Runaway Dragon"

 

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Kapitel 10: Wieder auf dem Markt



Munin weckte Draco früh am nächsten Tag, und Draco konnte die Vermutung nicht loswerden, daß er es auf Befehl tat. Die Snapes hofften, vor den größten Menschenmengen auf den Markt zu kommen, und so aßen sie schnell ihr Frühstück und Draco musste mit dem Geschirrspülen waten bis sie zurück kamen.

Sarah packte sogar belegte Brote als Mittagessen ein, und Draco wurde klar, daß es ein wirklich langer Einkaufsbummel werden würde.

Draco führte dieses mal ‘diesen Hund’, während Severus Billy die Treppen hinunter trug und Sarah den Buggy nahm. Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Baby, obwohl “dieser Hund” wahrscheinlich am bequemsten die Treppen hinunter gebracht werden konnte, da er nicht getragen werden musste.

Billy aber krähte nur glücklich „Dada!“ und ignorierte Draco völlig. Nun. Er hatte seinen Vater in der letzten Woche nicht viel zu sehen bekommen, und hatte ihn wahrscheinlich vermisst.

Cathy Cat rannte im dritten Stock mit einem fröhlichen: “Guten Morgen alle zusammen! So froh daß du noch da bist, Draco, aber ich muß mich beeilen,” und einem weiteren blitzenden Lächeln an ihnen vorbei.

“Kommst du auf den Markt?”, rief ihr Draco in der Hoffnung auf angenehme Gesellschaft während Sarah handelte hinterher.

Cathy blieb im 2. Stock stehen. "Sorry, Ich kann nicht. Ich passe den ganzen Tag auf den kleinen Martin auf, während Mrs Brown einkaufen ist. Wie ich sie kenne ist der Markt schon lange vorbei wenn sie zurück kommt. Wir sehen uns aber Morgen auf dem Fußballplatz.“ Und sie lief wieder davon.

Draco seufzte leise. Warum sollte Mrs Brown länger einkaufen als der Markt geöffnet hatte? Wo konnte man noch einkaufen nachdem er zumachte? War sie ihrem Ehemann vielleicht untreu? Andererseits hatte er noch nie gehört, daß jemand Mr. Brown überhaupt erwähnte, und manchmal schien hier der Großteil der Familien aus alleinerziehenden Eltern und ihren Kindern zu bestehen. Viele Kinder hatten aber Stiefväter oder Stiefmütter. Vielleicht war Mrs Brown also untreu… Oder vielleicht hatte sie nur ein schlimmes Bein und brauchte für den Rückweg so lange, dachte Draco als er eine alte Dame mit einem Stock und leeren Einkaufstaschen in beiden Händen durch den Park gehen sah. Diese Frau würde lange brauchen um auch nur auf den Markt zu kommen.

Die Snapes aber gingen recht schnell, und kamen an, während einige Verkäufer noch ihre Buden aufstellten. Sie hatten es aber nicht geschafft, schneller als die meisten zu sein, wie Draco sofort klar wurde. Einkäufer waren schon überall, unter den wachsamen Augen der üblichen beiden nutzlosen Auroren. Die Diebe verteilten sich in der Menge und nahmen hier und da Obst oder Brot, aber sie schienen nicht so beschäftigt zu sein wie Draco sie in Erinnerung hatte, und sie nahmen den Einkäufern noch kein Geld. Die Menge war so früh wahrscheinlich noch nicht dicht genug, und sie wollten nicht, daß die Auroren ihre Verstecke sahen.

Große Gruppen, die größtenteils aus Frauen bestanden, standen um einige der Buden und hatten offensichtlich nicht vor etwas zu kaufen. In der großen Menge in der Woche zuvor hatte Draco sie nicht bemerkt. Sie benutzten den Markt offensichtlich als Gelegenheit zu einem Treffen. Draco sah sie spöttisch an. Mussten sie fast ganze Stände blockieren? Sie mussten sich zwischen zweien der Gruppen durch schlängeln um an eine kleine Bude zu kommen, an der wie Sarah behauptete, die besten und billigsten Äpfel verkauft wurden. Konnten diese Menschen nicht in eine der Gassen gehen und den Einkäufern etwas mehr Platz geben?

‚Dieser Hund’ versuchte, Draco zu entkommen, wahrscheinlich in der Hoffnung, wieder irgendwo eine Wurst zu erwischen, und verhedderte ständig seine Leine an Buden oder den Beinen der Leute. Draco musste sich laufend entschuldigen und verlor die Snapes in der Menge einige Male fast aus den Augen während er versuchte den Hund zu entwirren.

Er machte sich darüber aber nicht allzu viele Sorgen. Er kannte mittlerweile den Heimweg und würde nur vor der Türe warten müssen bis sie zurück kamen wenn er sie wirklich verlor. Oder vielleicht würde er dann einfach Mike besuchen gehen.

Dieses Mal war es aber Severus der das Handeln übernahm, und Draco bemerkte, daß er noch erfolgreicher war als Sarah. Die Ware spöttisch anzusehen war offensichtlich ein gutes Argument.

Sie gingen zu einem anderen Stand und stellten sich für Kartoffeln an. Draco hatte mittlerweile ‘diesen Hund’ aufgehoben und trug ihn, um zu verhindern, daß er sich wieder verhedderte. Einige Leute waren wirklich wütend geworden und hatten ihn wegen des Benehmens seines Hundes angebrüllt.

„Hey Drache!“ Sammie flitzte von einem anderen Stand zu ihm herüber, knabberte an einer Karotte und hielt ihm eine andere hin.

Draco nahm das Geschenk und beschloß nicht zu fragen wo Sammie sie her hatte. Er war ziemlich sicher, daß sie nicht gekauft war.

„Hi Sammie! Sind die anderen auch da?”

Der Markt fing jetzt an sich zu füllen, und war fast so voll wie Draco ihn aus der Woche zuvor in Erinnerung hatte.

"Jack ist irgendwo da drüben und hüpft für einige Mädchen rum und tut so als wäre es nicht Cathys Entscheidung gewesen mit ihm Schluß zu machen. Nicht daß sie ihm wirklich glauben. Aber sie sind vielleicht von seinem Aussehen beeindruckt. Mike hat es geschafft, Hausarrest zu bekommen, also werden wir ihn heute nicht sehen. Cathy ist wieder babysitten, und Matt muß auch daheim bleiben und auf seine kleine Schwester aufpassen. Du kannst dir vorstellen in welcher Stimmung er ist. Der kleine Larry hilft seiner Mum beim Einkaufen. Sein Vater schläft wahrscheinlich noch weil das Wirtshaus noch nicht offen hat und jemand muß der armen Frau die Einkaufstaschen tragen. Sie ist recht dünn und zart, weißt du, und so oft geschlagen zu werden hilft auch nicht gerade. Mary hilft einer alten Hexe die keine Familie mehr hat beim Einkaufen. Ich habe gehört, daß es ganz gut bezahlt wird wenn man groß und stark ist und schwere Sachen tragen kann.“

"Du meinst die alte Hexe bezahlt Mary dafür, daß sie ihre Taschen trägt?“

„Jo, sie ist nur eine schwache alte Dame, und mit einem starken Teenager kann sie viel mehr kaufen als sie könnte wenn sie alles alleine tragen müsste. Und auf dem Markt einzukaufen ist viel billiger als unter der Woche in die Läden zu gehen“, grinste Sammie. „Wenn ich so stark und langsam wäre wie Mary würde ich wahrscheinlich das gleiche machen, aber so wie ich bin würde ich einen solchen Job nicht bekommen. Die alten Damen wollen die wirklich starken Kids. Also schaue ich nur was ich hier und da schnappen kann. Vielleicht hilft mit Charlie später ein bißchen, wenn der Markt voll ist. Jetzt gerade unterhält sie sich mit ein paar Mädchen aus ihren Ballettstunden. Es sind noch nicht genug Leute da.“

Dieses Mal handelten Sarah und Severus beide mit der Hexe die die Kartoffeln verkaufte, und sie schafften es, den Preis auf weniger als die Hälfte der ursprünglichen Menge zu drücken. Severus fing Billy gerade rechtzeitig bevor er eine Palette mit Tomaten zu sich herunter zog. Als er von dem Buggy aufblickte fielen seine Augen auf die Karotte, an der Draco knabberte.

"Wo hast du das her?”, wollte er streng wissen.

"Von Sammie."

Severus wandte seinen durchdringenden Blick Sammie zu, der ihn groß anlächelte.

„Na und?” Er zuckte die Schultern. “Ich hab’s nicht von Ihnen genommen.”

