Runaway Dragon"

 

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Kapitel 24: Drei kleine Möchtegernmitglieder



Sie kamen früh genug aus Amerika zurück, so daß Draco noch zu den Rakers aufs Fußballfeld gehen konnte. Die kleinen Möchtegernmitglieder waren schon gegangen, und sie steckten mitten in der Spielerbesprechung als Draco sich neben Mike ins Gras fallen ließ.

„Wie ist’s gelaufen?“, fragte er sie beiläufig.

„Wie war’s in Amerika?“, fragte Charlie sofort zurück. „Wollten sie dich da nicht?“

“Amerika ist komisch. Sie haben nicht mal richtige Zaubererläden. Könnt ihr glauben, daß sie da ihre Zauberstäbe mit der Post bestellen?”

„Aber wie ist das Land?“, wollte Sammie wissen. “Haben sie überall Wolkenkratzer?”

“Ja, und es ist ganz gleichmäßig, und ihre U-Bahn ist dunkel und dreckig aber sie nennen sie anders. Und sie haben keine Zäune um die Gärten. Aber die Leute sind nett. Sie haben die seltsamsten Namen und einen komischen Dialekt, aber sie sind echt nett.”

“Warum haben sie dich dann nicht behalten?”, fragte Jack mit einem finsteren Blick. Er hasste es, wenn wichtige Geschäfte unterbrochen wurden.

„Sie haben schon 8 Kinder. Hatten keinen Platz mehr für mich”, seufzte Draco.

“Also gehst du dann zu Gringolf Glizzard?”, fragte Mary verträumt.

„Oh das ist so aufregend!”, rief Charlie.

“Nein ist es nicht”, knurrte Draco. „Hoffentlich will er mich auch nicht, dann bin ich zum großen Spiel hier.“

“Das wäre gut”, sagte Jack zur allgemeinen Überraschung. „Wir könnten dich echt brauchen.“

Draco lachte. „Wozu? Ich kann nur Torhüter spielen, und dafür habt ihr schon Mary.“

„Du bist besser als Mary, und wir können sie auch als Verteidiger gebrauchen“, erklärte Mike.

„Mary als Verteidiger?“, fragte Draco überrascht. Der Gedanke war ihm noch nie gekommen. „Das hat sie noch nie versucht.“

„Es ist nicht allzu schwer“, bemerkte Matt.

„Sie ist groß und furchterregend“, erklärte Jack. „Beth ist darin auch ganz gut, aber die anderen sind alle viel zu klein. Sie taugen vielleicht gegen Kinder in ihrer Größe. Aber keiner von ihnen wird die Löwen beeindrucken.“

„Also habt ihr euer Team noch nicht gewählt?“, fragte Draco neugierig.

„Beth ist beschlossen, und Susie war auch nicht schlecht. Es ist der dritte Verteidiger, der uns Probleme macht.“ fasste Jack ihre Diskussionen zusammen.

„Ich bin für Luke“, bemerkte Mike. „Er ist nicht wirklich furchterregend, aber er ist gut mit dem Ball.“

„Cedric hat aber viel mehr Talent“, unterbrach Sammie. „Er wird mal toll.“

„Ja, irgendwann, aber nicht jetzt.“ Mike verdrehte die Augen. „Er ist erst 7, Sammie. Er könnte nie Steve aufhalten, egal wie sehr er es versucht.“

„Vielleicht brauchen wir ihn sowieso nicht. Wenn Drache spielt ist Mary frei um als Verteidiger zu spielen, und wir brauchen nur zwei Kleine“, beschloß Jack.

„Das kann Ich nicht versprechen. Ich will wirklich nicht bei Onkel Gringolf wohnen, aber wenn er mich will werde ich nicht viel Auswahl haben. Wir sollten besser ein drittes Kind trainieren, auch wenn wir es dann nicht brauchen“, schlug Draco vor. „Wir können es immer noch auf den Hund aufpassen lassen.“

„In dem Fall nehmen wir Beth, Susie und Luke. Ich will nicht mit Cedric gesehen werden, Beth sieht wenigstens aus als wäre sie nicht mehr in der Grundschule.“

„Was ist mit Susie?“, grinste Draco.

„Susie ist eigentlich schon 11. Sie sieht nur nicht so aus“, erklärte ihm Cathy. „Die Löwen werden es wissen.”

„Und Luke ist 10“, fügte Matt hinzu. „Sie fangen beide heuer in West Hogsmeade an, also sind sie technisch gesehen nicht mehr in der Grundschule.“

„Nun, dann haben wir uns entschieden“, sagte Mike. „Es ist auch an der Zeit, heimzugehen.“

“Ich sage Beth, daß wir sie, Susie und Luke Dienstags zum Training erwarten”, versprach Mary als sie ebenfalls aufstand.

„Stell sicher, daß sie wissen, daß nur zwei wirklich spielen dürfen“, erklärte ihr Jack. „Das sollte ihnen etwas Motivation geben, damit sie im Training härter arbeiten.“

„Ich dachte wir wissen schon welche spielen wenn Drache für das Spiel da ist?“, gab Mary verwirrt zurück.

„Ja, aber das brauchen wir ihnen ja nicht zu sagen“, grinste Jack, der sich das Gras von den Jeans wischte.

Draco trottete mit Mike und den Mädchen die Treppen hinauf. „Also hattet ihr heute Spaß mit den kleinen Kindern?“

„Es war okay.“ Cathy zuckte die Schultern. „Alles in allem aber etwas enttäuschend. Ich habe erwartet, daß sie besser sind.“

„Sie sind ziemlich gut wenn sie gegeneinander spielen“, korrigierte Mike. „Es war aber ziemlich offensichtlich, daß wir ihnen zu groß waren, die Kleineren taugen gar nichts, und die Größeren sind nicht daran gewöwnt, gegen größere Gegner zu spielen. Die meiste Zeit hatten sie zu viel Angst vor uns.“

„Klingt als hätten wir nächste Woche harte Arbeit vor uns.“ Draco zuckte mit den Schultern. „Die Löwen können auch nicht so viele hervorragende Spieler haben, oder?“

„Sie haben 11 die bereit sind zu spielen, sonst hätten sie nicht um volle Mannschaften gebeten“, bemerkte Mary düster.

„Sie sorgen üblicherweise immer dafür, daß sie eine volle Mannschaft haben. Das heißt aber, daß sie oft sehr junge Kinder aufnehmen. Einige ihrer Mitglieder haben vielleicht Beths Alter, aber sie sind daran gewöhnt mit der Mannschaft zu spielen,“, erklärte Cathy.

Draco war etwas verwirrt. Wenn die Löwen so junge Mitglieder hatten, warum machte sich Jack dann Sorgen um die Leistung der drei Kleinen? Sie würden gegen Kinder in ihrem Alter gut spielen.



***




Als er am nächsten Tag auf den Markt kam, hielt er die Augen nach grünen T-Shirts und kurzen Hosen offen. Sie sollten 11 sein? In Ordnung, Draco war gespannt wie viele er finden würde.

