Geheimnisse

 

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite


 

Kapitel 36: Zweifel



Hass ist die Rache des Feiglings dafür, dass er eingeschüchtert ist.

Shaw, Major Barbara III



Die Todesser sahen sich vorsichtig um. Ihr Lord hatte sich etwas spezielles für den Verräter Severus Snape ausgedacht. Es war eine perfide Idee und Voldemort galt in dieser Richtung als sehr einfallsreich. Lucius Malfoy hatte es sich nicht nehmen lassen den Verräter mit einigen Getreuen persönlich bei seinem Peiniger und wohl auch schließlich Mörder abzuliefern. Niemand und wirklich niemand würde hier nach ihm fragen oder gar nach ihm suchen. Malfoy stockte kurz. Suchen? Vorsichtig wandte er sich um und sah wie eine Frau in Todesserkleidung Severus einen verbotenen Fluch als krönenden Abschluß ihrer Ablieferungsarbeit aufhalste. Der Mann schrie auf, in Lucius Ohren viel zu laut, jedoch nur kurz. Der ehemalige Giftmischer des Dunklen Lord verlor schon das Bewußtsein.
„Verdammt lass das“, zischte er. „Wir sollen ihn in einem Stück abliefern.“
Die Frau zuckte nur mit den Schultern und hob den Fluch auf. Ein anderer Todesser, kräftig gebaut, griff achtlos nach einem Arm des Bewußtlosen und schleifte so Snape zu Lucius.
Es war hellichter Tag und Malfoy wusste, dass sie in ihren schwarzen Kutten auf Meilen hinaus gut zu sehen waren.
„Beeilen wir uns lieber und liefern unser Geschenk ab“, flüsterte er und sah noch einmal die Straße auf und ab.
Sie waren in eine gottverlassenen Gegend geschickt worden, zu einer ganz bestimmten Person. Das Haus ihrer Zielperson lag einsam an einer Straße und war eher ein kleines wohlgepflegtes Anwesen, als ein schäbiges Muggelhaus. Jedoch war in der Ferne eine große Stadt auszumachen - doch nicht so gottverlassen. Malfoy betrachtete das Haus eine Weile mit zusammengekniffenen Augen. Es sah sehr ordentlich und sauber aus, fast zu normal und in Muggelaugen musste es einen harmlosen Eindruck machen. Der weitläufige Garten hinter dem Haus war gepflegt und wenn es der Besitzer darauf ankommen ließe, bestimmt in jedem Muggelreiseführer als Vorbild englischer Gartenkunst erwähnt. Lucius schüttelte den Kopf, er wußte diese Person legte keinen Wert auf Bekanntheit in der Muggel- und Zaubererwelt wenn es um seine privaten Angelegenheiten ging. Im Beruf ja, da schmückte er sich gerne mit seinen Erfolgen und trug diese offen zur Schau. Viele Zauberer standen auf seiner Seite, meinten, er packe die Dinge richtig an. Wie damals Mr Crouch. Das Wissen um die Zielperson war ergänzt worden und dem Dunklen Lord aus dem Ministerium zugetragen. Malfoy, als Leiter dieser Aktion, war es bekannt, der Dunkle Lord persönlich hatte diese wenigen Informationstropfen durchrieseln lassen, damit Lucius wusste, mit wem er es genau zu tun hatte. Der Name war allen Todessern bekannt, wie der von Mad Eye, aber das was Voldemort ihm gesagt hatte war weit mehr gewesen.
„Und worauf warten wir?“ fragte die Frau ungeduldig.
Malfoy drehte sich genervt um. „SCHWEIG! Oder ich liefere dich auch gleich mit ab!“
Die Frau hob trotzig den Kopf und starrte ihn aus ihren kalten Augen herausfordernd an.
Da gab es ein PUFF und alle duckten sich hinter dem Gebüsch, das sie bis jetzt vor den Augen des Hausbewohners verbarg.
Eine Gestalt war vor dem Haus erschienen und fuchtelte nun vor der Tür mit seinem Zauberstab herum, nach dem er sich vergewissert hatte, dass ihn niemand sah. Die Schutzzauber waren schnell aufgelöst und kurz darauf verschwand er im Haus.
„Jetzt“, murmelte Lucius und die Gruppe huschte aus ihrem Versteck über die Straße. Nun hieß es schnell sein und den Überraschungsmoment nutzen. Jeder wußte was er zu tun hatte. Die Frau flüsterte einen Fluch und öffnete die Tür damit mit solcher Gewalt, dass diese halb in den Angeln hing. Der Todesser, der Snape hinter sich her schleifte, hatte wohl auf halbem Weg beschlossen, tragen wäre doch leichter, und rannte gleich hinter Lucius und den anderen ins Haus.
