen unterhalte, wir haben Arbeit zu tun." 

Peer nickte eifrig. "Sicher, Sir. Wenn sie mir folgen würden."

Harry sah Lupin an, der leicht und zustimmend nickte. Offensichtlich lief alles ganz glatt. Zufrieden mit seiner Schauspielerei ging Harry Peer nach. Lupin folgte ihnen. 

Azkabans Inneres war keineswegs beruhigender als sein Äußeres. Die dunklen langen Gänge machten es noch furchteinflößender. 

Trotzdem hatte Harry noch keinen Dementor gesehen. Und dafür war er dankbar. 

Nach einigen Minuten hatte Harry den Versuch aufgegeben sich daran zu erinnern wann sie nach rechts oder links gingen. Es war nicht so schlimm wie Gringotts, aber es reichte. Was er aber wusste war daß sie immer nach unten gingen. 

‚Wie ironisch daß Snape im Verließ eingesperrt ist. Ich frage mich ob sie wissen, daß er daran gewöhnt ist, kein Licht zu haben?'

Schließlich blieb Peer vor einer der Türen stehen. Wie alle Türen, die er bisher in Azkaban gesehen hatte, war sie aus Holz. Dennoch war Harry davon überzeugt, daß an dieser Tür mehr war als einfaches Holz. Wahrscheinlich hatte sie viele Zauber und war mit Haltesprüchen belegt. 

"Nun", wandte sich Peer zu ihnen um, "da sind wir wieder. Bevor Sie fragen: Ausnahmsweise hat der Gefangene überhaupt kein Zeichen des Widerstands gezeigt. Ob das daran liegt, daß er endlich nachgegeben hat oder weil er einfach zu erschöpft ist, kann ich nicht sagen. Ich schlage vor, Sie sehen es sich selbst an. Wie dem auch sei, ich habe alles für Ihre Ankunft vorbereitet, wie Sie angewiesen habe." 

"Gut", sagte Harry, dessen Stimme sicherer klang als er sich fühlte. Bisher hatte Peer ihre Verkleidung nicht durchschaut, aber sie waren noch immer am Anfang ihres Abenteuers. Nun kam der kritische Teil. 

"Machen wir die Türe auf", fuhr Harry fort. "Es gibt einiges, das wir mit Mr. Snape besprechen müssen."

Peer nickte. Er wedelte mit dem Zauberstab in Richtung der Tür und murmelte einige Sprüche. Leider war seine Stimme zu leise. Harry verstand kein Wort. 

Als er fertig war öffnete Peer die Türe und winkte sie hinein. 

Harry nickte zum Dank und betrat den Raum. 

Er brauchte all seine Kraft, um nicht sofort wieder aus der Zelle zu stürmen. Sobald er eingetreten war fing sein Magen an zu rebellieren und eine gewisse Übelkeit überkam ihn. 

Da waren sie endlich - die Dementoren. 

Es waren zwei von ihnen hier. Hier, in Azkaban, waren diese Wesen noch furchterregender, als sie es gewesen waren, als Harry sie in Hogwarts das erste mal getroffen hatte. Furchterregender war wahrscheinlich immer noch eine Untertreibung oder Umschreibung. Die kalten grauen Wände verstärkten ihre furchtbare Erscheinung nur.

Im Augenblick standen sie reglos hinter einem Stuhl, der in die Mitte des Raumes gestellt worden war. Auf dem Stuhl saß Snape, den Kopf auf die Brust gesunken.

Alles in allem war es ein grausamer Anblick. Obwohl sie noch kein Wort mit Snape gesprochen hatten, hatte Harry sofort den Eindruck daß Bransoms Auskunft über Snapes Zustand nicht im geringsten übertrieben war. 

Der Professor sah äußerst erschöpft und ausgelaugt aus. Er hing fast in seinem Stuhl, oder zumindest tat er das, so sehr es ihm seine Ketten erlaubten. Das einzige Geräusch das Harry hören konnte (abgesehen von seinem eigenen Herzen), war Snapes ungleichmäßiger Atem. 

