Die Medaillons der Gründer

 

 

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Kapitel 11 - Nachspiel

 



Am folgenden Morgen stand Slytherin in seinem Wohnzimmer und wirbelte den dunkelbraunen Inhalt des Brandyschwenkers, welcher die ganze Nacht über auf dem kleinen Tisch neben Snapes Sofa gestanden war. Er schüttelte seinen Kopf ungläubig, sich scheinbar erst jetzt das zusammengereimt, was Snape seit dem frühen letzten Abend gewusst hatte.
"Erstaunlich", sagte Salazar, noch immer den Kopf schüttelnd. "Sie wusste es die ganze Zeit über. Hat die ganze Zeit mit mir gespielt", sagte er ruhig. "Über tausend Jahre sind vergangen, Severus, und ich habe es immer noch nicht geschafft ihr eins auszuwischen."
Plötzlich lachte Slytherin und warf seinen Kopf zurück. "Gott, ich liebe diese Frau!" gluckste er laut.
Im Angesicht von Slytherins Heiterkeit, fühlte Snape pure Wut und Entrüstung in sich entbrennen. Er fühlte sich ausgebeutet und missbraucht und Salazar wagte es, das ganze wüste Geschehen wie einen leichtherzigen Witz erscheinen zu lassen. Er hatte Menschen, die ihn viel weniger verletzt hatten, viel Schlimmeres angetan als dies, dachte er. Slytherin würde dafür bezahlen, das versprach er sich inbrünstig.
Slytherins Lächeln verschwand und Snape konnte spüren wie sich die Stimmung seines Ahnen verdunkelte. "Severus, ich traue mich fast nicht zu fragen, aber hast du mich eben bedroht?" fragte er langsam.
Snape fühlte, wie er innerlich zu Slytherin hoch sah und machte sofort einen unsichtbaren Schritt zurück. Er hatte plötzlich den Eindruck, wie er als verängstigtes kleines Kind vor seinem Vater stehen würde. Er war zu weit gegangen und wusste, dass er nun seine Wut erleben würde.
Zu Snapes komplettem Schock und Erstaunen allerdings, wurde Slytherins Ausdruck sofort weicher. "Oh, nun aber, Severus", sagte er traurig und legte eine geistige Hand auf den Kopf seines verwirrten Nachkommen. "Du musst nicht so vor mir Angst haben. Ich würde dir nie antun, was dieser Mann ..."
Ein plötzliches, lautes Klopfen schreckte sie beide auf und hielt Salazar davon ab, seinen Satz zu beenden. Der Schock allerdings gab Salazar die unerwartete Chance den Brandy in seiner Hand in einem Bogen vor sich auf den Boden fallen zu lassen.
"Verdammt!" seufzte er ärgerlich und sah zur Tür hoch. "Was?" fragte er ungeduldig.
Die Tür ging auf und Gryffindor streckte seinen Kopf ins Zimmer.
Beide, Snape und Slytherin fühlten augenblicklich den Verdruss in ihnen erwachen, als sie den jungen Mann sahen. "Was willst du, Godric? Ich bin beschäftigt", fragte Slytherin ungeduldig, und schwenkte seine Hand um den verschütteten Alkohol zu beseitigen.
Gryffindors Gesichtsausdruck war kalt und seine Augen von kaum zurückgehaltener Wut verengt. "Ohne Zweifel. Professor Dumbledore will uns alle in seinem Büro sehen. Jetzt."
Slytherin lachte unfreundlich. "Oh, er will uns jetzt sehen? Nun, dann lass mich schnell alles fallen und liegen lassen und sofort zu ihm rennen, nicht?" sagte er mit falscher Freundlichkeit. Das Lächeln fiel abrupt von seinem Gesicht und er drehte sich von Gryffindor weg. "Verschwinde", spie er mit einer wegwerfenden Handbewegung aus.
Godric versteifte sich und atmete langsam und um Kontrolle bemüht aus. "Nun, wie wäre es damit?" sagte er leise. "Du wirst jetzt mit mir kommen oder ich werde deinen alten Hintern die Hallen hoch- und runterprügeln, bis wir das Büro des Direktors erreichen. Wie wär' das?"
