Die Zeit heilt nicht alle Wunden

 

 

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Kapitel 11

 

Hermine schwebte in ihrem Traum, entspannt. Sie hatte gerade eine Erinnerung verlassen, eine süße Erinnerung, und Körper und Geist trieben nun… neugierig öffnete sie ihre Augen.

Es war dunkel. Nein, korrigierte sie sich, nicht wirklich dunkel. Eher… unscharf. Als ob sie auf einer Wolke liegen würde. Sie setzte sich auf und tastete ihre Umgebung faul mit den Augen ab. Sie wartete.

Sie wartete nicht lange. Die Wolke wurde grün, ein tiefes Smaragdgrün, und sie lächelte. Er kam. Plötzlich war sie auf ihren Füßen ohne sich daran erinnern zu können… wie im Traum üblich.

Eine silberne Tür erschien zu ihrer Rechten und wieder - wie im Traum - fand sie sich in einem bequemen Sessel sitzend wieder, der in einem Raum mit glühendem Kamin stand. Wunderschöne Bücherregale aus dunklem Holz waren an den Wänden und ein dicker Teppich war weich unter ihren Füßen zu spüren. Die silberne Tür blieb.

"Ich frage mich, wie du dich entscheiden wirst?" murmelte er mit einer Stimme, die so leise war, dass sie kaum seine Worte verstehen konnte. Seine Hände streichelten ihr Haar, ihr Gesicht.

"Ich weiß nicht", flüsterte sie und lehnte sich in seine Berührung. "Ich muss nachdenken, ich muss entscheiden."

"Vielleicht kann ich helfen", sagte er. Seine Lippen berührten die ihren. Sie presste sich an ihn und fühlte Seide, nicht das Gewand, das sie noch vor ein paar Augenblicken getragen hatte. Unter ihren Händen war nackte Haut, warm und glatt. Sie rückte ein wenig ab und betrachtete die mit Wandteppichen geschmückten Wände. Es sah wie ein Schlafzimmer aus, mit einem großen umständlich geschnitzten Himmelbett mitten im Zimmer. Sie vergaß ihre Umgebung als er damit fortfuhr ihre Lippen zu küssen, ihr Gesicht, ihren Nacken. Sie atmete schneller, vergrub ihre Finger in seinem Haar und drängte ihn fortzufahren.

Ein Flüstern an ihrer Wange - "Reagierst du auf seine Küsse so, wie auf meine?"

"Nein", flüsterte sie, seinen Nacken streichelnd. Seine Hände glitten an ihren Seiten hinunter, die Seide flüsterte bei der Bewegung. Sie konnte die Reaktionen ihres Körpers auf seine Berührung fühlen, sie zitterte.

Ein weiteres Flüstern an ihren Lippen - "Macht er dich zittern, wie ich dich zittern mache?"

"N-Nein..", flüsterte sie gegen seine Lippen ehe sie sie an seine presste. Nach einem Moment unterbrach er den Kuss und sah sie wortlos mit dunklen Augen an, als er ihren Körper streichelte. Sie drehte sich ein wenig und versuchte seine Hände dahin zu führen, wo sie sie verzweifelt spüren wollte. Er gluckste, rau und leise.

Sein intensiver Blick traf auf ihren drängenden. "Willst du ihn so sehr, wie du mich willst?"

"Neeeiin", flüsterte sie. Sie legte ihren Kopf zurück, als er seinen Mund zu ihrem Nacken herabsenkte. Ihre Augen schlossen sich, ihre Hände glitten über die glatten Muskeln seines Rückens. Sie fühlte, dass sie hochgehoben und dann auf die weiche Bettdecke gelegt wurde. Er legte sich neben sie. Seine Hände erforschten sie wieder langsam als er die Seide von ihrem Körper hob und über ihren Kopf zog, um sie auf dem Boden neben ihnen abzulegen. Ihr Atem kam in kurzen Stößen und sie hielt ihn verzweifelt an sich gedrückt und schlang ihre Beine über seine Hüfte - Haut an Haut. Sie fragte sich kurz, wann er seine schwarze Hose, die er getragen hatte, abgelegt hatte, aber es war ja immerhin ein Traum. Und dann konnte sie nicht mehr denken. Seine Hände, sein Mund, sein Körper wirkten ihre Magie an ihr und ihr eigener Körper schrie schweigend als Antwort. Sie rang nach Atem als er sich über sie lehnte. Sein Haar streichelte ihre Wange.

