Runaway Dragon"

 

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Kapitel 11: Begegnung mit dem Feind



Als Draco am Morgen hinunter kam um die Bande zu treffen, wobei ‚dieser Hund’ wieder bellend hinter ihm her sprang, und er den Ausdruck auf Jacks Gesicht sah, wünschte er sich fast, er hätte sich selbst unsichtbar gemacht statt des Bechers.

„Also will dich nicht mal dein Onkel, wie?“, versuchte Jack zu spotten.

Draco grinste spöttisch zurück, nur um ihm zu zeigen, wie man es machte. Er konnte den berühmten Snapeblick fast perfekt nachmachen, und fand, daß er etwas Übung brauchen konnte um ihn zu perfektionieren. „Ich wollte ihn auch nicht. Er hat sich als grantiger alter Mann herausgestellt, der gerne allein lebt“, meinte er.

“Also bleibst du hier?“, fragte Sammie eifrig.

Draco lächelte dem kleinen Jungen zu. „Nein, Sammie, ich kann nicht einfach ewig bei den Snapes bleiben. Ich ziehe einfach zu einem anderen Verwandten.“

“Warum bist du dann noch da?“, knurrte Jack. „Warum bist du noch nicht hin gegangen?“

„Ich habe ihre Adressen noch nicht. Professor Snape sagte, er würde heute Abend ein Buch aus der Bibliothek von Hogwarts mitbringen um nachzusehen.”

”Dann verlässt du uns morgen wieder?”, fragte Cathy.

Draco betrachtete sie genau. Hatte sie wirklich traurig geklungen, als sie das gesagt hatte? Oder war das nur Wunschdenken? Interessierte sich Cathy für ihn?

Wahrscheinlich nicht, dachte er. Warum sollte sie? Nun, vielleicht interessierte es sie, daß sie einen guten Torhüter verlor, oder sogar einen guten Freund mit dem sie reden konnte. Er unterdrückte bei diesem Gedanken ein Seufzen.

„Wahrscheinlich nicht”, antwortete er. „Ich denke, daß Snape morgen besseres zu tun hat, als mich durch das halbe Land zu zerren, um Verwandte zu treffen, und selbst wenn es nicht so wäre, wird er wahrscheinlich etwas Zeit brauchen um den richtigen auszusuchen.“

„Du hast nicht lange gebraucht, um dir den Onkel auszusuchen, zu dem du am Sonntag gefahren bist“, forderte ihn Jack heraus.

"Das lag nur daran, daß ich seinen Namen schon kannte und ihn erwähnt habe als Professor Snape mich nach meinen Verwandten gefragt hat. Dieses Mal werden wir versuchen jemanden zu finden, der wirklich das passende Alter hat, um ein Kind zu haben.“

"Dann such dir einen aus der verheiratet ist”, schlug Mike vor. “Dann hast zu zwei Eltern, wie es sein soll.“

„Aber sie hätten dann wahrscheinlich eigene Kinder und würden nicht noch eines wollen“, widersprach Matt. “Vor allem nicht das eines anderen. Ich sage, such dir eine unverheiratete Tante aus. Jemanden der alt genug ist um keine eigenen Kinder mehr zu bekommen. Solche Hexen haben sehr gerne die Kinder anderer Leute im Haus, und verbringen üblicherweise ihre ganze Zeit damit, neue Wege zu finden sie zu verziehen.“

Draco lachte. “Ich weiß noch nicht einmal was für Verwandte ich habe. Warten wir mit den Vorschlägen bis wir wissen was ich zur Auswahl habe, ja?“

„Können wir jetzt anfangen zu spielen?“, knurrte Jack, der den Ball in der Hand hielt. „Ich habe nicht den ganzen Tag, wisst ihr.“

„Sicher!”, lachte Draco.

“Welche Mannschaften?”, fragte Mike.

”Die gleichen wie letztes Mal!”, verkündete Jack. „Da hattest du Glück, Drache. Dieses Mal verlierst du!”

Draco zuckte nur mit den Schultern und winkte sein Team zu ihrem Tor hinüber. Er wollte nicht, daß Jack seine Strategie belauschte.

„Spielen wir wie letztes Mal?”, fragte Cathy ihn, sobald sie in sicherer Entfernung vom anderen Team waren.

„Im Augenblick ja, aber ich erwarte nicht, daß sich Jack auch an seine alte Strategie hält - er hatte genug Zeit, um sich zur beruhigen und darüber nachzudenken. Er wird Larry wahrscheinlich am Tor lassen, was ein Problem für dich sein könnte, aber wie ich das letzte Mal gesagt habe, wenn das passiert wirst du um ihn herum arbeiten müssen. Ihr seid beide schneller als er, und er wird seine Stellung wahrscheinlich immer wieder aufgeben. Versucht, um ihn herum zu kommen, und wenn er dir in den Weg kommt, gib an Sammie ab und laß ihn schießen. Du zielst vielleicht besser, aber das heißt nicht, daß Sammie keinen Schuß rein bringt. Gib ihm eine Chance. Charlie, du spielst genau wie letztes Mal. Das war perfekt. Matt, du bleibst wieder bei mir und konzentrierst dich darauf, Jack im Weg zu sein. Vielleicht wird er wieder ungeduldig und verliert den Ball. Selbst wenn nicht wird es ihn davon abhalten, auf das Tor zu schießen, und ich kann mich auf Mike konzentrieren.“

Draco sah stolz zu, als seine Mannschaft los lief um ihre Positionen einzunehmen. Er wusste, daß er sich darauf verlassen konnte, daß sie sich an seinen Plan hielten und sich nicht von ihrer Aufregung dazu verleiten ließen, sich von ihren zugewiesenen Positionen weg zu bewegen. Jacks Mannschaft hatte vielleicht die besseren Spieler, aber der einzige um den er ihn wirklich beneidete, war Mike.

Larry war zu unverlässlich, und trotz seiner Fähigkeiten in Dracos Augen mehr ein Hindernis als eine Hilfe. Mary war eine gute Torhüterin, aber Draco brauchte keinen Torhüter. Er selbst konnte in keiner anderen Position spielen, und, wie ihm auf einmal klar wurde, wollte er das auch gar nicht. Er war gut darin, und seine Position gab ihm einen guten Überblick über das was auf dem ganzen Feld los war, was ein großer Vorteil für einen Mannschaftsführer war. Jack, der die längste Zeit vor seinem Team spielte, sah die Stärken und Schwächen seiner Mannschaft nie so klar wie Draco.

Andererseits war Jack selbst in Dracos Augen vielleicht eine noch größere Schwäche als Larry. Larry hatte vielleicht Probleme damit, in der Hitze des Gefechts mit seiner Mannschaft zu spielen, aber wenn die augenblickliche Aufregung vorbei war, kehrte er an seine Position zurück. Jack ließ sich von seinem Temperament leiten, und wenn er erst einmal anfing, Fehler zu machen, wurde es mit steigender Frustration nur noch schlimmer. Jack war ein guter Spieler solange seine Mannschaft deutlich vorne lag, aber ein Problem sobald sie zurück fielen.

Zur allgemeinen Überraschung blieb Mike in der Nähe des Tors seiner Mannschaft um Mary zu helfen. Draco verzog das Gesicht. Diesen kleinen Trick hatte er nicht erwartet. Es schwächte ganz sicher ihren Angriff, aber ihre Verteidigung wurde viel mehr gestärkt als Draco erwartet hatte. Mike war schnell genug um sich von Cathy nicht umgehen zu lassen wie sie es bei Larry tun konnte, und er ließ sich auch nicht dazu verleiten, seine Position zu verlassen. Cathy wurde von Mikes ständigen Störungen völlig daran gehindert, etwas zu unternehmen, und Draco musste schon einige Minuten nach Spielbeginn eine Auszeit verlangen.

„Ich weiß nicht was ich tun soll!“, beschwerte sich Cathy. “Ich kann ihn einfach nicht abschütteln.”

