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Zwölf





Nach einem privaten, ausgedehnten Frühstück entspannte sich Madam Pomfrey über einer letzten Tasse Kaffee als sie sah, dass Snape den Türrahmen gerade soeben verfehlte als er in die Große Halle kam.

"Was machst du hier?", wollte sie wissen.”

Überrascht blieb Snape stehen. "Möchtest du, dass ich hinaus gehe und wieder herein komme, damit du mich wieder beleidigen kannst?” Er klang als würde sogar das Sprechen mehr Energie von ihm verlangen als er hatte.

Sie fragte sich wie sie am Vortag die Zeichen der Erschöpfung hatte übersehen können, und suchte ihren Zauberstab. "War nicht so gemeint." Ohne auf seine Erlaubnis zu warten fing sie an ihn zu untersuchen bevor sie ihn anstarrte. "Wie viel hast du in den letzten Tagen geschlafen?"

"Ich habe nicht mitgezählt", winkte er ab und ließ sich in einen Stuhl sinken als würde ihm alles weh tun.

"So schlimm? Schlafmangel verringert die geistigen Fähigkeiten und verlangsamt körperliche Reaktionszeiten. Ich würde dir raten, eine zeitlang keine Tränke zu brauen. Du hättest den letzten Tag benutzen sollen um Schlaf nachzuholen. Was ist das Problem - Alpträume? Schau mich nicht so an, uns hört keiner. Schläfst du deswegen nicht?"

Snape legte seine Hände um die große Tasse und konzentrierte sich darauf, seinen Tee zu trinken. "Etwa 12 Stunden, nehme ich an", sagte er. Es dauerte einen Augenblick bis sie bemerkte, dass der Schnellste unter den Lehrern ein paar Sätze hinterher hing.

"Dann ist es an der Zeit, dass du einen Trank für traumlosen Schlaf nimmst und 24 Stunden im Krankenflügel verbringst. So nützt du keinem was." Die Erfahrung hatte ihr beigebracht, dass das Argument, nutzlos zu sein, viel besser wirkte als Sorge um sein Wohlbefinden. "Deine Koordination wird beeinträchtigt, du sprichst langsam - wer weiß wie du denkst - und du reagierst ungehalten. Nun, das Letzte würde ich als normal einstufen, aber du siehst ... furchtbar aus. Und dass dein Auge zuckt hilft deinem Aussehen nicht auf die Sprünge", fügte sie hinzu. Sie hoffte, dass an seine Eitelkeit zu appellieren half wenn der Verstand versagte. "Es war absolut nur nötig, dass du die ganze Nacht wach bleibt und an diesem lächerlichen Rätsel arbeitest - abgesehen davon, dass du offensichtlich nicht schlafen wolltest. In der Tat würde ich so weit gehen zu sagen, dass du nicht alleine sein wolltest, was gar nicht zu dir passt."

"Das reicht!” Snape stand auf, schwankte, und setzte sich schneller wieder als er gedacht hätte. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Seine Haut fühlte sich überempfindlich an.

"Ich kann nicht glauben, dass ich gestern die Zeichen übersehen habe", murmelte Madam Pomfrey verärgert. "Es sei denn - hast du Medischokolade gegessen? Severus, konzentrier dich. Oh, es ist nicht gerade moralisch, aber ... iß das. Langsam." Sie gab ihm zwei Stücke Medischokolade, dann noch eines, bevor sie ihm mehr Tee einschenkte.

Nach etwa einer Minute nahm sein Gesicht wieder Farbe an. "Medischokolade ? Äh, ja. Albus hat mir eine Tafel gegeben. Dann habe ich mir noch eine mit Miss Granger geteilt. Warum?"

"Ich muß mit Albus reden. Es gibt einen Grund aus dem es Medischokolade heißt, und nicht Allesricht. Und wo bitte hatte Miss Granger sie her?”

"Oh, von mir.”

"Das hätte ich mir denken können. Wie wäre es wenn ich hinunter in die Kerker käme und deinen Tränkeunterricht übernehme?"

"Wenn es die Erstklässler wären, würde ich dich auf die Wange küssen und alleine lassen", murmelte Snape. Sein Kopf sank auf seine Hände.

"Das muß ich mal ausprobieren. Inzwischen, lauf nicht - hörst du mir zu, Severus? - lauf nicht herum und verteil Medischokolade. Wenn du fast 2 Tafeln gegessen hast ist es ein Wunder, dass wir dich nicht von der Decke kratzen mussten. Warum hast du Miss Granger Medischokolade gegeben?"

"Menstruationskrämpfe und Reizbarkeit”, sagte er.

"Ich habe nicht bemerkt, dass Medischokolade deine Stimmung hebt.”

"Ich denke nicht, dass das irgendetwas könnte."

Überrascht von der Freundlichkeit seines verschlafenen Lächelns streichelte Madam Pomfrey seinen Arm und hörte auf zu schimpfen. "Die Tatsache bleibt, du bist erschöpft. Remus hat mir eine Nachricht hinterlassen. Offensichtlich bist du letzte Nacht zweimal mitten im Satz eingeschlafen. Es hat Miss Granger genug Sorgen gemacht um herunter zu kommen und um Hilfe zu bitten. Deswegen hat Minerva Remus gefragte ob er und Sirius bei dir bleiben würden. Hast du dich nicht gefragt was sie da machten?"

Snape dachte sichtlich darüber nach. "Nach dem wissenden Blick den mir Sirius zuwarf, denke ich er hat angenommen, dass Minerva wollte, dass er als Anstandsdame arbeitet - falls ich versuchen würde, meine männlichen Leidenschaften Miss Granger zuzuwenden. Was nur zeigt, wie wenig er von Hermine weiß", fügte er hinzu. Die erheiterte Zuneigung in seiner Stimme brachte Madam Pomfrey dazu, ihn scharf anzusehen.

"Warum sagst du das?"

"Was? Oh. Dieser überlegene Blick von ihr. Sie ist besser dazu in der Lage, Annäherungen zu unterdrücken als viele andere. Oder denkst du meine Slytherins haben nicht bemerkt, dass sie im letzten Jahr aufgeblüht ist? Es ist erstaunlich wie Hausrivalitäten auf den zweiten Platz rücken wenn die Hormone gegen 15 oder 16 einsetzen.”

Es war auch beruhigend, fand Madam Pomfrey, zu sehen, wie schwer von Begriff auch der schlauste Mann sein konnte. Er hatte keine Ahnung, dass das Kind in ihn verknallt war. Aber andererseits hatten die Hormone schon gescheitere Männer als Severus Snape geblendet. Sie gratulierte im Geiste Minerva für ihre Voraussicht, und murmelte etwas unverfängliches.

Snape hatte seinen Kopf noch immer auf eine Hand gestützt, lebte aber unter dem Einfluß der Medischokolades und des Koffeins in seinem Tee sichtlich auf. "Hermine sagte nicht, dass sie besorgt war." Sein Magen drehte sich um als er bemerkte, wie wenig er sich daran erinnern konnte was er gesagt oder getan hatte - eine Katastrophe für einen Mann, der daran gewöhnt war, auf jedes Wort und jede Bewegung zu achten. Um sich Zeit zu kaufen, schenkte er sich wieder Tee ein, aber die Frage, die ihm Sorgen machte, rutschte ihm dennoch heraus. "Poppy, ich habe nichts Unangebrachtes gesagt oder getan…?”

"Natürlich nicht”, sagte sie ehrlich. "Nein, du hast nur einmal behauptet, du hättest die Lösung zu ihrem Rätsel. Was du ihr wirklich gegeben hast war das Rezept für Shampoo - in Latein. Als sie widersprochen hat, hast du sie angeschrieen und bist zu deinem Tisch zurückgegangen, und sofort wieder eingeschlafen.

"Ah", sagte Snape. Er ließ niedergeschlagen die Schultern hängen. "Mir war nicht klar, dass es so schlimm war. Wunderbar. Also nimmt sie jetzt an, dass ihr Meister der Zaubertränke wahnsinnig wird. Was wollen wir mehr."

"Trau dem Kind etwas mehr zu. Ganz zu schweigen von meiner Ausbildung. Schlafentzug ist nicht so schwer zu erkennen, abgesehen von dem neuen Trauma das wir alle erlitten haben als wir uns fragen mussten ob du verwandelt wurdest - und das warten darauf zu sehen wen wir an Ihn-der - Voldemort. Ich nehme an, dass du dich dazu noch an deine eigene Einführung erinnern musst."

Sein Kopf fuhr herum, aber die Antwort, die er hatte geben wollen, erstarb als er nur Bedauern auf ihrem Gesicht sah.