"Brauchst du ihn so, wie du mich brauchst?"

"Niemals!" keuchte sie und griff seine Schultern. "Bitte…"

"Wie du willst", murmelte er und bedeckte ihren Körper mit dem seinen.

Danach, als sie in enger Umarmung lagen, hörte sie eine weitere geflüsterte Frage in ihrem Haar - "Liebst du ihn so, wie du mich liebst?"

Mit leiser bestimmter Stimme antwortete sie: "Nein."

"Ich denke, deine Entscheidung ist gefallen."


***


Hermine erwachte plötzlich, schwer atmend. Die geflüsterten Worte klangen in ihrem Kopf wider - "Ich denke, deine Entscheidung ist gefallen."

War sie? Hatte der Traum-Severus Recht? Sie wusste, dass sie nicht mehr schlafen konnte bis sie es nicht durchdacht hatte. Sie stieg aus ihrem Bett und nahm nebenbei wahr, dass sie nur ein paar Stunden geschlafen hatte.

"Lumos", murmelte sie und blinzelte in die plötzliche Helligkeit. Sie wickelte sich in ihren Bademantel, ging zur Couch und zauberte heiße Schokolade herbei. Tee war wundervoll zu den meisten Gelegenheiten, aber wenn eine Frau mitten in der Nacht etwas durchdenken musste - musste es heiße Schokolade sein.

Sie trank das warme Getränk mit einem Seufzer und ihr Verstand fing an zu arbeiten. Hatte sie sich wirklich bereits entschieden? Hatte ihr Unterbewusstsein Recht? Sie grübelte über den Traum, über die letzten Worte des Traum-Severus' bis die Tasse leer war. Sie schüttelte ihren Kopf und ging wieder zurück zu ihrem Bett. Sie hatte zugestimmt Severus früh am nächsten Morgen zum Frühstück zu treffen, ehe er nach Hogwarts aufbrach, und sie brauchte Schlaf.

***


Es war ein erfreuliches Frühstück. Das Wetter war schön und so nahmen sie die Gelegenheit wahr draußen an einem der Tische zu sitzen. Nach einer freundschaftlichen Diskussion über die Vorzüge einiger neuer Heiltränke, die sie am Tag zuvor gesehen hatten, lehnte sich Severus zurück und sah die Frau, die ihm gegenüber saß, genau an. Sie kicherte immer noch über etwas, dass er gesagt hatte und die Morgensonne, die durch das Gitterwerk nahe ihres Tisches schien, schuf ein interessantes Spiel von Licht und Schatten auf ihrem Gesicht.

"Zurück zum Geschäft", sagte er mit einem stechenden Blick, der nicht ernst gemeint war, "Albus hat gefordert, dass ich dich am Montag Morgen zum Frühstück in die Große Halle einlade - ich denke, Minerva und ein paar der anderen Professoren werden relativ aufgeregt sein, dich wieder zu sehen. Dieser Platz ist für unser Treffen genau so gut wie jeder andere."

Hermine lächelte. "Hört sich gut an - ich habe das Essen von Hogwarts vermisst. Und die Professoren." Ihr Grinsen wurde breiter als sie fortfuhr: "Natürlich einige mehr als andere."

"Ich hoffe, ich gehöre zu den Auserwählten, die du vermisst hast", sagte Severus mit neutralem Gesichtsausdruck. "Oder hast du an die liebe Trelawney gedacht?"

Daraufhin lachte sie. "Ja und nein - in dieser Reihenfolge. Sag mir bitte, dass Trelawney nicht da sein wird?"

"Wenn ich schon bei allen täglichen Mahlzeiten unter der verrückten Wahrsagerin leiden muss, wirst du sicherlich ein Frühstück überstehen", kommentierte Severus.

"Ich dachte eigentlich, dass ich zu mehr als einem Frühstück zugelassen werden, während ich in Hogwarts bin… oder willst du mich am Labortisch unten im Verlies anketten bis die Arbeit beendet ist?" fragte Hermine mit einem verschmitzten Lachen.