“Kein Problem”, grinste Draco. “Das will ich nicht mal. Jack und Mike sind die einzigen, die mir im Tor wirklich Probleme machen. Matt hält Jack in unserer Hälfte in Schach, während Mike sich an dich hängt. Beschäftige ihn einfach, und lenke Mary ab indem du herum rennst und hin und wieder so tust, als würdest du den Ball wollen. Wir haben noch Sammie, der frei ist um für uns zu schießen, während sie nur Larry haben, und er ist zu auffällig um mir Probleme zu machen. Sammie, bleib etwas näher am Tor, aber versuche deine Spielweise nicht zu offensichtlich zu verändern, und Charlie, du mußt den Ball weiter in ihre Hälfte bringen und nur Sammie zuspielen. Tu hin und wieder als würdest du in Cathys Richtung laufen, aber riskiere nicht, den Ball an Mike zu verlieren. Werdet nicht nervös. Wir haben alles unter Kontrolle, und wir brauchen nur ein Tor um zu gewinnen.“

“Aber was ist wenn wir das nicht bekommen?“, fragte Sammie ängstlich.

“Ein Unentschieden ist auch kein schlechtes Ergebnis. Wenn sie weiter spielen wie jetzt, und wir uns an unsere Strategie halten, ist das das Schlimmste das uns passieren kann.

“Und wenn sie ihre Strategie ändern?“

"Das würde bedeuten, daß sie Mike entweder gegen Larry oder gegen Jack austauschen würde. Die erste Möglichkeit würde unsere Chancen verbessern, während die zweite nicht wirklich etwas ändern würde. Matt würde einfach Mike statt Jack decken, und Cathy würde Jack beschäftigen. Die einzige echte Chance für sie, ein Tor zu schießen, wäre wenn Jack und Mike beide unser Tor angreifen würden, aber das machen sie wahrscheinlich nicht, weil damit Cathy und Sammie auch frei wären um zu schießen, und die Situation hatten wir letztes Mal schon, und da haben wir deutlich gewonnen.“

„Sie könnten Larry nehmen um uns aufzuhalten“, schlug Cathy vor.

“Könnten sie”, gab Draco zu. “Aber Larry gefällt diese Auggabe nicht, und er ist zu langsam um dich aufzuhalten wie Mike. Wenn sie Larry sagen, daß er dir folgen soll, würde das unsere Chancen auf ein Tor ebenso verbessern wie die ihren. Spielt einfach weiter wie geplant, und werdet nicht nervös wenn es eine Weile dauert, bis wir ein Tor schießen. Es wäre toll wenn wir gewinnen, aber mir reicht ein Unentschieden.”

Sie lächelten darüber und kehrten viel entspannter aussehend zum Spiel zurück. Das Spiel ging weiter, und eine Weile lang geschah nichts aufregendes. Larry und Sammie machten beide gleich viel Versuche, das Tor ihrer jeweiligen Gegner zu treffen, aber keiner bekam einen Ball durch. Weder Cathy noch Jack riskierten es zuerst, selbst zu schießen, aber nach einer Weile konnte Draco erste Zeichen davon sehen, daß Jack genervt wurde.

Jack fing an, ernsthaft zu versuchen, Matt abzuschütteln, aber Matt hatte sich in der letzten Woche gut an seine Manöver gewöhnt, und fiel nicht mehr darauf herein. Das diente nur dazu, Jacks Ärger noch mehr zu steigern, und nach etwa 20 Minuten versuchte er zum ersten Mal, auf das Tor zu schießen. Matt hielt den Ball leicht auf und schickte ihn mit einem schnellen Tritt zu Charlie, die darauf wartete.

Jack und Larry rannten mit einem wütenden Schrei hinter Charlie her, aber es war natürlich zu spät. Als sie Charlie endlich eingeholt hatten, hatte sie den Ball schon an Sammie weitergegeben, und er wollte gerade schießen.

Mary fing den Ball mit Leichtigkeit, und warf ihn wieder Jack zu, aber das war Draco im Augenblick egal. Jack hatte jetzt einmal seine Geduld und seinen Ball verloren. Er würde es wieder tun.

Tatsächlich wiederholten sich dieselben Ereignisse immer öfter, und Draco bemerkte daß er immer weniger zu tun bekam, während Mary immer mehr zu tun hatte und anfing, müde zu werden. Sie hatte nicht Larrys Ausdauer, und all ihre Kraft war nutzlos wenn sie nicht zur rechten Zeit am rechten Ort war. Charlies und Cathys Finten ließen sie immer zur falschen Seite des Tores laufen, und dann musste sie wieder zurück rennen wenn Charlie stattdessen Sammie zuspielte.

Mary war aber nicht so dumm wie sie auf den ersten Blick aussah. Sie bemerkte nach einer Weile, daß Cathy nie wirklich den Ball bekam, und fing an, sich nur noch auf Sammie zu konzentrieren. Draco beschloß, sich mit einem Unentschieden zufriedenzugeben. Sammie war nicht gut genug um an Mary vorbei zu kommen, wenn sie ihn so früh kommen sah.

Und dann überraschte Charlie ihn wieder, und gab den Ball trotz Mikes behindernder Gegenwart an Cathy ab. Draco riß dabei die Augen auf. Charlie war schlau! Nun würde Mary Cathy wieder ernst nehmen müssen, und sich vielleicht genug ermüden um Sammie die Chance zu geben, doch noch ein Tor zu schießen.

Cathy aber hatte Probleme mit Charlies unerwartetem Ball. Sie lief im Zickzack mit dem Ball über den Rasen, manchmal weg vom Tor, dann wieder zu ihm hin, und versuchte, Mike lange genug abzuschütteln, um den Ball an Sammie, oder sogar zurück zu Charlie zu spielen, so daß sie ihn nicht an Mike verloren.

Mary folgte ihren Manövern in ihrem Tor, wusste nicht, was Cathy vorhatte und wurde schnell müde. Draco grinste. Charlies kleiner Einfall funktionierte mit jeder Sekunde besser.

Cathy kam gerade wieder am Tor vorbei, und versuchte eine freie Schußbahn zu Sammie zu bekommen, als Charlie rechts von ihr in Sicht kam. Vielleicht konnte sie Mike überraschen indem sie plötzlich zu Charlie schoß? Aber Mike hatte sie ebenfalls gesehen, und bewegte sich auf ihrer rechte Seite, um sie wieder sowohl von Sammie als auch von Charlie abzuschneiden, näherte sich und nahm ihr den Ball fast mit einer schnellen Bewegung ab.

In die Verteidigung gedrängt drehte sich Cathy um und stieß den Ball nach links, wobei sie Mike im allerletzten Augenblick den Rücken zudrehte. Und auf einmal wurde ihr klar, dass sie dem Tor gegenüberstand. Ohne einen Augenblick lang darüber nachzudenken, trat sie so fest sie konnte nach dem Ball. Mary sprang sofort danach, aber ihre Erschöpfung verlangsamte sie gerade genug, so daß der Ball durchflutschen konnte.

Einen Augenblick lang blieben alle stehen und starrten sie an. Nicht einmal Draco hatte Cathy eine Chance gegeben, ein Tor zu schießen wenn ihr Mike so auf den Fersen war, aber es war gerade passiert.

Mary lag keuchend auf dem Boden und starrte einen Augenblick lang ungläubig zu Cathy auf, die ähnlich überrascht den Ball anstarrte, der von einem großen Baumstamm aufgehalten worden war und der nun still zwischen seinen Wurzeln lag.

Als Mary etwas verschnauft hatte stand sie wieder auf um ihn zu holen, und als wäre das das Signal, auf das sie gewartet hatten, fingen die anderen an, sich wieder zu bewegen. Jack fing wieder an zu fluchen und zu brüllen, aber er wurde von den Freudenschreien übertönt, mit denen Dracos Team Cathy gratulierte.

"Tolle Idee, Charlie!”, schrie Draco, um über die Entfernung die die beiden Tore trennte verstanden zu werden, als der Lärm etwas abgeflaut war. „Macht ein paar Minuten so weiter, und wir gewinnen.“

Draco versuchte, dieses Mal nicht darauf herum zu reiten, aber es war schwer, Jack nicht triumphierend zuzugrinsen. Er zwang sich dazu, sich stattdessen darauf zu konzentrieren, Sammie aufzuheitern, der tief enttäuscht war, weil er keine wichtigere Rolle in ihrem Sieg gespielt hatte.

