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Drei



Es war, als wäre sie wieder in der ersten Klasse - nur schlimmer, weil sie all ihr grundlegendes Muggelwissen hatte, das ihr im Weg war. Nachdem sie 5 Tage lang bei Madam Pomfrey gearbeitet hatte, hatte Hermine keine Zeit für Märtyrerkomplexe übrig, und auch für nichts anderes. Sie entdeckte, daß die erhabene Medihexe auf ihre eigene Weise ebenso genau war wie Snape, wenn auch weniger giftig.

Hermine kam von der Bibliothek zurück. Der Bücherstapel, den sie trug, war so groß, daß sie nicht darüber sehen konnte, obwohl sie dank eine Schwebezaubers gewichtlos waren. Unter den Umständen war es lächerlich, so viel körperlichen Kontakt zu den Büchern zu halten, aber sie genoß das Gefühl der verschiedenen Einbände; sie mochte sogar die beunruhigenden Gerüche und das angedeutete Flüstern, das aus einigen von ihnen kam. Sie hatte heute nicht vorgehabt zu arbeiten, aber sie schlief so schlecht, daß es eine Erleichterung war, nicht mehr so zu tun, sondern aufzustehen und etwas zu tun, um die Schatten zu vertreiben, die ihren schlafenden Geist heimsuchten. Beim Frühstück erinnerte sie sich an eine Bemerkung, die Snape über die Benuzung von Natterzungenfarn gemacht hatte, was durchaus einen Einfluss auf die Pflanzenstudie haben konnte, die sie für Madam Pomfrey vorbereitete. Sie hätte es gerne weiter mit ihm besprochen, aber sie würden sich nicht mehr unterhalten, auch wenn er aus seinen Ferien zurückkam.

Auf einmal wurde das ständige Geplapper von Beleidigungen, Spott und Drohungen über ihrem Kopf zu viel. „Peeves, wenn du nicht aufhörst mich zu ärgern rufe ich wieder den blutigen Baron, ich habe ihn im Gang gehört“, drohte sie, wobei sie schneller ging um von dem Poltergeist weg zu kommen. .

Peeves floh unter einem Ansturm unterwürfiger Entschuldigungen, denn er hatte gelernt, daß man sich nicht mehr auf Hermines Geduld verlassen konnte. Die Gryffindor entdeckte ihre Zähne und Krallen. Sie hatte ihm den Baron in dieser Woche schon zweimal auf den Hals gehetzt.

Hermine kam fast rennend um eine Ecke und stieß hart genug mit jemandem zusammen, um beide aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ihre Konzentration war gebrochen, und der schwache Zauber, der die Bücher trug, versagte. Als die Bänder anfingen herunter zu regnen, packt sie ihren Zauberstab. Die Unversehrtheit der Bücher war ihr wichtiger als sich vor einem Sturz auf die Steinfliesen zu schützen.

"Leviosa!", schrie sie, und ihr wurde klar, daß eine männliche Stimme ihren Zauber wiederholte, gerade bevor sie in eine Rüstung stolperte, die sofort mit unangenehm kreischendem Geräusch auseinander fiel. Hermine schrie auf, als eine der Brustplatten ihre Schulter traf, und landete auf jemandem, der, obwohl er weicher als Steinfliesen war, knochiger war als es ihr recht war. Unter dem Gestank von rostigem Metall roch sie eine Andeutung von Zypresse und Rosmarin.

Snape.

Er schnappte nach Luft und lag einen Augenblick still da. Sein verletzlicher Hals war vor ihr zu sehen. Erst da bemerkte Hermine, daß sie die Spitze ihres Zauberstabes in die Ader grub, die unter der scharfen Kante seines Kinns pulsierte. Tröpfelnde Energie flammte kurz blau auf bevor sie sie unter Kontrolle brachte und zusammenzuckte. Erschrocken versuchte sie sich zurückzuziehen. Die Rüstung klapperte, und sie fand heraus wie wenig Platz sie hatte, um sich zu bewegen.

Einige harte Atemzüge später öffneten sich Snapes Augen und schienen weit mehr zu sehen, als ihr recht war, bevor seine Aufmerksamkeit sich auf eine Stelle über ihrem Kopf richtete.

„Richten Sie Ihren Zauberstab etwas nach link“, wies er sie atemlos an. „Seien Sie sehr vorsichtig. Sie riskieren, den Ständer auf sich herunter fallen zu lassen.

Einen Hebezauber später konnte Hermine aufstehen, was sie schnellstens machte, wobei sie die Größe und das wahrscheinliche Gewicht des Ständers begutachtete; er hätte sie beide töten können.