"Ich nehme den verdammten Trank", sagte er ohne Würde bevor er das Gesicht vorzog und sich zurück lehnte. "Sie haben recht, ich bin im Augenblick zu nichts zu gebrauchen. Ich habe versuchte etwas Lecihtheil zu machen während ich gestern mit Albus geredet habe - ich konnte nicht einmal die Blutegel richtig schneiden. Wenn ich etwas geschlafen habe, werde ich ihn um einen Zeitumkehrer bitten. Ich brauche mindestens eine Woche um dir einen anständigen Vorrat an Grundlagen zu besorgen. Lupin und Black können mir helfen. Die Vorräte, die du letztes Jahr benutzt hast, als ich nicht konnte - "

"Deine Tränke sind wesentlich besser”, sagte Madam Pomfrey unentschlossen. "Sie wirken schneller, halten länger an und haben weniger Nebenwirkungen. Kaum verwunderlich, nehme ich an. Du bist ein Meister der Zaubertränke."

Selbst als Kind hatte ihn die Kunst des Tränkebrauens fasziniert, mit ihren unendlichen Möglichkeiten und Wundern. Für einen Wissenschaftler, der Pragmatiker sein wollte, hatte Severus einen seltsamen, romantischen Schlag - daher seine Neigung zu großen Gesten, auch wenn es ihn beschämt hätte, wenn jemand darauf hingewiesen hätte. Abgesehen davon war es nützlich. Das Wissen, dass seine düster aussehende Gestalt durch die Gänge schlich, half um einige der mutigeren Schüler in Schach zu halten.

"Ich frage mich, warum du nie jemanden überwacht hast."

Snape warf ihr einen unangenehmen Blick zu. "Das ist eine bemerkenswert dämliche Bemerkung, selbst von dir.”

"Sprich nicht in diesem Ton mit mir, Severus Snape! Wenn du auch nur eine -" Madam Pomfrey brach ab und seufzte. "Du spielst mit uns wie mit einem Fisch an der Angel, oder?", erkannte sie traurig. "Und es war eine taktlose Frage. Ich bin nur neidisch weil ich nicht einmal einen anständigen Leichtheiltrank machen kann."

"Das mußt du nicht.”

"Aber ich sollte es. Mein Unterricht wurde nach drei Monaten abgebrochen. Seit damals habe ich nicht... ich habe mich gefragt, ob ich Albus bitten soll, mir einen Assistenten zu besorgen. Tränke für den Krankenflügel zu machen nimmt viel zu viel deiner Freizeit in Anspruch - Zeit, die du mit Forschung verbringen solltest."

"Mach dir darüber Sorgen wenn ich anfange mich zu weigern”, sagte er ruhig. "Aber deine Idee gibt Sinn. Wir wissen nicht wie lange ich - wer war dein Tränkemeister?", unterbrach er sich.

"Rakoczi."

"Du hast unter Rakoczi gelernt?" Sein Tonfall war ungläubig.

"Ich wurde als annehmbar intelligente Schülerin eingestuft”, sagte Madam Pomfrey giftig.

"Hör auf mir Fallen zu stellen. Ich meinte nur - "

"Ich würde aufhören wenn ich du wäre”, riet sie ihm mit einem Zwinkern in den Augen. "Es war eine Ehre und ein Privileg, bei Rakoczi zu studieren - eine Tatsache, an die er mich jeden Tag der drei Monate erinnerte, die ich bei ihm war. Er war damals in England um für das Ministerium zu arbeiten. In den über 60 Jahren seitdem habe ich gelernt, dass er ein schlechter Gesprächspartner ist. Interessant ist, dass er seit fast 50 Jahren keine Schüler mehr angenommen hat. Es ist gut so. Sein Temperament eignet sich nicht zum Unterrichten - auch wenn ich einige Jahre brauchte um das zu verstehen:" Madam Pomfrey streckte ihre Hände aus. "Du hast keine Ahnung wie frustrierend es ist, zu wissen, dass du das Wissen und die Fähigkeit hast, und es doch nicht schaffst."

"Zu angespannt”, sagte Snape. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Das Leben kehrte in seine Augen zurück.

"Was?”

"Du bist wahrscheinlich zu angespannt. Das kann den Energiefluß blockieren der notwendig ist um den Prozess zu vollenden."

"Dein Unterricht ist angespannt genug, aber sie schaffen es alle - außer Longbottom natürlich."

"Haß ist ein ebenso guter Weg, Energie zu konzentrieren wie jeder andere. Oderint, dum metuant. Aber wenn sie einen Trank brauen können, während ich ihnen über die Schulter schaue und ihnen das Leben zur Hölle mache, können sie ihn auch in einem Notfall brauen. Was die ersten vier Jahre betrifft ... meine einzige Sorge bei diesen Dummköpfen ist es, sicherzustellen, dass sie Hogwarts, mich oder sich selbst nicht in die Luft jagen. Würdest du ein paar Tage mit mir arbeiten wollen, wenn du die Zeit hat?", fügte Snape hinzu. "Ich denke, jeder von denen, die in meinen Salamander Level Studien der 7. Klasse waren, würde mir ein gutes Zeugnis ausstellen."

Madam Pomfrey starrte ihn ungläubig an.”

"Es war ein dummer Vorschlag”, murmelte Snape kurz darauf. Er wandte den Blick ab. Er ließ die Schultern hängen und faltete die Arme abwehrend vor der Brust.

"Ich wäre geehrt”, sagte sie nur. Sie schob ihr Erstaunen über das kaum erträumte Angebot zur Seite.

Er sah auf. Sein Mund zuckte. "Natürlich wärst du das. Ist schon gut, Poppy. Du- "

"Besteht die Chance, dass ich ausreden darf?”, wollte sie wissen. "Schau mich nicht so an. Natürlich bin ich geehrt. Wie viele Menschen haben die Ehre, unter einem Tränkemeister zu studieren?"

"Jeder Schüler in Hogwarts über die letzten 17 Jahre", sagte er, aber er hatte sich wieder entspannt. Das bisschen Vitalität, das ihm der Medischokolade gegeben hatte, floß vor ihren Augen aus ihm heraus, und sie konnte sehen, dass es ihm schwer fiel nicht zu zappeln. Seine Finger spielten mit dem Ärmel an seinem linken Arm.

"Und keiner von ihnen erkennt den Unterschied zwischen einem Tränkemeister und einem Meister der zufällig Zaubertränke unterrichtet. Ich bin nicht einmal sicher, dass Albus das tut", bemerkte sie abgelenkt.

"Oh, das bezweifle ich nicht. Er weiß es nicht. Aber Bescheidenheit soll gut für Slytherins sein."

"Bedauerst du es je, nicht deinen rechtmäßigen Platz in der Zaubererwelt einnehmen zu können?”

"Meinen rechtmäßigen Platz?" In zwei schnellen Bewegungen riß Snape den Ärmel seines Hemdes auf und hielt ihr seinen linken Unterarm hin. "Damit?" Seine Stimme brach angewidert.

"Mein Lieber, da ist nichts", sagte sie freundlich. Die medizinische Distanz verließ sie, und der Ausdruck in seinen Augen brachte sie fast zum Weinen.

Die Jahre fielen von ihm ab. "Du irrst dich”, sagte er hoffnungslos. Er sah verloren und verängstigt aus. "Da ist etwas. Und es geht nicht weg. Das Dunkle Mal ist nur eine Erinnerung an das was in mir ist. Es gibt keinen Ausweg", murmelte er. "Keinen Ausweg. Mein Weg… ich bin müde. So müde…” Das Gemurmel verklang. Wie ein kleines Kind, das länger wach geblieben war als es sollte, faltete er die Arme auf dem Tisch und legte den Kopf darauf.

Madam Pomfrey starrte seinen gesenkten Kopf an. Sie hatte fast Angst zu atmen. In den letzten 5 Minuten hatte sie mehr über diesen so zurückgezogenen Mann erfahren als in den letzten 27 Jahren. Wenn er erst erkannte was er ihr gezeigt hatte, konnte sie nur hoffen, dass er nie wieder mit ihr sprechen würde. Es dauerte einige Augenblicke bis sie bemerkte, dass er eingeschlafen war. Sie blickte auf und sah die Professoren Flitwick und Sprout in der Tür stehen. Nach ihren Gesichtern zu schließen waren sie schon eine Weile da gewesen. Zum Glück war ihre Diskretion vollkommen.

"Wir essen in unseren Räumen”, sagte Professor Sprout leise. "Bleibst du bei ihm? Sirius und Hermine dürfen es nicht sehen. Severus würde es hassen."

"Natürlich."

"Wir müssen unsere Taktik ändern und bereit sein, jede Möglichkeit zu sehen”, sagte Flitwick entschlossen. "Severus kann nicht so weiter machen.” Seine Augen flossen über, und er betupfte sie mit einem Spitzentaschentuch, während Sprout seinen Arm tätschelte.