"Alle anderen haben mitgeholfen. Cathy hat geschossen. Charlies Idee war es, ihr den Ball zuzuspielen. Du und Matt, ihr habt die anderen davon abgehalten, ein Tor zu schießen. Ich habe nichts getan“, erklärte ihm Sammie, der auf seine Füße blickte.

”Du hast viel getan, Sammie”, versuchte Draco ihn zu beruhigen. “Du hast Mary durcheinandergebracht und hast sie hin und her laufen lassen bis sie müde war. Wenn du nicht gewesen wärst hätte Mike wahrscheinlich Charlies Schuß gleich abgefangen und den Ball zurück zu Larry und Jack gebracht. Er ist nur durch gekommen weil er erwartet hat ,daß sie ihn dir zuspielt, wie das ganze restliche Spiel über.“

„Es ist trotzdem nicht dasselbe wie ein Tor zu schießen.“

„Ach komm schon Sammie!“, versuchte Draco zu lachen. „Das ist etwas das ich von Larry erwarten würde. Du weißt es besser. Ein Spiel wird nicht nur von denen gewonnen die ein Tor schießen. Wenn das so wäre, hätten wir gegen Jack und Mike nie eine Chance. Ich habe mein ganzes Leben lang noch kein Tor geschossen, und beschwere ich mich vielleicht darüber?“

„Du bist der Torhüter. Das ist was anderes.“

„Okay, dann nimm Charlie. Oder Matt. Keiner von ihnen hatte auch nur eine Gelegenheit ein Tor zu schießen, und trotzdem hätten wir ohne sie nicht gewinnen können. Eigentlich ist das der Grund aus dem wir gewonnen haben. Wir haben Spieler die bereit sind, andere schießen zu lassen. Schau was Mike heute getan hat. Er ist zurück geblieben, obwohl er wahrscheinlich der beste Spieler auf dem Feld war. Er hat beschlossen, daß es wichtiger war Mary zu helfen das Tor zu verteidigen, als selbst zu schießen.“

“Jack spielt besser als Mike“, bemerkte Sammie.

"Jack schießt genauer, und auch das nur wenn er ruhig bleibt. Wenn er erst mal die Geduld verliert ist er eigentlich der schlechteste Spieler der Bande. In dem Augenblick, in dem seine Mannschaft zurück fällt, fängt er an zu schießen ohne zu denken, und verliert den Ball im schlimmsten möglichen Augenblick. Seine Mannschaft hat die besseren Schützen, aber trotzdem die schlechteren Spieler, weil sie alle alleine spielen und die Stärken ihrer Mitspieler nicht ausnutzen.“

„Du hättest trotzdem lieber Jack oder Mike oder Larry in deiner Mannschaft als mich, oder?”

Draco dachte einen Augenblick lang über seine Antwort nach, dann beschloß er, ehrlich zu sein. Sammie verdiente es, und es würde ihm mehr helfen als offene Lügen.

"Nun, ich schätze bei Mike hast du recht. Wie gesagt, er ist der beste Spieler. Er schießt besser als jeder in unserer Mannschaft, außer vielleicht Cathy, und er kann sich auch in kurzer Zeit einen wirklich guten Spielplan ausdenken. Also ja, ich würde wahrscheinlich jeden unserer Spieler für ihn eintauschen, aber das hat nichts mit dir im besonderen zu tun. Was die anderen beiden betrifft, ich hatte die Gelegenheit, mit Larry zu spielen, und habe herausgefunden, daß er sich nicht an eine Strategie halten kann die ihm nicht gefällt. Er versucht es, aber das reicht nicht. Ich ziehe einen weniger guten Spieler vor, auf den ich mich verlassen kann, und ich bin mir gar nicht sicher ob er überhaupt besser ist als du. Er schießt genauer, aber er ist zu langsam. Ich sehe ihn immer kommen, lange bevor er schießt. Du kannst einen Gegner mit einem plötzlichen Schuß überraschen, er nicht. Und ich habe es ernst gemeint als ich sagte, daß Jack unter Druck der schlechteste Spieler ist. Ich würde keinen von ihnen wollen. Sie machen ihrem eigenen Team zu viele Probleme.“

„Aber du hättest trotzdem lieber Mike.“

„Ja, ich hätte Mike wirklich, wirklich gerne, aber ich kann ihn nicht haben, und ich habe keine Spieler die ich nicht will, also bin ich mit der Mannschaft so wie sie ist zufrieden.“

Ein kleines Mädchen von etwa 9 oder 10 Jahren kam in diesem Augenblick vom Rand der Wiese aus auf sie zugerannt. Draco hatte vor einer Weile bemerkt, daß sie ihnen beim Spielen zusah, aber da ihr blaues T-Shirt sie deutlich als Möchtegern-Raker auszeichnete, und er sich daran erinnerte, daß er sie schon gesehen hatte, hatte er sich nichts dabei gedacht. Schließlich sah sie wahrscheinlich nur ihren Helden zu und träumte von dem Tag, an dem sie selbst mit ihnen spielen würde.

Sie hielt einige Schritte von ihnen entfernt an, lächelte Draco schüchtern zu, und wandte sich dann an Sammie. „Die Sharks wollen das Gartenhäuschen angreifen. Ich denke sie wollen es anzünden“, berichtete sie, wobei sie Sammie aus großen Augen anstarrte.

“Was?!“, keuchte Sammie. „Wann?... wie?“

Draco wurde klar, daß Sammie völlig durcheinander war, und Jack war fast außer Rufweite, wenn er ihn also nicht gleich zurückrief....

"Jack!", schrie er ihm nach. “Ich glaube, du solltest dir das besser anhören!”

Jack drehte sich um, um ihn anzufunkeln, aber Draco beschloß ihn zu ignorieren und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen zu. Er wollte aus dieser Situation keinen Starrwettkampf machen. Wenn sie die Wahrheit sagte, war es so schon schlimm genug.

„Die Sharks greifen an! Ihr müßt was tun!” Sie klang mittlerweile fast hysterisch.

Draco legte vorsichtig eine Hand auf Sammies Arm, um ihn von noch verwirrteren Fragen abzuhalten. Das würde das kleine Mädchen noch mehr aufregen.

„Okay, wir hören zu“, sagte er ihr ruhig. „Jetzt beruhige dich. Susie, so heißt du doch?”

Sie nickte, überrascht und stolz daß er ihren Namen kannte. „Ja, Drache.“

Nun war Draco überrascht. Wer hatte den Möchtegern-Rakers den Namen gesagt bei dem ihn nur die Bande rief? Andererseits schien das hauptsächliche Interesse in ihrem Leben zu sein, alles über die Bande zu wissen, und er erinnerte sich an ihren Namen aus den gelegentlichen Erwähnungen, die die Kleinen in den Gesprächen in der Bande bekamen.

"Du wirst Jack sagen müssen was du weißt, Susie und er wird die ganze Geschichte hören wollen. Ich schlage also vor, daß du ganz von vorne anfängst.“

Die ganze Bande war mittlerweile herüber gekommen, und er und Susie waren praktisch umringt. ‚Ich hätte wahrscheinlich Angst wenn ich jetzt an ihrer Stelle wäre“, dachte Draco.

Susie sah nur zu Jack auf, der genau hinter Draco stand und finster auf sie herunter blickte.

„Du solltest uns besser eine gute Geschichte dafür erzählen, daß du unsere Zeit stiehlst, kleine Ratte“, erklärte ihr Jack kalt.

Zu Dracos Überraschung schien es Susie nicht zur stören, eine Ratte genannt zu werden, und sie strahlte den Anführer stolz an weil sie überhaupt von ihm bemerkt worden war. “Ich habe mich an die Sharks in ihrem Bau im Keller angeschlichen”, verkündete sie.

Draco konnte erkennen, daß sie jetzt wirklich die volle Aufmerksamkeit der Bande hatte. Er fragte sich, wie schwer es sein musste, sich an die andere Bande anzuschleichen. Wenn man die Sicherheit des Gartenhäuschens bedachte, und die Tatsache, daß Susie „Keller“ gesagt hatte, nahm er an, daß es eine ziemliche Leistung war. Er hatte nie darüber nachgedacht, wo die Zentrale der Sharks war, aber es schien nur natürlich, daß sie ebenso bewacht wurde wie die der Rakers, und wenn sie im Keller eines Gebäudes war, umgeben von Steinwänden, war es wahrscheinlich völlig unmöglich, von außen zuzuhören. Susie hatte zumindest genau vor der Tür sein müssen um sie reden zu hören.

