Runaway Dragon"

 

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Kapitel 38: Gedanken



Minerva McGonagall hatte es geschafft, die Aufgabe, mit Professor Snape zu sprechen, bis zum Abend aufzuschieben, aber etwa eine Stunde nach dem Abendessen hatte sie endlich nichts anderes mehr zu tun. Eine zeitlang hatte sie sogar gehofft, ihn beim Essen sprechen zu können, wo die Anwesenheit von Direktor Dumbledore das Gefühl von Unterstützung vermittelt hätte, aber Severus war die ganze Zeit am Slytherintisch gewesen und hatte mit seinen Schülern gegessen und gesprochen.
Minerva seufzte als sie sich daran erinnerte. Immer wieder hatte sie Albus erklärt, daß es nicht richtig war wenn sich ein Lehrer, noch dazu ein Hauslehrer, so von den anderen Lehrern abgrenzte, aber Albus hatte nur gelächelt, und den Kopf über sie geschüttelt.
"Minerva", hatte er gesagt, "ist dir nicht klar, dass das ein Teil der Art ist auf die er seine Stellung als Hauslehrer von Slytherin sichert? Severus tut es um seine Schüler daran zu erinnern, daß auch er ein Slytherin ist, und es gibt ihm die Möglichkeit, mit denen zu sprechen, die nicht zu ihm kommen um sich Rat zu holen."
"Es fördert die Neigung der Slytherins dazu, sich von den andere Häusern abzugrenzen", hatte Minerva erklärt als sie das letzte Mal darüber gesprochen hatten.
"Eigentlich habe ich bemerkt, dass die Slytherins etwas weniger von allen anderen abgeschnitten sind seit Severus ihr Hauslehrer ist. Freundschaften mit Ravenclaws sind nicht mehr so selten unter ihnen wie früher, und es gibt sogar ein paar, die zivilisiert mit Hufflepuffs reden." Albus hatte ihr zugezwinkert. "Nicht zu vergessen, dass sie sich nicht mehr von ihrem Hauslehrer abgrenzen wie in den fast 60 Jahren bevor Severus angekommen ist. Severus muß das richtige tun, wenn er solche Verbesserungen bewirkt."
"Sie denken es ist eine Verbesserung, dass sie systematisch mein, unser Haus angreifen?", hatte Minerva widersprochen.
"Denk daran wie es vor 20 Jahren war, Minerva", hatte ihr Albus ruhig gesagt. "Slytherin war vollkommen außer Kontrolle. Es gab Zeiten zu denen sich ihr Hauslehrer nicht in ihren Gemeinschaftsraum gewagt hat. Sie haben nichts befolgt was wir ihnen gesagt haben. Der einzige Anführer den sie akzeptiert haben war Voldemort. Dann kommt Severus daher, und auf einmal wenden sich die Slytherins mit ihren Problemen an ihn. Es war als hätten sie immer auf jemanden wie ihn gewartet, und du kannst nicht abstreiten, dass er sie unter Kontrolle hat."
Minerva hatte nur den Kopf darüber geschüttelt und nichts mehr gesagt. Ja. Severus war seit langem der erste der so grundsätzliche Dinge tun konnte wie die Slytherins abends ins Bett zu schicken. Sie wurden bei ihm nicht frech, und er konnte selbst die Anführer absetzen wenn er wollte. Es war trotzdem nicht richtig für einen Lehrer, an einem der Haustische zu essen, auch wenn er es nur manchmal tat.
Dank dieser unmöglichen Angewohnheit ihres Kollegen musste sie ihn nun in seinem Büro in den Kerkern besuchen. Oh, sie hasste die Kerker. Sie waren nicht nur düster und kalt, sondern auch voller Slytherins und wahrscheinlich auch Ratten. Warum Severus so viel Zeit da unten verbrachte war ihr ein Rätsel. Dennoch, es war nicht gut wenn ein Slytherin bemerkte wie unangenehm es ihr in seinem Reich war, und vor allem nicht ihr Hauslehrer. Er war in einer Position, um es gegen sie zu benutzen, und würde sicher nicht aus Freundlichkeit oder weil solche Dinge unter seiner Würde waren davon absehen.
Mit einiger Anstrengung zwang sie ihr Gesicht in einen strengen, professionellen Ausdruck und klopfte an Severus' Tür.
"Ein Augenblick bitte!", hörte sie Severus rufen, und etwa eine Minute darauf öffnete sich die Tür, und ein kleiner Zweitklässler aus Slytherin kam fröhlich lächelnd heraus.
Er hatte einen großen blauen Fleck auf der rechten Wange, und Minerva erinnerte sich auf einmal daran, dass er ihn schon am Vortag bei der Auswahlzeremonie gehabt hatte. Da hatte er aber traurig ausgesehen, und sie hatte sich kurz gefragt mit wem er sich geprügelt hatte. Der Junge war im Unterricht meistens ruhig, und er schien gar nicht der Typ zu sein, der gerne Prügeleien anfing, aber natürlich konnte man das bei Slytherins nie wissen.
"Schon rausgefunden wer den kleinen Gauner ins Gesicht geschlagen hat, Severus?", fragte sie als sie in sein Büro trat und die Tür hinter sich schloss.
"Das geht dich nichts an, Minerva", zischte Severus warnend.
"Doch, wenn es einer meiner Schüler ist oder wenn du das Kind ungestraft davonkommen lassen willst", bestand sie trotzig darauf.
"Es war kein Schüler", sagte Severus düster. "Und kein Kind."
"Was?! Du deutest doch nicht an, dass einer der Lehrer..."
"Natürlich nicht", schnitt Severus ihr sofort das Wort ab. "Es war niemand in Hogwarts, der ihn verletzt hat, und auch nicht die Schuld des Jungen."
