Runaway Dragon"

 

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Kapitel 2: Drei Tiere und ein Baby


Ein Gewicht, das plötzlich auf seine Brust fiel, weckte Draco. Er setzte sich schnell auf und fiel prompt von der Couch.

"Mrweow!" protestierte das Gewicht.

Draco starrte die große grauweiße Katze mit ihren sehr zerfetzten Ohren an. Die Katze starrte zurück, schlug mit dem Schwanz und stolzierte aus dem Raum. Offensichtlich störte sie sich an dem Eindringling in ihrem Haus.

Draco fragte sich einen Augenblick lang warum die Tür halb offen stand, dann erinnerte er sich daran daß Pansy Parkinsons Katze ein unheimliches Talent für das Öffnen von Türen hatte. Und das war eine einfache. Die Katze musste nur nach der Klinke springen, und die Tür ging auf.

Licht kam durch das Fenster herein, und Draco konnte die unmissverständlichen Geräusche von Aktivitäten vor der Tür hören. Er stand auf und sah aus dem Fenster. Er hatte ganz bestimmt zu lange geschlafen. Die Sonne schien hell auf den Merlin Park herunter. Er konnte Leute sehen, die durch den Park gingen, und eine Gruppe Kinder spielte ein Spiel, das er nicht kannte, auf dem großen Rasen unter seinem Fenster.

Der Park sah im hellen Tageslicht eigentlich recht nett und einladend aus. Er fragte sich, warum sein Vater ihn vor diesem Park gewarnt hatte. Die Kinder sahen aus, als hätten sie Spaß und würden sich überhaupt keine Sorgen um ihre Sicherheit machen. Sie trugen alle blaue Muggelkleider und trugen dieselben blauen Kappen. Sie hatten einen Ball auf dem Spielfeld und jagten ihm nach. Vielleicht war es ein Mannschaftsspiel, so ähnlich wie Quidditch, und dieses Team übte für ihr nächstes Spiel? Das würde die Uniform erklären, obwohl sie, abgesehen von den Kappen, nicht allzu streng zu sein schien.

Draco nahm seine Robe und ging hinaus in das Wohnzimmer. Vielleicht würde Snape ihn hinunter gehen lassen, um den Kindern beim spielen zuzusehen, nachdem er an die Auroren geschrieben hatte? Es würde sie etwas Zeit kosten, in Malfoy Manor nachzusehen.

Aber Professor Snape war nicht im Wohnzimmer. Sarah Snape saß am Fenster und nähte, und ein sehr kleiner Jemand krabbelte über den Boden.

"Guten Morgen, Mrs. Snape", sagte Draco höflich. "Guten Morgen Baby.”

"Guten Morgen”, antwortete Mrs. Snape.

"Da!" antwortete das Baby.

"Er heißt Billy.“ Erklärte Sarah mit einem leichten Lächeln.“

"Hi, Billy", sagte Draco, ebenfalls lächelnd. Billy war ein niedliches Kind. Er hatte die schwarzen Augen und das Haar seines Vaters, aber die eher unauffällige Nase seiner Mutter, was in Dracos Meinung eine recht glückliche Kombination war. Wer hätte schon eine Nase haben wollen wie Professor Snape?

"Da!", wiederholte Billy, und Draco schloß, daß das wahrscheinlich alles war das der kleine Kerl je sagte.

Draco hatte keine Erfahrung mit Babys und daher keine Ahnung, wie alt Billy sein könnte, und was er machen oder nicht machen konnte. Nach dem, was er im Augenblick sah, war er recht gut dabei zu krabbeln, und gar nicht gut im Reden. Er würde jemand anders finden müssen, um sich zu unterhalten. Nun die Kinder, die er im Park gesehen hatten, waren ganz bestimmt alt genug um zu reden, und er war sowieso sehr neugierig auf das Spiel das sie spielten.

Er tappte ins Badezimmer um sich zu waschen und anzuziehen, und als er zurückkam sah er, daß Sarah einen Teller für ihn aufgedeckt hatte und ihn gerade mit Frühstück füllte. Rühreier. Mmmh! Er hatte nicht gewußt, daß er soviel Hunger hatte. Er setzte sich um zu essen, und Sarah schickte ihm ein weiteres Lächeln, als sie sah, wie hungrig er zulangte. Sie hatte es wahrscheinlich selbst gekocht, erkannte Draco wieder verwirrt. Man mußte sich erst daran gewöhnen.

Die Katze war jetzt ebenfalls im Wohnzimmer, wo ihr eigenes Frühstück neben der Spüle der Küche stand, und Billy krabbelte noch immer über den Boden.

"Mammi!" sagte er, als er an Sarah vorbei kam.

Also konnte Billy reden. Oder wenigstens lernte er es gerade. Draco sah dem Baby mit neuem Interesse zu. Es war auch nicht ganz richtig, daß er nicht laufen konnte, manchmal zog er sich mit den Händen an einem Möbelstück hoch, machte ein paar unsichere Schritte und fiel hin, wenn er das helfende Stück losließ.

Weder Professor Snape noch der Hund hatten sich gezeigt bevor Draco mit dem Frühstück fertig war.

„Wo ist Professor Snape?“, fragte er schließlich Sarah. „Er hat versprochen, den Auroren wegen meiner Mutter heute eine Eule zu schicken.“

"Oh, das hat er schon vor Stunden gemacht. Er hat Munin gleich mit dem Brief losgeschickt und ist dann gegangen, um den Hund in der Nockturngasse herumzuzeigen. Ich weiß nicht warum er sich die Mühe macht. Er weiß, daß der Hund ein Streuner ist. Er tut nur so, als wollte er ihn zurückbringen. Ich weiß, daß wir noch ein Haustier bekommen.“ Sie betrachtete wütend die Katze.

„Er ist in die Nockturngasse gegangen? Warum haben sie mich nicht geweckt. Ich wäre mit ihm gegangen!“, rief Draco.

