Geheimnisse

 

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite


 

Kapitel 43: Der Anfang


Was ihr niemals überschätzt,
habt ihr nie begriffen.

Heyse, Kritik



Sirius rollte sich auf die Seite und noch während er die Benommenheit und den Schmerz aus den Gliedern schüttelte, hörte er Schreie und Befehle. Vor seinen Augen war alles noch verschwommen und so erkannte er nur dunkle Schemen, die sich vor einem noch dunkleren Hintergrund bewegten. Jemand eilte an ihm vorbei und warf ihm Pfeile und Bogen zu. Doch wie sollte er schießen oder zielen, wenn er sich selber noch kaum wegen konnte? Wie konnte er jetzt helfen. Er schloß die Augen, begann seine Sinne zu sammeln und sich zu konzentrieren. Als er die Augen öffnete, war das Bild scharf und er sah wie seine Freunde kämpften. Ohne eine Deckung, außer die Kohlebecken, war es ein fairer und gleichzeitig unfairer Kampf. Keiner konnte sich verstecken, aber die wahren Todesser, Meister der Überfälle und des Kampfes, hatten es leichter sich die Gruppe Mitglied für Mitglied vorzuknöpfen. Sie trieben sie vor sich her, wie Wölfe ihre Opfer, während im Hintergrund Gryffindor das Schwert hob und langsam auf Voldemort zuging.
Sirius Black griff nach seinem Bogen und legte ruhig einen Pfeil auf. Die Hand zitterte nicht mehr und mit größter Anstrengung verbannte er alle Schmerzen aus seinem Körper. Seine Handgelenke schmerzten und ein Blick darauf zeigt, wo sich die Seile in die Haut gegraben hatten. Es würde Narben geben wenn sie nicht schnell und effizient durch Magie geheilt würden. Doch die Todesser ließen ihm keine Zeit, sich weiter um sein Befinden zu kümmern.
Einer von Voldemorts Getreuen hatte ihn entdeckt und hob bereits seinen Zauberstab. Wie von selbst schnellte der Pfeil von der Sehne und traf den Todesser in die Schulter. Dieser schrie vor Schmerz und Schock auf und taumelte zurück, direkt an eines der Kohlebecken und kippte dieses um. Der weiche Boden fing sofort Feuer, und Flammen leckten über den moosweichen Teppich wie verschüttetes Wasser.
Jetzt war das Chaos perfekt. Dumbledore duellierte sich mit einem Todesser, der der Stimme nach eine Frau seinen musste. Sie warfen sich die verschiedensten Flüche an den Kopf und Sirius bewunderte die Todesserin, die schnell und präzise alle Flüche abwandelte oder abblockte. Während er nach einem weiteren Pfeil griff um Dumbledore zu helfen, rief Moody um Hilfe. 'Keine Zeit', dachte er hektisch und kam Moody zu Hilfe.

***



Moray stand mitten in einer Besprechung, die schon einige Stunden andauerte. Man hatte die ältesten und weisesten Zauberer geholt, um diesem intelligenten Fluch auf die Schliche zu kommen. Doch fast wie erwartet hatten diese auch keine Lösung. Sie hatten sich zwar mit dieser Art von Flüchen in ihrer Jugend beschäftigt, doch das Ministerium hatte den damals jungen Zaubern sofort einen Riegel vorgeschoben. Intelligente Flüche nannte man nicht einmal mehr beim Namen, geschweige denn die normale Zauberwelt wußte davon. Nur eine Handvoll Zauberer kannten sie, bis vor einigen Stunden. Nun beschäftigte sich jeder innerhalb der Auroren-Abteilung damit.
Während ein alter fast zahnloser Zauberer sein Gegenüber anschrie was für ein absolut unwissender Karpfen er doch sei, wanderten Peter Morays Gedanken ab. Er dachte an Snape in seinen persönlichen Kerkern. Er dachte daran, wie stur dieser Mensch doch war, und während sich der zahnlose Zauberer daran machte sein Gegenüber wirklich in einen Karpfen zu verwandeln, überlegte Moray seine nächsten Schritte. Er würde Snape schon zum Sprechen bringen, auch wenn dieser mit dem momentanen Zustand von Hogwarts kaum etwas zu tun hatte.
Obwohl... vielleicht hatte er ja an diesem Fluch mitgearbeitet?
Genervt sah er auf eine nahe Wanduhr. Er hatte noch einige Zeit hier abzusitzen, bevor er sich mit einem Vorwand abseilen konnte. Ein Schrei ertönte und Peter Moray sah neben sich auf dem Boden einen Karpfen zappeln.