Die große Babs war die erste die er sah. Sie unterhielt sich wieder mit Jack, und einen Augenblick lag dachte Draco darüber nach, zu ihnen hinüber zu gehen und ihren Flirt zu stören. Wenn Jack nicht zugab, daß er Babs mochte, hatte Draco keinen Grund, sie in Ruhe zu lassen, oder?

Andererseits wäre Jack wohl kaum glücklich darüber, wenn er so etwas versuchte, und er war noch nicht mit dem Einkaufen fertig. Sarah würde sich sicher nicht freuen, wenn er ihr die Tomaten die sie wollte nicht brachte.

Als er das Geld ausgegeben hatte, das die Snapes ihm gegeben hatten, waren Jack und Babs verschunden, und es waren keine anderen Löwen in Sicht. Er sah aber Robin, die ihn mit messerscharfen Blicken von einem anderen Stand her anstarrte. Sie hatte keine blauen Flecken mehr, wie er mit leichtem Bedauern merkte, aber ihre Haare hatten noch ein paar blaue Strähnen.

Draco grinste zurück und verschwand in der Menge, vielleicht würde er mehr Glück haben wenn er die Löwen auf einem anderen Teil des Marktplatzes suchte.

Die Spielzeugstände ergaben auch keine Ergebnisse, obwohl dort viele Möchtegernmitglieder aller Banden herumstanden. Sie betrachteten ihn alle mit Vorsicht, und Melly und Toby liefen davon, sobald sie ihn sagen. Keiner von ihnen hatte auch nur noch einen einzigen Farbfleck, aber offenbar wollten sie kein Risiko eingehen.

Draco zuckte nur mit den Schultern und wandte seine Aufmerksamkeit den Kleinen zu die grün trugen. Er hatte keinen Beweis dafür daß die beiden die er sah wirklich zu den Löwen wollten, sie könnten auch zu einer anderen Bande gehören die grün trug und aus den besseren Teilen von West Hogsmeade kam. Aber er beobachtete sie dennoch eine Weile, während er versuchte zu entscheiden ob sie sich benahmen wie Kinder aus dem Merlin Park oder nicht. Er hatte sie ganz sicher noch nicht in der Gegend gesehen, aber er hatte auch einige Mitglieder des Schwarzen Rings noch nicht gesehen, und die Löwen teilten nicht einmal eine Grenze mit den Rakers.

Ihr Verhalten gab ihm nicht wirklich einen Aufschluss, und zu sehen wie sie sehnsüchtig einige Plastiktiere beobachteten die sich nicht einmal bewegten wurde nach einer Weile langweilig. Also beschloss Draco, zu den Kleiderständen zu gehen bevor er sich mit den Snapes zum Essen traf. Noch immer keine Löwen. War das möglich? Es sollte 11 davon auf diesem Marktplatz geben, und er hatte erst einen gefunden?

Aber in dieser Menge konnten sie ein paar Meter von ihm entfernt sein, und Draco würde sie dennoch nicht sehen. Vor allem die kleineren wären unter den vielen Erwachsenen unsichtbar.

Onkel Severus war nicht allzu froh darüber, daß Draco gleich nach dem Essen wieder alleine weiter wollte.

„Wenn ich dich mit etwas erwische das du nicht haben solltest, putzt du mir die ganze Woche über die Wohnung“, erklärte er Draco ruhig. „Und sei besser um 5 zu Hause.“

Draco kannte seinen Lehrer und Hauslehrer genug um zu wissen, daß es trotz des beiläufigen Tonfalls keine leere Drohung war. Er würde sicherstellen, daß er den Marktplatz so verließ, daß er eine Menge Zeit hatte, bis 5 Uhr zu Hause zu sein. Der erste Kommentar verwirrte ihn aber einen Augenblick lang. Etwas das er nicht haben sollte? Dann erinnere er sich daran wie Severus ihn angesehen hatte als Sammie ihm die gestohlene Karrotte gegeben hatte. Nahm er wirklich an, daß er ein Dieb war? Der Gedanke tat mehr weh als er sollte. Warum war es auf einmal so wichtig was Snape von ihm dachte?

In dem Augenblick, in dem er die Seitenstrasse verließ, ließ sich Munin auf seine Schulter sinken.“ Aufpassen!“, bemerkte der Rabe als Draco ihn fragte was er da machte.

„Toll“, knurrte er halbherzig während er dem Vogel den Kopf streichelte. „Jetzt hab Ich einen Vogel als Babysitter.“

Munin legte nur den Kopf schräg damit Draco ihn besser erreichen konnte und sagte nichts.

Draco suchte bei den Brotständen weiter nach den Löwen, dann drückten sie sich an den Milchständen vorbei und suchten in der Fleischabteilung nur um eine Weile von den Leuten weg zu kommen. Nach den engen Massen in der Mitte des Marktplatzes fühlte er sich etwas zerdrückt, und er musste sich versichern, daß er nicht wirklich verletzt war. Nur seine Zehen taten etwas weh, nachdem jemand draufgetreten war. Er war nicht einmal sicher wer es gewesen war, so eng hatten die Leute an den Brotständen gestanden. Wenn es Löwen dort gegeben hatte, würde er sie nie sehen, wenn er nicht direkt hinein geschoben wurde.

Bei den Fleischbuden hatte er mehr Platz zum Atmen, aber sie stanken noch immer furchtbar, und schnell hatte er genug davon und beschloß, sich den Platz anzusehen, an dem Charlie und ihre Ballettklasse in der Woche zuvor getanzt hatten, vielleicht waren sie wieder da und er konnte ihnen eine Weile zusehen. Oder vielleicht würde Charlie sogar kurz Pause machen und mit ihm reden.,

Aber Draco wurde enttäuscht. Es waren gar keine Tänzer da. Entweder hatten sie heute gar nichts aufgeführt, oder sie waren müde geworden und nach Hause gegangen, wahrscheinlich zweiteres. Sie würde nicht auf das Geld verzichten wollen das ihnen ihre Vorstellungen brachten, aber das Tanzen musste schwere und ermüdende Arbeit sein, also hatten sie wohl, nur kurz etwas aufgeführt.

Er wollte sich gerade abwenden und wieder zum Muggelladen gehen, als er zwei Jungen in grün bemerkte. Einer sah noch älter aus als Jack und hatte kurze blonde Haare, während der andere dunkles Haar hatte und nach Sammies Alter ausah. Vielleicht etwas älter. Ja, er war vielleicht eher so alt wie Matt, beschloß Draco. Sie waren ganz sicher Löwen.

Draco versuchte so unschuldig wie möglich auszusehen als er näher zu den redenden Jungen ging. Vielleicht konnte er ihr Gespräch belauschen? Der ältere Junge... konnte er ihn überhaupt noch eine Jungen nennen?... stand mit dem Rücken zu ihm, was ihm vielleicht eine Chance gab.

Vorsichtig schlich er näher.

„...genau wie Babs“, sagte der blonde Junge.

„Nun, Ich schätze schon“, sagte der kleinere. „Hey! Wer ist das?“

Verdammt, sie hatten ihn entdeckt. Nun, zumindest konnte er jetzt das Gesicht des Blonden sehen. Draco sah ihn an und tat als wäre er nicht beeindruckt.

