Geheimnisse

 

 

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Kapitel 25: Geister der Vergangenheit



Gleichheit ist kein Naturgesetz.

Vauvenargues, Reflexionen.



Black lief es kalt den Rücken runter. Irgendwie hatte er versucht sich immer hiervor zu drücken. War immer dankbar gewesen, dass Dumbledore ihm die Infos wiedergekaut und verarbeitet weiter gegeben hatte. Nervös sah er zu Snape, der sich schwer an das steinerne Eingangsportal lehnte.
„Ich bin mir nicht sicher...“, begann er und fühlte wie er heiße Ohren bekam.
Verdammt, er wollte sich und Snape weitere Peinlichkeiten ersparen, es genügte schon, dass er den wartenden Babysitter spielte. Snape war sich in seiner Sache so sicher, er, Sirius Black, nicht. Vielleicht wollte er auch gar nicht sehen, was sich da oben abspielte.
Dieses grausame Spiel, das Dumbledore und Snape spielten, in dem es um Leben und Tod ging.
Dumbledore hatte versucht Snape zu stützen, ihm klar zu machen, dass der Rückfall nicht notwendig war, kurz, am Rande eines Gesprächs mit Black hatte er es erwähnt. Aber Snape war eben stur geblieben, eine Eigenschaft, die ihm, wie sein Rückfall in alte Rituale, in Voldemorts Gegenwart vor schlimmerem bewahrten.
Der Todesser wartete ruhig und geduldig. Eine Eigenschaft, die Black so gar nicht in Erinnerung hatte. Verrückte Zeiten waren das schon.
„Ok ich komme mit“, sagte er schließlich leise und folgte Snape langsam die Wendeltreppe hinauf.
Sirius hatte es nicht eilig - überrascht schüttelte er den Kopf, seit wann gehörte diese Eigenschaft denn zu ihm?
Snape zog sich von Treppenstufe zu Treppenstufe und stützte sich dabei schwer auf das Geländer. Das leise Atmen der Männer war einige Sekunden das einzige Geräusch, das Sirius hörte, bis plötzlich Snape leise etwas sage: „Firenze ist hier einmal hochgestiegen.“
„Firenze?“ frage Black verblüfft.
„Ja, ist aber schon lange her. Er hat mich einmal gefunden, draußen im Wald“, ergänzte Severus und hievte sich die letzte Stufe hoch.
Harrys Pate drehte sich um und sah die Stufen hinab; für einen Zentauren musste dies wahre Akrobatik gewesen sein. Ein Rascheln holte ihn in die Wirklichkeit zurück, Snape hatte die Decken abgelegt und stand nun aufrecht vor der Tür. Ohne Black zu warnen oder etwas weiteres zu sagen öffnete er leise die Tür und betrat Dumbledores Büro.
Sirius folgte ihm, er drehte sich um und schloß die Tür umsichtig. Als er sich wieder umgedreht hatte, sah er sich einem etwas verwirrten Dumbledore gegenüber, der vor seinem Schreibtisch stand und Snape, der sich in der Mitte des Raums platziert hatte. Wie Schachfiguren, die darauf warteten, ihre Züge zu machen.
Black lehnte sich neben der Tür an die Wand und wartete ängstlich ab was da noch kommen mochte. Er fühlte sich hier so deplaziert, so falsch.
Ein-zwei Sekunden passierte gar nichts.
Dann plötzlich, mit einer unübertroffener Eleganz ging Snape in die Knie und verbeugte sich tief.
Sirius suchte noch mehr Halt an der Wand.
Dumbledore stand stolz, hoch aufgerichtet vor dem am Boden knienden Snape, und dann, mit seiner ruhigen aber vor Macht vibrierenden Stimme sagte Albus: „Bericht.“
Nicht mehr nicht weniger, und Snape begann mit seinem Bericht. Der Direktor machte eine leichte Handbewegung und der Todesser stand genau so elegant auf wie er in die Knie gegangen war. Mit zielsicheren Schritten umrundete Dumbledore den Schreibtisch und setzte sich.
