Die Medaillons der Gründer

 

 

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Kapitel 5 - Dominatio und andere Spielchen

 



Snape war nicht überrascht, dass sich Salazar entschied das Frühstück in der Großen Halle zu überspringen. Dumbledore wäre sicher anwesend und er schien nicht willens, seine schauspielerischen Fähigkeiten jetzt schon dem formidablem Direktor gegenüber unter Beweis zu stellen. Stattdessen spazierte er die Hauptkorridore des Schlosses entlang, während er es vernachlässigte Snape zu sagen, wohin er sie beide brachte.

Sehr zu Snapes Enttäuschung gab sich Salazar mehr Mühe für sein äußerliches Erscheinungsbild. Er marschierte mit großen Schritten und düsterem Gesicht die Schulgänge entlang, die typischen schwarzen Roben um ihn wehend. Das erste Mal seit er in Hogwarts unterrichtete, war Snape ehrlich verstimmt, dass die Schüler nur so an ihm vorbeihasteten, ohne Augenkontakt zu suchen. ‚Idioten!' spie er innerlich. Taten die jemals irgendetwas was er von ihnen wollte? Er begann zu vermuten, dass er mit einem schreienden Hippogreifen auf seinen Rücken gebunden an ihnen vorbeigehen könnte und keiner würde auch nur aufsehen.

Slytherin belächelte seines Nachkommen Frustration, aber er sagte nichts.

Es dauerte nicht, bevor sie das halbe Schloss durchquert hatten, bis Snape schlussendlich erriet, wohin sie gingen. Der Eingang von Dumbledores Büro erschien am Ende des langen Korridors. Er fühlte eine Welle der Panik und dachte: ‚Er will die Schachtel mit den Medaillons der Gründer!'

Slytherin blieb vor dem Wasserspeier, der Dumbledores Büro bewachte, stehen hob sein Kinn und sagte selbstsicher: "Schokoladenfrösche."

Nichts passierte.

Innerlich fühlte Snape Salazar verwirrt zurückzucken. Dumbledore hatte sein Passwort gewechselt, ohne es seinem Zaubertränkemeister zu sagen, so etwas war noch nie vorgekommen. Eine andere Welle der Hoffnung schwappte über Snape. Dumbledore musste etwas vermuten, dachte er.

Als Antwort eine tiefe Wut, von der Snape wusste, dass sie nicht von ihm stammte, stieg in Salazars Bewusstsein hoch und floh durch seinen Mund in einem Zischen des Zorns. "Verflucht sei er!" kochte er vor Wut und ging um den Punkt herum als ob er das verlorene Passwort am Boden suchen würde.

"Ist alles in Ordnung, Professor Snape?" wollte eine neugierige Stimme hinter ihm wissen und Slytherin wirbelte herum, um den Inhaber der Stimme anzusehen. Harry Potter. Salazar schien seine Wut wieder unter Kontrolle zu bringen, streckte den Rücken durch und verengte seine Augen drohen.

"Was haben Sie hier zu suchen, Potter? Sollten Sie nicht in einer Klasse sein?" sagte Slytherin leise, sein Ton ruhig und drohend.

Scheinbar ziemlich gewöhnt an den Ton seines Professors, zuckte Harry bloß mit den Schultern. "Nicht sonntags, Professor."

Snapes Herz machte einen Sprung. Obwohl Harry nun offiziell ein Erwachsener von achtzehn war und in seinem zweiten Jahr seiner Zaubereruniversitätsstufe war, war er dennoch die letzte Person, von der Snape wollte, dass sie ihm zu Hilfe kam. Der Junge passte einfach nie auf, noch nicht einmal wenn das vollkommen Offensichtliche gleich unter seiner dummen Nase hin- und hergeschüttelt wurde. ‚Nun komm schon, Potter, du Schwachhirn! Sieh dir mein Haar an!', dachte er mit Nachdruck.

Wie auf Kommando, sah Harry zu Snapes Haar, sauber und gekämmt, hoch, und hob eine Augenbraue. "Eine Verabredung heute Abend, Professor?" lächelte er.

Noch nie in all den Jahren, in denen Snape Harry Potter begegnet war und seine Anwesenheit erdulden musste, hatte er ihn jemals so stark eine Ohrfeige verpassen wollen wie in diesem Moment.

