Das Chaos beginnt

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Kapitel 13: Nach Azkaban - Komplikationen

Harry holte tief Luft und sah sich an. Alles schien richtig funktioniert zu haben. Seine - oder eher Bransoms - Kleidung passte wieder perfekt. Dumbledores Vielsafttrank funktionierte wirklich gut.

"Nun", brach Remus die Stille. "Ich wette Sie wollen wissen was in ihrer Abwesenheit geschehen ist, Severus, oder?"
Snape schnaubte. "Nun, eigentlich weiß ich schon viel davon, Lupin. Der echte Bransom hat sich darum gekümmert. Auch wenn es interessant sein dürfte, Ihren Standpunkt zu sehen. Ich schätze er ist vielleicht weniger subjektiv."

Remus grinste bei dieser Bemerkung leicht.
"Wahrscheinlich. Der Direktor hat wirklich versucht, die ganze Angelegenheit geheim zu halten, wie er es Fudge versprochen hat, aber, ähm, er hat Harry nicht mit eingerechnet."

Harry zuckte zusammen als Snape die Augen verdrehte. Der Professor blieb aber stumm.

Lupin zwinkerte Harry zu bevor er fortfuhr. "Natürlich hat es Harry für sich behalten. Er hat Albus erst erzählt was er wusste als er wieder einen Traum hatte. Da kam ich ins Spiel. Harry hat Albus netterweise daran erinnert, wie nützlich der Vielsafttrank ist, und so hat er beschlossen daß ich in Verkleidung nach Azkaban gehen soll."

Da hob Snape eine Augenbraue. "Wirklich, Potter? Und da habe ich doch glatt gedacht, daß Sie in meinem Unterricht nicht genug aufpassen."

Harry lächelte schüchtern und wusste nicht recht was er sagen sollte. Er hätte sich irren können, aber er dachte einen Moment lang, er hätte etwas wie Lob in den Augen des Meisters der Zaubertränke gesehen. War das das zweite halbe Kompliment, das er von Snape bekam? Sein Zustand musste schlechter sein als Harry zuvor angenommen hatte.

"Wie ich gesagt habe," fuhr Lupin mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen fort, "sollte ich Sie besuchen, Severus. Unglücklicherweise haben sich die Dinge nicht allzu gut für uns entwickelt. Jemand in der Schule hat das Geheimnis in Stücke gefetzt. Dumbledore war zu der Zeit nicht da, also hat sich das Gerücht schneller in Hogwarts verbreitet als ein Nimbus. Als Albus endlich zurückgekommen war, musste er etwas tun um einen Aufruhr zu vermeiden. Mittlerweile wurde erwartet, daß die Eltern von Ihrer Verhaftung gehört hatten - es wäre eine Katastrophe für Hogwarts gewesen."

Snape nickte bedeutungsvoll. "Ja, das habe ich gehört. Der Direktor hat eine Ankündigung gemacht, und sich von mir losgesagt. Meine ‚Freunde' vom Ministerium haben mir das ziemlich deutlich erzählt." Seine Stimme war voller Bitterkeit während seine Augen unkonzentriert auf die Wand starrten.

Harry hatte auf einmal mehr als nur eine Spur Mitleid mit Snape, der sich offensichtlich wieder daran erinnerte, wie ihm Bransom und Conald von der Rede des Direktors erzählt hatten. Er sah Lupin an, aber der frühere Professor betrachtete Snape nur traurig.

Dann schüttelte Snape kurz den Kopf als wollte er seine Gedanken verscheuchen und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Lupin zu. "Also, was ist dann passiert?", fragte er. Er klang fast wieder normal.

"Nun," fuhr Remus fort, "danach mussten wir schneller machen, sozusagen. Es war klar, daß der Feind - wer er auch sein möge - versuchte, Sie so schnell wie möglich niederzumachen. Durch einen Informanten haben wir erfahren, daß Bransom Sie nicht mehr alleine besuchte. So brauchten wir eine weitere Person, die mich begleitete. Da Albus anderweitig gebraucht wurde und niemand sonst von dieser Angelegenheit wusste, mussten wir Harry nehmen. Natürlich nur mit seiner Zustimmung. Der Rest ist ganz einfach: wir haben uns um Bransom und Conald gekümmert, und nachdem wir den Vielsaft genommen haben, sind wir hergekommen um sicherzustellen, daß Sie wissen, was wirklich passiert ist."

