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Kapitel 13: Versäumnisse

 

Das nächste, was Harry deutlich erkennen konnte, waren die schwarzen Kutschen, die jeden, ausgenommen die Erstklässler, vom Bahnhof in Hogsmeade nach Hogwarts brachten. Er war überrascht, auch die Thestrels zu sehen, die so furchterregend wie immer aussahen, mit ihrem schwarzen Fell, das über ihre Skelette gespannt war, Löcher da lassend, wo die ledernen Schwingen sich befanden. Sie erinnerten ihn an den verzweifelten Ritt unter dem schwarzen Nachthimmel, als er versucht hatte, Sirius zu retten - und versagt hatte. Er hätte alles gegeben, sie nicht zu sehen. Warum waren sie sichtbar? Und konnten die anderen sie auch sehen? Dann begann er zu verstehen: Das hier war Snapes Sicht der Dinge. Er hatte seine Schwester sterben sehen, als er vier Jahre alt gewesen war. Natürlich war er fähig, diese Biester von seinem ersten Tag an zu sehe.

Der Junge machte ein paar Schritte rückwärts, als seine Augen auf die Ungeheuer fielen, aber Lucius schob ihn sanft vorwärts in Richtung der Wagen.
"Mach dir keine Sorgen, sie sind harmlos. Aber sprich nicht über sie und starre sie nicht an. Nicht jeder kann sie sehen."
Ohne ein weiteres Wort kletterte der blonde Junge hinein und der dunkelhaarige Knabe folgte ihm geräuschlos, warf aber nervöse Blicke nach vorne, als er einstieg. Als Narzissa und Avery sich zu ihnen gesellt hatten, öffnete Snape seinen Mantel und zog sanft das Kätzchen hervor, das er in der Gasse gerettet hatte. Er setzte es auf seinem Schoß ab, wo es sich bequem zusammenrollte und anfing zu schnurren.
"Du hast wirklich Glück gehabt, daß meine Eltern dieses... Ding nicht zu fassen gekriegt haben", beschied ihm Lucius und deutete mit dem Finger auf das Tier, das gerade ausgiebig gähnte und alle der Reihe nach faul anguckte. "Sie können Katzen nicht ausstehen."
"Und ich schätze, das bleibt in der Familie, habe ich nicht Recht?" erkundigte sich Narzissa, während sie Snape zuzwinkerte und die Katze hinter den Ohren kraulte. Sie fand das "Ding" offensichtlich entzückend.
"Ich weiß nicht, in meinen Augen sind Katzen einfach nur... schmutzig und... falsch und... und du hast sie aus dem Müll gezogen!"
Der Jugendliche schüttelte sich und rückte so weit wie möglich von dem schnurrenden Fellknäuel ab. Snape schien davon völlig unbeeindruckt zu sein und war vollauf damit beschäftigt, sein neues Haustier zu liebkosen.
"Katzen sind uns in Hogwarts erlaubt und ich denke nicht, daß mich irgend jemand danach fragen wird, wo ich sie her habe. Alle werden annehmen, sie sei ein Geschenk meiner Eltern. Immerhin", fügte er sinnierend hinzu, "kennt niemand meine Eltern."
Er lachte leise in sich hinein und ignorierte Lucius´ tödliche Blicke. Als die Kutsche anhielt, verfrachtete er die Katze zurück in seine Tasche und ging zusammen mit den anderen in die Große Halle, seine Schritte wurden federnder, als er das bekannte Gebäude betrat und seinen angestammten Platz am Tisch ansteuerte. Sich versichernd, daß sein Haustier gut verstaut war und schlief, schaute er sich um, auf die Banner, die die Wände zierten, die verzauberte Decke, die den gleichen sternklaren Himmel zeigte, die sie draußen gesehen hatten, bis hinüber zum Lehrertisch. Die Augen des Schulleiters trafen sich mit den seinen und rasch wandte er sich von den zwinkernden blauen Augen ab, seine Hände griffen nach der Tischkante, als er offenbar versuchte, den in ihm schwelenden Zorn unter Kontrolle zu halten.
