Runaway Dragon"

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite

Kapitel 1:
"Dieser Hund" in der Winkelgasse - Severus' Standpunkt



Zuerst bemerkte ich nicht, daß sich in dem Kleiderhaufen ein Junge befand, aber etwas bewegte sich in meinem Augenwinkel, und das Schluchzen drang gerade noch an mein Ohr.

Ich weiß nicht, warum ich mir die Mühe gemacht habe, und wäre es in der Nockturngasse gewesen hätte ich es nicht getan, aber etwas an diesem Schluchzen, das helle Tageslicht und die Tatsache, daß es die Winkelgasse war, ließ mich meine Richtung ändern.

Das Gesicht - angespannt, tränenverschmiert und furchtbar verloren - kannte ich. Und das war eine schlechte Neuigkeit. Wie man es auch ansah, daß Malfoys Sohn hier weinte und vermutlich verletzt war, war sehr schlecht.

Ich musste gegen das Verlangen ankämpfen, den Kopf zu drehen um nach Auroren, oder, schlimmer noch, Gestalten in Mänteln und Masken, zu suchen. Stattdessen verstärkte ich meine Aufmerksamkeit und konzentrierte mich auf meine Umgebung. Alle meine Sinne arbeiteten auf Hochtouren.

Jemand hatte Draco Malfoy etwas angetan, und er steckte mitten drin. Ungewollt, ungefragt, und sehr unwillig. Aber es gab keinen Weg mehr hinaus, ich konnte das arme Kind nicht so zurücklassen.

Ich erlaubte mir einen sehr beiläufigen Blick. Niemand war zu sehen. In Ordnung, es war an der Zeit mich dem Jungen zu nähern.

“Draco? Was machst du hier?”

Der sonst kontrollierte, sonst ruhige Junge, der sonst durchaus in der Lage war, für sich zu sorgen, schniefte, wusste nicht was er tun sollte und war fast nicht wiederzuerkennen. Was hatte ihm so zugesetzt?

“Komm, Draco. Ich bringe dich heim.”

Die Reaktion des Jungen, die Worte die er herausbrachte, erschreckten mich. Was zum Henker?

„Wer hat wen umgebracht?“, fragte ich. Langsam, ruhig, in einem Versuch den Jungen dazu zu bringen etwas Sinnvolles zu sagen.

“Mein Vater… hat meine Mutter umgebracht…”

Gott! Das konnte doch nicht stimmen. Lucius? Nein, es muß einen Kampf gegeben haben, etwas Aufregung. Hatte er vielleicht etwas Dunkles gesehen und verwechselt?

Ich versuchte das Kind zu beruhigen, versuchte ihn dazu zu bringen, es logisch zu sehen. Und ich fuhr mit dem Daumen über den Unterarm des Jungen, kam mir dabei etwas komisch vor und fragte mich ob ich das Mal fühlen würde... ich fragte mich ob es das war, was Dracos Selbstbeherrschung ruiniert hatte.

All meine Sinne sagten, daß der Junge es glaubte. Nun, wenn es Probleme in Malfoy Manor gab, dann war das Letzte das Severus Snape - der verurteilte Todesser mit der Aufschrift „Auroren, zielt hierher“ auf dem Rücken - brauchte, war, sich einzumischen.

Aber verdammt, ich konnte Draco nicht so zurücklassen. Der Vater war furchtbar und hatte den Jungen mit ziemlicher Energie verdorben, aber vielleicht gab es doch Hoffnung für Draco. Selbst wenn es nicht so war konnte ich den Jungen nicht so hier lassen. Okay, sollten die verdammten Auroren sich zur Abwechslung ihr Geld mal verdienen. Der Junge schien zu glauben, daß er das wollte. „In Ordnung, ich sage es den Auroren, aber es muß bis morgen warten. ich bringe dich einfach über Nacht nach Hause.“ Auf einmal sprang er mit großen Augen in denen deutlich Angst und Erinnerung zu sehen war auf. Vielleicht war doch etwas dran! Noch ein schneller Blick, noch immer keine Zuschauer, kein Gefühl von Magie außer dem üblichen Hintergrundrauschen, nichts das offensichtlich nicht in Ordnung war. Es war nicht gestellt, aber es schien als käme Malfoy Manor nicht in Frage.