Wieder nickte Snape. "Ich verstehe. Zufälligerweise ist es ganz ähnlich, wie das, von dem ich gehofft habe, daß es passiert ist." Er machte eine Pause, und sein Gesicht wurde düster. "Sagen Sie mir, Lupin. Bransom arbeitet nicht wirklich für das Ministerium, oder? Er hat viel dunklere Herren."

Lupin nickte zustimmend. "Ja, er ist ein Spion von Voldemort. Ich bin aber erleichtert zu hören, daß Sie das Spiel durchschaut haben."

Jetzt sah Snape zu Boden und schloß kurz die Augen. "Ich war mir nicht sicher. Fudge ist mit Sicherheit paranoid genug um vor seinem eigenen Schatten zu erschrecken. Wissen Sie, ich habe halb erwartet, daß er mich verhaftet. Aber Bransoms Grausamkeiten waren viel mehr der Stil der Todesser, als der des Ministeriums. Ich habe Erfahrung damit, glauben Sie mir." Er lächelte, aber es war ein Lächeln voller Bitterkeit. "Nun", fuhr er fort. "Dann werde ich wahrscheinlich nicht fragen müssen, wer die Nachricht von meiner Verhaftung verbreitet hat. Es war jemand aus meinem Haus, oder? Draco Malfoy."

Harry nickte. 

Wieder lächelte Snape traurig, aber dieses mal hatte Harry das Gefühl, daß es ihm nicht um ihn selbst ging.

"Draco Malfoy", sagte Snape wieder. "Er würde alles tun, was ihm sein Vater befiehlt, nur um seinen Respekt zu bekommen. Es ist eine Schande, wirklich. Mit einer Familie und "Freunden" wie den seinen, wird er eines Tages genauso werden wie Lucius."

Harry runzelte die Stirn. Es war Draco Malfoy gewesen, der allen von Snapes Verhaftung erzählt und so die Leiden des Meister der Zaubertränke verschlimmert hatte - und er tat Snape leid? Harry schüttelte innerlich den Kopf. Das war einfach seltsam. Für ihn war Draco auf dem direkten Weg zu den Todessern. Er würde wahrscheinlich alles tun, um bei ihnen aufgenommen zu werden. Mit brennender Wut erinnerte sich Harry an den selbstzufriedenen Blick auf Malfoys Gesicht nach Dumbeldores Ankündigung, und an das Grinsen mit dem er Harry gesagt hatte, daß er wusste, daß Snape in Azkaban war. Und er tat Snape immer noch leid? Hah!

Dann aber kam ihm ein weiteres Bild in den Sinn. Draco Malfoy, der seinen Freunden erklärte wie unfair es war, daß der Direktor Snape nicht half. Jetzt, wo Harry darüber nachdachte, vielleicht war Malfoy um so wütender auf Dumbledore gewesen, weil er dachte, Snape wäre verraten worden? Vielleicht hatte er gedacht, er würde Snape so helfen? Schließlich konnte man erwarten, daß Draco dachte, Snape wäre auf 'ihrer' - das hieß, Voldemorts - - Seite, 

Harry schloß die Augen. Das war ihm im Augenblick etwas zu verwirrend. Er hatte ganz bestimmt andere Dinge über die er nachdenken musste als die inneren Motive eines Slytherin. Vielleicht konnte er Hermine danach fragen wenn er wieder in Hogwarts war. 

Hogwarts. Es war erst etwas mehr als eine Stunde her, seit er und Lupin das Büro des Direktors verlassen hatten, und schon schien es Jahre her zu sein. Schlimmer noch, obwohl bisher alles gut lief und er hoffen konnte, daß sie bald fertig waren, schien ihre Rückkehr noch weiter weg zu sein. Er fragte sich was Ron und Hermine gerade machten?

Seine Gedanken wurden von einem plötzlichen Schmerz in seiner Stirn unterbrochen. Er zuckte zusammen und berührte seine Narbe. Aber so schnell wie er gekommen war, war der Schmerz wieder verschwunden. Das war seltsam. Er öffnete wieder die Augen und wartete - er wusste nicht was, aber etwas war nicht in Ordnung, so viel war sicher. 

"So, Severus, wir müssen uns einigen, wie wir fortfahren", sagte Lupin gerade.

"Was mich betrifft, Lupin, ist es ziemlich einfach: hierbleiben und wieder den sturen Gefangenen spielen. Ihr nächster Zug aber ist weit mehr - sagen wir, delikater. Sicher kennen Sie die Konsequenzen, wenn Sie nicht wirklich vorsichtig sind, oder?"