Snape starrte ihn noch etwas an, aber er sagte nichts. Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Draco zu. „Du musst entweder Billy nehmen oder die Kartoffeln. Ich brauche eine freie Hand zum Einkaufen.“

„Ich habe schon den Hund”, widersprach Draco. “Er will sich ständig aus meinen Armen kämpfen, und wenn ich ihn runter lasse verheddert er die Leine an den Beinen der Leute. Früher oder später stolpert jemand über ihn.“

Snape betrachtete Draco und ‘diesen Hund’ einen Augenblick lang. "Steck ihn in deinen Rucksack.”

“Was?”

“Gib mir nur den Hund und dreh dich um”, befahl Snape.

Draco tat wie ihm befohlen wurde, und bald sah nur noch der Kopf ‚dieses Hundes’ aus dem Rucksack und blickte über Dracos Schultern, während seine Pfoten sicher hinein gesteckt waren und er sich nicht herauswinden konnte.

Draco schob Billys Buggy auf dem Weg zu den Fleischbuden durch die dichte Menge so gut er konnte. Sie kamen an einer weiteren Gruppe quasselnder Hexen vorbei, und Sammie deutete in die Mitte der Gruppe und beugte sich herüber um Draco ins Ohr zu flüstern: "Schau, da ist der Vikar. Er ist immer der erste der auf dem Markt auftaucht, aber niemand hat je gesehen, daß er was kauft. Er kommt nur um Gerüchte zu verbreiten. Wenn du willst, daß ganz Hogsmeade etwas weiß, musst du es nur dem Vikar von West Hogsmeade gegenüber erwähnen... Das heißt natürlich, daß du ihm besser keine Sünden beichtest.“

"Sünden beichten? Warum sollte ich jemandem Sünden beichten?”, fragte Draco.

Er hatte sowieso nur eine sehr vage Vorstellung davon, was ein Vikar war. Es hatte irgendetwas mit Religion zu tun, und Religion war ein Konzept das er nie wirklich verstanden hatte. Seine Eltern hatten sich nie damit abgegeben, und hatten ihm nur gesagt, daß es etwas für Muggel und Schlammblüter war, nichts für Leute wie sie. Crabbe und Goyle aber schienen etwas Erfahrung damit zu haben, aber Draco hatte es aufgegeben zu versuchen von ihnen eine Erklärung zu bekommen als sie anfingen von einem Sohn Gottes zu reden der unsterblich war und schon lange tot. Wie konnte man gleichzeitig unsterblich und tot sein? Und wer war dieser Gott eigentlich über den sie immer redeten, für den sie aber keine Erklärung hatten als “Nun, er ist Gott.”

Draco hatte anschließend beschlossen, daß Gregory offensichtlich wieder etwas missverstanden hatte, und er mußte es gewesen sein, der die Sache Vincent erklärt hatte. Es hatte ihn etwas überrascht, daß Vincent solchen Blödsinn über tote Menschen die keine Geister waren und den Lebenden halfen glaubte, aber das ging ihn nichts an.

Die anderen Slytherins sprachen kaum jemals über Religion, und Draco hatte nie wirklich gewagt, offen danach zu fragen. Laß nie erkennen, daß du etwas nicht weißt war eine der wichtigsten Überlebensregeln in Slytherin.

Er konnte natürlich Snape oder Sarah fragen, aber andererseits schien es ihm nicht allzu wichtig. Warum sollte er sich die Mühe machen.

Sammie, der keine Ahnung hatte wie wenig Draco über diese Dinge wusste, grinste ihn an. “Genau, deine Sünden gehen nur dich und Gott was an. Ich schaue mal ob ich Charlie finde. Sieht aus als könnten wir heute etwas Geld machen. Bis später.”

Draco sah zu wie Sammie durch die Menge davonlief. Er machte sich etwas Sorgen um ihn und Charlie. Was war wenn sie von den Auroren erwischt wurden? Was würden sie mit ihnen tun? Er erinnerte sich daran wie nutzlos die beiden in der Woche vorher gewesen waren, aber sie könnten trotzdem einmal Glück haben. Vielleicht konnte er Professor Snape fragen, was die Auroren mit Dieben machten? Er sollte es wissen. Snape wusste praktisch alles. Andererseits hatte er nicht glücklich darüber ausgesehen, daß Draco die gestohlene Karotte aß, also war es vielleicht besser, ihn nicht daran zu erinnern. Draco wollte keinen Vortrag darüber, daß er sich mit Dieben abgab.

Wo waren die Snapes überhaupt hingekommen? Er hatte sie aus den Augen verloren als Sammie ihm erklärt hatte, daß dieser Vikar kein Geheimnis für sich behalten konnte. Als würde Draco einem Fremden überhaupt irgendwelche Geheimnisse anvertrauen.

Draco sah sich um, aber er konnte sie nirgends finden. „Kein Problem“, erinnerte er sich. “Ich kann immer noch heim gehen und auf sie warten wenn ich sie hier nicht finde.“

Er versuchte sich in der Richtung durch die Menge zu schieben in die sie zuletzt gegangen waren, aber Billys Buggy machte das ziemlich schwer. Er musste einen Umweg um den Vikar und seine Gruppe geschwätziger Hexen machen.

"... und deswegen hat sie also....""... und ich habe ihr noch gesagt sie sollte nicht..." "... hört einfach nicht...""...geschieht ihm wirklich recht..." hörte er als er vorbei kam.

Reden sie alle über dasselbe? Es klang fast als führte jede ihr ganz eigenes Gespräch und kümmerte sich nicht darum, daß ihr keine der anderen wirklich zuhörte. Der einzige der aussah als würde er vielleicht zuhören war der Vikar, aber Draco fragte sich, welchem Gespräch er zuhörte. Oder hatte er die seltene Gabe, zwei Gedankengängen gleichzeitig zu folgen? Das wäre sicher ein nützliches Talent.

Schließlich schaffte er es, um die Gruppe herum zu kommen. Wohin sollte er jetzt gehen? Die Snapes waren auf die Fleischbuden zugegangen. Vielleicht standen sie dort noch an. Draco folgte dem ekelerregenden aber sehr deutlichen Geruch von rohem Fleisch, aber bald wurde ihm klar, daß seine Chancen nicht sonderlich gut waren. Die Fleischbuden waren nicht so überfüllt wie die Gemüse und Obststände. Das machte es leichter, durch zu kommen, und auch, Leute zu finden, aber es bedeutete auch, daß die Käufer nicht so lange anstehen mussten. Die Menschen in West Hogsmeade aßen nicht oft Fleisch. Es war zu teuer.

Draco erinnerte sich daran, daß Sarah viel öfter Käse servierte, und wenn die Stände da waren wo sie letzte Woche gewesen waren, waren die Käsebuden direkt um die Ecke.

„Komm mit, Billy“, sagte Draco zu dem Baby. “Schauen wir ob Mummy und Dada Käse kaufen gegangen sind.”

"Eeeese!", krähte Billy glücklich.

Es schien als würde er Käse mögen, obwohl Draco bezweifelte, daß er bisher je welchen gegessen hatte. Es schien keine häufige Zutat in Babynahrung zu sein. Milch, Pudding, Joghurt, ja, die waren alle ein Teil von Billys üblichem Speiseplan. Aber Käse? Nun, wenn Billy das glaubte.

Draco wendete den Buggy in die Richtung der Käsebuden. Hier waren wieder viele Leute, was bedeutete, daß die Snapes lange anstehen mussten, was Draco Zeit gab, sie zu finden.

Er war sicher, daß sie irgendwann hier vorbei kommen würden, aber welchen Stand würden sie nehmen? Draco sah mindestens sechs davon, aber es war schwer, zwischen all diesen Leuten etwas zu sehen. Es waren viel mehr da, und er konnte den Buggy hier nicht so gut durch die Menge schieben wie bei den Fleischständen.

"Draco! Da bist du ja. Wir haben schon befürchtet wir hätten dich verloren.“

Draco drehte sich überrascht um, und sah die Snapes genau hinter ihm. Warum hatte er nicht bedacht, daß sie ihn vielleicht suchten?

"Du solltest hier nicht so davonlaufen. Es ist ziemlich leicht, in der Menge verloren zu gehen“, erklärte ihm Sarah.

"Ich bin nicht davon gelaufen“, widersprach Draco. “Ich musste einen Umweg machen weil der Buggy zu viel Platz weg nimmt. Es ist recht schwer ihn durch die Leute zu schieben. Und ich bin auch nicht verloren gegangen. Ich wusste, daß sie früher oder später kommen und Käse kaufen würden, und ich hätte immer zurück zum Haus gehen können.“

„Bist du sicher, daß du es gefunden hättest?“, fragte Snape streng.

„Natürlich hätte ich das! Es ist etwas schwer ein Haus zu übersehen das so groß ist, und der Park ist auch schwer zu verfehlen. Und ich war schon mal hier. Ich kenne mich aus.“

Sarah und Severus tauschten einen Blick. Sie hatten erwartet, daß Draco verloren und verängstigt gewesen wäre, aber der Gedanke, ganz alleine durch Hogsmeade zu laufen schien ihm gar nichts auszumachen.

