Geheimnisse

 

 

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Kapitel 34: Überraschung!



Jede Wolke hat ihren Silberstreifen.

Sprichwort aus den USA



Molly und Arthur Weasley hatten natürlich von ihrer Uhr erfahren, dass Harry in Gefahr war. Sie waren nur später gekommen weil Arthur zuerst geglaubt hatte, an der Uhr stimme etwas nicht. Sie hatten nicht die Kontakte wie Moody, der alarmiert wurde als sich Peter Moray auf den Weg nach Hogwarts gemacht hatte. Das Ministerium war zwar bestürzt, versuchte jedoch das Ganze nicht so aufzubauschen, es würde eine Panik auslösen. Todesser in Hogwarts! Nicht nur, dass am Anfang des Schuljahres ein Lehrer getötet worden war, jetzt auch noch eine Entführung!
Mrs. Weasley war überraschend ruhig, doch Sirius spürte es mit jeder Faser seines Körpers: diese Frau stand unter Spannung und ein falscher Satz, eine falsche Bewegung und der Betreffende würde sich wünschen nie geboren zu sein. Aus diesem Grund waren alle sehr darauf bedacht, nicht ihren Zorn auf sich zu ziehen. Mr. Weasley wirkte dabei beruhigend auf seine Frau ein. Wobei auch er ein Glitzern in den Augen hatte, das Sirius zu oft in Askaban gesehen hatte. Fester Wille und unendlicher Zorn. Draußen vor dem Fenster war die Nacht immer noch lebendig und die Luft rauschte nur so von den Aberhunderten von Flügeln, die sich durch den Himmel pflügten.
„Haben wir einen blassen Schimmer wo der Junge sein könnte?“ fragte Molly oberflächlich ruhig.
Albus schüttelte müde den Kopf. „Nein, haben wir nicht. Alle Häuser von ehemals bekannten Todessern wurden kurz nach dem Verschwinden von Harry durchsucht. Sie standen alle leer. Kein einziger Todesser wurde aufgegriffen.“
Moody trommelte nervös mit den Fingern auf der Tischplatte. „Warum hat Snape sich nicht gemeldet? Warum hat er ihnen überhaupt geholfen? Nur Lehrer kennen doch die Passwörter zu den Gemeinschaftsräumen oder?“
Der Direktor der Schule seufzte tief, aber Pomfrey griff ein. „Er wird seine Gründe gehabt haben. Überhaupt können wir froh sein, dass kein weiteres Massaker geschehen ist. Bei dem, was wir von Todessern wissen, was wir gesehen haben“, sie sah die Anwesenden scharf an, „können wir Merlin dankbar sein, dass es 'nur' ein Junge war, der verschwunden ist.“
Die Anspannung in der Luft zersprang wie ein geplatzter Luftballon und Molly Weasley sprang auf und schrie: „WIE KÖNNEN SIE ES WAGEN!“
Schon lag der Zauberstab in ihrer Hand, Funken sprühten in den Raum. Alle Anwesenden duckten sich und Sirius suchte Schutz hinter einem Sessel. Wenn Frauen zornig waren, sollte man besser Deckung suchen, besonders wenn diese Frau Molly Weasley hieß.
Madam Pomfrey zog ihren Zauberstab und hob ihn abwehrend. „MOLLY DENK NACH! RON WAR IM GLEICHEN ZIMMER! ER LEBT!“ Etwas milder sagte sie dann: „Neville lebt und all die anderen. Ich bitte dich. Du hast in den ersten dunklen Jahren doch gehört, wozu Voldemort und seine Anhänger imstande waren. Es hätte weit mehr Tote und Entführte geben können, weit mehr! Sie machten zu oft reinen Tisch oder ließen nur kranke Seelen zurück.“
Mrs. Weasley starrte die Heilerin hassvoll an, dann ließ sie den Zauberstab sinken, sie klang beherrschter als sie sagte: „Sie haben Recht. Ich hätte weiter denken müssen.“
„Ja das wäre nicht schlecht. Der Zorn würde uns jetzt nur blind machen für das Offensichtliche. Wir müssen irgendwie versuchen einen klaren Kopf zu behalten.“ Madame Pomfrey warf dabei die Hände flehend in die Luft.
Vor der Tür klapperte es und kurze Zeit später betrat Firenze das Büro. Etwas müde aber zufrieden wirkte der Zentaur und schüttelte den Nachttau aus seinem Fell.
„Die Tiere wissen nun was zu tun ist. Wenn noch jemand sich durch die Gänge von Hogwarts schleicht, der nicht hierher gehört oder jemand plötzlich auftaucht, so erfahren wir es in Sekundenbruchteilen.“ Seine Stimme klang wie Balsam auf ihren strapazierten Nerven.
Ein oberflächlicher Frieden schien wieder hergestellt. Gerade als Dumbledore sich erhob und Worte des Dankes sprechen wollte, rauschte etwas Großes, Mächtiges durch eines der Fenster in den Raum. Firenze sprang auf die Seite, und wie es sich in Sirius sicherem Versteck, das er immer noch nicht ganz verlassen hatte, anhörte, gingen einige Möbel zu Bruch. Eine Frau schrie auf und jemand fluchte. Dann Stille. Vorsichtig lugte Sirius hervor und erkannte, dass ein Greif einen riskanten Anflug durch das offene Fenster gewagt hatte. Das Tier rappelte sich mit seinen zwei Vogel- und zwei Löwenklauen auf und schüttelte die Splitter von zerbrochenen Stühlen, einem Tisch und einigen zerbrochenen Glasapparaturen aus dem Gefieder. Die Augen glühten rot vor Aufregung und sofort begann das Tier loszukreischen. Firenze hob beschwichtigend die Hand und antwortete in einem leiseren Kreischton. Mit hektischem Flügelschlagen hüpfte der Greif auf das Fenster zu. Dabei warf er noch einen Tisch um und traf Moody hart.
„WAS BEI ALLEN GUTEN GEISTERN, WAS SOLL DAS?“ tobte der Auror und kroch auf allen Vieren in Sicherheit.
