Geheimnisse

 

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite


 

Kapitel 26: Die letzten Rollen



Alles Wissen stammt aus der Erfahrung.

Kant


Sirius erwachte auf dem Boden liegend vor dem Kamin. Das Feuer prasselte munter darin und eine einfache Decke war über ihn ausgebreitet worden. Er rieb sich die Augen, einer der Hauselfen musste wohl in der Nacht gekommen sein und hatte versucht, ihm seinen etwas ungewöhnlichen Schlafplatz gemütlicher zu machen. Das Buch lag ordentlich auf dem kleinen überfüllten Lesetisch und vom Boden aus konnte Sirius Black sogar das Versteck von Hagrids Pergamentrollen ausmachen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht rollte er sich herum und angelte nach einer weiteren Pergamentrolle. Was würde in dieser stehen?
Mit dem neuen Lesematerial in der Hand richtete er sich auf und saß wenig später im Schneidersitz vor dem prasselnden Kaminfeuer. Vorsichtig, fast behutsam brach er das Siegel und begann zu lesen.

Hallo,

gleich zu Anfang, dies wird die letzte Rolle sein. Die weiteren drei Rollen sind für den absoluten Notfall bestimmt! Nur gleich vorne weg: Sei so klug und lies sie noch nicht! Mit etwas Glück brauchst du sie nie! Und wenn doch wirst du heil froh sein wenn du sie hast.

Nun zu meinen letzten Ratschlägen, ich habe dir schon viel erzählt. Wie man in Severus Snape liest, wie man ihn einschätzen kann, über seine Verletzungen, die er meist davonträgt, über seinen Werdegang hier an der Schule... na ja fast alles. Eben fast. Einige Dinge traue ich mich nicht niederzuschreiben. Aber vielleicht hast du sie ja schon entdeckt.


Sirius machte es sich etwas bequemer, Hagrid hatte zum Beispiel NIE erwähnt, dass Dumbledore Snapes Herr war. Das war wirklich ein zu heikles Thema und irgendwie hatte Sirius das Gefühl, dass da noch viel mehr war. Dinge, die Hagrid wußte und Dumbledore nicht.

Hier also die letzten Dinge die ich zu schreiben habe, und zwar wann du welche der letzten Rollen öffnen sollst.

Rolle Nr 1.
So bald Severus Snape nach sieben Tage nicht zurück kommt. Geh los und such ihn! Ja richtig gelesen SUCHEN! Die Rolle wird dir weiter helfen.

Rolle Nr. 2
Severus Snape ist tot. Hier steht alles was er gewollt hätte und was nicht.

Rolle Nr. 3
Der schlimmste anzunehmende Fall. Du wirst wissen wann dieser eintritt, denn bis dahin wirst du sicher auch einiges herausgefunden haben. Dann kann ich dir nur noch Tipps geben. Lass uns hoffen, dass du diese Rolle beim Fall des Dunklen Lords verbrennen kannst.

Allgemein lässt sich sagen: wenn dieser glückliche Tag eintritt und der Dunkle Lord wirklich fällt, verbrenne ALLE meine Rollen! In den falschen Händen sind sie eine mächtige Waffe gegen viele Menschen, nicht nur gegen Severus Snape. Das wichtigste hast du bis jetzt im Kopf, alles weitere wollen wir dem Schicksal überlassen.

Viel später, wenn wir uns wieder sehen, kannst du mir ja alles erzählen. Würde mich freuen. Frag einfach nach Hagrid, dem ehemaligen Wildhüter von Hogwarts.


Sirius strich sanft über die krakelige Unterschrift des Halbriesen. Ja, in ferner Zukunft, wenn er ging und bei Hagrid auftauchen würde, da konnte er sicher sein, Sirius Black würde ihm alles erzählen. ALLES!

Er versteckte die Rolle und ging zuerst ins Bad, dabei hoffte er, dass er diese besagten Rollen nie brauchen würde.

***



Severus Snape war bereits in der Großen Halle und versuchte etwas zu essen. In Gedanken schalt er sich immer noch einen Narren, Black mit hoch zu Dumbledore genommen zu haben. Was hatte er sich dabei gedacht? Nachdenklich rührte er seiner Tasse Kaffee und beobachtete dabei wie die Sahne, die er kurz davor hinzugetan hatte, aus dem dunkelbraunen Gebräu etwas freundlicheres Cremfarbiges machte. Ganz leise im Hinterkopf formte sich die Antwort: er hatte gehofft, Black würde es verstehen, hinnehmen wie Hagrid. Er schüttelte den Kopf, aber Sirius Black war nun einmal nicht Hagrid. Umsichtig legte er den Löffel neben der Tasse ab. Wobei, wenn er genauer darüber nachdachte, hatte er nur halb so empört und geschockt reagiert wie Lilly Potter. Ein kleiner Sieg. Er trank einen Schluck und merkte sofort wie seine Lebensgeister erwachten. Mit diesen freundlicheren Gedanken ließ sich der Tag doch gleich viel besser angehen. Fünf Tage hatte er nun Ruhe, musste sich nur mit nervigen Schülern herumärgern und Sirius Black irgendwie auch genug Zeit geben sich zu erholen. Verblüfft hielt er inne, war es so auch für Black? Sah er diese Zeit auch als Erholung? Dachte man so, wenn man sich um jemanden sorgte, auf ihn achtete? Er überprüfte dieses Gefühl, wog es ab. Ja, so war es. Snape erkannte es wieder, er hatte auch einmal so gedacht, hatte erfahren wenn andere so dachten. Kurz verzog er das Gesicht, stand auf und ließ die Tasse stehen. Aber das war zu lange her gewesen, dass er für andere so gefühlte hatte, und es hatte im größten Trauma seines Lebens geendet.