Snape sah bleich aus, wie jemand der zu wenig geschlafen hatte, stand langsam auf und stützte sich an der Wand ab. Sie hatte noch nie gesehen, daß er so aufgelöst aussah oder unrasiert war.

Die schwarzen Stoppeln halfen nicht dabei, ihn erreichbarer aussehen zu lassen.

„Woher konnten Sie so sicher sein, daß ich ihn nicht gegen Sie verwende?“, wollte Hermine wissen, wobei sie mit ihrem Zauberstab herumfuchtelte. Es war nicht notwendig, daß er annahm ,daß sie ein zweiter Neville Longbottom war, nur weil sie keiner seiner Slytherins war.

„Abgesehen von der ermüdenden Edelmütigkeit einer Gryffindor? Wie sonst hätten Sie Ihr Gefühl der Erhabenheit über kleine Sterbliche behalten können?“

„Gehen Sie schon wieder von sich aus?“, gab sie zurück.

Der dunkle Blick schätze ab, teilte ein und - als er nichts von Interesse fand - wandte sich mit verletzender Geschwindigkeit ab. Beunruhigt von dieser äußerst männlichen Betrachtung ihrer Person wurde Hermine klar, daß ihr Gaar sich gelöst hatte, ihre Nägel dreckig waren und ihre Kleidung verknittert war.

„Nein“, sagte er als er ihr einen leicht angewiderten Blick zuwarf.

Abweisung war nie leicht zu akzeptieren, nicht einmal wenn sie von Snape kam. Hermine hob das Kinn und blinzelte schnell.

„Ich werde nicht wieder weinen, was Sie auch sagen.“ Ihre Stimme zeigte ein verräterisches Zittern. Seit er ihre Abwehr gebrochen hatte, stürzte sie sich in ihre Gefühle, wenn sie es am wenigsten erwartete. Der fehlende Schlaf in den letzten Tagen hatte der Kontrolle ihrer Gefühle nicht geholfen.

Die Schnürbänder seines schwarzen Hemds waren zerrissen, und Snape gab seine Versuche, sich in Ordnung zu bringen auf, um sie überrascht anzusehen. „Mir ist nicht aufgefallen, daß Sie das tun könnten.“

Der Drang zu weinen wich in sekundenschnelle als Hermine ihn anstarrte.

Warum nicht? Es war fast ein Kompliment gewesen, und Komplimente von Snape waren seltener als Rockeier.

„Weil ich außer an Ihrer uninteressanten Person an anderen Dingen interessiert bin“, sagte er auf seine übliche brutale Weise.

Hermine wollte gerade scharf antworten, als ihr einfiel, daß Snapes Verhalten vielleicht mehr verbarg als es zeigte. Sie hatte auch die Zeit um zu bemerken, daß er für jemanden, der angeblich im Urlaub war, schlechter aussah als vorher - in der Tat sah er aus ,als wäre er schwerkrank gewesen. Sie fragte sich kurz, warum Madam Pomfrey die Form seiner Nase nicht verbessert hatte, als sie sie geheilt hatte. Sie war so schief, daß es ein Wunder war, daß sie nicht an sein Kinn stieß.

Snape bemerkte, daß er beobachtet wurde, und sah beleidigt aus. “Was jetzt?”, wollte er ungeduldig wissen.

„Ich hätte Sie nicht schlagen sollen“, sagte sie mit leerer Stimme, um die Notwendigkeit einer unehrlichen Entschuldigung zu umgehen. Nach seinem unangenehmen halben Lächeln war ihm ihr Ausweichen ebenso klar wie ihr.

„Nein“, stimmte er zu, wobei er unauffällig die Hand nach der rauen Steinwand hinter sich ausstreckt, um sich festzuhalten.

“Ich dachte, ich könnte dafür hinausgeworfen werden.”

„Ein wundervoller Gedanke. Leider ist nicht Schulzeit.”

“Also deswegen--”

“Wurden Gryffindor keine Punkte abgezogen? Ganz genau. Sollte es eine Wiederholung geben, wird Gryffindor die nächsten 10 Jahre nicht aus den Minuspunkten herauskommen. ‚Ich habe zum ersten Mal gehört, daß Rippen zu brechen ein Sport für Damen ist.’“

„Ich dachte, ich hätte Ihnen die Nase gebrochen.“

„Es war ein Zitat, Miss Granger. Nur ein Zitat.” Snape stieß sich mit sichtbarer Anstrengung von der Wand ab.