"Warum hast du ihn dann zu dir gerufen?", fragte Minerva überrascht. Wenn er nichts getan hatte für das er bestraft werden musste, gab es keine Grund, ihn herunter zu bestellen.
"Habe ich nicht. Er ist gekommen um mich um Heilsalbe zu bitten", antwortete Severus absichtlich vage.
"Salbe? Warum ist er dafür nicht in den Krankenflügel gegangen?"
"Weil er mir mehr traut als Poppy." Severus starrte sie an. "Was soll das werden? Ein Interview für den Tagespropheten? Ich habe dich auch nicht gefragt wie du mit deinen Schülern umgehst, und ich wäre dir dankbar wenn du mir dieselbe Höflichkeit entgegenbringen könntest."
"Eigentlich wollte ich mir dir über Mr. Malfoy sprechen", beschloss Minerva das Thema zu wechseln bevor Severus beschloss, wirklich unangenehm zu werden. Was war nur der Grund für den Besuch des kleinen Jungen in Severus' Büro?
Severus' Blick wurde noch dunkler. "Warum? Hat er deinen wunderbaren Gryffindors was angetan?"
"Nein, aber…"
"Dann laß es bleiben. Es ist mein Junge, nicht deiner, und ich entscheide was mit ihm passiert", sagte Severus scharf. "Wenn es dich nichts angeht, halt dich raus."
Minerva unterdrückte ein nervöses Schlucken und griff auf ihren Gryffindormut zurück. Warum zum Teufel zischte die alte Schlange sie so an? Er schien dazu bereit zu sein, zuzuschlagen, nur weil sie Draco Malfoy erwähnt hatte.
"Sein Verwandlungsbuch geht mich was an, und ebenfalls seine Verwandlungshausaufgaben", erklärte sie mutig.
"Und was ist mit seinem Verwandlungsbuch und seinen Hausaufgaben nicht in Ordnung?", fragte Severus in einem Tonfall der andeutete, dass ihm schnell die Geduld ausging.
"Nun, seine Hausaufgaben sind etwas zu gut als dass er sie geschrieben haben könnte, aber er behauptet, dass ihm ein Freund geholfen hat", begann Minerva.
"Mike Tiller. Mikes Vater sagte mir, dass der Junge in Verwandlungen der Klassenbeste ist. Ein sehr intelligenter und fleißiger Sechstklässler. Natürlich haben die öffentlichen Schulen nicht immer so gute Lehrer wie Hogwarts, aber ich denke, dass Mike einem Fünftklässler einige Tipps geben kann."
Oh, dann machte er ihr jetzt Komplimente? War das ein Zeichen von Schuldbewusstsein was das Buch anging?
"Nun, ich schätze ich werde den Aufsatz annehmen. Schließlich hatten genug andere Schüler wahrscheinlich Hilfe von ihren Eltern, also wird es nicht allzu unfair sein", beschloss Minerva.
"Ich wollte noch etwas mit dir besprechen, da du schon da bist", schlug Severus schnell vor, bevor sie das Buch wieder erwähnen konnte.
"Oh, und was?" Verdammt, jetzt hatte er sie vom Thema abgelenkt.
"Neville Longbottom", antwortete Severus.
"Neville?", wiederholte Minerva. Oh nein, nicht schon wieder. Der arme Junge tat ihr so leid. "Schau, Severus, ich weiß, dass du Neville nicht magst, aber er ist nur etwas ungeschickt. Er hat nicht viel Talent, aber er versucht es wirklich. Wenn du ihm nur eine Chance geben würdest, bin ich sicher, dass er am Ende ein anständiger Zauberer würde."
"Ich gebe ihm eine Chance, Minerva", erklärte Severus. "Trotz seiner schwachen Ergebnisse habe ich ihn noch nicht durchfallen lassen, und ich versuche sehr, ihn dazu zu bringen, seine Leistungen zu verbessern und etwas Rückgrat zu zeigen, aber was ich auch mache scheint die Dinge nur schlimmer zu machen. Deswegen habe ich den Jungen angesprochen. Ich möchte gerne hören wie ich Longbottom deiner Meinung nach behandeln soll, um sein Interesse daran zu wecken, in meinem Unterricht seine Leistungen zu verbessern."
"Er will seine Leistungen verbessern, Severus", versuchte Minerva zu erklären. "Manchmal zu sehr, fürchte ich. Er weiß, dass er nicht so gut ist wie er gerne wäre, und das macht ihn nervös."
"Heute war er besser als ich erwartet hatte", gab Severus zu. "Er hat die erste Aufgabe mit einer größeren Anzahl Zutaten sogar besser gemeistert als Weasley oder Potter."
"Ehrlich?", fragte Minerva überrascht.
"Ja, er hat die Aufgabe mit nur einem einzigen Fehler am Anfang gelöst. Ich war ziemlich überrascht, da es fünf andere Schüler nicht schafften. Schüler die sonst um einiges besser sind als Longbottom", bestätigte Severus. "Er war gerade rechtzeitig fertig, aber viele Schüler schaffen jedes Jahr nicht einmal das."
"Das solltest du ihm sagen", drängte Minerva Severus. "Sag ihm, dass er überraschend gut war und dass er deutliche Zeichen einer Verbesserung zeigt. Wenn du ihm nur etwas hilfst und ihm sagst was er richtig macht, statt ihm zu sagen was er falsch macht, wird er sicherer werden und sich bessern, das wirst du sehen."
