Runaway Dragon

 

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Kapitel 37: Verwandlungsprobleme



Beim Frühstück am nächsten Morgen schienen die meisten Slytherins ihre Neugier über Draco und sein neues Tier vergessen zu haben, so dass er nur die Blicke der Ravenclaws und Hufflepuffs und die üblichen finsteren Blicke der Gryffindors ertragen musste. Draco ignorierte sie einfach als er die Schachtel mit dem Rabenei absetzte und sich Toast nahm.
Die Posteulen kamen nur Sekunden später herein um die Post abzuliefern.
„Kommt deine Eule nicht mit süßem?“, fragte Gregory wehmütig.
„Ich habe keine Eule mehr, Gregory“, erinnerte ihn Draco zwischen zwei Bissen, “und wer sollte mit jetzt Süßes schicken?“
Gregory öffnete den Mund zu einer Antwort, unterbrach sich und schloss ihn wieder, wobei er etwas beschämt aussah, Draco fragte sich was er hatte sagen wollen.
„Also, wie nennst du deinen Raben wenn er schlüpft?“, fragte Vincent in einem Versuch, die Lage zu retten.
Draco sah seine Schachtel nachdenklich an. “Ich habe nicht wirklich drüber nachgedacht”, gab er zu. “Professor Snape sagte es wäre in männliches Ei.”
“Ein männliches Ei?”, wiederholte Gregory. “Wie kann ein Ei männlich sein?”
“Nun, der Vogel in ihm ist männlich”, erklärte Draco. “Vorschläge für einen männlichen Raben?”
“Äh… Rabe?”, schlug Gregory vor.
“Nicht sehr kreativ, Gregroy”, spottete Draco zuerst, dann fügte er freundlicher hinzu:“ Aber danke dass, du des versucht hast.“
„Vielleicht Blackfeather“, schlug Vincent vor.
„Besser“, schloss Draco. "Aber es klingt trotzdem komisch.”
„Katzenfutter.” Blaise grinste boshaft. „Das wird er nämlich.“
„Pass du nur auf deine eigene Eule auf“, spottete Draco zurück. „Die ist sicher dumm genug um sich fressen zu lassen.“
“Meine Eule ist eine reinblütige französische Adlereule von einem bekannten Züchter“, widersprach Blaise der Beleidigung seines Haustieres.
“Sieht mir etwas nach Inzucht aus, weißt du.” Draco stand auf und drehte sich um, um Blaise direkt anzusehen.
Blaise trat zurück als er sah wie Dracos Augen glänzten, etwas war hier sicher nicht in Ordnung. Draco sollte seine Bodyguards nach ihm schicken, nicht dastehen und aussehen als würde er sich prügeln wollen.
„Draco, wir müssen gehen.“ Vincent ging sogar zwischen sie um die Situation aufzulösen. “Wir kommen sonst zu spät zum Unterricht.“
Draco nickte langsam, ohne die Augen von Blaise abzuwenden. „In Ordnung. Ein andermal dann, Blaise.”
Es war überraschend schwer, sich nicht auf den Jungen zu stürzen wie er es mit Chris oder dem hübschen Ricky getan hätte. Ein Seitenblick auf den Lehrertisch zeigte, dass ihn Severus genau beobachtete. Machte er sich Sorgen um Draco, oder glaubte er, dass er gefährlich war?
Die Jungen gingen zurück in ihren Schlafsaal, und Blaise folgte ihnen mit etwas Abstand, weil er offensichtlich keine weitere Auseinandersetzung wollte. Draco sah schnell auf seinen Stundenplan. Verwandlungen und Geschichte der Magie kamen vor dem Mittagessen. Er nahm seine Bücher, Feder und Pergament und stopfte sie in seinen Rucksack.
„Was ist das?“, fragte Gregory.
„Mein Rucksack“, grinste ihn Draco an", viel bequemer als eine Büchertasche.“
“Sag nicht, dass das auch ein Geschenk von Professor Snape ist!" stöhnte Blaise.
“Du hast’s erfasst“, grinste Draco zurück. „Okay, gehen wir!“
„Wartet!“, heulte Vincent, der noch immer in seinem Koffer grub. „Ich kann meinen Voldemortaufsatz nicht finden.“
“Deinen was?“, fragte Draco verwirrt.
„Meinen Voldemortaufsatz. Für Binns“, wiederholte Vincent, der jetzt im Schrank suchte,
“Ach der”, wurde Draco endlich klar.”
“Bist du sicher, dass du ihn überhaupt geschrieben hast?“, fragte Blaise wieder spöttisch.
„Natürlich habe ich ihn geschrieben. Es war das erste was ich geschrieben habe und das erste was ich in den Koffer gelegt habe“, fauchte Vincent als er eine andere Schublade aufriss.
„Du kannst ihn später noch abgeben, Vincent", versuchte Draco seinen Freund zu beruhigen. „Binns wird nicht mal merken, dass er fehlt. Er kennt schließlich nicht einmal unsere Namen.“
"Du hast leicht reden. Du hat deinen Aufsatz“, schoss Vincent zurück. „Ich bin stolz drauf. Ich will, dass Binns ihn liest.“
„Hier ist er!“, rief Gregory plötzlich. Während sie gestritten hatten, hatte er ruhig in Vincent's Koffer gesehen und dort wirklich ein übersehenes Stück Pergament am Boden gefunden.
Vincent sah schnell nach und in der Tat war es das richtige. “Danke, Greg! Ich könnte dich dafür küssen! Du bist der Beste.”
“Oh nein das wirst du nicht!”, erklärte Gregory erschrocken. “Ich mag Mädchen, Vince!”
Draco lachte beim Anblick von Vincents rotem Gesicht als ihm klar wurde, was er gerade gesagt hatte. Vielleicht war Gregory doch nicht so dumm.