“Oh nein junger Mann. Die Nockturngasse ist kein Ort für brave kleine Jungen.“

"Ich bin nicht klein!“, protestierte Draco. „Und ich war schon öfter da. Vater hat mich immer in die Nockturngasse mitgenommen, wenn er einkaufen gegangen ist.“

„Dann ist dein Vater ein sehr verantwortungsloser Mann. Ein Kind in die Nockturngasse mitzunehmen. Wirklich! Was hat er nur gedacht? Leute, die wissen was gut für sie ist, gehen überhaupt nicht dahin. Aber nein, Severus muß gehen und all diese verrückten Todesser und Monster fragen, ob sie einen Hund verloren haben. Das Ministerium wird ihn wieder verdächtigen, wenn er so weiter macht, aber hört er auf mich? Nein.“

Draco hörte sich Sarahs Vortrag eine Weile an, dann fragte er sie, wann sie die Antwort vom Ministerium erwartete.

“Irgendwann heute nachmittag, denke ich. Aber mach dir keine Sorgen um deine Mami. Ich bin sicher, daß es ihr gut geht”, sagte Sarah, aber Draco hatte das Gefühl, daß sie nur versuchte, ihn zu beruhigen.

„Sie ist tot“, bestand er. “Ich habe sie da liegen sehen, und überall um sie herum war Blut. Vater hat sie umgebracht und er hätte mich auch umgebracht. Ich weiß, daß Professor Snape sagt, mein Vater würde so etwas nie tun wenn er bei Verstand ist, aber er war nicht bei Verstand. Er war betrunken. Ich hätte von ihm wegbleiben sollen. Das mache ich immer, wenn er betrunken ist. Aber ich war gerade von der Schule nach hause gekommen und ich wollte mit ihm reden. Mutter hatte keine Zeit, also bin ich gegangen, um mit Vater zu reden und er ist wütend geworden, weil Hermine Granger bessere Noten hatte als ich und er hat angefangen mich zu schlagen und dann ist Mutter gekommen und er hat sie umgebracht. Es ist alles meine Schuld.“

"Nein ist es nicht”, sagte Sarah. “Die Leute machen seltsamste Dinge wenn sie betrunken sind. Es ist nur ihre Schuld, weil sie zu viel getrunken haben. Und ich bin noch immer überzeugt, daß es deiner Mutter gut geht. Du wirst es sehen, wenn in ein paar Stunden der Brief kommt. Wart nur und versuche nicht zu viel daran zu denken.

„Okay, ich gehe bis dahin einfach hinunter und mache einen Spaziergang im Park.“

„Oh nein, das wirst du nicht!“, protestierte Sarah sofort. „Der Merlin Park ist kein Ort für kleine reiche Kinder. Er ist voller Diebe und Gangs und wer weiß, was einem unschuldigen reichen Jungen wie dir da passieren könnte. Severus sagte, du sollst die Wohnung nicht ohne ihn oder mich verlassen, und da stimme ich ihm völlig zu. Dies ist eine sehr schlechte Gegend, du gehörst nicht hierher.”

„Aber ich habe Kinder im Park unten spielen sehen. Sie haben gar nicht ausgesehen, als hätten sie Angst, und sie hatten auch keine Erwachsenen dabei.“

„Diese Kinder wurden hier geboren, Junge. Sie kennen sich aus.“

„Ich wollte nur hinuntergehen und mit ihnen reden. Das kann nicht gefährlich sein.“

„Oh doch, kann es. Wie gesagt, die Kinder wohnen hier. Sie sind sehr gefährlich für kleine reiche Kinder wie dich.“

„Ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich nicht klein bin. Ich bin fast 15 und warum denken Sie überhaupt, ich wäre ein reiches Kind? Was hat Professor Snape Ihnen von meiner Familie erzählt?” Er war nicht wirklich sicher, warum er dagegen protestierte, reich genannt zu werden. Es wahr schließlich die Wahrheit. Vielleicht hatte es etwas mit dem Schamgefühl zu tun, das ihm überkommen hatte, als er hier angekommen war. Er wollte nicht, daß sie ihn für reich hielt.

„Er hat mir nichts gesagt, außer dem was du gehört hast. Du bist einer seiner Schüler. Das heißt, daß du nach Hogwarts gehst, also bist du ein reiches Kind.”

"Dann denken Sie einfach, daß jeder der nach Hogwarts geht reich ist?” Draco konnte seinen Ohren nicht glauben.

"Natürlich. Arme Leute können sich nicht leisten, ihre Kinder in teuere private Internate zu schicken, und Hogwarts ist das allerbeste. Es ist ein Ort für reiche Kinder.“

"Oh wirklich? Die Kinder der Weasleys gehen auch nach Hogwarts, wissen Sie. Sie können die Weasleys nicht reich nennen, oder?“

"Doch, kann ich. Nach unseren Standards hier sind sie reich. Sie haben sogar ihr eigenes Haus. Die Weasleys sind vielleicht die ärmsten, die sich Hogwarts leisten können, aber der Punkt ist, daß sie sich Hogwarts leisten können. Und reiches Kind oder nicht, du gehst nicht aus der Wohnung, das ist das letzte Wort."

"Was soll ich dann den ganzen Tag machen? Ich habe keine Schulbücher mitgebracht, wissen Sie.”

“Was würdest du denn mit deinen Schulbüchern wollen? Ich dachte, du hast Sommerferien.” Sarah klang etwas verwirrt darüber.

“Ich muß lernen um bessere Noten zu bekommen. Vater besteht darauf, daß ich in jedem Fach der Beste bin, aber diese blöde Schlammblüterin Granger ist immer besser als ich.“

“Paß auf was du sagst, Junge!”, schimpfte Sarah. „Du wirst solche Worte nicht in meiner Gegenwart oder der meines Sohnes sagen. Verstanden?“

“Tschuldigung”, sagte Draco gehorsam..