"Es scheint aber nicht richtig zu sein, ihn so zu verhätscheln", meinte Severus düster. "Wir müssen ihn ebenso auf die Widrigkeiten des Lebens vorbereiten wie wir ihm beibringen müssen, Magie zu benutzen. Die Zaubererwelt steuert auf einen Krieg zu der ebenso groß oder noch größer ist wie der Letzte, Minerva, und die Kinder, die wir gerade unterrichten, werden mitten drin stecken wenn sie die Schule abschließen. Longbottom ist auch noch ein Freund von Harry Potter. Das bedeutet, dass er noch gefährdeter ist als die meisten anderen. Wie soll er denn gegen Voldemorts Todesser antreten wenn er bei meinem bloßen Anblick schon in Ohnmacht fällt?"
"Neville hat nicht genug Selbstvertrauen um gegen jemandem anzutreten, das weiß ich", erklärte Minerva. "Aber dass du ihn ständig herunter machst macht es noch schlimmer. Es geht vielleicht mit den anderen Kindern, weil sie das Gefühl haben, dass sie nicht verdienen, so behandelt zu werden. Neville aber denkt, dass sein fehlendes Talent ihm solche Strafen einbringt. Er wird nie gegen dich aufbegehren, weil er denkt, dass er es verdient, schlecht behandelt zu werden und kein Recht hat, sich zu verteidigen. Wir müssen ihm beibringen, dass er jemand ist, der es wert ist, dass man für ihn kämpft, bevor wir erwarten können, dass er für sich selbst eintritt."
Zu ihrer Überraschung nickte Snape. "Nun gut, Minerva. Jemand anders, dessen Meinung ich in solchen Angelegenheiten sehr hoch einschätze, hat mir einen ähnlichen Rat gegeben, also werde ich versuchen, es eine Weile auf deine Art zu machen, um zu sehen was passiert."
"Danke, Severus." Minerva musste sich davon abhalten, ihn für ein so seltenes Zugeständnis zu umarmen. Sie hatte ein triumphierendes Gefühl als sie sich umdrehte und war schon fast bei der Tür als ihr einfiel warum sie eigentlich gekommen war. "Was aber Mr. Malfoy's Verwandlungsbuch angeht…", fing sie an, als auf einmal die Tür hinter ihr aufgestoßen wurde.
"Onkel Severus! Er schlüpft!" Draco Malfoy rannte an ihr vorbei ohne auch nur einen Blick auf sie zu werfen. Er hielt die scheußliche Kiste, in den Händen, die er seit der Auswahlzeremonie ständig mit sich herumtrug.
Minerva seufzte. Jetzt würde sie sicher nicht mehr über das Buch des Jungen reden können. Und den Rest des Jahres über würde ein Babyvogel ihre Stunden stören. Sie konnte einfach nicht verstehen warum Albus dem Jungen erlaubt hatte, ausgerechnet einen Raben mitzubringen. Minerva fiel es schwer zu verstehen, dass einige Leute lieber Eulen hatten als Katzen, aber zumindest waren Eulen nützlich. Raben andererseits machten mehr Probleme als sie wert waren. Warum konnte der junge Mr. Malfoy sich nicht einfach eine Eule anschaffen, wenn es unbedingt ein Vogel sein musste?
Da weder Draco noch Severus auf sie achteten, stolzierte sie wütend hinaus. Sie würde Severus beim Frühstück wegen des Buches ansprechen. Dann würde zumindest Albus da sein um nicht zuzulassen, dass er sie wieder ablenkte. Andererseits ließ sich auch Albus sehr leicht ablenken. Nun, zumindest wäre er moralische Unterstützung.
Draco hatte inzwischen die Kiste auf Severus' Tisch auf den Aufsatz gestellt, den Severus gerade korrigiert hatte, als er von dem Zweitklässler unterbrochen worden war. "Schau, da ist ein kleiner Riss in der Schale, und du kannst hören, dass er rauskommen will."
"KRÄCHZ!", kam ein lauter Protest hinter der Tür hervor die in Severus' Räume führte.
Severus lächelte zufrieden über das Geräusch, und ging um Munin die Tür aufzusperren. Der Rabe war vielleicht ein Experte wenn es darum ging, Türen zu öffnen, aber er hatte noch immer kein Mittel gegen Schließzauber gefunden.
Munin flatterte sofort zum Tisch, landete neben einem Fass mit roter Tinte und ging über den Tisch um das Ei anzustarren. Genau wie Draco sah zu fasziniert zu wie der Riss größer und bald zu einem kleinen Loch wurde. Nun konnten sie sehen, dass sich in dem Ei etwas bewegte, und Draco dachte, er könnte einen kleinen Schnabel sehen, dann ein Bein. Oder war es vielleicht ein Flügel gewesen?
Es war schwer zu glauben, dass ein Wesen das so groß war wie Munin einmal in so ein kleines Ei gepasst hatte.
Munin krächzte aufmunternd, und eine leise Stimme antwortete ihm aus dem Ei.
"Geduld", ermahnte Severus seinen Vogel. "Er kommt schon."
Draco streckte die Hand aus um seinem Raben beim Schlüpfen zu helfen, aber Severus hielt ihn auf. "Verzieh ihn nicht. Er kann es selbst."
Und in der Tat zerbrach das Ei einige Minuten später, und das winzige rosa Wesen kämpfte sich heraus.
"Jetzt kannst du die Schalen wegräumen", sagte Severus leise zu Draco. "Wirf sie aber nicht weg. Ich weiß einen Trank, den man damit brauen kann."
Draco war so eingenommen vom Anblick seines Raben, dass er nicht einmal fragte, welcher Trank es war, und sie nur in den leeren Behälter warf, den ihm Severus gab. Severus ließ den Behälter auf dem Tisch stehen und verschwand in seinem Büro. Einen Augenblick später kam er mit einem größeren Behälter mit allen möglichen Würmern, Larven und anderen abstoßenden Dingen zurück.