Hermine überkam auf einmal die unwillkommene Erinnerung an Snape, der auf dem Boden der Krankenstation lag. Trotz ihres unprovozierten Angriffs hatte er absolut keinen Versuch gestartet, zurückzuschlagen, verbal oder körperlich. Noch seltsamer war, daß ihr nie der Gedanke gekommen war, daß er es tun könnte. Erst da wurde ihr klar, warum sie so wütend auf ihn war.

„Ich verstehe nicht“, sagte sie, wobei sie die Bücher ignorierte, die in ihrer Reichweite schwebten. „Ich meine, ich kann verstehen warum Sie mir das angetan haben - jetzt. Aber warum mussten Sie es genießen?“

Snape wirbelte so schnell zu ihr herum, daß der dünne Stoff seines offenen Hemdes sich hob und beunruhigend viel Haut zeigte.

“Nun ja. Ich habe in den Sommerferien so wenig Vergnügen”, sagte er mit einer harten, schneidenden Schärfe in der Stimme. „Einen guten Tag, Miss Granger." Er stolzierte den Gang hinunter davon, und seine Stiefel hallten dabei auf dem Steinboden.

Hermine starrte der geraden Gestalt nach und hatte das seltsame Gefühl, daß es die erste Begegnung mit Snape war, die sie je gewonnen hatte. Es brachte ihr nicht die Genugtuung, die sie erwartet hatte.



Der Schweiß stand auf Snapes Haut, als er um die Ecke kam. Noch ein Gang, länger als der erste, erstreckte sich vor ihm, aber zumindest bohrten sich nicht mehr diese verdammt ehrlichen Augen in seinen Rücken.

Es wurde schwerer, die Illusion von Gesundheit aufrechtzuerhalten wenn er keine Zuschauer hatte, und er stolperte, stand wieder auf und stolperte wieder. Ein hohes, heulendes Geräusch in seinen Ohren und Wellen aus kaltem Schweiß überwältigten ihn, und er ließ sich an die Wand sinken, bevor er das Bewußtsein verlieren konnte.

Er schätzte die Entfernung falsch ein und stieß an die dekorativ geschnitzte Armlehne der Steinbank. Der Schmerz war furchtbar, aber er hatte den Vorteil, daß er wieder klar denken konnte. Er atmete zischend ein, rieb sich sein verletztes Bein und war froh, daß der Zusammenstoß nicht fünf Zentimeter weiter links stattgefunden hatte.

Nicht daß es einen Unterschied gemacht hätte, abgesehen von der Stärke der Schmerzen. Es war nicht so, als hätte er in den letzten 17 Jahren etwas anderes damit gemacht als zu pinkeln. Oder waren es 18?

Man sollte denken, daß ihm das Datum aufgedruckt wäre. Stattdessen war die Impotenz nur eine weitere Geißel in seinem persönlichen Schrecken geworden.

Er ließ sich auf die Bank fallen und legten den Kopf zurück, um verzweifelt die Augen zu schließen. Er war so müde. Bis an den Punkt, an dem ihn nichts mehr kümmerte, weil er keine anderen sehen konnte. Heute, wie an jedem Tag, an den er sich erinnern konnte, war niemand da, mit dem er seine Gedanken teilen konnte. Nicht, daß er sie geteilt hätte - es war schlimm genug mit dieser Art von Schrecken leben zu müssen, ohne ihn auszusprechen - aber es wäre schön, die Wahl zu haben. Manchmal hatte er das Gefühl, daß er auf einer alptraumhaften Reise, war die nie enden würde. Dann wieder dachte er, die Einsamkeit würde ihn in den Wahnsinn treiben, oder schlimmeres, wenn sie das noch nicht getan hatte.

Und er konnte keinen Weg sehen, aufzuhören.

Oder nur einen, und dieser Weg war ihm versperrt, und die einzige Barriere ein Versprechen, das er mit 21 gemacht hatte.

Ironisch. Wie viele Menschen würden Severus Snape zugute halten, daß er sein Wort zu halten wusste? Es war eine Ehrenfrage gewesen, es dieses Mal zu tun: Volle Bezahlung einer ungewollten Schuld.

Es war nur eine Schande, daß er arm an Gefühlen war und daher nichts gewonnen hatte, während er das Gefühl hatte, alles zu verlieren.