"Okay, dann holen wir den Käse”, schlug Sarah mit einem leichten Schulterzucken vor. Wenn es Draco nicht störte, daß er auf dem Markt verloren ging, war es wahrscheinlich besser, keine große Angelegenheit daraus zu machen. Vielleicht war es das beste ihn zu behandeln als wäre er ein Kind aus der Gegend. Er schien sich nicht allzu sehr von ihnen zu unterscheiden.

Draco bekam noch eine Tasche zu tragen, was bedeutete, daß er jetzt nur eine Hand frei hatte um Billy davon abzuhalten, Blödsinn zu machen. Das Baby war im Augenblick aber recht friedlich und schien halb zu schlafen. Vielleicht war er müde weil er so früh aufstehen musste. Draco wünschte trotzdem, daß er das Fleisch in den Rucksack stecken und die Hände frei behalten hätte können... ‚Diesem Hund’ hätte dieser Gedanke aber wahrscheinlich ebenfalls gefallen.

Der Versuch, etwas zu dem Hund hineinzustecken schien Draco sowieso keine gute Idee zu sein. Selbst wenn es nicht besonders interessant für ‘diesen Hund’ gewesen wäre, hätte er es wahrscheinlich aus reiner Neugierde oder Langeweile beschädigt, denn über Dracos Schultern zu blicken fing an, ‘diesen Hund’ furchtbar zu langweilen. Er hatte angefangen zu zappeln als sie an den Fleischbuden vorbei gekommen waren, was Draco auf den Geschmack des Tieres für rohes Fleisch schob. Die Gegend roch für ihn wahrscheinlich großartig. Aber ‘dieser Hund’ hatte nicht aufgehört in seinen Rücken zu treten nachdem sie sicher in der weniger interessanten Käseabteilung waren.

"Wirst du wohl aufhören, die ganze Zeit herumzuhüpfen!“, knurrte Draco ihn an. „Du wirst wirklich unbequem.”

"Er ist schon eine ganze Weile da drin“, bemerkte Sarah mit einem mitleidigen Blick auf den Hund. „Er will wahrscheinlich seine Beine etwas ausstrecken.”

”Wir machen eine Pause und essen zu Mittag sobald wir den Käse haben“, beschloß Severus. “Wir können ihn rauslassen während wir essen.“

„Wir essen hier zu Mittag?”, fragte Draco. “Hier gibt es nicht mal einen Platz zum Setzen.“

Seine Füße taten vom dauernden Laufen weh, und er freute sich wirklich auf die nächste Gelegenheit, sich nur hinzusetzen und seine Füße etwas auszuruhen.

„Oh doch, gibt es”, lachte Sarah. “Wart nur, du wirst es sehen.”

Sie standen aber noch fast eine halbe Stunde lang an bevor sie allen Käse hatten den sie in der nächsten Woche brauchten. ‚Dieser Hund’ wurde derweil immer unruhiger… Oder taten nur Dracos Schultern weh weil das Gewicht sich ständig neu verteilte? Seine Füße wurden ganz sicher mit jeder Minute schlimmer, und er fing an, das Gefühl zu verspüren, schreien zu wollen weil die Leute ständig um ihn herum drängten und ihn anstießen.

Draco konzentrierte sich auf Billy um sich von seinen Problemen anzulenken. Das Baby war eingeschlafen, und Draco beschloß, daß es seine Pflicht war, dafür zu sorgen, daß es nicht aufgeweckt wurde. Er wusste nicht wie jemand in diesem Chaos schlafen konnte, aber es war gut für Billy, daß er es konnte.

”Okay, das war’s,” erklärte Professor Snape schließlich, „gehen wir.“

Sie kämpften sich durch die Menge, und Snape führte sie in eine der Gassen, die vom Marktplatz weg führten. Draco sah einige kleinere Buden als sie hinein gingen. Sie schienen größtenteils Erfrischungen und kleine Snacks zu verkaufen.

Dieser Teil des Marktes war etwas ruhiger, und nach all dem Lärm mitten auf dem Marktplatz fühlte es sich für Draco trotz der vielen Menschen die noch da waren fast leer und friedlich an. Die Verkäufer legten hier offensichtlich leere Kisten in denen sie ihre Waren transportierten ab, und die Leute benutzten sie um darauf zu sitzen. Es war nicht das was Draco erwartet hatte als Sarah ihm einen Platz versprochen hatte an dem er sich setzen konnte, aber müde wie er war sah es gerade aus wie das Paradies. Draco nahm sofort seinen Rucksack ab. Er hielt sich davon zurück, ihn hinunter zu werfen, und ließ ihn auf eine der Kisten fallen. Es fühlte sich viel besser an. Severus beugte sich über das zuckende Bündel und befreite ‚diesen Hund’, der herausflitzte und überglücklich einige Male um sie herum rannte und an jedem in Sichtweite hinauf sprang. Severus musste einen leichten Betäubungszauber anwenden, um die Leine am Halsband zu befestigen.

Sarah holte die Brote und die Babynahrung für Billy heraus, und fing an das Baby zu füttern. Draco saß nur da und sah zu. Er war viel zu müde um im Augenblick Hunger zu haben. Er schloß für ein paar Sekunden die Augen, und als er sie wieder öffnete waren Snape und ‚dieser Hund’ mit Munin verschwunden, der wie immer auf Snapes Schultern ritt und alle mit einem kalten, mißbilligenden Vogelblick anstarrte.

Draco sah sich nach ihnen um, aber er fand sie nicht. Er zuckte die Schultern und beobachtete wieder Billys Mahlzeit. Snape und Munin würden sich hier nicht verlaufen. Bei ‚diesem Hund’ war er sich nicht so sicher, aber er hatte sie letzte Woche wieder gefunden, und er trug sowieso sein Halsband und die Leine. Was sollte ihm so schon passieren?

Billy aß auf, und Sarah gab ihm seine Flasche, die er mit offensichtlicher Freude nahm. Billy konnte aus einer Tasse trinken wenn man ihm dabei half, aber für diesen Ausflug hatte Sarah zur Sicherheit sein Fläschchen mitgenommen.

Draco wurde auf einmal klar, daß er Durst hatte, aber Sarah hatte nichts zu trinken mitgebracht, abgesehen von der Babyflasche mit Saft. Er sah sich wieder um. Gab es in der Nähe einen Wasserhahn? Natürlich nicht. Sollte er aufstehen und suchen? Nein, er war viel zu müde... aber er hatte solchen Durst...

Draco diskutierte immer noch mit sich selbst als Severus wieder auftauchte und das Problem löste, indem er ihm einen großen Becher mit eisgekühltem Kürbissaft gab. Wo? Oh, richtig! Draco fielen auf einmal die Erfrischungsbuden ein, an denen sie vorbei gekommen waren, als sie in die Gasse gekommen waren. Er hätte sich denken können, daß sie aus gutem Grund hier waren, und nicht im überfüllteren Teil des Marktes

‚Dieser Hund’ sah mit großen bittenden Augen zu ihnen auf und winselte etwas, als Sarah die belegten Brote verteilte und sie zu essen anfingen. Sarah öffnete endlich die Tasche mit dem frisch gekauften Fleisch und hielt ihm eine Wurst hin, die er auf und ab springend und schwanzwedelnd, aber glücklicherweise ohne zu bellen feierte, da er dafür die Wurst hätte fallen lassen müssen.

‚Dieser Hund’ brauchte eine Weile um sich zu beruhigen und zu fressen, Munin bekam ein paar schnabelvoll von Severus’ Sandwich, dann flatterte er hinunter um sich vor ‚diesen Hund’ zu setzen. Der Hund knurrte und versuchte seine Wurst mit den Pfoten zu bedecken, aber Munin war schneller. Er schoß nach vorne und nahm genau unter der Nase ‚dieses Hundes’ einen Bissen aus der Wurst. ‘Dieser Hund’ sprang bellend nach ihm , und Munin flog davon.

'Dieser Hund” kehrte an seine Mahlzeit zurück. Munin landete wieder vor ihm. ‘Dieser Hund’ knurrte. Munin schoß nach vorne und flog mit einem weiteren Stück Wurst davon.

Draco sah dem Spiel zu bis Munin die letzten Krümel aufgepickt hatte und auf Severus’ Schulter zurückgekehrt war, wo er sehr zufrieden und glücklich mit der Welt aussah. Weder Sarah noch Severus gingen dazwischen. ‘Dieser Hund’ musste seine Kämpfe selbst austragen. Er hatte genug zu fressen bekommen, also würde er nicht verhungern, und Draco erinnerte sich nicht daran, daß Munin je das Hundefutter nahm das ‘dieser Hund’ zu Hause üblicherweise fraß. Entweder war Hundefutter unter seiner Würde, oder es schmeckte ihm einfach nicht. So und so würde ‘dieser Hund’ sein normales Abendessen wieder für sich alleine haben.