Die zwei Männer standen sich gegenüber und sahen sich mit erhobenen Köpfen für eine scheinbare Ewigkeit an und musterten sich. Die Erinnerungen an ein ernsthaftes Gryffindor-Geprügel schien die Entscheidung schlussendlich aber doch zu erleichtern und Salazars Gesicht erhellte sich mit einem weiten feierlichen Grinsen. "Nun, gut für dich, dass ich sowieso vor hatte den Direktor heute zu sehen, also geh vor!" Snape fühlte wie die Lüge ganz natürlich von Slytherins Geist sprang und das Gesicht Gryffindors zeigte ihm, dass er davon nicht ein bisschen mehr getäuscht war als er selber.
Mit einem Verdrehen der Augen drehte sich Godric um und verließ Snapes Räume, dicht gefolgt von Salazar, dessen umgängliches Lächeln von seinem Gesicht glitt, wie Wasser von Wachspapier.
Der Gang zum Büro des Direktors ging wortlos vonstatten, mit einem Slytherin, der dann und wann Gryffindor wachsame Blicke zuwarf. Snape wusste, dass er erwartete, dass der jüngere Mann plötzlich die Kontrolle verlieren und ihn angreifen würde. Es schien offensichtlich, dass Godric über alle wüsten Einzelheiten des letzten Abends Bescheid wusste und Salazar wollte nach dem Vorfall im Krankenflügel kein Risiko eingehen.
Als sie Dumbledores Büro betraten, war das Erste, was Snape bemerkte, eine dasitzende Rowena, die sich die größte Mühe gab die Neuankömmlinge nicht anzusehen. Die Stimmung war in der Tat düster. Nicht nur sah Dumbledore, der hinter seinem Pult saß, außergewöhnlich Ernst aus, auch einige der Portraits an den Wänden schüttelten ihre Köpfe missbilligend. Slytherin sah sich um und warf herausfordernd den Kopf zurück, als er realisierte, dass alle Augen ohne Ausnahme auf ihn gerichtet waren. "Oh, zieht Leine!" zischte er den Gemälden zu. "Ihr wärt noch nicht einmal hier, wenn ich diese verfluchte Schule nicht gegründet hätte!"
Mehrere der vergangenen Schulleiter machten "humphende" Geräusche und wandten sich wieder ihren eigenen Beschäftigungen zu.
Dumbledore stand langsam von seinem Sessel auf und deute auf die beiden letzten Stühle ihm gegenüber. "Bitte", sagte er zu Gryffindor und Slytherin. Er selber blieb stehen bis die beiden ihre Stühle eingenommen hatten, bevor er sich selber wieder langsam hinsetzte, sein Gesicht mehr als ernst. Snape fühlte wie seine Innereien sich - wie immer - zusammenzogen, wenn das Glitzern in diesen alten Augen verschwand.
Der Schulleiter seufzte, lehnte sich vornüber über sein Pult und studierte die drei Gründer mit seinem weisen Blick. "Nun", sagte er schließlich. "Ich wage zu behaupten, dass ihr drei ganz schön geschäftig gewesen seid."
Slytherin schnaubte. "Schau, Dumbledore, bevor du loslegst mit etwas, was sicherlich ..."
"RUHE!" Die Kraft des einzelnen Wortes, das von Dumbledore kam, stoppte jeden sofort, Gründer und Wirt gleichermaßen. Sie alle hatten das Wort gespürt, wie es wie eine elektrische Welle durch sie lief, so stark war die magische Kraft dahinter.
"Du wirst mich nicht", sagte Dumbledore leise, "noch einmal unterbrechen, Salazar."
Slytherins Kiefer fiel herab. Snape konnte das Erstaunen durch den alten Gründer gehen fühlen, als er sich zum ersten Mal bewusst wurde, wie viel Macht der alte Mann vor ihm in sich trug.
Dumbledore erhob sich und blickte auf die drei nun recht nachdenklich aussehenden Personen, die vor ihm saßen. Ich muss euch noch einmal fragen, warum ihr mich gewählt habt, der vierte Pfeiler zu werden. ich muss die Erklärung noch einmal aus euren eigenen Mündern hören", sagte er leise.
Etwas in Snapes Erinnerung regte sich. Der vierte Pfeiler? Wo hatte er diesen Ausdruck schon gehört?
