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Zehn





“Darf ich reinkommen?”, fragte Dumbledore freundlich.

Vier Stunden Schlaf, Mittagessen und ein energiesteigernder Trank ließen Snape verschlafen und gereizt wirken. „Würde es etwas bewirken wenn ich nein sagen würde?“ Während er von der Tür in seine Räume zurück trat wurde klar, dass er nicht in der Stimmung für Besucher war.

„Ich hoffe ich habe dich nicht geweckt“, sagte Dumbledore.

"Haben Sie nicht."

Ohne nachzusehen ob Dumbledore ihm noch immer folgte ging Snape durch eine Tür mit gotischem Bogen und fing an, die Wendeltreppe hinauf zu steigen die den Serpens-Turm hinauf führte. Als Snape die Schutzzauber entfernte, tauchte eine Tür auf, die ins Labor führte. Der erste Eindruck war hell und warm, gefolgt von der Ordnung und Zweckmäßigkeit eines Handwerkers und nur wenigen extravaganten Beigaben. Die Atmosphäre war überraschend friedlich, wenn man bedachte wem dieser Arbeitsplatz gehörte.

Trotz seines Alters strengte Dumbledore das Treppensteigen nicht an, und es überraschte ihn zu sehen, dass Snape atmete als wäre er gerannt, und dass Schweiß auf seinen Schläfen und seiner Oberlippe glänzte. Dann bemerkte er die Veränderungen in Snapes Aussehen seit er ihn vor 4 Tagen das letzte Mal gesehen hatte. Der starke Gewichtsverlust betonte seine hervorstehende Nase und die Form seiner Wangenknochen, und seine Augen schienen tiefer zu liegen. Die Zeichen von Schlaflosigkeit und Stress waren so deutlich auf seinem Gesicht zu sehen, wie die wunden Stellen um seine Handgelenke und die Flecken auf seinen Händen.

Wie ein Tier im Finstern angekettet, nur um davon zu schleichen, um ungestört seine Wunden zu lecken.

„Severus, Ich - "

Snape hatte seine Atmung mehr oder weniger unter Kontrolle und ging zu einem Arbeitstisch auf der anderen Seite des runden Zimmers.

Dumbledore fragte sich ob er je lange genug leben würde, um all die Geduld zu erlangen die er brauchte, und folgte ihm. „Vorhin... du wurdest vermisst“, sagte er. Er suchte sich seinen Weg durch ein potentielles Mienenfeld.

Als Snape Dumbledores Blick begegnete war sein Gesicht seltsam leer; So viele Türen schlossen sich, dass es schwer war zu wissen, wie weit er hinter ihnen verborgen war. „Bitte beleidigen Sie nicht meine Intelligenz, Direktor. Ich war dabei.”

Er wandte sich ab und fing an, getrocknete Netzflügler abzuwiegen, aber seine Hände waren nicht ruhig. Schlimm genug, dass er so viel Aufmerksamkeit brauchte, und noch schlimmer dass er diese Tatsache der Welt zeigen musste. Einer nach dem andere würden sie heran getrampelt kommen, beschämt weil sie nicht an ihn gedacht hatten, und er - hätte einen Schlaftrank nehmen sollen. Oder zwei.

Dumbledore starrte etwas frustriert den verspannten Rücken an. Sirius - selbst der weniger überschäumende Remus - hatte sich den Weg in die Mitte der Feier gebahnt und den Mittelpunkt als ihr Recht betrachtet; Severus war an Zurückweisung gewöhnt, hatte angenommen, dass er nicht gewollt wurde, und war gegangen. „Darf ich mich setzen?“, fragte er.

“Wenn Sie wollen.” Snape wischte verschüttete Netzflügler von der Arbeitsplatte.

“Hast du geschlafen?”

Snape nickte.

Dumbledore wusste wie wenig das gewesen sein musste, und sagte nur: „Vielleicht wäre nach einer so traumatischen Erfahrung ein Trank für traumlosen Schlaf gut.“

„Auf kurze Zeit kann das helfen, aber die Erfahrung hat mir gezeigt, dass es das Unausweichliche nur hinauszögert.“

„Sirius hat erklärt welche Rolle er dabei gespielt hat. Ich glaube sein Bedauern ist ehrlich.“

„Nun, das ist eine Überraschung. Ich glaube es auch“, fügte Snape unwillig hinzu.

„Er hat auch erwähnt, dass du unter einer falschen Annahme zu leiden scheinst“, bestand Dumbledore.

Snape fing an, Blutegel mit mehr Gewalt zu zerschneiden als nötig war. „Ich bin nicht für Blacks schwache Gedankenleistungen verantwortlich.“

„Ja, ja. Aber in diesem Fall… Er sagte du scheinst anzunehmen, dass es mich nicht stören würde wenn er - jemand - dich töten würde. Daß es niemanden kümmern würde.”

“Ja?”

“Wie kannst du es wagen, deiner Existenz so wenig Wert zuzuschreiben!”

Das Donnern von Dumbledores Stimme ließ Snape herumfahren; das Messer rutschte ihm aus und er schnitt sich in den Daumen. Da er sich nicht auf seine eigenen Fähigkeiten in erster Hilfe verlassen konnte, verlegte er sich auf die altehrwürdige Methode, die Verletzung unter den kalten Wasserhahn zu halten.

"Wie konntest du, Severus?", wollte Dumbledore wissen, während er ihm folgte und Snape bei den Schultern packte.

„Ersparen Sie mir das“, sagte Snape mit harter Stimme, und entzog sich der ungewollten Berührung. „Hätte ich eine Erinnerung an meinen Platz in der Ordnung gebraucht, so habe ich sie heute Morgen erhalten. Es ist kaum wichtig, es gibt dringendere Angelegenheiten.“ Anders als das Selbstmitleid, das er noch vor einem Jahr gezeigt hatte, klang er als würde er wirklich nichts besseres erwarten.

Dumbledore setzte sich so plötzlich wie eine Marionette deren Fäden zerschnitten waren. „Wir haben dich mit unserer Gedankenlosigkeit verletzt, das ist mir klar. Aber anzunehmen, dass es aus Mangel an… du irrst dich.”

„Wenn Sie meinen, Direktor.“ Snape räumte die Blutegel weg, die sein Blut verdorben hatte, nahm sich ein neues Brett und fing wieder an.

“Ich wünschte, ich hätte während der langen Wartezeit bei dir sein können”, sagte Dumbledore nur..

"Sie hätten nichts tun können. Es gab mir die Gelegenheit zum nachdenken.“ Dumbledores Blick wog schwer auf seinen Schultern, und Snape wurde immer unruhiger. Er musste die zweite Menge Blutegel wegwerfen als ihm klar wurde, dass er kein neues Messer verwendet hatte, und wirbelte herum. „Wenn das alles war?”

“Du siehst erschöpft aus. Mußt du heute arbeiten?”