„Er hat uns beobachtet, Steve“, sagte der dunkelhaarige Junge anklagend.

Das war also Steve, der geheimnisvolle Anführer der Löwen und der Exfreund der großen Babs. Draco grinste.

„Eigentlich habe Ich nur meine Freunde gesucht“, näselte er in seinem besten reiche-Leute-Dialekt. Er hatte in letzter Zeit eher das Vokabular des Merlin Parks angenommen, aber konnte noch immer den stolzen Adligen spielen wenn er wollte. „Ich dachte ihr hättet vielleicht Jack gesehen? Das letzte Mal als ich ihn gesehen habe war er bei eurer großen Babs.“

Er musste sich einen Lachanfall verkneifen als er die verwirrten Gesichter der Löwen sah. Steve sah an ihm hinauf und hinunter und betrachtete ganz langsam seine Jeans mit den Grasflecken, sein blaues T-Shirt und seine Rakersmütze, den alten Rucksack und die zitternde Nase von ‚diesem Hund’, die heraus und über die Schulter des Jungen sah. Dann lagen seine Augen eine Weile auf dem Raben. Munin legte den Kopf schräg, sah Steve an und beschloß dass er unwichtig war. Er setzte sich auf Dracos Schulter zurück und sah den Vorgängen durch halb geschlossene Augen zu,

„Snapes kleiner Drache“, bemerkte Steve schließlich. „Das Kind das wir noch nicht gesehen haben, offenbar. Bringen sie dir in Hogwarts bei so zu reden, eh?“

Draco zuckte mit den Schultern, was Munin verärgert vor sich hin murmeln ließ. „Also, wisst ihr wo Jack ist oder nicht?“

„Denkst du er ist gut?“, fragte der dunkelhaarige Junge seinen Anführer.

„Es heißt er hat den Shark verprügelt“, antwortete Steve, der noch immer Draco ansah.

„Das nehme ich als nein,“ erklärte Draco ihnen, „und ich schätze ihr habt auch Babs nicht gesehen, oder?“

„Warum sollte es uns kümmern wo der Ripper hingeht?“, fragte der kleinere Löwe.

Steve schoß ihm einen wütenden Blick zu, der wohl bedeutete „halt dich da raus“, aber es war zu spät. Draco beschloß ihnen keine Chance zu geben, sich wieder zu beruhigen.

„Hab ich mir gedacht. Trotzdem vielen Dank.“ Er wandte sich mit dem beruhigenden Wissen ab, daß er den Anführer der Löwen völlig verwirrt hatte.

Als er den Muggelladen erreichte, grinste Draco offen über diesen Zwischenfall, also nannten sie ihn ‚Snapes kleinen Drachen’? Nun, wenn er es vermeiden konnte, bei Gringolf Glizzard gelassen zu werden, würde er ihnen zeigen wie klein er war.

Er sah sich eine Weile in der Nähe des Muggelladens um, dann ging er wieder um den Marktplatz herum, in der Hoffnung entweder seine Freunde oder weitere Löwen zu treffen, aber die Menge war so dicht geworden, daß es mittlerweile schwer war, auch nur die Buden zu finden, und so beschloß er schließlich, nach Hause zu gehen. Wenigstens wusste er nun wie der Anführer der Löwen aussah. Er konnte Mike immer noch nach dem Rest der Mannschaft fragen.

Er war früh genug zu Hause um noch etwas Mathe zu machen, bevor er Sarah beim Kochen helfen musste, und Munins Bericht musste auch positiv gewesen sein, denn Severus bat ihn nach dem Abendessen, bei einem Trank zu helfen, und Draco entdeckte bald, daß es kein gewöhnliches Rezept war, an dem sie arbeiteten.

Sie benutzten keine Bücher um nachzusehen. Alles mit dem sie anfingen war eine Rolle Pergament mit einigen schnell hingekritzelten Notizen, die für Draco absolut keinen Sinn gaben.

„Was brauen wir eigentlich?“, fragte er Severus als er anfing, diverse Zutaten heraus zu ziehen und dann einige davon zurückstellen und andere holen musste.

„Eigentlich gar nichts“, war die überraschende Antwort. „Nur ein Experiment von dem Ich hoffe, daß es mich eines Tages dazu führt, ein Heilmittel für Vampire zu finden... oder für Werwölfe.“

„Ein Heilmittel? Aber geht das überhaupt? Sie sind dunkle Wesen.“

„Die Existenz des Wolfsbanntrankes zeigt, daß ihr Zustand zumindest von Tränken beeinflusst werden kann, also gibt es vielleicht auch einen Weg, sie damit zu heilen“, erklärte Severus. „Ich wollte es ausprobieren seit ich das erste Mal vom Wolfsbanntrank gehört habe.“

„Aber er beeinflusst nur Werwölfe. Was bringt dich zu der Annahme, daß du auch Vampire heilen könntest?“

„Die beiden Zustände sind sehr ähnlich. Ich hoffe eigentlich, daß es möglich sein könnte, daß ein Trank beide heilt, oder zumindest zwei sehr nahe verwandte Tränke.“

„Und du denkst wirklich, daß es funktioniert?“ Draco starrte die Zutaten auf dem Tisch zweifelnd an. Es waren viel mehr als er üblicherweise benutzte, aber nicht annähernd so viele wie Severus für den Wolfsbanntrank benutzt hatte.

„Natürlich nicht. Es ist nur ein erster Test um zu sehen wie bestimmte Kombinationen funktionieren. Es dauert vielleicht Jahre bis ich bereit bin, den ganzen Trank sicher zusammen zu setzen und zu sehen ob es funktioniert. Jetzt finde ich nur heraus welche Kombinationen sich ausschließen. Dann ist der nächste Schritt, Ersatzstoffe zu finden, die dieselbe Wirkung haben, ohne mit dem Rest der Zutaten in Konflikt zu geraden, und dann kann ich mit dem eigentlich Trank anfangen“, erklärte Severus als er einige kleine Blumen in den Kessel fallen ließ. „Jetzt gib mir einen Drachenzahn.“

Draco durchsuchte schnell die Behälter nach Drachenzähnen. „Ich dachte du wüsstest wie alle Zutaten sich gegenseitig beeinflussen?“

„Ja, aber manche reagieren miteinander und bekommen ganz andere Wirkungen. Das liegt Größtenteils an der Chemie, und Tränke stützen sich bis zu einem gewissen Punkt ebenfalls darauf, aber wenn man anfängt, Zutaten in solchen Kombinationen zu verwenden bekommt man manchmal unerwartete Ergebnisse. Chemie zu beherrschen hilft dabei, manches vorherzusagen, aber nicht alles ist vorhersehbar wenn Magie im Spiel ist. Für einen komplizierten Trank wie diesen muß man verschiedene solche Kombinationen zusammen kippen, und einige werden wieder miteinander reagieren. Wenn man diese Reaktionen nicht im voraus prüft, wird es fast unmöglich, herauszufinden warum ein Trank nicht funktioniert.“ Severus ließ den Drachenzahn, den ihm Draco gab, in den Trank fallen, und auf einmal wurde die Farbe ein feuriges Orange, und der Trank fing an zu zischen. „Zurück!“, schrie Severus, und zog Draco gerade rechtzeitig weg.