Als die einzige Antwort, die Dumbledore erhielt, verwirrte Blicke waren, bewegte er sich langsam hinter seinem Pult hervor und begann im Zimmer auf- und abzugehen, seine Hände hinter seinem Rücken gedankenvoll verschränkt. "Lasst mich dann halt meine eigene Frage beantworten, in Ordnung?" sagte er mit einem weiteren Blick auf die drei. "Ihr habt mich gebeten, Helga Hufflepuff als viertes Mitglied der Gründervier von Hogwarts zu ersetzen, weil ohne die Anwesenheit ihres Geistes eurer Gruppe gewisse fundamentale Qualitäten fehlten. Erinnert ihr euch zumindest, um welche Qualitäten es sich dabei handelt?", fragte er geduldig.
Diesmal hob Gryffindor seinen Kopf und antwortete ohne Zögern. "Ich kann sehen, wohin dies führt, Albus", sagte und nickte irgendwie scheinheilig. "Wir brauchen die Vergebung, Moralität und bedingungslose Liebe, die Helga dem Fundament beigesteuert hat. Ohne das hat unsere Gruppe keine ... hm ...", er schien nach den richtigen Worten zu suchen.
"Prinzipien und Gewissen?" fragte Dumbledore ruhig.
Gryffindors Gesicht erhellte sich. "Ja! Das ist es!"
Dumbledore schüttelte traurig seinen Kopf und setzte sich zurück hinter sein Pult. Er seufzte und besah sie sich für einen Moment alle nachdenklich bevor er wieder sprach. "Ich habe mich entschieden, dass es Zeit ist, das vierte Medaillon zu schaffen, und dass, wenn die Zeit gekommen ist, und ihr Eure Aufgabe erfüllt habt, ihr alle wieder in das Medaillon zurückkehrt, bis es Zeit für die Neugründung ist."
Slytherin sprang auf die Füße. "Was?" verlangte er. "Wie kannst du es wagen..."
"Nein Sir!" sagte Dumbledore, seine Stimme erneut zitternd im Versprechen schrecklicher Macht. "Wie kannst DU es wagen!" Er stand auf und Slytherin sank zurück in seinen Stuhl. "Du hast ein vertrauenswürdiges Mitglied meines Kollegiums missbraucht!" bellte er wütend. "Ich habe dir die Chance gegeben, Dinge, die dir angetan wurden richtig zu stellen, aber anstatt diese Chance zu nutzen hast du nicht viel mehr getan als zu beweisen, dass man dir nicht das Wohlergehen anderer anvertrauen kann! Es ist Zeit für dich zurück zu kehren, Salazar Slytherin!"
"Und wenn ich mich weigere?" fragte Slytherin locker mit einem leichten Lächeln auf seinen Lippen. Snape hielt innerlich den Atem an. Er hatte Albus Dumbledore vor dem hier bei wenigen Anlässen so wütend erlebt und würde nicht so schnell einen davon vergessen. Er fragte sich ob Slytherin wusste was er tat.
Dumbledore lehnte sich über sein Pult, Slytherin entgegen. "Dann werde ich dich in Helga Hufflepuffs Medaillon ziehen", sagte er leise.
Slytherins Augen sprangen auf. "Wa... das kannst du nicht machen! Wenn ich in das Medaillon eines anderen gezogen werde, kann ich nie entkommen! Ich wäre für alle Ewigkeit darin gefangen!"
Dumbledore hob eine Augenbraue auf eine 'na-dann-denkst-du-lieber-noch-einmal-darüber-nach'-Weise und setzte sich wieder.
Gryffindor kicherte und Rowena konnte kaum ihr eigenes Lächeln zurück halten. Slytherin bedachte sie mit einem dreckigen Blick.
Dumbledore presste die Finger sinnend zusammen als er die zwei Gründer betrachtete. "Ich glaube kaum, dass ihr zwei in einer Position seid über ihn zu lachen", sagte er formell.
Gryffindor sah überrascht über die Verwarnung des Direktors aus. "Entschuldige Albus? Ich habe nichts getan, was..."
"Bevor du diese potentiell indignierte Aussage vollendest, Godric," sagte Dumbledore ruhig, "lass mich dich daran erinnern, dass du freiwillig in einer Muggelprügelei in meiner Schule mitgemacht hast; eine Prügelei, die ganz unverkennbar meine Schüler in Gefahr gebracht hat. Ich kann dem noch hinzufügen, dass du das gemacht hast ohne zuerst eine friedliche Alternative auch nur in Betracht zu ziehen. Warst du dir überhaupt bewusst, Godric, dass du eine junge Erstklässlerin fast ins Gesicht geschlagen hast, während des Kampfes?"