Die großen Türen öffneten sich ein weiteres Mal und Professor McGonagall marschierte zusammen mit den Erstklässlern herein, die allesamt sehr verängstigt und beeindruckt aussahen. Es gab ziemlich viele von ihnen und die Auswahlzeremonie schien sich endlos hinzuziehen. Snapes Magen knurrte deutlich vernehmbar und er sah reumütig auf Crabbe zu seiner Rechten. Der ältere Junge lächelte ihn an, griff in seine Tasche und zog einen leicht mitgenommenen Keks hervor, den er seinem Sitznachbarn anbot. Snape nahm ihn dankbar an und begann an ihm herum zu knabbern, während er zusah, wie ein weiterer Junge nach Ravenclaw gewählt wurde. Das Haus würde diese Jahr wohl aus allen Nähten platzen.
In seiner Tasche hatte die Katze angefangen, vernehmlich zu maunzen und das zog die Aufmerksamkeit eines der älteren Slytherins auf sich.
"Hast du so großen Hunger, oder versteckst du einen kleinen Drachen unter deinem Umhang?" fragte er, dunkelbraunes Haar hing ihm in die ebenso dunklen Augen. Seine Schultern waren breit und sein Körperbau eher kräftig. Er sah nicht gerade wie jemand aus, dem man in die Quere kommen sollte und seine Stimme hatte nicht den leisesten Hauch von Humor gehabt. Wenn es überhaupt möglich war, dann wurde Snape noch kleiner, legte eine Hand beschützend auf seine Tasche und schüttelte hastig mit dem Kopf.
"Laß ihn in Ruhe, Rastaban", raunzte ihn Lucius über den Tisch hinweg an. Dem Ausdruck auf seinem Gesicht nach zu schließen, war der Kerl nicht gerade einer seiner liebsten Hausgenossen. "Du brauchst nicht alles zu wissen, was hier vor sich geht. Da sind schon genug andere, die meinen, das sei ihre Aufgabe."
Die zwei Jungen stierten sich eine Weile lang an und der junge Snape war so gefesselt von dem Spektakel, daß er nicht einmal mitbekam, wie die Auswahlzeremonie ein Ende gefunden hatte und auch kaum wie der Schulleiter seine Begrüßungsworte an sie richtete. Plötzlich waren die Tische mit Essen überladen. Köstliche Gerüche breiteten sich in der Halle aus und lockten die kleine Katze aus dem sicheren Umhang ihres Besitzers. Mit einem kleinen, ungeschickten Satz landete sie auf dem Tisch und beschäftigte sich damit, ihren Kopf in eine Schüssel mit Kartoffelbrei zu stecken, als ein amüsierter Schrei vom Tisch der Gryffindors herüber schallte.
"Guck mal, wie süß! Schniefelus hat sich über die Ferien eine Freundin angelacht!" Die unverkennbare Stimme Sirius Blacks schnitt durch den allgemeinen Lärm aus Unterhaltungen, und dem Geklapper von Besteck und Tellern.
"Oh, Schniefelus, war es sehr schwer ein Tier zu finden, das genauso ungepflegt und fettig ist, wie du selber?"
Snape langte elegant über den Tisch, um sein Tier davon abzuhalten, Schindluder mit dem Abendessen seiner Mitschüler zu treiben. Er schenkte dem anderen Jungen einen giftigen Blick, der einer Bellatrix Black würdig gewesen wäre und knuddelte das Kätzchen in seinen Armen, sanft das Fell hinter ihren viel zu großen Ohren streichelnd und flüsterte:
"Hör nicht auf ihn. Er ist ein Idiot. Und du bist die süßeste und schönste Katze auf diesem Planeten."
Sie schien seinen Worten Glauben zu schenken, vielleicht aber auch nur, weil er angefangen hatte, ihr mit seiner freien Hand, kleine Stücke von seinem Hühnchen zu reichen, während er noch immer über den Tisch hinweg das kichernde Trio anstarrte, das in seine Richtung deuteten und alle paar Sekunden Kußgeräusche machten. Immerhin versuchte sie nicht mehr den Tisch zu erobern und schlief erneut ein, diesmal auf Narzissas Schoß, die das schnurrende Wesen übernommen hatte, damit auch Snape letztendlich zum Essen kam. Lucius hatte einen Platz am entfernten Ende des Tisches neben Crabbe und Goyle gefunden und Narzissa konnte noch so süß lächeln, er weigerte sich für den Rest des Festes, sich neben sie zu setzen.