Einen Augenblick lang herrschte Stille. Susie rückte nicht mehr heraus.

Draco drehte den Kopf, um Jack an zu sehen, und fragte sich was er dachte. Jack fing seinen Blick und nickte zur Antwort leicht in Susies Richtung. Er sollte weitermachen? Nun, wenn Jack das wollte.

”Hast du da was besonderes gesehen?”

“Die ganze Bande war da drin… und sie haben geredet.” Susie wusste offenbar wie man mit seinem Wissen einen großen Auftritt hinlegte, wenn sie erst einmal das richtige Publikum dafür gefunden hatte.

Draco machte eine Pause, und verschränkte um der Wirkung willen wie Jack die Arme vor der Brust. Er sah einen Augenblick lang zu Mike hinüber, der sich neben Jack gestellt hatte, bevor er fortfuhr. „Und was haben sie gesagt?“

“Sie sagten, sie würden sich gleich nach dem Mittagessen wieder dort treffen, und ihre Waffen mitbringen. Und sie haben auch vom Gartenhäuschen geredet, und von Feuer. Ich denke, sie wollen den Schuppen niederbrennen.“

Jack trat auf einmal vor und packte Susie hart am Kragen. “Was genau haben sie gesagt?“, fauchte er.

„Ich weiß nicht“, heulte Susie. „Ich konnte nicht nahe genug heran kommen um alles zu verstehen. Sie hätten mich gesehen.“

„Ich denke sie sagt die Wahrheit, Jack“, unterbrach Mike beiläufig, bevor Jack dem Mädchen wirklich etwas antat. „Es ist fast unglaublich, daß sie überhaupt so nah ran kam.“

Jack ließ Susie so plötzlich los wie er sie gepackt hatte, und sie fiel fast um. "Hast du uns sonst noch was zu sagen?”, fauchte er sie an.

Sie schüttelte verängstigt den Kopf.

„Warum bist du dann noch hier?”

Susie rannte. Draco fragte sich ob sie je zurückkommen würde. Er hoffte, daß die kleine Szene sie nicht davon überzeugt hatte, stattdessen zu den Sharks zu gehen, aber andererseits waren die Sharks wohl kaum netter zu ihren kleinen Möchtegern-Mitgliedern als die Rakers.

Jack fluchte etwas. Draco war mittlerweile daran gewöhnt, und ausnahmsweise hatten seine Flüche nichts mit ihm zu tun, was fast beruhigend war.

”Es ist nicht wirklich wichtig, weißt du”, sagte Mike als das Schlimmste von Jacks Wut verflogen war. Wir wissen ziemlich genau was sie tun wollen, und sogar wann sie es tun wollen. Das ist alles in allem keine schlechte Situation. Wir müssen nur beschließen was wir daraus machen.“

„Ich nehme nicht an, daß Feuerfest-Sprüche auf dem Schuppen liegen?“, fragte Draco ihn hoffnungsvoll.

„Es wurde vielleicht einer darauf gelegt als er gebaut wurde, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß er anschließend je erneuert wurde“, antwortete Cathy Cat.

Draco nickte zur Antwort. Das bedeutete, daß er sich vor langer Zeit aufgelöst hatte. Schutzzauber mussten regelmäßig erneuert werden, wenn sie über Jahre hinweg aktiv bleiben sollten.

„Hey, vielleicht legen wir einfach einen neuen darauf, das hält die Fischchen auf der Stelle auf und...“

„Klar, Sammie. Und das Ministerium merkt es gar nicht. Ich bin sicher, daß die Abteilung für minderjährige Zauberer sehr verständnisvoll sein wird“, spottete Jack.

Draco beschloß, Jack nicht wieder sein eigenes spöttisches Gesicht zu zeigen. Er hatte es nicht auf ihn gerichtet gehabt, und der augenblickliche Frieden fühlte sich ganz gut an. Er musste Jack gerade nicht an ihre kleinen Differenzen erinnern.

„Vielleicht regnet es“, schlug Charlie mit einem hoffenden Blick in den blauen Himmel vor. „Wenn das Holz tropfnass wäre, hätten sie keine Chance.“

“Regen?”, fragte Draco sie. „Bei dem Wetter das hier in letzter Zeit ist? Das wäre ein wirklich toller Zufall.“

“Wir könnten Wasser darüber kippen um es naß zu machen”, schlug Larry vor.

Mike seufzte. Jack verdrehte die Augen. Sogar Mary schüttelte über diese Idee den Kopf.

„Und wo schlägst du vor, nehmen wir so viel Wasser her? Wir müssten den ganzen Schuppen wirklich gut naß machen, und wir müssten es schnell machen bevor die Sonne ihn wieder austrocknen kann”, erinnerte Draco Larry.

"Im Fluß ist viel Wasser”, wiederholte Larry ungerührt.

“Und wie sollen wir es hier rauf bringen?“, spottete Jack.

„In einem Eimer natürlich.”

“Larry, es sind fast 5 Minuten von hier zum Fluß. Wie viele Eimer Wasser glaubst du brauchen wir? Die Sharks werden hier sein, lange bevor wir mit dem Plan fertig sind.

Jacks Antwort erinnerte Draco an eine Matheaufgabe. Wie viel Wasser würden sie brauchen um den Schuppen naß zu machen? Wie viel passte in einen Eimer? Ihm war fast danach, Zahlen dafür zu erfinden und es auszurechnen. Andererseits hatten sie im Augenblick ein ganz anderes Problem.

"Wir können den Schuppen nicht vor dem Feuer schützen“, beschloß Mike. “Und selbst wenn wir es könnten und täten, würden die Sharks nicht einfach wieder gehen. Sie würden stattdessen einen anderen Weg finden, ihn zu vernichten. Wir werden gegen sie kämpfen müssen.“

Larry grinste eifrig als er das hörte, und Marys Augen glänzten ebenfalls.

"Aber was passiert wenn sie angreifen bevor wir fertig sind?“, fragte Matt. „Susie sagte, sie wollten gleich nach dem Mittagessen kommen.”

“Sie wollen sich gleich nach dem Mittagessen treffen. Sie brauchen etwas Zeit um sich zu organisieren und vorzubereiten, was uns Zeit geben sollte, uns am Schuppen zu treffen“, bemerkte Draco.

Der Plan konnte funktionieren... wenn sie es schafften, die Sharks zu besiegen.

„Okay, wir beeilen uns also alle beim Mittagessen und treffen uns gleich anschließend an der Scheune“, beschloß Jack.

"Wir sollten uns besser draußen treffen”, schlug Mike vor. „Wir sehen sie nicht kommen wenn wir drin sind.“

„Aber wir sollten sie auch nicht wissen lassen, daß wir da sein“, setzte Draco dagegen. „Wir sollten sie überraschen, indem wir unerwartet aus dem Gebüsch kommen.“

Jack starrte Draco einen Augenblick lang an, und schätzte ihn wieder ab, wie er es getan hatte, als sie sich zum ersten Mal in dem Gartenhäuschen getroffen hatten. Auf einmal fragte sich Draco was er dachte. Würde er einen Vorschlag von einem Rivalen annehmen?

“Na gut. Versucht alle, einzeln rein zu schleichen. Laßt euch von keinem dabei sehen wie ihr auf den Schuppen zugeht, vor allem nicht in einer Gruppe. Wenn sie so einen von euch sehen denken sie vielleicht, ihr kommt um etwas zu holen das ihr am Vormittag vergessen habt. Sehen wir mal ob wir sie dazu bringen können zu glauben, daß wir gar nicht da sind.“

Draco antwortete mit einem kurzen Nicken. Es klang nach einem Plan, und Jack hatte ihm wirklich zugehört. Natürlich würde er sich jetzt im Kampf beweisen müssen. Vielleicht würde Jack ihn dann anerkennen.

Das ganze Mittagessen über konnte Draco den Gedanken an die Waffen die Susie erwähnt hatte nicht abschütteln. Als er im Keller mit den Sharks gekämpft hatte, hatten sie nur ihre Hände und Füße gegen ihn benutzt. Welche Waffen benutzten sie in einem Kampf?