"Wo lernt ihr Kinder nur solche Worte?”, begann Sarah einen neuen Vortrag. „Ich bin sicher, deine Eltern bringen dir so schmutzige Ausdrücke Zuhause nicht bei.“

"Eigentlich tun sie das schon. Vater steht ziemlich hinter dem Reinblüterzeug. Er redet laufend davon wie Schla…Muggelgeborene und Squibs unter uns sind und daß wir die Familie rein halten müssen und so weiter. Also ist es wirklich in Ordnung, wenn man das Wort bei ihm sagt. "

"Ich fange an deinen Vater wirklich zu verachten, Junge. Er klingt mir nach einer unangenehmen Person, wenn man ihn in der Nähe hat. Ich hoffe ganz bestimmt, daß er nicht herkommt um dich zu holen. Ich würde jemanden wie ihn nicht in meinem Haus haben wollen, und wer weiß was für einen schlechten Einfluß er auf Billy haben könnte.“

Draco sah das Baby wieder an.

„Billy sieht ein bisschen klein aus um zu verstehen was Vater über Reinblüter und Politik sagen könnte”, bemerkte er.

„Oh, man weiß nie, wie viel die Kleinen verstehen. Deswegen bestehe ich darauf, daß du von jetzt an aufpaßt was du sagst. Ich will nicht einmal, daß er versucht zu wiederholen, was du da gesagt hast.“

Draco nickte. Billy krabbelte zu ihm herüber, zog sich an seinem Stuhl hoch und warf ihm ein weiches Babyspielzeug auf den Schoß.

"Da!"

"Eigentlich heiße ich Draco, nicht Da", erklärte er dem Baby. "Dra - co."

"Da-oh?"

"Nun, das ist viel näher dran, ja”, kicherte Draco.

Er nahm das Spielzeug in die Hand. Es fühlte sich weich und gummiartig an, und als Draco es drückte, gab es ein leises Quieken von sich. Billy quietschte vor Freude. Also drückte Draco das Spielzeug wieder, und Billy lachte und legte Draco eine winzige Hand aufs Knie.

"Da-oh!"

Er zog Billy auf seinen Schoß, und das Baby kuschelte sich glücklich an ihn.

"Da-oh!"

Sie spielten etwa 10 Minuten mit dem kleinen Babyspielzeug bis Billy sich langweilte und sich hinunter kämpfte. Draco setzte ihn sehr vorsichtig auf den Boden, mit einem leichten bedauernden Gefühl, weil er das süße kleine Ding gehen lassen musste. Er hatte nie gewusst, daß Babys so liebenswerte kleine Wesen waren. Hatte seine Mutter nicht gesagt, daß sie nervend waren und immer nur weinten? Nun, vielleicht hatte sie die wirklich kleinen gemeint, die den ganzen Tag nur in der Wiege lagen. Es musste langweilig sein, wenn man sich gar nicht herumbewegen konnte. Kein Wunder, daß die Kinder grantig wurden und Aufmerksamkeit verlangten in dem sie jeden nervten.

Er langweilte sich wieder und sah zu Sarah auf, die wieder in der Küche beschäftigt war.

Sarah schien seine Augen auf ihr zu fühlen. Oder hatte sie ihn die ganze Zeit aus dem Augenwinkel beobachtet?

„Du könntest mir mit dem Geschirr helfen, wenn dir wirklich langweilig ist“, schlug sie vor.

Draco sprang auf und ging zu ihr hinüber.

“Okay, aber ich habe es noch nie gemacht. Was muß ich tun?“

“Hier, nimm das und trockene das Geschirr ab das ich dir gebe”, befahl ihm Sarah, wobei sie ihm ein Geschirrtuch gab. “Es ist nicht schwer. Wenn Billy ein oder zwei Jahre älter wäre, würde er es machen. Mußt du deiner Mutter nie in der Küche helfen?“

"Er... nein. Sie geht selbst überhaupt nie in die Küche. Wir haben, äh, einen Hauself der das Kochen übelnimmt.” Irgendwie war ihm nicht danach zu erwähnen, daß sie eigentlich mehrere Hauselfen hatten, und auch ein paar Diener. Es schien irgendwie nicht richtig.

"Einen Hauselfen. Und du sagst du bist kein reiches Kind?”

"Okay, dann ist meine Familie reich, sehr reich um ehrlich zu sein, aber ich sehe trotzdem nicht ein, warum mich das von den anderen Kindern da unten unterscheiden sollte.“ Hatte er das gerade gesagt? Hatte er das wirklich gerade gesagt? Nach all den Gelegenheiten, zu denen er Ron Weasley und auch einige andere Kinder damit aufgezogen hatte, daß sie arm waren? Aber auf einmal war es Draco wirklich, als sollte es keinen Unterschied geben, als sollte er im Park mit den andern Kindern spielen dürfen, egal wie viel Geld seine Eltern hatten.

"Es unterscheidet dich nicht wirklich von ihnen, aber es bringt dich in Gefahr. Die Kinder würden es auf dein Geld abgesehen haben, weißt du. Stell den Teller einfach da drüben hin. Wir machen einen Stapel daraus und stellen sie weg, wenn wir mit dem Abwasch fertig sind.“

Draco nickte und fing an einen Tellerstapel zu machen. Es war nicht wirklich so schlimm das Geschirr zu spülen, dachte er während er zuhörte wie Sarah eine fröhliche Melodie pfiff während sie arbeitete. Er versuchte mitzusummen und Sarah lächelte ihm wieder zu. Vielleicht mochte sie ihn doch? Draco beschloß zumindest, daß er sie mochte. Fast so sehr wie er Billy mochte.

Nachdem sie mit dem Geschirr fertig waren zeigte ihm Sarah, wie man Billys Windeln wechselte. Das stellte sich als viel schwerer heraus als Geschirr zu spülen. Billy hatte gar nichts dagegen, daß man ihm die dreckige Windel abnahm, aber ihm war offensichtlich nicht danach, eine frische zu tragen. Vielleicht weil es heute so heiß war? Nach einem minutenlangen Kampf schaffte es Draco endlich das Baby still zu halten, während Sarah schnell die neue Windel befestigte. Billy protestierte einen Augenblick lang, aber dann fand Draco eine kleine Babyrassel die genügend Ablenkung schuf.