Ron schlug Harry leicht auf den Rücken.
"Hey, das nächste Mal, wenn du dich mit Malfoy anlegen mußt, dann halte ihm doch einfach eine Katze unter die Nase."
Er gluckste leise. Hermine sagte nichts, aber sie sah Harry mißbilligend von der Seite an und zog eine Augenbraue hoch.
"Was?" erkundigte er sich ein wenig verärgert. Sie schüttelte nur mit dem Kopf.
Irgendwie hatte er das Gefühl, daß sie gerne einen Kommentar darüber abgegeben hätte, was das Verhalten seines Vaters und Paten anbelangte, aber er war froh, daß sie den Mund hielt. Es reichte ihm seine eigenen Gedanken hören zu müssen, ohne auch noch ihre selbstgefällige Meinung zu brauchen. Vermutlich dachten sie eh beide das gleiche.


Weihnachten schien kurz bevor zu stehen, denn im Inneren der Blase bedeckte Schnee die weiten Flächen von Hogwarts und Snape war vollauf damit beschäftigt, die herunter gerieselten Nadeln der Tannenbäume weg zu kehren, die Hagrid in die Große Halle getragen hatte. James Potter, Remus Lupin und Sirius Black waren auch da, sie lehnten an der Wand und unterhielten sich über ihre neueste Aufgabe im Zaubertränkeunterricht. Lupin schien sich nicht ganz wohl dabei zu fühlen, den kleineren Jungen ganz alleine arbeiten zu sehen, denn er versuchte, sich einen Besen zu schnappen und dem dunkelhaarigen Jungen aus Slytherin zu helfen. Aber seine beiden Kumpanen stoppten ihn, jeder eine Hand auf seinen Arm gelegt und mit dem Kopf schüttelnd.
Zuletzt hob Snape den Kopf und funkelte sie an.
"Wißt ihr, wir alle haben letztes Jahr diese Strafarbeit von McGonagall bekommen. Wie kommt es, daß ich der einzige bin, der die verfluchten Aufgaben, die Filch uns gibt, letzten Endes auch erledigt?"
James grinste.
"Weil du so verdammt gut darin bist, Schniefelus. Genau wie bei allen anderen Sachen. Außer beim Fliegen, habe ich nicht Recht? Oh, ich kann mich immer noch gut an die letzte Stunde erinnern, du, wie du dich so an deinen bockigen Besen klammertest, als ginge es um dein Leben und Alice McErlaine die daraufhin vor lauter Lachen von ihrem heruntergefallen ist."
Der Junge mit dem unordentlichen Haarschopf ließ ein falsches, schrilles Gelächter ertönen, während er sich den Besen schnappte mit dem er eigentlich hatte sauber machen sollen und ihn heftig schüttelte, als er so tat, als ob er hinter ihm hergezogen würde.
Snape schmiß seinen Putzlumpen auf den Boden und stürmte auf den anderen Jungen zu, in seinen Augen lag unendliche Abneigung. Er hatte seinen Zauberstab gezogen, noch ehe die anderen überhaupt reagieren konnten und hielt ihn fest auf den Besen in James´ Hand gerichtet.
"Serpensor..."
Er kam nie dazu, seinen Fluch zu beenden, denn Filch kam laut heulend um die Ecke gebogen.