Sie konnten ihre Zauberstäbe genausowenig verwenden wie die Rakers, das wusste Draco, aber was konnte man sonnst noch als Waffe benutzen? Er überlegte ob er Sarah fragen sollte, fürchtete aber, daß sie ihm verbieten würde hinauszugehen wenn sie wusste, daß es einen Kampf geben würde. Stattdessen versuchte er sich abzulenken indem er sich darauf konzentrierte, Billy zu füttern.

Seine eigene Mahlzeit schlang er schnell hinunter, dann beeilte er sich mit dem Abwasch. Sarah bemerkte es natürlich, und warf ihm immer wieder misstrauische Blicke zu. ”Warum so eilig?”, fragte sie ihn schließlich.

„Oh nichts. Wir treffen uns heute nur etwas früher. Jack sagte ich sollte nicht zu spät kommen, und Sie wissen, daß ich mit Jack nicht gerade auf zu gutem Fuß stehe. Ich will ihn nicht verärgern, das ist alles.“

Sarah schien es ihm nicht ganz abzukaufen, aber sie fragte nicht weiter, und zum Glück schaffte es Draco, hinaus zu kommen bevor ihr einfiel ihn darum zu bitten ‚diesen Hund’ mitzunehmen.

Im Korridor war es sehr ruhig, abgesehen von den gelegentlichen Geräuschen die durch die dünnen Wände der Wohnungen kamen. Es schien überhaupt niemand im Haus zu sein, und Draco wurde auf einmal klar, daß es das erste Mal war, daß er ganz alleine hinunter ging. Bisher waren immer Professor Snape oder Mike dabei gewesen wenn er das Haus verlassen hatte.

‚Na und?’, dachte er. ‚Ich habe keine Angst vor einem leeren Treppenhaus. Ich kenne mich hier mit ihnen oder ohne sie aus.’ Dennoch ging er besonders vorsichtig um so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Als er die Tür erreichte, schob er sie einen winzigen Spalt weit auf und sah hinaus. Nichts. Abgesehen von zwei alten Hexen die auf einer Parkbank saßen und sich fröhlich unterhielten war niemand in Sicht.

Erleichtert machte er die Tür ganz auf und ging hinaus. Es war noch jemand da, wie er bemerkte. Ein Zauberer von etwa 30 oder 40 Jahren ging schnell in Richtung Stadtmitte durch den Park. Er ging wahrscheinlich entweder zum Marktplatz oder über die Brücke in den besseren Teil von Hogsmeade und war bisher von der Tür verdeckt worden.

Es war aber egal. Er hatte offenbar ebenso wenig Interessen an den Sharks oder den Rakers wie die beiden alten Hexen. Erwachsene mischten sich nicht in die Angelegenheiten der Kinder.

Draco trat aus der Türe und lief zu den Büschen und Bäumen hinüber, die das Gartenhäuschen abschirmten. Er rannte nicht schnell genug um auszusehen als wollte er ungeheuer dringend dorthin, aber er wollte die Entfernung schnell hinter sich bringen, bevor einer der Sharks zufällig vorbei kam und ihn sah, und er hoffte, daß er aussah als würde er nur kurz zum Gartenhäuschen hinüber laufen um etwas zu holen und dann wieder zu gehen. Wenn ihn jemand sah, wollte er daß sie glaubten, daß er den Schuppen so schnell wieder verlassen hatte wie er gekommen war, und sie seine Rückkehr nur übersehen hatten.

Natürlich würden Spione, die von den Sharks zum Gartenhäuschen geschickt worden waren zu genau hinsehen, um sich so täuschen zu lassen, aber Draco nahm an, daß selbst die Möchtegernsharks zum Mittagessen nach Hause gehen wussten, und so gab es eine gute Chance, daß sie gar keine Spione hatten, die die ganze Zeit über beobachten konnten. Solange die Sharks nicht wussten, daß ein Spion der Rakers ihre Pläne gehört hatte, hatten sie keinen Grund, einen Raker so früh am Nachmittag draußen zu erwarten.

Draco kroch zwischen die Büsche, und fand Sammie, der auf einem der unteren Äste des größten Baumes saß und wartete. Draco sah sich schnell um, aber es schien als wären sie die ersten. Er ging hinüber, um sich neben Sammie zu setzen.

„Hi! Hast du schon einen von den anderen gesehen?“

“Nö, du kommst früh, Drache.”

“Ich habe gedacht, je früher ich komme desto weniger wahrscheinlich ist es daß sie schon Spione geschickt haben.”

Sammie nickte, aber er antwortete nicht. Eine Zeitlang saßen sie nur da. Draco sah Sammie an und Sammie starrte ins Nichts und schien Draco nicht anblicken zu wollen.

Draco hoffte, daß einer der anderen auftauchen würde um die unangenehme Situation zu beenden, aber die Sekunden vergingen, und nichts passierte. Er musste selbst etwas unternehmen.

”Bist du noch sauer weil du heute kein Tor geschossen hast?“, fragte er Sammie auf einmal.

"Ich wünschte nur ich könnte so gut spielen wie Cathy oder Jack", seufzte der kleinere Junge. „Es ist in Ordnung wenn du kein Tor schießen kannst, weil du stattdessen ein toller Torhüter bist, und Matt und Charlie haben auch Stärken. Ich soll für die Mannschaft Tore schießen, und ich kann es nicht.“

"Du bist der Schnellste. Das ist deine Stärke.“

„Das ist nutzlos wenn ich kein Tor schießen kann. Was bringt es mir wenn ich Verfolgern entgehen kann, wenn ich den Ball trotzdem an den Torhüter verliere? Die anderen kommen an Mary vorbei, warum also ich nicht?“

"Die anderen sind alle älter als du, Sammie. Sie haben mehr Erfahrung. Die Fähigkeit, die du brauchst, wird mit der Zeit noch kommen.“

"Klar”, seufzte Sammie, und starrte wieder unglücklich ins Leere.

Das war nicht allzu gut gelaufen. Draco unterdrückte ein eigenes Seufzen. Was sollte er gegen Sammies Problem unternehmen? Es musste einen Weg geben ihm zu helfen. Er war wirklich ein wichtiges Mitglied in ihrem Team, aber wie konnte Draco es ihm beweisen? Wie konnte er ihn von seinem Wert überzeugen ohne ihre Chancen auf den Sieg zu verringern, indem er Cathy zurück hielt?

"Sammie?"

"Yeah?"

"Hast du einen Ball?”

„Was?“

“Einen Ball, Sammie. Um Fußball zu spielen. Hast du einen eigenen Ball?“

„Nein, wir spielen immer mit Jacks Ball. Brauchen schließlich nur einen.“

„Das war aber nicht Jacks Ball, den wir an dem Tag hatten, als er nicht gekommen ist, oder?“

"Ich weiß nicht. Wahrscheinlich nicht.“

„Wem gehörte er dann? Wer hat sonst noch einen Ball?“

„Mike? Oder vielleicht Larry. Ich denke Matt hat auch einen aber ich habe ihn nie gesehen und wir sind an dem Tag zusammen gekommen, also würde ich wissen wenn er einen dabei gehabt hätte.“

"Mike hat auch keinen mitgebracht, also muß er wohl Larry gehört haben”, schloß Draco. “Aber das ist jetzt nicht wichtig. Denkst du, du könntest dir Matts Ball ausleihen?”

"Ich bin nicht mal sicher, daß er einen hat. Warum bittest du nicht einfach Mike um den seinen? Ihr beide kommt so gut miteinander aus, daß ich wette, daß er ihn dir jederzeit ausleiht.“

„Weil er in Jacks Mannschaft ist und ich nicht will, daß sie wissen was wir machen. Matt ist in unserer, und er ist dein bester Freund. Finde einfach heraus ob er wirklich einen Ball hat, ja?“

„Okay, aber wozu brauchst du ihn überhaupt?“

„Ich brauche ihn nicht, sondern du.“

„Ich?“

"Nun, du hast gesagt, daß du lernen willst wie man mehr Tore schießt, also mußt du mehr üben.”

“Oh, und du denkst wenn ich übe, Matts Ball herum zu schießen hilft mir das, an Mary vorbei zu kommen?”