Der Hausbesitzer wirkte überrascht, ja förmlich überrumpelt, aber nur kurz. Er schoß einen Fluch ab, doch Lucius blockte ihn geschickt ab und schleuderte gleich einen Gegenzauber. Der überraschte Zauberer fiel wie ein Brett um. Eine einfache Ganzkörperklammer hatte ihn gefällt.
Die Todesser bildeten einen Kreis um ihr Opfer. Die Augen des Besiegten wirkten panisch und dann, als er endlich genau begriff was ihn da angegriffen hatte, spiegelte sich nur noch glühender Haß in ihnen.
'Gut', dachte Lucius, mit einer Hand griff er nach seiner Maske und nahm sie ab. Sollte Mory ruhig wissen WER mit ihm sprach.
Er trat vor und beugte sich über den Bewegungsunfähigen.
„Ich grüße Sie, Mr Moray“, raunte Malfoy mit einer Stimme wie flüssige Seide.
Mit seinem Zauberstab tippte er auf die Stirn des Auroren und hob den Fluch um den Kopf auf.
„Todesserabschaum. Aus mir bekommt ihr nichts heraus!“ zischte er Malfoy ins Gesicht.
Dieser lachte künstlich leise auf. „Tztzt. Mr Moray begrüßt man so Freunde, die ein Geschenk bringen?“
„Ich kann auf eure Geschenke verzichten, ihr Bastarde!“ spie der Auror aus und kämpfte mit der Ganzkörperklammer.
„Aber aber. Sie haben es ja noch gar nicht gesehen, es wird Ihnen gefallen“, sagte Malfoy zuckersüß. „Wirklich, es wird Ihnen gefallen.“
Lucius winkte zwei Todesser herbei, die Peter Moray aufrichteten, so dass er sah was da vor ihm abgeladen wurde.
Als ein schwarzes Stoffknäuel warf der kräftige Todesser Snape vor die Füße von Peter Moray. Die Augen des Auroren weiten sich überrascht als er erkannte was da vor ihm lag. Man hatte Snape seiner Maske beraubt und ihm nur die übliche Todesserkleidung gelassen. Dann, schlagartig, wirkte der Auror witternd wie ein Jäger, der Beute sah. Lucius kannte diesen lauernden, ja beinahe begehrenden Blick in den Augen des Auroren.
„Ja Mr. Moray“, raunte Lucius wie eine verführerische Muse von hinten in das Ohr von Peter. „Ein Geschenk des Dunklen Lords.“
Als ob das Denken bei dem Auroren wieder einsetzte, drehte dieser skeptisch den Kopf zu Lucius um. „Wo liegt der Haken. Warum ich?“
Malfoy stand auf und ragte nun bedrohlich über dem Auroren auf.
„Mr Moray, der Dunkle Lord weiß um Ihre Vorliebe für Informationen und Todesser. Wie uns vor kurzem ein Vögelchen zugesungen hat, verschwanden überraschend viele von uns in Ihrer Dienstzeit in den Kerkern des Ministeriums.“
Er begann zwischen Moray und Snape auf- und abzuwandern.
„Sie waren auch einer der Auroren, neben Mad Eye Moody, der am meisten von uns gefangen hat. Die Auroren bewunderten Ihre Arbeit und deckten Ihre Aktionen. So kam niemand dahinter, dass Sie es waren und Ihre Aurorengruppe, die die Gefangenen verschwinden ließen. Gerissen, gebe ich zu, aber bedenken Sie eins Mr. Moray, der Dunkle Lord erfährt alles! Er hat überall seine Getreuen, überall seine Spione.“
Jetzt stoppte Malfoy und sah auf Moray herab.
„Und was jetzt? Wollen Sie Ihre Kameraden rächen?“ fragte Moray verwirrt.
„Oh nein nein.“ Malfoy machte eine wegwerfende Geste. „Der Dunkle Lord kann sehr großzügig sein. Er vergibt Ihnen und überlässt Ihnen sogar dieses Geschenk hier...“
„Wen?“ hackte Moray nach.
Malfoy beugte sich zu ihm herab und zischte ihm ins Ohr: „Lassen Sie uns in Frieden, schließen Sie die Augen wenn Sie einen von uns sehen. Streichen Sie Gesichter und Namen aus Ihrem Gedächtnis. Dafür bekommen Sie, nun ja, sagen wir diejenigen, die dem Dunklen Lord nicht mehr nützlich sind. Erfahren von Überfällen, bei denen diese Personen verschwinden oder gefasst werden sollen. Sie haben Ihren Erfolg, gelten wieder als einer der Auroren, die wieder Schwarzmagier fassen.“
Peter Moray schnaubte verächtlich. „Vergessen Sie es Todesser. Mit Ihnen mache ich keine Geschäfte.“
„Wirklich? Und was ist wenn Ihr kleines Geheimnis an die Öffentlichkeit gerät, über Ihre Arbeitsweisen? Woher hatten Sie den Ihre Informationen? Wenn nicht von den Gefangenen? Und glauben Sie mir, wir sind normalerweise nicht sehr gesprächig, wenn wir in den Händen von Auroren sind. Bedenken Sie was geschehen, wird wenn etwas bekannt darüber würde ? Ein Auror, der die gleichen Methoden anwendet wie wir. Können Sie sich das leisten?“ sagte Malfoy und dachte für sich, bei allen Geistern, war dieser Mann ein Idiot.