"Wir auch nicht, mein Lieber. Wir auch nicht."



***




Dumbledore hatte ein weiteres Treffen des Inneren Kreises einberufen und strahlte diejenigen an, die die diversen bequemen Stühle in seinem Büro einnahmen. Die Fenster waren alle offen, nachdem die Hitze des Tages vorüber war, und ließen kühle, süße Luft ins Zimmer. Draußen in der Dunkelheit konnte man einige der Eulen hören, die im Verbotenen Wald jagten. Innen schmeichelte das Licht von den Fackeln an den Wänden allen, während es fantastische Schatten durch das Zimmer warf.

"Ist es nicht nett”, sagte er zufrieden.

"Nicht wirklich”, sagte Professor Sprout schroff. "Ich habe Samen die dringend vorbereitet werden müssen. Und viele weitere müssen geerntet werden. Ich war noch nie so hinterher."

"Du mußt Hilfe annehmen, meine Liebe. Remus, Sirius, Poppy - und Miss Granger, natürlich.”

"Nicht zu vergessen Severus”, sagte Black tonlos. "Wo ist er, wo wir dabei sind? Ich habe ihn seit vorgestern nicht gesehen."

"Er schläft", sagte Madam Pomfrey. "Ich habe ihm heute morgen eine zweite Dosis Trank für traumlosen Schlaf gegeben."

Dumbledore blickte über den Rand seiner Brille zu ihr hinüber. "Ist das nicht etwas drastisch?"

Madam Pomfrey starrte ihn an. "Wenn Sie das nächste Mal das Gefühl haben, Severus eine ganze Tafel Medischokolade geben zu müssen, halten Sie kurz inne und überlegen Sie, warum er so schlecht aussieht. Er leidet an Erschöpfung - und Stress. Die reine Tatsache, dass er zugestimmt hat, den zweiten Trank zu nehmen sollte Ihnen sagen, wie schlimm es ist. Überlassen Sie die Diagnose bitte mir."

"Ja, meine Liebe. Es tut mir lehr leid. Ich habe nicht nachgedacht”, sagte Dumbledore bescheiden.

"Warum überrascht mich das nicht, Sie sind ein Gryffindor", gab Madam Pomfrey zurück.

Das Zwinkern in seinen Augen wurde noch deutlicher.

Hermine sah zu wie sich der Ausdruck auf den Gesichtern der Professoren Flitwick und Sprout und Madam Hooch änderte, und ihr fiel ein, dass die Slytherins vielleicht nicht die einzigen waren, die sich manchmal über die Mitglieder ihres Hauses ärgerten. Dann fielen ihr die Gründe für Snapes Erschöpfung ein.

"Es ist ein Ärgernis, es macht die Ergebnisse des Logikrätsels zunichte”, sagte sie. Sie fragt sich warum einige Leute sie anstarrten.

"Ich bin auch dafür bei der Sache zu bleiben, aber es ist immer nützlich, sich daran zu erinnern, dass der Patient auch ein denkendes Wesen ist", sagte Madam Pomfrey.

Hermine verstummte mit verlegenem Gemurmel. Ihr war bewusst, dass Snape es verstanden hätte.

Lupin sah sie mitfühlend an. "Nimm es nicht persönlich”, flüsterte er. "Poppy ist sauer auf sich weil sie gestern nicht bemerkt hat was mit Severus los ist.”

"Ich denke es wäre noch immer sinnvoll, das Ergebnis von Miss Grangers Experiment zu besprechen”, sagte Dumbledore fest. "Severus hat nicht erwartet, gut zu sein, Hermine, meine Liebe, würden Sie bitte?"

Dumbledores Arbeitszimmer war eine Schatztruhe voll von Gegenständen, die sie zu gerne erforscht hätte, und Hermine gab ihr Bestes, ihre Argumente vorzutragen. Aber so sehr sie es auch versuchte, ihr wurde schnell klar, dass ihre Professoren nicht mitkamen. Schließlich hörte sie auf zu sprechen und sah Dumbledore mit einer stummen Bitte an.

"Nun, ich bin sicher, dass das sehr gut ausgedrückt war, meine Liebe, es ist nur dass... sehen wir ob ich Sie verstanden habe. Ihr Logikrätsel ist für Muggelkinder und leichter zu lösen als das Rätsel, das Severus erstellt hat um den Stein der Weisen zu beschützen. Sie haben sein Rätsel in 10 Minuten gelöst. Selbst wenn man seine Erschöpfung in Betracht zieht hat es viel länger gedauert, aber er war beeinträchtigt, weil Sie gesagt haben, er solle sich darauf konzentrieren, keine Magie zu benutzen. Sie haben Ihr Rätsel nicht selbst erstellt, er hat fünf Tage intensiver Arbeit gebraucht um das seine zu schreiben." Dumbledore hielt inne und kaute nachdenklich auf seiner Karamellschokolade. "Ich weiß, dass es dumm von mir ist, aber ich verstehe nicht was uns das hilft."

"Es hilft nicht direkt", sagte Hermine. Sie gab ihr Bestes, Madam Hoochs ungeduldige Äußerungen zu überhören. "Was es getan hat war, uns einige Möglichkeiten zu schaffen. Entweder ist die Fähigkeit eines mächtigen Zauberers, logisch zu denken stark eingeschränkt, wenn er nicht mindestens teilweise zur Lösung des Problems Magie benutzen kann, oder sich darauf zu konzentrieren, keine Magie zu benutzen, beeinträchtigt seine Gedankengänge zu dem Punkt bei dem - "

"Nun, was für eine Überraschung", sagte Madam Hooch. "Wer hätte gedacht, dass es jemanden langsamer macht, wenn er sich auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren muß?”

Aber Flitwick nickte verstehend. "Ich denke, ich sehe was Sie meinen. Severus konnte Magie benutzen seit er drei Jahre alt ist. Es ist als hätten Sie ihn gebeten, eine Tränkestunde zu nehmen ohne sehen, riechen oder hören zu können."

"Keine Magie benutzen zu können wäre als könnte man nicht atmen”, sagte Professor Sprout mit erschrockenem Gesicht.

"Genau”, unterbrach Hermine, die nun zu aufgeregt war um nervös zu sein. "Das ist der relevante Unterschied zwischen, denen die in Zaubererfamilien geboren wurden und denen von uns, die aus Muggelfamilien kommen. Während die Benutzung von Magie mir so natürlich ist wie das Atmen, kann ich mich doch daran erinnern, wie man die Dinge ohne sie angeht. Wogegen Sie alle … Sie haben das nie gekannt, oder?”

Einer nach dem anderen nickten die Lehrer und murmelten vor sich hin, während sie ein Konzept aufnahmen, das sie noch nie ganz durchdacht hatten.

"Ron oder Malfoy sind wie Sie. Sie wuchsen von Magie umgeben auf. Aber Seamus - selbst Harry - würde verstehen was ich sage. Es wäre vielleicht ein kleiner Teil davon was Harry hilft, Voldemort zu besiegen."

"Er ist halb Muggel", erklärte Professor McGonagall. "Und wuchs in einem Muggelwaisenhaus auf.”

"Und nach der Information, die Sie mir alle gegeben haben, arbeitet er seitdem daran, einen Krieg gegen die Muggel zu führen", erinnerte Hermine sie. "Wenn man bedenkt, dass er und seine Mutter von seinem Muggelvater verlassen wurden, würde man erwarten, dass Tom Riddle sich der Zaubererwelt zur Unterstützung zugewandt hätte. Stattdessen benutzt er sie als Mittel, die Muggel zu vernichten, während er versucht sich zu beweisen, dass er ein größerer Zauberer ist als der mächtigste Zauberer den es gibt." Sie nickte in Dumbledores Richtung. "Aber niemand weiß warum er James und Lily Potter verfolgt hat, nur was geschehen ist. Er hatte Harry nicht bedacht. Oder war es Harry? Obwohl seine Macht real ist, nicht wahr?”

"Nun ist nicht die Zeit um sich von Nebensächlichkeiten ablenken zu lassen. Besteht die Hoffnung, dass Sie zur Sache kommen - was das auch sein mag", sagte Madam Hooch schroff.

Professor McGonagall machte "psst!” aber Hermine hatte beide Unterbrechung kaum bemerkt.

"Ich bin nicht sicher. Tut mir leid. Ich weiß nicht wie ich helfen kann, aber im Augenblick denke ich nur laut, während ich versuche, unsere Probleme zu erkennen, in der Hoffnung, dass jemand Sinn daraus macht. Sie haben ein Schachspiel benutzt, um den Stein der Weisen zu schützen - als hätten Sie nicht erwartet, dass jemand gut genug spielt, um durchzukommen. Aber Quirrell schon. Ron auch. Wahre Kämpfe, wahre Kriege erfordern einige derselben Fähigkeiten... Sie sollten daran denken, Ron mit einzuschließen."