Selbst Dumbledore wusste nicht, warum er ein Todesser geworden war. Wenn er nur vorgeben konnte, daß es Machthunger gewesen war - oder Wissenshunger - obwohl es in Wahrheit von nichts heldenhaftem gekommen war als Langeweile, Bitterkeit und dem Gefühl, nicht beachtet zu werden. Nichts in Hogwarts hatte seine Talente herausgefordert oder gefördert. Umgeben von einfachen Geistern und massenhaftem, ermüdendem Edelmut, hatte er sich nach etwas umgesehen - nach jemandem - der ihm mehr zu bieten hatte. Voldemort hatte Aufregung geboten, und Wissen das so geheim war, daß man in akademischen Kreisen nur darüber flüsterte - oh, und Macht natürlich. Aber das war fast ein Zufall gewesen, der mit dem Reichtum an Erfahrung kam, den er versprochen hatte.

Er konnte um die arrogante Naivität seines jugendlichen Selbst weinen. Was hatte er mit 18 wirklich vom Bösen gewusst? Er war im Schoß des Wohlstandes aufgewachsen, und wenn seine Eltern entfernt schienen so lag es nur daran, daß sie sich selten daran erinnerten, daß sie einen Sohn hatten. Er hatte keine Erwartungen zu erfüllen gehabt, da an ihn keine gestellt wurden. Manchmal meinte er, er wäre lieber geschlagen als ignoriert worden, aber wahrscheinlich machte er sich etwas vor. Er hatte die Schläge, die er in seinen frühen Jahren ein Hogwarts erhalten hatte, nicht genossen. Verglichen mit dem Meisten war seine Kindheit ein geschützter Ort voller Privilegien gewesen. Natürlich hatte er die häufigen Grausamkeiten, kleinlichen Eifersüchteleien und Streitereien erfahren, die in jeder geschlossenen Gesellschaft unausweichlich waren; er war tyrannisiert worden, er hatte gelernt sich zu verteidigen und dann selbst andere tyrannisiert, wobei er aber Wege gefunden hatte, die subtiler waren als reine körperliche Brutalität. Das einzige wahre Trauma war es gewesen, als Black-

Es hatte Jahre gedauert, bis er den wilden Gestank des Werwolfs aus einen Sinnen verbannt hatte. Auch jetzt noch kam die Angst, wenn Remus sich ihm unerwartet näherte und er die Andeutung von Blut und Fell roch, wieder auf ihn zugestürzt und überwältigte ihn fast. Aber das war nicht Remus’ Schuld. Nichts davon war Remus’ Schuld gewesen, das konnte er nun akzeptieren. Gerade soeben.

Als Kind hatte er Gerüchte über den Dunklen Lord gehört, Geschwätz, das ihn angelockt und eher sein Interesse geweckt hatte, als das Gegenteil, aber er war immer anders gewesen, nichts hatte der billigen, trostlosen Wirklichkeit eines Mannes entsprochen, der soviel Angst vor dem Tod hatte, daß er das ewige Leben suchte. Es war die letzte Beleidigung, daß jemand der so... einfach war, so erstaunlich viel Macht innehalten sollte. Es war natürlich mehr. Es gab immer mehr. Der Charme des Dunklen Lords war so groß, daß es sogar jetzt, nachdem er wusste was er tat, schwer war, sich dem Willen Voldemorts zu widersetzen.

Er war für seine Arroganz eingehend bestraft worden. Das Langweiligste, das er in den Jahren, seit er den Todessern beigetreten war erlebt hatte, waren die seltenen Augenblicke, wenn Binns ihn im Lehrerzimmer in eine Ecke trieb. Manchmal fand er, daß es nichts schöneres geben würde als die Chance, ereignislos zu unterrichten, Zeit für Forschung und zum Schreiben zu haben. Vielleicht ein Buch oder zwei. So viel Slytherinambition.

Snape konzentrierte sich darauf, langsam und tief zu atmen, und gewann ein gewisses Maß an Kontrolle. Ein. Aus. Ein. Aus.

Da. So einfach wie Tränkeunterricht für Erstklässler.

Die Muskelkrämpfe kamen jetzt weniger häufig, aber ihre Unvorhersehbarkeit war beunruhigend. Seine Hände waren noch zu unruhig um Tränke zu brauen, und er konnte sicher keine Klasse unter Kontrolle halten, wenn er auf die Knie gesunken war und unter Schmerzen hin- und herschaukelte - obwohl der Anblick sicher Grund zum Feiern wäre, abgesehen von den restlichen Lehrern, die seine Stunden übernehmen müssten.

Viele seiner Kollegen freuten sich auf das Herbstsemester. Er fürchtete es, weil er nur daran denken konnte, wer zum Dunklen Lord überlaufen würde. Crabbe und Goyle waren sicher. Er hatte sie nie erreichen können, aber manchmal glaubte er - hoffte er -, daß Draco Malfoy vielleicht angefangen hatte zu lernen, für sich selbst zu denken. Familiendruck machte es aber unwahrscheinlich. Also drei aus Slytherin. Möglicherweise Cobb aus Ravenclaw. Und wer noch?

