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Kapitel 2: Unerwartet

 


Mit dem Rücken buchstäblich zur Wand, einen aufs äußerst verärgerten Mad Eye Moody an der Kehle und Albus Dumbledore, der sich offen auf die Seite der Anderen stellte, gab es für Snape kaum eine andere Wahl.
"Hör auf, um den heißen Brei herum zu reden, es paßt nicht zu dir, Albus", sagte er angriffslustig und mit dem Versuch sein altes Selbst wieder zu erlangen, indem er sich kerzengerade aufrichtete und so gleichsam seinen Hals aus Moody´s Reichweite brachte. "Was genau willst du von mir?"
Oben am Treppengeländer schlüpfte Harry gerade zurück in das Zimmer, das er und Ron sich immer teilten, wenn sie im Grimmauld Platz zu Besuch waren. Irgendwo in seinem Schrankkoffer mußte sich der Unsichtbarkeitsmantel seines Vaters befinden und er hatte das Gefühl, daß dieses außergewöhnliche Erbstück sich ein weiteres Mal als ziemlich nützlich erweisen würde. Seine Zauberschachfiguren wurden einfach achtlos auf das Bett geschmissen, ebenso ein paar Bücher, mehrere extrem häßliche Socken, ein paar Schachteln mit Schokofröschen und auch sein Besenpflegeset. Natürlich, da lag er, zusammengefaltet und wie aus flüssigem Silber gemacht, direkt auf dem Grund seines großen Koffers. Schnell griff er danach und hastete zurück zu den anderen, wobei er das Chaos, das er angerichtet hatte, einfach Chaos sein ließ.
"Was ist passiert?" fragte er, leicht außer Atem. Ron sah ihn neugierig an. "Wo warst du? Du hast verpaßt, wie Snape versucht hat zur Tür zu rennen und dann von Moody daran festgenagelt worden ist. Ich hätte wirklich nicht gedacht, daß er mit seinem Holzbein so schnell sein kann." Ron grinste über das ganze Gesicht, was seine Sommersprossen auf eine ganz besondere Weise zum Tanzen brachte.
Hermine antwortete: "Offenbar hatte der Orden eine Art Angriff auf eines der Todesser-Treffen geplant, aber es ging in die Hose, weil, als sie dort ankamen, niemand mehr in dem Gebäude war. Es gab auch keinerlei Spuren und so, und nun vermutet Moody, dass Snape seine Todesserfreunde gewarnt haben könnte. Der Rest des Ordens wird auch langsam mißtrauisch und Professor Dumbledore scheint auch nicht mehr fähig zu sein, die anderen nur noch mit Worten beruhigen zu können. Aber könntest du jetzt bitte still sein, sonst verpassen wir noch was wichtiges." All das war in weniger als 15 Sekunden heruntergeleiert worden und ohne sie groß aus der Puste zu bringen. Manchmal beneidetet Harry Hermine wirklich um ihr Effizienz.
Die Eingangshalle war nun mit Menschen gefüllt. Harry konnte Tonks erkennen, die ihr Haar heute in blonden Rastalocken trug, Bill Weasley, Mundungus Fletcher, Kingsley Shacklebolt und Hestia Jones waren auch da und es gab sicherlich noch viele andere, die er von dort aus, wo er saß, nicht sehen konnte. Er wußte, daß Lupin ebenfalls dort sein mußte. Sie hatten zusammen zu Abend gegessen und er hatte niemanden das Haus verlassen hören, ehe die anderen hier angekommen waren. Mad Eye Moody genoß es sichtlich, stechende Blicke in Snapes Richtung zu werfen und ihn dazu zu zwingen, sich immer weiter von der Tür und in die Mitte des Raumes zu bewegen, indem er selbst lediglich unheilverkündend hinter ihm her schritt.
"Alastor, daß reicht jetzt", schaltete sich Dumbledore ein. "Ich glaube wirklich nicht, daß Severus uns an den Feind verraten hat." Das Gemurmel wurde lauter, als die Versammelten begannen sich gegenseitig geflüsterte Vermutungen zuzuraunen. Moodys einzige Reaktion war ein wenig überzeugtes Grunzen. Er wagte es nicht, einem so mächtigen und viel respektierten Zauberer wie Dumbledore zu widersprechen. Nichtsdestotrotz, bewegte er sich auch nicht von Snape weg.
"Wenn sie jetzt zurück in die Küche gehen, werden wir nie erfahren, was sie besprechen", seufzte Ron. "Es ist jetzt schon schwer genug zu verstehen, was sie sagen."