Sie kamen gerade rechtzeitig zum Verwandlungsunterricht und mussten die letzten übrigen Plätze nehmen, zum Glück hatte Pansy einen für Blaise aufgehoben, so dass Draco nicht neben ihm sitzen musste, nachdem Gregory und Vincent den letzten Tisch hinten im Zimmer gewählt hatten. Stattdessen saß er neben Millicent, die seinen Rucksack finster ansah aber nichts sagte.
Das erste was McGonagall tat war ihre Hausaufgaben einzufordern. Sie verzog das Gesicht über das kleine, zerknitterte Stück Pergament das Gregory ihr gab, dann verengten sich ihre Augen als sie Dracos langen Aufsatz sah. Draco antwortete ihr mit einem süßen Lächeln und einem Schulterzucken.
McGonagall gab nach und teilte Kerzen aus, die zu Streichhölzern werden sollten.
„Es ist keine sehr schwere Verwandlung, also solltet ihr es alle tun können“, erklärte sie. “Denkt nur daran, erst die Größe der Kerze zu ändern, weil sonst euer Streichholz viel zu groß ist.”
Als die Schüler sich über ihre Kerzen beugten, zog sie Dracos Hausaufgaben wieder heraus und fing an zu lesen.
Draco sah über seine langsam schrumpfende Kerze zu ihr hinüber. Musste sie erst seinen Aufsatz lesen? Sie machte ihn so nur nervös.
POP! Draco hatte seine Konzentration verloren und die Kerze war wieder zu ihrer ursprünglichen Größe gewachsen.
Er seufzte und fing wieder an.
"Mr. Malfoy", rief McGonagall.
Draco verzog wieder das Gesicht. Aus irgendeinem Grund mochte er seinen Nachnamen nicht mehr. Vielleicht weil er ihn an seinen Vater erinnerte? „Ja, Professor?"
POP! Draco seufzte. Nicht schon wieder! Wenn er so weiter machte würde er diese Aufgabe nie erledigt kriegen.
„Verglichen mit Ihrer üblichen Arbeit muss ich mich etwas über diesen Aufsatz wundern. Könnten Sie das vielleicht erklären?“ McGonagall warf ihm einen der eindringlichen strengen Blicke zu, die er so sehr an ihr hasste.
„Ich habe einen Freund gebeten mir etwas zu helfen, weil meine eigenen Versuche nicht ganz ausreichten um die erforderliche Länge zu schaffen, Professor.“ Draco versuchte etwas zu lächeln. „Er ist etwas übers Ziel hinausgeschossen, denke ich, aber ich habe viel von ihm gelernt."
"Ah, und wer ist dieser Freund von Ihnen?”, fragte McGonagall streng.
„Sie kennen ihn nicht, sein Vater ist ein Freund von Professor Snape und er ist ein Sechstklässler in einer anderen Schule“, erklärte Draco in der Hoffnung, dass sie keine weiteren Fragen über Mike stellen würde.
Das tat sie nicht. Stattdessen sah sie nur besorgt aus, und Draco fragte sich, wie viel McGonagall über Professor Snape und seine Freunde wusste. Sie hatte länger für Dumbledore gearbeitet als Severus, also wusste sie wahrscheinlich, dass er ein Spion war. Dachte sie, dass deswegen alle seine Freunde Todesser sein mussten?
„Mr. Malfoy, Sie sind der Einzige, der die Kerze noch nicht verwandelt hat“, riss ihn McGonagall aus seinen Gedanken.
„Sie haben mich an einem wichtigen Punkt abgelenkt“, erinnerte Draco sie. “Ich muss von vorne anfangen.”
“Nun, dann beeilen Sie sich. Wenn Sie sich nicht daran erinnern, wie man etwas schrumpfen lässt, wird Seite 13 im Buch..." McGonagall hielt vor seinem Tisch inne um sein Verwandlungsbuch zu nehmen: „Was für ein Ding ist das?“
"Ein anderer Freund hat es mir geliehen“, erklärte Draco, wobei er nach dem Buch griff. „Ich muss es am Ende des Jahres zurückgeben.“
McGonagall sah auf das Buch in ihrer Hand hinunter. Irgendwie kam es ihr bekannt vor. Sehr bekannt. Sie erinnerte sich genau daran, wie dieses Buch durch die Luft segelte und James Potter auf den Rücken traf, und dabei im Gang vor eben diesem Klassenzimmer ein paar Seiten verlor.
Sie blätterte es schnell durch und sah ihre Befürchtungen bestätigt. „Es fehlen Seiten in ihm“, bemerkte sie mit einem weiteren Blick auf Draco.
„Dann werde ich einfach Gregory oder Vincent darum bitten müssen, mich in das ihre sehen zu lassen wenn ich sie brauche“, sagte Draco. „Es sei denn, Sie haben eines übrig, das Sie mir leihen könnten?“
„Es ist die Pflicht Ihrer Familie, Sie mit den Schulbüchern auszustatten die Sie brauchen, Mr. Malfoy", sagte McGonagall mit dünnen Lippen.
„Nun, sie werden mir kein besseres kaufen, also wird das hier reichen müssen“, grinste Draco sie an. Er wusste, dass es nicht gescheit war, die Hauslehrerin von Gryffindor so herauszufordern, aber sie hatte Severus' Verwandlungsbuch beleidigt.
„Ich denke ich werde mich mit Ihrem Hauslehrer darüber unterhalten“, erklärte ihm McGonagall bevor sie sich wieder der Stunde zuwandte.
Draco fragte sich einen Augenblick lang was Severus sagen würde, aber dann kehrte er zu seiner Kerze zurück. Schrumpfen und verwandeln.