"Dieses dämliche, unnütze Biest! Es sollte getötet werden. Hagrid sollte getötet werden!"
Er fing an zu schluchzen, etwas blutiges und räudiges an seine Brust gedrückt. Ohne die geschockten Jungen zu beachten, stolperte er an ihnen vorüber und hinaus auf den Hof. Vier verwirrte Augenpaare folgten ihm.
"War das seine Katze?" wisperte Lupin. "Wie war doch gleich ihr Name... Fili... irgendwas."
"Filomena", korrigierte ihn Snape mit ebenso gedämpfter Stimme. "Ja, ich denke schon."
Sirius sah von seinen Freunden herüber zu seinem liebsten Feind, beäugte skeptisch Snapes noch immer gezückten Zauberstab und tippte James auf die Schulter. Als der andere Junge ihn ansah, deutete er mit einem Ruck seines Kopfes auf die Treppe, die in den Gryffindorturm hinauf führte und beide zogen sich unauffällig zurück. Snape und Lupin starrten noch immer dem weinenden Hausmeister nach und erst als James von der Treppe her rief: "Remus, kommst du?" verdrückte sich auch der letzte der Gryffindors, zuckte an Snape gewandt mit seinen Schultern und eilte die Treppe hinauf, um seine Freunde einzuholen.
Snape griff erneut nach Schrubber und Feudel, beendete seine Aufräumarbeiten und folgte dem Hausmeister langsam nach draußen.
Er fand ihn in der Nähe des Quidditschfeldes, wie besessen damit beschäftigt, die gefrorene Erde mit einer Schaufel zu bearbeiten. Er hatte noch mehr Haare auf dem Kopf, als zu Harrys Zeiten und er sah auch nicht ganz so zerlumpt aus. Sein Gesicht war vom Weinen ganz gerötet und er fluchte in einer Weise vor sich hin, daß selbst Snape die Röte ins Gesicht stieg. Neben ihm auf der Erde, lag der steife Körper einer toten Katze.
"Was ist passiert?" fragte der Junge vorsichtig, sich neben den leblosen Körper kniend und ihn genau untersuchend. Das Fleisch war zerfetzt und das graue, getigerte Fell war blutverschmiert. Es schien, als ob man ihr das Genick gebrochen und die Kehle zerfleischt hatte.
Filch fuhr herum, erstaunt, dort einen Schüler zu sehen, die Schaufel noch immer in seiner Hand. Er blinzelte ein paarmal und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
"Einer von Hagrids dämlichen Hunden hat sie zu fassen gekriegt. Er sagt natürlich, daß es nicht so war, es müsse ein Fuchs oder Wolf getan haben, aber ich weiß, es war eine seiner Kreaturen. Er hat sie einfach nicht unter Kontrolle. Keine Kontrolle!"
Er hackte ärgerlich auf die gefrorene Oberfläche ein, bis das Loch endlich tief genug war, um ein anständiges Grab für sein Haustier zu sein. Zärtlich hob er ihre Überreste auf und legte sie hinein, das drahtige und blutige Fell mit liebevoller Hand streichelnd.