Severus schien die Idee zu erwägen. "Hmmm. Das hört sich recht… ansprechend an… nun da du es erwähnst." Er lächelte schelmisch als er sie rot werden sah - anscheinend war sie sich der Doppeldeutigkeit ihrer Worte nicht bewusst gewesen. Sein Verstand stellte sich vor, was er gerne mit einer angeketteten Hermine in seinem Verlies anstellen würde…

"Ummm. Ja, nun, wann musst du zurück sein?" stammelte sie und versuchte nicht daran zu denken, was sie wollte, was er mit einer angeketteten Hermine im Verlies anstellen würde.

"Bald. Ich habe zum Mittagessen eine Verabredung mit Albus und den anderen Hauslehrern und dann muss ich das Labor in Ordnung bringen ehe du ankommst und es besetzt. Eins habe ich vergessen - Albus hat ein Gästequartier vorbereitet, falls du über Nacht in Hogwarts bleiben musst." Sie nickte. Da es nicht möglich war auf dem Grundstück von Hogwarts zu apparieren, könnte ein Gästezimmer für sie bequem sein. Er sah sie an. "Was sind deine Pläne?"

Hermine sah auf ihre Uhr. "Nun, ich wollte mir noch Muggel-Paris ansehen. Dann muss ich Krummbein von Susan abholen und dann geht's nach Hause."

"Die berüchtigte Susan Bones-Longbottom, vermute ich?" Hermine nickte. Er fuhr mit hochgezogener Augenbraue fort: "Ich war überrascht zu hören, dass Neville jemanden gefunden hat, der es mit seiner höllischen Tollpatschigkeit aufnehmen kann."

"Nun, wenn du jemanden finden konntest der es mit deiner höllischen Art aufnehmen konnte, vermute ich, dass alles möglich ist", antwortete Hermine, indem sie seinen Gesichtsausdruck kopierte.

"Habe ich denn jemanden gefunden?" fragte er mit sorgfältig neutraler Mine.

Hermine antwortete nicht sofort und starrte auf die Straße. Schließlich sagte sie: "Vielleicht."

***


Später an dem Morgen saß Hermine auf der bekannten Bank in Muggel-Paris. War es wirklich erst vier Tage her? Es schien als wäre ihr Leben total umgekrempelt, seit dieser schicksalhaften Nacht… diese regnerische Nacht, als sie die Wahrheit erfahren hatte. Sie schaute den vorbeifahrenden Autos zu und sann über ihre Situation nach.

Severus hatte sie nach dem Frühstück zu ihrem Zimmer gebracht und sie hatte ihn für einige Minuten hereingebeten. Sobald er das Zimmer betreten hatte und die Tür hinter ihm geschlossen war, war er zu ihr geglitten und hatte sie in die Arme genommen. Die Bewegung erinnerte sie seltsamer Weise an den Traum der letzten Nacht. Sie hatten nur Gelegenheit zu ein paar einnehmenden Küssen bevor es Zeit für ihn war zu gehen. Sie konnte noch immer seine Abschiedsworte hören: Lass dir nicht zu lange Zeit um dich zu entscheiden, Hermine. Ich will dich, ganz, und ich war nie gut darin zu teilen, Liebling.

Abrupt fiel ihr auf, dass das, was er gesagt hatte als er ging, den Rat, den Remus ihr in der Nacht davor gegeben hatte, widerspiegelte.

***


"Hier", sagte Remus und hielt ihr ein Taschentuch hin, als sie endlich aufgehört hatte zu weinen.

"Danke." Hermine nahm dankbar das Taschentuch und sah ihn mit roten Augen an. "So - was denkst du darüber. Es ist ein Schlamassel, nicht wahr?"

"Ein ziemliches Schlamassel. Aber ich habe einen Rat für dich, wenn du willst."

"Bitte", sagte sie mit unterdrückter Stimme und putzte sich die Nase.

Remus holte Luft. "Lass dir nicht zu viel Zeit für deine Entscheidung. Wie sagt man noch? Ah ja, halt sie nicht zu lange hin. Je länger du brauchst desto härter wird es - für alle Beteiligten." Sie nickte. "Also, - von einem rein männlichen, rein logischen Standpunkt…", er ignorierte ihr Schnaufen bei dieser Bemerkung, "…treffe deine Entscheidung nicht auf der Grundlage des Hier und Jetzt." Als er ihren verwirrten Blick sah, erläuterte er: "Triff deine Entscheidung nicht auf der Basis wer jetzt verletzt sein wird oder nicht. Denk fünf Jahre weiter. Betrachte beide Entscheidungen und stell dir vor wie dein Leben in fünf Jahren aussehen wird, wie ihre Leben dann aussehen werden. Analysiere beide Möglichkeiten." Er nahm ihre Hand und suchte ihren Blick. "Triff deine Entscheidung nicht danach, wer verletzt werden wird. Denn es wird nicht helfen - egal was du tust, jemand wird verletzt werden. Aber ich denke, das weißt du bereits, nicht wahr?"