"Hier", sagte er als er ihn neben dem Nest des kleinen Raben abstellte. "Versuch ihn damit zu füttern. Er sollte hungrig sein nachdem er sich so angestrengt hat."
Draco sah den Behälter etwas angewidert an, aber er öffnete ihn und nahm einen Wurm ohne sich zu beschweren.
"Nein!" Snape packte seine Hand. "Füttere ihn nicht direkt aus der Hand bis er gelernt hat wie man seinen Schnabel benutzt. Junge Raben sind sehr gierig, und ihre Schnäbel sind überraschend stark. Er beißt dich nur in den Finger."
"Wie soll ich ihn dann füttern?", fragte Draco überrascht. Der kleine Rabe war sicher nicht alt genug um selbst zu fressen.
Severus deutete ruhig auf eine lange Pinzette, die neben dem Behälter lag. "Damit."
Draco nahm sie und betrachtet sie vorsichtig, bevor er damit den Wurm aufhob. "Ist das nicht etwas groß?", fragte er zweifelnd, wobei er sich einen Augenblick lang überlegte, wozu man sie wohl sonst benutzte.
Severus schüttelte den Kopf. "Nein, es ist genau so wie es sein sollte. So kann er sie nicht versehentlich verschlucken. Du wirst bemerkten, dass er sie dir gut aus der Hand reißen kann wenn er etwas größer wird. Er wird fast so groß wie Munin sein bevor er lernt selbst zu fressen."
Draco hielt dem Babyvogel vorsichtig den Wurm hin, und in der Tat wurde er ihm sofort weggeschnappt. Als er wieder ein schmackhaftes Stückchen aus dem Gefäß nahm, fragte er sich wie der kleine Rabe das Essen erkannt hatte. Schließlich konnte er noch nicht einmal sehen, und er hatte auch noch nie gegessen.
Severus wartete bis der kleine Vogel beschloss, dass er genug gefressen hatte, und erschöpft einschlief, bevor er Draco fragte: "Hast du dir schon einen Namen überlegt?"
Draco nickte und sah den erwachsenen Raben lächelnd an. "Ja, ich nenne ihn Hugin."
Severus' Augen verengten sich überrascht. "Hervorragende Wahl. Du weiß was der Name bedeutet?"
"Hugin und Munin sind in der Sage die Raben, die Odin bei seinen Reisen begleiten und ihm Nachrichten aus der Welt und Rat bringen." Draco zuckte mit den Schultern. "Ich dachte nur, dass wir das Paar vervollständigen sollten."
"Ihre Namen bedeuten Gedanken und Erinnerung", sagte Severus ernsthaft. "Hugin riet Odin seine Entscheidungen zu überdenken und nicht nur die Gedanken anderer anzunehmen ohne sie erst zu durchdenken und zu überlegen, während ihn Munin an die Dinge erinnerte, die er aus früheren Fehlern gelernt hatte. Munin wusste mehr von der Welt, aber Hugin war weiser. Mit ihrer Hilfe herrschte Odin weise."
"Aber das ist nur ein altes Märchen", lachte Draco.
"Das Konzept dahinter ist aber sehr real", bemerkte Severus ruhig.
"Was? Von Odin und Thor und Zwergen und Riesen?"
"Nein, davon, dass die Wurzeln der Weisheit Gedanken und Erinnerung sind", korrigierte Severus. "Ich habe Munins Namen nicht aufgrund seines Klangs gewählt, und wenn du deinen Raben Hugin nennen willst, solltest du besser wissen was es bedeutet. Lass dich von deinem Raben daran erinnern, deine Entscheidungen weise zu treffen."
Zuerst lachte Draco nur darüber, auf dem Rückweg in den Gemeinschaftsraum ließ ihn der Gedanke an Odins Raben nicht los. Welche Geschichten waren einmal von Hugin erzählt worden? Wenn der Name des Raben heute noch bekannt war, musste über ihn geschrieben worden sein, und wenn etwas über ihn geschrieben worden war, würde er es wohl am ehesten in der Bibliothek finden.
Draco traf schnell eine Entscheidung und ging am Eingang zum Gemeinschaftsraum vorbei und weiter zu den Treppen, die ihn zur Bibliothek bringen würden. Es konnte nicht schaden, diese Geschichten zu lesen.
Sein Weg führte ihn zum Büro des Hausmeisters vor dem eine kleine Gestalt stand, die etwas in der Hand hatte, das wohl ein Strafarbeitszettel war. Als Draco näher kam erkannte er das bleiche Gesicht von David Smith.
"Schon Strafarbeiten?", grinste Draco. "Das muss ein neuer Schulrekord ein. Und ich dachte immer, nur Gryffindors wären dumm genug um Rekorde bei den Strafarbeiten zu setzen."
David wurde rot und starrte zu Boden. Jetzt hatte er es wirklich geschafft, und dabei hatte er so sehr versucht, ein großer, anständiger Junge zu sein, wie sein Daddy von ihm erwartete. Trotzdem hatte er schon am ersten Schultag nicht nur eine Strafarbeit bekommen, sondern auch noch den Ärger seines Hauslehrers und den Hohn seiner älteren Mitschüler auf sich gezogen. Würde der blonde Junge gehen und allen älteren Schülern sagen wie er ihr Haus beschämt hatte, oder würde er den unwichtigen kleinen Erstklässler über den Angelegenheiten vergessen, die ihn hinauf in die Schule führten?