Slytherin jedoch behielt sein Temperament unter Kontrolle und sah Harry geradeaus an. Sein Gesicht verriet nichts von dem inneren Aufruhr, der durch den Geist seines Nachkommen stürmte. "Was machen Sie hier, Potter?" fragte er leise, seine Augen nie auf Harrys Gesicht.

"Professor Dumbledore hat mich geschickt, etwas aus seinem Büro zu holen", antwortete Harry und drehte sich zum Wasserspeier um.

‚Nein, du dummer Junge!', schrie Snape innerlich als Slytherin böse lächelte und antwortete: "In Ordnung. Dann machen Sie vorwärts."

"Marsriegel", sagte Harry und trat zurück, als der Wasserspeier zur Seite sprang und die sich bewegende Wendeltreppe frei gab. Er wollte sie gerade betreten als er realisierte, dass sein Professor noch immer hinter ihm stand. "Wollten Sie auch hineingehen, Professor?"

Mit einem Lächeln, das flüchtig über seine Lippen huschte, nickte Slytherin und folgte Harry auf die Treppe, seine Augen voll Triumph.


*******


Snape wunderte sich über Helena Ravenclaw, als sie friedvoll vor ihm schlief. Was genau hatte Slytherin mit ihr vor? Er fühlte die Schachtel mit den Medaillons der Gründer auf seinen Knien, seine Hände lagen leicht auf dem geschnitzten Deckel, und er fragte sich erneut, warum sich Slytherin die Mühe gemacht hatte sie zu stehlen. Nicht dass es schwierig gewesen wäre das zu tun, mit dem dummen Potter, nur zu willig um zu helfen. Der Junge hatte noch nicht einmal gefragt warum sein Zaubertränkelehrer die Schachtel von Dumbledores Schreibtisch genommen hatte und damit aus dem Zimmer geeilt war.

Helena bewegte sich und öffnete ihre Augen. Sie zuckte zusammen, als sie jemanden neben sich sitzen sah und setzte sich abrupt auf. Allerdings entspannte sie sich sofort, als sie ihn erkannte und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. "Oh", hauchte sie und strich sich eine Strähne Haar aus dem Gesicht. "Sie sind es. Hallo noch einmal." Sie lächelte scheu und blickte auf ihre Hände.

Slytherin lehnte sich vor und lächelte sie offen an. "Hallo Helena. Ich dachte, dass ich Ihr Angebot annehme und Sie wieder besuchen komme."

Helena lachte, ein Laut, klar und rein in Snapes Ohren, und lehnte sich zurück auf die Kissen. "Nun, ich bin froh, dass Sie gekommen sind, jedoch muss ich zugeben, dass ich Sie nicht innerhalb einer halben Stunde zurückerwartet hätte."

Salazar lächelte erneut und lehnte sich zurück. "Nun, ich konnte den Gedanken, dass Sie hier alleine sind, nicht ausstehen, so dachte ich daran zurückzukommen und Ihnen einen Zaubertrick zu zeigen."

Helenas Augen weiteten sich und sie legte ihren Kopf auf die Seite. "Zaubertrick? Ich glaube nicht, dass ich einen davon gesehen habe seit ich ein kleines Mädchen war. Sind Sie ein guter Zauberer?" fragte sie.

Slytherins Augen, glänzend mit Schalk, sahen hoch zu ihr. "Oh einer der Besten, meine Liebe."

Es war in diesem Moment, dass Snape zum ersten Mal realisierte, dass Helena Ravenclaw eine Muggel war. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass die letzte Nachfahrin von Rowena Ravenclaw irgendetwas anderes als magisch sein konnte. Wenn man aber in Betracht zog, dass tausend Jahre vergangen waren seit sie gelebt hatte, war es sehr wohl möglich, dass sie es war.