"Ja." Lupin lächelte müde. "Sie könnten herausfinden, daß Sie ein Spion sind, und zwar nicht ihrer, und so könnten sie beschließen Sie, äh, loszuwerden."

Snape schnaubte. "Das war eine sehr vorsichtige Ausdrucksweise, Lupin." Der Sarkasmus tropfte fast von seiner Stimme.

Lupin hob die Hände. "Okay, ich gebe zu es war vielleicht nicht lustig, aber-"

"Ruhe!", fauchte Harry plötzlich.

Beide Männer wandten ihm augenblicklich ihre Aufmerksamkeit zu. 

"Ich denke es kommt jemand", sagte Harry.

"Erwarten Sie Besucher, Severus?", flüsterte Lupin.

"Natürlich nicht!", antwortete Snape. "Jetzt hört zu, wer es auch ist, Ihr seid Verhörer vom Ministerium, vergesst das nicht!"

Lupin wollte gerade antworten, als die Türe geöffnet wurde bevor er die Chance hatte etwas zu sagen.

Harry versuchte verzweifelt sich zu beruhigen. Es war mit Sicherheit nicht das, was sie geplant hatten, aber da sie es nicht ändern konnten, mussten sie ihre Rollen so gut wie möglich spielen. Vielleicht war es nur Peer.

Teilweise hatte er recht. Es war in der Tat der Wächter Peer der die Zelle betrat, aber gefolgt von einem Mann, den Harry nicht kannte. Was, wenn dieser Mann jemand war, den der echte Bransom kennen sollte? Was wenn sie sich abgesprochen hatten sich hier zu treffen?
Er wartete darauf daß sein Herz jetzt jede Sekunde aufhörte zu schlagen.

Ihre Überraschung musste offensichtlich gewesen sein, denn es war Peer der zuerst mit fast entschuldigender Stimme etwas sagte. "Tut mir leid das Verhör zu unterbrechen, Mr. Bransom, Mr. Conald. Das", er wandte sich seinem Begleiter zu, "ist Mr. Garth Ludwick von der Abteilung für dunkle Aktivität. Er will dem Gefangenen einige Fragen stellen."

"Ah ja, natürlich", sagte Harry, wobei er versuchte ‚normal' zu klingen. Er wusste nicht, wo er den Mut hernahm, aber er war dennoch der Erste der reagierte. Er trat auf Ludwick zu und schüttelte ihm die Hand. 

"Mein Name ist Gregory Bransom. Dies ist mein Kollege Derek Conald. Es ist mir eine Freude sie zu treffen."

Ludwick nickte. "Es tut mir leid, daß ich Sie nicht früher von meinem Vorhaben informiert habe, aber ich beschloß erst heute, diesen Besuch zu machen. Ich hoffe es stört Sie nicht?"

"Sicher nicht", antwortete Harry, wobei er sich zu einem Lächeln zwang.

"Sir", sprach ihn Peer an. "Gibt es nicht etwas?"

"Nein Peer. Danke", antwortete Harry. Peer nickte nur und ließ sie mir ihrem ‚Gast' allein."

Was sollten sie nun tun? War dieser Mann wirklich vom Ministerium, oder ein weiterer von Voldemorts Spionen? Er beschloß, für den Anfang ein paar Fragen zu stellen.

"So", wandte er sich wieder an Ludwick. "Sie sind von der Abteilung für dunkle Aktivitäten, ja?"

Ludwick nickte. Harry verfluchte sich. Stelle nie eine Frage die nur mit ‚ja' oder ‚nein' beantwortet werden kann. So würde er nie etwas über ihren Besucher herausfinden.

"Und, wenn ich fragen darf, was wollen Sie von Mr. Snape hier? Es ist nur so, daß wir mitten in unserer eigenen Untersuchung sind."

Ludwick hob eine Hand. "Natürlich dürfen Sie fragen, Mr. Bransom. Es ist so, daß ich bei meinen Nachforschungen etwas gefunden habe. Einige Beweise die zu ihrem Gefangenen führen. Es könnte helfen ihn zu überführen. Ich habe gehört, Sie hätten bisher einige Probleme mit ihm, also kann ich vielleicht helfen."

Harry schnaubte. "Probleme? Wir kommen nirgendwohin, so stur wie er ist. Und man kann nicht sagen, wir hätten es nicht versucht."