“Was soll ich denn sonst tun?”, sagte Snape. Er kämpfte gegen die Erschöpfung an die selbst das Denken schwer machte.

“Ich hatte den Eindruck - ich hatte sicher gehofft - dass du wieder lernst, wie viel mehr das Leben zu bieten hat. Ich weiß was du während dieser dunklen Stunden des Wartens und der Angst durchgemacht haben mußt, aber - “

„Nein“, sagte Snape deutlich, „wissen sie nicht.“

Dumbledore hielt inne. „Dann erzähl es mir. Ich will - ich muß - es verstehen.“

Snape fühlte sich gehetzt und bedrängt und gab es auf, so zu tun, als würde er nützliche Arbeit machen.

“Wozu?" Seine Arme waren verteidigend vor seinem Körper verschränkt.

„Weil ich vor 20 Jahren versagt habe, und ich will es nicht wieder tun - es sei denn, es ist schon zu spät“

Snape ließ die Schultern hängen, steckte die Hände in die Taschen und betrachtete seine Füße. „Warum tun Sie mir das an, Albus?“, murmelte er. „Lassen Sie es gut sein. Es ist gut. Wir sind in Ordnung. Ich habe überreagiert, das ist alles.“

Dumbledores Stimme streichelte die Stille, zärtlich wie die Umarmung die er so gerne angeboten hätte. „Ich wünschte es wäre so. Ich habe dir oft die Schuld an den Schwierigkeiten gegeben, die wir über die Jahre hatten, aber ich weiß im Herzen, dass ich die Schuld haben muß. Warum sonst würdest du immer deine Gefühle abstreiten? Denkst du ich weiß nicht, wie gerne du Minerva hast, oder Ceres - Poppy und March? Selbst mich gelegentlich.”

Da blickte Snape auf. Sein Gesicht trug den Ausdruck eines Kindes das geschlagen wurde, aber den Grund nicht verstand. Aber als er zu sprechen begann wurde klar, dass er nicht vorhatte, Dumbledores letzte Frage zu beantworten.

„In den letzten 4 Tagen war ich überzeugt, dass mein Schicksal beschlossen ist. Nach einer Weile fiel mir auf, dass es auf viele Weise meinem jetzigen Leben vorzuziehen wäre.“

Dumbledores Kopf schoß in die Höhe. Er las die Wahrheit in den abgrundtiefen Augen, versuchte nicht zu sprechen und wandte den Kopf ab, während er etwas Kontrolle suchte. Es konnte keine größere Schuldzuweisung für ihn geben als das.

“Es ist nicht so melodramatisch wie es vielleicht klingt, nur realistisch”, fuhr Snape in derselben beunruhigen, sachlichen Stimme fort. „Wenigstens für 4 Tage im Monat wäre ich frei von aller Verantwortung. Kein Dunkles Mal, kein Voldemort, keine Erinnerungen, keine Schuld. Es wäre ganz leicht sich daran zu gewöhnen - auf die eine oder andere Weise habe ich mich über die Jahre daran gewöhnt, weggesperrt zu sein.“

Es dauerte einen Augenblick, bevor Dumbledore seiner Stimme vertraute. „Ich weiß, dass ich viel von dir verlange. Und ich weiß was dich die Arbeit als Voldemorts Verhörer kostet - in der Vergangenheit und jetzt. Aber du bist meine einzige Verbindung mit seinen Gedankengängen. Welche Alternative habe ich?“

Er war sich der Schuld bewußt, die er nie zurückzahlen konnte, als er mit leerem Blick die Wochen und Monate - Jahre seines Dienstes hinunter blickte, und Snape gewährte Dumbledore die Absolution, wie immer.

„Keine“, sagte er tonlos. Er verspürte das irrationale Verlangen, zu weinen, nicht zuletzt um seine unrealistischen Erwartungen. Er tat es natürlich nicht. Stattdessen arbeiteten seine Hände weiter, weil er nicht wusste was er sonst tun sollte. Stück für Stück bot ihm das, wie so oft, eine Art Zuflucht, selbst wenn es die kindische Sehnsucht nicht vertreiben konnte, dass nur einmal jemandem seine Bedürfnisse am wichtigsten wären.

Dumbledore setzte sich wieder und sah nur zu. Es kam nicht oft vor dass er die Gelegenheit hatte, Snape in der Umgebung zu sehen, in der er am zufriedensten war. Es lag eine gewisse Schönheit darin, einen Meister bei der Arbeit zu sehen. Wenn er sich auf etwas konzentrierte sah Severus gleichzeitig genauer als auch entspannter aus. Er war ein körperlich eleganter Mann, aber es schien nie deutlicher zu sehen zu sein als jetzt, da er völlig auf die Arbeit konzentriert war die er liebte.

„Darf ich fragen was du machst?“ Dumbledore gab sein Bestes, seinen knurrenden Magen zu ignorieren, obwohl der abscheuliche Geruch, der aus einem kleinen Kupferkessel kam, ihm ohnehin den Appetit nahm.

"Etwas Easiheal während ich auf... ich führe eine Reihe Tests mit dem verdorbenen Wolfsbanntrank durch. Abgesehen davon, dass er verdorben war, hätte sich Remus nicht so früh oder so schnell verwandeln sollen. Dieser Vorrat wurde vor einem Monat angelegt - Remus half bei der Vorbereitung. Meine Fähigkeiten waren aufgrund des Cruciatus beeinträchtigt, aber der Trank wurde geprüft und gegengeprüft als wir damit fertig waren, und jedes Mal wenn Remus ihn seither genommen hat. Er wurde zur richtigen Zeit zur richtigen Temperatur erhitzt. Der Kelch und Kessel beinhalteten kein Silber, und es wurden bei der Vorbereitung keine silbernen Gegenstände benutzt. Was andeutet, dass eine der Zutaten auf eine Weise verändert wurde, die den Tests entkam die ich routinemäßig durchführe um den Trank zu prüfen.“

„Was ist dieser scheußliche Geruch?“

„Der verdorbene Trank.”

"Ah", sagte Dumbledore, und zwickte eine Spitze der Marokkanischen Minze ab, die in einem Topf auf einem schattigen Fensterbrett wuchs; er hielt sie an seine Nase und atmete erfreut ein. „Wenn du dich mit Remus darüber unterhalten möchtest, mußt du es schnell tun. Er denkt, er sollte kündigen und Hogwarts verlassen.”

Snape arbeitete weiter.

„Nun?“, wollte Dumbledore einige Minuten später wissen. Er war gereizt, weil Snape nicht so reagiert hatte wie er gehofft hatte.

"Welche Antwort hätten Sie denn gerne?”

"Eine ehrliche”, schnappte Dumbledore, verletzt von der Andeutung.

Snape hob höflich überrascht seine dunklen Augenbrauen. „Ich wüsste nicht warum. Sie hören nie auf meine Meinung, also scheint es einfacher zu sein, das zu sagen, was Sie hören wollen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muß mich konzentrieren.“

„Du hast natürlich Recht“, sagte Dumbledore in die Stille. „Ich hatte auf eine Antwort gehofft die Remus und Sirius ein Leben auf der Flucht ersparen würde, mit wenig Geld oder Hoffnung darauf, etwas zu verdienen.”