Draco lehnte sich an eine andere Kiste und schloß die Augen. Er war müde, und seine Füße taten immer noch weh. Der Tag war fast unerträglich heiß, und er wollte nichts mehr, als eine Weile zu schlafen. Die Stimmen der Leute die in die Gasse kamen um zu essen und sich auszuruhen, und der Lärm der vom Marktplatz herein wehte hielten ihn aber wach.

Snape schüttelte ihn schließlich an der Schulter ihm ihn zu wecken. "Komm mit, Draco", sagte er als der Junge zögernd die Augen öffnete. “Wir müssen noch Tränkezutaten, Tee und mehr Kleidung für dich kaufen.”

„Kleidung?“, fragte Draco als er sich gerade hinsetzte.

Snape deutete nur auf Dracos Jeans, die er mit Ausnahme des Vortages, als er sie im Rucksack gehabt hatte, die ganze Woche über getragen hatte. Sie hatten grüne Grasflecke und waren vom Fußballspielen dreckig. Nun, vielleicht mussten sie gewaschen werden.

“Ich habe noch meinen Umhang“, schlug er vorsichtig vor. Er wollte nicht, daß die Snapes so viel Geld für ihn ausgaben, nachdem er jetzt wusste, daß er es ihnen nicht zurückgeben konnte. Das Geld sollte schließlich für Billy aufgehoben werden.

"Den kannst du hier nicht tragen”, erklärte ihm Sarah streng. “Was würde deine Bande sagen, wenn du in einem Umhang zum Spielen auftauchen würdest?“

„Sie sind nicht meine Bande”, korrigierte Draco sie.

Severus griff nur Dracos Raker-Kappe und zog sie über die Augen des Jungen. „Natürlich nicht. Deswegen haben sie dir das auch gegeben.“

Draco musste darüber lachen. Er setzte sich die Kappe wieder richtig auf. Also war er jetzt ein Raker? Er hatte bisher nicht wirklich darüber nachgedacht. Hatte Jack ihn wirklich in der Bande aufgenommen? Es schien natürlich so, aber als er sich daran erinnerte wie sehr ihn der Bandenführer hasste, konnte Draco es kaum glauben. Er war aber gerade gegangen als sie ihm die Kappe gegeben hatten. Wie würde Jack reagieren wenn er morgen zum Spielen auftauchen würde?

Sie gingen wieder zurück zum Marktplatz, wo noch mehr Leute herum zu laufen schienen.

Es waren wirklich mehr Leute hier, da diejenigen die in der Nähe arbeiteten ihre Mittagspause benutzten um einzukaufen, und viele Teilzeitarbeiter gegen Mittag mit der Arbeit fertig wurden und langsam anfingen, ebenfalls auf den Markt zu kommen. Draco wusste das aber nicht. Er hatte noch nie etwas mit Leuten zu tun gehabt, die arbeiteten, abgesehen von seinen Lehrern natürlich, und hatte nie darüber nachgedacht, daß der Markttag für sie ein normaler Arbeitstag war. Glücklicherweise hatten sie schon die meisten ihrer Lebensmittel eingekauft, und brauchten sich nicht in die Mitte des Marktes zu zwängen, wo die Lebensmittelstände waren, um Tränkezutaten und Tee zu kaufen. Beides wurde in einem kleinen Laden an einer Ecke des Marktplatzes verkauft, und es war viel leichter, nur um den Markt herum zu gehen als durch seine Mitte.

Der Laden war ebenfalls gefüllt, aber die Kunden standen geduldig an, und schoben und drängelten nicht, wie auf dem Marktplatz. Draco und die Snapes mussten lange anstehen, aber als sie erst einmal an der Reihe waren, ging es recht schnell. Der Verkäufer kannte Severus offensichtlich, und sie waren sehr willkommene Kunden, was Draco nicht überraschte als er die bloße Anzahl der Dinge hörte, die Snape bestellte. Einiges der Dinge wurden so selten in den üblichen Tränken benutzt, die man jeden Tag herstellte, daß die meisten anderen Kunden noch nie davon gehört hatten, und Snape mit offener Neugierde ansahen.

Der Verkäufer lief glücklich zwischen seinen Waren herum und brachte die verlangten Spezialitäten. Es musste eine ziemliche Abwechslung zu seiner täglichen Routine sein.

Snape ignorierte die neugierigen und einige wütenden Blicke der anderen Kunden. Er nahm sich die Zeit um die Qualität jedes Gegenstandes zu prüfen bevor er verpackt wurde, aber er war mit allem zufrieden.

Hier mussten sie aber nicht handeln. Der Verkäufer gab ihnen einen sehr guten Preis ohne auch nur danach gefragt zu werden, weswegen weitere Kunden Snape anstarrten und sich fragten was man tun musste um diese Sonderbehandlung zu erhalten.

„Na das war leicht“, bemerkte Draco als sie die Apotheke verließen. „Warum war er so billig?“

„Weil er mich kennt und weiß, daß er darauf zählen kann, daß ich all die unüblichen Sachen kaufe, die er sonst nicht los wird“, erklärte Snape. “Es ist nur ein kleiner Laden, siehst du, und die meisten der Kunden dort kaufen nur die üblichsten Zutaten. Er muß aber trotzdem seltenere Sachen auf Lager haben, weil er sonst die Kunden verlieren würde die sie kaufen, und das sind diejenigen die große Mengen einkaufen. Die Zutaten bleiben aber nicht ewig frisch, und sie billig der Schule zu verkaufen ist besser als sie wegzuwerfen. So zahlt es sich für ihn aus, sich mit den Lehrern gut zu stellen... abgesehen davon, daß er immer damit angeben kann, daß der Meister der Zaubertränke von Hogwarts ein Stammkunde in seinem Laden ist.“

Draco grinste. Das war so ähnlich, als würde er mit seinem Vater in die Nockturngasse gehen. Daß Lucius Malfoy in ihren Laden kam war von den Verkäufern dort immer als Ehre betrachtet worden. In der Winkelgasse allerdings war es anders gewesen. Die Verkäufer waren immer noch sehr freundlich gewesen, aber sie hatten immer erleichtert ausgesehen wenn er wieder ging. Hatten sie immer gewusst, daß Lucius ein dunkler Zauberer war? Hatten sie nur zu viel Angst gehabt, ihn hinauszuwerfen?

Draco fing an sich zu fragen was die Leute jetzt von den Malfoys dachten. Welche Begrüßung würde er von seinen Mitschülern und den Lehrer erhalten wenn er wieder in die Schule ging?

Ihre Ankunft an den Kleidungsständen brachte ihn für den Augenblick auf andere Gedanken. Ein neues Paar Jeans zu kaufen war sehr aufregend, und Sarah schlug auch vor, daß er ein anderes T-Shirt bekommen sollte.

Das auszuwählen nahm noch mehr Zeit in Anspruch als die Jeans auszusuchen. Es gab ein paar wirklich gut aussehende schwarze T-Shirts, aber Draco nahm ein blaues. Diese Kleider waren dazu gedacht, ihn zu seinen neuen Freunden passen zu lassen, und die Farbe der Rakers war schließlich blau.

Sie mussten wieder anstehen, und während sie warteten suchte Sarah ein paar schöne Babykleider für Billy aus.

"Sind die nicht etwas zu groß für ihn?“, fragte Draco, der ihre Auswahl kritisch betrachtete.

„Deswegen habe ich sie ausgesucht. Billy wächst so schnell, daß sie ihm zu klein sein werden bevor du dich versiehst“, erklärte Sarah.

“Oh. Was machen Sie dann damit?”

“Einiges behalten wir falls wir noch ein Baby bekommen, und den Rest verkaufen wir Mrs Brown. Ihr kleiner Junge Martin ist 3 Monate jünger als Billy und kann immer neue Kleidung brauchen.“

„Warum kauft sie sie nicht einfach selbst auf dem Markt?“

„Das tut sie, aber wir sind billiger. Es hilft ihr, etwas Geld zu sparen, und das kann sie wirklich brauchen.“

Draco dachte lange über diese Bemerkung nach. Waren die Browns dann noch ärmer als die Snapes? Aber die Snapes kamen nur gerade so eben durch. Wie konnten die Browns mit noch weniger überleben? ... und was war mit seinen Freunden bei den Rakers? Welche waren reicher oder ärmer als die Snapes?

Er ging sie im Kopf durch. Cathy war wahrscheinlich ärmer, beschloss er. Sie hatte nur eine Mutter, und sie versuchte, mit Babysitten Geld zu verdienen. Sie nahm sogar Geld von den Browns, was andeutete, daß sie wahrscheinlich noch ärmer war als sie.