David konnte nur auf das Letztere hoffen, und darauf, dass kein anderer älterer Slytherin zufällig vorbei kam und ihn hier sah. Wenn man bedachte, dass er im Hauptkorridor stand der vom Slytherin-Gemeinschaftsraum zu den Treppen führte, gab es wenig Chancen dafür, dass er nicht bemerkt wurde, es sei denn, er kam so schnell wie möglich von hier weg. Und das bedeutete, dass er das Büro des Hausmeisters betreten musste.
Alle Farbe wich aus Davids Gesicht als ihm das klar wurde. Er zitterte am ganzen Körper als er die Hand hob und an die Tür klopfte.
"Ja?", kam eine scharfe Stimme von drinnen, und David drückte die Klinke und trat dann mit weichen Knien ein.
"G...guten Abend, Sir", begrüßte er den erschreckenden Mann, den er drinnen vorfand. Das war der Hausmeister? Oh nein! "Ich bin hier, um zwei Stunden Strafarbeit bei Ihnen abzuarbeiten, Sir. Was soll ich machen?"
Der Hausmeister starrte ihn an. "Zwei Stunden eh? Was hast du gemacht, du kleiner Lümmel? Den Direktor angezündet?"
"Nein, Sir. Ich bin ausgerutscht und habe versehentlich den Kessel eines Mitschülers im Tränkeunterricht umgekippt", erklärte David. Er sah niedergeschlagen aus. "Professor Snape dachte ich hätte es absichtlich gemacht, und hat mir Strafarbeiten gegeben."
"Zwei Stunden?" Argus Filch lächelte fast. "Scheint als hätte er es wirklich auf dich abgesehen, Lümmel. Ich denke du und ich werden viel Zeit zusammen verbringen."
"Oh nein, Sir. Ich bin sonst ein guter Junge", versicherte ihm David.
"Das wird dir nicht helfen", grinste Filch. "Nicht wenn Professor Snape dich so hasst, dass er dir zwei Stunden Strafarbeiten gibt, nur weil du einen Kessel umkippst. Du bist ein Gryffindor, Lümmel?"
"Nein, Sir. Ich bin ein Slytherin", antwortete David.
"Aus seinem eigenen Haus? Oh ja, wir werden sehr viel Zeit zusammen verbringen. Nun, komm schon, Lümmel. Wir säubern den Astronomieturm. Ich staube ab und du wischt die Böden."
"Ja, Sir", antwortete David leise.
Filch führte ihn durch die Gänge und die Treppen hinauf, bis er sich völlig verlaufen vorkam. "Äh, Sir?", wagte er endlich zu fragen als sie anfingen, wieder eine Reihe Treppen hinaufstiegen."
"Was ist denn, Lümmel?", fragte Filch schroff.
"Nun, ich... ich habe noch nie Böden gewischt. Könnten Sie... äh... mir bitte zeigen wie es geht bevor wir anfangen?"
Filch starrte ihn wieder an. "Nun gut, aber ich zeige es dir nur einmal. Das nächste Mal erwarte ich, dass du weißt wie es geht."
"Ja, Sir. Danke", antwortete David erleichtert. Vielleicht würde es doch nicht so schlimm sein.

Während David sich dem Hausmeister vorstellte, ging Draco weiter zur Bibliothek. Zu dieser Tageszeit waren nicht viele Schüler auf den Gängen, und er erreichte sein Ziel ohne weitere Zwischenfälle. Als er die Geschichtssektion betrat bemerkte er, dass Potter, Weasley und Granger über einem Stapel Bücher in der Genealogiesektion saßen. Suchten sie den Stammbaum der Weasleys so wie er und Severus den der Malfoys in den Sommerferien gesucht hatten? Wenn die Weasleys immer so viele Kinder gehabt hatten wie sein Vater angedeutet hatte, musste es eine schwere Aufgabe sein.
Aber andererseits hatte Weasley wahrscheinlich genug lebende Familienmitglieder um seine Neugier zufrieden zu stellen. Der verwaiste Potter war aber wahrscheinlich furchtbar an seiner Familie interessiert.
Ja, beschloss Draco, wahrscheinlich schlugen sie die Potterfamilie nach. Das musste es sein.
Er wandte sich von den drei Gryffindors ab, die ihn nicht einmal bemerkt hatten, und ging in den Gang, in dem seines Wissens die Mythologiebücher standen. Er sah die Regale schnell durch und fand bald ein Buch das "Die Weisheit Odins" hieß. Ja, genau das hatte er gesucht.
Er dachte daran, was Onkel Severus über die Raben gesagt hatte. Danach musste dort einfach etwas über sie stehen.

"Hast du was gefunden, Hermine?", fragte Ron als er sein Buch zurückstellte und sich in seinem Stuhl zurücklehnte.
"Nein, noch nicht. Such weiter", antwortete Hermine abgelenkt.
"Aber wir suchen schon den ganzen Tag!" beschwerte sich Ron.
"Übertreib nicht, Ron. Wir sind erst etwa 2 Stunden hier seit unserem Abendessen", korrigierte Hermine ihn, bevor sie sich wieder ihrem Buch zuwandte.
"Was ist mit dir, Harry?", fragte Ron seinen anderen Freund. "Hast du schon was gefunden?"
"Ron, das fragst du mich alle 5 Minuten", seufzte Harry. "Vielleicht finden wir wirklich was wenn du uns nicht laufend ablenkst."
"Forschungen brauchen Zeit, Ron", erinnerte ihn Hermine, als sie das Buch, in dem sie gelesen hatte schloß und ein anderes nahm. "Da, ich habe was. Hier ist der Stammbaum der Malfoys."
"So? Sind sie mit den Snapes verwandt?", fragte Ron eifrig.
"Oh, laß mir doch Zeit um nachzusehen, ja?" Hermine betrachtete eine Seite des Stammbaums nach der anderen, aber sie fand nirgends den Namen Snape. "Nein, hier steht nichts."