“Wenn du an mir vorbei kommst, kommst du auch an Mary vorbei, und wir üben bis du es schaffst.”

Sammies Kopf schoß herum um Draco mit offenem Mund anzustarren. Es war ganz sicher ein großes Angebot, aber eine noch größere Herausforderung. Bisher hatte nur Jack einen Ball an Draco vorbei gebracht, abgesehen vom allerersten Spiel in dem er noch gelernt hatte wie es funktionierte. Zu versuchen gegen Mary ein Tor zu schießen war eines, aber gegen Draco eines schießen zu müssen schien etwas ganz anderes zu sein.

"Es ist wirklich genau wie Quidditchtraining”, erklärte Draco. “Wenn etwas nicht zu deiner Zufriedenheit funktioniert, übst du weiter bis es das tut.“

”Ich komme nie an dir vorbei.”

“Nun, vielleicht nicht, aber nur weil wir nicht genug Zeit haben. Ich muß am Sonntag schließlich wieder weg. Du wirst aber besser werden wenn du es weiter versuchst. Vielleicht trainiert dich Matt wenn ich weg bin.”

Sammie wollte noch etwas sagen, aber das Geräusch von Schritten hinter den Büschen brachte ihn zum Schweigen. Sekunden später kam Jack heraus auf den offenen Platz vor dem Gartenhäuschen und beendete ihre Gelegenheit, über Fußballtraining zu reden.

Er sah Draco einen Augenblick lang finster an, aber dann setzte er sich neben sie.

„Schon was gesehen?“

“Nein, sie sammeln wahrscheinlich auch noch ihre Kräfte. Wenn sie nicht wissen, daß wir wissen, daß sie kommen haben sie keinen Grund sich zu beeilen, oder?“, antwortete Draco beiläufig.

„Seid ihr bewaffnet?“

Sammie zog einen faustgroßen Stein aus der Tasche und zeigte ihn Jack, der zustimmend nickte und sich wieder an Draco wandte. „Was ist mit dir, Draco. Waffen?“

“Ich nehme nicht an, daß mein Zauberstab zählt?”

“Nein. Oder willst du ihn benutzen?”

"Nein, keine Waffen also. Ist das ein Problem?“

"Dann bleib vielleicht von den Zwillingen weg”, riet Jack. “Sie haben Messer. Mark gehört mir, und Robin kann auch unangenehm werden. Ich denke nicht, daß sie ein Messer hat, aber sie kann fast alles andere benutzen. Vielleicht bekommst du eine Gelegenheit, den hübschen Ricky zu übernehmen."

"Warum? Mike hat gesagt, daß er die Zeit nicht wert ist.”

"Nicht wirklich, aber ich wäre ihn gerne schnell los, um die Anzahl auszugleichen. Er ist wahrscheinlich in dem Augenblick geschlagen, in dem er dich auf ihn zu kommen sieht, aber wenn er denkt, daß niemand hinter ihm her ist, wird her herumhängen und nerven. Es würde ihm ähnlich sehen, von hinten auf Sammie oder Charlie loszugehen, während sie mit einem seiner Freunde beschäftigt sind. Ich würde Mary oder Larry auf ihn ansetzen, aber du bist schneller, also wird er nicht wagen um dich herum zu tanzen wie er es bei ihnen manchmal macht.”

„Ich will Marvin“, bemerkte Sammie. “Ich schulde ihm noch was für die Strafarbeit, die er mir in der letzten Schulwoche eingebracht hat.”

“Ich hätte es lieber, wenn du und Charlie Amber und Lyddie nehmen, und Matt Marvin nimmt. Er ist etwas groß für dich.”

“Ich komme mit ihm klar”, fauchte Sammie. “Ich will nicht mit Mädchen spielen.”

“Na gut, aber gib nicht mir die Schuld wenn du verletzt wirst.”

Sammie schnaubte nur wütend.

"Okay, also soll ich den Kerl mit dem Spiegel erschrecken. Was mache ich wenn er davon gelaufen ist?”, fragte Draco Jack. Er wollte nicht darauf beschränkt sein, einen bekannten Feigling zu bekämpfen. Er konnte und würde etwas besseres machen.

“Schauen wir mal. Nicht die Zwillinge, weil du nicht bewaffnet bist, und Mary und Larry sowieso mit ihnen spielen wollen. Robin wird wahrscheinlich von selbst auf Mike losgehen. Das lässt dir dann Chris.“

"Chris? Wer ist Chris?"

"Dunkle Haare, Narbe unter dem rechten Auge. Er ist etwas größer als du, aber nicht genug um einen ernsthaften Vorteil zu haben“, erklärte Jack.

„Er benutzt in letzter Zeit aber eine Metallkette“, unterbrach Sammie.

„Metallkette?“ Das klang nicht gut.

”Jo”, grinste Jack. “Eine scheußliche Waffe, wirklich, aber er hat sie noch nicht ganz unter Kontrolle. Du kannst ihr entgehen wenn du schnell bist, was bedeutet, daß wirklich entweder du oder Mike gegen ihn kämpfen müssen, weil Mary und Larry zu langsam dafür sind und er zu groß für Sammie oder Matt ist.

„Cathy könnte ihn nehmen“, bemerkte Sammie.

„Klar, und du willst Bobbie noch zusätzlich zu Marvin?“, forderte ihn Jack heraus.

„Drache könnte dann Bobby nehmen“, schlug Sammie vor.

"Nein, kann er nicht”, fauchte Mike, der gerade angekommen war und den letzten Teil des Gesprächs gehört hatte. “Nicht wenn Bobby ihn nicht zuerst angreift, und ich bezweifle, daß er das tut.”

"Bobby ist nicht so viel kleiner als Drache”, bestand Sammie.

"Vielleicht nicht so viel kleiner, aber so viel jünger”, beschloß Jack. “Cathy kann ihn nur nehmen, weil sie ein Mädchen ist und er sehr groß für 12. Dafür ist Drache zu alt.“

Der Rest der Bande kam einer nach dem anderen an, und Jack gab ihnen allen ihre Anweisungen. Draco fragte sich ob er sich mit Mike besprochen hatte bevor er gekommen war. Es klang nicht als wäre der Plan völlig seine Idee, aber andererseits war Jack nicht so dumm wie er auf dem Fußballfeld wirkte wenn er die Beherrschung verlor, und er hatte die Rakers offenbar schon öfter gegen die Sharks in den Kampf geführt.

Draco stieg etwas unruhig auf seine Stellung in einen der Bäume. Vielleicht sollte er auch versuchen sich eine Waffe zu holen? Es konnte nicht so schwer sein, einen Stein wie den von Sammie zu finden, oder vielleicht ein Stück Holz. Eine Eisenstange wäre schön, dachte er.

Aber dafür war es etwas zu spät, weil die Sharks in Sicht kamen. Draco wagte es kaum zu atmen, während er auf Jacks Signal wartete. Es war aber zu früh. Sie mussten warten bis die ganze gegnerische Bande genau zwischen ihnen war.

Draco konnte sein Ziel jetzt deutlich sehen. Der hübsche Ricky war genau neben Mark the Shark und trug ein Grinsen, wegen dem ihm wahrscheinlich die Hälfte der Mädchen in der Schule anhimmelten. Draco aber war kein Mädchen, und er fand, daß es dämlich aussah. Der normaler aussehende Chris war zuerst nicht so deutlich zu sehen, aber als sich die Sharks vor dem Schuppen sammelten und er einen besseren Blick auf sie werfen konnte, erkannte er ihn an der Kette in seiner Hand.

Chris stand auf der anderen Seite in der Nähe von Jacks Versteck, und im Augenblick nicht in Dracos Reichweite, aber das war kein Problem. Er wollte sowieso nicht sofort zu ihm. Er musste zuerst zu Ricky kommen, und das stellte sich als Problem heraus.

Ricky hatte angefangen, sich zurückfallen zu lassen, als sie sich dem Gartenhäuschen näherten, und stand jetzt unter dem Baum auf dem Mike sich versteckte, und war ebenso wenig in Reichweite für Dracos ersten Angriff wie Chris.

