Geheimnisse

 

 

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Kapitel 45: Neue Passwörter


Denn bei deinen Namen werde ich dich rufen.

Bibelspruch



Sirius eilte durch die menschenleeren Gänge und fand sicher den Raum mit dem Reisesiegel auf dem Boden. Das Siegel war tatsächlich noch aktiv und als Sirius sich gerade fragte wie er es aktivieren konnte, tat es seinen Dienst.
Ohne große Ankündigung und großen Effekt transportierte es ihn sicher nach Hogwarts.
Der Transport ging so schnell und lautlos vonstatten wie der vorherige. Sirius blinzelte und fand sich wieder in Hogwarts. Der Raum lag still und leer vor ihm.
Keine Zeit!
Er mußte sofort in Dumbledores Büro. Da gab es Dinge, die niemand finden durfte, nicht einmal McGonagall. Er rannte durch die leere Schule. Wo waren alle? Nur ein Wächter schwirrte an im vorbei, betrachtete Black kurz und verschwand gleich darauf. Der Vollmond ging auf und schien durch die Scheiben des Schlosses. Nacht! Es war Nacht und bekanntlich schliefen die meisten Nachts. Sirius kam schlitternd vor dem Wasserspeier zum Stehen. Er rief ihm das letzte ihm bekannte Passwort entgegen und zwängte sich an dem widerstrebenden Wasserspeier vorbei. Keiner wußte es hier. Keiner! Keiner ahnte den Schmerz und die Trauer, den Verlust. Er hatte so wenig Zeit. Wie lange hatte Harry gesagt würde dieser Schutz noch funktionieren? Minuten? Stunden? Er hechtete die Treppe nach oben und schlug die schwere Holztür auf. Seine Augen suchten die Regale ab, ein großes grünes Buch mit silbernen Lettern, ja, das gab das Geheimfach frei. Mit einem Finger an den Buchrücken entlangfahrend suchte er die Regale ab. Schnell... Schnell... bevor jemand kam. Grün und silbern, er war fündig geworden. Er nahm das Buch an sich und plötzlich tat sich im Regal ein Geheimfach auf; ein geübter Blick genügte um zu zeigen, dass sich mehrere Dokumente darin befanden. Sogar ein-zwei Flakons, die bestimmt nicht in die falschen Hände geraten durften. Er räumte das Fach komplett aus und nahm als improvisierte Tasche einen Kissenbezug. Wegwerfen durfte er es allerdings auch nicht, nur neu verstecken. Noch während er Pergamente und Bücher in den Bezug steckte öffnete sich hinter ihm die Tür. Mit dem Bezug in der Hand wirbelte Black herum und sah sich McGonagall gegenüber.
Die Frau zitterte und sah sehr bleich aus. "Ich dachte ich hätte jemanden durch die Gänge rennen hören. Die Wächter bestätigten es mir."
Sirius nickte, das war er gewesen. Er hatte auch die Minisphinxe gesehen.
"Dann dachte ich, ich sollte hierher kommen in Albus Büro, vielleicht würde ja jemand zurück gekommen sein", fuhr die Frau fort.
Wieder nickte Sirius, das war ein logischer Schluß.
"Ich hatte das Passwort vergessen. Ich mochte die Passwörter von Albus nie. Ich habe laut gesagt 'Löwentatze', das wäre ein richtiges Passwort für das Büro des Schuldirektors...", sie schluckte schwer und als sie weitersprach war ihre Stimme ein flüstern,"... der Wasserspeier sprang zur Seite und ließ mich ein."
Der Wasserspeier hatte die neue Direktion eingelassen, so viel verstand Black, er stand nun vor Minerva McGonagall, Direktorin von Hogwarts.
Sie ging auf ihn zu und schüttelte sachte den Kopf: "Sagen Sie, dass es nicht wahr ist!"
Black wandte beschämt den Blick ab, Mr Weasley oder Harry wären hier die richtigen Personen, nicht er. Aber McGonagall ließ nicht von ihm ab.
"Sagen Sie mir, dass es nicht wahr ist!"
"Es ist wahr, Direktorin", murmelte Black.
"SAGEN SIE DAS NICHT! ICH BIN NICHT DIREKTORIN VON HOGWARTS!! ICH BIN DOCH NUR STELLVERTRETERIN!" schrie sie ihn an und Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Das alles prallte an Sirius ab. Er mußte doch gehen, er hatte eine Aufgabe.
Doch McGonagall ließ ihn nicht, sie trat auf ihn zu und trommelte mit ihren Fäusten auf seine Brust ein.
"ICH BIN DAS NICHT!!" schrie sie dabei und dann leiser: "Ich bin doch nicht Albus. Ich bin doch nicht wie er..."
Sirius ließ den Kissenbezug sinken und nahm sachte die Hände der Direktorin, hielt sie fest. Sie schluchzte an seiner Schulter und murmelte unverständliche Worte in seine langen dunklen Haare. So sehr wie ihm die Zeit davon lief, er mußte zuerst das hier regeln. Vorsichtig, wie als ob man etwas sehr Zerbrechliches hielt, umarmte er die Frau und murmelte ihr beruhigende Worte zu.
"Es stimmt, Sie sind nicht wie er", flüsterte er.
Minuten standen sie so im Büro und nur das Schluchzen von McGonagall war zu hören. Sirius hielt sie nur fest und strich über ihren Rücken.
Die Zeit tickte unablässig.
"Direktorin ich muss gehen", flüsterte er in die Stille.
McGonagall nickte und ließ nun auch die Arme sinken. Wortlos reichte er ihr ein völlig durchweichtes und rußverdrecktes Taschentuch. Die Frau nahm es stumm an.
Sirius hob den Kissenbezug an und schloß das Geheimfach. Er ging zum Schreibtisch und holte dort noch zwei Bücher hervor.
"Hat er Ihnen das aufgetragen?" fragte McGonagall und beobachtete ihn ruhig.
"Ja hat er", antwortete Sirius wahrheitsgemäß.
Er durchsuchte noch die Kommoden und fand dort die verkleinerte Medizintasche von Albus Dumbledore. Sie sah unscheinbar aus und ein Muggel würde sie für einen Auto-Erste-Hilfe-Kasten halten.
"Sie werden Snape suchen gehen?" McGonagalls Stimme hatte ihre alte Stärke zurück erhalten, doch so ganz wollte die Trauer nicht daraus verschwinden.
Sirius stand nun vor ihr, noch ein kurzer Abstecher in seine Räume und er konnte losziehen.
Black murmelte: "Die anderen werden bald kommen. Ihnen geht es gut."
McGonagall strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Eine so vertraute und intime Geste und Sirius wusste, es würde das erste und letzte Mal sein, dass die Direktorin sich dazu hinreißen ließ.
"Ich werde denen sagen, dass Sie kurz nach Dumbledores Tod aus Schmerz und Gram verschwunden sind. Sie wollten niemanden um sich haben. Immerhin standen Sie sich ja nahe", sagte sie sanft.
"Kein Wort von Snape?" fragte er skeptisch.
"Nein, das würde nicht gut sein. Aber wenn die Luft wieder rein ist werde ich es Sie wissen lassen und Sie können zurück kommen. Wenn Sie den noch wollen", sagte sie und straffte die Schultern. "Nun los. In einigen Minuten werde ich die Schule zusammen kommen lassen und es ihnen erzählen. Dass ihr Direktor gestorben ist. Und Sirius! Keine Eulen, NICHTS!"
Black nickte, er verstand. "Viel Glück Direktorin!"
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Nun aber los!"