"Warum nennt Malfoy Snape dann Onkel?", fragte Ron. "Das gibt keinen Sinn. Es muss einen Snape im Stammbaum der Malfoys geben."
"Vielleicht nicht", sagte Hermine ruhig. "Sie sind vielleicht durch die Familien von Snapes und Dracos Mutter verwandt. Hier steht, dass Narcissa Malfoys Mädchenname Glizzard war. Alles was wir jetzt tun müssen ist, den Stammbaum der Snapes oder der Glizzards zu finden. Wenn wir beweisen können, dass Snape mit den Glizzards verwandt ist, haben wir gewonnen.
"Und wenn nicht?", fragte Harry leicht enttäuscht.
"Dann sehen wir bei Snapes Mutter, Lucius' Mutter, Narcissas Mutter und jeder Frau in den letzten 10 Generationen von Malfoy- und Snape-Vorfahren nach", antwortete Hermine ruhig. "Weiter zurückzugehen ist nutzlos. Die Verwandtschaft wäre viel zu entfernt um sie noch so zu nennen. Wenn wir in den letzten 10 Generationen nichts finden können, werden wir nie etwas finden. Ron, fang lieber damit an, die letzten 10 Generationen Malfoys auf eine Pergamentrolle zu schreiben. Wir brauchen keine Daten, nur die Vornamen der Malfoys und die Vor- und Mädchennamen ihrer Frauen.
Ron warf einen Blick auf die Namen im Buch das ihm Hermine herüber schob und stöhnte. "Du willst wirklich, dass wir die Stammbäume all dieser Leute nachsehen?"
"Natürlich. Ich dachte du wolltest herausfinden ob Snape und Malfoy verwandt sind. Das ist die einzige Art, es zu tun", erinnerte ihn Hermine. "Harry, such weiter die Snapes und die Glizzards."
Sie suchten wieder eine Stunde lang, bis Harry endlich erfreut aufschrie: "Die Glizzards! Ich habe sie gefunden."
Hermine kam sofort zu ihm und nachzusehen. Sie runzelte die Stirn. "Das hier ist zu alt. Da steht nicht einmal Narcissa drin."
Harry seufzte enttäuscht. "Hilft es uns gar nicht?"
"Nun", schloss Hermine nachdem sie kurz nachgedacht hatte, "hier unten sind nur zwei Einträge, und die Generation ist die von Narcissas Eltern, also war ihre Mutter entweder Caroline Larson oder Monica Porter. Ron, bist du fertig mit den Malfyos?"
"Noch nicht", jammerte Ron. "Da sind einfach zu viele."
"Dann mach weiter. Harry, nimm ein neues Pergament und schreibe die letzten 9 Generationen Glizzards ab. Laß unten etwas Platz damit wir die letzte Generation dazuschreiben können wenn wir sie finden. Ich suche weiter die Snapes, die Larsons und die Porters und eine neuere Version des Glizzard-Stammbaums.
Aber obwohl sie weitersuchten bis die Bibliothek am Abend geschlossen wurde und sie gehen mussten, fanden sie nichts.
"Nun, zumindest haben wir die ersten beiden Stammbäume, auch wenn wir keinen von ihnen zu den Snapes zurückverfolgen können", beschloss Hermine. "Es wird viel leichter wenn wir auch die Snapes haben. Mit etwas Glück finden wir morgen noch mindestens drei oder vier."
Ron stöhnte nur, und Harry dachte sogar einen Augenblick daran die Suche aufzugeben. Ja, er wollte wissen ob Malfoy mit Snape verwandt war, aber war es das wert, seine ganze Freizeit in der Bibliothek zu verbringen? Im Augenblick war das Wetter noch gut genug um Spaß beim Besenfliegen zu haben. Wenn es erst einmal anfing zu schreien, würden erfrorene Finger und Zehen das Erlebnis ziemlich unangenehm machen.
Aber auch im Winter machte das Fliegen Spaß. Die kalte Luft war unangenehm, aber sie roch sauber und frisch und die weiße Winterlandschaft war ein schöner Anblick wenn man darüber wegflog. Harry lächelte als er sich daran erinnerte wie es sich anfühlte, im Flug Schnee von einem Dach zu kratzen.
Mittlerweile hatte Draco die Bibliothek schon lange mit der "Weisheit Odins" unter dem Arm und dem Nest des kleinen Hugin fest in beiden Händen verlassen. Er wollte direkt zurück in den Gemeinschaftsraum der Slytherins gehen, um seine Matheübungen zu machen und vielleicht anschließend in seinem Muggelkundebuch zu lesen.
Er hatte Glück gehabt und an diesem Tag beim Mittagessen die Muggelkundelehrerin erwischt, und sie hatte ihm geraten, im ersten Halbjahr ihren Unterricht für die dritte Klasse zu besuchen und dann Professor Binns zu bitten, ihn den Rest des Jahres Montags die Gryffindor-Ravenclaw-Stunden für Zaubereigeschichte besuchen zu lassen, anstatt der Slytherin-Hufflepuff-Stunden, so dass er mit der vierten Klasse Muggelkunde machen konnte. Er hatte nur zweimal in der Woche Muggelkunde, und die zweite Stunde war zu der Zeit, zu der die fünfte Klasse Wahrsagen und Arithmantik hatte, so dass er dort keine Probleme haben würde.
Er war fast bei den Treppen angekommen, als Hugin plötzlich aufwachte und ihm zukrächzte. Ihm fiel ein was ihm Onkel Severus über Babyraben gesagt hatte, und Draco nahm an, dass das bedeutete "Ich habe Hunger."