Ludwick lächelte - Harry gefiel dieses Lächeln gar nicht. Es war viel zu boshaft. "Und nach dem was ich gehört habe, haben Sie es wirklich angestrengt versucht, aber vielleicht nicht angestrengt genug?"

Ohne auf eine Antwort zu warten wandte er sich von Harry an und ging zu Snape, den er kalt anstarrte. "Sie sind stur, ha? Tun sogar so, als wären sie unschuldig, hm?"

Snape antwortete nicht. Er schien direkt durch Ludwick hindurch zu starren. 

"Nun Beispielsweise weiß ich daß Sie nicht so unschuldig sind wie Sie vorgeben, Mr. Snape. Lassen Sie mich Ihnen ein paar Beispiele nennen: 13. Juli, Aberdeen, 5. August, Durham, 4. September, Warwick."

Snape blieb still.

"15 Muggel, Snape. Alle gefoltert und getötet. Sieben davon Kinder. Sagt Ihnen das was?"

Snape starrte ihn an. "Ich weiß gar nicht wovon Sie reden."

Ludwick lachte hohl. "Nein? Nun, vielleicht irre ich mich und sie wissen es wirklich nicht." Er grinste Snape so bösartig an, daß es Harry kalt den Rücken hinunterlief. Er zweifelte immer mehr daran, daß dieser Mann vom Ministerium kam. 

Ludwick zog seinen Zauberstab. "Sehen Sie, wenn Sie nicht wissen was passiert ist, dann sollte ich Ihnen vielleicht erzählen, was diese Bastarde ihren Opfern angetan haben." Er machte eine Pause. "Nein, warten Sie. Ich denke es wäre passender, wenn ich es Ihnen zeigen würde, oder?"

Wieder dieses boshafte Grinsen.

"Crucio!"

Harry sah mit Schrecken zu, wie Snape vor Schmerzen den Kopf zurück warf und seine Hände den Stuhl so fest packten daß die Fingerknöchel weiß wurden. Er schrie, und in der kleinen, steinernen Zelle klang seine schmerzerfüllte Stimme noch schlimmer.

Verzweifelt sah Harry Lupin an, aber sein ehemaliger Professor schüttelte nur den Kopf. Sie konnten nichts tun, nur zusehen. 

Nun, wenigstens eine Frage schien jetzt beantwortete. Dieser Ludwick war ganz sicher nicht vom Ministerium. Harry bezweifelte ernsthaft, daß jemand, der gegen Voldemort war, einen Unverzeihlichen Fluch so kaltblütig gegen einen hilflosen Gefangenen einsetzen würde - wenigstens nicht vor Zeugen.

Ludwick ließ seinen Zauberstab sinken, und Snapes Schreie erstarben. Er atmete keuchend, was ihm schwer zu fallen schien, weil er so fest an den Stuhl gebunden war. 

"Nun", fragte Ludwick mit gespielt freundlicher Stimme, "Wollen Sie es mir jetzt erzählen? Nein? Hmm, vielleicht habe ich mich noch nicht klar genug ausgedrückt.

Harry schloß die Augen und bereitete sich auf den nächsten Fluch vor. Und tatsächlich schrie Snape nur Augenblicke später wieder vor Schmerz auf. 

Ludwick hielt den Fluch dieses Mal noch länger aufrecht. "Wirklich", rief er, wobei er die Stimme hob um Snapes Schreie zu übertönen. "Sie hatten recht, Bransom. Er ist wirklich stur."

"Ja, das ist er." Ausnahmsweise war es Lupin der antwortete. "Obwohl ich zugeben muß, daß Sie uns den ganzen Spaß nahmen, Mr. Ludwick. Außerdem werden sie diese Vorstellung, so wie wir ihn schon behandelt haben, nicht lange genießen können." Er deutete auf Snape. 
Harry folgte seiner Bewegung und sah zu seinem Schrecken, daß eine kleine Blutspur angefangen hatte, aus Snapes Nase zu fließen. 

Ludwick hob seine Augenbrauen und beendete den Fluch. "Tatsächlich, Conald. Sie haben recht." Er nahm Snapes Kinn in die Hand und betrachtete ihn aus der Nähe. "Ich habe seinen Zustand falsch eingeschätzt. Schien mir recht gesund, als ich hereingekommen bin. Nun, offensichtlich habe ich mich geirrt." Er seufzte, als wäre er enttäuscht darüber, daß er die Folter beenden musste. 