Mikes Familie war vielleicht reicher als die Snapes. Wenigstens schien er mehr Sachen zu haben als die meisten anderen Rakers. Draco erinnerte sich an die Badehose die ihm Mike geliehen hatte. Soweit er wusste hatte keiner der anderen zwei.

Mary war vielleicht ärmer. So wie sie über ihren echten Vater geredet hatte, der keine Arbeit bekam, klang es als hätte ihre Familie wirklich schlimme Schwierigkeiten gehabt. Sie hatte auch gesagt, daß es ihnen jetzt besser ging, nachdem sie einen Stiefvater hatte, also waren sie vielleicht jetzt reicher als die Snapes, aber sie war ganz sicher daran gewöhnt, sehr, sehr arm zu sein.

Was war dann mit Sammie und Matt? Draco wurde klar, daß er es nicht wusste. Er hatte nichts gesehen das das eine oder andere andeutete. Er wusste, daß Sammie seine Mutter vermisste und Matt neidisch auf seine kleine Schwester war, aber er wusste nicht wie viel Geld sie hatten. Höchstwahrscheinlich bedeutete das, daß sie nicht gar so furchtbar arm waren, nahm er an. Er hätte etwas bemerkt wenn es sie stören würde, kein Geld zu haben.

Charlie, deren Vater im Gefängnis war, war höchstwahrscheinlich sehr arm. Ihr Vater was schließlich ein Dieb, und sie klaute selbst auf dem Markt. Das erinnerte ihn wieder an Sammie. Vielleicht war Sammie doch arm? Er klaute auch.

Das ließ nur noch den kleinen Larry und Jack. Er war sich nicht sicher, aber er hatte das Gefühl daß sie beide ärmer waren als die Snapes. Larry schien, soweit er gehört hatte, mindestens zwei Geschwister zu haben mit denen er teilen musste, und sein trinkender Vater brachte wahrscheinlich nicht viel Geld nach Hause.

Jacks seltsame Art, zwischen seinen Eltern zu wechseln, die es nicht sehr zu kümmern schien wo er war, war etwas beunruhigend. Die meisten anderen schienen mindestens einen zu haben der sich um sie kümmerte.

„Und wen habe ich?“, dachte Draco plötzlich. “Mutter hat sich gekümmert, aber sie ist tot. Vater will mich tot sehen. Onkel Thomas will mich gar nicht. Wem würde es etwas kümmern wenn mir etwas passieren würde?”

Dann erinnerte er sich daran wie die Snapes ihn gesucht hatten als sie ihn auf dem überfüllten Marktplatz verloren hatten. Nun, da hatte er Billy dabei gehabt, aber sie hatten ihm auch Kleidung gekauft, versucht ihn aus dem Park fern zu halten weil sie geglaubt hatte, die Banden würden ihm etwas tun, und Professor Snape hatte ihm sogar ohne guten Grund einen Teddybären gegeben. So seltsam es auch war, die Snapes kümmerten sich um ihn. Es war gut zu wissen.“

“Sind wir jetzt mit dem Einkaufen fertig?”, fragte er Snape als sie endlich die Kleidung bezahlt hatten. „Können wir nach Hause gehen?“

"Noch nicht ganz”, seufzte Snape mit einem müden Blick auf die dichte Menge in der Mitte des Marktplatzes. Wir müssen noch Brot kaufen.“

'Brot?' Draco erinnerte sich daran, daß er gesehen hatte, daß das Brot irgendwo bei den anderen Lebensmittelständen verkauft wurde, dort wo der Markt am dichtesten gefüllt war.

"Oh nein!", stöhnte er. „Sie meinen wir müssen wieder da rein?“

"Ich fürchte schon, aber das ist unser letzter Halt für Heute. Danach gehen wir nach Hause, und du kannst wieder zu deinem Mathematikbuch wenn du willst.”

Ja, im Augenblick klang Mathematik toll für Draco. Er war sogar viel zu müde um in den Park zu gehen, und er nahm an, daß der Rest der Bande sowieso nicht da sein würde. Lernen war das beste für den Augenblick.

Sie versuchten sich in der Richtung der Brotbuden durch die Menge zu zwängen, aber mit Billys platzaufwendigem Buggy und den vielen anderen Packungen die sie trugen war es fast unmöglich, durchzukommen. Severus nahm schließlich Billy aus dem Buggy und trug ihn, während Sarah den Buggy zusammenfaltete und hinter sich her zog. Das bedeutete, daß sie etwas leichter durch kamen, aber auch, daß Sarah und Severus jetzt die Hände voll hatten, und Draco ein paar der Pakete übernehmen musste. ‘Dieser Hund’ fing wieder an, quengelig zu werden, und zappelte und jaulte in Dracos Rucksack.

'Es ist das letzte. Danach gehen wir heim. Wir sind fast fertig', sagte sich Draco immer wieder, während die Leute die ihn stießen und schoben mit jeder Sekunde mehr zu werden schienen.

Auf das Brot mussten sie an diesem Tag am längsten warten. Oder kam es ihm nur so vor, weil er so müde war? Draco wusste es nicht. Alles was er wusste war, daß er heim gehen und den Rest des Tages schlafen wollte. Gleich würde er das tun können… gleich.

So lief es natürlich nicht. Nachdem sie endlich ihr Brot bekommen hatten, mussten sie sich zuerst wieder aus dem Marktplatz zwängen, was immer schwerer wurde weil alle anderen in die Mitte zu kommen versuchten. Draco versuchte, genau hinter Professor Snape zu bleiben, der die wenigsten Schwierigkeiten hatte, seinen Weg durch die Menge zu bahnen. Die meisten Leute wichen sofort vor seinen wütenden Blicken zurück, obwohl es noch nicht einmal seine schlimmsten waren. Die reservierte er für nervende Gryffindors, so wie beispielsweise Harry Potter. Hinter ihm konnte Draco leichter durchkommen, aber er wurde noch immer von Ellenbogen und alle paar Schritte herum geschubst, und ‘dieser Hund’ jaulte wieder.

Draco ignorierte ‚diesen Hund’ bis sie es geschafft hatten, sich ihren Weg aus dem Markt und seiner unmittelbaren Umgebung zu bahnen, und leichter laufen konnten. Mittlerweile waren sogar die Gassen der Umgebung gefüllt und schwer zu passieren, aber die Situation besserte sich schnell, je weiter sie vom Markt weg kamen.

Als es aussah als wären nicht mehr allzu viele Leute in der Nähe, bat Draco Sarah darum, ‘diesen Hund’ heraus zu lassen und wieder an die Leine zu nehmen. Severus führte sie an die Seite der Gasse, und Sarah zog ‘diesen Hund’ aus Dracos Rucksack, und stopfte so viele Packungen hinein wie sie konnte. Draco nahm mit einem erleichterten Gefühl die Leine des Hundes. Er hatte nicht wirklich eine Hand frei, da sie noch genug Sachen hatten die getragen werden mussten, aber er hatte das Gefühl, sich endlich wieder frei bewegen zu können.

Severus aber beschloss, Billy lieber weiter zu tragen als ihn wieder in den Buggy zu setzen. Sie würden ihn wieder herausnehmen und den Buggy zusammenklappen müssen sobald sie das Haus erreichten, und das war es einfach nicht Wert. Billy würde nur beleidigt werden wenn er ständig herum gezogen wurde. Im Augenblick kuschelte sich das Baby in Severus’ Arm und war offensichtlich ziemlich zufrieden.

Draco lächelte als sie endlich den Park erreichten. Endlich zu Hause. Die dreckigen, stinkenden Gänge hatten noch nie so gut ausgesehen, obwohl es ziemlich schwer war, all ihre Päckchen die Treppen hinauf zu schleppen. Eine Weile lang dachte Draco, sie würden nie ankommen, aber dann erreichten sie ihre Etage, und bald darauf waren sie endlich wieder in der Wohnung.

Gleich einzuschlafen kam aber nicht in Frage. Nicht einmal, die Packungen gleich an der Tür fallen zu lassen tat es. Draco musste helfen, all ihre Einkäufe wegzupacken.

Die meisten davon wurden ordentlich in den Kühlschrank gestapelt, aber einige gehörten in die vielen Schränke, und die Tränkezutaten mussten in die Vorräte im Labor einsortiert werden. Billy war ziemlich grantig nach der Aufregung auf dem Markt, und Sarah brachte ihn ins Bett.

Draco hoffte auf eine Gelegenheit, Billys Beispiel zu folgen nachdem alles weg gepackt worden war, aber das Glück hatte er nicht. Sarah beschloß, daß sie anfangen musste, sofort das Abendessen zu machen, da sie zu Mittag nur ein paar belegte Brote gegessen hatten und bald Hunger bekommen würden, und Draco musste helfen.