Der Greif nahm viel Platz in Anspruch und seine Panik ließ noch mehr Stühle zersplittern und zerbrechen. Firenze hatte alle Hände voll zu tun und sich mit krächzenden Lauten verständlich zu machen. Völlig außer sich stürzte der Greif, nachdem er einige Schritte rückwärts gelaufen war, erneut auf das Fenster zu, um nur kurz davor zu stoppen und sie vorwurfsvoll anzusehen.
„Firenze?“ kam es hinter Dumbledores Schreibtisch hervor.
„Er sagt, ein Eindringling, ein Eindringling im Schloß.“ Firenze klappte einen Flügel des Greifen ein, damit er nicht noch mehr Schaden anrichtete.
„WO?“ frage Sirius, die Antwort des Zentauren ließ sein Herz rasen. Hatten es sich die Anhänger Voldemorts nun doch überlegt? Kamen sie nun um das Schloß anzugreifen. HALT! Firenze sprach von EINEM Eindringling! Wieder ein Krächzen von dem Zentauren. Die Antwort des Greifen viel noch hektischer aus und bei Sirius fiel der Groschen.
„Es können nur Snape oder Harry sein!“ Mit diesen Worten schoß er hinter seinem sicheren Versteck hervor, schulterte den Bogen und schwang sich auf den Greifen. Das Tier sah ihn an, es war wohl unendlich dankbar, dass jemand begriffen hatte worum es ging. Ohne weitere Antworten, Order oder Hinweise abzuwarten stürzte sich der Greif aus dem offenen Fenster. Seidenschnabel geprüft wußte Sirius wo er sich festhalten konnte und wo er besser die Finger weg lassen sollte. Der Greif fiel einige Meter wie ein Stein in die Tiefe. Fast befürchtete Black er sei zu schwer für das magische Geschöpf, doch das Tier zerstreute seine Bedenken. Er wollte nur genug Geschwindigkeit für einen eleganten Gleitflug haben, die mächtigen Schwingen breiteten sich aus und das Tier begann Geschwindigkeit in Flugstrecke umzuwandeln. Eng umkreisten sie den Turm, in dem Dumbledores Büro war, flogen knapp über die Große Halle und steuerten auf einen der zahlreichen Innenhöfe zu. Der Wind pfiff dem Paten von Harry Potter nur so um die Ohren und neben dem Wind begleiteten ihn das Kreischen der fliegenden Wachen von Hogwarts. Nicht nur der Greif, sondern auch eine Anzahl von Eulen und anderen flugfähigen Wesen steuerten den Innenhof an. Elegant setzte der Greif zur Landung an, umflog dabei einen weiteren Greif und zwei Eulen und kam weich wie eine Feder auf dem Boden an. Ein Unterschied wie Tag und Nacht, wenn man Seidenschnabel gewohnt war.
Im ersten Moment konnte Sirius den Eindringling nicht ausmachen. Es war dunkel und die kreisenden Wächter nahmen ihm das wenige Mond- und Sternenlicht. Hecktisch sah er sich um. Ein Ächzen zeigte ihm schließlich den Weg. Eine Gestalt kauerte an einer der kalten Wände.
„WER DA?“ frage Sirius forsch und nahm den Bogen von seinen Schultern, mit einer Hand tastete er nach einem Pfeil.
Vorsicht war geboten, es könnte doch ein Feind sein.
Die Gestalt bewegte sich, nein Snape konnte es nicht sein, der war größer... konnte es?
„Sirius?“ krächzte Harry.
„HARRY!“ rief Black, ließ den Bogen fallen und rannte auf sein Patenkind zu.
Er ließ sich neben Harry auf die Knie fallen und zog ihn in seine Arme.
„Bei Merlin! Du lebst! Du lebst!“ raunte Sirius und drückte ihn noch fester an sich. Der Junge zitterte am ganzen Leib und schien eiskalt zu sein. Harry Potter erwiderte die Umarmung, dann flüsterte er mit erstickter Stimme: „Er hat mir das Leben gerettet. Er hat mir das Leben gerettet, Sirius!“
Black ließ sein Patenkind los und umfasste dessen Kopf mit beiden Händen. „Snape?“
Harry nickte. Langsam gewöhnten sich Sirius' Augen an die Dunkelheit und er sah sein Patenkind genauer an. Harry wirkte zutiefst verstört und verängstigt, doch gleichzeitig hatte er dieses Staunen in seinem Gesicht. Als ob er etwas unmögliches gesehen hätte, etwas was ihn zutiefst in seinen Grundfesten erschüttert hat. Im Hintergrund ertönten Schreie und Rufe, Dumbledore und die anderen kamen.
„Lumos“, rief Moody und der Hof wurde in helles Licht getaucht.
Sirius warf einen Blick über die Schulter, der Hof war voll mit allen möglichen Wesen, ob nun magisch oder nichtmagisch. Die Zauberer, die zwischen ihnen auf sie zukamen, wirkten irgendwie seltsam zerbrechlich und wie Eindringlinge in ihrer eigenen Schule. Pomfrey kramte schon in ihrer Tasche und McGonagall wirkte nicht minder besorgt wie die Weasleys, die als letzte kamen. Harry sackte gegen Sirius, dieser fing ihn geschickt auf. Dumbledore kam bei ihnen zuerst an und auch sein Zauberstab leuchtete hell wie eine kleine Sonne über Harry und Sirius.
„Harry, alles in Ordnung?“ fragte der Direktor und wenn Sirius ehrlich zu sich war wirkte der Mann im Schein seines eigenen Zauberstabs um Jahre gealtert.
„Ja Sir.“ Der Junge nickte.
Pomfrey ließ sich nun neben Sirius und Harry auf die Knie nieder und hielt eine kleine Flasche in den Händen.
„Ein Antischockmittel“, erklärte sie kurz angebunden und gab es Potter zum Trinken.
Die glasigen Augen des Jungen ließen jedoch nicht von seinem Paten ab und Sirius konnte lesen was darin stand.
Warum?