Das Streichholz war etwas krumm, beschloss er nachdem er es kritisch betrachtet hatte, aber es war definitiv ein Streichholz. Er würde keine perfekt Note dafür bekommen, aber McGonagall konnte ihn auch nicht durchfallen lassen.

Geschichte der Zauberei direkt vor dem Mittagessen war eine Folter, beschloss Draco eine Stunde später. Es gab nichts was ihn von seinem Hunger ablenken konnte. Das interessanteste was er tun konnte war zuzusehen, wie sich Gregory und Vincent etwa zuflüsterten, leider war ihr Gespräch gerade leise genug, so dass Draco die Worte nicht verstehen konnte.
Vor ihnen redete Binns von einer Koboldrevolution. Zumindest versprach das Buch, dass es die Letzte war. Das nächste Kapitel war über Grindlewald's Bedrohung und es sah aus, als würden sie es eine Weile durchnehmen. Es wäre vielleicht sogar interessant, wenn Binns es anständig erzählen konnte.
Die Hausaufsätze lagen noch unberührt auf Binns' Tisch. Er hob sie wahrscheinlich auf um während der Mittagspause eine Unterhaltung zu haben wenn alle lebenden Bewohner von Hogwarts in der Großen Halle waren um zu essen. Binns tauchte zu den Mahlzeiten nur auf wenn er musste. Als Geist konnte er nicht essen, und er sah nicht gerne zu wenn es andere taten.
Draco unterdrückte ein Gähnen und zog seinen Rucksack näher unter den Tisch. Konnte er es riskieren, jetzt sein Verwandlungsbuch herauszuholen? Er saß in der letzten Reihe, und Binns bemerkte kaum etwas von dem was seine Schüler im Unterricht taten, aber was war mit seinen Mitschülern? Er war dieses Mal neben Estella Rashton gelandet, einem sehr ruhigen Mädchen, dessen Eltern beide in Ravenclaw gewesen waren.
Und das war so ziemlich alles was er über Estella wusste. Sie war freundlich ihren Mitschülern gegenüber und konnte ziemlich fies werden, wenn ihr ein Gryffidor im Weg war, aber meistens blieb sie für sich. Deswegen war sie wohl dieses Mal neben Draco gelandet. Niemand hatte sich die Mühe gemacht ihr einen Platz aufzuheben, und da Gregory und Vincent sich wieder einen Tisch teilten, war nur noch Draco übrig gewesen, wenn Estella nicht bei den Hufflepuffs sitzen wollte.
Sie war wahrscheinlich keine Todesserin, dachte Draco. Todessereltern waren nicht enttäuscht wenn ihre Kinder nach Slytherin kamen. Natürlich konnte Estella selbst gewählt haben, Voldemort zu folgen, aber Dracos Meinung nach war 15 sehr jung für eine solche Wahl. Sie hatte auch nie versucht, sich mit einem der bekannten Todesserkinder anzufreunden, und was würde ihr die Tatsache, dass Draco in Geschichte der Zauberei in seinem Verwandlungsbuch las, überhaupt sagen?
Draco zog das Buch unter dem Tisch heraus und vertauschte es gegen das Zaubereigeschichtebuch während Binns damit beschäftigt war, Koboldnamen auf die Tafel zu schreiben.
„Versuchst du deine Verwandlungsnoten zu verbessern?“ Estellas Stimme war nur ein bisschen spöttisch.
„Nun, die Lehrerin mag mich nicht, also sollte ich besser nicht zurückfallen“, antwortete er. Sollte sie doch denken, dass er lernen wollte.
„Das Buch ist wirklich schäbig, weißt du“, fuhr sie fort. Wollte sie ein Gespräch anfangen? Die Stunde war langweilig genug für so verzweifelte Taten, aber Draco hatte Estella nie für gesprächig gehalten.
„Ich mag es“, antwortete er kurz als er das Buch öffnete.
Die erste Seite war mit einigen netten Karikaturen verziert, die wahrscheinlich einige von Severus’ alten Mitschülern zeigen sollten. Er hatte sogar ein paar Namen unter die Zeichnungen geschrieben, um bei der Identifikation zu helfen. Das erste Ziel war natürlich James Potter mit übergroßer Brille und dazu passenden Eulenohren gewesen. Das nächste war ein kleiner fetter Junge, der vor Angst zu zittern schien und sich beim Anblick eines gewöhnlichen Stuhles hinter Potter verstecken wollte.
„Wer ist Pettigrew?", fragte Estella, die sich herüber beugte, um in das Buch zu schauen.
Draco zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Du würdest den Besitzer des Buches fragen müssen, schätze ich.“
„Und der ist?“
„Wahrscheinlich nicht bereit, es dir zu sagen, denke ich“, grinste Draco.
Estella schmollte. „Ich kann immer die anderen Slytherins fragen“, erklärte sie.
„Viel Glück“, wünschte ihr Draco grinsend. „Du wirst es brauchen.”
"Die, die in seinem Jahr sind kennen ihn vielleicht, und er kann nicht viel jünger sein als wir, wenn man nach der Zeichnung geht“, erklärte ihm Estella. „Er ist nur ein bisschen kleiner als Potter.“
„Nun, wenn dir danach ist“, grinste Draco. „Sag mir wenn du was rausfindest.“
Sie konnte es nicht beantworten, weil Binns die Stunde beendete und alle hinaus rauschten und dringend zum Mittagessen wollten. Draco warf sein Buch wieder in den Rucksack, stand auf und ging mit dem Rest der Klasse hinaus, wobei er sie ohne einen Blick zurück allein ließ.
Draco wurde schnell klar, dass sein größtes Problem nicht wie erwartet der Geldmangel war. Die meisten seiner Mitschüler akzeptierten das überraschend leicht. Sie waren viel interessierter daran wo er nun lebte und wollten: „Nun, hier in Hogwarts natürlich“, nicht lange als Antwort akzeptieren.
