Devastation

 

 

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Kapitel 1: Eine Alte Bekannte


Glaubst du die Vögel sind glücklich?
Sollten sie es denn nicht sein?
Nein. Eigentlich nicht.
Warum nicht?
Weil sie nicht wissen, was Glück bedeutet.
Und weshalb wissen sie es nicht?
Weil sie nie gelitten haben.

~*~



Ich schritt durch die Gänge des gefürchtetsten Gefängnisses der gesamten Zauberwelt. Und es war mir egal. Mich konnten diese alten Gemäuer nicht einschüchtern. Sie konnten mich nicht ängstigen. Ich habe schlimmere Schrecken erlebt, als das leise Summen in meinem Kopf und das Gefühl, ausgesaugt zu werden. Jeder fürchtet sich vor den Dementoren, vor der Einsamkeit, die einen hier überall umgibt. Aber dies ist nicht der Schrecken, der Askaban zu dem macht, was es ist. Es ist die völlige Leere, die einen ausfüllt. Dieses absolute Nichts. Kein Wissen, keine Gedanken, keine Gefühle. Es war der Ort, den ich selbst gewählt hatte. Ich gehörte hierher, und ich wollte hier den Rest meines Lebens verbringen.

Wie jämmerlich es doch klingt. Rest meines Lebens. Ich glaubte nicht einmal, dass ich die ersten Stunden nach meiner Verhaftung überleben würde. Ich dachte wirklich, das Urteil würde innerhalb kürzester Zeit vollstreckt werden, doch ich wurde enttäuscht. Wie viele Tage mir wohl noch bleiben? Einer? Zwei? Ich bin todgeweiht. Ich wollte es niemals anders. Es war meine Wahl, und niemand konnte mich davon abhalten. Nicht, dass jemand da gewesen wäre, der es versucht hätte, der einzige Mensch, der es vermocht hätte, war gegangen. Er hatte mich verlassen, er hatte sich aufgegeben und gleichzeitig mich. Es ist nicht so, dass ich ihm Vorwürfe mache. In gewisser Weise verstehe ich ihn. Ich weiß nicht wo er sich zur Zeit befindet. Vielleicht ist er auch schon tot. Ich würde es unter diesen Umständen auch nicht ausschließen. Ob er mich verstehen wird? Wohl kaum. Niemand konnte es jemals. Versuchten sie es je? Oder ließ ich es nur niemals zu. Spielt es jetzt überhaupt noch eine Rolle?

‚... Nicht in diesem Leben ...’ Es waren die letzen Worte die ich von ihm hörte. Er ging einfach, und ich hielt ihn nicht auf. Wie grausam, und doch wundervoll. Das größte Glück auf Erden vor Augen, und doch ewig außer Reichweite gehalten. Wer könnte nur auf so grausame Weise leben?

Ich wusste, dass es um mich geschehen war, als ich mich den Auroren stellte. Ich wusste, dass es mein Todesurteil war. Doch ich hatte es gewählt. Niemand sonst. Wozu kämpfen? Wozu leben, wenn keiner da ist, der die Einsamkeit füllen könnte? Ich dachte an meinen Sohn, der nicht mein eigen Fleisch und Blut war. Er würde mich womöglich vermissen. Aber er würde es auch akzeptieren, als eine Begebenheit des Schicksals. So wie er es immer tat. Er war ein guter Junge. Gehorsam, bereit jeder Gefahr zu trotzen. So wie ich einst war, bevor ich das Leben kennen lernte. Es hat mich verdorben, und nun bin ich nicht mehr als eine faulende Frucht, die jeden in ihrer Umgebung infiziert. Es macht mich krank, den Verfall um mich zu sehen, wie die Menschen die ich liebe sterben, wie sie langsam in ihrem alltäglichen Trott verrotten. Ich habe mich dagegen entschieden. Es ist besser so. Für mich, für euch, für jeden. Auch wenn ihr es niemals verstehen werdet.


~*~



Sirius wurde in die schmale Zelle geführt, die für die wenigen Tage, die ihm noch blieben, seine Unterkunft darstellen sollten. Der Animagus wirkte gefasst, beinahe unbeteiligt, als ob er nicht wüsste, dass seine Exekution bereits bestätigt worden war. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet und zeugte von keinerlei Gefühlsregung.

Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss. Es war ein dumpfer Knall, der die kleine, spärlich beleuchtete Kammer unheilvoll durchzog. Sein Echo wurde widernatürlich von den Wänden zurückgeworfen. Es störte den Mann darin nicht. Diese Geräusche waren alte Bekannten aus anderen Tagen, in denen sie ihm fast den Verstand raubten. In denen er noch illusorisch an Gut und Böse geglaubt hatte. Doch diese Zeiten waren vorbei. Schon längst dem Vergessen preisgegeben.

Sirius schloss die Augen und ließ sich auf dem Boden nieder. Er lauschte. Lauschte dem Gesang des Todes, der in dem Gefängnis allgegenwärtig war. Der vom ersten Tag an in diesen Gemäuern innegewohnt hatte, und wohl auch bis zum letzten Tag hier bleiben würde.

„Severus ....“, flüsterte er leise. Wie eine heilige Beschwörung sprach er den Namen aus. Als wäre er der Schlüssel zu einem wohlgehüteten Geheimnis. Sein Atem ging ruhig und flach, als wäre er in Trance.

„Vielleicht im nächsten Leben ...“, wisperte er in die Stille.


Kapitel 2

 

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