Eine riesige Flamme schoß aus dem Kessel, versengte die Decke, und nur der schnelle Feuerlöschspruch, den Severus sprach, rettete die Möbel davor, Feuer zu fangen. Draco verstand auf einmal warum es eigentlich nicht erklaubt war, einen Brenner im Haus zu haben.

„Wa-... was ist passiert?“, keuchte er als er sah, daß Severus ruhig seine Notizen korrigierte.

„Der Drachenzahn muß mit der Seemöwenfeder reagiert haben, was die Kraft der Feuerkappen verstärkt hat. Wir werden versuchen, nächstes Mal statt Feuerkappen Drachenhaar zu benutzen, aber ich fürchte wir haben im Augenblick keines, also versuchen wir jetzt einen anderen Bestandteil des Trankes. Ich denke der Teil, der die Transformation aufhalten soll, wäre gut. Den muß man ganz neu entwickeln, und deswegen wird es am längsten dauern ihn zu finden. Der Rest ist größtenteils eine Variante des Wolfsbanntrankes.“

„Drachenhaar? Aber ist das nicht äußerst selten und gefährlich?”

„Ja, deswegen haben wir gerade keines da, Ich werde es gesondert bestellen müssen. Aber es wird mit dem Drachenzahn wohl viel weniger Probleme geben, da sie beide von der gleichen Art von Wesen kommen. Drachen haben keine Probleme mit Seemöwenfedern, also wird es hoffentlich nicht wieder eine solche Reaktion geben... aber ein Kühlmittel hinzuzufügen wäre vielleicht eine gute Idee. Such im Regal Eisblumensamen, Draco. Ich will sehen wie sie mit der Drachnzahn-Seemöwenfederkombination funktionieren.“

Gehorsam gab Draco Severus den Becher mit den Samen und sah zu wie er das Experiment wiederholte ohne die seltsamen Blumen hinzuzufügen. Das mussten also die Feuerkappen sein.

Wieder fauchte es laut, und der Trank auf dem Feuer gefror.

„Oh nein, jetzt ist es zu kalt!“, rief Draco verärgert.

„Nein ist es nicht Wir haben die Feuerzutat gegen die es wirken soll nicht hineingegeben, es wird funktionieren wenn wir das Drachenhaar hinzufügen.“

„Warum haben wir es nicht einfach mit den Feuerkappen probiert?“, fragte Draco mit einem Blick in den Kessel.

„Weil das einfach in Rauch aufgegangen wäre.“ Severus grinste auf einmal und ging zum Fenster hinüber. Er machte es weit auf und sagte. „Aber versuch es wenn du willst. Wirf eine Feuerkappe hinein.“

Draco sah Severus etwas unsicher an, aber dann nahm er eine der seltsamen Blumen aus ihrem Behälter und warf sie hinein. Eine Wolke schwarzen Rauches brach heraus, füllte das ganze Zimmer in weniger als einer Sekunde und schwebte dann langsam aus dem Fenster. Draco starrte ungläubig in einen leeren Kessel.

„Feuerkappen reagieren nicht allzu gut mit Eisblumensamen. Der Rauch ist harmlos und löst sich innerhalb der nächsten drei Stunden auf“, sagte Severus ruhig.

„Du hättest mich warnen können“, knurrte Draco. „Ich habe fast einen Herzanfall bekommen als alles schwarz wurde.“

„Ich habe dir gesagt, daß es in Rauch aufgehen würde“, grinste Severus. „Es sind nur die kleinen Überraschungen die man bekommt, wenn man mit Tränken experimentiert. Neville Longbottom geht es laufend so.“

„Okay, aber können wir als nächstes bitte etwas mit ein bisschen weniger spektakulären Ergebnissen ausprobieren? Ich denke Ich brauche etwas Zeit um mich zu beruhigen.“

Severus lachte. „Sicher. Wir können sowieso nicht weiter die Temperaturregulation modifizieren bis wir das Drachenhaar haben. Wenn ich es morgen bestelle, sollten wir es irgendwann nächste Woche bekommen. Willst du dann als nächstes mit dem Transformationsblocker experimentieren oder die Gifte probieren?“

„Gifte?!“, schrie Draco.

„Der Wolfsbanntrank beinhaltet einige wirkungsvolle Gifte, aber sie sind gut ausbalanciert, so daß sie dem Werwolf nichts tun. Wir müssen herausfinden ob unsere Veränderungen dieses Gleichgewicht irgendwie verändern, und einen Weg finden es wieder herzustellen. Die Eisblumensamen sind übrigens auch etwas giftig. Die müssen wir der Balance hinzufügen.“

„Ich denke ich hätte es lieber, wenn wir mit dem Transformationsblocker anfangen. Du hast auch gesagt, daß er am längsten dauern wird, oder?“

„Das wird er wirklich. Die Gifte und Temperaturregulation werden aber während der frühen Experimente wichtiger sein. Der Transformationsblocker wird nur höchst unwahrscheinlich schon das erste Mal funktionieren wenn wir den ganzen Trank zusammensetzen. Es wird viele Veränderungen und Feineinstellung brauchen, bis der Trank wirklich klappt. In Ordnung, stell die Zutaten für die Temperaturregulation wieder ins Regal, dann fangen wir an.“

Obwohl es keine großen Ausbrüche mehr gab, war es ein sehr aufregender Abend. Draco hatte nie gewusst daß das Leben eines Meisters der Zaubertränke so abenteuerlich war. Es war aber auch ein tolles Gefühl als sie es geschafft hatten, den Transformationsblocker endlich auszubalancieren, so daß er aussah, als könnte er funktionieren. Severus erklärte sogar, daß er am nächsten Tag den Vorrat, den sie gebraut hatten, auf Gifte prüfen wollte, da er darüber nachdachte, genau diese Kombination in seinem ersten Versuch zu benutzen, den ganzen Trank zu brauen.

„Wenn es den Test besteht können wir nächste Woche anfangen, es mit den Giften zu prüfen. Wir brauen vielleicht sogar noch in diesem Jahr eine erste Version des ganzen Trankes.“ Meinte Severus damit, daß er Draco weiter bei seinen Experimenten assistieren lassen würde wenn die Schule wieder anfing? Draco konnte seine Aufregung kaum zurückhalten. Er war jetzt wirklich Teil eines wissenschaftlichen Projekts.



***




Der Dienstag war aber ebenso aufregend. Severus ging früh morgens weg, um in der Winkelgasse Drachenhaar zu bestellen und dort nach seinen Informanten zu sehen.