Harry holte selbst tief Luft als er weiter in die Zelle trat. "Nun," sagte er, wobei er versuchte Bransoms arroganten Tonfall oder seine Betonung nachzumachen, was ihm überraschend gut gelang, "was haben wir hier? Er ist etwas…schwach, hm, Peer? Kein Wunder daß er keinen Widerstand zeigt." Harry drehte sich zu der Wache um, die grinste und die Schultern zuckte.

"Egal", fuhr Harry fort. "Das könnte sehr gut bedeuten, daß wir hier schneller fertig werden als wir geplant haben." Er rieb sich die Hände. "Dann fangen wir an, ja? Sind Sie bereit, Conald?"

Lupin trat neben Harry. "Wenn Sie es sind, Bransom."

"Gut", antwortete Harry und wandte sich wieder an Peer. "Ich lasse es Sie wissen, wenn wir etwas brauchen, Peer." 

Die Wache nickte. "Ja, Sir. Viel Glück." Damit ging er und schloß die Türe hinter sich. 

Als sie endlich alleine waren schloß Harry die Augen und lehnte sich an die nächste Wand. 

Er hatte aber nicht viel Zeit um sich zu erholen, denn Lupin war fast sofort an seiner Seite. "Hey," flüsterte dieser, "wir sind noch nicht in Sicherheit. Ich weiß, daß es schwer ist, aber wir müssen noch etwas weitermachen, okay? Zuerst müssen wir die loswerden." Er deutete auf die Dementoren. 

Harry nickte und stieß sich von der Wand ab. Wieder musste er die Führung übernehmen. So trat er auf Snape zu. Vorsichtig legte er ihm eine Hand auf die Schulter. "Nun, wie geht es uns heute? Haben diese freundlichen Gesellen sich anständig um Sie gekümmert?"

Schwach hob Snape den Kopf und sah direkt in Harrys - oder eher Bransoms - Augen.

Seine Augen hatten aber selbst das kleine entschlossene Glänzen verloren, das Harry in seinem Traum gesehen hatte. Dumbledores Wahl der Zeit für diesen Auftrag hätte nicht besser sein können. 

"Ja," fuhr Harry fort, "ich glaube, jetzt sind Sie aufnahmefähig genug für das was wir Ihnen vorschlagen wollen."

Er sah die beiden Dementoren an. Wie redete man mit ihnen? Harry beschloß sie zu behandeln wie "echte" Leute. 

"Ich danke Ihnen für Ihre bisherige Arbeit", sagte er schließlich.. "Wir übernehmen jetzt."

Die Dementoren nickten und verbeugten sich sogar leicht bevor sie die Zelle verließen. 

Nun konnte sich Harry ein paar Sekunden nehmen um sich auszuruhen. Endlich hatte er Zeit um nachzudenken. Es waren aber keine fröhlichen Gedanken. 

Das erste das Harry in den Sinn kam war, wie Snape ihn für das was er zu ihm sagen würde, während er als Bransom verkleidet war, hassen würde. 

Dann aber erinnerte sich Harry daran daß sein Professor ihn so schon aus ganzem Herzen hasste. In jedem Fall würde er seine Aufgabe erfüllt haben und konnte daher mit sich zufrieden sein. 

Bisher war alles genau so gelaufen wie sie es geplant hatten. Jetzt war Lupin an der Reihe. Und seine Aufgabe war schwer, da es sicher nicht leicht sein würde, Snape von ihren ehrlichen Absichten zu überzeugen. 

Lupin selbst schien sehr vorsichtig mit der Situation umzugehen. Sehr vorsichtig näherte er sich Snape, der seine angeblichen Verhörer mit müder Skepsis betrachtete. 

Harry hatte keinen Zweifel daran, daß sich Snape fragte, welches Spiels sie spielten. 

Bevor er Snape erreichte, prüfte Lupin seine Armbanduhr. Harry tat dasselbe. 50 Minuten waren vergangen seit sie Dumbledores Büro verlassen hatten. 

Nur wenige Minuten, und sie würden sich wieder zu ihrem wahren Aussehen zurück verwandeln. 

"Hören Sie mir jetzt gut zu. Bitte", bat Lupin leise. Er kniete vor Snape nieder. "Was ich Ihnen jetzt sagen werde, wird recht unglaubhaft klingen, das weiß ich. Sie werden es wahrscheinlich nicht glauben, aber ich bitte Sie es wenigstens zu überdenken. Es ist äußerst wichtig, verstehen Sie?"