„Sehr rührend“, brummte Snape. “Geben Sie eine Zugabe?”

Dumbledores Mund wurde dünn. Nach 4 Tagen im Zaubereiministerium war es nicht leicht, die Beherrschung zu behalten. „Ich schätze ich sollte dankbar sein, dass du mir nicht die Tatsache ins Gesicht geworfen hast, dass du es gleich gesagt hast.“

Snape warf ihm einen Blick zu, aber offensichtlich überlegte er sich die Antwort die er hatte geben wollen noch einmal.

Erst als er stumm da saß und Snapes ernstes Profil betrachtete, wurde Dumbledore klar wie nahe er daran gewesen war, den jüngeren Mann zu verliere, der beinahe bei lebendigem Leib von einen Werwolf gefressen worden wäre. „Severus, ich..."

"...habe mich geirrt?“, bot Snape an. Er klang belustigt.

„Es überrascht mich, dass du daran etwas lustig findest.“

„Mich auch“, gab Snape zu. „Es ist nur ... Sie klingen immer so überrascht wenn Sie sich irren. Und nachtragend. Das passt zu einem Slytherin", fügte er leer hinzu.

„Ah, der grausamste Schlag von allen“, sagte Dumbledore. Er wusste, dass er nicht versuchen sollte ihn zu umarmen. „Darf ich dich etwas fragen? Es ist persönlich.”

Snape sah entschieden müde aus. “Seit wann warten Sie auf meine Erlaubnis?”

“Ein einfaches Ja hätte - “

„Bei Ihnen gibt es nichts einfaches. Sie kauen an meinen Knochen wie ein - “ Snape unterbrach sich. Er lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und bereitete sich sichtbar vor. „Was wollen Sie wissen?“

„Nichts das du mir nicht sagen willst. Du hast schon dein halbes Leben dem Kampf gegen Voldemort verschrieben. Risiken auf dich genommen bei denen die meisten... Du tust das nicht alles für mich, oder?“

Es dauerte einen Augenblick, bis sich Snape eine Antwort zutraute. „Haben Sie eine Ahnung, wie beleidigend die Annahme hinter dieser Frage ist? Obwohl es bei meiner Vergangenheit kaum überraschend ist, schätze ich. Entspannen Sie sich. Ich arbeite nicht für den Ruhm von Albus Dumbledore. Nicht mal für den von Severus Snape." Er war so müde, dass er zwar seine Stimme kontrollieren konnte, seine Augen ihn aber verrieten.

Dumbledore starrte ihn erschrocken an. „Severus, ich habe - “

„ - es nicht so gemeint? Das tun Sie nie, Albus. Das tun Sie nie.“

Snape stieß sich von der Theke ab und ging davon. Statt aber die emotionale Szene, wie er es vor einem Jahr getan hätte, ganz zu verlassen, ging er um das große Zimmer herum und schien nicht wahrzunehmen, dass er beobachtet wurde. Die Falte zwischen seinen Augen wurde tiefer, und schließlich ließ er sich auf einen hohen Hocker sinken und legte die Ellbogen auf die Arbeitsplatte. Seine Finger trafen sich über seinem Kopf. Er ließ die Schultern hängen und atmete hörbar aus.

“Remus darf nicht kündigen”, sagte er schließlich. Er klang sehr müde. „Er ist ein annehmbarer Lehrer - für die akademisch Armen - und er ist ihre beste Hoffnung als Ersatzmeister der Zaubertränke. Wichtiger, er ist ein mächtiger Zauberer. Wie Black, auch wenn seine Kontrolle im Augenblick etwas zu wünschen übrig lässt. Wenn Remus geht, geht auch Sirius, und Hogwarts braucht allen Schutz den es haben kann. Niemand sonst muß wissen was geschehen ist. Allerdings ist es vielleicht ratsam, die Zeit, die Remus von den Kindern fern gehalten wird, auf 5 Tage zu verlängern. Solange ich nur seinen Unterricht nicht übernehmen muß. Rotkappen und Grindylows sind nicht meine Vorstellung einer herausfordernden Stunde.“ Er drehte sich halb um und sah, dass ihn Dumbledore mit glühenden aber von unvergossenen Tränen leuchtenden Augen anstarrte.

"Albus?", sagte Snape, wobei er sich fragte was er jetzt falsch gemacht hatte.

Dumbledore stand auf und stellte sich hinter ihn, um dem jüngeren Mann leicht die Hände auf die Schultern zu legen. “Ich weiß wie viele Fehler ich mache - nicht zuletzt wenn es um dich geht. Leider scheine ich sie erst anschließend als solche zu erkennen.“ Er küsste Snape auf den Kopf „Danke, Kind. Das war gut gesagt. Ich bin stolz auf dich.”

“Nur weil ich getan habe was Sie wollten”, murmelte Snape, aber sein Herz war nicht dabei.

Da er vor Müdigkeit fast umkippte beschloß er, sich auf etwas anderes als sein Bedürfnis nach Schlaf zu konzentrieren.

“Das auch”, lächelte Dumbledore als er sich neben ihn setzte. Er bemerkte die Einzelheiten in Snapes Aussehen zum ersten Mal, und seine Augen verengten sich besorgt. Er nahm seinen Zauberstab heraus und machte kein Geheimnis daraus, dass er Snape untersuchte.

„Lassen Sie sich dabei nicht von Poppy erwischen“, sagte Snape, wobei er ihm einen müden Blick zuwarf.

„Mit so niedrigen Energielevels wundert es mich, dass du das Feuer unter dem Kessel anzünden konntest. Iß das.” Dumbledore fischte in einer großen Tasche und brachte eine Reihe an Gegenständen heraus, bevor er die Tafel Medischokolade fand, die er suchte. „Widersprich nicht, iß einfach.“

„Mir geht’s gut“, sagte Snape grantig ,bevor er die Schokolade mit ein paar schnellen Bissen seiner kräftigen Zähne verschwinden ließ.

„Besser“, schloß Dumbledore als er ihn kurze Zeit später wieder untersuchte. „Mehr Schokolade?“

Snape schüttelte den Kopf. „Ich vergesse immer wie schnell das wirkt.“ Erst jetzt, als die Energie anfing zurückzukommen, wurde ihm klar, wie schlecht er sich vorher gefühlt hatte. Es wäre bequem gewesen, seine übermäßige Gefühlsduselei auf diese Schwäche zu schieben, auch wenn es nicht stimmte.

“Sie haben mich nicht nach Black gefragt”, fügte er hinzu, wobei er Dumbledore rätselhaft anblickte.

„Ich hatte Angst davor, wenn man die Umstände bedenkt. Die letzten Ereignisse haben die Angelegenheiten zwischen euch wohl kaum verbessert.