„Das Drachenhaar ist wirklich die perfekte Entschuldigung um im Tropfenden Kessel und in der Nockturngasse herumzuhängen“, erklärte er als Draco ihn fragte warum er nicht einfach in den Tränkeladen auf dem Marktplatz ging. „Es ist vielleicht etwas teurer, aber der Direktor wird dafür zahlen, und er braucht die Information von seinen Spionen dringender als ein Heilmittel für Vampirismus.“

Draco erwähnte seine Vermutung, daß Dumbledore sowieso viel eher sehr an einem Heilmittel für Lykantropie interessiert sein würde nicht. Irgendwie hatte er das Gefühl, daß Severus den Gedanken daran nicht mochte, daß man ihm vorwerfen konnte ein Heilmittel für Remus Lupin zu entwickeln, obwohl... nun, Draco beschloß, ihm hier seinen Willen zu lassen.

Als er am Fußballfeld ankam sah er, daß nicht nur Jack sondern auch Mike und Larry ihre Bälle mitgebracht hatten, und Matt sah etwas beleidigt aus, weil man ihn nicht gebeten hatte, den seinen auch mitzubringen.

Die drei Kleinen standen mit großen Augen da, und Susie sprang aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Alle drei waren viel zu nervös um sich zu den älteren Kindern ins Gras zu setzen.

‚Dieser Hund’ sah wie Susie herumhüpfte, und beschloß sofort, daß er sie liebte. Jack grinste beim Anblick des Hundes der versuchte hoch zu springen und Susies Knie zu lecken, die ständig in Bewegung waren.

„Das ist eine Idee. Gib Susie die Leine, Drache“, schlug er vor. „Sie kann etwas mit deinem Hund üben.“

„Er ist nicht mein Hund!“, widersprach Draco aus Gewohnheit, aber er übergab ‚diesen Hund’ dennoch. „Da bitte, du kleine Tanzmaus“, lachte er als Susie eifrig die Leine packte. Sie schien ‚diesen Hund’ fast so gerne zu haben wie er sie.

“Tanzmaus?“, fragte Charlie einen Augenblick lang verwirrt.

„Tanzmaus.“ Cathy deutete mit einem kleinen Grinsen auf das immer noch hüpfende Mädchen. „Offensichtlich.“

Draco aber fand Luke im Augenblick viel interessanter. Er hatte Susie und Beth schon getroffen, und die anderen hatten sie alle als zeitweilige Partner angenommen, während Luke bisher nur ein Kind unter vielen gewesen war. Er war etwa so groß wie Susie, was für einen Verteidiger ein Problem darstellte. Matt war vielleicht nicht besonders groß und angsterregend, aber er war groß genug um bemerkt zu werden, und viel beweglicher als Mary, was ihm einen Vorteil bei Ausweichmanövern brachte.

Luke war vielleicht ebenso beweglich, aber hatte er bei seiner Größe überhaupt eine Chance?

Auch Jack betrachtete sein neues Team einen Augenblick lang, dann beschloß er, daß es an der Zeit war, anzufangen. „Charlie, laß Sammie und die Tanzmaus rennen“, befahl er.

„Rennen?“, wiederholte Charlie ungläubig.

„Ja, ihr sollt gute Läufer sein, und heute habe ich hier keine Verwendung für euch. Also übt das Rennen.”

„Ihr könntet auch versuchen schnelle Wendungen zu machen und um Hindernissee herum zu rennen“, unterbrach Draco. „Natürlich wäre es besser wenn ihr jeder einen Ball zum Üben hättet, aber ich schätze heute muß es so reichen.“

Charlie zuckte nicht überzeugt die Schultern, aber sie machte was ihr befohlen wurde. Draco war ebenfalls nicht ganz glücklich über die Entscheidung, die drei zu verscheuchen. Susie sollte lernen mit dem Team zu spielen. Sie war sowieso schon gut dabei zu rennen, andererseits wäre es vielleicht gut, Charlie als ihre Anführerin zu festigen.

„Drache, du übernimmst das Tor“, fuhr Jack fort, und Draco stand auf und ging in seine übliche Position. “Nicht das. Das andere Tor.“

„Was? Ich habe immer in dem hier gespielt. An das bin ich gewöhnt”, widersprach Draco.

„Genau. Du bist aber nicht an die Tore der Löwen gewöhnt”, erklärte Mike, und Draco fragte sich wieder ob Jack Mike heimlich um Rat fragte, bevor er strategische Entscheidungen traf. Das andere Tor zum Training zu benutzen klang nach einem Plan von Mike.

"Okay, Mary, Matt, Beth and Luke. Versucht uns aufzuhalten während wir versuchen zum Tor durchzukommen. Immer wenn ihr einen Ball bekommt, gebt ihn dem Angreifer der gerade keinen hat, weil wir nur drei Bälle haben“, fuhr Jack fort.

Draco grinste. „Ich habe eine bessere Idee. Matt, geh deinen Ball holen und gib ihn Cathy.”

Jack starrte Draco an: “Matt hat einen Ball?”

“Klar, wusstest du das nicht?”, fragte Draco. „Wir haben ihn schon wochenlang benutzt um mich und Sammie zu trainieren. Er ist auch gut. Fast neu.“

Jack starrte ihn einen Augenblick lang an, dann beruhigte er sich: „Nun gut. Geh deinen Ball holen Matt. Und du, Drache, organisiere deine Verteidiger. Sie sind sowieso deine Erfindung.“

Seine Erfindung? Irgendwie war Draco davon überzeugt, daß es schon lange Verteidiger in Fußballmannschaften gegeben hatte bevor er auch nur von dem Spiel gehört hatte, aber er musste zugeben, daß er der Erste war, der sie in einem Spiel der Rakers benutzt hatte.

Drei Augenpaare richteten sich neugierig auf ihn. Zwei sahen eifrig und verständnislos aus. Nun, da Jack offenbar nicht herausfinden wollte wie man Verteidiger trainierte und Matt schon weg war, war Draco sowieso der einzige der es konnte.

„Mary, du fängst mit Mike an. Er ist wahrscheinlich am gefährlichsten, weil er den Kopf behält und versucht dich auszutricksen. Beobachte ihn genau und versuchte mitzuhalten.“ Mike würde Mary wahrscheinlich davon laufen bis sie müde wurde. Matt wäre ein besserer Gegner für ihn, aber Matt war gerade nicht hier, und wenn er zurück kam würde sich jemand um Cathy kümmern müssen, was fast ebenso schwer werden konnte wie bei Mike. „Beth, du nimmst Larry. Denk daran, daß er ungeduldig wird wenn es nicht so läuft wie er will. Er wird versuchen dich zu überrennen, nicht um dich herum zu laufen. Laß dich nicht von ihm einschüchtern, bleib in seinem Weg und versuch den Ball zu bekommen.“

„Was ist wenn ich ihn bekomme? Was mache ich damit?“

„Schieße ihn so weit du kannst ins Feld. Er wird zurückrennen und ihn wiederholen müssen bevor er es wieder versuchen kann. In einem richtigen Spiel würdest du versuchen ihn einem Läufer zuzuspielen, der in der Mitte des Feldes wartet. Also versuche weit und genau zu schießen. Such dir einfach eine Stelle aus und stell dir vor, daß dort Charlie ist“, erklärte Draco, aber er war nicht sicher ob es funktionieren würde. Beth war riesig für ihr Alter, aber sie kam trotzdem nicht an Larry heran. Vielleicht war sie aber schneller. Er würde abwarten müssen. „Damit bleibt dir Jack, Luke. Jack ist verdammt gut solange er den Kopf behält, aber wenn du ihn laufend störst verliert er die Geduld und macht Fehler. Das ist deine Chance, den Ball zu bekommen.“

Nur wenige Augenblicke nach dem sie angefangen hatten, wurde Draco klar, daß seine Strategie nicht allzu gut war. Beth ging es gegen Larry ganz gut, aber Mary hatte einfach keine Chance gegen Mikes überlegene Geschwindigkeit und Ausdauer. Sie keuchte schon. Außerdem war Luke immer hinter Jack statt vor ihm. Draco bezweifelte, daß der Bandenführer ihn überhaupt bemerkte.