Snape sah ihn nur an, ohne ein Zeichen, daß er auch nur ein Wort von dem verstanden hatte, was Lupin gesagt hatte. 

"Sehen Sie, Severus, die Dinge sind nicht immer wie sie aussehen. In ein paar Minuten werden Sie selbst sehen was ich meine, aber ich will es Ihnen schon jetzt sagen. Ich bin nicht Derek Conald. Und das", er deutete auf Harry, "das ist nicht Gregory Bransom." 

Snape runzelte etwas die Stirn. Wenigstens konnte er sie hören. "Und wer sind Sie dann?" fragte er schwach, wobei er von Lupin zu Harry blickte.

"Ich bin Remus Lupin." Als er Snapes ungläubiges Gesicht sah fuhr Lupin fort: "Ich weiß, das klingt mehr als unwahrscheinlich, aber Dumbledore schickt uns. Harry hatte einen Traum über Voldemort. Er hat Sie erwähnt. Deswegen sind wir hier."

Angespannt wartete Harry auf Snapes Reaktion. Soweit er wusste, wusste niemand außerhalb von Hogwarts von Harrys Träumen vom Dunklen Lord. Würde er ihnen eine Chance geben? 

"Das soll ich Ihnen glauben?", antwortete Snape schließlich. Trotzdem sah Harry, daß er noch immer leicht die Stirn runzelte. Offensichtlich war seine Hoffnung nicht völlig gestorben. Harry dankte Himmel und Erde dafür. 

"Es wäre schön gewesen, wenn Sie mir einfach so geglaubt hätten", antwortete Lupin vorsichtig, "aber ich habe es nicht erwartet. Wir teilen aber einige recht persönliche Erinnerungen. Also gibt es vieles, das Sie mich fragen können, das nur der echte Remus Lupin weiß."

Snape zögerte.

"Denken sie darüber nach, Severus", fuhr Lupin fort, wobei er noch immer leise und mit sehr freundlicher Stimme sprach. "Fragen Sie mich etwas. Kommen Sie schon, schießen Sie los." 

Snape sah den Boden an. 

"Wenn…wenn sie wirklich Lupin sind, dann können Sie mir sagen, worüber wir uns am Tag nach dem berühmten Zwischenfall in der Heulenden Hütte unterhalten haben. Dem ersten." Er flüsterte die Worte fast.

Harry schloß die Augen und drückte im Geist die Daumen als Lupin antwortete. "Ich wollte wissen, ob Sie in Ordnung waren, Severus, aber Sie waren Ihr Slytherin-Selbst. Sie sind ziemlich wütend vom Stuhl aufgesprungen und sagten, Sie wären am Leben aber es wäre nicht mein Verdienst." Er sprach die Worte so ruhig er konnte, aber Harry dachte einen Augenblick lang daß er eine Spur von Traurigkeit in seiner Stimme hörte. 

Langsam nickte Snape. "Ja, das stimmt. Ich habe diesen Kommentar hin und wieder bedauert." 

Harry runzelte die Stirn. Vielleicht stand Snape unter dem Einfluß eines Wahrheitstrankes oder -spruches? Es war gar nicht seine Art sich zu entschuldigen -nicht einmal halbherzig. 

"Ich hatte hier viel Zeit um nachzudenken,"fFügte Snape flüsternd hinzu. "es gibt noch etwas, von dem ich möchte, daß Sie es wissen. In dem Jahr in dem Sie - wenn Sie wirklich Lupin sind - Professor in Hogwarts waren, habe ich Mr. Potter eine gewisse Karte weggenommen." 

Harry fühlte, daß er rot wurde, als er sich an diesem Zwischenfall erinnerte. Lupin hatte ihn damals gerettet, und Harry war ihm durch und durch dankbar dafür gewesen. 

Lupin nickte. 

"Nun", fuhr Snape fort, "Ich wollte immer wissen, wo sie her kam. Eine Karte wie die kann man nicht beim berüchtigten Zonko kaufen. Trotz allem, was sie mir erzählt haben, angeblicher Lupin. "

Lupin grinste boshaft. Da er der echte Remus Lupin war, war diese besondere Frage einfach. "Sie haben recht. Sie ist nicht von Zonko, sie ist eigentlich recht alt. Aus unseren eigenen Schultagen, genau genommen."