***



„Was sollen wir mit ihm machen Meister?“
Stimmen in der Dunkelheit, im Schmerz. So klar verständlich wie Kristall.
„Verräter verdienen es nicht mehr unter uns zu sein.“
Stimmen menschlich und andere wiederum unmenschlich falsch, erlogen, triefend vor schwarzer Magie. Ein Flüstern und weitere Schmerzen, der Kristall drohte zu zerbrechen. Die Klarheit verschwand langsam aus seinem Denken.
Ein Hauch warmer Luft an seinem Ohr. „Oh Severus, oh Severus. Immer noch kein Gehorsam? Siehst du denn immer noch nicht wo du stehst?“
Eine leichte Berührung auf seiner Schulter, sollte sie beruhigend wirken? Aber sie tat so weh! Geht weg!
„Dabei warst du doch so gelehrig in den Tagen, Monaten und Jahren. Eines meiner Meisterwerke und dann eine solche Enttäuschung. Ich gebe zu, ich bin enttäuscht. Vorher warst du noch mein, aber jetzt bist du ein Nichts.“
Sein Vater, der ihn anschrie: „Du bist nichts, du kannst nichts und du bist nichts wert. So was nennt sich Magier!“
Geht weg!
Die Berührung verschwand.
„Herr?“ Heuchelnd, einschmeichelnd, jemand der seinen Platz einnehmen wollte. Wußte dieser Jemand was das bedeutete? Würde man ihn nach einigen Monaten ... Jahren wiedererkennen? Könnte er sein Selbstbewusstsein, seine Eigenständigkeit behalten? Ein Schlag, der Kristall bekam immer mehr Risse.
Die Stimmen wurden ein Rauschen. Ein Flehen im Hinterkopf. Bitte nicht wieder mein Gehör, ich möchte nicht wieder taub durch die Welt gehen. Nicht noch einmal das. Alles! Aber ich möchte hören können.
Knack!
Die Stimmen wurden wieder klar und rein. „Wie Ihr befehlt, Meister.“
„Euer Befehl Herr. Sofort Herr.“
Grobe Hände, die ihn packten und fortschleiften.
Dunkelheit.


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