Gryffindor trieb Voldemort mit dem Schwert von den anderen weg. Der dunkle Lord war noch zu tiefst verstört und der alte Geist baute auf diese Verwirrung. Ja, er hatte sogar auf sie gehofft! Er liebte diesen Überraschungsmoment!

Godric Gryffindor wohnte in Harry Potter seit dieser sein Schwert aus dem Sprechenden Hut gezogen hatte. Damals hatte der Junge nichts gespürt, wie eine leise Erinnerung, die nicht erkannt werden wollte, war er in den Jungen geschlüpft. Er war dabei sehr sanft vorgegangen und hatte sich in all den Jahren nie in den Vordergrund gedrängt. Schlafend war er in dem jungen Potter verweilt, nur Nachts, manchmal, stöberte Gryffindor in den Erinnerungen des Harry Potters, wie andere ein Buch querlasen. Alles was Harry davon mitbekommen hatte waren einige seltsame Träume. Aber der alte Geist hatte auch die Verbindung von Harry und Voldemort gespürt. Seit der dunkle Lord endgültig zurück gekehrt war, hatte sich der alte Geist nicht mehr so viel in dem Geist des Jungen gerührt, aus Furcht, Voldemort könnte ihn erkennen. So war er zum Zuschauer verdammt gewesen, der durch graue Nebelschwaden den Kampf des Jungen auf dem Friedhof beobachtet hatte, war kaum im Bewußtsein des Jungen aufgestiegen, als die Getreuen Voldemorts den Jungen gefangen nahmen.
Immer wieder sagte seine Innere Stimme, es war noch nicht an der Zeit aufzuwachen. Es war noch nicht Zeit gewesen, sich dem Jungen zu erkennen zu geben. Die Zeit war ein entscheidender Faktor in diesem großen Spiel. So wichtig wie noch nie.
Gryffindor hatte gewartet, auf ein Zeichen, auf ein Signal, dass es nun richtig war zu erwachen. Das Zeichen und Signal war dieser Snape gewesen. Ein Slytherin, soviel wusste er aus den Gedanken des Potter-Jungen. Ein Lehrer in Hogwarts, der Harry Potter irgendwie immer haßte, ihn von der Schule werfen wollte und dann doch wieder rettete. Aber auch logisch und kühl. Eigenschaften eines Slytherins, die Salazar bei seinen Schülern immer so sehr schätzte. Dabei war selbst Salazar ab und zu über seinen Schatten gesprungen und hatte manchmal etwas ganz Untypisches getan, wie dieser Snape. Er hatte sich selbst in Gefahr gebracht um den Jungen zu retten.
Was Godric dabei so verwirrt hatte, war dieses Lächeln gewesen und gleichzeitig diese Trauer. Dieser Snape hatte Gründe für sein Handeln gehabt, die sich Gryffindor entzogen. Bei der Rückkehr nach Hogwarts hatte sich Gryffindor gemeldet und war erwacht. Harry war natürlich am Anfang verblüfft gewesen, erst recht als er feststellte, dass er sowohl der sanften Vorstellung Gryffindors, als auch den Gesprächen seiner Umgebung folgen konnte. Hier war nichts mit Gewalt entstanden, Goderic hätte sich zurück gezogen wenn der Junge dem nicht zugestimmt hätte. Doch Harry Potter verstand die Beweggründe des Geistes und schnell stellten beide fest, dass sie in vielen Dingen gleich dachten. Wenn auch, so musste der alte Gründer feststellen, Harry einige Eigenschaften hatte die Salazar erfreut hätten. Der Junge hatte den Mut gefaßt und dem Geist gestattet ganz zu erwachen. Jetzt war Harry der Beobachter, jedoch nicht ganz so teilnahmslos wie Gryffindor. Er half dem Geist bei seiner Unternehmung; das war Godric nur willkommen, so waren sie noch unberechenbarer für ihre Feinde.

Jetzt stand ihnen Voldemort gegenüber, immer noch verwirrt und verblüfft darüber, wen er da vor sich hatte. Die roten Augen huschten über das Schwert und der dunkle Lord ahnte, dass hier Flüche fehl am Platz waren. Er wirbelte seinen Zauberstab und verwandelte ihn in einen silbernen Stab mit einer tödlichen Spitze.
"Der alte Weg also?" fragte Voldemort und etwas wie Selbstsicherheit machte sich wieder in der Stimme des Schwarzmagiers breit.
Gryffindor nickte und ließ einmal das Schwert in der Hand kreisen. "Der alte Weg, wenn du ihn denn noch kannst."
Voldemort wirbelte den Stab in der Hand herum und sah seinem Gegner ins Gesicht. "Wir werden es sehen, alter Geist."
Und sie gingen aufeinander los.
Sekunden später wußte Gryffindor, Voldemort kannte den alten Weg, und der dunkle Lord ließ seinen Silberstab mit tödlicher Präzision auf das Schwert des Löwen niedersausen. Die Flammen um sie herum wurden größer.


