Die Zeit heilt nicht alle Wunden

 

 

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Kapitel 12

 


"Ahhh."

Der Barkeeper des Tropfenden Kessels lehnte sich mit einem Seufzer zurück. Er war gerade mit der wöchentlichen Inventur fertig und hatte die Gelegenheit wahrgenommen, einen Moment zu entspannen, ehe die ersten Gäste eintrafen. Normalerweise sind es nicht so viele bei der Öffnung an einem Samstag, Merlin sei Dank, dachte er mit einem kleinen Lächeln. Der Vorabend war sehr geschäftig gewesen und er war gezwungen extra früh zu kommen, um die Bar aufzufüllen.

Mit einem Seufzer sah er auf die Uhr, zeigte mit seinem Zauberstab auf die Tür und sagte den Spruch, der das "Geöffnet"-Zeichen anschaltete. Innerhalb von Sekunden trat ein bekannter, schwarz gekleideter Mann herein.

"Severus! Schön dich zu sehen", sagte Tom. Er wollte aufstehen, aber der andere Mann bedeutete ihm sitzen zu bleiben. Severus glitt geschmeidig an den Tisch und setzte sich auf den gegenüberliegenden Stuhl. Tom hob eine Braue. "Das Übliche, nehme ich an?" Als Severus nickte, bewegte er seinen Zauberstab. "Accio Feuerwhiskey! Accio Glas!"

Severus nahm einen Schluck von dem Drink, den Tom ihm eingeschüttet hatte, lehnte sich zurück und grinste. "Ich werde niemals wieder die Kunst des idiotischen Zauberstabfuchtelns verunglimpfen."

Tom kicherte. "Richtig. Und ich nehme an, du möchtest mir ein Stück sumpfiges Land verkaufen? Severus lächelte. Tom lehnte sich nach vorne und sagte, "Okay - so sehr ich auch deine Gesellschaft genieße… du kommt hier selten vorbei, wenn du nichts auf dem Herzen hast. Nun, heraus damit, Sohn." Als er das Zögern von Severus bemerkte, bohrte er weiter: "Schau Severus. Ich mag kein Professor von Hogwarts sein, aber ich bin intelligent genug um zwei und zwei zusammenzuzählen."

"Wie bitte?"

Tom hob die Hand. Er zählte an seinen Fingern ab und sagte: "Erstens bist du gerade von deiner Konferenz zurück an der höchstwahrscheinlich deine ehemalige Freundin teilgenommen hat. Zweitens sahst du nicht nach schwarzen Gewitterwolken aus, als du hereinkamst. Drittens bist du hier mit einem Gesichtsausdruck hereingekommen, als hättest du etwas auf dem Herzen. Viertens war letzte Nacht der kleine Professor für Zaubersprüche hier. Er war so zufrieden, wie man nur sein kann, da eine Mrs. Hermine Krum nach Hogwarts zurückkehren wird um mit dir für eine Weile an dem ein oder anderen Trank zu brauen." Er wackelte mit den Fingern vor Severus. "Und das, mein Junge, veranlasst mich zu der Frage - was ist zwischen dir und deiner Freundin bei der Konferenz vorgefallen, dass du nicht herumstürmst und den geschätzten Zauberminister verfluchst, der dich in diese Situation gebracht hat?

Severus zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck. "Vielleicht weil in diesem Moment die Ereignisse mehr oder weniger in meine Hände zu spielen scheinen."

Tom war interessiert. "Wie das?" Severus brachte ihn auf den neusten Stand der Ereignisse der Woche. Am Ende hatte Tom sich auch ein Glas mittels Accio geholt und füllte es mit dem Feuerwhiskey.

Severus saß stumm da und wartete auf die Reaktion. Tom öffnete und schloss den Mund ein paar Mal ehe eher schließlich seinen Kopf schüttelte und sagte: "Nun, du hast etwas geschafft, was vor dir erst drei Menschen geschafft haben - mir fehlen die Worte." Er erhob sein Glas mit Feuerwhiskey, prostete ihm zu und leerte das Glas in einem Zug - die Härte ließ ihn sich leicht schütteln.

"Keine Weisheiten mitzuteilen?"

"Hmm?" Tom schaute unfokussiert zu Severus. "Mein Junge, ich habe nicht damit gerechnet, dass das passieren würde. Um offen zu sein, ich bin viel zu geschockt um klar denken zu können."