***



Professor Snape kehrte gegen Mittag zurück, als Sarah gerade damit beschäftigt war, das Essen zu kochen, während Draco Billy fütterte. Zu Sarahs Überraschung hatte sich dieses Unternehmen als sauberer herausgestellt, als sie erwartet hatte, also hatte sie es Draco überlassen.

‚Dieser Hund’ kam wieder mit Snape zurück, und mit einem lauten Bellen und einem wilden Lauf durch das Wohnzimmer ernannte er sich selbst offiziell zu einem Mitglied der Familie Snape. Severus hatte seinen Besitzer nicht finden können und schließlich aufgegeben.

Sarah seufzte nur bei der Neuigkeit. Sie hatte es sowieso erwartet, und Draco nahm an, daß sie im stillen froh war den Hund zu behalten, wenigstens deutete die Geschwindigkeit, mit der sie eine weitere Dose Hundefutter herauszog, darauf hin.

“Schon was von den Auroren gehört?”, fragte Snape Sarah und Draco.

„Nein, nichts“, sagte Draco. “Sie zwingen mich doch nicht dazu zurück zu gehen, oder?”

"Draco, deine Mutter ist nicht tot. da bin ich sicher”, wiederholte Snape.

"Okay, Sie glauben es nicht, aber wenn sie tot wäre, würden sie mich dann dazu zwingen, zu meinem Vater zurück zu gehen?”

"Nein, würden sie nicht. Sie würden ihn verhaften und sie könnten dich nicht mit in die Zelle sperren”, sagte Sarah.

"Was würden sie mit mir machen?“, fragte Draco ängstlich.

„Ich schätze, du müßtest bei einem Verwandten wohnen“, sagte Snape. „Leben deine Großeltern noch?”

Draco schüttelte den Kopf. ”Nein, mein nächster Verwandter würde Onkel Thomas sein, denke ich. Er lebt irgendwo in Schottland.

“Nun, dann würdest du wahrscheinlich dahin gehen.“

Das ganze Mittagessen über versuchte Draco sich an alles zu erinnern, was er je von seinem Großonkel Thomas Malfoy gehört hatte. Es war nicht viel; sein Vater mochte ihn nicht sehr, aber Draco konnte sich wirklich nicht daran erinnern warum. Vielleicht hatte er es nie gewußt. Er war sicher, daß er Onkel Thomas oder andere Verwandte nie auf Ballveranstaltungen oder Soireen gesehen hatte. Er nahm an, daß sie alle keinen Kontakt mit dem guten alten Lucius wollten. Vielleicht waren sie alle Muggelfreunde? Das wäre gut, beschloß Draco. Wenn er in einer Familie Muggelliebhaber leben würde, konnte er Muggelkunde nehmen und alles lernen, was es über elektrische Geräte zu lernen gab.

Sarahs elektrischer Ofen faszinierte ihn. Er fragte sich, warum hier all diese elektrischen Dinge waren und keine Feuerstelle. Er würde Snape einmal danach fragen, beschloß er.

Nach dem Mittagessen bot Draco schnell an, wieder beim Abspülen zu helfen, was ihm einen überraschten Blick von Severus einbrachte, und dieses Mal ließ ihn Sarah wirklich abspülen. Draco spritzte mit dem Wasser etwas mehr herum als nötig, aber Sarah tadelte ihn nicht dafür. Abzuspülen machte tatsächlich Spaß. Vielleicht war es doch nicht so schlecht, ein Hauself zu sein? Nun, zumindest wenn man nicht den Malfoys gehörte.

Dann brachte Sarah Billy für seinen Mittagsschlaf ins Bett, und Draco fing wieder an. sich zu langweilen. Sarah nähte wieder und bestand darauf, daß Draco ihr dabei nicht helfen konnte weil es Magie brauchte und er in den Ferien nicht zaubern durfte.

Also ging Draco endlich nachsehen, was Professor Snape in seinem Labor machte. Es war keine echte Überraschung, daß er einen Trank braute. Interessanter war die Gaslampe, die er nutzte, um das Wasser in seinem Kessel zu erhitzen. Draco erinnerte sich an die Frage, die ihm vorhin eingefallen war.

“Warum haben sie keine Feuerstelle wie jeder andere?”, erkundigte er sich, nachdem Snape ihn zum 5. Mal von der Gaslampe weggescheucht hatte, weil er im Weg stand.

"Weil es der Hauseigentümer nicht erlaubt. Eigentlich erlaubt er den Bunsenbrenner auch nicht, aber ich hab nicht gefragt.“

"Warum? Was ist so schlimm wenn man eine Feuerstelle hat?”

"Das Feuer. Ich denke er fürchtet, es könnte das Haus niederbrennen.”

"Sind deswegen die ganzen Lampen hier? Weil man für Kerzen auch Feuer braucht?”

"Genau. Kannst du mir bitte zwei Drachenzähne geben? Sie sind in dem großen Gefäß genau hinter dir.“

Draco nahm zwei Zähne aus dem Gefäß und hielt sie Snape hin, der sie nahm und in den blubbernden Kessel warf.

“Was brauen Sie?”

"Pepperup-Trank. Einer der Nachbarn hat eine schlimmer Erkältung, und das ist leicht ansteckend, also mache ich mehr, nur um vorbereitet zu sein.”

"Ich wusste nicht, daß man in einem Pepperup-Trank Drachenzähne braucht.”

"Nicht für die übliche Art, aber das hier ist meine spezielle Version. Es ist etwas schwieriger zu brauen, aber es hat weniger Nebenwirkungen und meiner Meinung nach schmeckt es auch besser.“

„Nebenwirkungen? Welche Nebenwirkungen?”

"Der Rauch, der einem aus den Ohren kommt. Oder hast du das noch nicht bemerkt? Ich habe es immer für ziemlich nervig gehalten, deswegen habe ich ein Rezept erstellt, das nicht gar so viel raucht.“

Draco sah ihm weiter zu und unterhielt sich damit zu versuchen, weitere Unterschiede zwischen dieser Version und der zu sehen, die ihnen Snape in der Schule beigebracht hatte. Aber nach einer Weile war Snape mit den Zutaten fertig und fing an, den Trank geduldig umzurühren, und es war ziemlich langweilig, ihm dabei zuzusehen. Draco ging zum Fenster hinüber und sah wieder hinaus. Die Kinder mit den blauen Kappen waren nirgends in Sicht, aber etwas weiter weg stand eine Gruppe Kinder mit roten Tüchern als Stirnbändern unter einem Baum.