***


Ja, Hermine wusste es nur allzu gut. Aber Remus hatte Recht, gab sie zu. Sobald sie sich sicher war, musste sie es ihnen mitteilen. Wie lang würde es dauern um sicher zu sein, dass der Severus von heute jemand war mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte, alles und jeder andere verdammt?

Sie warf sich zurück auf die Bank und starrte blind auf die Leute, die vorbei gingen. Sie seufzte. Sie hatte den heimlichen Verdacht, dass sich ihr Herz bereits sicher war. Sie musste nur noch ihren Verstand zur Zustimmung bewegen.

***


Susan öffnete die Tür direkt nachdem Hermine geklopft hatte. Lächelnd rief sie aus: "Oh, es ist jemand hier, der sich freuen wird, dich zu sehen! Komm rein, er ist im Arbeitszimmer, schmollend."

"Vielen Dank, dass du auf ihn aufgepasst hast, Susan. Ich weiß das zu sch...", sagte Hermine und folgte Susan ins Arbeitszimmer wo sie von einem orangefarbenem Etwas unterbrochen wurde, das ihr auf den Arm sprang. Sie drückte den Kater an sich und konnte sein lautes Schnurren hören.

"Es war kein Problem. Obwohl er fast in Kneazle-Haut-Handschuhe verwandelt worden wäre, als er ein paar von Nevilles preisgekrönten Pflanzen angeknabbert hat", lachte Susan. Sie schnitt Hermines Entschuldigung ab und sagte: "Nichts wichtiges, wirklich. Er sollte es besser wissen als sie in Reichweite herumstehen zu lassen."

"Es tut mir trotzdem leid, Susan."

"Muss es nicht", sagte eine Männerstimme aus dem Nebenraum. Neville erschien im Türrahmen. "Tatsächlich hat er mir ein Haufen Arbeit erspart. An den Pflanzen wurde herumgepfuscht - ich weiß nicht wie er es gemerkt hat, aber er tats. Sie hätten in keinem Trank etwas getaugt."

"Herumgepfuscht?"

Neville machte eine wegwerfende Handbewegung. "Die magischen Eigenschaften waren beschädigt oder entfernt. Das passiert manchmal - meistens ein Teenagerstreich. Es stellte sich heraus, dass die ganze Lieferung beschädigt war, nicht nur die Exemplare, die ich mit nach Hause gebracht hatte. Wir konnten sie an den Verkäufer zurückgeben und haben ihm vorgeschlagen, die magischen Banne an den Gewächshäusern zu verbessern." Neville beäugte die Katze wohlwollend. "Tatsächlich werde ich dich vielleicht fragen ihn mir gelegentlich auszuleihen."

"Du glaubst, er hat das absichtlich getan?" fragte Susan ungläubig. Neville nickte und Hermine schaute nachdenklich.

Hermine sagte: "Nun, er scheint für einige Dingen einen gewissen Sinn zu haben, mehr als andere Katzen. Erinnerst du dich an den Zwischenfall mit Krätze im dritten Jahr?" Krummbein miaute laut. "Siehst du?" Sie lachten.

"Ich sollte wirklich nach Hause gehen", begann Hermine. Sie stoppte, als Susan sie aufhielt.

"Ich bestehe darauf, dass du erst einen Tee mit mir trinkst. Neville - verschwinde! Ich will mit Hermine sprechen", sagte sie. Als sie merkte, dass er zum Protest anhob, fügte sie hinzu: "Frauengespräch." Das wirkte wie ein Zauberspruch. Neville verabschiedete sich von Hermine, rang ihr das Versprechen ab, dass sie ihm erlauben würde Krummbein gelegentlich auszuleihen und flüchtete aus dem Zimmer.

Susan setzte sich auf die Couch, beäugte Hermine und deute ihr, sich neben sie zu setzen. "Nun?"

Hermine setzte sich und spielte für einen Moment die Unschuld. "Nun was?"