In seinen Räumen fand Sirius alles was er benötigte. Schnell zog er sich trockene Sachen an und warf sich einen altmodischen schwarzen Mantel um. Die Dokumente würde er im Wald verstecken. Sicher und geschwind packte er einen einfachen Rucksack. Pfeil und Bogen würde er zurück lassen, das würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. In der einen Hand die letzten Rollen von Hagrid und in der anderen den Bettbezug eilte er aus dem Schloß. Der helle Mond wies ihm den Weg. Vor Hagrids Hütte standen Firenze und das Einhorn. Der Zentaur sah zum Schloß hoch und in diesem Moment schlugen die Schulglocken Trauer. Black blieb bei ihnen stehen und warf einen Blick zurück.
Alle Wächter waren verschwunden als die Glocke ertönte.
"Der Direktor ist also tot?" fragte Firenze.
Sirius nickte und fragte sich warum der Zentaur wusste, dass die Glocke Albus und keinem anderen galt. Die Glocke hallte tief und dumpf über das Land. Klageschreie tönten aus dem Schloß und unterstrichen die surreale Geräuschkulisse.
"Sie gehen auf die Suche?" Der Zentaur ließ das Schloss nicht aus den Augen.
"Ja", antwortete Sirius knapp.
"Damals konnten wir Hagrid nicht begleiten. Er reiste mit Portschlüsseln." Firenze sah ihn immer noch nicht an.
"Ich habe keine Portschlüssel. Ich glaube auch kaum, dass die in nächster Zeit funktionieren." Sirius warf nun nervöse Blicke um sich.
"Nein das werden sie nicht. Kommen Sie, gehen wir." Firenze drehte um und das Einhorn folgte ihm in einem Meer aus Narzissen, Schneeglöckchen und Gänseblümchen.
Sirius öffnete den Mund um zu protestieren, ließ es aber dann doch bleiben. Der Zentaur würde schon merken, wenn ihn die ersten Muggel sahen, dass er nicht mitkommen konnte. Das gleiche galt für das Einhorn. Langsam und ohne Hast ließen sie das Schloß hinter sich. Schwarze Fahnen wurden aufgezogen und die Außenlichter gelöscht.
Der Wald hieß sie willkommen in Schwärze und Dunkelheit, umfing sie mit seiner Sicherheit und versteckte sie vor neugierigen Blicken.