Sie schienen keinen Ball dabei zu haben. Trotzdem dachte Draco, daß sie vielleicht die Gegner der ersten Gruppe waren. Vielleicht hatten sie den Ball irgendwo unter den Baum gelegt, wo ihn Draco nicht sehen konnte.

Ein kleineres Kind rannte zu der Gruppe und wurde von zwei der Kindern mit roten Tüchern einige Meter bevor es den Baum erreichte aufgehalten. Der Junge wich vor den größeren Kindern zurück und sagte etwas. Einer der beiden schien ihm einige Fragen zu stellen, die der Kleinere beantwortete. Die beiden tauschten einen Blick und derjenige, der die Fragen gestellt hatte, drehte sich um und ging zum Baum, um mit dem Jungen in der Mitte der Gruppe zu reden. War er ihr Teamchef? Wieder gab es Fragen und Antworten, und dann kam der Junge zurück zu seinem Freund, der mit dem kleineren Kind wartete, und die beiden führten das Kind zu dem in der Mitte.

"Was siehst du da?”, Snape stand auf einmal genau hinter Draco. Er hatte nicht bemerkt, daß er sich angeschlichen hatte.

"Nur ein paar Kids im Park”, sagte Draco, wobei er auf die Versammlung unter dem Baum deutete.

Snape sah sie durch zusammengekniffene Augen an.

"Das sind die Sharks”, sagte er. “Ich frage mich, was sie da machen. Ich bin mir nicht mal sicher, daß das ihr Territorium ist.”

"Ihr Territorium?”, fragte Draco verwirrt. Warum hatten diese Kids wohl ein Territorium? Und warum nannte Snape sie Sharks?

„Ja, wir leben ziemlich genau an der Grenze zwischen ihrem Territorium und dem der Rakers. Noch ein Grund, aus dem du nicht rausgehen solltest. Vor allem nicht wenn die Sharks versuchen es zu übernehmen.“

„Warum heißen sie Sharks?“

„So nennen sie sich. Ihr Anführer ist Mark the Shark." Snape deutete auf den Jungen in der Mitte der Gruppe, der jetzt mit dem kleineren Jungen redete. „Sie haben ihren Namen von ihm, nehme ich an, oder vielleicht ist es anders rum. Ich habe nie einen Grund, gesehen sie zu fragen. Ich gebe mich normalerweise nicht mit den Gangs ab. Das ist Kinderkram, und Erwachsene mischen sich üblicherweise nicht ein.”

Gangs? Diese Kids waren eine Gang? Draco starrte fasziniert hinunter. Er hatte immer gedacht, daß Gangs immer kämpften oder in Häuser einbrachen oder so was, aber die Sharks sahen ihm ziemlich friedlich aus.

“Sie sehen nicht so schlimm aus. Warum kann ich nicht einfach hinunter gehen und hallo sagen?”

“Sehen nicht schlimm aus? Sie suchen Krieg mit den Rakers da unten. Und sie haben noch nie von Neutralität gehört. Du gehörst entweder zu ihnen, was bedeutet, daß dich die Rakers zusammenschlagen, oder zu den Rakers, was bedeutet daß dich die Sharks zusammenschlagen.“

"Zu wem gehören dann Sie?”

"Zu niemandem. Ich habe dir schon gesagt, daß das Kinderkram ist.”

"Warum kann ich ihnen dann nicht einfach sagen, daß ich auch nicht zu einem von ihnen gehöre?“

"Weil du ein Kind bist, Draco. Du kannst ihnen nicht erklären, daß dich Kinderkram nicht betrifft. Hier sind Kinder in deinem Alter einfach nicht sicher, wenn sie nicht in eine Gang gehören.“

„Was, wenn ich verspreche, mich von den Kids fernzuhalten? Ich gehe einfach im Park spazieren.“

„Nein, zu gefährlich. Sie werden nicht von dir weg bleiben. Rauszugehen heißt, um Schwierigkeiten zu bitten.“

"Aber mir ist langweilig. Ich habe nicht einmal meine Bücher hier um zu lernen. Was soll ich denn die ganze Zeit machen?“

„Wir werden jetzt jeden Augenblick von den Auroren hören, Draco. Hab nur ein bisschen länger Geduld.”

"Ich war den ganzen Tag geduldig. Wenigstens hatte ich da Billy um mit ihm zu spielen. Jetzt ist mir langweilig. Wie lange schlafen Babys eigentlich?“

"Solange sie müde sind, und ich denke du hast ihn ziemlich müde gemacht”, grinste Snape.

”Hey, er ist ständig rumgekrabbelt. Ich habe ihn nicht darum gebeten.”

“So sind Babys eben. Wenn du wirklich lernen willst, hier sind genug Bücher im Zimmer. Sie sind nicht alle für dich geeignet, aber ich bin sicher, daß du was findest.“

„Was meinen sie mit geeignet? Was haben Sie hier?”, fragte Draco interessiert.

„Größtenteils Bücher, die ich für meine Tränke brauche. Recht fortgeschrittene Lektüre für einen 15jährigen, aber irgendwo sind ein paar grundlegendere Texte. Du mußt eben suchen bis du etwas findest, das du verstehst.”

Draco sah das Bücherregal lange an. Es war gestopft voll, und eine nähere Inspektion zeigte, daß in der Tat eine zweite Reihe Bücher hinter der ersten versteckt war. Hier etwas zu finden musste schwer sein. Es sei denn Snape hatte ein System das Draco nicht erkannte.

"Oder wir könnten die Zeit nutzen, um etwas praktische Arbeit zu erledigen. Mach mir einen Schlaftrank, in dem du nur diese Zutaten benutzt!“ Snape stellte 10 Behälter auf den Arbeitstisch.