Es war still im Raum, selbst der Phönix, der hinter Dumbledore auf seiner Stange saß, schien genau zuzuhören. Nur Snapes Stimme klang klar im Raum. Er berichtete von Beobachtungen, gab wörtliche Reden wieder, solche von Voldemort und anderen Todessern, erzählte von seinen Einsätzen und welche Tränke er gebraut hatte. So recht wollten die Worte nicht zu Sirius Black durchdringen, er suchte immer noch Halt an der Wand. In diesem Raum war nichts von Snapes Stärke zu spüren, auch die Stimme, so klar sie klang, hörte sich unterwürfig an. Dumbledore unterbrach ihn kein einziges Mal, mit starrem unergründlichen Gesicht lauschte er. Es waren so viele Informationen, für Sirius schwirrten bald Namen und Orte durcheinander durch seinen Kopf. Zum Glück war da die Wand in seinem Rücken, er schloß die Augen und versuchte klar denken zu können.
Stille.
Sofort sah er auf, Snape hatte geendet. Er hatte sich wieder auf den Boden geworfen und sich tief verbeugt. Dumbledore entließ ihn und das erste Mal, seit Sirius in den Raum getreten war, klang die Stimme des Direktors wieder freundlich und so weise wie eh und je.
„Ich danke dir. Ruh dich nun aus.“ Dankbar sah er auch zu Black und die Augen funkelten gütig.
Er meinte es ernst! Snape schien sich zu entspannen und erhob sich diesmal vorsichtig. Sirius löste sich nur wiederstrebend von der Wand, sie war so beruhigend gewesen.
Der Todesser drehte sich um und blickte ihn aus leeren schwarzen Augen an. Was sah Snape in ihm. Irgendwie ekelte Sirius das ganze hier an, es war gegen alles, für was er und James gekämpft hatten. Ja selbst Remus, der als Werwolf viel ertragen musste, kämpfte für die Freiheit. Aber ihr aller Held, ihr großes Vorbild tat irgendwie genau das Gegenteil. Ja, es rettete Leben, es bewahrte viele vor einem schlimmen Schicksal, rechtfertigte das dies alles hier?
Snape starrte ihn immer noch an.
Dumbledore im Hintergrund sagte: „Es ist als ob man einen Geist vor sich sieht.“
Der Todesser nickte.
„Einen Geist?“ fragte Sirius und sah an Snape vorbei zu Dumbledore.
Er lachte leise. „Severus soll es dir erklären.“
Sirius nickte und öffnete nun die Tür, es war spät und wenn sie beide noch einige Stunden Schlaf haben wollten, sollten sie jetzt gehen. Snape glitt an ihm vorbei durch die Tür, die Berichterstattung hatte ihn viel Kraft gekostet und wenn Black bezweifelt hatte, dass es noch eine Steigerung von Snapes ungesunder Gesichtsfarbe gab, so wurde er jetzt eines Besseren belehrt.
In des Zaubertränkemeisters Räumen angekommen, ließ sich dieser ohne zu klagen aus dem Umhang helfen. Sirius schob ihn ins Bad und wartete draußen. So weit ging seine Hilfsbereitschaft nun nicht, dass er ihn auch noch auszog und wusch, diese Grenze wollte Sirius noch nicht überschreiten, für heute waren es genug gewesen. Außerdem war Snape noch nicht so schwach.
Aus dem Bad hörte er bald das Rauschen von Wasser in einer Dusche, unter der Türritze krochen helle Kondenswölkchen hervor. Wenigstens duschte der Kerl heiß! Eine Erkältung wäre nicht sehr wünschenswert. Sirius hängte den Umhang zum Trocknen auf und versuchte das Feuer im Kamin zu entfachen. Ohne Magie dauerte alles etwas länger und oft war es für Sirius frustrierend. Der Bogen lag neben ihm auf den Boden, zum Feuer anmachen hätte er nur gestört. Aber heute wollte das mit dem Feuer nicht wirklich klappen. Er war so konzentriert, dass er nicht merkte, dass das Plätschern des Wassers aufgehört hatte und Snape im grauen Nachthemd und langen dunklen Morgenmantel hinter ihm stand, den Zauberstab fest in der Hand, die Spitze zeigte auf Blacks Hinterkopf.