Er gab endlich beim Mittagessen einer Sechstklässlerin die er kaum kannte gegenüber zu, dass noch nichts entschieden war. Es schien ihm das einfachste zu sein wenn er wollte, dass sie ihn in Ruhe ließen, aber es war auch der Anfang neuer Fragen.
“So, wo hast du dann den Sommer verbracht?“, fragte sie sofort.
„Bei Freunden“, fiel ihm zuerst nur ein.
”Welche Freunde? Crabbe und Goyle?" Sie sah finster auf die beiden Jungen neben ihm.
„Nein, nicht meine Schulfreunde“, antwortete Draco in der Hoffnung, dass sie daraus schließen würde, dass es jemand war den sie nicht kannte und nicht weiter fragen würde.
„Aber wer?“, fragte aber Millicent, die offensichtlich gelauscht hatte. „Und wo wohnen sie? Du warst nicht im Zug.“
„Woher weißt du das?“
„Gregory und Vincent haben dich gesucht. Sie haben mich unterwegs mindestens dreimal gefragt wo du bist”, grinste Millicent. „Wenn du im Zug gewesen wärst, hätte dich jemand gesehen.“
“Okay, ich bin also nicht mit dem Hogwarts Express aus London gekommen. Wen kümmert’s?” Draco zuckte mit den Schultern.” Das ist nicht der einzige Weg nach Hogwarts.”
“Aber wo wohnen deine Freunde?”, wiederholte Millicent nachdrücklich.
“Hier in Schottland”, gab Draco endlich in dem Wissen zu, dass Gregory und Vincent, wenn sie das mit dem zusammensetzen konnten was er ihnen am Vortag gesagt hatte, etwas mehr wussten als er wollte, aber sie waren nicht gerade die Besten wenn es um logische Schlussfolgerungen ging. Gregory würde es sicher nicht merken. Vincent vielleicht schon, aber er überließ das Denken meistens den anderen. Draco hoffte, dass er es auch heute tun würde.
“Also hast du den anderen Zug genommen?”, fragte eine andere Sechstklässlerin. “Aber du warst schon da als ich angekommen bin, und ich war in der ersten Kutsche.“
Nun, er konnte es nicht mehr abstreiten. "Nein, ich habe keinen Schulzug genommen, und auch keine pferdelose Kutsche. Wir waren lange vor den Zügen in Hogsmeade, deswegen bin ich heraufgegangen."
„Gegangen?“, spottete Pansy, die vollkommen angewidert von dem bloßen Gedanken an solche körperliche Anstrengung zu sein schien.
“Ja, gegangen”, grinste Draco. “Weißt du, das ist wenn man einen Fuß vor den anderen setzt um wo hinzukommen? Es ist gut für dich und es ist was das man tun kann, statt stundenlang auf einen Zug zu warten, sicher besser als gelangweilt rumzusitzen.“
„Aber dein eigenes Gepäck zu tragen, Draco?“ Millicent runzelte die Stirn.
„Das war natürlich verzaubert“, erklärte ihr Draco überheblich. „Oder denkst du, dass meine Freunde nicht wissen wie man einen einfachen Erstklässerschwebespruch ausführt?“
Zu Dracos Erleichterung brachte sie das zum Schweigen. Er hatte fast geglaubt, er müsste enthüllen, dass er die Ferien in Hogsmeade verbracht hatte, und das hätte zweifellos zu noch mehr Fragen geführt. Und Vincent konnte wohl kaum übersehen was das bedeutete.
Er würde Onkel Severus fragen müssen was er den Leuten über seine Sommerferien sagen sollte, beschloss Draco. Er konnte nicht so weiter machen, weil er sonst früher oder später das Geheimnis der Snapes verraten würde.

Zum Glück hatten sie nach dem Essen eine Doppelstunde Tränke, leider wieder mit den Gryffindors, aber das hatte Draco schon erwartet. Slytherin-Gryffindor schien die beliebteste Kombination im Tränkeunterricht in dieser Schule zu sein. Einige Schüler vermuteten sogar, dass Dumbledore es absichtlich machte. Es war eine Schultradition, dass jedes Haus Stunden mit jedem anderen Haus hatte, angeblich um die zwischenhäuslichen Beziehungen zu verbessern, aber es war auch bekannt, dass einige Lehrer diese besondere Kombination fürchteten und taten was sie konnten um sie zu verhindern. Professor Snape war wahrscheinlich der einzige Lehrer, der solche Klassen wirklich immer unter Kontrolle halten konnte, und das war wohl der Grund, aus dem die Jahrgänge mit den stärksten Gryffindor-Slytherin-Rivalitäten üblicherweise zusammen Tränke hatten.
Er ging früh hinunter in die Tränkekerker, in der Hoffnung, Severus vor dem Unterricht allein zu erwischen, aber leider waren Pansy und Millicent schon da. Pansy rümpfte die Nase über ihn und tat als wäre er nicht da, aber Millicent lächelte ihm zumindest entschuldigend zu und zuckte mit den Schultern bevor sie sich abwandte. Draco nahm an, dass das hieß: „Ich weiß auch nicht was in Pansy gefahren ist, aber sie ist meine beste Freundin und ich will sie nicht verärgern.”
Er lächelte Millicent zu obwohl sie ihn nicht mehr ansah, zu seiner eigenen Überraschung ärgerte ihn das Verhalten der Mädchen nicht sehr. Er hatte noch immer Gregory und Vincent die ihm Gesellschaft leisteten wenn er wollte. Vielleicht sollte er seinen Freunden heute Abend schreiben? Es gab viel was er ihnen erzählen wollte, vor allem Cathy Cat.
Severus grinste fast über den abwesenden Blick auf Dracos Gesicht. Er kannte den Blick allzu gut, und er war offensichtlich auf keines der Mädchen im Zimmer gerichtet.