„Haben sie nicht. Außer, dass ich ihm mein Leben schulde“, fügte Snape tonlos hinzu.

„Was?“

Snape spielte mit einem Faden der lose von seinem Hemd hing. „Ohne Black hätte mich der Werwolf erwischt. Ich war wie erstarrt.“

„Das überrascht mich nicht. Das wären die meisten Menschen, denen ein Werwolf gegenüber steht.“

Snape wich der Rettung seines Stolzes aus. „Sie müssen nicht so besorgt aussehen. Ich kann mit ihnen beiden arbeiten wenn ich muß.“

„Danke. Auch in ihrem Namen. Remus macht sich große Sorgen um dich. Es brauchte einige… Überzeugungsarbeit um ihn davon abzuhalten, dir heute Morgen zu folgen, um sicherzustellen, dass es dir gut geht.“

„So viel Verstand hätte ich Black gar nicht zugetraut“, sagte Snape langsam.

„Es war Miss Granger die erklärte, dass du wahrscheinlich keine Gesellschaft wolltest.“

Snape hielt inne. „Wie aufmerksam von ihr.“ Natürlich hatte sie sich getäuscht, aber es war nicht nötig zu verraten, welches erniedrigende Bedürfnis er verspürt hatte.

“Remus ist ein guter Mann, wie du wohl entdeckt hast während du mit ihm gearbeitet hast.”

“Lerne deinen Feind kennen? Die Therapie hat gewirkt.”

Dumbledore streckte die Hände aus. “Wie ich mich erinnere, war es deine Idee, Remus Zaubertränke beizubringen, nicht die meine.”

Snape lehnte sich an Dumbledore vorbei um einen kleinen Silberkessel zu nehmen. Er hob ihn auf und sah hinein.

„Was schaust du an?“, fragte Dumbledore.

"Mein Spiegelbild."

Es folgte eine rätselhafte Pause.

"Warum?"

"Um mich daran zu erinnern, wie ein leichtgläubiger Idiot aussieht.”

"Du kannst mir nicht jeden anständigen Impuls den du hast vorwerfen”, widersprach Dumbledore lächelnd.

Snapes Seitenblick widersprach ihm.

„Halte ich dich von der Arbeit ab?“

„Offensichtlich. Ist egal. Sie waren lange im Ministerium“, fügte Snape hinzu.

„Erinnere mich nicht daran. Sie versuchen wieder, mit vorzuschreiben wie ich Hogwarts führen soll.“

"Dementoren?"

"Ja. Es ist wahnsinnig auch nur daran zu denken, sie in die Nähe von Kindern zu lassen.“ Dumbledores Gesicht war ernst. “Die Schlinge zieht sich zu, Severus."

Sein Mund bildete eine grimmige Linie, seine Augen blickten trüb als Snape nickte. „Ich weiß. Und ich habe absolut keine Ahnung was wir tun können um es aufzuhalten. Sie auch nicht. Es ist in Ordnung. Sie müssen jetzt nicht so tun als ob.”

Dumbledore sah ihn an. “Seit wann weißt du es?”

Snapes Gesicht war beherrscht als er mit den Schultern zuckte.

Einen Augenblick lang erlaubte sich Dumbledore den Luxus, die Fassade fallenzulassen die er der Welt zeigte; er alterte um 20 Jahre. “Oh, Severus... Manchmal weiß ich morgens nicht, wie ich diesen mutigen Kindern ins Gesicht sehen soll. Jedem von euch. Ich fürchte die Zukunft.”

“Etwas wird sich ergeben”, hörte sich Snape sagen. Er war aufgewühlt von dem Wissen, dass er gerade bekommen hatte. Wenn Albus keinen Weg sah, Voldemort zu besiegen, welche Hoffnung hatten sie dann?

Dumbledore blinzelte. “Optimismus? Von dir?”

“Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen”, sagte Snape erhaben, wofür er ein leises, aber lobendes Lächeln erntete.

“Du hast natürlich recht. Aber... ich kann dir gar nicht sagen was für eine Erleichterung es war, dies mit dir zu teilen.“

Snape tätschelte ihm ungeschickt den Arm und versuchte sich an einen der beruhigenden Sätze zu erinnern die ihn immer in verbale Angriffe trieb, wenn er sie sich anhören musste. Beide Männer sahen nicht gerade einladend aus als aus dem magischen Verstärker am Eingang ein Klopfen drang.

„Miss Granger wünscht Sie zu sprechen, Meister. Wenn es passt.“ Der Hauself zitierte offensichtlich.

„Es paßt nicht“, sagte Snape abweisend bevor er Dumbledores Blick bemerkte und seufzte. „Schick sie trotzdem herauf.“

„Sie hat sich Sorgen um dich gemacht“, sagte Dumbledore während sie darauf warteten, dass sie den Aufstieg beendete.

„Sie macht sich um jeden Sorgen.”

“Sie hat - äh - entschiedene Ansichten, wie.”

Snape sah erheitert aber nicht verständnisvoll aus. “Das haben Sie gemerkt? Sie ist auch jung genug um zu denken, dass sie etwas ausrichten kann. Obwohl ich es in ihrem Fall eher glaube. Für eine Hexe hat sie einen erstaunlich sauberen Geist. Und sie versteht Logik.“ Nach seinem geistesabwesenden Gesichtsausdruck folgte er offensichtlich einem Gedankengang.

"Ah, Logik", sagte Dumbledore, mit nachdenklichem Aussehen.

„Ist nicht unser stärkster Punkt. Aber sie könnte ein nützliches Werkzeug sein, wenn wir nur besser verstehen würden, sie gegen Voldemort einzusetzen. Mir fällt ein, dass Sie sie vielleicht einladen wollen um mit dem inneren Kreis zu sprechen wenn Sie sie das nächste Mal treffen.“

„Logik“, sagte Dumbledore wieder mit einer kleinen Grimasse.

Snape sah ihn mitfühlend an. Dumbledore war ein hervorragender Alchemist, ein noch besserer Zauberer, und so hilflos wie ein neugeborenes Baby, wenn man ihm das einfachste logische Problem gab.

„Du denkst wirklich wir sollten - ?“

„Wir brauchen alle Hilfe die wir bekommen können, Direktor.“

“Nun gut”, seufzte Dumbledore. „Aber ich bestehe darauf, dass du da bist. Du bist der einzige von uns, der hoffen kann zu verstehen, was sie sagt.“

"Was nicht viel heißt”, schloß Snape müde. „Ich habe 4 Tage damit verbracht, das logische Rätsel zu entwerfen, das den Stein der Weisen schützte. Miss Granger hat es in 15 Minuten gelöst. Natürlich hat es auch Quirrell gelöst, auch wenn wir nicht wissen, wie lange er gebraucht hat."