Auf Snapes Gesicht dämmerte die Erkenntnis.

"Wir haben sie gemacht", bestätigte Lupin. "Die Rumtreiber. Eines Tages haben wir beschlossen, unser Wissen über Hogwarts zu Papier zu bringen. Und diese Karte ist das Ergebnis."

Snape lächelte leicht. "Natürlich. Ich hätte es wissen sollen."

Harry war still geblieben als sich die beiden Männer unterhalten hatten. Am Ende war es leichter geworden, als sie befürchtet hatten. Andererseits war Fortuna vielleicht ausnahmsweise auf ihrer Seite. 

Er hatte die Augen die ganze Zeit geschlossen gehabt seit Lupin angefangen hatte, mit Snape zu reden. Den beiden Männern nur zuzuhören war etwas beruhigend gewesen. 

So war der Anblick von Lupin, der vor Snape kniete, welcher noch immer fest an den Stuhl gefesselt war, ein kleiner Schock. 

Ihm war sogar etwas schwindelig. Schwindelig? Ihm sollte nicht schwindelig werden, oder? Es sei denn... 

Harrys Augen wurden groß als ihm klar war, warum genau ihm etwas komisch war. 

Der Vielsafttrank verlor seine Wirkung - und er stand in Snapes Blicklinie. 

Kein guter Ort um sich wieder in Harry Potter zu verwandeln. 

Ziemlich schnell machte er ein paar Schritte nach links, bis er irgendwo hinter Snape stand. Er gab Lupin ein Zeichen bis der Professor nickte. Harry schloß die Augen und wartete auf die Verwandlung. 

Es war schneller vorbei als er gedacht hatte. Das erste was er bemerkte war, daß seine Kleider ihm mehr als eine Nummer zu groß waren. 

Er musste recht komisch aussehen. Und tatsächlich musste Lupin - der sich selbst auch zurückverwandelt hatte - ein Grinsen unterdrücken. 

"Also sind es wirklich Sie, Lupin", sagte Snape nach einigen Sekunden. 

Lupin nickte. "Bin froh, daß Sie mir da zustimmen, Severus. Jetzt da das klar ist, lassen Sie sich ansehen." Er stand auf und fing an, Snapes Hemd aufzuknöpfen. 

Da Harry hinter dem Tränkeprofessor stand, konnte er nichts sehen. Lupins Reaktion war aber genug. Er berührte die Haut leicht, und Snape holte scharf Luft. Es musste ziemlich weh tun. 

"Tut mir leid, Severus, aber ich kann Ihre Verletzungen nicht heilen. Es würde Verdacht aufkommen lassen." 

Snape schnaubte. "Seien Sie nicht albern, Lupin. Natürlich können Sie das nicht. Außerdem sollen mich diese Wesen nicht umbringen. So viel habe ich schon herausgefunden." 

Lupin beendete seine Untersuchung. "Dann haben sie ihre Aufgabe schlecht gemacht, Severus. Ihre Kraft ist völlig erschöpft - das hat sogar der echte Bransom zugegeben. Also tun Sie nicht als wären Sie völlig gesund, denn das sind Sie nicht."

Snape schnaubte wieder als Antwort. "Wie dem auch sei, Lupin." Er atmete schwer. "Bevor wir fortfahren möchte ich aber auch einen Blick auf ihren Begleiter werfen."

Harry erstarrte. Bis jetzt hatte er gehofft den Vielsafttrank zu nehmen, bevor Snape ihn sah, aber das schien nicht in Frage zu kommen. Er sah bittend zu Lupin, aber der schüttelte nur den Kopf. 