Der Behälter mit dem Futter war in seinem Rucksack, aber er brauchte einen Platz, um das Nest abzustellen, bevor er ihn herausholen und Hugin füttern konnte. Sollte er warten bis er im Gemeinschaftsraum war?
Nein, das dauerte vielleicht zu lang. Er wollte nicht, dass sein Rabe Hunger litt. Stattdessen kehrte er um und betrat die Große Halle, wo er das Nest auf eine Ecke des Slytherintischs stellte und seinen Rucksack abnahm.
Anders als die anderen Haustische wurde der Slytherintisch außerhalb der Mahlzeiten nicht viel benutzt. Nur sehr wenige Slytherins hatten Freunde in anderen Häusern, und die Gesellschaft mit ihren Hausmitgliedern konzentrierte sich meistens auf den Gemeinschaftsraum. Nur wenn sie sich mit Freunden aus Ravenclaw treffen wollten kamen die Slytherins in ihrer Freizeit in die Große Halle. So war Draco sehr überrascht, dass ihn jemand begrüßte.
Er stellte schnell den Behälter mit dem Rabenfutter neben dem Nest ab und drehte sich um. "Oh, Hallo Jana! Sorry, Ich habe dich vorhin nicht gesehen."
"Ist schon gut, du hast mich wahrscheinlich nicht gesehen weil ich neben einem echt großen Sechstklässler gesessen habe, der dir die Sicht verstellt hat", lächelte Jana. "Was machst du?"
"Ich will meinen Babyraben füttern." Auch Draco lächelte. "Willst du zusehen?"
"Oh ja!", schrieen Jana, und die drei anderen kleinen Hufflepuffs hinter ihr.
"Ist das ein Mädchenrabe oder ein Jungenrabe?", wollte Jana einen Augenblick später wissen, als Hugin das am wenigsten abstoßende Futter verschluckt hatte das Draco in seinem Behälter gefunden hatte. Schließlich bestand sein Publikum aus 11jährigen Hufflepuffmädchen. Er wollte nicht, dass sie etwas allzu ekelhaftes sahen.
"Ein Junge", antwortete Draco immer noch lächelnd. Was war denn an kleinen Kindern, dass er sie so gern hatte?
"Wie heißt er?" wollte Jana dann wissen.
"Hugin."
"Wie hübsch", beschloss sie. "Hi, Hugin."
Hugin aber interessierte sich gar nicht für das Mädchen. Als er aufgegessen hatte, schlief er gleich wieder ein.
"Er ist erst heute geschlüpft", erklärte Draco. "Ich denke er wird nicht viel machen außer essen und schlafen bis er zu fliegen anfängt."
"Ich mag ihn trotzdem", flüsterte Jana, die wahrscheinlich Angst hatte, sie könnte ihn aufwecken wenn sie lauter sprach. "Er ist süß."
"So, wie gefällt dir Hogwarts bisher?", fragte Draco seine junge Freundin. "Ich sehe, dass du schon Freunde gefunden hast."
"Oh ja, es ist toll in Hufflepuff. Alle sind so nett." Jana strahlte. "Ich wäre aber gerne mit dir in Slytherin gewesen. Oder vielleicht mit Minty in Ravenclaw."
"Ich weiß nicht, Jana. Wenn dich der Hut nach Hufflepuff geschickt hat, muß er es für das passende Haus für dich gehalten haben, und er weiß es meistens am besten. Wenn es dir wichtig ist, dass die Leute nett sind, ist Hufflepuff ganz sicher der richtige Ort. Hufflepuffs sind meistens nett." Draco lächelte wieder. "Slytherins können echt gemein sein, und du würdest es da sicher hassen."
"Gemein? Du bist gar nicht gemein", behauptete Jana.
"Du hast mich noch nie mit den Gryffindor-Idioten gesehen", erklärte ihr Draco ruhig. "Ich bin nur zu meinen Freunden nett."
"Dann bin ich also deine Freundin?" fragte Jana mit großen Augen.
"Na ja, ich bin nett zu dir."
"Du bist toll, Draco!", rief Jana. Und sie umarmte ihn fest.
Draco war froh, dass weder Potter noch einer seiner Mitschüler aus Slytherin dabei waren um zu sehen, dass er die kleine Hufflepuff ebenfalls umarmte. Die überraschten Blicke aller Anwesenden waren ihm unangenehm genug.
Nur um zu beweisen, dass er immer noch derselbe alte fiese Draco Malfoy war ließ er auf dem Weg hinaus einen Drittklässler aus Gryffindor stolpern, und fragte seine Freundin ob der Mob auf ihrem Kopf wirklich Haar darstellen sollte.
Die Blicke, die ihm aus der Großen Halle folgten, fühlten sich viel normaler an.


Blaise Zabini trug seine volle Fluguniform und rannte zu ihm herüber sobald Draco den Gemeinschaftsraum betrat. "Wo zum Teufel warst du? Wir haben in 2 Minuten Quidditchtraining."
Autsch! Hatte es ihnen Onkel Severus noch nicht gesagt?
"In der Bibliothek, aber ich weiß nicht was dich das angeht", erklärte Draco Blaise als er um ihn herum ging. Laß sie nur nicht merken, dass es weh tut.
"Wenn du zu spät zum Quidditch kommst, geht es mich schon was an", schrie ihm Blaise nach, "Ich bin auch im Team. Und ich will, dass wir diesmal gewinnen."
Draco hielt an und drehte sich um, um Blaise anzusehen. Wenn er es nun nur so aussehen lassen konnte, als wäre es ihm egal. "Nun, das ist gut zu wissen, aber es hat nichts mit mir zu tun, Blaise. Ich bin nicht mehr im Team."
"Was! Warum? Das kannst du nicht machen, Draco!", quietschte Millicent vom Ecktisch hinter Blaise.