"Oder ob es Quirrell war der es gelöst hat. Ich erinnere mich nicht daran, dass Tom Riddle Talent für Logik gezeigt hat”, überlegte Dumbledore. "Aber andererseits ist das nichts, das wir prüfen. Ich werde mein Denkarium befragen. Wenn nicht…”

"Dann haben wir vielleicht eine Waffe gegen in gefunden. Ah, Miss Granger. Kommen Sie rein.”

„Danke, dass Sie mich empfangen“, sagte Hermine, wobei sie ihr Bestes gab um ihre Überraschung zu verbergen als sie sich umsah. Sie lächelte Dumbledore unbestimmt zu. Wer hätte erwartet, dass sich ein Ort, an dem Snape war so... einladend anfühlen konnte, überlegte sie bevor ihr klar wurde, dass Snape redete.

„…nehme an es ist zu viel verlangt, dass ich Ihre volle Aufmerksamkeit bekomme. Ich hoffe das Labor gefällt Ihnen?“

Der Widerhaken verfehlte sein Ziel. „Es ist wunderbar“, sagte sie nur. Er sah erschreckend konzentriert aus für einen Mann, der so wenig geschlafen haben konnte, selbst wenn er aussah, als hätte er gerade eine vernichtende Nachricht erhalten und wüsste nicht, wie er das verbergen sollte. Angst fing sich in ihrem Hals, und es dauerte einen Augenblick bis sie etwas sagen konnte.

„Es geht Ihnen wirklich gut, oder?”, platzte sie mit all dem Takt heraus, den Ron zeigte, wenn er ein Mädchen fragte, ob es mit ihm ausgehen wollte.

Erschrocken über ihre Eindringlichkeit blinzelte Snape. „Ja.“ Er sah verwirrt aus. „Sie brauchen sich keine Sorgen um mich zu machen.“

„Natürlich nicht. Ich Dummchen.“ Wenn sie sich nichts anderes einfallen lassen konnte, das sie sagen konnte, würde sie in Tränen ausbrechen - und sie würde wirklich daran arbeiten müssen nicht ständig zu weinen. „Wie können Sie da noch die Kerker ertragen?“

„Die lächelnden, glücklichen Gesichter meiner Schüler sind mir Dank genug“, sagte Snape, dem kaum klar war was er sagte.

Während sie lächelte war diese Anerkennung sichtbar gezwungen, und sie sah bleich aus; violette Schatten lagen unter ihren Augen und ließen sie zerbrechlich aussehen. Er runzelte die Stirn. In ihrem Alter sollte es mehr brauchen als eine schlaflose Nacht um ihre Ausstrahlung zu dämpfen. Dann erinnerte er sich. Potter sollte in ein paar Stunden ankommen, gerade nachdem sie drei Tage damit verbracht hatte, alles zu lernen das ihr ein Pilger der Liebe beibringen konnte. Und während sie und Potter sich nicht liebten und es wohl kaum jemals tun würden, wenn er das beurteilen konnte, zeigte Potter unangebrachtes Interesse an Grangers wachsendem Sexualleben. Er war auch ziemlich prüde - genau wie sein verdammter Vater.

„Die Schokolade hat mich hungrig gemacht“, erklärte er schroff. „Direktor, haben Sie schon gegessen?“

„Heute nicht“, sagte Dumbledore. Der Anblick, den er bei seiner Rückkehr nach Hogwarts vorgefunden hatte, hatte ihm den Appetit verschlagen.

Snape rief einen Hauselfen. “Tee für drei im Arbeitszimmer. Alles übliche, und Gurkensandwichs für den Direktor - Kuchen, Buttersemmeln. Miss Granger, haben Sie einen Wunsch?”

"Ich möchte nichts.”

"Ah, natürlich nicht. Sie werden mit Potter essen wollen wenn er ankommt.“

Hermine trat von einem Fuß auf den anderen. “Er kommt nicht.”

"Wirklich?” Dumbledore sah gar nicht glücklich aus.

"Mr Black hat gerade eine Eule erhalten. Harry ist bei den Weasleys. Charlie wurde aus Rumänien ausgewiesen.”

"Ich habe fast Angst davor zu fragen”, sagte Dumbledore. Er entspannte sich.

"Ähm, etwas mit einem unnatürlichen Verhältnis zu einem Rumänischen Langrücken.”

Selbst Snape blinzelte. „Sind die wahnsinnig? Ich weiß, dass die Weasleys nicht übermäßig mit Gehirnen belastet sind, aber - “

"Wo ist Harry jetzt?”, unterbrach Dumbledore.

"Bei den Weasleys. Ron hat Harry eine Eule geschickt, und Mr Weasley hat ihn abgeholt. Obwohl er sich offensichtlich etwas verfahren hat und Mrs Weasley ihm nach musste. Sie sind heute Nacht alle in der Winkelgasse, um morgen die Chudley Cannons anzusehen. Mr Weasley hat ein Familienticket für die Saison gewonnen.”

"Ich verstehe”, sagte Dumbledore mit unnatürlich strengem Blick. „Also hat Harry die Chance aufgegeben seinen Paten zu treffen, um Quidditch zu sehen?"

Hermine sah unglücklich aus.

"Ich nehme an, dass Sirius sehr enttäuscht ist.”

„Ja“, sagte Hermine, die es überrascht hatte, dass sie Mr Black nicht von hier oben schreien gehört hatten.

"Sind wir das nicht alle”, brummte Snape, und streckte die Beine vor sich aus.

“Sie müssen nicht so zufrieden aussehen”, sagte Hermine verärgert.

"Es ist besser als etwas vorzugeben. Potter ist ein Ärgernis, auf das ich nur zu gerne verzichte. Ich werde in zwei Wochen genug von ihm zu sehen bekommen.“

"Setzen Sie sich meine Liebe”, sagte Dumbledore. "Ich muß ein paar Eulen abschicken.“

"Nehmen Sie mein Arbeitszimmer”, sagte Snape. "Miss Granger und ich werden in zehn Minuten oder so mit Ihnen Tee trinken. Natürlich nur, wenn Sie die Spinne in Ihr Netz begleiten möchte?“

Da er wusste, dass sie die erste Schülerin war, die Snape in seine privaten Räume gelassen hatte - welche seit einigen Jahren sein einziges Zuhause waren, sah Dumbledore nachdenklich aus, als er zum Arbeitszimmer ein Stockwerk tiefer hinunter ging.

„Nun, Miss Granger?", fragte Snape. “Warum wollten Sie mit mir sprechen?”

“Ich wollte Ihre Arbeit nicht unterbrechen.”

„Der Direktor auch nicht. Es hat ihn auch nicht aufgehalten. Ich mache heute keine sinnvolle Arbeit mehr“, fügte er hinzu. Es war selten, dass er eine Schwäche zugab.

„Ich kann den verdorbenen Trank riechen. Mir ist eingefallen, dass -“

„Ich Ihnen voraus sein könnte?“, erkundigte sich Snape, bevor er die ungewöhnliche Richtung einschlug, sich zu erklären.