Draco wurde klar, daß er einfach auf den ersten Shark in Reichweite springen und dann schnell auf Ricky losgehen musste, bevor sich die Möchtegern Angreifer von ihrem Schrecken erholten. Er sah von seinem Platz hinunter und bemerkte, daß er die Wahl zwischen einem Zwilling und dem anderen hatte, aber Jack hatte ihn vor ihnen aufgrund ihrer Messer gewarnt.

Es war aber zu spät um sich eine neue Lösung einfallen zu lassen. Jacks Signal kam bevor sich Draco entscheiden konnte, und er musste springen. Ein plötzlicher Instinkt sagte ihm, daß er den linken Zwilling nehmen sollte, und er ließ sich so hart er konnte auf sein Opfer fallen, riß es zu Boden und trat schnell nach ihm, während er aufsprang und auf Ricky zurannte, um die Zwillinge Mary zu überlassen die gerade aus dem Busch rechts von ihm gekommen war, wo sie sich versteckt hatte.

Mike hatte, wie er sah, Ricky ignoriert, war einfach von seinem Baum gesprungen und zu Robin gelaufen, die gerade außer Reichweite war. Aus dem rechten Augenwinkel sah er wie sich das Mädchen umdrehte und Mike mit einer Faust angriff, in der Metall schimmerte, aber er hatte keine Zeit um sich jetzt Sorgen um seinen Freund zu machen. Er musste zu Ricky kommen.

Der hübsche Ricky sah Draco in seine Richtung kommen und versuchte ihm aus dem Weg zu gehen, aber natürlich ließ ihn Draco nicht so leicht davonkommen. Er packte Rickys T-Shirt und versuchte ihn zurückzuziehen, aber Ricky drehte sich um und floh. Sein zerrissenes rotes T-Shirt baumelte in Dracos Hand.

Draco warf einen schnellen Blick auf das Kleidungsstück in seiner Hand. Es erinnerte ihn irgendwie an den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, wofür er es fallen ließ und stattdessen dem flüchtenden Ricky nachsetzte.

Ricky aber hatte die Baumgruppe und die Büsche schon umrundet und rannte auf eines der Häuser in der Gegend zu. Draco hielt an und sah zu wie er durch die Tür verschwand.

Es war an der Zeit, Chris zu suchen.

Er wandte sich wieder dem Kampf zu und suchte nach seinem Opfer. Mike kam trotz all ihrer Waffen ganz gut mit Robin klar, und Draco hörte auf, sich Sorgen um seinen Freund zu machen. Jack andererseits schien gegen Mark große Probleme zu haben, aber Draco erinnerte sich streng daran, daß er sich nicht in den Kampf zwischen den Bandenführern einmischen sollte. Jack hatte gerade erst angefangen, ihn zu akzeptieren. Es wäre nicht gut, seine Autorität jetzt herauszufordern. Sammie und Cathy kämpften gegen die beiden kleinsten Jungen unter den Sharks, und nach dem was er sah nahm Draco an, daß Sammie wirklich mehr abgebissen hatte als er kauen konnte, als er Marvin als Gegner gewählt hatte, der wahrscheinlich der Kleinere der beiden war. Cathy schien mit Bobby besser klar zu kommen, machte aber auch Marvin das Leben schwer, und Draco erinnerte sich gut genug daran, daß die beiden zu klein waren als, daß er sie angreifen durfte.

Larry und Mary hatten offensichtlich Spaß dabei, die Zwillinge zu verprügeln, Messer oder nicht, aber Chris machte Larry mit der Kette zu schaffen, und das konnte er nicht zulassen, vor allem nicht nachdem Jack erwähnt hatte, daß Larry zu langsam war um sich ordentlich gegen diese Waffe zu verteidigen. Er schien aber gut darin zu sein, Schmerzen zu ignorieren, bemerkte Draco. Dennoch konnte Chris seinen Rakerfreunden ernsthaften Schaden zufügen. Und das konnte er nicht zulassen.

Draco warf sich von hinten auf Chris und versuchte, dem Jungen beide Arme an den Körper zu drücken, so daß er die Kette nicht benutzen konnte. Einen Augenblick lang funktionierte es genau so wie Draco es sich gedacht hatte, aber dann konnte Chris ihn hart ans Schienbein treten, und der Schmerz ließ ihn seinen Griff lange genug verlieren, so daß sich Chris heraus winden und weit genug zurück springen konnte, um seine Kette zu benutzen.

‚Verdammt!’

Draco humpelte mit einer blutigen Nase nach Hause, und konnte seinen rechten Arm, wo Chris’ Kette ihn getroffen hatte, kaum bewegen. Er fragte sich, ob er tatsächlich gebrochen sein konnte, aber dann hätte er ihn gar nicht bewegen können, oder? Er wünschte, er hätte mehr über gebrochene Knochen gewusst.

Seine Nase machte ihm auch Probleme, aber das lag daran, daß er überall Blutspuren hinterließ. Was seine Kleider betraf war es sowieso schon egal, weil sie von dem Kampf verdreckt waren und gewaschen werden mussten, aber er fürchtete, er würde Blut auf den Teppich der Snapes tropfen. Sarah wäre nicht froh darüber. Er hatte im Augenblick auch Probleme beim Atmen, aber er wusste, daß das vorbei gehen würde. Wenn seine Nase gebrochen wäre, würde sie ganz bestimmt schlimmer weh tun.

Sein Bein tat noch von Chris’ Tritt weh, aber das war ebenfalls geringfügig, verglichen mit dem Schmerz in seinem Arm. Er hätte vielleicht ein paar Tage lang einen blauen Fleck. Das würde weggehen.

Sarah nahm es nicht so leicht, als sie ihn so in der Tür stehen sah. Sie war schockiert. Zuerst fing sie an zu schimpfen, dann lief sie auf einmal, um Verbandszeug zu suchen. Draco konnte sie noch immer leise im Schlafzimmer murmeln hören. Vielleicht schimpfte sie mit einem von Billys quietschenden Spielzeugen?

Er sah mit einem etwas verlorenen Gefühl zu Professor Snape auf. Was sollte er jetzt machen? Sollte er warten, daß Sarah mit dem Verbandszeug kam? Hineingehen und mit dem Abendessen anfangen? Oder vielleicht einfach ins Labor gehen und sich hinlegen? Das letzte war das, nach dem ihm wirklich war, aber es würde Blutflecken auf dem Bett hinterlassen. Dafür würde ihm Sarah sicher nicht danken.

Snape sah aber ziemlich belustigt aus. Er war daran gewöhnt, Jugendliche zu sehen, die sich gerade geprügelt hatten. Er musste wahrscheinlich mehr Prügeleien auflösen als jeder andere Lehrer in Hogwarts. Ein Grund dafür war, daß jemand aus seinem Haus üblicherweise am Kampf beteiligt war. Die Slytherins waren dafür berüchtigt, sich zu prügeln. Es lag aber auch daran, daß er der erste war, den die anderen Lehrer um Hilfe baten, wenn sie das Gefühl hatten daß sie die Situation nicht alleine unter Kontrolle hatten. Ein Blick von Snape konnte üblicherweise auch den hitzigsten Kämpfer in Sekundenschnelle ankühlen.

"Na komm rein”, befahl er Draco ziemlich freundlich. Draco konnte seinen Ohren nicht trauen. “Es bringt nichts, wenn du da so rumstehst.”

“Ich tropfe”, erklärte Draco.

Severus deutete auf die Badezimmertür. “Dann wasch dich… Kaltes Wasser”, fügte er hinzu, falls Draco das nicht wusste.

Gehorsam hinkte Draco ins Badezimmer und versuchte, sich so gut wie möglich mit einer Hand die Nase zu waschen.

"Sie haben gesagt ich soll kämpfen, wenn sie angegriffen werden“, erklärte er Snape, der ihm gefolgt war.

"Ich beschwere mich nicht”, antwortete Snape, während er ein Handtuch nahm, und es ins Wasser tauchte. „Was ist mit deinem Arm?”

Draco überdachte die Frage eine Sekunde lang, dann gab er die leichteste Antwort: “Tut weh.“

„Warum? Was ist damit passiert?” fragte Snape wieder, als er anfing, vorsichtig das Blut von Dracos Gesicht zu waschen.