Wo war sie denn auf einmal hergekommen? Oh ja, sie musste die ganze Zeit über da gewesen sein und Hausaufgaben gemacht haben oder so. Seit wann interessierte sich dieses Mädchen aber fürs Quidditchteam.
"Warum nicht?", fragte Draco sie kalt.
"Du bist der Sucher. Wie sollen sie ohne dich spielen?"
Okay, vielleicht war Millicent nur etwas naiv was diese Dinge anging. Soweit Draco wusste war ihre Beteiligung am Sport darauf beschränkt, dass sie zu allen Spielen kam und sehnsüchtig die Treiber anstarrte. Ja, beide. Vielleicht zogen sie ihre Knüppel an?
"Indem sie einen neuen Sucher ins Team nehmen natürlich", ,einte Draco. "Wir haben jedes Jahr einige neue Spieler"
"Aber du kannst doch nicht einfach ohne guten Grund das Team verlassen!", schrie ihn Blaise an.
Oh, und keinen Besen zu haben reichte nicht? Aber das konnte er Blaise nicht sagen. Zumindest hatte ihm Onkel Severus einen glaubhaften Grund gegeben.
"Ich habe einen guten Grund, Blaise. Also schätze ich doch", grinste Draco. Wenn er es als eine Möglichkeit ansah, Blaise zu ärgern, gefiel es ihm vielleicht sogar langsam, das Quidditchteam zu verlassen. Zumindest konnte er so tun als ob.
"Oh, und was für ein Grund wäre das?", fragte Blaise als hätte er gedacht, dass Draco es sich gerade ausgedacht hatte.
"Schularbeiten, Blaise", antwortete Draco mit übertriebener Ruhe. "Wir haben dieses Jahr ZAG-Prüfungen, und ich habe noch ein neues Fach, was heißt, dass ich furchtbar weit zurück bin. Ich habe einfach nicht mehr die Zeit um jeden Tag zwei Stunden zu trainieren."
"Aber bedeutet dir Quidditch nicht mehr als blöde Schulsachen?", fragte Millicent.
"Quidditch macht Spaß und so, aber meine ZAG-Ergebnisse sind wichtiger für meine Zukunft. Quidditch hat ein paar Leute berühmt gemacht, ja, aber nie mächtig." Jetzt lächelte Draco. "Vielleicht spiele ich nächstes Jahr wieder. Oh, und Blaise."
"Was?", knurrte Blaise.
"Kommst du nicht zu spät zum Training?", fragte Draco mit süßer Stimme. "Ich dachte du wolltest diesmal gewinnen."
Blaise fluchte und rauschte davon, so dass Draco ruhig die Treppen hinauf und in seinen Schlafsaal gehen konnte.
Zumindest dachte Draco das.
"Warum hast du Snape Onkel Severus genannt, Draco?", fragte Millicent sobald Blaise weg war.
"So nenne ich ihn eben", zischte Draco. Warum konnte sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Er wünschte, er hätte einen Ort, an dem er sich vor allen verstecken konnte. Vorzugsweise einen von dem er nie wieder auftauchen musste.
"Aber warum nennst du ihn so?", wiederholte Millicent nervig stur.
"Geht dich nichts an. Mach nur deine Hausaufgaben und lass mich meinen Raben füttern, ja?"
Jetzt hatte er endlich einen guten Grund, wegzukommen.
"Er ist geschlüpft?", quiekte Millicent.
"Ja. Er ist geschlüpft und jetzt hat er Hunger. Also gehe ich rauf um ihn zu füttern", fauchte Draco sie an bevor er so schnell er konnte, ohne würdelos auszusehen, hinauf ging. Er konnte schließlich keinen glauben lassen, er würde vor Millicent flüchten.
Der Raum war leer. Blaise wäre damit beschäftigt, dem Captain seine Verspätung zu erklären und dann zu trainieren, aber Draco hatte keine Ahnung wo der Rest seiner Mitschüler waren. Was machten Gregory und Vincent wenn er nicht dabei war? Und wichtiger, wie lange würden es sie fernhalten?
Nun, er würde sie sicher hören wenn sie zurück kamen. Draco ließ sich auf sein Bett fallen sobald er Hugins Nest abgesetzt hatte. Er zog Kuschel fest an seine Brust, zog seine Schuhe aus und die Vorhänge zu, dann rollte er sich zusammen.
Da, er hatte es getan. Er hatte Quidditch hingeworfen. Es war vorbei.
Er schniefte etwas.
Egal. War gar nicht schwer gewesen.
Nein, er würde nicht weinen.
Eine einzelne Träne lief über seine Wange und, da er Kuschel nicht lange genug loslassen wollte um sie wegzuwischen, seinen Hals hinunter, bis sie von seinem Umhang aufgesaugt wurde.
Er hatte keinen Grund zu weinen. Er hatte schließlich einen brandneuen kleinen Raben. War das nicht wunderbar?
Eine zweite Träne folgte der ersten, und dieses Mal endete sie in seinem Mund. Irgendwie schön. Der salzige Geschmack.
Er hätte sich umziehen sollen wenn er schon im Bett bleiben wollte. Sein Schulumhang würde ganz zerknittert werden, wenn er so blieb.
Wieder eine Träne, dieses Mal aus dem anderen Auge, und sie fiel direkt auf seine Decke und hinterließ einen winzigen feuchten Fleck den er fühlen konnte wenn er seine Wange bewegte.
Er sollte die Zeit nutzen, um Mathe zu üben. Wenn das Schuljahr richtig anfing, hätte er dafür nicht mehr viel Zeit.
Würde er je wieder fliegen?

Kapitel 37

Kapitel 39

 

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