Susan schlug sie leicht auf den Arm. "Du weißt genau wovon ich rede! Heraus damit. Was denkst du? Wie war der Rest der Woche? Wie lief die große Aussprache am Dienstag?"

Hermine lehnte sich zurück und sagte "Nun…" und erzählte Susan alles über die letzten paar Tage. Ihre Träume erwähnte sie nicht.

"Wow." Susan schaute verblüfft. "Also konntest du so wie früher mit ihm reden? Kein unangenehmes Schweigen, keine Einsicht, dass er sich verändert hat und doch nicht dein Seelenverwandter ist?"

Hermine schüttelte ihren Kopf. "Nein, nicht im geringsten. Selbst als wir uns Dienstagmorgen unterhalten haben, fühlte es sich perfekt an. Die Verbindung ist immer noch da, Susan. Um dir die Wahrheit zu sagen, ich denke, sie ist noch stärker als vorher… nun da wir sozusagen gleichberechtigter sind. Und er-"

"Ja?" forderte Susan sie auf.

Hermine wurde rot. "Noch sexier als vorher, wenn das möglich ist."

"Wow." Susan schüttelte ihren Kopf. "Das ist nicht ganz das, was ich erwartet habe, denke ich. Ich dachte…"

Nun war es an Hermine Susan aufzufordern den Satz zu beenden. "Weiter."

Susan sah sie verlegen an und fuhr fort: "Nun ich dachte es ist der Fall, dass du… ich weiß nicht… die Erinnerung an ihn glorifizierst? Abstand macht die Sehnsucht stärker und so weiter. Du warst jung. Menschen ändern sich. Und er ist.. nun… schwierig, nicht wahr?" Als sie Hermines verärgerten Blick sah, fuhr sie schnell fort: "Brillant, natürlich und ich muss zugeben er hat eine gewisse dunkle, sexy Ausstrahlung… ich brauchte bis zum siebten Jahr, um das zu realisieren… aber er schien nie unbekümmert in Hogwarts zu sein."

Hermine atmete irritiert aus. "Wir waren Schüler, Susan. Er war ein Professor. Er hat nicht versucht unser Freund zu sein. Und er hatte viel im Kopf, weißt du." Hermine lächelte ein wenig. Nicht dass er unbekümmert wäre, um genau zu sein, aber es ist toll in seiner Nähe zu sein. Ich kann mich bei ihm entspannen, mit ihm diskutieren, über Zaubertränke reden und… andere Sachen."

"Andere Sachen?" fragte Susan grinsend. Plötzlich sagte sie ernst: "Hermine - du hast nicht…"

"Nein, nein - nichts das gegen ein einschlägiges Gebot verstoßen würde. Aber… wir haben uns ein wenig geküsst", gab Hermine zu.

"Du bist dir also sicher? Es hört sich an, als hättest du dich bereits entschieden", kommentierte Susan und sah ihre Freundin kritisch an. "Ein wenig schneller als das ich meinte, du solltest dir Zeit lassen."

Hermine zuckte mit den Schultern. Sie sah Susan nicht an. "Mein Herz ist sich sicher. Aber mein Verstand nicht, falls das irgendeinen Sinn macht." Sie schaute auf und sagte: "Ich dachte, ich lasse mir noch etwas Zeit. Die Konferenz war etwas zu weit von der Realität entfernt… wie ein Urlaub. Mein Verstand scheint zu glauben, dass ich ihn in seiner ‚natürlichen Umgebung' beobachten sollte, ehe ich eine Entscheidung fälle."

Susan kicherte. "Das hast du lustig ausgedrückt." Sie fuhr mit tiefer monotoner Stimme fort: "Und hier sehen wir den seltenen und schwer fassbaren Severus Snapus in seiner natürlichen Umgebung. Ist es nicht außergewöhnlich?" Beide Frauen lachten. Hermine hatte ihre Freundin vor ein paar Jahren mit dem Fernsehen bekannt gemacht und sie war süchtig nach Natur-Dokumentationen. "Wirklich, ich bin froh, dass du deinen Verstand dabei eingeschaltet hast. Nicht nur dein Herz… und andere Körperteile", sagte sie grinsend. Hermine warf ein Kissen nach ihr.