In der Zwischenzeit hatte Slytherin die Schachtel der Gründer geöffnet und zog eine lange, silberne Kette heraus. Ein Medaillon schwang frei an dessen Ende. Es war das erste Mal, seit seiner Tortur in den Wäldern neben der Quidditchweltmeisterschaft, dass Snape es sah. Das Medaillon war, natürlich, eine geschwungene silberne Schlange mit einem Smaragdauge. Er ließ es langsam vor sich hin- und herschwingen, während Helena zusah. "Das ist mein eigenes, persönliches Medaillon, wissen Sie. Ich habe es entworfen und sogar überwacht, als es geschmiedet wurde." Er sah zurück zu Helena. "Nun möchte ich, dass Sie in der Schachtel suchen, ob es noch irgendetwas anderen drin gibt." Salazar reichte ihr die schwere Schachtel und sie nahm sie, noch immer lächelnd bei dem Gedanken, an ihrem Krankenhausbett unterhalten zu werden.

Helena blickte in jede Ecke der samtenen Innenseite, drückte sogar an den Ecken entlang, um sicher zu stellen, dass nichts darunter versteckt war und reichte es dann zurück zu Slytherin. "Leer", verkündete sie, während sie sich in eine andere Position manövrierte um besser zusehen zu können.

Salazar nahm die Schachtel von ihren ausgestreckten Händen und legte sie, gegen Helena geöffnet, zurück auf seine Knie. Mit einem kleinen Kipper ließ er den hölzernen Deckel mit einem leisen Knall zufallen und lächelte Helena erneut an. "Nun schauen Sie genau hin, meine Liebe", sagte er.

Slytherin sah wieder auf die Schachtel, nahm das Schlangenmedaillon in seine Hand und streifte es über den Holzdeckel. Während er dies tat murmelte er einen Bannfluch, welchen Snape nicht erkannte. Sobald er fertig war, blickte Slytherin zurück zu Helena, während das Lächeln von seinem Gesicht verschwand. "Nun öffnen Sie es, meine Liebe", sagte er leise mit hungrig werdenden Augen.

Helena griff hinüber und hob den Deckel zurück. Ein breites Lächeln überflog ihr Gesicht und sie sah zu Salazar hoch. "Wow! Wie haben Sie das gemacht, Severus?" fragte sie mit glühenden Augen.

‚Was getan?', dachte Snape verzweifelt und wünschte sich, dass Salazar die Schachtel umdrehen würde, so dass er hineinsehen konnte. Als ob er ihm seinen Wunsch erfüllen wollte, drehte Salazar die Schachtel auf seinem Schoss, so dass sie gegen ihn geöffnet war und sah hinunter. Drinnen lag ein anderes Medaillon, dieses war ein bronzefarbener Adler mit Saphirauge. Snape wusste sofort, dass er auf das Medaillon von Ravenclaw blickte. Er fühlte seinen Magen einen Purzelbaum schlagen, als er erriet was Slytherin vorhatte und wand sich hilflos in seinem eigenen Körper. Er musste das Mädchen warnen!

Slytherin schien zufrieden Snape zu ignorieren und langte in die Schachtel um das Medaillon heraus zu nehmen. Vorsichtig, um das Medaillon nicht zu berühren, hob er es sachte an seiner bronzenen Kette heraus und ließ es vor sich in der Luft schwingen. "Hübsch, nicht wahr, meine Liebe?" hauchte er, seine Augen den Adler nie verlassend.

Snapes Geist taumelte. Was konnte er tun um das, was im Begriff war zu geschehen, zu verhindern? Er war hilflos in seinem eigenen Körper. Während er zusah wie Helena Ravenclaw das hin- und herschwingende Medaillon vor sich beobachtete, war der einzige tröstende Gedanke, den er formen konnte der, dass Rowena Ravenclaw selbst eventuell in der Lage wäre Salazar zu besiegen, sobald sie in den Körper ihrer Nachfahrin entlassen worden war.

Salazar gluckste und sah von dem Medaillon weg. "Wissen Sie was der Dominatiofluch ist, meine Liebe?" fragte er Helena.

Sie hob ihre Augenbrauen und schüttelte ihren Kopf. "Meinen Sie einen Fluch, im Sinne eines unanständigen Wortes?" fragte sie unschuldig.

Noch immer glucksend, schüttelte Slytherin seinen Kopf und lächelte die Frau vor sich an. "Nein, nicht genau. Ich frage bloß, weil ein guter Freund von mir mich einmal gefragt hat, was ich tun würde, wenn ich mit jemanden sehr mächtigem konfrontiert würde, der mich besiegen möchte."

Snape fühlte wie sich seine Innereien zusammenzogen. Hatte er nun Helena und Rowena in Gefahr gebracht?