„Genug! Aufhören!“, schrie er wütend als zwei Bälle auf einmal auf ihn zugeflogen kamen. Er konnte sie nicht beide gleichzeitig aufhalten. „So geht das gar nicht.“

Larry und Beth, die einzigen die noch ihren Ball hatten, hielten überrascht inne und wandten sich ihm zu.

"Mary und Beth, Ich will daß ihr die Gegner tauscht”, verkündete Draco.

Beth verzog das Gesicht, und er seufzte. „Ich weiß Beth, du bist gut gegen Larry, aber Mary ist nicht daran gewöhnt so viel zu rennen und Mike ist ihr zu schnell. Sie wird es gegen Larry auch leichter haben weil sie größer ist als er. Du bist schneller, also hast du vielleicht eine Chance, mit Mike mitzuhalten. Mary, ich denke du solltest das Rennen üben. Und Luke, du sollst zwischen Jack und dem Tor bleiben! Versuch ihm im Weg zu sein! Verstanden?“

Luke nickte eifrig, aber irgendwie war Draco nicht sonderlich hoffnungsvoll. Der Junge war einfach zu klein. Vielleicht würde es gehen wenn er versuchte ihn gegen Cathy spielen zu lassen statt gegen Jack? Aber sie mussten darauf warten, daß Matt mit seinem Ball zurück kam, und es war viel leichter ihn mit Cathy zusammenspielen zu lassen statt das Training wieder zu unterbrechen.

Mary und Larry machten sich ganz gut, und Beth war auch nicht schlecht, auch wenn Mike es immer wieder schaffte, sie auszutricksen. Es war ganz gut so, beschloß Draco. So würde Beth lernen, die Tricks zu erkennen und sich nicht so leicht hereinlegen lassen. Was ihm mehr Sorgen machte war, daß ihr Ausdauer zu fehlen schien. Nun, das würde ihr Training mit der Zeit verbessern.

Matt war den anderen Verteidigern natürlich weit voraus. Seine Erfahrung gegen Jack und Mike zeigte sich deutlich als er gegen Cathy spielte. Er wusste was er zu tun hatte und ließ sich nicht leicht überlisten. Larry wäre ein zu leichter Gegner für ihn, fand Draco, aber vielleicht sollte er ihn das nächste Mal gegen Mike spielen und Beth oder Mary eine Chance gegen Cathy geben.

Das einzige wirkliche Problem war Luke. Trotz Dracos Ratschlag lief er noch immer Jack hinterher statt ihm in den Weg zu kommen. War es eine schlechte Idee gewesen, ihn als erstes gegen den ältesten und größten Gegner spielen zu lassen? Aber abgesehen von Larry, der viel zu kräftig war als daß Luke mit ihm fertig geworden wäre, war Jack der einfachste Gegner. Cathy und Mike machten viel weniger Fehler weil sie die Beherrschung nicht verloren und nicht außer Kontrolle gerieten. Dennoch hatte Luke vielleicht gegen Cathy mehr Glück? Sie würde ihm wahrscheinlich weniger Angst machen.

Als sich die anderen ins Gras fallen ließen um Pause zu machen, ging Draco zu Jack und Mike hinüber, die das Training besprachen.

„Wir müssen die Läufer mit dem Rest der Mannschaft arbeiten lassen“, erklärte Mike Jack gerade als er ankam. „Sie sollen den Ball von den Verteidigern zu den Angreifern bringen, also müssen sie vor allem das üben.“

„Dafür habe ich vielleicht ein paar Ideen“, unterbrach Draco Jack bevor er widersprechen konnte. „Und ich würde gerne ein paar Mal statt ihnen die Verteidiger laufen lassen. Mehr braucht es wahrscheinlich nicht, aber Mary und Beth haben beide vor allem deswegen Probleme weil sie zu langsam sind und zu schnell müde werden.“

„Was ist mit Luke? Soweit ich gesehen habe, ist er schnell genug“, fragte Jack überraschenderweise nicht wütend, weil Draco sich eingemischt hatte.

„Luke sieht bisher hoffnungslos aus. Hast du überhaupt bemerkt, daß er da war? Es bringt ihm gar nichts, und du übst nur das Schießen. Ich denke darüber nach, auszuprobieren wie er sich gegen Mike oder Cathy anstellt, aber ich fürchte, daß sie ihm auch zu groß sein werden. Wenn er mit dir nicht klar kommt, wie soll er dann gegen Steve spielen? Ich habe ihn gestern auf dem Marktplatz gesehen und dachte zuerst, daß er schon lange mit der Schule fertig sein muß.“

„Luke muß nicht gegen Steve spielen“, bemerkte Mike ruhig.

Draco sah ihn überrascht an. „Nicht?“

„Nein. Wir schon, aber die Verteidiger nicht“, erklärte Jack. „Steve ist der Torhüter der Löwen, also muß ich mir die Sorgen um ihn machen. Du mußt dich aber um Babs kümmern. Denkst du Luke kommt mit ihr klar?“

„Soweit ich bisher gesehen habe kommt Luke mit niemandem klar, aber ich gebe ihm eine Gelegenheit sich gegen Mike oder Cathy zu beweisen bevor ich ihn offiziell aufgebe. Wie sind die anderen Angreifer? Ist jemand klein genug und nicht ganz so viel größer als Luke wie die unseren?“

„Ich weiß nicht. Es gibt vier kleine Kinder in ihrer Bande, aber wir wissen nicht auf welchen Positionen sie spielen. Sie haben vielleicht dieselbe Idee gehabt wie wir und benutzen sie als Läufer“, meinte Mike. „Vielleicht würde Babs was verraten wenn Jack sie richtig fragen würde.“

„Wir können uns auf nichts verlassen was Babs sagt. Sie wird wohl versuchen uns mit Lügen zu füttern, oder einfach angeben wie immer“, gab Jack zurück. Er wollte wohl nicht seine neue Freundin gegen ihre eigene Bande benutzen.

„Dann müssen wir ihr Training ausspionieren“, beschloß Draco. „Wie stehen die Chancen, daß einer unserer Kleinen nahe genug herankommt um sie auf dem Feld zu beobachten?“

„Gering“, sagte Jack.