"Ernsthaft - Hermine, du weißt, dass die erste Erregung bei jeder Beziehung irgendwann dahinschwindet, richtig? In fünf Jahren fühlst du vielleicht das gleiche für Severus wie jetzt für Viktor."

Hermine schüttelte den Kopf. "Das habe ich bereits durchdacht, Susan. Mit Viktor war die Aufregung nie da, selbst am Anfang nicht. Ich dachte, dass es vielleicht besser wird, nachdem wir geheiratet haben…" Hermine sah Susans verblüfften Blick und fügte hinzu: "Ich weiß, ich weiß. Ich war ein dummer Idiot. Ich dachte, wir hatten uns darauf bereits geeinigt? Was wusste ich schon von Liebe und Beziehungen? Ich hatte nur eine Person geliebt."

"Und da du ihn nicht haben konntest, nahmst du den Zweitbesten?"

Hermine starrte ins Feuer. "Du bist sehr scharfsinnig, Susan."

"Hmm. Wo wir gerade von scharfsinnig sprechen - denkst du Viktor hat etwas bemerkt? Du hast doch mit ihm gesprochen mittels eurer Eheringe, richtig? fragte Susan.

Hermine sah ihre Freundin seufzend an. "Ich weiß es nicht. Ich dachte, er könnte mit der Situation leben, nachdem wir uns ausgesprochen hatten, aber als ich ihm erzählte, dass Fudge mich nach Hogwarts beordert hat, um mit Severus zusammenzuarbeiten, hörte er sich aufgebracht an. Er will morgen mit mir darüber sprechen."

Susan schüttelte ihren Kopf. "Nun, du musst gehen - Anweisung von Fudge. Es ist ja nicht so als ob du es so geplant hättest."

"Ich weiß." Hermine seufzte erneut. "Nun muss ich wirklich nach Hause. Ich will noch auspacken und mich entspannen vor der morgigen Aussprache", sagte sie und verdrehte die Augen. Susan lachte nur.

***


"Hör zu. Ich werde nicht jede Nacht in Hogwarts bleiben. Nur dann, wenn wir mitten in der Herstellung sind oder ich einfach zu müde bin, das Schulgelände zu verlassen, um zu apparieren. Ich will nicht gesplincht werden, weil ich nach 15 Stunden Arbeit und einer Wanderung zum Tor zu apparieren versuche! Das gleiche habe ich beim Ministerium gemacht, wenn ich mitten in einer Sache steckte. Warum ist das jetzt so ein Big Deal?"

"Ich mag es nicht."

Hermine seufzte. Es war Samstagmorgen und Viktor war eben nach der ersten Woche der Treffen des ISK nach Hause gekommen. Am nächsten Abend würde er nach Spanien zurückkehren. Der nächste Abend kann gar nicht schnell genug kommen, dachte sie. Begleitet von weiteren Seufzern fragte sie: "Was genau magst du daran nicht, Viktor?"

"Nun… ich glaube es liegt daran, dass du mit ihm arbeiten virst."

"Schon wieder erkenne ich das Problem nicht. Fudge will mich wegen der Ausrüstung da haben. Zumindest sagt er das. Ein Grund ist aber, glaube ich, dass er keine Werwölfe durchs Ministerium latschen haben will", sagte sie mit einem kleinen Lächeln.

"Varum er?"

Sie verdrehte die Augen. "Langsam ärgert es mich wirklich, Viktor. Er hat die Heilungsmethode entdeckt, er versteht, wie sie funktioniert und er muss sicherstellen, dass die Zusätze, die wir benutzen, nicht den Trank denaturieren. Ich muss den Manere daran anpassen. Es wird wenigstens zwei Wochen dauern… wahrscheinlich aber länger."

Viktor blickte finster auf den Küchentisch. Endlich sprach er. "Hermine, du veißt… du musst nicht arbeiten gehen. Vir haben genug Geld von meinem Sponsoring und meine Arbeit-"

Hermines Augen blitzten. "Halt, Stop, Viktor! Du weißt, dass ich meine Arbeit liebe. Du kennst mich - wie kannst du denn da sitzen und mir so etwas vorschlagen? Glaubst du wirklich mich würde es glücklich machen den ganzen Tag im Haus zu sitzen, Tee-Parties zu geben für einfältige Idioten wie Fudges Frau? Ich arbeite nicht wegen des Geldes - meine Arbeit ist wichtig, Viktor. Warum kannst du das nicht einsehen?"