In der Erinnerung tat sich auf einmal eine weitere Erinnerung auf. Ein anderes Loch, in dunkle Erde gegraben. Eine andere Hand die etwas streichelte, das nach schwarzen Haaren aussah. Die Hand jedoch war kleiner und das Haar schien nicht zu einem Tier zu gehören.

Der Junge in der Blase schüttelte heftig seinen Kopf, als wolle er die unerwünschten Gedanken vertreiben wollen. Dann nahm er die Schaufel und bedeckte die Grube wieder mit Erde, den trauernden Hausmeister an seiner Seite kniend. Der Knabe sah den älteren Mann nicht ein einziges Mal an, sondern arbeitete stetig weiter, bis die Stelle wieder eben war und sich nur durch den fehlenden Schnee von dem Rest des Feldes abhob. Als er sich herumdrehte, war Filch verschwunden.
Langsam machte sich Snape auf den Rückweg ins Schloß, seinen Kopf gesenkt, seine Hände nestelten an den Falten seines Umhanges herum. Er grübelte offensichtlich über etwas sehr wichtiges nach.
Als er wieder drinnen war, holte er tief Luft, seufzte schwer und begann in Richtung des Slytherin-Gemeinschaftsraumes zu rennen.
"Grindelwald", brüllte er das Wappen an, das den Eingang verdeckte und stürmte hinein, um ein Haar Goyle umhauend, der vor dem Ausgang auf- und abmarschierte, ein bekannt aussehendes Päckchen fest umfaßt und etwas in seinen Bart hinein murmelnd.
"Tschuldigung", keuchte Snape ohne sich umzudrehen, sondern statt dessen geradewegs auf den Kamin zu hastend, wo sich seine Katze auf einer flauschigen, grünen Decke zusammengerollt hatte. Er nahm sie sanft auf, verbarg sie unter seinem Umhang und rannte wieder hinaus, dieses Mal Goyle gegen die Wand schubsend.
"Was ist denn mit ihm los?" fragte Narzissa neugierig, eine Augenbraue fragend gen Malfoy erhoben. Der blonde Jugendliche zuckte mit den Schultern.
"Wen interessiert das schon? So lange er dieses schmuddelige, kleine Fellknäuel hier raus bringt."
Er wanderte zu ihr herüber, setzte sich neben sie auf das Sofa und streckte seine Beine behaglich aus, die Hacken genau dort, wo kurz zuvor die Katze gedöst hatte.
Snape hatte endlich aufgehört zu rennen, denn die ruckartigen Bewegungen hatten seine pelzige Last klagen und wimmern lassen. Nun ging er festen Schrittes einen dunklen Korridor entlang, das kleine Tier an seine Brust gedrückt und ihr etwas ins Ohr flüsternd.
"Es ist nicht so, daß ich dich nicht mag, weißt du? Aber der Gemeinschaftsraum ist kein geeigneter Platz für dich. Die ganze Zeit schubsen sie dich hin und her und jeder will dich streicheln und anfassen. Du kannst das nicht ausstehen, stimmt's?"
Gelbe, etwas hervorquellende Augen blickten in dunkle. Sie schien aufrichtig interessiert zu sein.
"Und er ist ein netter Kerl. Er mag Katzen und er weiß, daß er dich mit Respekt behandeln muß. Mit ihm zusammen kannst du in dieser Schule hingehen, wo immer du willst und er hat immer für dich Zeit. Nicht so wie ich. Ich muß dich jeden Tag alleine lassen und zum Unterricht und so gehen. Glaub mir", endete er, augenscheinlich mehr sich selbst überredend als seine tierische Freundin, "dir wird es hier gefallen."
Die Beiden hatten die Tür erreicht, hinter der Filchs Büro lag. Der Junge hob zögerlich eine Hand und warf einen zweifelnden Blick auf die schnurrende Katze in seinen Armen. Von der anderen Seite der Tür konnte man ein gedämpftes Schluchzen hören. Er reckte bestimmt sein Kinn und klopfte.
Nach ein paar Sekunden und einigen polternden Geräuschen öffnete sich quietschend die Tür und die geröteten Augen des Hausmeisters lugten durch den Spalt.
"Was willst du?" raunzte er den Jungen an. "Ich habe heute Abend nichts weiter für dich oder deine idiotischen Freunde zu tun. Als verpisse dich!"
Er wollte gerade die Tür wieder schließen, als Snape die Katze unter dem Umhang hervorzog und sie ihm wortlos hinhielt. Die Tür öffnete sich erneut, dieses Mal ganz und Filch sah ihn mit einer Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung an.
"Was hat das zu bedeuten? Willst du damit angeben, daß deine Katze noch am Leben ist, während meine draußen in der Kälte begraben liegt?"
Tränen traten wieder in die Augen des Mannes, aber der dunkelhaarige Junge blieb ruhig und setzte die Katze auf den Boden. Sie beschnüffelte das Bein des Hausmeisters mit hingebungsvoller Neugierde und schlenderte dann gemächlich in das Büro, der Schwanz zuckte ein wenig.
Der junge Snape sah zu Filch hinauf.
"Nein, ich dachte nur, daß Sie vielleicht einsam sind und ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich schätze, sie ist auch einsam", er deutete auf das Tier, das gerade ein Paar schwere, schwarze Schuhe inspizierte, den Kopf fast vollständig in einen von ihnen gesteckt, "mit mir, wo ich doch den ganzen Tag nicht da bin. Vielleicht könnten Sie sie nehmen."
Es schien ein Bedürfnis für mehr Worte zu geben, für mehr Erklärungen. Jedoch fand keiner der beiden die richtigen und so trat Filch einfach an die Seite um den Jungen ins Zimmer zu lassen. Er schloß die Tür und beide sahen zu, wie das schlammfarbige, pelzige Tierchen den Stuhl in Beschlag nahm, der am weitesten am Feuer stand, sich bequem zusammenrollte und sie mit weisen, alten Katzenaugen ansah.
Filch räusperte sich.
"Eine Tasse Tee?" fragte er, seine Augen nicht einmal von seinem neuen Zimmergenossen wendend.
"Ja, das wäre nett", erwiderte Snape mit einem schüchternen Lächeln.


 

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