Er holte Luft, Zeit für den finalen Schlag: „Wir beobachten Sie und nicht jeder Todesser trägt das Dunkle Mal. Einer von diesen Helfern kann ihr kleines Geheimnis ausplaudern, den richtigen Personen nahe bringen.“
Lucius machte eine kleine Pause, ließ seine Worte wirken. “Wenn Sie zustimmen dann..... keine Fehlschläge mehr und Rache für alle verlorenen Kollegen. Informationen ohne Ende, Ruhm und Ehre.“
Moray sah von Malfoy zu Snape, der leise stöhnte und sich bewegte.
„Oh und wußten Sie, er war einer der wenigen, der sich genau unter Ihrer Nase retten konnte? Ach, war das damals für Sie eine Schmach, ein Todesser, der mit all seinem Wissen verschwand. War es nicht die gleiche Aktion, bei der Sie Moody anschwärzte.“
Moray versteifte sich kurz, Lucius wusste, er hatte gewonnen.
„Dann gilt unser Deal. Snape gehört Ihnen, der Dunkle Lord hat keine Verwendung mehr für ihn. Nun ja und wer weiß, vielleicht hat er ja noch einige nette Informationen für Sie. Ob er sie jedoch freiwillig preisgibt, kann ich nicht sagen.“
Malfoy schüttelte eine schwarze Augenbinde aus und verband Moray die Augen.
„Sie hören von uns, Mr Moray.“
Die anderen Todesser verschwanden leise aus dem Haus. Ein kurzes Bedauern flackerte in Lucius auf, als er Snape da so liegen sah, doch so schnell wie es kam verschwand es auch wieder. Man mußte über Snape keine Rechenschaft abliefern und außerdem war er ein Verräter. Elegant setzte er sich wieder die Maske auf und mit einem Schwung seines Zauberstabs löste er die Ganzkörperklammer und als Peter die Augenbinde herunterriss war sein Haus leer, bis auf den Todesser, der vor seinen Füßen lag.
Sofort eilte er zu der zerstörten Haustür und sah sich um. Doch die Todesser waren verschwunden. Im Hintergrund stöhnte Snape leise auf, Moray wirbelte herum. Natürlich hatte Moody ihn damals angeschwärzt, immerhin war einer dieser Schwarzmagier vor Mad Eyes Augen gestorben. Es hatte Moray viel Mühe gekostet sich zu rechtfertigen, und als dann auch noch dieser besagte Todesser verwand, war sein Ruf im Ministerium doch sehr angekratzt. Später sagten viele, er sei wie Crouch und ihn würde das gleiche Schicksal ereilen. Doch Moray hatte sich gewehrt und war Auror geblieben und viele Auoren waren ihm treu. Ja, unterstützten ihn und spielten ihm immer noch wichtige Informationen zu. Todesser hatte er kurz nach dem Sturz des Dunklen Lords nicht mehr in die Finger bekommen, dafür hatte Moody gesorgt, stattdessen wollte man Schauprozesse, um die Öffentlichkeit zu beruhigen. Narren waren sie gewesen, alle zusammen. Hätten sie diese Gefangenen Moray überlassen, er hätte endgültig reinen Tisch gemacht. Mit einen Schwung seines Zauberstabs reparierte er die Tür und versiegelte sie sorgfältig. Er wollte jetzt nicht gestört werden. Schleichend bewegte er sich auf Snape zu und stieß in sachte mit dem Fuß an. Der war wirklich in keinem guten Zustand, ein wenig Ruhe mußte er ihm noch gönnen, wenn er genug aus ihm heraus bekommen wollte. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ging er zu einem Kerzenwandhalter und zog daran. Ein steinernes Bodenmuster glitt in die Tiefe und gab eine Treppe frei. Aber wozu die Eile, er hatte Zeit und niemand suchte nach diesem da, selbst die Todesser nicht. Plötzlich kam ihm ein Gedanke, aber vielleicht Dumbledore? Dieser wird ihn suchen. Die Unsicherheit verschwand so schnell wie sie kam, der alte Direktor würde ihn bei den Todessern suchen, aber bestimmt nicht hier. Mit diesem beruhigenden Gedanken, ließ er Snape in seinen persönlichen Kerker hinabschweben. Hinter ihnen glitt das Steinbodenmuster wieder nach oben und verschloss für alle Außenstehenden den Zugang in die unterirdischen Gefilden von Peter Morays Haus.


Kapitel 35

Kapitel 37

 

Review

Zurück