"Ja", stimmte Dumbledore zu. "Ich werde mit ihm - und mit Harry - sprechen wenn sie ankommen. Aber - äh - was den Schutz des Steines angeht..."

Hermine wurde sehr still. "Es sollte nie jemanden aufhalten, nicht wahr”, sagte sie, und die Erkenntnis überkam sie mit einem kalten Schaudern. "Gerade genug um Quirrell zu überzeugen und jeden draußen zu halten der versehentlich hinein stolperte. Ich liebe Hagrid, aber keiner würde ihm ein so wichtiges Geheimnis wie den Stein anvertrauen. Er hat sogar Harry mitgenommen als er ihn abholte. Wir taten genau was wir sollten, oder?” Es war nicht einmal verrat, denn nach der Perspektive, die ihr die Reife brachte wusste sie, dass ihr 11jähriges Selbst nicht verstanden hätte, wie rücksichtslos Dumbledore sein musste.

"Ihr habt mehr getan”, sagte Dumbledore freundlich. "Wir - nein, ich - haben nicht damit gerechnet, dass Harry zwei so feste Freunde hat."

Hermine nickte geistesabwesend. Ihre Aufmerksamkeit war offensichtlich anderswo. "Haben Sie von Anfang an gewusst, dass Voldemort ein Teil von Quirrell war?"

"Erst ganz am Ende. Genau wie ich wusste, dass Harry unsere einzige Hoffnung war, ihm den Stein zu nehmen. Was ich nicht erwartet hatte war, dass ich zu der Zeit weggerufen wurde zu der ich am dringendsten gebraucht wurde."

"Tom Riddle ging so weit in den dunklen Künsten, dass … ist Voldemort überhaupt noch menschlich?”

Dumbledore seufzte. "Nach dem was Severus mir erzählt hat, sieht Voldemort heutzutage eher aus wie ein Reptil. Was seine Seele betrifft, wenn er noch eine hat... ich weiß nicht."

"Vielleicht sollten wir annehmen, dass er noch als Mensch denkt bis das Gegenteil bewiesen wurde. Wären einige von Ihnen bereit, Schach zu spielen wobei Sie sich damit beeinträchtigen indem Sie sich darauf konzentrieren, keine Magie zu benutzen, während Sie gegen Gegner spielen die es dürfen? Und vielleicht möchte noch jemand versuchen, das logische Rätsel zu lösen, das ich Professor Snape gegeben habe? Aber Sie dürften Magie benutzen, während Sie die verschiedenen Variationen ausprobieren."

"Vielleicht sollten Sie erklären", sagte Lupin.

Hermine las das Rätsel vor. "Sie könnten alle Figuren, das Boot, den Fluß machen. Oder bewegliche Figuren auf Pergament zeichnen bevor Sie versuchen das Rätsel zu lösen. Offensichtlich müssen Sie den Regeln gehorchen, die das Rätsel vorgibt. Ich frage mich, ob die Benutzung von schon so wenig Magie reichen würde, um Ihre Fähigkeit, zu überlegen, zu befreien. Sie haben sie alle im Überfluß, sonst wären Sie nicht in der Lage, Hogwarts zu führen."

Dumbledore lächelte ihr Erhaben zu. "Wir führen Hogwarts nicht, meine Liebe. Hogwarts führt sich sehr gut selbst. Aber ich verstehe was Sie meinen, schlagen Sie vor, dass uns das helfen kann, Voldemort zu besiegen?"

Hermine ließ die Schultern hängen. "Die Wahrheit ist, ich habe keine Ahnung. Ich denke ich könnte Ihnen am Besten durch meinen Muggelhintergrund und für Erklärungen die die Kulturen überspannen helfen. Während ich nicht daran zweifle, dass ich eine Hexe bin, denkt ein Teil von mir noch immer wie ein Muggel. Ich kann mich noch daran erinnern wie es ist wenn man das alltägliche Leben bestreiten und Probleme lösen muß ohne Magie zu benutzen. Wenn Sie es gestatten, möchte ich einige Fragen stellen."

"Fragen Sie nur", sagte Professor McGonagall, mit einem finsteren Blick zu Madam Hooch.

"Erstens. Welche Pläne haben Sie schon um den Voldemort anzugreifen?”

"Angreifen?”, wiederholte Dumbledore leer.

"Absichtliche Aggression?", quiekte Flitwick. Tränen der Abscheu traten in seine Augen.

"Das könnten wir nicht machen”, sagte Lupin, entschuldigend aber fest.

"Die bloße Idee”, schniefte McGonagall. "Ich bin überrascht von Ihnen, Miss Granger."

Madam Pomfrey sah zu angewidert aus um zu sprechen.

Hermine warf Sirius Black einen Blick zu, ihrer letzten Bastion von gesundem Menschenverstand.

Er zappelte auf seinem Platz. "Ich denke, Zauberer und Muggel müssen auf sehr unterschiedliche Weise kämpfen." Er klang verteidigend, selbst für sich selbst.

"Sie meinen es gibt keinen Plan für eine Kampagne?”, sagte Hermine.

"Wir schützen die Muggel und Zauberergemeinschaft so gut wir können. Wir tun unser Bestes um die Kinder in dieser Schule zu schützen", sagte Dumbledore.

"Und manchmal versagen wir”, sagte Professor Sprout traurig, wobei sie an Cedric Diggory dachte.

"Und manchmal versagen wir”, gab Dumbledore zu. Seine Augen blickten wieder leer.

Hermine war versucht sich zu kneifen um nachzuprüfen ob sie noch wach war. "Ich wäre gerne sicher, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Sagen Sie, dass wir nur verteidigen - auf Angriffe von Voldemort und seinen Todessern reagieren?"

"Was sollen wir sonst tun? Wir sind keine Mörder”, sagte Professor McGonagall besorgt.

"Dann haben wir Severus, der auf meine Bitte hin vor 2 Jahren zu Voldemort zurückgekehrt ist”, sagte Dumbledore.

"Und konnte Professor Snape Sie mit nützlichen Informationen versorgen?”, fragte Hermine. Sie versuchte sich nicht an die Gestalt zu erinnern die sich vor Schmerz krümmte.

"Er konnte Voldemort gelegentlich in die Irre führen”, sagte Dumbledore.

"in die Irre führen...", wiederholte Hermine leise. Unglaube wuchs in ihrem Gesicht. "Bei etwas wichtigem?”

"Noch nicht”, sagte Dumbledore. Er blickte zu Boden.

"Also haben Sie ihn zwei Jahre lang immer wieder losgeschickt, in dem Wissen, dass er keine Informationen erlangen kann und in dem Wissen, dass er gefoltert wird?"

"Das ist nicht fair, Miss Granger", schnappte Madam Hooch nach einem Blick auf Dumbledores Gesicht.

"Nein, ist es nicht”, sagte sie vor Wut zitternd. "Am wenigsten gegenüber Professor Snape. Das einzige Geheimnis ist, warum er sich so von Ihnen benutzen lässt. Er muß wissen warum Sie ihn Zentimeterweise umbringen - und für nichts!" Sie schnäuzte sich wütend und starrte in den stillen Kreis, zu aufgeregt um zu bemerken wie bleich Dumbledore geworden war als er aufnahm was sie sagte.

"Und was ist mit Harry? Der Junge der nicht mehr lange Leben wird. Er war 11 Jahre alt als er Voldemort das erste Mal gegenüber getreten ist. Seitdem hat er ihn jedes Jahr getroffen und besiegt und jedes Mal wird Voldemort mächtiger, während Harrys Macht dieselbe ist. Oh, er lernt ein paar Sprüche oder wie man einen Trank braut, aber er kann nicht einmal apparieren.”

Lupin hustete leise. "Doch, er kann. Ich habe es ihm letztes Jahr beigebracht. Er hat natürlich keine Erlaubnis, aber zwischen uns Beiden, das Ministerium war nie sehr erfolgreich darin, illegale Apparation aufzuhalten - Sie wären überrascht, wie wenige der Todesser eine Erlaubnis haben."

"Toll. Also hat Harry nun die Möglichkeit, sich noch schneller in Schwierigkeiten zu bringen. Sehen Sie das nicht?", platzte Hermine heraus. "Hätte sich die Zauberergesellschaft vor Jahren vereint um Schritte gegen Voldemort zu unternehmen, wie viele Zauberer und Muggel, die jetzt tot sind, wären dann noch am Leben - einschließlich Harrys Eltern? Ihre hohe Moral ist ganz gut, aber machen Sie so weiter - Sie können es nicht mit dem Namen Plan würdigen - und wir sind alle tot oder wünschen uns den Tod, bevor das Jahr vergangen ist! Aber wenn Sie Zaubererschach spielen können, wenn das Leben von drei Elfjährigen auf dem Spiel steht, sollten Sie keine Probleme mit Muggelkriegskunst haben", fügte sie hinzu, aber sie zuckte zusammen als Dumbledore es ebenfalls tat.