Rowena setzte sich mit gerunzelter Stirn vor. "Nun warte aber mal einen Moment, Direktor. Godric verteidigte nur..."
"Und du", sagte Dumbledore zu Ravenclaw und schnitt ihr mitten im Satz das Wort ab, "hast einen meiner Kollegen in der schlimmsten anzunehmenden Art missbraucht."
Rowena setzte sich pikiert auf. "Einen Moment bitte!" sagte sie abwehrend. "Es war Salazar, der Professor Snapes Körper gebrauchte. Ich habe nur..."
"Mitgespielt, weil es deinen Zielen dienlich war, obwohl du genau gewusst hast, dass Severus kein Wort dazu mitzureden hatte, ob er ein Vater werden möchte oder nicht."
Ein verlegener Ausdruck huschte über Ravenclaws Gesicht und sie setzte sich zurück, ihre Augen auf ihre Schuhe gerichtet.
"Weiter muss ich dich fragen, Rowena: Wusste Helena was du letzte Nacht tatest?"
Rowena blickte wieder hoch und ihre hitzige selbstverteidigende Haltung kam zurück. "Natürlich!" spie sie. "Nachdem ich die Bibliothek gestern morgen verlassen habe, sagte sie mir, dass sie nicht sehen wollte, wie ich im Nichts verschwand, so stimmte sie zu, ein Kind zu haben. Ich hätte ihr das nie ohne ihre Zustimmung angetan! Und ich versichere dir, das Angebot war aufrichtig!"
Dumbledore hob eine Augenbraue. "Und sie stimmte zu, dass es Professor Snape sein würde, wissend, dass es gegen seinen Willen wäre?"
Rowenas verteidigende Haltung zerbrach leicht. "Nun", sagte sie zögernd, "am ersten Tag, als wir zusammen verbunden waren, erwähnte sie, dass sie ihn attraktiv findet."
Dumbledore seufzte schwer und schüttelte den Kopf. "Das, wie du sehr gut weißt, bedeutet nicht unbedingt Zustimmung." Er nahm die Brille ab und rieb sich den Nasenrücken in klarer Frustration. "Ihr habt euch alle abscheulich benommen", sagte er leise.
"Nun schau aber mal, Dumbledore", sagte Gryffindor und setzte sich auf seinem Stuhl vor. "Ich gebe zu, dass Rowena und ich einige Dinge getan haben, die vielleicht fragwürdig erscheinen könnten, aber du musst zugeben, dass Salazars Aktionen uns im Vergleich heilig aussehen lassen."
Dumbledore schüttelte langsam den Kopf als er sie beobachtete. "Ich dringe nicht zu euch durch, nicht?" sagte er leise. "Ihr seid Gründer. Die Dinge, die ihr getan habt, sind nicht entschuldbar und in diesem Moment ihre Gewichtigkeit zu diskutieren ist nichts als Aberwitz." Er blickte Gryffindor direkt in die Augen und sagte: "Tapferkeit ohne Urteilsvermögen riskiert verräterisch zu werden." Er wandte seinen Blick zu Ravenclaw und sagte: "Intelligenz ohne nötige Überlegtheit ist potentiell vernichtend." Schlussendlich wandte er sich an Slytherin und fixierte ihn mit seinem strengsten Blick. "Und Einfallsreichtum ohne Moral ist fast immer grausam", sagte er besonnen.
Die drei Gründer wechselten Blicke, ihre Gesichter alle voll mit mehr oder weniger Scham und Betretenheit.
Gryffindor seufzte tief und blickte zu Dumbledore zurück. "Du hast natürlich Recht, Albus", sagte er leise. "Es gibt keine Entschuldigung für unser Handeln. Wir werden tun, was du verlangst und in unserer Medaillons zurückkehren.
Slytherins Mund öffnete sich und er setzte sich vor. "Nun warte mal eine..."
Gryffindor starrte Slytherin streng an. "Wir werden alle tun, was du verlangst", sagte er dabei zu Dumbledore.