Obwohl Severus es schaffte, nicht wirklich zu grinsen, bemerkte Pansy das leichte Zucken seiner Lippen. Snape musste selten darum kämpfen, seinen Gesichtsausdruck zu kontrollieren, was auch immer er sah musste interessant sein. Pansy blickte auf um nachzusehen.
Was war das? Draco lächelte? Er sollte ein gebrochenes Herz haben weil sie sich von ihm getrennt hatte, nicht glücklich lächeln als wäre er froh, sie los zu sein! Pansy runzelte die Stirn und sah dann finster drein.
Es half nicht. Draco bemerkte ihre Reaktion gar nicht.
Der Rest der Klasse kam an. Die meisten kamen in kleinen Gruppen und unterhielten sich fröhlich, bis sie den Tränkemeister sagen und schnell die Stimmen senkten.
Wie immer waren Potter und seine Freunde die Letzten die ankamen und die übrigen Plätze in der ersten Reihe der Gryffindorseite nehmen mussten. Draco hatte ebenfalls die erste Reihe genommen, da das bedeutete, dass er näher bei Severus war. Gregory und Vincent hatten kurz gezögert, aber dann beschlossen, sich neben ihn zu setzen, auch wenn es direkt vor dem Lehrer war. Snape war schließlich ihr Lieblingslehrer und meistens auf ihrer Seite.
Severus starrte Potter einen Augenblick lang an, aber leider war er noch immer rechtzeitig zum Stundenbeginn gekommen, wenn es auch knapp war. Er hatte keine Chance, jetzt Punkte abzuziehen. Ein plötzliches Leuchten in den Augen des Lehrers sagte Draco aber, dass er eine Idee hatte, wie er das in Ordnung bringen konnte.
„On Ordnung, gebt eure Hausaufgaben ab”, befahl Professor Snape, und Draco zog schnell seinen Aufsatz heraus und gab ihn ab.
Ja, er hatte es geschafft, der Erste zu sein, noch vor Granger.
Severus lächelte ihn an, nahm Grangers Aufsatz mit einem kalten Blick und wandte sich dann Potter zu. “Nun, Mr. Potter?"
Harry Potter wurde rot und gab dann ein paar Stück Muggelpapier ab.
Severus verzog das Gesicht. “Papier? Was soll das heißen?”
“Mein Onkel hat sich geweigert, mich Tinte und Pergament nehmen zu lassen, Sir”, versuchte Potter zu erklären. „Er hat mich erwischt als ich versucht habe, Nachts etwas in mein Zimmer zu schmuggeln, und es mir weggenommen, deswegen musste ich meine Hausaufgaben auf Muggelpapier schreiben, mit einem Muggelstift.“
"10 punkte Abzug für Gryffindor weil Ihr Aufsatz so schlampig aussieht, Potter”, erklärte Severus ruhig.
Er sammelte noch einige Rollen Pergament von den anderen Slytherins und einigen Gryffindors ein, bis er merkte, dass Neville Longbottom verzweifelt in seiner Büchertasche grub. „Hausaufgaben vergessen, Longbottom?", spottete er.
Neville fuhr auf als er seinen Namen hörte, und die Slytherinseite des Zimmers brach in Gelächter aus. Draco glaubte, sogar ein bisschen Kichern von der Gryffindorhälfte des Zimmers zu hören.
„N…n…nein, Sir!”, stotterte Neville, seine Augen flogen durch das Zimmer und versuchten niemanden anzusehen, bis sie endlich auf seinem Tisch zur Ruhe kamen. Auf einmal erhellte sich sein Gesicht. „Da ist es“, rief er triumphierend, und nahm die Pergamentrolle, die dort gelegen hatte.
Snape nahm den Aufsatz und sah ihn nur leicht enttäuscht an. “Es scheint mir etwas kurz zu sein, Longbottom."
Neville's Gesicht verlor alle Farbe. “E…e…es ist ge…genau die er...erforderliche Länge, Sir“, brachte er stotternd heraus.
„Nun gut, ich sehe später nach”, sagte Severus mit gerade genug Zweifel in der Stimme, um Longbottom noch nicht zu beruhigen. „Mr. Weasley, wo ist Ihr Aufsatz?”, wandte er sich an den letzten Schüler, der noch nichts abgegeben hatte.
„Ich...äh...“ Weasley wurde fast so rot wie seine Haare. “Die Katze meiner Schwester hat in gefressen, Sir.”
“Katze?”, platzte Lavender Brown aus Gryffindor heraus. „Welche Katze?“
„Ich glaube, Sie haben nur eine Schwester, Mr. Weasley.” Snape sah spöttisch auf den Jungen herunter. „Und soweit ich weiß hat Miss Virginia Weasley keine Katze.”
"Äh… sie hat gerade eine bekommen”, versuchte Ron sich zu retten. „Ein Freund bat sie, die Ferien über auf die seine aufzupassen.“
Snape starrte ihn an weil er sich offensichtlich widersprochen hatte. “Also dachten Sie, nur weil Sie zufällig mit dem großen Harry Potter mit dem schlampigen Muggelpapier befreundet sind, brauchen Sie Ihre Hausaufgaben nicht zu machen, oder?“, zischte er. „10 Punkte Abzug für Gryffindor weil Sie Ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, Mr. Weasley, und noch mal 10 weil Sie so ein schlechter Lügner sind. Vielleicht hätten Sie Ihre Brüder um Rat fragen sollen, die Zwillinge haben immer kreative Ausreden, die zumindest auf den ersten Blick glaubhaft scheinen, andererseits bringen sie auch trotz ihrer anderen Mängel immer ihre Tränkehausaufgaben.“
Weasley wurde bei der Bemerkung noch roter. Selbst Draco musste zugeben, dass er überrascht war. Die Zwillinge schienen immer gerne Strafarbeiten zu machen und keinen Respekt vor den Lehrern zu haben. War es wirklich möglich, dass sie Angst vor seinem Onkel Severus hatten?