Hermines Gesichtsausdruck fiel. „Deswegen bin ich zu Ihnen gekommen. Ich weiß, dass Sie viele Zutaten von Mrs Comfit bekommen, und Sie sagten, dass sie Ihre Spiele mag.”

„Deswegen überprüfe ich jede Zutat, die ich von ihr kaufe. Aber es war eine gute Idee. Ich muß etwas übersehen haben”, fügte er laut denkend hinzu. „Ich nehme an, dass der Trank schon seit ein paar Monaten nicht mehr so wirkungsvoll war wie er sein sollte. Ich muß mit Remus sprechen um das zu klären.“

„Zucker hebt die Wirkung des Wolfsbanntrankes auf.“

„Allerdings, Miss Granger. Seltsam, dass ich das schon wußte.”

Angemessen betreten presste sie die Lippen aufeinander, aber sie antwortete nur mit einem finsteren Blick.

Er bemerkte es zwar, aber Snapes Geist war anderswo. „Wie viel Zucker denken Sie würde es brauchen - oder sagen wir, wie wenig?“

Hermine zuckte mit den Schultern. „Wen kümmert’s?“ Sie musste verrückt gewesen sein zu kommen. Natürlich ging es ihm gut. Er hatte schon deutlich gemacht, dass er ihre Gesellschaft nicht dringender wollte als Harry. Eine Welle jugendlichem Selbstmitleids überkam sie, verstärkt von einer schlaflosen Nacht und stundenlanger Angst um einen undankbaren, sarkastischen -

"Was haben Sie gesagt?”, fragte sie, als sie verspätet bemerkte, dass er mit ihr redete.

"Ich habe gefragt, ob Sie mir helfen möchten darüber Nachforschungen anzustellen”, wiederholte Snape mit ungewöhnlicher Geduld.

"Ich?"

"Falsche Bescheidenheit, Miss Granger?"

"Nur Überraschung, wenn man bedenkt, dass man sich bei Ihnen so willkommen fühlt wie eine Dosis des - “

„Sicher nicht so schlimm?“, sagte Snape leicht erheitert. Es war als würde er von einem Streifenhörnchen aufgefressen. Noch dazu eines mit rosa Augen. Während sie viele Fehler hatte, war sie üblicherweise nicht so gereizt - oder zumindest nicht bei ihm. Natürlich war sie enttäuscht darüber, Potter nicht zu treffen, und - Hermine ging an ihm vorbei zum Fenster, und er fing einen Hauch ihres einzigartigen Duftes auf. Er erkannte die Veränderung in ihrem Hormonhaushalt und fragte sich, warum die einfachste Erklärung ihm nicht eingefallen war. Das offensichtliche zu übersehen war etwas, das jeder Meister der Zaubertränke vermeiden sollte. Er dachte schnell an seinen Vorratsschrank. Der Leniomensistrank sollte helfen. Zum Glück war er schnell und leicht herzustellen und konnte auf Vorrat gebraut werden, was der einzige Grund dafür war, dass er noch welchen hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann seine Vorratsschränke so leer gewesen waren.

Hermine widerstand dem Drang, sich zu einem stöhnenden Knäuel Unglück zusammenzurollen, ließ sich auf einen hohen Hocker sinken und sah zu wie Snape durch sein Labor ging. In 6 Jahren in seinem Unterricht hatte sie ihn nie arbeiten sehen, und sie wollte sehen wie er etwas erschuf - er war kein Mann der damit zufrieden wäre, weniger als sein Bestes zu geben. Abgelenkt von der Eleganz seines lauernden Ganges und seinen breiten, flachen Schultern, reizte sie ein weißes Seidenhemd etwas, das bis zur Hälfte seiner Oberschenkel hinunter fiel. Während die weiten Umhänge, die er üblicherweise trug, ihn vermutlich in den Kerkern warm hielten war es eine Sünde, den einzigen Körper unter den Lehrern zu verstecken der es Wert war, begehrt zu werden.

Zu ihrer Enttäuschung wurde ihr klar, dass Snape keinen Trank braute, sondern nur einen in einem kleinen Silberkessel erhitzte. Er fügte einen Tropfen bernsteinfarbenen Honig und ein paar Tropfen frischen Zitronensaft hinzu bevor er die hell orange Flüssigkeit in einen breiten Becher goß der die Form einer Hummel hatte. Die Flügel des Insekts fingen an zu vibrieren, und ein beruhigendes Summen füllte die Luft - nicht die Art von Gegenstand die man bei Snape erwartete.

„Ein Geschenk vom Direktor“, sagte Snape, der ihrem Blick folgte. „Hier, trinken Sie es solange es noch heiß ist. Es ist noch mehr Honig da, wenn Sie wollen.“

„Was ist es?“, fragte Hermine, während sie ihre kalten Hände um den Becher legte. Der Dampf roch leicht nach Honig, Zitrone und Ingwer.

„Gift. Trinken Sie es.”

Es war zu heiß um mehr als einen Schluck zu nehmen, aber der vertraute bittere Geschmack von Wermutsamen war gerade unter all den anderen Gerüchen zu erkennen, wenn auch weniger als sonst. Ihre Augen wurden groß. “Woher wussten Sie?”

“Gut geraten”, sagte er trocken. Er räumte sein Labor auf während er sprach. „Das, und die Tatsache, dass mir in den letzten 10 Minuten öfter der Kopf abgebissen wurde als in den letzten 6 Jahren. Ich verliere offensichtlich an Wirkung. Essen Sie das anschließend.“ Er legte ihr eine Tafel Medischokolade hin.

„Oh gut. Jetzt bekomme ich auch Pickel.“ Ihre Zunge fuhr über ihre Unterlippe. „Es muß ein anderes Rezept sein. Es schmeckt viel besser als der Trank, den Madam Pomfrey letztes Jahr benutzt hat.“

„Mein kleiner Ruf als Tränkemeister ist bestätigt“, sagte er, aber sie konnte sehen, dass er zufrieden war.

„Sie haben das gemacht? Man lernt in der zweiten Klasse, den Leniomensistrank zu brauen.“

“Das habe ich nicht vergessen“, versicherte er ihr. „Longbottom hat die zweifelhafte Eigenschaft, der einzige Schüler zu sein, der ihn dreimal ruinieren konnte - und ich hatte angenommen, er wäre idiotensicher. Bis letztes Jahr habe ich alle Tränke gemacht die Poppy für die Schüler brauchte. Dieses Jahr haben mich die Umstände davon abgehalten, so viele Tränke zu brauen wie mir recht gewesen wäre“, fügte er hinzu, wobei er einen Zeitraum überflog, an den er sich am besten in Alpträumen erinnerte. “Daher musste sie dieses Jahr praktisch alles von außerhalb kaufen.