"Wie können Sie es wagen, anzudeuten -”, begann Professor McGonagall. Farbflecken zeigten sich auf ihren Wangen.

"Sie vergessen sich”, sagte Madam Hooch. Ihre wilden gelben Augen bohrten sich in Hermine.

Professor Sprout hob eine ihrer kleinen Hände. "Nein, ich denke wir haben uns geirrt. Miss Granger hat Recht. Voldemorts Erfolg hing davon ab, dass wir denken, dass er ein Zauberer ist obwohl wir in Wahrheit nicht wissen was er wirklich ist. Teilweise Muggel, teilweise äußerst mächtiger Zauberer, mit dem Körper eines… wer weiß was? Wir müssen uns anpassen, schwere Entscheidungen müssen getroffen werden. Wir können ihn nicht besiegen, wenn wir so weitermachen. Die Alternative? Wollt ihr wirklich sehen, wie sich unsere Kinder an seinen Füßen unterwerfen, und die Welt wie wir sie kennen vernichtet wird?”

Es wurde laut als fast alle im Zimmer gleichzeitig zu protestieren begannen.

Hermine saß auf ihrem Stuhl. Ihr war kalt und schlecht vor Aufregung, nicht zuletzt als sie den Schmerz in Dumbledores Augen sah, der still und reglos mit gesenktem Kopf dasaß. Mit tröstendem Gemurmel kniete sie sich neben ihn, nahm seine Hand in die ihren und hielt sie an ihre Wange.

"Ich weiß wie es gerade geklungen hat. Ich hätte Ihnen nicht die Schuld geben sollen, ich kann mir nur vorstellen wie schwer es sein muß, die Entscheidungen zu treffen, die Sie treffen müssen. Und ich weiß, dass Sie keine Wahl haben - es ist nur... sie sind meine Freunde. Ich mache mir Sorgen um sie. Vergeben Sie mir. Ich wollte Sie nicht verletzen."

Dumbledore berührte ihren Arm. "Oh Kind, natürlich weiß ich das. Schon gut. Knie nicht. Vor niemandem. Obwohl ich fürchte, dass Sie recht haben. Wir müssen neue... aber es wird schwer für uns werden. Wir sind nicht gewöhnt an..."

"Krieg", sagte Black tonlos. "Wir sprechen von Krieg. Und wir müssen ihn gewinnen."



***




”Bilde ich es mir nur ein, oder starren mich alle früheren Direktoren von Hogwarts an?”, fragte Hermine halb lächelnd und halb ernsthaft als sie am nächsten Nachmittag in Dumbledores Arbeitszimmer saß. Da die Gefühle sich überschlagen hatten und noch immer viel zu besprechen war, hatte er dafür gesorgt, dass sie sich ‚um etwas mehr laut zu denken’, mit ihm traf. Einige Gestalten in den Portraits die an den Wänden hingen suchten sich schnell eine Arbeit als Dumbledore sie ansah.

"Zauberer sind ein konservativer Haufen, meine Liebe."

"Das habe ich schon herausgefunden", sagte Hermine nachdrücklich, die Atmosphäre am Frühstückstisch war an diesem Morgen sehr kühl gewesen. "Aber die Zauberergemeinschaft muß entscheiden was wichtiger ist - Tradition, oder zwei Gemeinschaften vor Voldemort zu retten, indem sie einige Muggeldinge annimmt, beispielsweise einen Gegner anzugreifen um ihn zu besiegen.”

Dumbledore stützte seine Ellbogen auf die hölzernen Armlehnen seines Stuhles, und betrachtete sie eine entnervend lange Zeit bevor er sprach. "Ich versteh warum Severus so gerne mit Ihnen redet”, sagte er endlich. "Aber erinnern Sie sich daran wie Tom Riddles Fall begann."

"Oder der meine," sagte eine vertraute Stimme.

Hermine drehte sich halb um, um zu sehen, dass Snape in der Tür lehnte, die Arme verschränkt und mit einem vertrauten, sardonischen und verschlossenen Gesichtsausdruck. Er sah deutlich besser aus als er es getan hatte als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte.

"Kaum zu vergleichen”, winkte sie ab, und drehte sich gerade rechtzeitig zurück um zu sehen, dass Dumbledores Gesicht sich seltsam verzog.

"Direktor?", sagte sie besorgt.

Er schob ihre Sorge beiseite. "Nichts, meine Liebe", sagte er erstickt. "Nur ein Stück Toffee, das meine Kiefer zusammengeklebt hat."

"Wie schade, dass das nicht öfter passiert", sagte Snape unangenehm als er sich auf den Stuhl neben Hermine setzte und sie mit einem versteckten Blick bedachte. "Ich höre, Sie haben etwas Aufregung verursacht."

"Guten Abend, Severus. Was für eine Freude dich zu sehen wenn du so gut gelaunt bist”, sagte Dumbledore betont.

Snapes Gesichtsausdruck wurde noch düsterer. "Ich bin hier weil Poppy sagte, Sie wollten mich sehen."

"Ich freue mich immer, dich zu sehen. Knirsch nicht mit den Zähnen, du brauchst sie noch mindestens 120 Jahre lang. Vielleicht trinken wir Tee bevor wir mit der Arbeit beginnen. Miss Granger will - ähm - 'unsere Gehirne durchforsten'.”

"Was in einigen Fällen nicht lange dauern sollte. Warum?", fragte Snape.

"Wege, Voldemort zu besiegen", sagte Hermine fest.

"Oh, nun, 5 Minuten sollten reichen. Direktor, ich habe gehofft, Tränke zu brauen, nicht hier zu sitzen und zuzuhören, wie ein idiotisches Mädchen daherplappert als - " Snape hörte erst auf zu sprechen als ihm klar wurde, dass Hermine das Zimmer verlassen hatte.

"Zufrieden?", erkundigte sich Dumbledore.

"Ah", sagte Snape. Er blickte in ein paar tadelnder blauer Augen. Er rieb sich den Nacken.

"Ich schätze, Sie wollen, dass ich ihr nachgehe?", fügte er etwas später hinzu, noch immer gefangen im Licht dieser Augen.

"Meine Wünsche haben nur sehr wenig damit zu tun wie sich die Dinge entwickeln", sagte Dumbledore ruhig. "Wir werden alle schwere Entscheidungen treffen müssen, ich weiß, Hermine klingt... arrogant. Aber sie geht nur das, was von ihr gefordert wurde, auf die einzige Art an die sie kennt - indem sie Nachforschungen anstellt. Leider muß sie sich auf uns anstatt auf Quelltexte verlassen. Bald wird ihr einfallen, mich um meine Erinnerungen an Tom Riddle zu bitten. Ich habe ihn 7 Jahre unterrichtet und nicht ein einziges Mal vermutet ... niemand genießt es, die Erinnerungen an unsere Fehlschläge wieder durchzugehen. Und während sie zweifellos Augenblicke hat, in denen sie nicht gerade taktvoll ist - "

Snape schnaubte.

"Sie ist nicht - wie nennst du uns? Einer der starrköpfigen Gryffindors. Sie ist - "

" Sentimental, gefühlsbetont, will immer gut sein und - "

"Ja, ich nahm an, dass du dich mit ihr anfreunden würdest. Würdest du mir eine Frage ehrlich beantworten? Und es wäre mir lieber, wenn du nicht lange brauchst um dich zu entscheiden”, fügte Dumbledore mit einer Schärfe hinzu, die ihm ein leichtes Grinsen einbrachte bevor Snape seufzte und sich scheinbar völlig ruhig zurücklehnte und seine langen Finger vor seinem flachen Bauch verschränkte.

"Fragen Sie”, sagte er resignierend.

"Glaubst du, dass es uns etwas bringt wenn du Voldemorts Rufen folgst?"

Es war nicht eine der vielen Fragen die Snape zu beantworten vorbereitet gewesen war. "Früher mal”, sagte er schließlich.

Dumbledore schloß einen Augenblick die Augen. "Dann darfst du nicht mehr gehen.”

"Nein”, sagte Snape nur. "Während ich es nicht glaube, gibt es noch immer die leise Chance, dass ich etwas nützliches erfahre. Und solange es diese Chance gibt, ist es wert...”

"Ihr Leben?”, sagte Hermine. Sie klopfte verspätet an die Tür obwohl sie schon die Schwelle überschritten hatte. Atemlos und mit roten Wangen eilte sie in das Zimmer. "Hier", fügte sie an Snape gewandt hinzu und warf ihm eine Handvoll Fotos hin. "Gründe, Ihren Stolz zu schlucken und den Gedanken in Betracht zu ziehen, dass es andere Wege geben könnte, Voldemort zu bekämpfen."