Draco seufzte, aber er protestierte nicht. Ein frühes Abendessen kam ihm im Augenblick schließlich doch irgendwie erstrebenswert vor.

Nach dem Abendessen musste er natürlich abspülen, und während er das tat, ging Professor Snape ins Labor und fing an, einen Trank zu brauen. So viel dazu, gleich nach dem Essen ins Bett zu gehen.

So beschloß Draco, etwas Mathematik zu machen, während Snape noch arbeitete. Snape blockierte den ganzen Tisch mit seinen Tränkezutaten und Kesseln, und so kniete sich Draco stattdessen auf sein Bett und benutzte das Fensterbrett als Tisch.

Der Kater, der sich dort bequem ausgeruht hatte bis zu dem Augenblick in dem Draco ihm ein Buch und ein Tintenfass vor die Nase gestellt hatte, verzog bei dem Geruch das Gesicht, sah den Jungen anklagend an, sprang auf den Boden hinunter und stolzierte mit erhobenem Schwanz aus dem Zimmer.

Draco lachte fast über das beleidigte Tier. Nun, das gab ihm mehr Platz. Und er legte seinen Pergamentstapel genau dahin, wo die Katze noch vor Augenblicken gesessen hatte.

Über eine Stunde lang arbeitete er stumm, und warf nur hin und wieder neugierige Blicke zu seinem Lehrer hinüber. Was Snape auch braute, es musste der komplizierteste Trank sein von dem er je gehört hatte. Noch nie hatte Draco gesehen, daß jemand so lange an einem Trank arbeitete. Nun, ja, es gab einige Tränke die Stunden oder sogar tagelang kochen, sieden oder abkühlen mussten bevor sie beendet werden konnten, aber Snape schien ständig Zutaten hinzuzufügen.

Zuerst hatte Draco gedacht, Snape würde eigentlich zwei Tränke gleichzeitig brauen. Einen den man kochen musste, und einen der das seltsamerweise nicht brauchte. Als er herein gekommen war, hatte Snape Zutaten in den Kessel gegeben der nicht auf dem Feuer stand, dann hatte er sich umgedreht um etwas in den anderen zu kippen, hatte Blätter geschnitten und sie in den ersten getan, dann den zweiten einige Augenblick lang umgerührt...

Dann hatte Snape nach einer halben Stunde auf einmal den heißen Kessel vom Feuer genommen, und den anderen darauf gestellt. Er hatte den heißen Kessel abkühlen lassen, und Draco hatte daraus geschlossen, daß der Trank fertig war. Aber nach etwa 10 Minuten, in denen er sich auf den bisher kalten Kessel konzentriert hatte, war Snape auf einmal zu dem anderen zurück gekehrt und hatte die Inhalte zusammen gegossen.

Und jetzt gab er noch mehr Zutaten dazu!

Was am überraschendsten dabei war, war, daß Snape nie einmal zögerte oder in Büchern oder Notizen nachsah. Er schien genau zu wissen was er machte, obwohl das Rezept so kompliziert war. Schließlich beschloß Draco, daß er für heute genug gelernt hatte, und packte seine Notizen und das Buch weg, um Snape genauer zuzusehen. Vielleicht konnte er anhand der Zutaten, die er benutzte herausfinden, was sein Lehrer braute?

Aber bald entdeckte er, daß er die meisten der Zutaten nicht einmal benennen konnte, und schon gar nicht wusste wofür sie benutzt wurden. Also stieg er von seinem Bett um einen genaueren Blick darauf zu werfen. Schließlich waren die Behälter und Schachteln beschriftet.

Snape sah auf als Draco sich seiner Arbeitsfläche näherte, aber er kehrte wortlos an seine Arbeit zurück. Draco sah sich jeden Becher und jede Schachtel auf dem Tisch genau an. Er las alle Etiketten, und hob schließlich einige davon auf um vorsichtig daran zu riechen.

Es half nicht viel. Er hatte keine Ahnung, wofür die meisten davon benutzt wurden, und er konnte nicht einmal raten was ihre Kombination bewirkte.

Ein Bündel getrockneter Pflanzen, das in der Mitte des ganzen Durcheinader lag, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Es war gar nicht beschriftet, und schien, nach seiner Position und Größe zu urteilen, grundlegend zu sein.

Neugierig streckte Draco eine Hand aus um es zu berühren. Es fühlte sich genau wie jedes normale Bündel getrockneter Pflanzen an. Vielleicht konnte ihm der Geruch oder Geschmack einen Hinweis geben? Draco zog vorsichtig ein Blatt heraus um daran zu riechen.

"Nicht!", befahl Snape scharf, und Draco ließ vor Angst das Blatt fallen. “Das ist hochgiftig! Spiel nicht mit Sachen die du nicht erkennst. Dieses Zimmer ist nicht wie der Schülervorräteschrank in Hogwarts. Die Dinge die ich hier habe können ziemlich gefährlich sein. Einige davon würde ich nicht einmal mit in die Schule bringen dürfen."

Draco sah sich mit neuem Respekt in diesem Raum um. Er wusste, daß Snape giftige und explosive Zutaten in der Schule in seinem Büro eingesperrt hatte, wo die Schüler nicht an sie heran kamen, aber er hätte nie erwartet, daß er Dinge hatte die so gefährlich waren, daß selbst diese Sicherheitsmaßnahmen nicht reichten.

Er gab seine Erforschung der unbekannten Tränkezutaten auf und blickte stattdessen in den blubbernden Kessel. Der Rauch der daraus aufstieg schien nicht gefährlich zu sein, da Snape überhaupt keinen Versuch machte, nicht damit in Berührung zu kommen. Sie gaben aber auch keine Hinweise.

„Was brauen Sie eigentlich mit dem ganzen Zeug?”

„Wolfsbanntrank“, antwortete Snape kurz.

„Wolfsbanntrank? Wozu ist das gut?”

“Es macht Werwölfe bei Vollmond harmlos.”

Draco erschrak. Werwölfe? Er ging einmal um den Tisch und starrte alles darauf aus sicherer Entfernung an, während er versuchte sich zu überlegen, warum Snape einen Trank für Werwölfe braute. Er fand aber keine Antwort. Es sei denn...

„Haben wir Werwölfe unter unseren Nachbarn?“, fragte er schließlich.

„Nicht im Augenblick, nein.“

"Warum brauen Sie dann einen Trank für sie?”

"Der ist für Lupin. Ich mache ihm immer wieder einen größeren Vorrat, damit er mich nicht jeden Monat damit belästigt“, erklärte Snape mit einem Seufzer.

Draco hielt an, um wieder in den Kessel zu blicken. Nichts hatte sich darin verändert. "Ich dachte Sie mögen Lupin nicht?“

„Das tue ich auch nicht, aber es hat nichts damit zu tun, jemanden zu mögen.“

„Womit dann? Sie können nicht einfach alle Werwölfe der Welt mit freiem Wolfsbanntrank versorgen. Oder bezahlt er sie tatsächlich? Ich kann mir nicht vorstellen, daß er es sich leisten kann.“

Severus warf Draco einen warnenden Blick zu. ‘Mach dich nicht über arme Leute lustig. Wir sind auch nicht so reich.’

“Sorry”, murmelte Draco, dem auf einmal einfiel, daß er im Augenblick auch auf die Freundlichkeit der Snapes angewiesen war. „Aber warum geben Sie ihm den Trank umsonst? Ich dachte er wäre sehr teuer, und es ist offensichtlich viel Arbeit.

„Wie gesagt, es hat nichts damit zu tun, daß ich ihn mag, denn das tue ich nicht, aber Dumbledore tut es, und ich weiß, daß ich ihm trauen kann, auch wenn er mich nicht mehr mag als ich ihn.“

„Dann ist es ein Gefallen an Dumbledore? Nun, der könnte Sie wenigstens dafür bezahlen.“

"Kann er nicht”, sagte Snape kurz. Nach einem Augenblick fügte er hinzu: „Ich habe dir schon gesagt, er darf nicht.“

„Aber warum…” ‘nicht’, wollte Draco fragen, aber Severus schnitt ihm schnell das Wort ab.

“Und es ist nicht wirklich ein Gefallen. Albus lässt uns zusammen arbeiten und mit dem Trank gibt es einige Dinge, die ein Werwolf tun kann, die für mich ziemlich schwer sind. Ich helfe mir auf diese Weise auch selbst.“

"Ich dachte, der Trank wirkt nur auf Werwölfe in Wolfsform?”, fragte Draco überrascht.

"Das stimmt. Es hat auch ein paar leichte Nebenwirkungen auf die menschliche Form, aber sein Sinn ist der, den Wolf unter Kontrolle zu halten.“

"Was kann denn ein Wolf machen, das Sie nicht können? Er kann nicht mal zaubern.”