Die folgende Klasse hatte nicht zu lachen mit ihrem Meister der Zaubertränke.

***



Sirius saß auf einer der hohen Zinnen des Schlosses und sah in die Ferne. Ein kalter Windhauch strich sanft über die Plattform und Sirius zog den dicken Winterumhang enger um sich. Diese Rolle hatte ihn doch mehr zu denken gegeben als er sich eingestehen mochte. Gab es etwas Schlimmeres als den Tod? Dumbledore hatte einmal gesagt, dass es so etwas gab, nur was war es? Für ihn war es das Schlimmste gewesen, als er seinen besten Freund James verloren und ihn und seine Frau tot in ihrem zerstören Haus gesehen hatte. Die Schuldgefühle und das tiefe Wissen unschuldig zu sein, hatten ihn in Askaban vor dem Verrücktwerden bewahrt. Für Harry mochte das Schlimmste wohl sein, ihn oder einen seiner Freunde zu verlieren. Im Laufe der Zeit und der Gespräche, die er mit ihm geführt hatte, kam dies heraus.
Für Dumbledore war wohl das Schlimmste in seinem Leben gewesen, Herr über ein Leben zu werden und es immer noch zu sein, nach all den Jahren.

Die Tür zur Plattform öffnete sich knarrend. Jemand kam herauf. Schüler? Nein, normalerweise kamen sie nur in der Nacht hier hoch, dieser Turm galt als beste Aussichtsplattform für die Sternenkunde. Seine Neugierde zügelnd sah er weiter in die Ferne, blickte sich nicht um wer da kam. Die Schritte gehörten eindeutig nicht zu Snape, den konnte er mittlerweile heraus hören. Auch nicht das Geräusch der Atmung gehörte zu Snape. Die Neugierde siegte und er sah sich um.
Die Krankenschwester und Hogwarts Heilerin stand neben ihm und lächelte auf ihn herab.
„Ah, ich sehe mein Geheimplatz für einsame Stunden wurde entdeckt“, sagte sie immer noch lächelnd.
Sirius begann sich zu sortieren. „Wenn Sie allein seinen wollen, ich....“
„Nein nein, bleiben Sie sitzen.“ Madame Pomfrey winkte ab und setzte sich selbst neben ihn.
Schweigend sahen beide über das weite Gelände der Schule.
„Es ist schön hier“, murmelte Pomfrey und seufzte.
„Ja das ist es“, bestätige Black.
„Hier oben habe ich immer das Gefühl, dass meine Sorgen vom Wind weggetragen werden und neue Energie in meinen Kopf kommt.“ Jetzt sah sie in den Himmel.
Es war ein strahlend schöner Wintertag, der Himmel war kristallblau und keine Wolke trübte ihn, der Wind ging kühl aber nicht beißend. Sirius sog die Luft ein, ja hier konnte man wirklich Kraft tanken.
„Welche Sorgen wollen Sie hier vom Wind wegtragen lassen?“ fragte Pomfrey ohne den Blick vom Panorama, das sich ihnen bot, abzuwenden.
„Ich weiß nicht. Vielleicht die über Snape, über Harry.“ Der Animagus zuckte mit den Schultern, was unter dem schweren Mantel nicht so leicht zu sehen war.
„Hm, es war eine kalte Nacht. Er hat sich doch nicht erkältet?“
„Nein, Snape geht es gut. So weit man von gut bei ihm reden kann“, beruhigte Black die Heilerin.
Diese nickte und Black biss sich auf die Unterlippe als er darüber nachdachte, wie er am besten seine Gedanken in Worte zu fassen konnte.
Nur am Rande bemerkte er wie ruhig und abwartend die Heilerin neben ihm saß. Wußten eigentlich noch mehr von Dumbledore und Snape. Er stellte ihr diese Frage.
„Nein. Nicht so wie Sie und ich, Mr. Black. McGonagall weiß, dass Snape spioniert, genau so wie sie weiß, dass er ein Todesser ist. Sprout ahnt etwas, genauso wie Flitwick und Hooch - wenn es hart auf hart kommt können wir bestimmt auf sie zählen. Sinistra mag nur den Dunklen Lord nicht, genauso wie die meisten anderen Lehrer, wobei ich nicht weiß ob sie an Dumbledores Seite kämpfen würden. Aber über dieses... nun sagen wir besondere Verhältnis zwischen Dumbledore und Snape wußten schon immer nur sehr wenige Bescheid“, antworte sie, nachdem sie kurz überlegt hatte.
„Wie kam Hagrid dazu?“
„Hagrid hat Snape einmal in Dumbledores Büro erwischt.“ Jetzt lachte sie und es klang so klar in dieser Winterluft, „Dumbledore hat mir erzählt, dass Hagrid ihm beinahe das Genick gebrochen hat. Erst später hat er Snape beschützt und sich um ihn gekümmert.“
„Er hatte keine leichte Aufgabe“, murmelte Sirius und zog den Kragen höher.
„Das stimmt, leicht war seine Aufgabe nicht“, flüsterte die Heilerin. „Und bei Merlin, er hat oft mehr geleistet als wir alle hier zusammen, um Snape am Leben zu erhalten.“
„Manchmal habe ich das Gefühl, der Aufgabe nicht so ganz gerecht zu werden und und...“, er zögerte, fuhr sich unsicher mit einer Hand durch das lange schwarze Haar, „und was passiert, wenn Voldemort nicht mehr ist? Was dann?“
Die Heilerin sah ihn an und in ihren Augen spiegelten sich so viele Gefühle: Sorge, Mitgefühl, Panik und Verständnis.
„Ich weiß es nicht Mr. Black. Ich weiß es nicht.“

Kapitel 25

Kapitel 27

 

Review

s

Zurück