Viktor schien einzusehen, dass es ein Fehler gewesen war, diesen Gedanken auszusprechen. "Reg dich ab, Her-Minne… Ich veiß, dass du das nicht villst. Ich veiß, dass deine Arbeit vichtig ist. Aber, venn du nicht arbeiten vürdest… es muss ja nicht so sein, dass du den ganzen Tag gelangweilt herumsitzt… vir - vir könnten Kinder bekommen." Er sah sie hoffnungsvoll an.

Hermine starrte ihn nur perplex an. Kinder bekommen? Ist er verrückt? Erinnert er sich nicht daran, was ich ihm bei unserer Hochzeit erzählt habe? Sie sprach vorsichtig und hielt ihr Temperament hart an der Kandare. "Viktor. Du weißt, wie ich darüber denke. Es mag irgendwann einmal so weit sein, dass ich Kinder möchte, aber nicht in nächster Zeit. Ich möchte Karriere machen, das Leben etwas genießen… ich habe viel Zeit - es ist ja nicht wie bei den Muggeln, die Zeitdruck haben weil ihre biologischen Uhren ticken. Und selbst nach Muggel-Maßstäben bin ich jung… als magische Menschen haben wir noch mindestens 40 Jahre ehe es jetzt oder nie heißt!" Sie schüttelte ihren Kopf und schaute weg. "Ich weiß nicht, ob ich überhaupt Kinder haben will. Ich habe es dir vor unserer Hochzeit gesagt. Und selbst wenn… ich kann mir mich nicht als Hausfrau vorstellen. Ich werde immer arbeiten wollen - es ist ein Teil meiner Selbst. Ich bin nicht der Molly-Weasley-Typ - es ist nicht falsch, aber das bin einfach nicht ich."

Viktor lehnte sich in seinem Stuhl zurück und drehte die Gabel zwischen seinen Fingern. "Ja. Ich veiß. Es ist nur… die Sache mit Snape… Ich veiß nicht. Irgendetvas stimmt daran nicht."

"Viktor, schau. Was soll der Hype? Als du noch dachtest, dass es Harry war hattest du keine Probleme damit, dass ich mit ihm rum hing. Wir waren sogar alleine aus. Mit deinem Segen, um Merlins willen!"

"Aber ich veiß, dass Harry dich nicht liebt. Und ich veiß, dass du ihn nicht liebst. Nicht so."

Ihr stockte der Atem. Als sie antwortete versuchte sie so normal wie möglich zu klingen. "Was meinst du damit?"

Viktor sah sie ernst an. Seine Augenbrauen waren gedankenvoll zusammengezogen. "Ich habe deinen Severus gesehen, erinnerst du dich? Varum sollte er flüchten als er mich gesehen hat, venn er nicht noch immer Gefühle für dich hat?"

"O. Für eine Minute habe ich gedacht, dass du sagst, dass ich in ihn verliebt bin."

Er sah sie scharf an. "Bist du?"

Verdammt, verdammt, verdammt, Hermine. So dumm. Und du warst die Hellste in deiner Klasse? Sie sagte sich, dass eine Ablenkung in Ordnung war. Sie stand auf und erklärte ärgerlich: "Das ist lächerlich! Schau, ich wurde vom Minister für Zauberei gefragt, ob ich mit einem Zaubertränke-Meister an einem Projekt arbeiten kann. Ich kann dir versprechen, dass der Projektplan keine Zeile aufweist in der steht ‚Dienstag: Begehe Ehebruch`, okay?"

Seine Augenbrauen entspannten sich ein wenig. "Okay, ich veiß. Aber ich mag es trotzdem nicht."

"Nun, ich denke, dass du darüber hinwegkommen musst." Sie war noch immer irritiert und schaute ihn nicht an.

Viktor kam rüber auf ihre Seite des Tisches, legte seine Arme um sie und zog sie zu sich. Warum fühle ich nichts? Warum ist es so anders? Es ist, als wenn Harry mich umarmt… außer, dass ich Viktor nicht bewusstlos schlagen möchte. Nicht wirklich. "Es tut mir Leid, Liebling. Ich vertraue dir."

Ihr Atem stockte schon wieder. So sehr sie es versuchte, sie konnte die Tränen nicht zurückhalten, die in ihre Augen schossen. Er vertraut mir? O Gott, wenn er nur wüsste.


 

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