Professor Snape begann das Jahr mit etwas, das Draco als einfache Übung betrachtete, ein Gegenmittel für einen Schlaftrank. Es würde nicht gegen etwas so mächtigem wie den Trank der lebenden Toten wirken, aber es wäre ziemlich wirkungsvoll gegen leichtere Schlaftränke oder einen Schlafzauber.
Der Trank erforderte nur 10 Zutaten, aber zwei davon mussten im exakt richtigen Augenblick beigegeben werden um den Trank funktionieren zu lassen. Nachdem er Severus mit dem Werwolftrank geholfen hatte, fand Draco es bestenfalls langweilig. Er stellte seinen Kessel auf, reihte die Zutaten auf und rührte schon die ersten Beiden um, als Gregory endlich mit seinem eigenen Kessel ankam.
„Was waren die Zutaten schnell wieder?“, fragte Gregory.
„Sie stehen auf der Tafel und im Buch“, erklärte ihm Draco ohne von der Wurzel aufzusehen, die er schnitt.
„Aber das sind so viele“, beschwerte sich Gregory.
“Viele?”, wiederholte Draco ungläubig. „Es sind nur 10. Was machst du denn wenn wir mit Tränken mit 20 Zutaten anfangen?“
„20 Zutaten?“, fragte Gregory in einem Tonfall als wären es Hunderte. „Kein Trank hat so viele, da bin ich sicher.“
„Schau in dein Tränkebuch, Gregory“, grinste Draco. „Sie sind drin.“
„Kann mir nicht 10 Zutaten merken. Ich vergesse welche“, beschwerte sich Gregory.
“Nimm ein Stück Pergament und schreib sie auf”, riet ihm Draco während er die geschnittene Wurzel in seinen Trank kippte. “Und schau erst nach welche du in deinem Tränkekasten hast, und streich sie weg.“
Gregory fing an, in seiner Büchertasche Pergament zu suchen, und Draco wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder dem Brauen zu.
“Käfereier! Wo zum Teufel hab ich die Käfereier hin!”, kam eine Stimme von hinten.
„10 Strafpunkte für Gryffindor für Ihre Ausdrücke, Mr. Finnigan", erklärte Severus' Stimme irgendwo hinter Draco. “Und bei dem Chaos auf Ihrem Tisch bin ich nicht überrascht, dass Sie sie nicht finden. Könnt ihr Gryffindors denn gar keine Ordnung halten?”
Seamus Finnigan starrte jämmerlich auf das Chaos aus Behältern auf seinem Tisch, auf einmal wurde ihm klar, dass er nicht einmal mehr wusste, welche ihm gehörten und welche der Schule. Er nahm eines und starrte es an. Gehörte das in den Trank oder nicht? Was war überhaupt schon in seinem Kessel?
Nur Sekunden später erschrak die Klasse, weil Neville Longbottom verängstigt aufschrie als sein Trank anfing zu zischen und zu schäumen.
Severus ging ruhig hinüber und schob sich an den Schülern vorbei, die vorsichtig von Neville und seinem Kessel zurückwichen. „Es heißt Fledermauszähne, nicht Fledermausblut, Longbottom", erklärte er dem verängstigten Schüler. „Zwei Gänsefedern um die Wirkung aufzuheben. Und 10 Punkte Abzug für Gryffindor, weil Sie nicht anständig lesen können.“
Draco packte schnell seine Feder weg um sicherzustellen, dass sie nicht in Nevilles Trank endete und brachte die Behälter zurück, die er aus dem Schülerregal geliehen hatte. Er musste noch 5 Minuten warten und dann die letzten beiden Zutaten hinzufügen.
„Was? Du bist schon fertig?“, fragte Vincent ungläubig.
„Nein, aber das hier brauche ich nicht mehr, also bringe ich das andere Zeug weg, während ich warte“, erklärte Draco. „Und nimm das noch nicht. Es ist die letzte Zutat.”
Vincent hielt inne und starrte auf das grüne Pulver in seiner Hand, dann auf die Tafel. „Oh, du hast Recht. Die Fledermauszähne kommen als nächstes.”
“Fledermauszähne?” Draco grinste. “Beeil dich lieber, Vincent. Du bist hinter Longbottom.”
Es schien als wäre er da nicht der einzige. Granger schien die einzige Schülerin zu sein, die nicht hoffnungslos verwirrt war wenn es darum ging, welche Zutat als nächstes kam, und selbst sie verlegte Behälter. Longbottom schlug sich ausnahmsweise ganz gut. Vielleicht lag es daran, weil er Dank seiner Vergesslichkeit immer solche Probleme hatte, und er im zweiten Jahr aus reiner Notwendigkeit gelernt hatte, seine Behälter aufzureihen, als sie angefangen hatten, Tränke mit mehr als 3 Zutaten zu brauen.
Was auch immer der Grund war, Longbottom sah aus als wäre er heute einer der wenigen Schüler, die den Trank wirklich brauen würden.
Draco wandte seine Aufmerksamkeit seinem Kessel zu um die Farbe seines Trankes zu prüfen, dann sah er wieder auf die Uhr. Noch eine Minute, und dann konnte er ihn fertigmachen.
BUMM!