Verdammt, dachte er mit plötzlicher Wut. Nicht dieses Jahr. Nicht wieder. Zu viele hatte er schon verloren. Dieses Jahr würde er -

Was? Schöner auf dem Bauch kriechen, bevor er den Stiefel küsste, der ihn trat? Er war machtlos.

Was ihn sauber zurück zur Impotenz brachte.

Obwohl er direkt im Sonnenlicht saß, schauderte Snape.



Hermine hörte auf, die Rüstung wieder aufzustellen und lächelte als sie hörte wie sie vor sich hin murmelte, während sie sich beruhigte. Sie benutze ihren Zauberstab, um sich die Haare zu richten und die Rostflecken zu entfernen, bevor sie die Bücher einsammelte.

Ohne Eile ging sie den langen Gang hinunter. Es war seltsam still ohne die Schüler und den Grossteil der Lehrer, und sie hatte sich noch nicht an die fehlenden Geräusche gewöhnt. Es war eine seltsame Atmosphäre - nicht bedrohlich - aber als wäre das Schloß ein riesiges Tier das döste und nur auf ein Zeichen wartete, um zu erwachen. Es gab so wenige Geräusche von draußen. Daß ihr das Knistern der Falten ihres langen Kleides bewußt wurde, das Geräusch der weichen Sohlen ihrer Schuhe auf den Steinfliesen, und das leise Gemurmel, das aus ‚Fortgeschrittene Zauber’ drang.

Hermine bog um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. Sie hatte angenommen, daß Snape vor Ewigkeiten verschwunden war. Stattdessen saß er auf einer niedrigen Steinbank, mit geradem Rücken, fest auf den Boden gestellten Füßen, und den gefalteten Händen zwischen seinen weit gespreizten Beinen. Sein Kopf lehnte an der Wand, seine Augen waren geschlossen, sein bleiches Gesicht wurde von der Sonne erhellt, die durch die großen Fenster fiel. Die harte Beleuchtung ließ ihm keine Geheimnisse, zeigte die Muskeln, die in seinem Kiefer und unter seinem linken Auge zuckten, und wie sein linker Arm zuckte und sich bewegte, obwohl er versuchte, ihn still zu halten.

Ihr fiel ein was sie gestört hatte, als sie ihn vor kurzem umgerannt hatte. Er hatte keinen Urlaub gemacht, er war krank gewesen, und niemand wollte es ihr sagen. Warum? Sie konnte sich keinen Grund ausdenken, der Sinn machte, und sie ging weiter, obwohl selbst die meisten Gryffindors zurückgewichen wären.

Bevor sie mehr als zwei Schritte näher gehen konnte, öffneten sich Snapes Augen so plötzlich, daß sie zusammenzuckte und stehen blieb.

„Miss Granger." Seine Stimme war daran gewöhnt, ein Klassenzimmer zu kontrollieren, und klang so mühelos den Gang hinunter. „Wollen Sie aller guten Dinge drei machen?“

Sie brachte einen Augenblick um zu begreifen was er meinte. „Das zweiteMmal war ein Unfall.“ Sie machte keinen Versuch, seinem Stolz mit einer Halbwahrheit zu helfen, die ihn das Gesicht wahren ließ.

Das erheiterte Aufblitzen, das kurz sein schwitzendes Gesicht überzog, nahm sie zur Kenntnis. „Danke. Wollten Sie was von mir?“

“Nein”, sagte sie mit schneidender Plötzlichkeit.

Er schien unbeeindruckt. „Dann gehen Sie weg.“

“Gleich. Man hat mir gesagt, Sie würden Urlaub machen.”

Es war schwer, sich auf etwas außer dem Schmerz zu konzentrieren, aber er versuchte sich ihr zuzuwenden. „Das bin ich.“

„Aber Sie sind nirgends hingegangen.“

„Ich lese ein paar Dinge.“

„Ich habe sie in letzter Zeit nicht in der Bibliothek gesehen.“

„Dort, wo ich nicht gestört werden.“

Einen Augenblick lang konnte sie nicht verbergen, daß er sie verletzt hatte. „Oh“, sagte sie leise, und dachte dabei an ihre langen Gespräche zwischen den flüsternden Bücherreihen und fragte sich, warum sie angenommen hatte, daß er sie genauso genossen hatte wie sie. „Ich hatte nicht vor, Ihre Arbeit zu unterbrechen. Es kommt nicht wieder vor.“

„Gut. Jetzt gehen Sie jemand anders nerven.“

Er versuchte aufzustehen, als ihn wieder eine Reihe Muskelkrämpfe durchlief. Sie ließen ihn vorne über sinken, und seine Arme schlangen sich in einem sinnlosen Versuch, den Schmerz zu unterdrücken, um seinen Körper. Er konnte fühlen wie er nach vorne kippte, ohne etwas tun zu können, um es aufzuhalten.