Allerdings schien er es sich noch einmal zu überlegen und wandte sich wieder an Snape. "Ich frage mich, mein Freund, wissen Sie wirklich nicht, worum es hier geht? Sie sind zu erschrocken, um zu antworten, wie, Snape? Vielleicht haben Sie nicht erwartet, daß wir dieselben Flüche benutzen wie ihr Todesserabschaum, hm?" Er wartete, aber als Snape keine Antwort gab fuhr er fort: "Stur wie Sie sind, habe ich mich wahrscheinlich noch nicht klar ausgedrückt. Versuchen wir es also noch mal."

Wieder hob er den Stab, und bevor er das unvermeidliche sagte bemerkte Harry etwas in Ludwicks Augen. Sie zwinkerten, aber nicht gutmütig, wie die des Schulleiters. Stattdessen war es ein bösartiges Glitzern, ein sadistisches Lächeln in seinen Augen. Dieser Mann genoss die Folter - kein anständiger Mann würde sich so fühlen, dachte Harry. Nun hatte er keine Zweifel mehr: Dieser Ludwick war ein Todesser. Wer sonst sollte sich am Leiden eines anderen Wesens erfreuen?

In der Zwischenzeit hatte Ludwick Snape wieder mit dem Cruciatus belegt, und er hielt ihn aufrecht bis sein Opfer am Rand der Bewußtlosigkeit zu sein schien. Die Augen des Meisters der Zaubertränke fingen an, sich nach oben zu drehen.

Plötzlich zog Harry seinen Zauberstab und richtete ihn auf Snape. "Finite Incatatem!" rief er. Kaum war der Fluch von ihm genommen, sackte Snapes Kopf auf seine Brust, sein Atem kam unregelmäßig und klang fast blechern. 

Harry schloss kurz die Augen. Er hatte es nicht länger mit ansehen können. Dieser Kerl hatte absolut keine Skrupel.

Für einige Sekunden stand Ludwick nur starr da. Dann drehte er sich langsam zu Harry um.
"Mr. Bransom!", fauchte er. "Können Sie mir erklären, was das sollte? Wie könne Sie es wagen..."

Aber Harry unterbrach ihn. "Tot nützt er uns nichts, ich weiß Ihre Bemühungen durchaus zu schätzen, aber wenn Sie weiter machen krepiert er. Dann bekommen wir gar nichts mehr aus ihm raus."
Dieses mal musste er sich nicht einmal bemühen, seiner Stimme einen kalten Klang zu geben.

Ludwick musterte ihn einige Sekunden lang mit einem seltsamen Blick, den Harry nicht deuten konnte. Schließlich zuckte er mit den Schultern. "Sie haben wahrscheinlich Recht, Bransom. Ich habe mich etwas... ablenken lassen. Nun gut." Der Zorn verschwand aus seinen Gesichtszügen. Harry spürte, wie ihm mehrere Steine vom Herzen fielen. Das war noch einmal gutgegangen.

Ludwick starrte einige Sekunden an die Wand bevor er Snapes Kinn wieder in die Hände nahm. "Sie sind noch da, wie ich sehe", sagte er grinsend. "Habe ich mich dieses Mal klar ausgedrückt, Snape, oder muß man Sie noch immer überzeugen?"

Snape schloß kurz die Augen bevor er direkt in Ludwicks Augen schaute. "Versuchen Sie es solange Sie wollen, Ludwick", fauchte er gefährlich (oder so gefährlich er konnte). "Ich bin nur einer. Schicken Sie mich zu den Dementoren wenn Sie wollen, aber es gibt viel zu viele von uns. Jeden Tag wächst die Anzahl derer, die dem Dunklen Lord folgen. Töten Sie mich - es gibt genug andere, die mich ersetzen werden, und ich werde als Märtyrer für meinen Meister sterben." Nachdem er es gesagt hatte, grinste er Ludwick boshaft an.

Harry fühlte daß sein - oder eher Bransoms - Gesicht weiß wurde. Was hatte Snape gerade gesagt - sein Meister? Nein, er konnte doch nicht zu Voldemort gehören. Schnell versuchte er Lupins Blick aufzufangen. 

Der ehemalige Professor sah Harrys Angst offensichtlich und ging unauffällig zu ihm. Ludwick schien es nicht zu bemerken, er war viel zu beschäftigt damit, Snape zu betrachten. "Keine Angst", flüsterte Lupin. "Es ist nur gespielt. Nur gespielt, Harry, denk daran!"