Genervt gab Black auf und zuckte zusammen als er Snape bemerkte und dessen Zauberstab.
Dieser murmelte etwas und schwenkte seinen Zauberstab und .... ein munteres Feuer prasselte im Kamin.
„Danke“, sagte Black betreten und klopfte sich den Staub von den Knien.
Snape öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, ließ aber dann bleiben.
„Wie war das mit dem Geist?“ fragte Sirius neugierig.
Sein Gegenüber legte den Kopf leicht schief, als wollte er sich alles genau in Erinnerung rufen, dann begann er: „Es gab schon einmal jemanden, der dies alles hier nicht verstanden hat.“
„Aha“, machte Sirius nur und ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen.
„Es war vor meiner Zeit als Lehrer hier. Fast kann ich sogar behaupten vor Harry Potters Geburt“, fuhr Snape fort, er machte keine Anstalten sich zu setzen, stattdessen stand er immer noch, mit halbgeschlossen Augen, vor dem Kamin. Sirius lehnte sich vor, das versprach interessant zu werden, wenn das ganze schon VOR Harry Geburt war, lag es wahrlich lange zurück.
„Ich war gerade bei meinem Herrn, ich erholte mich von einigen schweren Verletzungen. Ich war schon einige Tage bei ihm.“
Sirius runzelte die Stirn, bis jetzt war Snape immer nur einen Tag oder eine Nacht sehr stark geschwächt gewesen, aber mehrere Tage! Was in Merlins Namen war ihm wiederfahren?!
„Da kam jemand zu Dumbledore zu Besuch. Sie hatte es auch nicht verstanden, sie ekelte das ganze nur an. Es hat meinen Herrn damals sehr hart getroffen. Sie hat es nicht verstanden, sie war genau so festgefahren in ihrem Denken wie ein gewisser Sirius Black.“
Sirius sah den Todesser nur an, das Feuer prasselte munter im Kamin weiter.
„Wer war sie?“ fragte Sirius.
Severus Snape drehte sich langsam zu Sirius um, die Flammen spiegelten sich in diesen unglaublich dunklen leeren Augen.
„Ich bin müde.“ Und ließ Sirius stehen.
„He das geht nicht!“ schimpfte Sirius Black. „Mich einfach so stehen lassen. Das geht nicht.“
„Es war als ob ihr Schatten vor mir stand, da oben im Büro. Als ob man einem Geist ins Gesicht sieht“, murmelte Snape müde und schlurfte Richtung Schlafzimmer.
„Ich will aber nicht so sein wie dieser Geist“, schäumte Sirius vor Wut.
„Dann akzeptieren Sie es Mr. Black, nicht mehr nicht weniger.“ Mit diesen Worten war Snape im Schlafzimmer verschwunden. „Ich habe das gleiche getan.“
Sirius starrte mit offenen Mund Snape nach. Akzeptieren! Wie konnte, wie sollte er dieses hier jemals akzeptieren?! Gerade nach dem was er gesehen hatte? Er hatte ja nicht ahnen können was es für Dumbledore bedeutete, ein Menschenleben zu besitzen. Über Glück und Leid, über Leben und Tod zu entscheiden. Es hing doch weit mehr daran als Black geahnt hatte.
Während er die Räume des Lehrers verließ, kam ihm ein Gedanke. Vielleicht hatte darin Hagrids Stärke gelegen? Wenn er einmal erkannte hatte um was es ging, half er ohne Bedingungen so gut er gekonnte.
Müde und abgeschlafft kam er in seinen Räumen an, kurz sah er sich um. Wie sehr hatte sich seine kleine Behausung in den letzten Wochen verändert. Die Anzahl der Bücher hatte sich besorgniserregend erhöht und langsam platzte das einzige Regal im Raum aus allen Nähten. Er verstaute den Bogen und die Decken im Schrank, mit der freien Hand angelte er nach "Erste Hilfe bei Fluchunfällen“ und ließ sich in den einzigen freien Sessel fallen. Einige Zeilen lesen um zu vergessen wäre keine schlechte Idee, dachte er noch und bevor er das Buch aufschlagen konnte, war Sirius Black eingeschlafen.

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