Snape wachte wieder auf und bemerkte, daß er an etwas Warmes und Weiches gekuschelt war das nach -

Frau roch.

Dieser wunderbare Geruch der „warme Frau“ bedeutete. Sie war jung und roch süß. Wie es bei Frauen üblich war, lagen unter ihrem eigenen köstlichen Geruch tausend andere: Eine Andeutung von Weihrauch, Zitronengras, Sandelholz und Orange vermischt mit Mandelöl und Geranien. Er schaffte es gerade soeben sich davon abzuhalten, die lange Liste fortzusetzen. Es war besser, nur zu genießen.

Etwas kitzelte seine Nase, und er rieb sie vorsichtig an der Biegung ihrer Brust, und spürte das vertraute aufregende Jucken der Freude. Er fühlte, wie sich die Brustwarze, an der sich seine Wange rieb verhärtete und drehte den Kopf leicht, um sich dagegen zu kuscheln, nur um urplötzlich wieder zu begreifen wo er war und zu wem die Brust gehörte, als eine angespannte, nervös klingende Stimme seinen Namen sagte.

Eine Schülerin.

Fuck.

Oder nein, das würde ganz sicher nicht passieren, aber zumindest sah es aus, als hätte wer dabei vielleicht wieder etwas mitzureden.

Er kniff seine Augen zusammen. Sie brannten vor lächerlichen, aufkommenden Tränen reiner, unverfälschter Erleichterung nach all diesen Jahren.

Verspätet fiel ihm ein, daß diese bestimmte Verbesserung seines Zustandes nichts war, das er unbedingt mit Hermine Granger teilen wollte - oder mit sonst jemandem in Hogwarts.

Natürlich half es nicht, dass das Letzte das er gerade wollte war, daß es wieder verschwand.

Er wollte sich auch nicht bewegen. Es war lange, lange her, seit ihn jemand so gehalten hatte, mit der Hand seinen Kopf berührt und so massiert hatte, daß er am liebsten vor Vergnügen geschnurrt hätte. Und abgesehen davon, daß sie wunderbar roch, hatte sie wirklich ganz besondere Brüste.

Und sie war eine Schülerin. Er musste sich darauf konzentrieren sich zu bewegen, bevor ihr seine Erektion so viel Angst einjagte, daß sie ihr Leben lang abstinent blieb. Snape-der-Bastard existierte nur um Schüler zu foltern, das war eine gut bekannte Tatsache. Allerdings war eine seiner Schülerinnen gerade ganz gut darin, ihn zu foltern, indem sie einfach nur atmete.

Verdammt, aber sie roch wunderbar.

Jeder, der ein halbwegs annehmbarer Tränkemeister werden wollte, brauchte einen hervorragenden Geruchssinn. Viel besser als der Durchschnitt. Wenn man ihn in eine Klasse mit 20 Jugendlichen steckte, konnte er noch immer sagen, in welchem Zustand jeder Kessel war und das Gleichgewicht der verschiedenen Zutaten erkennen, nicht daß er es seine Schüler je merken ließ. Einige lernten sogar aus ihrer Sorglosigkeit. Abgesehen von Longbottom, dem im Gehirn etwas zu fehlen schien. Die Gedächtniszauber, die seit dem Angriff auf seine Eltern auf ihm lagen, konnten seine scheinbare Unfähigkeit, den einfachsten Anordnungen zu gehorchen, nicht erklären. Aber er war doch im richtigen Haus, er verpasste nie eine Stunde, wie schade. Vielleicht -

Ohne Warnung kamen die Krämpfe wieder wie eine Welle über ihn. Snape biß die Zähne zusammen um nicht zu schreien, als er sich unkontrollierbar bewegte.



Hermine bemerkte den Augenblick in dem sich Snape-der-Bastard auflöste und nur noch ein normaler Mann übrig blieb: schlecht gelaunt, oft ungerecht, aber nur ein Mann mit all den Fehlern, und Talenten und Hoffnungen und Ängsten, die damit einhergingen. Es passierte nicht als er vor Schmerz schaudernd das Gesicht in ihrem Schoß vergrub, in einem Versuch zu verbergen, wie schlimm es ihm wirklich ging, als sich seine Hände verkrampften und verdrehten. Es passierte nicht einmal als leise Geräusche seiner Kontrolle entkamen. Es war einfacher als das.