"Ich verstehe dieses Gefühl sehr genau." Severus lächelte dünn und nahm einen Schluck Feuerwhiskey. "Und ich wollte dich noch wissen lassen, dass mir dein Rat geholfen hat gewissen… Impulsen zu widerstehen. Ich hoffe, sie braucht nicht allzu lang, um sich zu entscheiden", sagte er mit einem Stirnrunzeln.

Tom schüttelte den Kopf. "Du bist ein ehrenwerter Mann, Severus, aber du bist nur ein Mann. Wie wirst du damit klar kommen so eng mit ihr zusammenzuarbeiten?"

Severus schnaubte. "Wie steht's mit deinem Vorrat an Feuerwhiskey? Du wirst mich wahrscheinlich abends öfter hier sehen, nachdem ich im Kerker kalt geduscht habe."

Tom lachte laut. "Ich bin mir sicher, dass ich genug da habe." Er wurde wieder ernst und schaute Severus aufmerksam an. "Hier hast du den Barkeeper-Ratschlag des Tages: Ermutige sie, ihre Entscheidung schnell zu treffen - halte dich zurück, wenn du musst." Mit einem Glitzern in den Augen fuhr er fort: "Hast du jemals das Sprichwort gehört Warum die Kuh kaufen, wenn du die Milch umsonst haben kannst?"

Severus lächelte höhnisch. "Vor vielen Jahren."

Tom nickte. "Es ist ein guter Rat. Lass sie wissen, dass du bis nach ihrer Entscheidung zurückhältst. Nicht zu viel - sonst scheuchst du sie sofort wieder zurück in die Arme des Krum-Jungen. Lass sie einen Vorgeschmack bekommen und zieh dich dann zurück - du weißt, was du machen musst." Plötzlich lehnte Tom sich grinsend zurück. "Du hast doch immer noch dein Talent für Legilimens, oder?"

Severus Grinsen rivalisierte mit Toms. "Du kennst mich gut, Tom. Viel zu gut."

***


Gott sei Dank, dachte Hermine als sie sich auf ihr Bett fallen ließ. Viktor war nach Spanien appariert und Hermine war erleichtert. Es war zu schwierig mit ihm ein Gespräch zu versuchen, wenn ihr schlechtes Gewissen förmlich aufschrie.

Lange halte ich das nicht mehr aus. Sie wusste, dass Susan ihr geraten hatte noch ein paar Wochen zu warten, zumindest, bis sie irgendetwas Viktor erzählte… aber sie glaubte nicht, dass sie den Schein noch lange wahren konnte. Ausflüchte zu suchen war noch nie ihr Ding. Außerdem vermutete sie, dass Viktor irgendeine Veränderung an ihr bemerkt hatte. Er hatte sie in den letzten beiden Tagen mehrfach gefragt, ob alles in Ordnung sei, ob sie sich wohl fühle und ob sie sich über etwas Sorgen mache. Sie musste sich einige Mal zurückhalten nicht mit der ganzen Geschichte im Harry-Potter-Stil herauszuplatzen, sondern zu behaupten, dass sie lediglich müde von der Konferenz sei und über die Anpassungen des Trankes nachdenken würde. Er hatte sie komisch angesehen, aber keine Einwände gemacht.

Unterbewusst war ihre Entscheidung bereits getroffen, das wusste sie. Aber der logische Teil ihres Verstandes sagte ihr - mit einer Stimme die verdächtig nach Susan klang -, dass sie noch ein klein wenig warten sollte. Sie erkannte den Sinn darin, denn die Entscheidung würde in dem Moment unumkehrbar, wenn sie Viktor sagte, dass sie sich in Severus verliebt hatte. Ehe sie den Point of no Return erreichte, sollte sie sich sicher sein, was sie wollte.