“Die Sinne eines Wolfes sind noch schärfer als die eines Hundes, und zusammen mit menschlicher Intelligenz kann man alles mögliche damit machen. Und nur sehr wenige Wesen würden einen Werwolf in Wolfsform herausfordern, und Wölfe können in fast jedem Gelände viel schneller reisen als Menschen. Sie sind die perfekten Pfadfinder in der Wildnis.“

”Warum? Gehen Sie regelmäßig in unerforschte Dschungel?”

“Einige der besten Tränkezutaten findet man wirklich in unerforschten Dschungeln, und einer davon heißt ‚Verbotener Wald’, und in der Tat besuche ich ihn regelmäßig aus eben diesem Grund. Es ist viel bequemer und sicherer, einen Wolf in diesen Fällen hinein zu schicken, und um nach verlorenen Schülern zu suchen braucht man eine gute Nase um Spuren zu verfolgen, die Wölfe wiederum haben, Zauberer aber nicht.“

„Und was machen Sie wenn nicht zufällig Vollmond ist wenn jemand sich verläuft?“

„Dann müssen wir uns auf Hagrids Fang verlassen. Seine Nase reicht für diese Aufgabe meistens, aber unglücklicherweise nicht sein Mut und seine Intelligenz... und es gibt auch andere Aufgaben bei denen eine Wolf nützlich ist.“

"Wie zum Beispiel?”

“Oh, alles mögliche. Kannst du die Behälter für mich zurück in die Regale stellen? Der Tisch wird etwas zu voll, und ich kann nicht mit dem Rühren aufhören.“

Draco nahm gehorsam einen Becher, und betrachtete ihn einen Augenblick lang. ”Wo stelle ich das dann hin?”

"Zweites Regal von oben, drittes von rechts”, antwortete Snape, während er weiter gleichmäßig den blubbernden Kesselinhalt umrührte.

Mit Hilfe von Snapes Anweisungen stellte Draco fast alle Zutaten weg, bis nur die getrockneten Pflanzen und zwei Becher übrig blieben. Das Labor sah fast wieder ordentlich aus.

Snape rührte weiter, während Draco über seine Schulter sah, bis der Trank auf einmal dunkelblau wurde. Draco erschrak und sah Snape an, unsicher darüber was er davon halten sollte, aber Snape hörte nur auf zu rühren, und schnitt die getrockneten Pflanzen als wäre nichts passiert.

Offensichtlich sollte der Trank blau werden.

Als er mit den Pflanzen fertig war, zog Snape den Kessel vom Feuer und fügte schnell die letzten Zutaten hinzu. Dann rührte er wieder.

Draco sah weiter zu, aber die Minuten vergingen, und nichts aufregendes geschah.

„Was passiert als nächstes?”, fragte er Snape schließlich als er ungeduldig wurde.

„Nicht viel. Ich rühre noch etwa eine Stunde, und dann bringe ich es morgen zu Lupin.”

“Eine Stunde? Sie wollen einfach da stehen und eine Stunde lang umrühren?” Draco war enttäuscht. Es brachte nichts, wenn er dabei zusah.

“Ja, was ist damit nicht in Ordnung?“

“Es ist langweilig.“

„Na dann. Warum versuchst du nicht... den Becher da unsichtbar zu machen”, schlug Snape vor, wobei er auf einen leeren Becher deutete, der noch auf der Arbeitsfläche stand und darauf wartete, wieder gefüllt zu werden.

Draco starrte den Becher an. Ihn unsichtbar machen? Er hob ihn auf und betrachtete ihn genau. Ein normaler Glasbecher, den man für Tränkezutaten benutzte, und der entweder unbenutzt oder perfekt gereinigt war. Draco wusste natürlich, daß es sehr wichtig war, alle Behälter für Tränkezutaten perfekt sauber zu halten. Überreste von anderen Zutaten konnten die magische Qualität vieler Zutaten verringern oder sogar verändern. Aber was sollte er jetzt mit dem Becher machen? Er sah wieder zu Snape. "Wie?"

"Wenn du es nicht weißt, sieh in den Büchern nach”, riet ihm Snape, mit einer Kopfbewegung in die Richtung des Bücherregals.

Draco beschloß, mit dem einfachsten Buch anzufangen, und nahm das Verwandlungsbuch. Darin stand aber nichts das er nicht seit der 2. Klasse wusste. Mit einem Seufzer schloß er es wieder und betrachtete zweifelnd den Umschlag.

„Nicht in dem”, bestätigte Snape. “Wenn es einen Weg gibt, etwas zu verwandeln, so daß es unsichtbar wird, würde es kaum in dem Buch stehen, und ich habe sowieso noch nie davon gehört.“

„Sie meinen es ist unmöglich?”, fragte Draco neugierig. McGonagall redete ständig von den Dingen, die man mit Verwandlungen machen konnte, aber sie erwähnte nie die, die man nicht tun konnte. Es musste aber einiges geben.

„Ich habe keine Ahnung.“ Snape zuckte die Schultern. “Ich weiß aber, daß es Tränke gibt die es machen können.”

”Aber Sie sind ein Lehrer! Sie müssen wissen ob man es tun kann!”, widersprach Draco.

"Ich bin ein Tränkelehrer. Außerdem kann ich Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Kräuterkunde, Alte Runen, Chemie, Mathematik und Grundlagen der Physik unterrichten, und wenn es unbedingt sein muß auch dunkle Künste, Arithmantik, Astronomie, Alchemie und sogar Zauberkunst. Ich könnte vielleicht Pflege magischer Geschöpfe oder Muggelkunde schaffen, wenn du mir ein gutes Buch gibst, nach dem ich vorgehen kann, aber bei Wahrsagen und Verwandlungen muß ich passen. Ich habe nicht das kleinste bißchen Talent für die beiden Fächer. Wenn du also Fragen über Verwandlungen hast, schlage ich vor, daß du stattdessen Professor McGonagall oder den Direktor fragst.“

"Dumbledore?"

"Ja, Dumbledore. Er hat das Fach früher unterrichtet, und weiß wahrscheinlich noch mehr darüber als McGonagall. Die Gryffindors scheinen ein ziemliches Talent dafür zu haben”

Draco dachte einen Augenblick lang darüber nach. Jetzt da Snape es erwähnte, schien es nur logisch zu sein. Um Schuldirektor zu werden hatte Dumbledore einmal ein Lehrer sein müssen, und Verwandlungen passte zu ihm.

Was ihn wirklich überraschte war, daß Snape behauptete, sich mit Verwandlungen nicht auszukennen. Wahrsagen erforderte besonderes Talent, und nicht jeder Zauberer konnte es lernen. Es war auch ein sehr unbeliebtes Fach unter den Slytherins im Allgemeinen, da es viel zu unverlässlich war. Hatte Snape wirklich Verwandlungen in dieselbe Kategorie gesteckt wie Wahrsagen?

„Und wen sollte ich fragen, wenn ich etwas über Wahrsagen wissen will? Auch McGonagall?“, fragte Draco grinsend. ‘Sehen wir mal wohin uns das bringt.’

„Nicht wenn du deine Frage wirklich beantwortet haben willst. Sie hat aber ein paar sehr gute Gründe dagegen, das Fach zu unterrichten... vielleicht die Hexe die den Wahrsagestand auf dem Markt hat“, meinte Snape. „Ich denke nicht, daß sie die Gabe hat, aber sie kennt vielleicht die Theorie, von der ich bezweifle, daß Trelawney es tut.“

„Kennen Sie niemanden der die Gabe wirklich hat?”

“Einen Zauberer, aber er ist in Azkaban, und ich kann nicht sagen, daß mir das Leid tut. Ein Wahrsager der sich mit den dunklen Künsten abgibt ist nie gut. Vor allem wenn er so ungeschickt ist wie dieser Kerl war.“

„Oh. Hat er für Sie-wissen-schon-wen gearbeitet?“

“Nicht einmal Voldemort hätte es riskieren wollen, etwas mit ihm zu tun zu haben. Er war gefährlicher für die Leute auf seiner Seite als für seine Gegner, bei all den Unfällen die er verursachte.“

„Hieß er vielleicht Longbottom?“, kicherte Draco.

"Nein, er hieß Lockhart, Asparagus Lockhart. Ich glaube er war der Vater dieses Idioten Gilderoy Lockhart. Sie haben ganz sicher viel gemeinsam.“

Draco erinnerte sich an den VgddK-Lehrer aus seinem zweiten Jahr, und verzog das Gesicht. Der Vater dieses Typen sollte ein wirklicher Wahrsager gewesen sein? "Sind Sie sicher, daß der Typ es wirklich konnte?“

”Es sah ganz sicher so aus, aber andererseits war er ein Lockhart, und ich bin ihm ebenso wie jeder andere einigermaßen vernünftige Mensch so gut es ging aus dem Weg gegangen. Man wusste nie, welche Katastrophe in Asparagus Lockharts Nähe als nächstes passierte. Aber ich schlage vor, daß du das Wahrsagen im Augenblick vergisst, und es stattdessen mit einem Tränkebuch versuchst. Ich bin mir vielleicht bei den Verwandlungen nicht sicher, aber ich weiß daß man nichts unsichtbar wahrsagen kann.“

„Ich weiß nicht. Gregory hat mir erzählt, daß Professor Trelawney wirklich gut darin ist, die Aufmerksamkeit der Klasse unsichtbar zu wahrsagen“, grinste Draco als er das Buch herauszog, das er das letzte Mal benutzt hatte.