„Aber sind nicht viele der Tränke die sie braucht unter der Würde eines Meisters der den Wolfsbanntrank brauen kann?“

Snape schüttete den restlichen Trank in einen Behälter, und ein Wachskorken schmolz langsam zu einem luftdichten Verschluß, bevor er den Deckel befestigte. „Sie sollten nicht mehr als eine Dosis am Tag brauchen. Wenn doch, sprechen Sie mit Poppy. Nichts sollte unter der Würde eines Tränkemeisters sein. Es ist die schlimmste Art von Überheblichkeit. Und gefährlich. Es stimmt, dass viele Tränke nicht viel verlangen, aber andere sind täuschend einfach. Egal wie schwer sie sind, sie halten den Meister auf dem Boden - und auf prosaischerer Ebene sind Angebote etwas über das man nachdenken sollte.“ Er setzte sich neben sie, packte die Schokolade aus und brach sich zwei Stücke ab.

„Tränke zu brauen als spirituelles Erlebnis?“, überlegte sie.

Weil er sehen konnte, dass es ihre Vorstellung beschäftigte, hielt er sich davon zurück, sie anzufahren um sie von dem abzulenken, das er ungewollt offenbart hatte. „Wenn Sie es so sehen wollen. Ich esse Ihre Schokolade“, wurde ihm klar, und er lehnte sich zurück.

„Es ist genug da. Hier.”

Snapes Trank wirkte schnell und reduzierte die Symptome unauffällig anstatt ihren Kopf schwer werden zu lassen und einen Hintergrundschmerz zu erzeugen, wie es Hermine beim letzten Mal geschehen war, als sie den Trank von Madam Pomfrey bekommen hatte. Voller guter Gedanken an alle Tränkemeister bereitete sie sich darauf vor, Snapes ungewöhnlich tolerante Stimmung auszunutzen, auch wenn das wahrscheinlich nur an seiner Erschöpfung lag.

„All diese Gerüchte die behaupten, dass Sie Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste werden wollen sind Blödsinn, oder?“, sagte sie schroff.

„Warum nehmen Sie das an?“

„Oh bitte.“ Sie sah beleidigt aus.

Snape verzog das Gesicht. „Gute Antwort. Je mehr ich dem, Direktor und Hogwarts vorhalten kann, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich beides verrate. Was den Unterricht in dunklen Künsten angeht, was denken Sie habe ich in den letzten 6 Jahren im Tränkeunterricht getan?“

"Oh," sagte Hermine, als sie darüber nachdachte.

„Sie müssen in der 7. klasse aufmerksamer sein. Die dunklen Künste sind überall, immer, und warten nur darauf, dass jemand der furchtbaren Versuchung nachgibt die sie ausüben. Ein Fluch ist nichts weiter als ein dunkler Zauber. Denken Sie, March Flitwick könnte Ihnen die Unverzeihlichen nicht beibringen? Aber er hat ein freundliches Wesen und keine eindrucksvolle Gestalt. Wer würde ihn ernst nehmen?“ Snape hielt inne um ein Stück Schokolade zu essen. „Aber nehmen Sie Mad-Eye Moody... die meisten hören auf Alastor. Oder den, den wir für Alastor hielten”, fügte er sauer hinzu, denn er hatte sich noch nicht vergeben, diese Täuschung nicht durchschaut zu haben.

„Ist der wirklich Mad-Eye so?”

„Oh ja.“

„Sie mögen ihn nicht?“

"Miss Granger, Ich mag sehr wenige Menschen.”

Sie grinste ihn kurz an, und er beschloß es nicht zu bemerken.

“Ich nehme an, dass die dunklen Künste den Zaubertränken am nächsten stehen”, sagte sie.

„Da sind sie auffälliger. Sie sind viel weniger auffällig und daher hinterhältiger, wenn es um Fächer wie Wahrsagen oder Arithmantik geht. Stellen Sie sich eine Wahrsagestunde vor die von jemandem weniger...“ er suchte sichtbar nach etwas nicht beleidigendem, das er sagen konnte, „...ehrbaren unterrichtet wird als Sibyll Trelawney."

„Warum haben wir dann nicht einfach Stunden in denen wir gewarnt werden wie leicht es ist, in die dunklen Künste verstrickt zu werden?“

Snape sah sie verächtlich an. „Sie haben ein Gehirn, benutzen Sie es. Wenn ich Ihnen sagen würde, dass es unten in der Bibliothek ein Buch gibt, das Ihnen unendliche Macht geben würde, wären Sie nicht versucht, es zu lesen - wenn auch nur um zu sehen wie es möglich ist?“

„Nein, natürlich nicht!“ Innere Ehrlichkeit ließ sie innehalten. „Nein, ich würde es tun. Natürlich würde ich es. Jeder würde das, auch wenn sie sich anschließend dafür verachten würden.“

„Ein gemeinsames Symptom derer die glauben, dass man mit den dunklen Künsten 'spielen' kann.“

Hermines Kopf schoß in die Höhe, und die Frage, von der sie wusste, dass sie sie ihm nie stellen konnte, starb bevor sie geboren wurde.

Obwohl Snapes Gesicht streng aussah, gab ihr die Tatsache Mut, dass er noch neben ihr saß, auch wenn sie das seltsame Gefühl hatte, dass eine Spalte sich jede Sekunde weiter öffnete.

„Und doch könnte es so leicht anfangen. ‚Durch einen fehlenden Nagel...'", murmelte sie.

“…wurde die schlacht verloren.’ In der Tat. Aber nicht dieses Mal, hoffe ich.“

„Das ist ein Muggelsatz.“

Er sah sie erhaben an. „Und?“

Sie hatte den Verstand, nicht auf diesen Punkt zu beharren, aber sie musste sich einfach fragen, welche Bücher er gelesen haben konnte. Sie wusste von einem Blick durch eine offene Türe auf dem Weg herauf, dass er eine Bibliothek auf dem Stockwerk unter ihnen hatte.

„Ich nehme an, den Wolfsbanntrank zu brauen gilt als Ausübung dunkler Künste“, sagte sie, wobei sie ihm den Rest der Schokolade hinschob.

„Ich denke, das könnte man annehmen“, stimmte er trocken zu. „Obwohl es an sich nicht illegal ist.“

„Harry sagte, Professor Lupin hat ihm gesagt wie schwer er herzustellen ist - wie wenige Meister der Zaubertränke ihn machen können. Warum ist er so kompliziert?”

“Es spielen eine ganze Reihe Faktoren mit. Es erfordert eine komplizierte Zutatenliste, viele davon sind von Natur aus sehr gefährlich, alle müssen in absolut genauen Mengen zum absolut genauen Zeitpunkt hinzugefügt werden. Es ist absolut kein Platz für einen Fehler, was bedeutet, dass große Konzentration über einen langen Zeitraum erfordert wird. Aber zusätzlich dazu ist die Hauptschwierigkeit wie bei jedem dunklen Trank in der Menge an Energie die es kostet, ihn zu brauen. Mehr noch als beim Aussprechen der Unverzeihlichen, obwohl das Ziel ein ganz anderes ist.“

Hermiones Augen wurden groß, nicht zuletzt weil sie hörte, dass er so beiläufig davon sprach. Aber wenn man andererseits so oft den Cruciatus erlitten hatte wie er…

"Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass die Unverzeihlichen ungewöhnliche Energiemengen erfordern“, überlegte sie.