„Sie würden entweder direkt in das Gebiet der Löwen müssen, was bedeutet daß sie durch das Gebiet der Sharks oder des Schwarzen Rings müssen, oder sie würden aus dem Gebiet der Sharks heraus zusehen müssen. In jedem Fall sind sie in Schwierigkeiten wenn sie erwischt werden“, erklärte Mike.

“Warum? Engel Anna und ihre Bande würden doch keinem kleinen Kind etwas antun, wenn sie es erwischen, oder?”

„Wahrscheinlich nicht, aber ihre Möchtegernmitglieder würden weniger nachsichtig sein, und die Löwen werden ganz sicher keine Spione auf ihrem Boden erlauben“, erklärte Jack. „Sie würden aber nicht in das Gebiet der Sharks eindringen wollen, und dort gibt es einen Ort von dem aus man einen wirklich guten Blick auf das Feld hat.“

„Vielleicht, aber ich bezweifle, daß eines unserer Kinder es wagen würde, da hinein zu gehen. So wie die Situation zwischen uns und den Sharks im Moment aussieht, könnte Mark sogar die Kleinen angreifen wenn er sie sieht“, widersprach Mike. „Schlechte Idee. Wir sollten wenigstens warten bis sie für den Tränkeangriff zurückgeschlagen haben.“

Seufzend lehnte sich Draco auf die Ellbogen zurück und sah in den Himmel. Keine einzige Wolke in Sicht. Wie langweilig! Vielleicht sollte er zu seinem Vorschlag für das Training des Nachmittags zurückkehren? Er drehte leicht den Kopf um sich umzusehen. Der Rest ihrer Mannschaft saß noch mitten auf dem Fußballfeld, und auch die Läufer und ein sehr erschöpfter Hund kehrten zurück. Einige Leute gingen den Weg hinunter. Ein altes Paar und ein arbeitsloser Nachbar. Und da drüben waren zwei Mütter mit ihren Babybuggies. Mely schoß eine Blechbüchse auf der Sharkseite ihrer Grenze herum. Jemand hatte im zweiten Stock gerade ein Fenster aufgemacht...

Mely! Draco setzte sich auf einmal kerzengerade auf. War es möglich, ein kleines Möchtegernmitglied einer anderen Bande zu benutzen um eine dritte Bande auszuspionieren?

Mike und Jack erschraken über Dracos plötzliche Bewegung. Sie folgten seinem Blick und sahen nichts außer einem einsamen kleinen Mädchen, das mit einer Blechbüchse spielte.

„Das ist nur Mely, die kleine Ratte. Sie sieht uns oft beim Spielen zu. Ich dachte das weißt du.“ Jack ließ sich wieder wie vorher flach auf den Boden fallen. „Wir haben wichtigeres um das wir uns Sorgen machen müssen.“

„Nein, warte!“, bestand Draco. „Mely liebt Fußball, aber sie will zu den Sharks, und die Sharks spielen nicht.“

„Natürlich, deswegen sieht sie immer uns zu.“ Jack verdrehte die Augen.

„Und du hast selbst gesagt, daß es im Gebiet der Sharks eine Stelle gibt die einen tollen Ausblick auf das Feld der Löwen bietet. Also sieht Mely ihnen wahrscheinlich ebenso oft zu wie uns“, schloß Draco.

„Sie ist perfekt, Jack”, unterstütze ihn Mike. „Die Löwen sind daran gewöhnt, daß sie ihnen zusieht, und sie bringen sie nicht irgendwie mit uns in Verbindung, und sie würde ebenso gut wie unsere eigenen zukünftigen Mitglieder wissen worauf sie achten muß.“

„Wir haben sie gerade erst angemalt“, bemerkte Jack ruhig.

„Aber wir könnten es versuchen“, schlug Mike vor.

Jack nickte langsam und wandte sich an Draco. „Ruf sie. Schauen wir ob sie kommt.“

Draco sah Jack an und versuchte seine Reaktion zu analysieren, dann lehnte er sich etwas bequemer zurück und schrie: "Hey, Mely!"

Das kleine Mädchen erschrak als sie ihren Namen von einem Raker gerufen hörte, und drehte sich sehr langsam um, um sie anzusehen

„Komm mal kurz rüber. Wir wollen mit dir reden“, rief Draco.

Mely zögerte einen Augenblick um die Gruppe und dann den Rest der Mannschaft anzustarren, der nur herum saß. Sie hatten alle ihre Gespräche unterbrochen als Draco gerufen hatte, und starten zurück. Mely drehte sich um und rannte davon.

„Siehst du?“, fragte Jack. „Genau wie ich gedacht habe. Sie wäre ein toller Spion, aber sie redet nicht mit uns.“

Mike schüttelte den Kopf. „Wir könnten sie noch überzeugen. Sie hatte nur Angst weil wir so viele sind. Vielleicht geht es wenn wir nicht die ganze Bande mitbringen.“

„Sie wird sich jetzt eine Weile nicht sehen lassen“, erinnerte Jack ihn.

„Dann schicken wir ihr eine Einladung. Eine die harmlos genug ist um ihr keine Angst zu machen“, grinste Mike.

„Was hast du im Sinn?“, fragte Draco interessiert. Er kannte diesen Blick mittlerweile.

„Deine kleine Tanzmaus.“ Mikes Grinsen wurde noch breiter.

Jack nickte kurz und sehr ernst, und Mike wandte sich dem Rest der Mannschaft zu. „Susie! Komm her! Ich habe einen Auftrag für dich!”

Susie sprang eifrig herüber, gefolgt von ‚diesem Hund’, der sich von seiner völligen Erschöpfung genug erholt zu haben schien, um ihr nachzulaufen.

“Weißt du wo Mely wohnt?“, fragte Mike sie ruhig.

„Klar, gleiches Haus wie ich, zweiter Stock, dritte Tür links“, strahle Susie.

„Gut. Ich will, daß du nach dem Mittagessen hingehst und ihr sagst, dass wir uns mit ihr treffen wollen. Nur wir drei, keine anderen. Wir warten morgen früh hier auf sie“, erklärte ihr Mike. „Kannst du das?“

„Klar! Klar! Ich sag’s ihr! Ich sag’s ihr!“

„Du mußt nicht alles zwei mal sagen, weißt du“, meinte Jack spöttisch. „Bring ihr nur die Nachricht.”

„Ja. Ich sage es ihr. Was wollt ihr mir einer vom den Sharks?“

„Das geht dich nichts an“, erklärte ihr Jack als er aufstand: „Okay, Leute. Noch einmal wie vorhin, dann gehen wir Mittagessen!“, rief er der Mannschaft zu. „Und ihr beide überlegt euch, bevor ich nach dem Essen zurückkomme, was ihr mit den Läufern tun wollt“, befahl er Mike und Draco leiser.