„Unsichtbar? Oder war sie gar nicht mehr vorhanden? Es gibt einen Unterschied dazwischen.”

“Ich weiß nicht. Ich habe das Fach nicht. Vater sagte, es wäre Zeitverschwendung”, knurrte Draco als er in dem Buch ein Register suchte, in dem die Tränke nach ihrer Wirkung sortiert waren.

“Wenn du die Gabe nicht hast ist es höchstwahrscheinlich so. Und wenn du sie hast, würdest du wahrscheinlich besser daran tun, einen Privatlehrer zu finden wenn du mit der Schule fertig bist. Selbst Dumbledore hält nicht viel von Trelawney… das Buch hilft dir übrigens nicht viel wenn du noch nicht weißt nach welchem Trank du suchst. Ich würde ein anderes versuchen.“

Mit einem Seufzer stellte Draco das Buch an seinen Platz im Regal zurück, und zog ein anderes heraus. Ein schneller Blick zeigte aber, daß es in Runen geschrieben war, und er stellte es ebenfalls zurück und sah sich nach einem um, das einen englischen Titel auf dem Buchrücken hatte.

"Warum stellt er dann keinen anderen ein?”

"Wen? Ich sagte doch, daß der einzige wahre Wahrsager von dem ich weiß in Azkaban ist. Ja, Albus kennt wahrscheinlich ein paar andere, aber ich bezweifle, daß einer von ihnen frei ist. Echte Wahrsager sind sehr gesuchte und gutbezahlte Spezialisten. Sie würden nicht für das Gehalt eines Lehrers arbeiten.

Draco ließ „Organische Chemie“ und einen sehr dicken Band, der aussah als wäre er möglicherweise in Griechisch geschrieben aus und fand ein vielversprechend aussehendes Buch.

“Sagt man dasselbe nicht auch von Meistern der Zaubertränke? Sie könnten etwas besseres machen, da bin ich sicher. Warum sind Sie noch hier?“

“Das ist was anderes. Ich habe dir gesagt, daß ich Dumbledores Spion bin. Ich würde nicht mehr bezahlt bekommen, egal was ich mache.”

“Dann bleiben Sie nur um der guten alten Zeiten Willen bei Dumbledore?”

„Dumbledore vertraut mir”, sagte Severus leise. “Und er ist vielleicht der einzige der das tut.“

Draco hörte auf, das Register des neuen Buches nach etwas zu durchsuchen das entfernt nach „unsichtbar“ oder „verschwinden“ aussah, und sah zu seinem Lehrer auf. Snape klang auf einmal so traurig und müde als hätte es ihm wirklich weh getan. Und warum trauten ihm die Leute nicht?“ „Ich traue Ihnen, und die anderen Slytherins auch!“

"Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher. Slytherins sind von Natur aus mißtrauisch, und es ist eine ihrer besten Eigenschaften. Wir trauen nicht einfach jedem, und uns kann man nicht trauen.“

“Okay, also vielleicht trauen Ihnen nicht alle anderen Slytherins. Wenigstens nicht immer, aber ich schon.“

„Dann bist du vielleicht zu vertrauensselig“, schlug Snape vor, wobei er in seinen Kessel hinunter blickte.

"Nein, bin ich nicht“, widersprach Draco. “Nicht in diesem Fall zumindest. Sie haben viel mehr für mich getan als Sie mussten. Sie lassen mich hier bleiben, obwohl mein eigener Onkel mich nicht will, Sie geben mir zu essen, geben mir alles was ich brauche, und sogar einen Teddybären den ich nicht brauche. Sie würden nichts tun das mir schadet.“

"Aber würdest du darauf vertrauen, daß ich dasselbe für... beispielsweise Harry Potter mache?“

"Wen kümmert denn Potter?”, wies Draco das Argument schulterzuckend ab.

”Viele Leute”, sagte Severus leise, noch immer auf seinen Kessel konzentriert.

„Nun, ich bin keiner von ihnen.“

Snape antwortete nicht, und Draco wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Buch zu. Da! Verschwindetrank! Das musste der sein nach dem er suchte. Er suchte schnell die richtige Seite, und starrte die Zutatenliste an. Es sah fast so kompliziert aus wie der Wolfsbanntrank.

“Oh nein! Das kann ich nicht.“

„Natürlich kannst du. Ich hätte es dir nicht vorgeschlagen wenn ich denken würde, daß du es nicht kannst.“

„Das? Es müssen schon auf dieser Seite über 50 Zutaten sein!“

„Du übertreibst. Du brauchst insgesamt etwa 50 Zutaten, aber schwerer wird dieser Trank nicht. Das Brauen selbst ist leicht. Du mußt nur alles schneiden und in der richtigen Reihenfolge hineinwerfen. Lies einfach die Anweisungen und befolge sie. Es gibt nichts das wirklich schief gehen kann... das heißt, außer du gibst die Käferaugen nach den Lurchschwänzen hinein.“

„So blöd bin ich nicht“, knurrte Draco, der sich an die Explosion erinnerte, die Neville Longbottom in der 2. Klasse auf diese Weise verursacht hatte.

”Siehst du, gar kein Problem. Mach es einfach Schritt für Schritt.”

Mit einem leichten Seufzer holte Draco einen weiteren Kessel heraus und machte sich an die Arbeit. Es war wirklich nicht so schwer nachdem er die Zutaten erst einmal sortiert hatte, damit er nicht laufend durcheinander kam. Es war trotzdem nicht so leicht wie es bei Snape geklungen hatte. Einige der Zutaten waren ziemlich schwer zu behandeln.. Vor allem eine Wurzel, die immer vor ihm davon kroch wenn er nicht hinsah machte ihm große Probleme.

"Brauchen wir den auch für unsere ZAGs?”, fragte er Snape als er die Wurzel unter einem der Behälter herauszog, wo sie sich nach ihrem letzten Ausflug versteckt hatte.

"Nein, den machen wir im Unterricht nicht.”

"Warum nicht? Sie sagten es wäre nicht so schwer.”

"Er braucht viele Zutaten die nicht in den Schülervorräten sind, was bedeutet, daß ich viele Schüler in meinem Büro herumwühlen lassen müsste, wo ich die gefährlichen Sachen habe. Das ist nie eine gute Idee. Er braucht viele Zutaten in Glasbehältern die auf Arbeitstischen stehen, zwischen denen viele Kinder herumrennen und sie hinuterwerfen und dann in den ausgeschütteten Zutaten herumtrampeln und sie überall im Zimmer verteilen, und ich bezweifle, daß Filch das anschließend gerne saubermachen würde. Mir gefällt auch der Gedanke an die vielen unsichtbaren Gegenstände nicht, die dann im Klassenzimmer herumliegen. Jemand würde früher oder später darüber stolpern müssen. Und schließlich und endlich, kannst du dir das Chaos vorstellen, das Longbottom damit anrichten würde? Er könnte wieder das Klassenzimmer in die Luft jagen, seinen Kessel unsichtbar machen oder sogar den Trank über jemanden kippen, vielleicht sogar auf sich selbst. Ich will wirklich nicht, daß ein unsichtbarer Schüler herumläuft, vor allem nicht wenn er so ungeschickt ist wie Longbottom."

"Warum lassen Sie es dann mich machen?”

"Weil es eine gute Übung ist, mit vielen Zutaten umzugehen, und wirklich kein Problem, es einem einzelnen Schüler beizubringen. Außerdem ist mir der Gedanke gekommen, als ich den Becher da herumstehen sah.“

Draco versuchte seinen Lehrer wütend anzufunkeln, aber er schaffte es nicht ganz, drohend auszusehen. Er konnte nicht wirklich böse darüber sein. Er wusste, daß die Erfahrung nützlich sein würde. Wenn er mit 50 Zutaten klar kam, wären 20 nie wieder ein Problem. Er konnte schon sehen, daß der Rest der Klasse noch über die Menge der Zutaten für den Hustentrank stöhnte, oder verzweifelt nach einem verlegten Behälter suchte, während er ruhig seinen eigenen Trank beendete. Würde es Potter nicht ärgern, wenn er hinüber ging und ihm etwas Hilfe anbot?


Severus' Standpunkt


Kapitel 9

Kapitel 11

 

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