"Miss Granger, Ich denke Sie vergessen - " Snape verstummte als er das erste Foto ansah.

Lily hatte ihren Arm auf James’ Schulter gelegt, Erheiterung funkelte in ihren wunderschönen Augen, und sie grinste ihn breit an, bevor sie ihm einen Kuß zuwarf; James tat als bemerkte er es nicht. Zwei Muggels standen in steifer, formeller Haltung da. Die wuscheligen braunen Haare des Mannes und sein ernster Gesichtsausdruck verrieten wessen Eltern es sein mussten. Cedric Diggory stand hinter dem Quidditch-Team der Hufflepuffs und grinste glücklich. Snapes Mund wurde dünn. Cedric war ein vielversprechender Schüler gewesen. Weitere Muggel, älter, die Frau erinnerte an die junge Susan Bones...

"Sehr rührend”, brummte er und legte die Bilder weg ohne den Rest anzusehen. Das Foto von Lily und James lag oben - wie üblich sah James Ernst aus bis er einen Blick auf Lily warf. Er legte einen Arm um sie und starrte Snape direkt an, dann nickte er zustimmend. Snape machte ein ungeduldiges Geräusch und legte es mit dem Bild nach unten auf Dumbledores Schreibtisch. "Es wird mehr als blanke Sentimentalität brauchen um mich zu überzeugen, dass - "

"Daß man mir trauen kann", vollendete Hermine. Ihre klare Stimme schnitt durch seine tieferen Töne.

"Wenn man Ihnen nicht trauen würde, hätten wir kaum dieses Gespräch."

"Ich meinte, dass Sie mit trauen, persönliche Informationen die ich vielleicht bekomme nicht auszunutzen. Ich werfe es Ihnen nicht vor. Warum sollten Sie mir trauen? Ich bin eine Schülerin, eine Freundin von Harry und Ron und - meine größte Sünde - eine Gryffindor. Der einzige wahre Grund, aus dem ich all diese unverschämten Fragen stelle ist, dass niemand sonst dieselben Gelegenheiten hatte wie Sie, Voldemort zu sehen."

"Ich hielt es bisher nie für eine Gelegenheit. Wie dumm von mir. Wenn man bedenkt, dass ich die meiste Zeit in Voldemorts Gesellschaft entweder mit dem Gesicht nach unten im Dreck verbringe oder mich vor Schmerz winde weiß ich wirklich nicht wie ich helfen kann.”

Hermine konnte die Wut nicht ertragen die auf sie gerichtet war, und senkte den Kopf. "Ich wusste, dass es Ihnen nicht gefallen würde", flüsterte sie. Ihre Haare fielen nach vorne um ihr Gesicht zu verbergen.

Snape starrte sie mit einem unangenehmen Zug um den Mund an. "Wenn Sie sich vorstellen, dass ich an den letzten paar Tagen etwas genossen habe, haben Sie nicht aufgepasst. Was genau wollen Sie wissen?"

Sie versuchte, ihre in ihrem Schoß verschränkten Finger voneinander zu lösen. "Was geschieht wenn Sie gerufen werden? Zwischen Ihnen und Voldemort, meine ich. Welche Art von Beziehung haben Sie mit ihm?”

Einen Atemzug später starrte sie in die arktische Wüste von Snapes Augen bevor er in einer schnellen, sparsamen Bewegung aufstand. Ohne ein Wort zu sagen ging er aus Dumbledores Büro. Er berührte die Tür nicht, aber sie schlug laut genug zu um Fawkes auf seiner Stange zusammenzucken zu lassen.

Einen Augenblick lang fühlte es sich an als wäre die Luft aus dem Zimmer gesaugt worden.

Hermine starrte ihre Hände an: "Das lief ja gut”, sagte sie leise.

"Warum wollen Sie diese Dinge wissen?", fragte Dumbledore in die Stille.

"Damit ich auf der Hexentoilette darüber tratschen kann!" schnappte Hermine. Sie fühlte sich erschüttert und wie auf dem Trockenen. Einen Augenblick später atmete sie zitternd aus und sah auf. "Tut mir leid, Direktor, ich bin .. ich sehe nicht, dass ich ewtas getan habe außer die Sache schlimmer zu machen. Aber etwas muß sich ändern. Es ist klar, dass Professor Snape weiterhin Voldemorts Rufen gehorchen werden muß. Wenn er sich nicht nützlich machen kann, mit Informationen oder einem Dienst den er ausführen kann, wird ihn Voldemort umbringen. Wir müssen uns etwas ausdenken um das nicht geschehen zu lassen, ohne dass Professor Snape sich schlecht fühlte.”

"Ah", murmelte Dumbledore mit etwas das seltsam nach Zufriedenheit klang. "Ich könnte nicht mehr zustimmen. Bitte fahren Sie fort, Miss Granger."

Sie wurde ruhiger, und ein Teil der Spannung wich aus ihrem Körper. "Mir fiel ein, dass nicht einmal Monster wie Voldemort sich selbst für Monster halten. Wie sieht Voldemort sich selbst? Professor Snape ist daran gewöhnt, Menschen zu beobachten - wenn nicht hätte einer der Erstklässler ihn vor Jahren schon in die Luft gejagt. Ich frage mich ob es noch jemanden gibt der Voldemort etwas anders zeigt als Angst, Gier, Ambition. Es ist mir egal, wer - oder was - sie sind, wir alle genießen Lob, Bewunderung, Zuneigung, Respekt.... zum Beispiel, wann war das letzte Mal, dass jemand Voldemort etwas geschenkt hat?"

Dumbledore musste aufhören von seinem Tee zu trinken um sich nicht zu verschlucken. "Sie wollen, dass Professor Snape Voldemort ein Geschenk bringt?”, sagte er. Er achtete darauf, nicht durch das Zimmer zu sehen.”

"Ich weiß, es klingt dämlich naiv..."

"Das ist das erste Vernünftige, das Sie gesagt haben", brummte eine vertraute Stimme.

Mit offener Erleichterung im Gesicht wirbelte Hermine herum. "Sie sind wieder da!"

"Ich hatte keine Wahl”, sagte Snape giftig. "Die Schutzzauber, die der Direktor auf die Tür unten gelegt hat, ließen mich nicht hinaus." Er ging zur Feuerstelle, aber als er nach der Schüssel mit dem Flohpulver griff, rutschte sie zur Seite. Er war nicht erheitert als er sich umdrehte um Dumbledore anzustarren. "Sagen Sie mir, dass das nicht Ihr Ernst ist.”

"Dich am Leben zu halten? Doch."

Snape zeigte Hermine ein wütendes Starren. Sie blickte in die mittlere Entfernung und zeigte nicht, dass sie es bemerkte. Er fing an, um das überfüllte Zimmer zu gehen; als er das dritte Mal herumgegangen war starrte ihn sogar Fawkes ab. Snape bemerkte es nicht und blieb hinter Hermine stehen.

"Direktor", sagte Hermine mit streng kontrollierter Stimme. "Im Schuljahr muß ich mich damit abfinden, dass Professor Snape drohend hinter mir steht. Muß ich es auch in den Sommerferien hinnehmen?"

"Gar nicht, meine Liebe. Severus!"

"Direktor?”

"Hör netterweise damit auf, drohend hinter Miss Granger zu stehen wenn sie versucht sich zu konzentrieren.”

Schuldbewusst wurde Snape klar, dass er ihren sauberen, süßen, einzigartigen Geruch eingeatmet hatte. Er nickte, blieb aber wo er war an der Wand stehen und senkte seinen Blick auf Hermines Kopf. Sie hatte versuchte sich die Haare hochzustecken, aber sie waren etwas zu dicht um dabei erfolgreich zu sein, obwohl es den Vorteil hatte, ihren zarten Nacken und die Stelle zwischen Nacken und Schulter zu zeigen, die sonst von ihren Haaren versteckt wurden. Sie hatte einen hübschen Nacken.

Voldemort würde ihn wie einen Zweig zerbrechen.

Nach drei weiteren Umkreisungen des Zimmers blieb Snape wieder hinter Hermine stehen und lehnte sich an mit verschränkten Armen an die Wand. Wenn es darauf ankam war er nicht sicher ob er körperlich dazu in der Lage war zu sprechen, und so war er überrascht weil er so sachlich klang.

"Was wollen Sie wissen, Miss Granger?" Sie hob den Kopf, aber sie drehte sich nicht um, und er war dankbar, ihr nicht in die Augen sehen zu müssen.