"Das ist der Grund, warum ich dieses gute Stück geholt habe." Mit einem triumphierenden Lächeln hielt Harry den Unsichtbarkeitsmantel in die Höhe. "Wenn wir uns eng aneinander drängen, dann sollten wir eigentlich alle drunter passen."
"Trellawney wäre sicher stolz auf dich, daß du das vorausgesehen hast", gab ihm Hermine ein Kompliment, ohne dabei auch nur im geringsten zu lächeln. Sie bewegte sich bereits vorsichtig die Stufen hinunter, immer eine Stufe nach der anderen, den Mantel immer hinter sich herziehend und Harry demzufolge ebenso.
Kurz bevor sie die unterste Stufe erreicht hatten, zogen sie sich die Kapuze des Mantels über ihre Köpfe und verschwanden darunter, unsichtbar für jeden, außer...
"Moody kann uns mit seinem magischen Auge immer noch sehen." Harry wußte das ganz sicher, war er doch einmal, vor drei Jahren, dem falschen Moody in die Arme gelaufen, der jedoch das echte magische Auge getragen hatte.
"Denkst du wirklich, er hat im Augenblick das Bedürfnis sich hier irgendwie groß umzusehen?" fragte Ginny trocken. Das war ein Argument. Nichts, abgesehen vielleicht von einem Erdbeben in Kombination mit einer heftigen Explosion schien Moody dazu bewegen zu können, seinen Blick von Snape zu wenden, dessen Gesicht eine Blässe angenommen hatte, die seine Schüler noch nie zuvor an ihm gesehen hatten.
"Wir wissen alle, daß du dein Leben riskierst, jedes Mal, wenn du zu diesen Todesser-Treffen gehst", sprach Dumbledore, während er sich zwischen die beiden, sich mißtrauisch anstarrenden Zauberer manövrierte und Snape damit etwas mehr Freiraum zukommen ließ, gerade so viel, um sich zumindest wieder etwas rühren zu können. "Du darfst aber auch nicht vergessen, daß dir die anderen lediglich trauen, weil sie mein Wort haben. Weil ich ihnen versichert habe, daß du uns niemals verraten wirst."
Snape gab weiterhin keinen Ton von sich. Er sah Dumbledore ängstlich an, so als erwarte er einen Schlag ins Gesicht.
"Als sie mich gestern gefragt haben, was für Gründe ich denn eigentlich habe, dir zu glauben, daß du nie wieder zu Voldemort zurückkehren wirst", - einige der Hexen und Zauberer zuckten zusammen -, "da konnte ich ihnen keine Antwort geben. Zumindest keine, die sie auch nur im entferntesten zufrieden gestellt hätte."
Ein weiter Kreis hatte sich um die beiden gebildet. Selbst Moody war etwas zurückgetreten und blickte Dumbledore ebenso verwundert an, wie der Rest. Rons und Ginnys älterer Bruder Bill, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wippte nervös mit dem Fuß. Neben ihm griff seine Mutter nach dem Arm ihres Mannes und begann auf ihrer Unterlippe zu kauen. Tonks spielte an einer ihrer Haarsträhnen, färbte sie von blond zu schwarz, dann zu pink, dann wieder zu blond und weigerte sich, jemandem in die Augen zu blicken. Die anderen schienen wie festgefroren zu sein, nur darauf wartend, was Dumbledore als nächstes tun würde.
"Soll das so eine Art Trost sein?" Snapes Stimme war so kalt wie Eis und er sah den Schulleiter an, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. "Dass dein Wort ihnen auch nicht ausreicht? Was erwartest du jetzt von mir?" Mit dem letzten Satz, drehte er sich zu den anderen Hexen und Zauberern um. "Wollt ihr, daß ich auf die Bibel schwöre, oder etwas ähnliches? Soll ich Veritaserum trinken, damit ihr mich wieder befragen könnt, wie die ganze letzte Stunde da unten?" Er deutete mit zitternder Hand auf die geöffnete Küchentür.
Harry war sich nicht ganz sicher, ob das Zittern ein Anzeichen von Angst war, denn der Gesichtsausdruck Snapes war voll wildem Zorn, fast schon beängstigend haßerfüllt.
"Wenn die Informationen, die ihr von mir bekommt, euch nicht genug sind, ebenso wie das Wort von Albus Dumbledore, dann muß ich mit Bedauern sagen, daß unsere Zusammenarbeit hier wohl ein Ende findet, denn ich bin mir sicher, daß es nichts gibt, was ich sonst noch zu bieten hätte."