Harry zwang sich dazu zu nicken. Gespielt? Konnte das sein? Er würde Lupin hier glauben müssen. Außerdem gab es nichts das er jetzt tun konnte, außer zu hoffen, daß Snape wirklich nicht auf Voldemorts Seite war und sie nicht verraten würde. 

Ludwick ließ Snapes Kinn plötzlich los. "Ist dem so?" sagte er gefährlich leise. "Sie geben es also endlich zu? Sie geben zu ein Todesser zu sein?"

Snape lachte scharf was mit einem Hustenanfall endete. "Zugeben? Ja, das tue ich! Sie wissen aber nur so wenig. Komisch, daß Sie mich nur aufgrund der Paranoia dieses dämlichen Ministers einsperren. Wissen Sie, daß ich jahrelang vor Dumbledores Nase war? Sicher nicht als treuer Kollege, das versichere ich Ihnen. Und wissen Sie das Beste? Er hat mir die ganze Zeit über vertraut - mir, der ihn von dem Augenblick an, an dem er mich eingestellt hat, an der Nase herumgeführt hat. Die ganze Zeit über habe ich meine Slytherins unterstützt und sie konditioniert, der Führung meines Meisters zu folgen. Meine Arbeit ist getan, sie sind jetzt vollständig vorbereitet. Was Sie also auch mit mir anstellen - es wird zu spät sein." Er musste abbrechen, weil ihn ein weiterer Hustenanfall überkam.

Harry schloß die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Gott, er hoffte, er betete, daß Lupin recht hatte. Snape klang so verdammt überzeugend.

Ludwick fing plötzlich an zu nicken. "Sie haben also gewartet und die Zeit genutzt um die Kinder auf ihn vorzubereiten?" Irgendwie fehlte seiner Stimme die angemessene Abscheu. Seltsam.

Nun schüttelte Ludwick den Kopf und lächelte in sich hinein. "Vielleicht habe ich mich in Ihnen getäuscht, Snape. Ich habe immer gedacht, Sie hätten sich in Hogwarts versteckt. Slytherin bevorzugten Sie, ja, aber ich dachte, Sie hätten trotzdem zu viel Angst davor, Ihre tollen Kerker zu verlassen, froh daß Dumbledore Sie beschützt hat" Er steckte den Zauberstab weg und suchte in seinen Taschen, bis er eine kleine Flasche mit einer hellblauen Flüssigkeit fand. "Ich schlage vor, ich trinke das, bevor wir unser kleiner Gespräch weiterführen, Snape- Sie werden verstehen." Er wandte sich an Harry und Lupin. "Danke dafür, daß Sie mich das haben machen lassen", sagte er mit furchtbar überheblicher Stimme. "Ich habe fast erwartet, daß Sie sich beschweren, daß ich nicht mehr Spaß haben konnte, aber wie Sie sehen können, ist Ihre Arbeit getan. Unser Meister wird erfreut sein."

Harry tat sein bestes, respektvoll zu nicken. "Wir sind froh darüber, Sir", sagte er, und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. "Er war wirklich hart, ich fing an zu glauben, er wäre einer von ihnen." Harry sagte das letzte Wort mit soviel Ekel, wie er aufbringen konnte. Schließlich waren ‚sie' Dumbledore, Lupin, er und jeder andere tapfere Zauberer der gegen das Dunkle kämpfte. 

Ludwick nickte anerkennend.
"Ja, Severus ist ein Meister, wenn es darauf ankommt seine Gefühle zu verbergen." Er grinste Snape an, der die ganze Szene skeptisch verfolgte. "Oh schauen Sie mich nicht so an, alter Freund", sagte Ludwick und öffnete die Flasche. "Wie ich sagte, Sie werden es bald verstehen." Damit trank er. 

Harry war neugierig darauf, was als nächstes passieren würde und betrachtete Ludwick mit so viel Interesse, wie er sich unauffällig leisten konnte. Erst sah er nichts, aber dann fing der Mann an, sich zu verändern. Es war fast als würde er Vielsaft verwenden, aber der Trank hatte die falsche Farbe. Als der Veränderung schließlich beendet war, traute Harry seinen Augen nicht, aber natürlich ergab jetzt alles Sinn. 
Dieser Mann war nicht einfach irgendein Todesser. 
Es war kein anderer als Lucius Malfoy.


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