Der Rat von Remus schwirrte auch noch in ihrem Kopf herum. Nimm dir nicht zu viel Zeit. Sie lag auf dem Bett, das sie mit ihrem Ehemann teilte, und starrte an die Decke des Hauses in dem sie seit fünf Jahren lebten, als sie von der Unwahrscheinlichkeit ihrer Situation getroffen wurde. So viele Frauen würden töten, um einen Mann wie Viktor zu bekommen. Viktor war kontaktfreudig, hatte viele Freunde, war berühmt und beliebt. Severus andererseits... er war ein Kriegsheld und berühmt, aber hatte sich jetzt noch mehr zurückgezogen als während des Krieges. Als Ergebnis davon waren die Menschen in seiner Gegenwart immer noch vorsichtig und er war vorsichtig in der Gesellschaft anderer - er konnte nur wenige Menschen seine Freunde nennen und es waren noch weniger, denen er voll und ganz vertraute. Auf irgendeine Weise machte dieser Unterschied ihr bevorstehendes Geständnis leichter zu verdauen. Wenn sie sich dafür entschied Viktor zu verlassen, gäbe es keinen Mangel an Frauen, die sich um ihren Platz reißen würden.

Stillschweigend versprach sie sich etwas. Wenn die nächsten paar Tage mit Severus gut laufen würden, wenn es sich immer noch richtig anfühlen würde, dann würde sie es Viktor sagen. Als sie sich an die Verabredung mit Susan zum Dinner erinnerte, ging es schlagartig besser. Es wäre die perfekte Gelegenheit über die Dinge mit ihrer scharfsinnigen Freundin zu sprechen und sich zu vergewissern, dass sie die richtige Entscheidung treffen würde. Lächelnd kletterte sie aus dem Bett und packte ihre Sachen für den nächsten Tag.

***


Am nächsten Morgen apparierte sie vor die Tore von Hogwarts. Die Akten und Fläschchen, die sie mitgebracht hatte, waren verkleinert und in ihrem Gewand sicher verstaut, so dass sie die Hände frei hatte. Lächelnd sah sie zum Schloss.

Es hatte sich nicht verändert. Selbst der Rasen sah gleich aus, bemerkte sie mit einem zufriedenen Seufzer. Wenigstens etwas in meinem Leben ist unverändert, dachte sie grinsend. Ihre Eltern waren aus dem Haus ihrer Kindheit ausgezogen, nachdem in ihrem siebten Jahr die Angriffe der Todesser zugenommen. Es gab kein Haus einer Großmutter, um dahin zurückzukehren, um Trost in der Unveränderlichkeit zu finden.

Als sie die Stufen zum Schloss hinaufstieg, lächelte sie über die Erinnerungen, die hervorgerufen wurden. Ohne bestimmte Reihenfolge zogen Bilder vor ihrem inneren Auge vorbei - Harry und Ron, wie sie über das Trimagische Turnier diskutierten, Susan und Neville bei ihrem ersten Kuss in der Verbotenen Abteilung der Bibliothek in ihrem siebten Jahr, Luna mit ihren verrückten Theorien, Ginny, wie sie einen Freund nach dem anderen hatte und schließlich bei Seamus Finnigan blieb, Freds und Georges wilde Eskapaden in ihrem fünften Jahr, wie sie sich im zweiten Jahr in eine Katze verwandelt hatte, Diebstähle aus den privaten Vorräten des Meisters der Zaubertränke, versteckt unter Harrys Tarnumhang, die Heulende Hütte, der Festball, sie selbst bei Zaubertränke für Fortgeschrittene, als sie versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren, weg von dem Mann, der ihn gab... - seufzend öffnete sie die Tür und trat ein.

Sie ging in die Große Halle wo sie sofort von Minerva McGonagall umarmt wurde, die von ihrem Sitz aufgesprungen war, als sich die Tür öffnete. "Oh meine Liebe, es ist wundervoll dich zu sehen!"

Hermine lächelte Severus an, der die Augen verdrehte. Sie löste sich aus der Umarmung, hielt aber Minervas Hände fest und sagte: "Professor, ich habe sie so vermisst - es tut mir leid, dass ich niemals vorher zu Besuch gekommen bin, aber... "

Minerva stoppte sie mit einer Handbewegung. "Macht nichts, meine Liebe, macht nichts." Bei dem Funkeln in ihren Augen fragte sich Hermine wie viele Menschen die Wahrheit vermutet hatten, als sie mit Severus im Hauptquartier des Ordens zusammen gearbeitet hatte. Dann erinnerte sie sich an die Animagus-Form von Minerva und etwas, das Remus gesagt hatte, ließ sie vor Verlegenheit rot werden. Ich frage mich ob ihre Katzenform auch den Geruchssinn von Katzen hat... Die jüngere Frau breit anlächelnd fuhr Minerva fort: "Du hattest deine Gründe. Aber jetzt bist du ja da und es heißt ‚Minerva' nicht ‚Professor'." Sie führte Hermine zu einem leeren Stuhl neben ihrem... der zufällig auch neben dem von Severus war.