"Doch, haben Sie", piepste Tonks, die die letzte Minute damit beschäftigt gewesen war, ihren Zeigefinger aus einer Strähne bunten Haares zu winden. "Sie müssen uns nur erzählen, wie es dazu kam, daß sie zu einem Todesser geworden sind und wie es kam, daß sie sich dann gegen eben diese gewandt haben. Vertrauen ist um so vieles einfacher, wenn man sich dabei auf Wissen stützen kann." Sie endete mit einem für sie uncharakteristischen Zug von Weisheit in der Stimme.
"Ach, das ist alles?" schnarrte Snape. "Bedauerlicherweise seid ihr die letzte Gruppe von Menschen auf diesem Planeten, mit denen ich diese besonderen Informationen teilen möchte."
"Wir sind aber nichts desto trotz die Gruppe von Menschen, die es wissen muß, Severus." Dumbledore versuchte beruhigend die Hand auf Snapes Arm zu legen, doch der jüngere Mann tat einen hastigen Schritt rückwärts, was ihn bedauerlicherweise wieder in den Einflußbereich Mad Eye Moodys brachte. Der Auror nahm augenblicklich die Gelegenheit wahr, beide Arme Snapes zu ergreifen und sie im festen, einhändigen Griff hinter dem Rücken des Zaubertrankmeisters zu halten, während die andere Hand den Mantel des Mannes nach seinem Zauberstab durchsuchte.
"Laß mich los!" Snape war nun außer sich vor Wut. Er vergaß sein sonst so zurückhaltendes Auftreten und versuchte mit aller Kraft sich loszureißen, was allerdings nur damit endete, daß Moody ihn noch fester packte, während er den an sich genommenen Zauberstab an Bill Weasley überreichte.
"Also, mir gefällt die Idee mit dem Veritaserum."
Harry war sich sicher, daß, als Dumbledore endlich vortrat, er vermitteln wollte. Es war eh schon sehr ungewöhnlich für den Schulleiter, daß er einen körperlichen Angriff auf einen seiner Lehrer so lange mit angesehen hatte.
"Jetzt kommt's", hauchte Ron leise und blies Harry dabei eine von Hermine´s Locken ins Gesicht. Mit den Gedanken woanders, wischte Harry sie sich aus dem Gesicht, wobei er Ginny fast ins Auge gestochen hätte.
"Severus, ich hätte dir das hier wirklich gerne erspart. Ich hätte ihnen alles erzählt, ohne daß du auch nur irgend etwas davon hättest jemals erfahren müssen." Harry kannte diesen Tonfall des Schulleiters genau. Es war eine Kombination aus etwas, das Verständnis zeigte, gleichzeitig aber auch anschuldigte, eine sehr spezielle Resonanz,die normalerweise nur eine Mutter zu gebrauchen verstand. Die Stimme war mittlerweile zu einem Flüstern gesunken und Hermine schlüpfte fast unter dem Umhang hervor, um auch ja nichts zu verpassen, was gesprochen wurde.
"Ich habe nie nach dem Anfang gefragt, weil ich ihn nie zu wissen brauchte. Hättest du dich dafür entschieden, daß du dein Herz hättest erleichtern wollen, dann wäre ich nur zu gerne bereit dazu gewesen, dir zuzuhören und dir zu helfen mit all den Dingen fertig zu werden, die dich des Nachts heimsuchen."
Langsam griff Dumbledore in seine Robe und brachte seinen Zauberstab zum Vorschein. "Von ihnen", er nickte in die Richtung derer, die um ihn und seinen Zaubertranklehrer herumstanden, "kann ich nicht das selbe erwarten. Und ich brauche sie ebenso dringend, wie ich dich brauche. Ich kann es mir nicht leisten, auch nur einen von euch zu verlieren, wir sind doch sowieso nur so wenige. Kannst du nicht zumindest versuchen, uns allen zu vertrauen? Um es damit leichter für sie zu machen, dir so zu vertrauen, wie ich es tue?"
Snape hatte es aufgegeben, sich noch weiterhin zur Wehr zu setzen und sah Dumbledore ungläubig an. "Du weißt nicht, was du da von mir verlangst", flüsterte er. "Ich kann es nicht und nichts, was immer es auch sein wird, mit was du mich quälst um mich zum Sprechen zu bringen, kann mich dazu bringen, meine Meinung zu ändern."
"Es ist nicht meine Absicht, dich zu quälen, Severus." Der alte Zauberer hob seinen Zauberstab. "Und da ich eindeutig keine Chance habe, dich doch noch zu überreden, werde ich dich wohl dazu zwingen müssen."


 

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