Draco drehte sich um und sah, dass Pansys Kessel explodiert war. „Fledermauszähne, nicht Fledermausflügel, Pansy“, sagte er fast gleichzeitig mit Professor Snape, der anfügte: „Zwei Punkte Abzug für Slytherin, und machen Sie die Sauerei weg!“ und „sehr gut, Mr. Malfoy. 10 Punkte dafür, dass Sie Ihre Zutaten so gut kennen.“
Die Gryffindors knurrten im Hintergrund etwas über ‘unfair’, aber Draco wusste, dass er die Punkte verdiente. Schließlich hatte er nicht einmal gesehen, dass Pansy die Fledermausflügel dazugetan hatte. Er wettete, dass nicht einmal Granger so schnell gewusst hätte was mit Pansys Trank los war. Die zusätzliche Arbeit mit Onkel Severus machte sich wirklich bezahlt. Selbst ohne die Punkte war der Blick auf Pansy's Gesicht es wert gewesen. Die Wut der Gryffindors über die zusätzlichen Punkte war nur eine kleine Zugabe.
Er machte schnell seinen Trank fertig und räumte die letzten beiden Behälter weg. „Ich bin fertig, Professor! Kann ich was anderes machen bis die Klasse aufholt?”
“Laß mal sehen.” Severus kam herüber und prüfte den Trank vorsichtig. „Sehr gut. 20 Punkte für Slytherin weil du als Erster mit dem Trank fertig warst. Du kannst tun was du willst, solange du meinen Unterricht nicht störst.”
Draco lächelte und zog das Mathebuch heraus. “Das stört keinen, Onkel Severus", versprach er.
Auf einmal war es totenstill in der Klasse. Man konnte nicht einmal mehr die Geräusche hören, die Neville Longbottom bei seinem ungeschickten Umrühren machte.
„Onkel?“, hörte Draco Harry Potter ungläubig in die Stille flüstern.
“Psst!”, fauchte Ron Weasley, aber es war zu spät.
„Sind Sie auch mit dem Trank fertig, Potter?" Snape starrte sein Lieblingsopfer an.
”Nein Sir, noch nicht”, musste Harry zugeben.
„Warum reden Sie dann statt zu arbeiten? Tränkebrauen ist eine genaue Kunst, die die ganze Aufmerksamkeit erfordert, wie ich Ihnen nun seit über 4 Jahren sage. Wann werden Sie endlich lernen, Ihre Privatgespräche für nach meiner Stunde aufzuheben, Potter?"
Harry schluckte beim Anblick des Zaubertränkemeisters, der über ihm aufragte. „Tut mir leid, Sir. Ich war nur überrascht, dass...“
„Ich will Ihre Ausreden nicht hören“, schnappte Snape. „Arbeiten Sie einfach weiter, und 10 Punkte Abzug für Gryffindor."
“10 muss heute seine Lieblingszahl sein“, sagte Harry, als er verärgert wieder auf die Suche nach Fledermauszähnen ging. Er war sicher, dass er sie auf seinen Tisch gestellt hatte, aber irgendwie waren seine Zutaten mit denen von Ron und Hermine durcheinander gekommen, was bedeutete, dass sie eigentlich drei Behälter mit Fledermauszähnen in ihrem Chaos haben mussten. Jeder davon wäre gut, aber aus irgendeinem Grund konnte er keinen finden.
Er wünschte, er könnte Hermine um Hilfe bitten, aber Snape beobachtete ihn jetzt genau, und würde zweifellos die Gelegenheit wahrnehmen, noch einmal 10 Punkte abzuziehen, und sie hatten schon zu viele Punkte in dieser Stunde verloren. Schließlich hatte das Schuljahr gerade erst angefangen, und sie hatten noch keine Zeit gehabt, um so viele zu bekommen, sie waren vielleicht sogar schon in den Minuszahlen.
Neben ihm warf Ron einige seltsam aussehende Wurzeln in seinen Kessel. Der reagierte in dem er eine letzte große Blase warf. Dann ging Rons Feuer aus. Ron verzog das Gesicht.
„Sie haben gerade den Trank verdorben, Weasley", erklärte Snape mit fast gelangweilter Stimme. “Sie sollten die Wurzeln erst schneiden.“
„Oh nein, bitte, Sir!“, rief Ron verzweifelt. Er hatte seinen Eltern versprochen, dieses Jahr gute Noten zu bekommen, und nun hatte er schon wegen seiner fehlenden Hausaufgaben eine schlechte Note bekommen und war im ersten Trank des Jahres durchgefallen. “Ich fange neu an.“
"Es ist nicht mehr genug Zeit”, erklärte ihm Snape kalt. „Machen Sie nur Ihren Arbeitsplatz sauber.“
Harry fühlte sich schlecht für seinen Freund, aber im Augenblick gab es nichts, was er für ihn tun konnte. Er musste die Fledermauszähne finden.
„Ich bin fertig, Professor Snape!", erklärte Hermine etwa 2 Minuten später.
“Und gerade rechtzeitig, Miss Granger", bemerkte Snape, nachdem er schnell ihr Ergebnis überprüft hatte. „Machen Sie sauber und lassen Sie sich nicht dabei erwischen, wie Sie mit Ihren Mitschülern flüstern.“
„Ja, Sir“, bestätigte Hermine resigniert.
Harry fragte sich, ob sie wirklich gehofft hatte, Punkte für ihre Arbeit zu bekommen. Er bezweifelte keinen Augenblick lang, dass sie sie verdiente, aber sie sollte mittlerweile wissen, dass Snape kaum Punkte an Gryffindor vergab, und Malfoy war dieses Mal viel schneller gewesen als sie. 'Ich frage mich, wie der Depp das geschafft hat', dachte er. Er muss irgendwie beschummelt haben.
„Es sind nur noch 5 Minuten“, erklärte Snape ruhig. “Diejenigen, die ihren Trank nicht rechtzeitig fertig machen können, sollten ihren Platz sauber machen und mir im Ausgleich 12 Inch Pergament über den Trank bringen.“
Harry seufzte und sah wieder nach dem Tränkerezept. Nein, er war viel zu weit hinterher um es rechtzeitig zu schaffen, zumindest hatten Ron und Hermine ihre Sachen schon weggeräumt, so dass er kein Problem hatte, herauszufinden, welche Behälter ihm gehörten und welche er zurück in den Schülerschrank bringen musste.