„Ich kenne keinen Schlaftrank, den man daraus macht“, protestierte Draco. „Sie haben uns keinen beigebracht.“

"Angst vor einer kleinen Herausforderung? Du hast all meine Bücher, um dir zu helfen. Du kannst es schaffen.“

Draco sah die Zutaten genauer an. Einige von ihnen hatte er noch nie benutzt. Er hätte nicht einmal gewusst, was sie waren, wenn sie nicht beschriftet gewesen wären. So wie er Snape kannte, war die Hälfte davon nicht einmal notwendig und sollte ihn nur verwirren. Er beschloß anzufangen, indem er herausfand, wofür die einzelnen Zutaten gut waren. Vielleicht würde ihn das irgendwohin bringen. Er nahm das erste Buch vom Regal, in der Hoffnung, eine seiner Zutaten im Stichwortverzeichnis zu finden. Das Buch war aber in alten Runen geschrieben, die ein gutes Stück komplizierter waren als alles, was er bisher im Unterricht übersetzt hatte.

Draco warf Snape einen Blick zu und stellte das Buch wieder ins Regal. Er nahm das nächste Buch heraus. Organische Chemie? Was war das? Er machte das Buch auf und sah, daß es in einer Art Code geschrieben sein musste, der größtenteils aus großen Buchstaben und winzigen Zahlen bestand. Er schloß das Buch und sah Snape dieses Mal dabei sehr verwirrt an.

Sein Lehrer grinste noch immer. „Ich habe dir gesagt, daß sie nicht alle für dich geeignet sind. Such weiter.“

Das nächste Buch stellte sich als Tränkebuch heraus und war in englisch geschrieben. Aber Dracos triumphierendes Lächeln hielt nur Sekunden. Es war vielleicht englisch, aber das bedeutet nicht, daß er es verstand. Der größte Teil schien sehr theoretisch, wahrscheinlich nur Spekulation, zu sein. Er suchte ein einfaches Register von Tränkezutaten oder Spruchrezepten, keine fortgeschrittenen wissenschaftlichen Texte.

Der Titel des 5. Buches ließ Draco den Schlaftrank fast völlig vergessen. ‚Fortgeschrittene Physik’. Das musste etwas über Sachen wie Elektrizität sein. Er blätterte es eine Weile durch, aber er verstand wieder nichts. Ihm fehlten offensichtlich die Grundlagen. Vielleicht konnte er hier irgendwo ein Buch finden das „Physik für Anfänger“ hieß? Draco sah sich weiter die Bücher an, und dieses Mal fand er ein Buch, das nicht unbedingt zu kompliziert für ihn war. Es war aber auch nicht gerade ein einfacher Text, und Draco hätte es fast zurückgestellt, wenn Snape nicht dazwischengegangen wäre.

„Das ist ein Gutes. Das würde ich nehmen, wenn ich du wäre.“

Draco seufzte leise und durchsuchte wieder das Register. Ja, das Buch konnte funktionieren.

Er brauchte dennoch viel Hilfe von Snape, um die Aufgabe zu erledigen. Snape sah aber nicht enttäuscht aus, was Draco überraschte.

„Werden wir so was nächstes Jahr im Unterricht machen?“ fragt er, als sie endlich fertig waren.

„Den Trank schon. Das Ratespiel nicht. Er wird in eurem Buch stehen, also wird es gar nicht schwer sein, nicht anders als die anderen Tränke die ihr in der Schule gelernt habt.

„Warum haben Sie mir nicht einfach das Rezept gegeben, wie Sie es in der Schule immer machen?“

„Weil ich wollte, daß du siehst wie Tränkebrauen in Wirklichkeit meistens ist. Man bekommt im Leben kein Rezept und ordentlich auf dem Tisch gestapelte Zutaten. Normalerweise weißt du nur was du erreichen willst, und du hast nur eine bestimmte Anzahl an Zutaten zur Verfügung. Der größte Teil der Arbeit ist dann, das richtige Rezept zu finden um es zu machen.“

"Das ist anstrengend”, bemerkte Draco.

"Nun, ich habe nie behauptet es wäre leicht ein Meister der Zaubertränke zu sein. Jeder Job hat gute und schlechte Seiten. Es wird aber einfacher, wenn man erst einmal etwas Erfahrung hat. Ich kenne die meisten grundlegenden Tränke mittlerweile auswendig, und ich kenne meine Bücher. Wenn man erst mal weiß wo man suchen muß, macht es wirklich Spaß etwas Neues auszuprobieren.”

"Das sagen Sie”, knurrte Draco, aber er musste zugeben, daß er dieses bestimmte Rezept wahrscheinlich nie wieder vergessen würde. „Ist das Ding wenigstens in den ZAGs oder wollen Sie uns nur zum Spaß foltern?”

“Ah, wenn ich mich richtig erinnere ist es das”, sagte Snape mit einem seltsam unbestimmten Tonfall.

Draco hatte auf einmal das seltsame Gefühl, daß er diesen Trank vor den ZAGs besser gut üben sollte.

Es war fast Zeit zum Abendessen, und Billy schien entschlossen zu sein, Draco bis dahin beschäftigt zu halten.

"Da-oh!", rief er glücklich als er sah, wie Draco das Zimmer betrat.

Das Baby ließ den Stuhl los, an dem er sich festgehalten hatte, und versuchte zu seinem neuen Spielgefährten zu laufen. Draco fing ihn gerade rechtzeitig, bevor er fiel.

"Da-oh!"

"Weißt du was? Da-oh's ist recht gut, aber eigentlich heißt das Draco. Kannst du Dra-co sagen? Dra-co. komm schon, du kannst das”, sagte Draco als er das Baby aufhob und knuddelte.

"Da-ko?" fragte Billy

"Viel besser, jetzt bist du wirklich nah dran.“

"Dako!"