"Ich glaube wirklich, dass er vermutet, dass ich nie zuvor so etwas in Betracht gezogen hätte, aber ich habe ihm versichert, dass ich das habe." Helena sah verwirrt aus, von der unerwarteten Richtung, die ihre Konversation genommen hatte und nickte unsicher.

Snape fühlte sich innerlich erschaudern. Natürlich. Der Dominatiofluch. Er hatte das Wort seit seiner Schulzeit nicht mehr gehört. Wenn er sich recht erinnerte, dann erlaubte er der Person, die ihn gebrauchte, eine andere Person komplett zu beherrschen. Snape wusste, dass sein Ursprung sehr alt war und dass das Wissen, wie der Fluch angewandt wurde, seit Jahrhunderten verloren war. Von dem allerdings was Geschichtsforscher herausgefunden hatten, war es sehr wahrscheinlich der Vorreiter des ‚Imperius' gewesen, jedoch bedeutend mächtiger. Der Effekt, so wurde gemutmaßt, ließ nie nach und machten aus dem, was vom Opfer blieb für den Rest seines Lebens, kaum mehr als einen Sklaven.

Es erschien Snape klar, dass Slytherin vorhatte es gegen Ravenclaw zu gebrauchen, bevor sie komplett Kontrolle über den Körper ihrer Nachfahrin übernehmen konnte. Falls die Macht der Gründer über die Jahrhunderte nicht übertrieben dargestellt wurde, dann vermutete Snape, dass Slytherin bloß einige Sekunden hatte, in denen Ravenclaw schwach genug war um von dem Fluch beeinflussbar zu sein.

"Sie können es haben wenn Sie möchten, meine Liebe", sagte Salazar zu Helena und hielt ihr das Medaillon hin.

Sie lächelte den Mann ihr gegenüber an und legte den Kopf unentschlossen zur Seite. "Sind Sie sicher?" fragte sie.

Slytherins Gesicht verriet seinen wachsenden inneren Hunger, während er sich näher zu ihr hin lehnte. "Natürlich bin ich sicher, Kind. Nur zu."

Seine wachsende Ungeduld scheinbar nicht bemerkend, lehnte sich Helena zu Slytherin vor und nahm den Anhänger in ihre Hand.

‚Nein!', schrie Snape innerlich, als glühend blaues Licht plötzlich durch Helenas geschlossene Finger schoss. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung und sie fiel zurück aufs Bett. Sie keuchte einmal als das Licht langsam verebbte und schloss ihre Augen.

Salazar sprang auf und beugte sich über Helena, seine Hand ausgestreckt. Er leckte seine Lippen in Erwartung und schlurfte mit seinen Füssen, als ob er besseres Gleichgewicht finden wollte.

"Nun, Severus, sieht so aus als ob es das gewesen war. Meine Rowena kommt zu mir zurück." Er lächelte als er sprach, seine Augen unentwegt auf Helenas Gesicht. "Nur werden dieses Mal die Dinge ein klein bisschen anders ablaufen."

Snape fühlte sich innerlich vor Ekel verkrampfen. Er selber war oft das Opfer vom Imperius gewesen und verabscheute den Gedanken, dass diese Frau ihr Leben als Opfer dieses Fluchs verbringen sollte. Leben nach der Laune eines anderen. Nach der Laune Salazar Slytherins. Die Ironie, dass sie beide nun im selben Boot saßen, entging ihm.

"Aber, Severus", sagte Salazar. "Hältst du wirklich so wenig von mir? Ich habe nicht vor sie auf diese Weise zu kontrollieren. Vorausgesetzt sie tut was ich ihr sage, darf sie tun was sie möchte."

Helena bewegte sich und stöhnte leise. Als ihre Augen aufflatterten, hob Salazar seine Hand vor sein Gesicht und öffnete seinen Mund um zu sprechen.

Snape nahm einen innerlichen, scharfen Atemzug und fühlte das Gewicht der Verantwortung ihn hinunterdrücken. Er wünschte, wie so oft seit er für Dumbledore ein Spion geworden war, dass er einfach wegschauen konnte, von dem was er beobachten musste. Wie üblich jedoch schien das Schicksal entschlossen Severus Snape zuschauen zu lassen.

 

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