Nachdem sie sich bei dem Direktor bedankt hatte und die anderen Professoren begrüßt hatte, setzte sie sich hin und wandte sich Severus zu. "Hallo Severus. Bist du auf das zermürbende Kunststück, das vor uns liegt, vorbereitet?"

Er lächelte sie kurz an. "Definitiv." Er wollte gerade weiter sprechen als er über ihre Schulter sah. Mit einem süffisanten Grinsen nickte er der Person zu, die hinter ihr stand. "Trelawney."

Die Professorin für Wahrsagen zog ihr Gewand enger um ihren Körper und ihre Augen verklärten sich. "Ich wusste, dass Sie zurückkehren würden, Miss Granger. Mein inneres Auge hat es vorhergesehen."

Mit hochgezogener Augenbraue drehte sich Hermine um und imitierte unbewusst den Blick ihres ehemaligen Zaubertränkemeisters. Mit amüsierter Stimme sagte sie: "In der Tat, Professor Trelawney. Nun, bitte entschuldigen Sie, dass ich nicht übermäßig beeindruckt bin, denn ich weiß, dass Professor Dumbledore letzte Woche während des Lehrkörpertreffens eine Ankündigung gemacht hat. Und erzählen Sie Ihrem inneren Auge, dass es mir einen falschen Namen gegeben hat... Ich bin zugegebenermaßen etwas schockiert, dass Ihr Auge nicht realisiert hat, dass ich nun Hermine Krum heiße." Sie sah aus dem Augenwinkel den Blick, den Severus ihr zuwarf.

Trelawney starrte sie einen Moment lang an ehe sie ihren verklärten Gesichtsausdruck wieder annahm. "Die Funktionsweise des inneren Auges darf nicht in Frage gestellt werden, besonders nicht von jemandem mit einer solch negativen Aura." Minerva und Severus schnaubten gleichzeitig. Albus lächelte hinter vorgehaltener Hand.

Severus grinste höhnisch als er die Gelegenheit wahrnahm. "Nun, da es scheint, dass an diesem Ende des Tisches eine Brutstätte von negativer Aura ist - ", sagte er und deutete auf Minerva, Hermine und sich selbst, "-sollten Sie sich vielleicht einen Platz am anderen Ende suchen." Er lächelte sardonisch als Flitwick ihn vom anderen Ende des Tisches her anstarrte.

Hermine unterdrückte ein Kichern und zwang ihr Gesicht zu einem ernsten Ausdruck. "Ich glaube, Professor Snape hat Recht. Ich möchte die Arbeit Ihres inneren Auges nicht mit unserer negativen Aura gedämpft wissen." Minerva sah sie amüsiert an.

Trelawney nickte nur weise. "Ja, das wäre klug. Dieses Ende des Tisches ist zu sehr im Hier und Jetzt verankert, Professor Dumbledore. Ich denke, ich werde mich ans andere Ende setzen." Sie ignorierte Severus' Lachen und setzte sich neben Flitwick, der nicht im Geringsten begeistert aussah.

Glucksend lehnte der Schulleiter sich nach vorne und machte Hermine auf sich aufmerksam. "Es ist wunderbar, Sie wieder zu sehen. Darf ich Sie Hermine nennen?" Als er sah, dass sie nickte fuhr er fort: "Ich glaube Severus hat Ihnen bereits gesagt, dass wir ein Gästezimmer im Kerker vorbereitet haben. Bitte nehmen Sie die Gastfreundschaft an. Wenn ich Sie und Severus richtig einschätze, werdet ihr beide zu den unmöglichsten Stunden arbeiten, um den Trank fertig zu stellen."

Sie lachte. Er hatte wahrscheinlich Recht. Sie waren beide Workaholics. "Danke, Professor - Albus", berichtigte sie sich auf sein Drängen hin.