Verdammt! verdammt! verdammt! Ich mußte es tun. „Nicht dein Zuhause. Meines.“

Später fragte ich mich, warum ich so sicher gewesen war, daß es sicher wäre, mich und meine Familie Draco auszusetzen. Ich muß geglaubt haben, daß Lucius tot war, ebenso wie sein Einfluß auf den Jungen, um auch nur darüber nachgedacht zu haben.

Manchmal kann man sich auf Instinkt verlassen. Selbst auf meinen.



***



Als wir die Brücke überquerten, wurden die Augen des Jungen immer größer. Wusste er überhaupt, daß dieser Teil der Welt existierte? Ja, offensichtlich hatte er ein paar scheußliche Geschichten gehört. Jeder weiß, wie schlimm West Hogsmeade ist. Jeder der wichtig ist, heißt das. Also nicht ich. Ich bin nicht mehr wichtig, und es ist erstaunlich, wie befreiend das ist. Ich habe mich in den letzten paar Jahren in West Hogsmeade freier gefühlt als je in Hogwarts oder sonst wo. Freier als irgendwo, außer vielleicht an der Universität.

„Ich weiß, daß es nicht der beste Stadtteil ist, aber dir passiert nichts, solange du nahe bei mir bleibst. Sie sind keine schlechten Leute, weißt du.“

Auf einmal wurde mir klar, daß ich diesem verwöhnten kleinen reichen Kind gleich zeigen würde, wie wenig ich bedeutete. Wieviel Geld und Macht Severus Snape nicht mehr hatte. Irgendwie glaubte ich nicht daß Lucius’ Sohn klar werden würde, daß Reichtum nicht immer in Geld gerechnet wurde. Nein, manchmal maß man ihn an den seltsamsten Dingen! So wie Lachen. Wie dieses seltsame, glückliche Gefühl, das ich hatte als ich sah, wie Draco sich mit einem einfachen Lichtschalter beschäftigte. Ohne Herablassung, ohne zu tun als wüsste er alles darüber. Statt dessen zeigte er eine fast begeisterte Freude an der Entdeckung. Wer hätte das gedacht?

Ich musste den ganzen Weg die Treppen hinauf Erklärungen abgeben, bis wir durch die Türe kamen. Dort fand ich fast allen weltlichen Reichtum, den ich habe, in meinem Wohnzimmer.

Einige Worte wurden gewechselt, aber keiner von uns achtete wirklich darauf, denn Worte zur Verteidigung sind eine Gewohnheit zwischen uns, wenn andere im Raum sind. Ich sah zu wie sie diesen verdammten Streuner so fütterte, wie sie sich um alles kümmerte, wie sie sich um mich kümmerte, mit Worten die so gar nicht zu ihren Taten passten.

Und nun schien sie bereitwillig genug zu sein, noch einen Streuner aufzunehmen, als würde ein tränenüberströmter Teenager nicht mehr Probleme machen als ein herrenloser Hund.

Oder einen verletzten Todesser, Sträfling...

Oh Götter über und unter uns, wie habe ich sie nur verdient? Ich halte es noch immer für unmöglich, unglaublich. Sie zieht mich gerne damit auf, wenn sie sich im Dunkeln an mich kuschelt. „Ich bin hier. Ich war gestern hier, ich werde morgen hier sein, also benutze Intelligenz und Mr. Squeers Prinzip für das Problem, geh ins Bett und finde die Lösung!“

Der Junge war noch durcheinander und war gar nicht sein sonstiges, eingebildetes Selbst. Er war so erschrocken, daß es ihm unangenehm war, und er starrte all die seltsamen Muggelsachen um ihn herum an, um nicht darüber nachzudenken, was er in Malfoy Manor gesehen hatte. Das würde sich bald ändern, dachte ich, genieß es solange es anhält!

Und bereite dich darauf vor, Severus Snape, morgen früh *freiwillig* mit Auroren zu reden. Es ist Lucius Malfoy, also brauchen sie eine Truppe gegen die Dunklen Künste, weil niemand normales Fußvolk in diesem Stadtteil herumlaufen sehen will, oder in diesem bestimmten Haus. Und das bedeutete... Nun, denk nicht jetzt darüber nach. Nicht heute nacht. Es reichte mit den Problemen für den heutigen Tag, also würde ich morgen darüber nachdenken, wie ich mit diesen Bastarden klar kommen sollte.

Heute Abend habe ich besseres zu tun.


Hauptgeschichte


Kapitel 2

 

Zurück