Die Erleuchtung kam ihr, als er am Höhepunkt seiner Schmerzen versuchte von ihr weg zu kriechen, um sie nicht versehentlich zu verletzen. Daß er noch in der Lage war, zusammenhängende Gedanken zu fassen war erstaunlich genug; daß er sich zuerst um ihr Wohlergehen sorgte war...

Hermine legte jede Sekunde weitere Vorurteile ab und hielt ihn fest, bis das schlimmste vorbei war. Sie wurde immer verzweifelte, als keine Hilfe kam. Es war nie ein Hauself in der Nähe, wenn man einen brauchte.

Ein paar höllische Minuten später fiel ihr ein wie Dumbledore einen einfachen Spruch benutzt hatte um seine Stimme in der Großen Halle zu projizieren. Sie zog ihren Zauberstab heraus, und deutete auf ihren Hals.

Aber es kam immer noch niemand.



Sie erkannte es, als das Schlimmste vorbei war, denn Stück für Stück fingen die stark hervortretenden Muskeln in seinem Rücken an, sich unter ihrer Hand zu entspannen. Seine Kleidung war schweißnass und er zitterte fast so sehr wie sie.

Hermine schniefte entschieden und wischte sich wütend mit dem Handrücken das Gesicht trocken. Sie war wirklich sehr hilfreich gewesen, sie hatte noch nie zuvor gesehen, wie jemand so litt, und abgesehen von ihrer Angst vor ihm machte es sie sehr wütend, daß sie nichts hatte tun können, um es aufzuhalten. Die verschiedenen Schmerzlinderungssprüche, die sie versucht hatte, waren von ihm abgeprallt wie Wasser an einer Glasscheibe.

Seine harten Atemzüge beruhigten sich, wurden langsamer und weniger tief. Als sein Atem fast normal war versuchte er sich in eine sitzende Position zu ziehen. Er war noch ungeschickt und unkoordiniert, und es gelang ihm erst beim dritten Versuch, sich gegen die Wand zu lehnen. Seine schweißnassen Haare hingen ihm ins Gesicht und klebten an seinem Kopf, und er sah - furchtbar zugerichtet aus, dachte sie.

"Miss G-Granger. H-habe ich Ihnen w-weh getan?”

Sie schüttelte den Kopf und kämpfte darum, ihr zitterndes Kinn zu beruhigen.

„T-tut mir leid, wenn ich Ihnen A-Angst gemacht habe.“

„Warum sollten Sie das denn tun? Alles an einem Tag. Was ist los mit Ihnen?”

Das Denken fiel ihm schwer. „Eine a-alte Verletzung“, sagte er schließlich.

„Die Magie abstößt?“

„Wie--?“

“Denken Sie ich würde zusehen und jemanden so leiden lassen, ohne zu versuchen zu helfen?” Ihre Angst fing an sich als Ärger zu zeigen.

Er hielt die Hände mit nach außen zeigenden Handflächen vor seine Brust, eine allgemeine Geste des sich Ergebens.

„N-nein“, sagte er nur. Es war, nahm er an, unumgänglich, daß sie die Sentimentalität aller Gryffindors teilte. “Sie müssen zu Madam Pomfrey."

„Ich m-mu´ß n-nur schlafen. Sie weiß es. Es gibt n-nichts das sie tun kann“, fügte er hinzu, als sie ihn weiter anstarrte. Nach ihrer roten Nase zu schließen hatte sie wieder geweint. Er musste ihr viel Angst gemacht haben, da sie das Herz eines Löwen hatte. „Danke“, fügte er so formell er konnte hinzu, und fragte sich, ob er es schon wagte, aufzustehen.

„Halten Sie still“, befahl sie, und versuchte dabei ihre Sorge zu vertuschen. „Wenn Sie versuchen, eine weitere Strecke zu laufen, fallen Sie vermutlich auf die Nase.“ Eine kleine Bewegung ihres Zauberstabs rief eine Trage.

Er betrachtete sie mit Abscheu.

„Haben Sie in den letzten Tagen nicht genug Zeit damit verbracht, vor meinen Füßen zu liegen?“, fragte sie scharf.