Rowena nickte mit vor Verlegenheit geröteten Wangen. "Ja, das werden wir." Sie drehte sich Salazar zu, der sich nervös im Stuhl bewegte. "Und deinen Nachfahren, Salazar, möchte ich von Herzen um Verzeihung bitten. Ich war so begierig, meinen überlegenen Intellekt zu beweisen, indem ich dich wieder ausmanövrierte, dass ich an die Folgen für deinen Nachfahren nicht einmal einen Gedanken verschwendet habe." Sie blickte beschämt zu Boden. "Ich weiß nicht, wie ich das jemals Helena gegenüber wieder gut machen kann." Sie blickte mit schmerzerfülltem Gesicht zu Dumbledore. "Ich glaube, dass es für uns Zeit ist zu gehen, bevor wir noch mehr Schaden anrichten können."
Obwohl er noch nicht bereit war von irgend jemandem eine Entschuldigung anzunehmen, fühlte sich Snape irgendwie bestätigt, selbst wenn es zu spät war, um noch irgend etwas richtig zu stellen. Mehr als das allerdings fühlte er sich erleichtert, dass Helena Ravenclaw in den Aktivitäten von letzter Nacht nicht mitgespielt hatte. Es machte es irgendwie einfacher zu ertragen, wissend, dass sie beide in diesem Gründerspiel Opfer gewesen waren. Selbst jetzt konnte er spüren, dass Slytherin nicht vor hatte mit dem Direktor zu kooperieren und die Medaillons aus seinem versteckten Raum zu holen. Snape wusste, dass dieses "Spiel" nicht vorbei sein würde bis er einen Weg gefunden hatte Dumbledore zu helfen, die Medaillons der Gründer zu beschaffen.
Langsam wurde es Snape bewusst, dass Slytherins Geist vollkommen von der Diskussion, die er eben mit Dumbledore führte, vereinnahmt wurde und dass er seinen Nachfahren gänzlich ignorierte. Snape, daraufhin, erlaubte sich einen Moment um seinen Plan durchzugehen, den er letzte Nacht geformt hatte, als Salazar seine Nacht der Leidenschaft ausgeschlafen hatte. Er hatte schnell herausgefunden, wie er den Gründer in den Wogen der Leidenschaft hatte manipulieren können. Die Theorie, an der er am vorigen Morgen in der Bibliothek gearbeitet hatte, war aus der Erkenntnis gewachsen, dass er Slytherin nie mit bloßen Worten und Räson beeinflussen konnte. Was würde aber passieren, hatte er sich gewundert, wenn er stattdessen versuchen würde starke Gefühle und Visualisierungen in den Geist seines Ahnen zu projizieren? Slytherin selbst hatte früh zugegeben, dass er es schwer fand, Snapes abstrakte Gedanken zu interpretieren und hatte ihm als Resultat seine Stimme zurückgegeben, um die Kommunikation einfacher zu machen.
Seine Frage war während Slytherins und Ravenclaws kleinem Stelldichein beantwortet worden. Während Slytherins Geist anderswo fokussiert gewesen war, war Snape in der Lage gewesen, seine eigenen starken Gefühle auf ihn zu übertragen und physisch seine Handlungen zu beeinflussen.
Während Salazar noch ganz mit Dumbledores Anwesenheit beschäftigt war, entschied Snape ein wenig zu experimentieren. Er leerte seinen Geist von allen Formen artikulierter Sprache und zwang sich dazu ein unbändiges Bedürfnis, seine Nase zu reiben zu fühlen. Er stellte sich vor, dass er seine Nase kitzeln spürte, wie wenn er gemahlenen Pfeffer inhaliert hätte.
Slytherin fasste hoch und rieb sich abwesend die Nase.
Snape hatte in der Zwischenzeit gelernt, Gefühle des Triumphs zu verstecken, wenn er nicht ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Er nickte innerlich und behielt seine Gefühle neutral. So hatte er nun also eine Waffe. Obwohl er noch nicht genau wusste, wie er sie einsetzen würde um die Medaillons wiederzubeschaffen, so war er doch dankbar dafür, zu wissen, dass er nicht nur mehr ein Gefangener der Launen seines Ahnen war.
Snape hatte zu guter Letzt ein bisschen Macht gefunden.



 

Kapitel 10

 

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