Der Rest des Essens war schnell vorüber. Immer wenn sie Flitwicks leidenden Blick vom anderen Ende des Tisches her sah, fühlte sie sich schuldig, aber davon abgesehen war es ein erfreuliches Essen. Es war wundervoll von Minerva und Albus auf den neusten Stand gebracht zu werden. Im Gegenzug hatten sie viele Fragen über die Jahre seit sie Hogwarts verlassen hatte. Sie hatte mit beiden gelegentlich mittels Eulenpost korrespondiert, hatte sie persönlich aber seit Jahren nicht mehr gesehen. Nicht seit der Feier nach dem Krieg, dachte sie. Bei dieser Feier war sie so damit beschäftigt gewesen Severus aus dem Weg zu gehen, dass sie keine Chance gehabt hatte mit ihrem ehemaligen Schulleiter und ihrer Hauslehrerin zu sprechen.

Severus' Stimme durchbrach ihre Träumerei. "Falls du hier fertig bist, möchte ich dir gerne das Labor und deine Räume zeigen." Mit einem Nicken stand sie auf und folgte ihm aus der Halle. Sie winkte Minerva und Albus zum Abschied zu.

***


"Wow. Hierher hätte ich früher schon mal kommen sollen!" rief sie eine Weile später aus, als sie das für sie vorbereitete Gästezimmer betrachtete. Lächelnd nahm sie Severus bei der Hand und zog in auf ihrer Erkundungstour mit. "Dies ist wundervoll!"

Er hob seine Augenbraue. "Es ist ausreichend."

Ungläubig sah sie ihn an. "Ausreichend? Es ist fantastisch. Hast du das Bad gesehen? Ich habe mich in die Wanne in dem Hotel verliebt, aber diese ist noch besser! Rot und Gold", sagte sie und grinste süffisant bei seinem Gesichtsdruck als sie die Farben ihres ehemaligen Hauses erwähnte. "Erzähl mir nicht dein Bad ist Silber und Grün?" Amüsiert nickte er leicht. "Und ich bin mir sicher, dass du auch einen Swimmingpool als Wanne hast. Ich wünschte mir ich könnte Viktor dazu überreden so eine anzuschaffen." In dem Moment, wo die Worte über ihre Lippen kamen, zuckte sie innerlich zusammen. Denkst du jemals nach bevor du sprichst, Hermine?

Severus' Lächeln stoppte. Er sah sie intensiv an und sagte: "Hermine. Ich muss wissen, was du beabsichtigst." Er holte tief Luft und drehte sein Gesicht weg. Er schien einen Moment zu kämpfen ehe er mit vorsichtig kontrollierter Stimme sagte: "Ich habe mir den Luxus der Hoffnung seit langer Zeit nicht mehr erlaubt. Wenn ich nicht in diesem besagten Luxus schwelgen soll, musst du es mir jetzt sagen."

Sie schluckte und setzte sich in einen Sessel neben dem Kamin. "Ich - Ich -" Sie atmete tief ein, versuchte sich zu beruhigen und sagte: "Mein Herz weiß was es will. Es will dich, Severus." Sein Kopf ruckte herum, um sie anzusehen. Sie hob ihre Hand. "Aber ich muss mir mit meinem Verstand sicher sein, Severus. Verstehst du das nicht? Es gibt keine Umkehr mehr, wenn ich dem Weg folge, dem ich zu folgen plane. Ich - Ich habe Angst ihn zu verletzen -"

"Aber es ist in Ordnung mich zu verletzen?" sagte er mit grimmiger Stimme.

Hermine schloss ihre Augen. "Nein, natürlich nicht... Es tut mir leid. Ich mache das nicht sehr gut, oder?"

Severus seufzte und ging zu ihrem Sessel rüber. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und drückte sie leicht. "Ich glaube nicht, dass es einen Weg gibt dies gut zu machen, Hermine. Ich werde versuchen mich in Geduld zu fassen, aber ich kann nicht versprechen, dass ich dich nicht zu einer Entscheidung drängen werde." Sie nickte und akzeptierte sein Statement.
"Ich habe von dir, von dem hier viel zu lange geträumt um geduldig zu sein, wenn es so nahe ist."

Sie lehnte ihren Kopf gegen ihn und seufzte. "Ich weiß. Ich habe auch geträumt." Mit geschlossenen Augen konnte sie das listige Lächeln, das auf seinen Lippen lag, nicht sehen.

***


An den nächsten beiden Tagen arbeiteten sie fieberhaft, studierten die Notizen des anderen und bereiteten eine neue Ladung der Lycanthropie-Basis vor. Zwei Werwölfe waren für nächste Woche eingeplant, die sich in dem Haus in Hogsmeade aufhalten würden und sie wollten genug Basistrank da haben, wenn sie ankamen.