Die Spieler versammelten sich schnell wieder, und Draco beschloß seine Gruppen zu verändern. „Luke, du versuchst dieses Mal gegen Cathy zu spielen. Und bitte versuch sie wenigstens wissen zu lassen, daß du da bist. Sie ist nicht so groß wie Jack. Vielleicht hilft das, aber sie wird es dir auch nicht leicht machen. Mary, du nimmst Jack. Versuch dich nicht von ihm müde machen zu lassen wie von Mike. Beth, du nimmst wieder Larry, und Matt bekommt Mike.“

Matt seufzte. „Mein Lieblingsgegner.“

“Es ist Training, Matt. Es soll nicht leicht sein, es soll dir beibringen, schwere Aufgaben zu bewältigen“, erinnerte ihn Draco. „Und außerdem, bist du unser bester Verteidiger, also ist es nur gerecht wenn du den besten Angreifer als Gegner bekommst.“

„Hey, das hab ich gehört!“, knurrte Jack, aber dieses Mal lag keine wirkliche Wut in seiner Stimme.

„Du schießt am besten“, erklärte ihm Draco. „Das macht dich zum schwersten Gegner für mich, aber Mike ist für die Verteidiger komplizierter.“

Es stimmte aber nicht ganz. Solange ein guter Verteidiger Jack nachlief, fürchtete er Mike viel mehr, aber an diesem Nachmittag würde er keine Verteidiger haben, die ihm helfen konnten wenn Mike seinem Plan zustimmte.

Beth schaffte es, Draco tief zu beeindrucken. Abgesehen davon, daß Mike sie stark ermüdet hatte war sie fast so gut wie Matt, und mit etwas mehr Erfahrung würde sie eine tolle Bereicherung für ihre Mannschaft sein.

Ihre Schwester war offensichtlich nicht gut genug um gegen Mike zu spielen,. Aber sie hatte auch bisher immer den Torhüter gespielt und fand es schwer, sich an eine andere Rolle zu gewöhnen. Gegen Jack ging es ihr etwas besser, und obwohl anfangs einige schnelle Schüssen an ihr vorbei kamen, schaffte sie es, ihn nach einer Weile zu frustrieren. Draco sah, daß sie sich verbessern konnte. Er würde sich darauf konzentrieren müssen, daß Mary etwas Erfahrung bekam, was bedeutete, daß sie im Training nicht zu oft gegen Larry spielen durfte.

Hätte er vielleicht doch Luke gegen Larry antreten lassen sollen? Es hätte Larry vielleicht geholfen, nach seinen fast immer erfolglosen Versuchen, an Mary und Beth vorbei zu kommen, wieder Selbstvertrauen aufzubauen. Luke schien sowieso hoffnungslos zu sein. Er machte einige tapfere Versuche, zwischen Cathy und das Tor zu kommen, aber es verlangsamte Cathy kaum. Luke gegen Larry spielen zu lassen schien nicht hoffnungsloser zu sein als Luke gegen Mike spielen zu lassen.

Draco fing an, ernsthaft darüber nachzudenken, Lukes Potential als Läufer auszuprobieren, und Sammie oder vielleicht sogar Charlie statt ihm als Verteidiger zu benutzen. Es war natürlich nicht ihre beste Position, aber er kannte sie genug um zu wissen, daß ihre Ergebnisse zumindest nicht schlechter sein würden als die von Mary.

Er fühlte keine große Hoffnung als sie anschließend wieder die Treppen hinauf trotteten. ‚Dieser Hund’ hatte sich geweigert noch einen Schritt zu machen, und er war wieder einmal gezwungen, ihn hinauf zu tragen, auch wenn er selbst erschöpft war und wünschte dass jemand kam und ihn aufhob und nach Hause trug.

„Nun, es lief viel besser als ich erwartet habe“, sagte Mike zu seiner Überraschung. „Beth war manchmal sehr schwer abzuschütteln, und Matt ist ein echtes Problem.“

„Ich war aber nicht so gut“, seufzte Mary.

„Es war das erste Mal daß du eine neuen Position ausprobiert hast, und Mike ist unser bester Angreifer“, versuchte Draco sie zu beruhigen. „Gegen Larry und Jack warst du viel besser. Ganz sicher um Welten besser als Luke.“

„Ich hatte nicht das Gefühl, daß ich gegen Jack gut war. Er hat immer noch viel durchgebracht.“ Mary starrte die Lampen im Korridor an, als hätten sie möglicherweise etwas dagegen tun können.

„Du warst gut“, versicherte ihr Draco. „Du hast nur keine Erfahrung und du wirst zu schnell müde. Daran können wir arbeiten.“

„Ja, wenn unsere Läufer gut sind haben wir ein tolles Team“, bestätigte Mike.

„Nein, haben wir nicht. Larry schießt nicht gut genug, und Luke ist einfach eine Katastrophe. Ich verstehe wirklich nicht warum ihr ihn überhaupt gewählt habt. Selbst Charlie wäre ein besserer Verteidiger als er“, beschwerte sich Draco.

„Charlie könnte überall gut sein wenn man ihr die Chance geben würde es zu lernen. Sie ist nur zu schüchtern um einen dazu zu zwingen ihr diese Gelegenheit zu bieten“, erklärte ihm Mike. „Du hast sie aber schon zum Läufer gemacht, und sie ist die Erfahrenste auf dieser Position.“

„Ich weiß. Ich denke nur, daß es jemanden geben muß der besser ist als Luke, den wir hätten nehmen können“, seufzte Draco wieder. „Ich will mir nach dem Essen die Läufer ansehen. Wir müssen wissen ob Susie und Sammie etwas taugen.“

„Sammie macht sich gut“, versicherte ihm Cathy. „Er hat schon mal auf der Position gespielt, weißt du noch?“

„Ja, richtig. Ihn können wir auch nicht als Verteidiger nehmen, und Susie wurde nicht für diese Position ausgesucht, warum sollte sie also gut darin sein.” Draco konnte nur hoffen, daß sie Luke in dem Spiel nicht brauchen würden.



***




Severus kam zum Essen nicht nach Hause, und Draco konnte sehen, daß sich Sarah Sorgen machte, obwohl sie ihm sagte, daß er wohl von einer seiner Kontaktpersonen zum Essen eingeladen worden war.

„Aber hätte er dann nicht eine Eule geschickt?“, fragte Draco mit einem komisch flatternden Gefühl im Magen. „Er hat schließlich Munin dabei. Er könnte ein kurze Nachricht schicken.“

„Das würde er nicht tun. Vor allem nicht vor jemandem der Verbindungen zu den dunklen Künsten hat.“ Sarah schüttelte müde den kopf. „Er will nicht, daß sie wissen, daß er Familie hat.“

„Aber wie kann er das verstecken?“, fragte Draco verwirrt, als er sich an die Kontaktleute erinnerte die sein Vater gehabt hatte, nur um solche Informationen zu bekommen.

„Oh, sie könnten es herausfinden wenn sie sich die Mühe machen würden, wirkliche Informationen über ihn zu finden, aber solange sie alle denken, dass sie sowieso alles über ihn wissen, werden sie nichts suchen, auf das sie nie eine Hinweis bekommen haben. Er denkt dass selbst Voldemort, selbst wenn er es herausfinden würde, daraus schließen würde, daß wir ihm nichts bedeuten, weil er uns nie erwähnt.“

Draco aß bei dieser Mahlzeit nicht viel. Auf einmal hatte er keine großen Hunger mehr.


Kapitel 23

Kapitel 25

 

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