"Na, er hat sogar schon ein Wort daraus gemacht”, bemerkte Snape. „Laß es dabei. Ich denke nicht, daß er es besser schafft.“

Draco antwortete nicht, er war damit beschäftigt, Billy durch das Zimmer zu wirbeln. Billy quietschte vor Freude. Es musste sich für ihn fast so anfühlen, als wäre er auf einem Besen, dachte Draco, er fragte sich ob ihn je jemand so herumgewirbelt hatte, als er ein Baby gewesen war. Wahrscheinlich nicht. Seine Eltern hätten bestimmt nicht gewollt, daß sie jemand dabei sah, so etwas albernes zu tun, und die Hauselfen und Diener hatten zweifellos etwas besseres zu tun als mit einem Baby zu spielen.

„Ich habe deinen furchtbaren Hund ausgeführt, als ihr beide da drinnen gespielt habt. Nur falls du es wissen möchtest“, erklärte Sarah Severus.

„Wir haben nicht gespielt, wir haben Tränke gebraut“, teilte ihr Snape mit.

"Egal. Du hättest trotzdem an den Hund denken können.”

“Ich kann ihn ausführen wenn Sie wollen”, bot Draco sofort an.

"Nein kannst du nicht!”, schimpfte Sarah sofort. „Du verläßt die Wohnung nicht. Und ich habe ihn eh schon rausgebracht.“

"Es war nur ein Vorschlag.“ Draco spielte einen Augenblick lang den Beleidigten, aber Billy forderte schnell seine Aufmerksamkeit wieder zurück, und er vergaß eine Weile, daß er hinaus gehen wollte.

Als nach dem Abendessen noch immer keine Antwort vom Ministerium gekommen war und Sarah Billy ins Bett gebracht hatte, fingen sie alle an etwas nervös zu werden. Warum brachten die Auroren so lange?

Draco fing an zu befürchten, daß sein Vater die Auroren, die nachsehen geschickt worden waren, auch umgebracht hatte. War Lucius Malfoy mächtig genug, um alle Auroren in England zu töten? Sarah versuchte ihn abzulenken, indem sie ihn das Geschirr dieses mal alleine abspülen ließ, aber als er fertig war, saßen sie alle da und warteten und fragten sich wieder was passiert sein konnte.

Schließlich kam Munin, der Rabe, zurück, aber er trug keine Botschaft. Severus streichelte vorsichtig seine glänzenden schwarzen Federn und sah erwartungsvoll die Türe an.

”Was ist los?” fragte ihn Draco. “Warum hat er keine Antwort gebracht?”

“Jemand muß persönlich herkommen”, antwortete Snape ohne die Augen von der Tür zu nehmen. “ich habe Munin gesagt, er sollte auf eine Antwort warten, und er würde auch nicht ohne zurückkommen, es sei denn er kommt mit jemandem der die Antwort bringt.”

"Aber es ist niemand da”, bemerkte Draco, der sich umsah, als könnte sich der Mensch mit der Nachricht irgendwo in dem kleinen Zimmer verstecken.

„Munin ist durchs Fenster hereingeflogen. Unser Bote muß die Treppen steigen”, erklärte Sarah. “Er wird jeden Augenblick da sein.”

Tatsächlich erklang nur Sekunden später ein plötzliches BRRRING! Und Draco sprang auf.

“Was war da?”

“Die Türklingel”, antwortete Snape, der schon halb an der Türe war. „Sie ist elektrisch und hat einen Knopf. Ich zeige sie dir später“, fügte er mit einem leichten Lächeln in Dracos Richtung hinzu.

Snape öffnete die Türe, und ein sehr erschöpft aussehender Zauberer trat ein.

"Könntet ihr nicht wenigstes im Erdgeschoß wohnen, wenn ihr euch schon keine Feuerstelle anschaffen könnt?”, schnappte er statt einer Begrüßung.

„Sie hätten apparieren können”, antwortete Snape mit neutraler Stimme. “Und Sie hätten gar nicht kommen müssen. Ein einfacher Brief hätte ausgereicht. Deswegen habe ich meinem Raben befohlen, auf die Antwort zu waren, wissen Sie.”

“Gebt ihr mir wenigstens was zu essen?”, knurrte der Fremde.

"Ich fürchte, Sie haben das Abendessen verpaßt, aber ich werde Ihnen Brot und Käse holen, wenn sie ein paar Minuten warten“, antwortete Sarah höflich.

"Pah, billiges Essen”, meinte der Gast, aber er aß es trotzdem.

Severus wartete geduldig darauf, daß der unhöfliche Mann sein Essen aufaß. Draco dachte, sie hätten ihn in dem Augenblick hinauswerfen sollen, in dem er angekommen war, aber er folgte Snapes Beispiel und wartete. Es war schließlich Snapes Haus und nicht seines.

"Sie hatten recht wegen Malfoy”, blaffte der Fremde schließlich. “Wir haben die Leiche seiner Frau gefunden und der Butler und zwei Hauselfen haben bestätigt, daß er sie umgebracht hat. Als wir das Haus durchsucht haben, haben wir mehr als genug Objekte der Dunklen Künste gefunden, um die ganze Armee des Dunklen Lords auszurüsten. Er streitet natürlich alles ab, aber dieses mal helfen ihm nicht einmal die besten Anwälte. Er geht nach Azkaban.“

Draco fühlte, daß er am ganzen Körper zitterte und fragte sich warum. Er fühlte im Augenblick gar nichts. Warum sollte er? Er hatte es schon gewußt.

Sarah legte vorsichtig die Arme um ihn.

„Wir werden Sie morgen als Zeugen für die Verhandlung brauchen“, sagte der Fremde zu Snape.

“Was ist mit dem Jungen?“, fragte Snape ruhig.