Draco musste zugeben, daß das Handtuch viel wirkungsvoller war, als sich mit einer Hand Wasser ins Gesicht zu spritzen, und während er Snape den Kampf beschrieb, ließ der Schmerz in seiner Nase langsam nach, und das Atmen wurde etwas leichter. Zuerst bemerkte er gar nicht, daß das Blut nicht mehr lief. Severus aber tat es. Er wusch das Handtuch aus, machte es wieder naß, und benutzte es, um vorsichtig das getrocknete Blut von Dracos Gesicht zu waschen. So sah es viel besser aus.

Er wandte seine Aufmerksamkeit Dracos nicht so blutigem aber sehr rot aussehenden Arm zu, aber der Junge zuckte bei jeder Berührung zusammen, und er beschloß, es für den Augenblick bleiben zu lassen, und sah sich stattdessen sein Bein an. Das war wirklich nur ein Bluterguss, wie er bemerkte. Unangenehm, aber nichts, um das er sich Gedanken machen musste. Das einzige echte Problem war der Arm.

„Okay, jetzt da du etwas gesäubert bist, gehen wir ins Labor und schauen, was wir mit dieser Verletzung machen können.“

Draco ging gehorsam ins Labor und setzte sich auf sein Bett.

Im Vorbeigehen nahm Severus Sarah das Verbandszeug aus den Händen. "Ich kümmere mich darum” erklärte er ihr ruhig.

Snape suchte schnell in seinem Tränkevorrat, und gab Draco eine Phiole, die mit einer seltsam blau gefärbten Flüssigkeit gefüllt war. "Trink das."

Draco roch vorsichtig an der Phiole. Er wusste, daß ihm Snape nie etwas gefährliches geben würde, aber er war nicht ganz so sicher, wenn es um schlecht schmeckendes ging. „Was ist das?”, zögerte er.

„Nur ein einfacher Schmerztrank, damit ich mir deinen Arm ansehen kann. Er beißt nicht.“

Mit einem Seufzer gab Draco auf und nahm den Trank. Zu seiner Überraschung schmeckte er gar nicht schlecht. ‚Etwas wie Limonade’, dachte er. Es musste ein anderer Trank sein als der, den Madame Pomfrey im Krankenflügel von Hogwarts benutzte. Ihrer schmeckte, wie die meisten medizinischen Tränke, nach Minze, und Draco hasste Minze. Ihm gefiel das brennende Gefühl, das es auf der Zunge hinterließ, gar nicht. Schlimm genug, daß Zahnpasta so schmecken musste.

„Hey, das ist viel besser als Pomfrey's Schmerztrank.”

„Blödsinn, Draco. Es ist derselbe Trank. Ich habe beides selbst gebraut. Die Wirkung ist genau dieselbe.“

„Aber er schmeckt viel besser. Der andere brennt.“

Snape sah Draco einen Augenblick lang überrascht an, dann lächelte er. „Zitronenblätter. Ich benutze sie meistens statt Minze, aber Poppy haßt sie. Es ist eigentlich egal, da beides nur da ist um den Geschmack zu verbessern.“

„Minze verbessert gar nichts“, erklärte Draco.

„Nun, aus irgendeinem Grund benutzen viele Tränkerezepte Minze für den Geschmack, und meiner Erfahrung nach mögen die meisten Leute es lieber als Zitrone.

„Nun, ich bin nicht die meisten Leute. Ich mag Zitrone und hasse Minze.“

"Ich auch, Draco, aber für den Krankenflügel muß ich die Tränke so brauen wie Madame Pomfrey sie haben will, jetzt zeig mir deinen Arm.”

Gehorsam hielt Draco seinen Arm zur Inspektion hin.

Es tat noch immer etwas weh als Snape ihn berührte, aber nicht mehr so wie vorher. Es war eher unangenehm als schmerzhaft, und Snape war vorsichtig, so daß es Draco ertragen konnte.

„Kann Minze dann immer mit Zitronenblättern vertauscht werden?“

"Meistens schon. In manchen Tränken braucht man sie aufgrund der magischen Eigenschaften, und in den Fällen kann man sie nicht ersetzen, und in Tränken mit Einhornblut können Zitronenblätter die Magie verringern oder sogar aufheben. Die letzte Gruppe kommt üblicherweise auch ohne Minze aus. Sie sind etwas bitter, aber immer noch trinkbar“, erklärte Snape, während er sich immer noch Dracos Arm ansah. „Es ist nicht so schlimm wie es sich im Augenblick wahrscheinlich anfühlt“, beschloß er schließlich. „Ich braue dir einen Heiltrank, und du wirst versuchen müssen, ihn eine Weile still zu halten, dann ist es bis morgen schon viel besser.

„Heiltrank?“

“Einen einfachen der hilft den Schaden an den Muskeln zu reparieren. Es dauert nur ein paar Minuten, ihn zu machen.“

„Mit Zitronenblättern?“

"Mit Zitronenblättern“, versprach Severus mit einem leisen Lächeln. Es war überraschend, wie sehr ihn Draco manchmal an sich selbst erinnerte. ‚Man könnte fast glauben, er wäre mein Sohn’, dachte er. „Warum ziehst du nicht diese blutigen Kleider aus, während ich den Trank braue. Sarah wird sie wahrscheinlich waschen wollen, bevor das Blut eintrocknet, und du willst doch nicht mit ihnen ins Waschbecken gestopft werden, oder?“

Draco lachte, und fing vorsichtig an, seine Kleider auszuziehen, wobei er versuchte, seinen verletzten Arm nicht zu stören. Der Schmerztrank hielt ihn immer noch davon ab zu sehr weh zu tun wenn er ihn versehentlich bewegte oder berührte, aber er machte sich etwas Sorgen, daß er den Schaden verschlimmern könnte, also versuchte er, es zu vermeiden. Es war schwer, sich mit nur einem Arm auszuziehen, und er beschloß, nur sein Nacht-T-Shirt überzuziehen, so daß er die ganze Prozedur am Abend nicht wiederholen musste.

Als der Trank fertig war, goß Severus etwas davon auf die Verbände die Sarah gebracht hatte, und sagte Draco, er solle den Rest trinken.

„Von innen und außen funktioniert es am besten“, erklärte er, als er Dracos erstaunten Blick sah. „Es ist einer der Gründe, aus dem ich diesen Trank so mag. Er ist schnell und leicht zu brauen, und macht die Arbeit von zweien. Der einzige Nachteil ist, daß er nicht sehr stark ist, und nicht für ernstere Verletzungen benutzt werden kann.“

„Bringen Sie ihn uns im Unterricht bei?“

“Ja, er kann sogar beim ZAG gefragt werden, aber er taucht kaum in den Prüfungen auf. Er ist so einfach, daß ihn keiner falsch machen kann… außer vielleicht Longbottom. Vielleicht sollte ich ihn euch doch für die Prüfung brauen lassen. So hätte er wirklich eine Chance, zu bestehen“, überlegte Snape während er einen zweiten, trockenen Verband über den ersten wickelte.

"Ich weiß nicht.. Die Leute sind nicht daran gewöhnt, daß sie leichte Aufgaben stellen. Jemand könnte vor Schreck sterben, und Granger würde furchtbar enttäuscht sein“, neckte Draco.

“Und ich hätte die Genugtuung nicht, zu sehen wie Potter sich windet wenn er auf seine Ergebnisse wartet. Du hast Recht. Ich werde ihn mir für Longbottoms zweiten Versuch nach dem Sommer aufheben. Das sieht dann aus, als würde ich Albus' und Minerva's Gebettel nachgeben, es dem Jungen leichter zu machen. Man weiß nie was sie im Gegenzug für mich tun.“

Später, als Draco endlich bequem in Severus’ viel zu großen Bademantel gekuschelt am Tisch beim Abendessen saß und sich abmühte, mit nur einer Hand zu essen weil der andere Arm von einer Schlinge festgehalten wurde, die ihn davon abhalten sollte, ihn zu viel zu bewegen, wurde ihm auf einmal klar, daß er jetzt genau wusste was er für den Zaubertränke-ZAG machen musste. Er würde gar nichts anderes lernen müssen.

Dennoch sagte ihm etwas, daß er sich in diesem Jahr im Zaubertränkeunterricht besonders anstrengen würde, auch wenn er es nicht nötig hatte. Er würde Professor Snape stolz auf ihn machen.


Kapitel 10

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