"Was immer Sie mir sagen wollen. Wenn ich die Gelegenheit hatte, einige der Ideen vorzutragen, die ich auf Ihren Informationen basierend haben könnte, kann jemand einen Gedächtniszauber benutzen um ... was Sie möchten aus meinen Gedächtnis zu entfernen."

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, während das einzige Geräusch im Zimmer das Rascheln von Federn war, während Fawkes seine wunderbaren Schwanzfedern putzte. Ohne eine Warnung hörte er auf sich zu putzen und flog auf Hermines Schulter. Sie zuckte erschrocken zusammen - es war das erste Mal, dass Fawkes bemerkt zu haben schien, dass es sie gab. Zu ihrer Überraschung bemerkte sie trotz seiner Größe sein Gewicht kaum. Die großen Krallen waren so leicht wie Luft. Nachdem er ein paar Mal den Schnabel durch ihre Haare gezogen hatte, flog Fawkes davon, und ohne sich umzudrehen wusste Hermine, dass er zu Snape gegangen war.

Sie schauderte als das schönste Lied, das sie je gehört hatte, die Luft füllte. Fawkes sang. Für die, die mit reinem Herzen sind - auch wenn Snape das stark bezweifeln würde. Die goldenen Töne sanken in ihre Seele, und langsam richtete sie sich auf ihrem Platz auf.

Es dauerte etwas bis sie bemerkte, dass es wieder still war und sich die Atmosphäre im Zimmer verändert hatte.

Endlich fing Snape an, mit ruhiger, gleichmäßiger Stimme zu sprechen, die es nicht ganz schaffte, alle Gefühle zu verbannen.

"Zuerst müssen Sie wissen, dass der Dunkle Lord meinen Verrat nie vergeben wird. Er bestraft noch immer Lucius Malfoy für die Jahre, die er sich entfernt hat. Er traut niemandem. Die Todesser sind seine Spielzeuge zu seiner Erheiterung, Diener die tun was er will, Sklaven wenn es ihm passt. Es gibt keine Kameradschaft zwischen Todessern, nur eine Rivalität um Voldemorts Gunst und den Profit und die Macht die darauf resultieren. Und Angst natürlich. Es ist weniger seine Macht über Leben und Tod als seine einfallsreichen Wege, beides zu verlängern. Aber der Dunkle Lord glaubte - und glaubt noch immer, denke ich - dass meine Rückkehr freiwillig war, einfach weil ich so lange gewartet habe und zurückgekehrt bin als es keinen Grund mehr gab und nichts zu erwarten war als der Tod."

Hermine war schlau genug, sich nicht umzudrehen, aber sie zuckte zusammen. Sie fing an zu verstehen, warum Snape so unwillig gewesen war, das zu besprechen, am allerwenigsten mit ihr.

"Es sind selten mehr als 3 oder 4 Todesser auf einmal zu sehen, die ich alle kenne. Oft sind es nur der Dunkle Lord und Wurmschwanz, manchmal Malfoy, Nott, Goyle und Crabbe. Malfoy nimmt an, dass er der Liebling des Dunklen Lords ist, er ist zweifellos nützlich, mit einem großen Einfluß. Für die die so etwas beachten, ist er ein Reinblüter aus einer der ältesten Zaubererfamilien; anders als die Weasleys, die dasselbe behaupten könnten, ist er auch sehr wohlhabend. Aber er ist nicht intelligent genug um das Ausmaß seiner Ambitionen zu verbergen, und deswegen wird sich Voldemort eines Tages gegen ihn wenden.

Wir werden immer Nachts gerufen, üblicherweise gegen zwei Uhr. Wenn ich das Gelände um Hogwarts verlassen habe, disappariere ich - ich weiß nie wohin, bevor ich ankommen. Es waren einmal einsame Landschaften, aber als das Wetter kälter wurde fingen wir an uns unterirdisch zu treffen - in Löchern, Höhlen, alten Tunneln. Manchmal belegt mich der Dunkle Lord mit dem Cruciatus sobald ich ankomme, wartet bis ich in der Lage bin, meine Aufwartung zu machen, und belegt mich dann wieder damit. Manchmal ruft er mich, weil ich ihn irritiere - Malfoy war nie sonderlich schlau. Manchmal fordert Voldemort Informationen - warum habe ich ihm Harry nicht gebracht oder Albus getötet, die Schutzzauber um Hogwarts gebrochen? Alles vorhersehbar. Mein Versagen wird bestraft, manchmal öffentlich, manchmal nicht. Immer mit Schmerz und den dazugehörenden Erniedrigungen.

Wollen Sie diese Dinge wissen, Miss Granger?" Das Schlagen einer Peitsche war hinter der ruhig gestellten Frage unverkennbar."

"Ja, Professor", sagte sie ruhig. Sie versuchte ihre Unterstützung und ihren Respekt auf die einzige Art zu zeigen, die er zulassen würde. Die Anspannung ließ die Muskeln in ihren Schultern und ihrem Hals schmerzen. "Als Todesser, was sind Ihre Pflichten? Ich meine, was müssen Sie wirklich tun?”

"In den letzten beiden Jahren?”

"Ja, Professor."

"Nichts."

"Nichts? Oh. Warum ruft er Sie dann zu sich?”

"Weil er es kann, Miss Granger. Weil er es kann."

"Welche Pflichten hatten Sie vor 17 Jahren?”

Snapes Hand fuhr an seinen Kragen als wäre er zu eng geworden, obwohl die Knöpfe nicht geschlossen waren. "Ich war Voldemorts Verhörmeister”, sagte er ohne Rechtfertigung oder Entschuldigung. Er fühlte das Schaudern der Abscheu, das durch sie lief, aus einigen Metern Entfernung.

Dumbledore warf einen Blick auf Hermines gequältes Gesicht und füllte ruhig die Stimme. "Voldemort reservierte Severus' Fähigkeiten für die Zeiten, bei denen Folter unangemessen war. Dann, wenn er vor allem die Information wollte. Die einzigen Werkzeuge, die Severus' benutzen durfte, waren Veritaserum, sein Geist und seine Stimme."

"Ah", sagte Hermine mit unruhiger Stimme. Sie war zu unerfahren um ihre Erleichterung zu verbergen. "Das muß… abstoßend gewesen sein.”

"Ja", stimmte Dumbledore zu. "Was viele Menschen nicht erkennen - und zum Glück ist Voldemort einer davon - ist, dass Veritaserum nur so gut ist wie die Fragen, die gestellt werden. Voldemort war während der Beefragungen immer anwesend - persönlich oder.. anders. Severus schaffte es oft, zu verhindern, dass lebenswichtige Informationen gegeben wurden, indem er die Fragen auf eine subtile Art in die falsche Richtung lenkte, die Voldemort täuschen konnte."

"Und manchmal habe ich versagt”, sagte Snape, aber eine gewisse Härte in seiner Stimme verriet ihn.

"Mussten Sie je andere Todesser verhören?”, fragte Hermine. Sie wandte sich ihm nicht zu.

"Zwei oder drei. Alle sind jetzt tot."

"Gibt es die Möglichkeit, jemanden zu hypnotisieren, während er unter dem Einfluß des Veritaserum steht? Es gibt das Risiko, dass Voldemort eine magische Spur entdeckt wenn man den Imperius benutzt, aber Hypnose benutzt keine Magie."

"Hypno - " Snape unterbrach sich. "Ich bin nicht sicher ob ich ganz verstehe was das ist, oder wie - haben Sie eine Ahnung was - ? Egal. Es ist nicht vorgekommen seit ich zu ihm zurückgekehrt bin."

"Wenn er Ihnen nichts zu tun gibt aber Sie immer wieder an seine Seite zurückruft... er denkt schon, dass Sie ihn lieben. Oder?"

Es folgten einige Sekunden in denen Dumbledore Snapes Reaktion fürchtete, aber Snapes Kontrolle hielt stand. Nur seine Hände, die sich über den Stein hinter ihm verkrampften verrieten ihn. Er konnte den Anblick von Severus' Gesicht nicht ertragen - nicht zuletzt weil er Angst vor der Schuldzuweisung hatte, die er dort sehen würde. Er hatte Severus dahin zurückgeschickt. Er war der Grund aus dem Severus sich erniedrigte indem er einem Schulmädchen Geheimnisse sagte, die er 18 Jahre lang verbogen hatte.

"Wie gesagt, ich bin ein Spielzeug für ihn und werde so behandelt.”

"Würden Sie Voldemorts Beziehung zu Ihnen als väterlich, Mentor oder -?"

"Bis ich 20 war nahm ich an, dass es die eines Mentors zu seinem Schüler war. Ich habe mich geirrt. Voldemort benutzt Sex als Waffe.”