Statt verärgert zu sein grinste Snape leicht und betrachtet sie mit neuem Interesse. „Die Bemerkung könnte fast von m-mir sein.“

„Wenn man sich nur darauf verlassen könnte, daß Sie so viel Verstand zeigen wie ich, wenn Sie meine Hilfe nicht annehmen wollen, würden Sie hier bleiben, während ich jemanden holen gehe? Ich habe versucht die Lautstärke meiner Stimme zu steigern, und es schien zu funktionieren, aber es kann nicht funktioniert haben weil das ewig her ist und niemand gekommen ist.“ Sie starrte ihn endlich an und versuchte sich nicht an das Schlimmste zu erinnern.

„Haben Sie daran gedacht zu sagen wo wir sind?“ Snape lächelte über ihren betretenen Blick.

„Scheiße!“, sagte Hermine wütend. Sie stand auf und suchte ihren Zauberstab.

Da bemerkte er ihre aufgeschürften Hände und Arme, und die Spuren von Blut auf Kniehöhe an dem dünnen Stoff ihres hübschen Kleides.

„Sie sind verletzt“, sagte er leise.

Hermine folgte der Richtung seines Blicks und sah an sich hinunter. „Oh. Nichts ernstes. Kratzer und Beulen als ich versucht habe Sie aufzufangen, ich konnte keinen Zauber benutzen, weil ich meinen Stab fallen gelassen hatte. Ich wurde panisch“, fügte sie hinzu, als hätte er sie kritisiert. Ihr Blick forderte ihn dazu heraus, etwas daraus zu machen.

„Ich auch“, sagte er, und sie war so überrascht, daß sie zu lachen anfing, aber es war klar, daß die Tränen nicht weit dahinter lagen.

„Ich dachte Sie würden sterben“, sagte sie offen.

Snape hasste jede Sekunde, wand sich, aber er blickte nicht von ihren zu sehr glänzenden Augen weg.

„Tut mir leid“, wiederholte er ehrlich, und wünscht sich, sie würde aufhören ihn so anzustarren, während er sich fragte, ob sie wusste wie durchsichtig der Stoff wirklich war, wenn die Sonne dahinter stand.

„Und das bringt nicht viel. Es soll Ihnen nicht leid tun, Sie sollen etwas tun, damit es nicht wieder passiert.“

„Leider habe ich keine K-kontrolle darüber.“

„Kann der Direktor nichts tun?“

„Nein.“

„Hat er es versucht?“

In ihrem Tonfall lag etwas das Snape dazu brachte, ihr einen überraschten Blick zuzuwerfen.

„Nun, hat er?“, wiederholte sie.

„N-natürlich.“ Es wurde immer schwerer seine Augen offen zu halten.

Seufzend kam sie zu ihm und kniete sich nehmen ihn. „Ich weiß, daß Sie den Gedanken hassen, das würde ich auch, aber wollen Sie die Trage nicht benutzen - nur dieses eine Mal? Sie können mir anschließend das Gedächtnis löschen, wenn Sie der Gedanke daran, daß ich es weiß stört“, bot sie an.

„Der Gedächtniszauber sollte nie für etwas so einfaches benutzt werden. Es ist ... eine Scheußlichkeit“, knurrte er.

„Aber haben Sie keine Angst, daß ich Harry etwas erzählen könnte - oder sonst jemandem?“

„Seien Sie nicht lächerlich“, winkte er ab.

„Sie trauen mir?“, quiekte sie fast.

Er sah sie aus zusammengekniffenen Augen verärgert an, aber er sah keinen Ausweg außer zu lügen, was unter diesen Umständen nicht viel Sinn gemacht hätte. „Nun, es ist k-kaum so als würden Sie Voldemort unterstützen, oder“, gab er zurück, und fragte sich unruhig, was sie jetzt anschaute.

„Ich habe nicht von ihm geredet - und das wissen Sie. Aber vergessen Sie es. Sie sehen furchtbar aus“, fügte sie hinzu, und die Besorgnis in ihrem Blick wurde stärker.

„Bringen Sie die verdammte Trage her“, sagte er in verärgerter Kapitulation. Nach dem Strahlen, das er bekam, hatte sie offensichtlich gedacht, daß ihr zurückgebliebener Schüler gerade etwas bemerkenswert schlauer getan hatte.

Snape verzog das Gesicht.

Hermine nahm gerade Maß und bemerkte es nicht.





AUTHOR'S NOTE



...it is the first time that ever I heard breaking of ribs was sport for ladies.

- As You Like It: Shakespeare



Das Bild von Snape auf der Bank wurde von einem Bild von Rickman inspiriert, und nein, ich weiß nicht wo ihr das Foto finden könnt


Zwei

Vier

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