„Wenn Sie und der Butler eine gute Geschichte erzählen, muß er vielleicht nicht kommen, Richter Waller, der alte Weichling, denkt es wäre zu schwer für das Kind, wenn er die ganze Sache wieder erzählen müßte. Er denkt, das Kind muß geschützt werden. Pah!“

Weniger als 5 Minuten später war der Fremde wieder gegangen, aber vorher hatte er mit seinem schroffen Geschrei noch Billy aufgeweckt und war der Katze auf den Schwanz getreten. Severus hatte es gerade noch geschafft ‚diesen Hund’ zu packen, bevor er nach diesem letzten Vergehen seine Zähne in das Bein des Fremden hatte schlagen können. Sarah war ins Zimmer des Babys gelaufen und hielt Billy jetzt im Arm und versuchte ihn wieder in den Schlaf zu schaukeln, aber er hörte nicht auf, wütend zu heulen, weil sein Schlaf gestört worden war. Die Katze hatte sich auf das höchste Küchenregal zurückgezogen und aus irgendeinem Grund konnte Draco nicht aufhören zu weinen. Snape nahm ihn vorsichtig in den Arm und versuchte ihn zu trösten, aber dieses Mal gab es nicht viel das er sagen konnte.

"Wer war der Kerl?“, brachte Draco zwischen zwei Schluchzern heraus.

„Ein Auror, den ich unglücklicherweise kenne“, antwortete Snape, wobei er Draco vorsichtig mit einer Hand über den Rücken rieb.

„Warum haben Sie ihn nicht rausgeworfen? Warum haben Sie ihn herein kommen und sich so aufführen lassen?“

„Ich musste. Ich muß den Auroren gegenüber freundlich sein. Sie können mit uns praktisch alles machen was sie wollen.“

"Nein können sie nicht”, protestierte Draco, der noch immer weinte, sich aber trotzdem aus Snapes Halt losriß. „Sie müssen wenigstens Ihr Heim etwas respektieren.”

Snape lächelte traurig und schüttelte den Kopf. "Ich werde es ein andermal erklären. Es ist eine lange Geschichte, aber das Ende ist, daß ein Auror alles machen kann ,was er will und ich ihn besser nicht verärgere.“

Draco versuchte sich die Tränen an den Ärmeln abzuwischen, aber immer mehr liefen aus seinen Augen, und er wusste noch immer überhaupt nicht, warum er weinte. Snape gab ihm wortlos eine Packung Papiertaschentücher. Ein Tuch hätte ihm dieses mal wahrscheinlich gar nicht geholfen. Draco kuschelte sich wieder an ihn. “Tut mir leid”, schniefte er leise.

„Was denn?”, fragte ihn Snape. “Was der Auror macht, ist nicht deine Schuld, und er kommt sowieso hin und wieder vorbei. Ich hätte ihn wirklich erwarten sollen.”

"Nicht wegen dem Auror. Weil ich so schwach bin.”

“Schwach? Was meinst du? Es tut dir doch nicht leid, daß du weinst, oder?”

Draco nickte leicht.

”Draco, du bist nicht schwach, es ist in Ordnung wenn man weint. Hey, deine Mutter ist gerade gestorben. Ich würde mir Sorgen machen, wenn du nicht weinen würdest, weißt du.“

“Aber ich wusste es schon.”

„Etwas zu wissen und zu hören wie es jemand anders sagt, sind zwei verschiedene Sachen. Es ist in Ordnung, Draco. Wirklich. Es ist in Ordnung wenn man weint.”

Draco schniefte noch sehr lange. Oder wenigstens kam es ihm sehr lange vor. Er hörte, wie Sarah Billy wieder ins Bett brachte und irgendwann gute Nacht sagte, aber er reagierte nicht. Schließlich war ihm, als hätte er keine Tränen mehr übrig, und er saß nur stumm da.

”Draco? Soll ich dich jetzt ins Bett bringen?”, fragte ihn Snape leise.

Er nickte nur, und Snape hob ihn auf und trug ihn zurück ins Labor, um ihn auf sein Bett auf der Couch zu setzen. Draco zog sich schnell wieder das alte T-Shirt an und rollte sich auf dem Bett zusammen.

"Morgen ist Markttag, weißt du“, erklärte ihm Snape. „Du kannst mit Sarah einkaufen gehen wenn du willst. Sie könnte etwas Hilfe brauchen, um die Einkaufstaschen zu tragen und auf Billy aufzupassen. Hier gibt es einige Läden, die alle möglichen Muggelsachen verkaufen. Und du kannst auch den Hund mitnehmen.“

„Muß ich morgen nicht zu Onkel Thomas gehen?“

”Nein, nicht bevor der Prozeß vorbei ist. Sie brauchen dich vielleicht noch als Zeugen, und dafür müssen sie wissen, wo sie dich finden können. Wenn es schnell geht kann der Prozeß an einem Tag vorbei sein, aber ich bezweifle es. Bei der Menge Anwälte, die sich Lucius leisten kann, werden sie es wahrscheinlich eine ganze Woche lang hinziehen.

„Nicht länger?”

“Nicht mit Waller als Richter. Waller ist ein netter Kerl, aber er kann Leute nicht ausstehen, die ihre Frauen und Kinder mißhandeln. Lucius hat wirklich keine Chance. Er wird lebenslänglich in Azkaban bekommen, und das weiß er.“

”Und was wird aus mir? Was machen sie mit mir?”

“Du gehst zu deinem Onkel, wie ich es dir schon gesagt habe. Ich bin sicher, daß du dich dort bald wie zu Hause fühlen wirst. Magst du deinen Onkel Thomas, Draco?“

“Ich kenne ihn nicht. Ich denke, er redet nicht mit Vater. Er mag die dunklen Künste nicht, denke ich.“

„Nun, das ist dann gut für dich. Er wird dir dann ein paar echte Werte beibringen. Und er wird dich nicht unter so viel Druck setzen. Er wird gut zu dir sein, Draco, da bin ich sicher.“

Aber Draco war sich gar nicht so sicher. Schließlich war Professor Snape auch davon überzeugt gewesen, daß seine Mutter noch lebte. Andererseits würde das Leben bei Onkel Thomas besser sein müssen, als in einer Straßenecke in der Winkelgasse zu schlafen oder in einem Waisenhaus zu leben. Und vielleicht, nur vielleicht, hatte Onkel Thomas elektrische Sachen ins einem Haus? Wenn er ein Muggelfreund war hatte er vielleicht auch ein paar Muggelsachen.


Severus' Standpunkt





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