Sirius schoss wieder einen Pfeil ab und war dabei immer unbewußt darauf bedacht niemanden zu töten. Die Todesser dachten nicht so und warfen alle Verbotenen Flüche gegen ihre Feinde, die sie kannten. Eine große Bandbreite von Folter, massive Schockflüchen und sogar hier und da ein Tödlicher. Moody zierte schon wieder ein breiter Riss in seinem Gesicht, doch der alte Auror achtete nicht darauf, er hielt Mr. Weasley den Rücken frei.

Ron und Hermine hatten mit dem Rücken zur Wand Schutz gesucht. Hermine versuchte das Feuer einzudämmen, während Ron sie mit überraschend großem Erfolg verteidigte. Doch das Feuer war bereits an den langen Vorhängen hochgeleckt und züngelte bereits über die Dachbalken. Langsam aber stetig wurde der Qualm dichter, und Sirius ahnte, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis auch andere Todesser vom Lärm angezogen wurden.

Zeit... Zeit... warum ging alles zum Ende hin auf die Zeit hinaus? Wie aufs Stichwort donnerten es an den großen Torflügeln, Pomfrey die in ihrer Nähe stand, wirbelte herum und versiegelte die Tore mit einem komplizierten Fluch. Als die Heilerin Sirius in die Augen sah wussten beide, dass sie nur einige Minuten Zeit gewonnen hatten. Im Hintergrund fochten Gryffindor und Voldemort ihr letztes tödliches Gefecht. Dumbledore schockte gekonnt einen Todesser und sah ebenfalls das erste Mal bewusst den Kampf Gut gegen Böse, aber auch Vergangenheit mit Gegenwart.
Die Zahl der Getreuen rund um Voldemort in der großen Halle schrumpfte. Wobei dies nur unter gewissen Verlusten Geschah. Moody war verletzt und auch Mr. Weasleys rechter Arm hing irgendwie unnatürlich herab. Doch der Vater von Ron ließ sich dadurch nicht abbringen, er gesellte sich zu seinem Sohn. Sirius sah wie beide, Vater und Sohn gemeinsam kämpften und ein Teil von ihm wünschte sich, so auch Harry helfen zu können. Doch der alte Geist hatte andere Waffen für sich und den Jungen gewählt und zu Blacks Verblüffung war Voldemort darauf eingegangen. Warum er dies gemacht hatte? Sie würden es nie erfahren.

In diesem Moment war das Dachgebälk endgültig in Flammen aufgegangen und die ersten Funken regneten auf die Kämpfenden nieder. Das Knarren und Ächzen der Balken bedeutete nichts Gutes. Black rettete sich an den Rand und sah hektisch nach oben, wie lange hielt diese Konstruktion dem Feuer noch stand? Die Tore im Hintergrund donnerten unter den Versuchen der noch draußen stehenden Todessern, die in die Halle wollten. Dumbledore griff nach dem Arm eines geschockten Todessers und schleifte ihn in Sicherheit. Sirius schnaubte, typisch der alte Mann, selbst einen Feind konnte er nicht einfach so seinem Schicksal überlassen.
Gryffindor trieb Voldemort nun vor sich her. Der dunkle Lord wich geschickt wie eine Schlange den gezielten Schlägen des Schwertes aus, nur um selber einige Treffer landen zu wollen. Doch der alte Geist ließ Harry nicht im Stich und parierte gekonnte die Attacken des Schwarzmagiers. Der Funkenregen wurde mehr und schließlich schrie Hermine ihnen zu: "WIR MÜSSEN HIER RAUS! DAS DACH STÜRZT GLEICH EIN!"
Moody, der sich leicht auf Pomfrey stützte, konnte nur mit Mühe den Blick von den Kämpfenden abwenden. Seit kurzer Zeit waren alle Todesser in der Halle außer Gefecht gesetzt und die Gruppe rund um Gryffindor hatten den tödlichen Zweikampf verfolgt.
"ABER DAZU MÜSSEN WIR DURCH DAS TOR!" schrie der Auror über das Getöse der Flammen zurück.
"WIR MÜSSEN ODER WIR VERBRENNEN!"
Sirius wusste, Hermine hatte Recht, und Pomfrey dachte wohl wie er, denn sie begann die Flüche rund um das Tor aufzuheben. Eine beachtliche Anzahl von Todessern stand vor den Toren, als diese sich öffneten und den Blick auf eine Flammenhölle preisgaben.

Kapitel 42

Kapitel 44

 

Review

Zurück