"Die Basis hat eine angemessene Haltbarkeit, aber wenn die letzte Zutat zum Trank hinzu gegeben wird, fängt der 24-Stunden-Countdown an. Der Trank kann nicht eher als eine Woche vor Vollmond gegeben werden. Er braucht genug Zeit, um die modifizierten DNA-Sequenzen zu rekonstruieren. Bei der Untersuchung der DNA von Remus, habe ich festgestellt, dass die Rekonstruktion in drei Tagen abgeschlossen war; wie dem auch sei, ich möchte keine metabolischen Varianzen riskieren, die eine andere Rekonstruktionsrate erzeugen", informierte sie Severus dienstags während ihres Mittagessens. Sie aßen in seinem Büro, da keiner von ihnen beiden sich weit von den simmernden Kesseln entfernen wollte.

"Verstanden. Darum stellen wir so viel von dem Basistrank her." Hermine kaute gedankenvoll.

Severus nickte. "Der Basistrank ist lange haltbar, aber wir brauchen einen ausreichenden Vorrat des fertigen Tranks, damit du die Anpassungen des Manere-Tranks testen kannst. Es wird nur innerhalb eines kurzen Zeitfensters möglich sein. Wird dein Ehemann", er konnte ein höhnisches Lächeln nicht zurückhalten, "Einwände haben, wenn du nächste Woche länger bleibst?"

Hermine schüttelte mit leichtem Stirnrunzeln ihren Kopf. "Nein, wir haben uns darüber dieses Wochenende genug gestritten. Er weiß wo ich stehe… bei dieser Sache."

"Ich verstehe."

Hermine seufzte. "Severus, er ist ein guter Mensch. Er ist einer meiner besten Freunde seit meinem vierten Jahr. Er versteht mich vielleicht nicht immer, aber er meint es gut. Er weiß, dass mir meine Arbeit wichtig ist und er unterstützt mich." Flüsternd fügte sie hinzu: "Meistens." Als Severus ihr einen Blick zuwarf, erkannte sie, dass er die letzte Bemerkung gehört hatte. Sie schüttelte leicht ihren Kopf und wechselte das Thema. "Heute Abend werde ich tatsächlich nicht hier sein - ich treffe mich mit Susan zum Abendessen."

"Ah, ja. Wenn du Longbottom triffst, sag ihm, dass er endlich mal etwas gemacht hat, was der Notiz wert ist." Als er ihr fragendes Gesicht sah, spottete er: "Sehr zur Freude von Kesseln aller Orte hat er keine Karriere in Zaubertränken eingeschlagen."

Kichernd schüttelte sie den Kopf. "Sei nett, Severus. Egal, Neville wird heute Abend nicht da sein. Er hat irgendein anderes Treffen - es ist nur ein Frauenabend." Sie lachte, als sie die hochgezogene Augenbraue sah. "Du weißt schon. Reden, vielleicht ein wenig trinken."

"Hmmm. Zwei betrunkene Frauen. Bist du sicher, dass auf der Einladung nicht mein Name stand?" fragte Severus mit einem anzüglichen Grinsen.

"Wenn du dir eine Schleife in die Haare bindest und ein Kleid anziehst", sagte Hermine grinsend. "Rosa."

Er verdrehte die Augen. "Das, meine Liebe aus Gryffindor, wird niemals geschehen."

"Na komm - du hast schöne Beine. Du hast doch nicht vor sie für immer zu verstecken, oder?" fragte Hermine und schlug ihre Lider auf.

Plötzlich verengten sich seine Augen und er sah sie gedankenverloren an. "Nicht für immer, hoffe ich. Aber es gibt nur eine Möglichkeit, wie du sie sehen wirst." Sie lächelte, bis sie seinem Blick begegnete. Als sie den Ausdruck seiner Augen sah, wurde ihr Mund trocken und ihr Herz schlug schneller. In den letzten zwei Tagen hatte er sie nicht berührt. Sie akzeptierte die Tatsache, dass er auf Distanz bleiben musste, vermisste aber auch das Gefühl, wenn er sie umarmte. Sie vermisste es zu sehr, wurde ihr klar.