Also gab es keinen Ausweg.
"Sie müssen verstehen, Severus", sagte Lupin, der offensichtlich versuchte, Snape auf das vorzubereiten was als nächstes kam. "Wir hatten wenig Wahl bei denen, die diesen Auftrag durchführen sollten. Nur sehr wenige Menschen kennen den Grund aus dem sie in Azkaban sind."
"Wirklich", sagte Snape tiefgründig und mit einer Spur von Ekel in seiner Stimme. Harry hatte das Gefühl, daß sein Lehrer im Geiste alle Leute durchging, die von seiner Lage wissen konnten. "Da Sie so äußerst beruhigend klingen, Lupin, habe ich allen Grund anzunehmen, daß diese Person jemand ist, den ich lieber nicht sehen würde."
Lupin sah ihn nicht an, obwohl ein entschuldigendes Lächeln um seine Lippen spielte, und Harry sich nicht sicher war, ob er froh darum sein sollte oder nicht. 
"Sagen Sie mir, Lupin", sagte Snape leise, "Sie waren doch nicht dumm genug, Potter hier her zu bringen, oder?"
Lupin sah überrascht auf. Er hatte wahrscheinlich nicht geglaubt, daß Snape es herausfinden würde.
Wieder seufzte Snape, aber dieses Mal klang es ziemlich entnervt. "Dann ist es also Potter. Nun, worauf wartest du, Junge. Ich werde mit Sicherheit nicht zu dir kommen!"
Obwohl er so schwach war, schaffte Snape eine recht gute Imitation der kalten Stimme mit der er Harry in der Schule ansprach. 
"Ja, Sir", antwortete Harry als er langsam neben Lupin trat. Zum ersten Mal konnte Harry Snape aus der Nähe ansehen, obwohl er versuchte es nicht zu zeigen. Während er sich mit Lupin unterhalten hatte, hatte sich Snape ganz gut angehört. Bestimmt schwach, aber in Ordnung. Nun, da Harry nur Zentimeter von ihm entfernt war, sah er daß Snape alles andere als in Ordnung war. 

Durch das halb geöffnete Hemd konnte Harry dünne, lange Wunden sehen. Snapes Gesicht zeigte blaue Flecken - warum hatte er das zuvor nicht bemerkt? Nun, wo er ihn näher ansah wurde Harry klar, daß Snape nur ein Schatten des Mannes war, der er gewesen war. Wie lange war er unter dem vernichtenden Einfluß der Dementoren gewesen?

Ein paar Wochen?

Es war wahrscheinlich nur sein eiserner Wille, der ihn davon abgehalten hatte, völlig zusammenzubrechen. 

"Severus," fing Lupin an zu erklären, "sie müssen verstehen. In Anbetracht der Umstände war Harry die einzige Wahl, die wir hatten. Er wusste durch seinen Traum von Bransom, und er wusste von Ihrer Verhaftung."

Da runzelte Snape die Stirn in Harrys Richtung und nickte leicht. "Ich verstehe", sagte er. "Mr. Potter wurde von seiner Neugierde überwältigt - wieder mal." 

Harry fühlte daß er zum zweiten Mal rot wurde. 

"Sir, Ich wollte wirklich nicht ..." 

"Potter!" fauchte Snape. "Glauben Sie Ihre lausigen Entschuldigungen werden uns in unserer jetzigen Situation helfen?"

"Nein, Sir", murmelte Harry. 

"Dann ersparen Sie sie uns. Wir brauchen die Zeit!" Das klang ganz bestimmt mehr nach dem 'alten' Snape. "Obwohl," fügte Snape hinzu, "ich zugeben muß, daß Ihre fehlende Disziplin sich dieses Mal als nützlich herausgestellt hat." 

Harry hob überrascht die Augenbrauen. Sollte das ein Kompliment sein? Wahrscheinlich nicht, aber es war auch kein Tadel. 

Und bei Snape wollte das was heißen!

"Danke, Sir."

Snape verdrehte die Augen. "Wie dem auch sei, Potter." Er schloß einige Sekunden lang die Augen, und ein schmerzhafter Schatten überzog sein Gesicht, aber er war so schnell verschwunden wie er gekommen war. 

Schließlich richtete er sich auf (zumindest so weit es ihm seine Ketten erlaubten) und sah zu Lupin zurück. 

"Nun," sagte er, "rate ich Ihnen dringend, den Vielsafttrank zu nehmen. Sie haben Ihre Identität ziemlich eindrucksvoll unter Beweis gestellt, und wir wissen nicht wann eine Wache herein kommen könnte." 

Lupin nickte und gab Harry seinen Trank. Schließlich hatten sie noch einiges zu erledigen, und sie wollten wirklich nicht überrascht werden, weil irgendjemand plötzlich herein kam. 

So waren sie nur wenige Sekunden später wieder Bransom und Conald.


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