Überall riefen Schüler: „Ich bin fertig, Professor!" oder "Fertig!" während er niedergeschlagen seinen Tisch säuberte.
Bald rührte nur noch Neville Longbottom verzweifelt um.
„Ende der Stunde”, erklärte Snape. “Longbottom!"
Neville fuhr auf.
“Das reicht”, fuhr Snape zur allgemeinen Überraschung fort. “Machen Sie nur das Feuer aus und lassen Sie mich das Ergebnis sehen.”
Mit zitternden Händen gehorchte Neville.
„Die Farbe ist etwas hell, aber wenn man Ihren Fehler von vorhin bedenkt, ist der Trank gerade noch annehmbar, Longbottom", fand Snape. “Wenn Sie mir einen guten Aufsatz über den Trank bringen, bewerte ich ihn vielleicht mit einer 2.“
Neville strahlte. “Danke, Sir. Ich werde mein Bestes tun.“
„Das wird nicht reichen“, grinste Draco Malfoy ihm zu als er vorbei ging.
„Der Malfoy ist so ein Idiot!", fauchte Ron, sobald sie aus dem Zimmer waren und Snape sie nicht mehr hören konnte.
„Er ist schlimmer als Snape, und das will was heißen“, stimmte Harry zu.
“Snape war da drin fast nett zu Neville”, erklärte Hermine. „Und du solltest nicht so über einen Lehrer reden.“
“Das hat aber nichts mit Malfoy zu tun”, bestand Ron.
“Und habt ihr gehört, dass er Snape Onkel genannt hat?”, erinnerte ihn Harry.
“Ich wette, deswegen bevorzugt ihn Snape“, erklärte Ron. „Sie sind verwandt.“
“Müssen sie nicht”, widersprach Hermine. „Snape könnte auch ein alter Freund der Familie sein, den Draco nur Onkel nennt. Sie sehen nicht aus als wären sie verwandt.”
”Alle alten Reinblüterfamilien sind verwandt”, bestand Ron. „Sie treiben seit Jahrhunderten Inzucht.“
”Du bist auch ein altes Reinblut”, erinnerte ihn Hermine. „Bist du mit Malfoy oder den Snapes verwandt?"
“Natürlich nicht!“, rief Ron mit beleidigtem Blick.
"Siehst du, nicht alle Reinblüter sind verwandt. Und kleine Kinder nennen fast jeden Onkel. Wenn Malfoy den Professor kennt seit er sehr klein war, ist es nur natürlich, dass er ihn als Onkel ansieht“, erklärte Hermine. "Er ist wahrscheinlich nur ein alter Freund von Lucius."
"Vielleicht ist er sogar Malfoy's Patenonkel“, schlug Harry vor.
„Ich denke nicht, dass die Malfoys überhaupt Christen sind“, murmelte Ron.
”Was sollen sie sonst sein?”, fragte Harry überrascht. Die Dursleys gingen nur ganz selten in die Kirche, aber in der Grundschule hatte er den Eindruck gewonnen, dass alle auf der Insel zur anglikanischen Kirche gehören. Oder waren das nur die Engländer? Das würde den Namen erklären.
“Viele Zauberer, und vor allem die Slytherins, halten noch immer an heidnischem Glauben fest“, erklärte Hermine sofort. Einen Augenblick lang fragte er sich wo sie das gelesen hatte, aber er beschloss nicht zu fragen.
„Und woher wusste Snape was Papier ist?”, fragte Ron beleidigt.
Harry lächelte seinem Freund fast zu. Ron hatte noch nie Papier gesehen und war fasziniert von Harrys Hausaufgaben gewesen, als er sie das erste Mal gesehen hatte, und auch Neville und die andere Kinder aus Zaubererfamilien waren neugierig gewesen. Selbst Professor McGonagall hatte zuerst etwas unsicher darüber ausgesehen was sie damit tun sollte. Schließlich waren die Bögen etwas zu kurz und zu flach für eine anständige Rolle.
Snape aber hatte das Papier ohne zu zögern genommen.
“Vielleicht hatte er schon mal einen muggelgeborenen Schüler?”, schlug Harry vor.
“Aber McGonagall unterrichtet schon viel länger als Snape. Wenn es hier einen Schüler gegeben hätte, der seine Hausaufgaben auf Papier machte, muss sie ihn auch gekannt haben”, meinte Hermine. “Vielleicht hat er Muggelkunde gehabt und sie nicht?”
"Snape? Muggelkunde gehabt?“ Ron lachte. “Nie. Kein Slytherin würde das tun.“
„Es hat sogar zwei Slytherins in meiner Muggelkundeklasse in der Dritten gegeben“, erklärte ihm Hermine.
„Muss Teil eines Slytherinkomplotts gewesen sein“, beschloss Harry. “Aber wen kümmert es wo Snape schon Papier gesehen hat. Mich interessiert viel mehr seine Beziehung zu Malfoy. Ich wünschte es gäbe eine Möglichkeit, ihre Stammbäume zurückzuverfolgen.“
„Gibt es..” Hermine lächelte triumphierend. “Kommt mit! Gehen wir in die Bibliothek.”
Sie wartete nicht um zu sehen ob sie ihr folgen als sie davon ging.
Rons starrte ihr nach. „Schon wieder die Bibliothek? Ich glaub’s nicht. Was man Hermine auch fragt, sie läuft in die Bibliothek.“
„Und sie findet immer ein Antwort“, erinnerte ihn Harry.
„Nicht dieses Mal“, grinste Ron. „Es kann kein Buch über Snape- und Malfoyvorfahren geben.“

Kapitel 36

Kapitel 38

 

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