Hermime verschränkte ihre zitternden Hände und fand ihre Fähigkeit, zu atmen, wieder. Dummerweise war ihr diese Art von 'Liebe' nicht eingefallen. Es war ein Maß dafür wie hoffnungslos ihre Situation für Snape aussehen musste, dass er auch nur daran dachte, über so persönliche Dinge zu sprechen, ganz zu schweigen davon, dass er zugab, dass - sie zwang sich dazu, sich zu konzentrieren.

"Ging das weiter nachdem Sie zu ihm zurückkehrten?" Ihre Stimme verriet sie beim letzten Wort und sie hielt ihr Kinn ruhig. Nun musste sie mehr als sonst stark sein.

"Einmal. Bei meiner Rückkehr", sagte Snape ebenso tonlos.

"Dann ist er noch immer zum Teil menschlich. Oh Merlin, ich meinte das nicht so wie es klang!" Ihr fiel gerade rechtzeitig ein, sich ihm nicht zuzuwenden.

Hinter ihr kam das Geräusch eines scharfen Atemzugs. "Nicht menschlich. Das letzte Mal war es.. anders. So kalt. Nicht menschlich.”

Sie zog ihre Knie an die Brust bis ihre Zehen gerade noch unter den Falten ihres langen Kleides zu sehen waren und legte den Kopf auf die Knie, so dass es für Hermine schwer war, sich noch kleiner zu machen. Das hielt sie nicht von einem Versuch ab. Sie konnte nicht einmal weinen, und zwang sich dazu, sich trotz der aufkommenden Übelkeit und der Kopfschmerzen die sich hinter einem Auge ausbreiteten zu konzentrieren.

"Körperlich unmenschlich dann. Geistig noch immer fähig zu menschlichen Gefühlen, wenn auch zur Unkenntlichkeit verzerrt. Hat sich die Häufigkeit der Male zu denen er Sie gerufen hat über das letzte Jahr erhöht?"

"Allerdings."

"Wir müssen einen Weg finden, Sie in seiner Gunst zu halten ohne dass Sie das je wieder tun müssen. Information. Das brauchen Sie. Gerüchte. Wenden Sie Todesser gegen Todesser. Halten Sie Voldemort zu beschäftigt damit, die Gerüchte zu überprüfen, um Muggel umzubringen." Sie trieb sich fieberhaft an, alles war besser als sich vorzustellen... eine weitere Frage fiel ihr ein.

"Was ist mit den anderen Todessern? Sind sie alle…? Das ist, macht er-?”

Es folgte eine längere Stille.

"Meines Wissens nicht.”

"Woher sollten Sie es wissen?”

"Hermine, meine Liebe. Das reicht”, sagte Dumbledore. Seine Stimme klang ungewohnt und voller Schmerz.

"Ja, ich denke schon", sagte sie. " Und es war nicht umsonst. Ich weiß, dass es Ihnen nicht so aussieht, Professor, aber es klingt als wären Sie seine Schwäche. Er sucht Ausflüchte um Sie am Leben zu halten. Wir müssen ihm etwas konkreteres geben. Vielleicht ein lang andauerndes Projekt an dem Sie arbeiten können. Überprüft er was Sie ihm sagen - mit Veritaserum?"

"Nein. Er ist stolz darauf, eine Lüge seiner Todesser erkennen zu können. Er ist auf viele Art ein arroganter Dummkopf."

"Auch so ist es besser wenn Sie mit der Wahrheit spielen können. Respekt, Schmeicheleien, Zuneigung vorgeben... wir können Sie nicht zu sehr benutzen, weil die Gefahr besteht, dass Sie .... Information. Wir müssen Dinge finden die Sie hinter den Kulissen machen. Sie könnten anfangen ihm zu sagen, dass Sie daran arbeiten, Professor Lupins Wolfsbann zu sabotieren, dass es aber fehlgeschlagen ist, weil die Verwandlung so früh stattfand, dass Sie fast getötet wurden. Es kommt der Wahrheit nahe genug um zu überzeugen.”

"Der Gedanke hat was”, sagte Snape nach einem Augenblick in einem Tonfall der sich seinem Normalton näherte. "Ich werde mit Remus reden. Wenn er zustimmt könnte er nächstes Jahr anfangen, immer müder auszusehen - vielleicht reizbarer um anzudeuten, dass der Wolfsbann nicht mehr so gut wirkt. Der Gedanke daran, dass Harry von einem Werwolf getötet - oder sogar verwandelt - werden könnte, der einmal sein Freund war, würde dem Dunklen Lord gefallen."

"Was wäre mit Gerüchten, dass Harrys Patenonkel in Europa ist und versucht, Unterstützung gegen Voldemort zu sammeln?", bot Hermine an.

"Hilft nicht viel wenn ich der einzige bin der sie hört", erklärte Snape.

"Da kann ich vielleicht helfen”, sagte Dumbledore langsam. "Mein Bruder - ein eingebildeter Dummkopf - wohnt im Augenblick in Frankreich. Er hat nie begriffen was es bedeutet, vertrauliche Informationen für sich zu behalten. Mit einem bißchen vorsichtiger Arbeit denke ich sind die Gerüchte ganz leicht so aufzubauen, dass sie nicht sofort zu mir zurückverfolgbar sind. Ich werde die Dinge in Gang bringen."

"Fürchtete Voldemort den Direktor?", fragte Hermine Snape in dem Wissen, dass sie ihm noch immer nicht ins Gesicht gesehen hatte.

"Wenn man bedenkt, dass der Dunkle Lord den Direktor nicht erwähnen kann ohne ihn zu beleidigen würde ich sagen, ja."

"Würde es funktionieren, irgendwann - offensichtlich können wir nicht alles gleichzeitig tun - wenn Sie Voldemort sagen würden, dass Sie fürchten, dass der Direktor vermutet, dass Sie für Voldemort spionieren? Daß er sie fast beim Lauschen erwischt hat als er und Professor McGonagall einen Spion diskutierten, den sie unter Voldemorts Todessern haben. Ein mutiger junger was auch immer, bereit für den rechten Weg zu sterben."

"Voldemort würde die neuen Rekruten ummähen wie eine Sichel den Weizen”, sagte Snape tonlos.”

"Und warum wäre das schlecht?”, fragte Hermine hart.

"Miss Granger, einige von ihnen waren oder sind vielleicht Schüler aus Hogwarts", sagte Dumbledore.

Sie begegnete jedem seiner Blicke. "Genau das meine ich. Nach 7 Jahren in Hogwarts haben sie noch weniger Entschuldigungen dafür, Voldemorts Blödsinn zu glauben."

"Sie sind nicht sehr vergebend."

"Ich bin gar nicht vergebend. Einige dieser Bastarde haben wahrscheinlich meine Eltern gefoltert und getötet. Was ich tun kann um diese Schuld zu begleichen -"

"Deswegen sind Sie also so enthusiastisch", sagte Snape mit seidiger Stimme. "Rache. Aber Sie ziehen es vor, Ihre Hände sauber zu halten.”

"Ich - " Wut durchfloß sie, als Hermine herum wirbelte um zu ihm aufzustarren. "Wie können Sie es wagen jemandem Vorträge zu halten", sagte sie endlich. Sengende Verachtung ging von ihr aus.

Snape zuckte zusammen als hätte sie ihn geschlafen. Es folgte eine lange Stille, in der die Muskeln und Sehnen in seinem Gesicht immer genauer sichtbar wurden, bevor er sich abwandte um aus dem Fenster zu starrten.

"Ich glaube Sie sollten diese Dinge am Besten ohne eine dritte Partei besprechen", sagte Dumbledore, und verließ leise den Raum.

Hermine zwang sich dazu aufzusehen und starrte auf Snapes Rücken. Wie eine Studie der Stille hatte er sich verschlossen. Kein Wunder. Gegen alle Wahrscheinlichkeit hatte er sein Vertrauen angeboten, und sie hatte es ihm ins Gesicht geworfen.

"Professor Snape, ich- "

"Ersparen Sie mir Ihre unehrlichen Widersprüche, Miss Granger. Sie haben gesagt was Sie gedacht haben. Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten." Eine verräterische Härte verdarb seine volle Stimme.

"Bitte, Sie müssen wissen, dass ich nicht... es ist schwer, mit Ihrem Rücken zu sprechen, ich muß wissen was Sie fühlen."

"Was ich fühle. Dreimal dürfen Sie raten." Sein Schutz wurde ihm genommen, und er sah seinen Foltermeister an. Das Gefühl der Erniedrigung war zu klar und roh als dass er es hätte verbergen können. "Zufrieden?", fragte er tonlos.

Da keine Antwort die sie hätte geben können gereicht hätte, blieb Hermine still und versuchte nichts mehr zu sagen als er an ihr vorbei ging und das Zimmer verließ.



AUTHOR'S NOTE

Oderint, dum metuant - Sollen sie hassen, solange sie sich fürchten.

- Accius


Elf

Dreizehn

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