"Eine Erleichterung für all Ihre Freunde, da bin ich sicher.“

"Nein, ich meinte - “

„Ich weiß genau was Sie meinten, Miss Granger."

Hermine leckte sich verschmierte Schokolade von der Hand. “Denken Sie, dass der Energiebedarf der Grund ist aus dem so wenige - vergleichsweise wenige - Zauberer die Unverzeihlichen benutzen? Statt aus reiner Charakterstärke oder Freundlichkeit, meine ich?“

„Ich kann mich nur darüber wunden, wie beiläufig sie diese beiden Qualitäten abtun”, sagte Snape trocken, wobei er sie mit einem Gesichtsausdruck betrachtete, den Hermine nicht ganz interpretieren konnte. Erst da wurde ihr klar, dass sie gerade angedeutet hatte, dass er schwach und boshaft war.

Sie fühlte wie sie rot anlief, aber sie zwang sich dazu, nicht wegzusehen. „Ich wollte nicht andeuten... das heißt, ich habe nicht an Sie gedacht als ich.. ich wollte nicht...“

„Ich würde aufhören bevor ich mich in verbalen Knoten verstricke“, riet ihr Snape. Zu ihrer Überraschung klang er leise erheitert anstatt verärgert. „Und um Ihre Frage zu beantworten - aus der Perspektive eines Todessers, der dreimal den Imperiusfluch ausgesprochen hat - ja. Ich glaube es ist nur der außergewöhnlich hohe Energiebedarf, der viele Zauberer davon abhält, die Unverzeihlichen zu benutzen.“

“Jemanden dazu bringen zu können zu tun was man will, wann man es will… es würde vielen Leuten wie die Erfüllung eines Traumes vorkommen.“

„Und es würde ein Alptraum werden“, sagte Snape leise. „In dieser Welt kommt nichts ohne Preis. Es wird immer bezahlt.“

„Kann man dem Imperius widerstehen? Ich meine, ich weiß, dass Harry sagte er konnte es, ein bißchen. Aber er ist der Junge der überlebt hat. Was ist mit uns anderen?“

„Man kann ihm wiederstehen, wenn man einen starken Geist hat.“

„Können Sie - ?“ Sie unterbrach sich.

„Nein“, sagte Snape.

„Heißt das nein, ich hätte nicht fragen sollen, oder nein, Sie können nicht?“

Snape schnaubte kurz und amüsiert, und ließ einen Augenblick lang ergeben den Kopf sinken. „So viel zu den Streifenhörnchen“, murmelte er.

„Was?“

“Egal, Miss Granger. Vergessen Sie es. Ja, ich kann es. Nun, ich konnte es als Lucius Malfoy... Aber gegen Voldemort..." Er schauderte. „Nicht dass er ihn oft benutzt. Es gefällt ihm besser, die Leute auf andere Art auf seine Seite zu bringen.“

Hermine runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht warum der Avada Kedavra ein Unverzeihlicher ist. Wenn man gerade ermordet wird, muß es doch in Ordnung sein, sich zu verteidigen. Es ist als wären die Chancen schlechter für den Zauberer mit moralischen Skrupeln.“

„Ah, die Moral...“, sagte Snape in einem Tonfall so seidiger Versuchung, dass Hermine kopfüber in die Falle gegangen wäre, wenn sie nicht auf einmal bemerkt hätte, dass Dumbledore an der Tür saß und sie mit einem Gesichtsausdruck beobachtete, für dessen Interpretation sie ihn nicht gut genug kannte.

„Direktor”, sagte sie, und versuchte ihm nicht übel zu nehmen, dass er sie unterbrach als Snape gerade angefangen hatte sie als Menschen zu behandeln anstatt als Ärgernis.

"Miss Granger, Severus. Ich habe geklopft als ich zurückkam, aber Sie waren - verständlicherweise - in ihr Gespräch vertieft. Severus, ich habe eine Frage für dich.”

Snape sah deutlich misstrauisch aus und setzte sich etwas gerader hin. “Direktor.”

“Wann hattest du vor, mich wissen lassen, dass Miss Granger entdeckt hat, dass du ein Todesser warst - ganz zu schweigen von deinen Tätigkeiten während dieser Zeit?”

"Ah." Snape rieb sich den Nacken. “Ich wollte es Ihnen sagen. Aber Sie wurden weggerufen, und dann kam der Unfall mit Remus und… tut mir leid.”

„Was natürlich all unsere Probleme löst.“ Dumbledores Stimme klang scharf, und der Blick in seinen Augen trieb Snape auf die Füße.

„Bitte, Sir. Es war nicht seine Schuld. Ich habe ihn dazu gezwungen es mir zu sagen”, sagte Hermine, beschämt davon zu hören wie quietschend ihre Stimme geworden war.

Snape wurde von den glühenden blauen Augen festgehalten, und sein Blick fiel für einen Augenblick auf Hermines Kopf, bevor er wieder nach oben sah und mit den Schultern zuckte. Ein müdes Lächeln zog an seinem Mund. Es war schwer sich vorzustellen, wie sie Voldemort mit so entschiedenen Verbündeten nicht schlagen konnten - auch wenn sie ein fürchterlich schlechter Lügner war. Daran würde er arbeiten müssen.

“Wirklich? Ein 17jähriges Mädchen zwingt einen 38jährigen Ex-Todesser dazu, Informationen preiszugeben? Ich freue mich auf Professor Snapes Erklärung Ihrer Technik, denn wenn er nicht vorhat sich mit dem Imperius zu entschuldigen..."

Snape erkannte die Zeichen und schickte Hermine hinunter in sein Arbeitszimmer, bevor der Sturm um seinen Kopf herum losbrach. Das Wissen, dass Albus überreagierte weil er unter Streß stand, half ihm nicht so sehr wie es gesollt hätte, nachdem er sich fühlte, als wären ihm einige Lagen Haut genommen worden.

Erst als Dumbledore in das Feuer trat, das er im Kamin angezündet hatte und in sein Büro verschwand, erlaubte sich Snape, sich zu entspannen. Sein Gesicht zeigte einen Augenblick lang seine Gefühle während er versuchte seine Verteidigung wieder zu sortieren.

In diesem unaufmerksamen Augenblick quietschte der Verstärker.

„Severus! Hier ist Remus! Ich war so… darf ich reinkommen? Mit dir reden? Wenn es dir passen würde, natürlich.“

Snape stand neben dem Verstärker, legte die Stirn an die Wand und atmete leise aus. Nicht zum ersten Mal fiel ihm auf, dass das Leben in den Kerkern viel weniger anstrengend war.



AUTHOR'S NOTE



Vielen Dank an Susanna für die Verbesserung des Namens für den Trank den Snape für Hermine braut.

Acht

Zehn

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