Als könne er ihre Gedanken lesen, kam Severus schnell auf sie zu und zog sie vom Stuhl. Er schlang seine Arme um sie und streichelte ihren Rücken, während er ihr für einen Moment in die Augen schaute. Langsam beugte er sich zu ihr und berührte sanft ihre Lippen mit seinen. Seufzend lehnte sie sich zu ihm und drängte sich näher. In diesem Moment wusste sie, dass sie nicht bei Viktor bleiben konnte.

***


"Wow."

Hermine beäugte ihre Freundin. "Susan, das sagst du viel zu oft."

Susan grinste. "Nun, dann hör auf mir Dinge zu erzählen, die mich das sagen lassen! Bei längerem Nachdenken, hör nicht auf - indirekt lebe ich gerade jetzt durch dich. Es ist so aufregend!" Susan hörte auf zu grinsen. "Wie willst du es Viktor sagen?"

O Merlin, ich weiß es nicht, Susan." Hermine schüttelte den Kopf und schaute auf ihr leeres Weinglas runter. "Ich weiß, dass es wirklich nicht seine Schuld ist, aber ich kann nicht aufhören daran zu denken... wenn Harry mir nichts erzählt hätte... wenn er nur mit Remus gesprochen hätte, oder McGonagall oder Hestia oder Tonks oder Severus - verdammt, warum hat er nicht mit irgendjemand darüber gesprochen? Warum hat er sich vorher zurückgehalten?"
Susan schüttelte nur ihren Kopf und starrte sie an.
"Warum habe ich Severus nicht vertraut?"
"Es tut mir leid, Hermine. Ich wünschte ich könnte etwas tun, damit du dich besser fühlst."

Hermine lächelte ihre Freundin an und sagte: "Du hörst mir zu und verurteilst mich nicht. Glaub mir, Susan, du tust mehr als die meisten tun würden." Mit einem Seufzer schaute sie wieder auf ihr leeres Glas. "Was werden meine Eltern sagen? Was wird Ron sagen? Viktors Freunde?" Mit tränenschweren Augen schaute sie zu ihrer Freundin und flüsterte: "Bin ich verrückt? Tue ich das Richtige?"

Susan setzte sich neben sie und zog sie in eine sanfte Umarmung. "Ja, ich denke du bist verrückt. Wenn du Viktor nicht liebst, solltest du nicht mit ihm zusammen sein. Du solltest ihm die Möglichkeit geben jemanden zu finden, der ihn genauso liebt wie er."

Schnüffelnd lehnte Hermine sich gegen ihre Freundin. "Ich weiß. Ich weiß. Und er weiß, dass etwas vor sich geht... er hat mich letzte Nacht noch mal gefragt, ob ich in Severus verliebt bin. Er sagte, er fühle, dass ich mich von ihm entferne... was sollte ich sagen? Er hat Recht."

Susan fragte leise. "Was hast du gesagt?"

"Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm die Frage nicht beantworten kann. Er war für eine Minute schweigsam und hat dann das Thema gewechselt." Hermine seufzte und löste sich aus Susans Umarmung. "Donnerstag kommt er zurück. Ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll."

"Nun, du hast noch zwei Tage, um dich zu entscheiden. Vielleicht solltest du bis zum Wochenende warten, dann hast du noch etwas mehr Zeit."

Hermine nickte und atmete aus. "Götter, ich fühle mich so betäubt. So ausgelaugt."

Susan sah sie mitfühlend an. "Die letzten Wochen waren eine emotionale Achterbahn für dich. Du musst für eine Weile runterkommen."

Hermine nickte und rieb sich die Augen. Eine Stimme aus Richtung der Tür ließ sie aufschrecken. "Oh, hallo Susan, Hermine! Ich wusste nicht, dass du noch immer hier bist - wir können wieder gehen, wenn ihr wollt." Neville stand lächelnd dort. Sie erstarrte als er sich umdrehte um hinter sich zu gucken und sagte: "Hey, Harry - komm und sag Hermine Hallo!"

Harry. Harry Potter. Die Taubheit verschwand in einer Welle rot glühender Wut. Sie sprang auf ihre Füße, schüttelte Susans Hand ab, die versuchte sie zurückzuhalten und ging auf den Mann zu, der nun im Türrahmen stand. Sie ignorierte Nevilles geschockten Gesichtsausdruck als sie ausholte und ihr ganzes Gewicht in ihren Schlag legte als ihre Faust mit der berühmten Nase von Harry Potter Kontakt aufnahm.




 

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