In den Räumen der Auroren schlug plötzlich eine Anzahl magischer Geräte an. Sie zeigten ein Schloss, das sie bis dahin überhaupt nicht auf ihren magischen Karten gesehen hatten. Detektoren wiesen auf eine ehemalige große Konzentration an Magie hin. Noch während die Magier und Hexen auf die Karte starrten begann sich der Schutz rund um Hogwarts langsam zu verändern.
Peter Moray bekam von all dem nichts mit. Er hatte sich unter einem erfundenen Vorwand aus dem Hauptquartier geschlichen und war nach Hause zurück gekehrt. Er hatte viele Fragen und vielleicht fand er in seinem Gefangenen einige Antworten. Einige Stunden würde man ihn bestimmt nicht vermissen. Noch während er die geheime Treppe hinabstieg legte er sich seine Fragen im Geiste zurecht.

Die Auroren die nach Hogwarts geschickt wurden, erreichten erschöpft und völlig außer Atem das Schloß. Kein Wesen war ihnen begegnet. Jedoch fanden sie Hogwarts in voller Trauerbeflaggung und in Düsternis gehalten vor. Schülergruppen standen mitten in der Nacht zusammen und trauerten laut oder stumm. Lehrer versuchten das ihnen möglichste, sie gingen zu einzelnen Gruppen und sprachen mit den Schülern. Die Auroren wurden von den Schülern dabei mit Abneigung und als Eindringlinge betrachtet. Es war ihre Zeit der Trauer, nicht die der Auroren. Einzig allein Neville Longbottom wirkte erleichtert, ja beinahe so als ob man ihm Tonnen an Gewicht von den Schultern genommen hatte. Seine Eltern waren gerächt worden und Voldemort endgültig tot. Er zog überraschend viel Kraft aus dieser Tatsache und so half er den Lehrern bei ihrer Aufgabe der Trauerbewältigung der Schüler. Viele erinnerten später zurück, wenn sie an diesen Abend dachten, an den ruhigen und doch so stark wirkenden Neville Longbottom, der für jeden ein beruhigendes und tröstendes Wort hatte.

Der Schutz begann sich Stück für Stück aufzulösen. Endlich, nach dem auch die Auroren ihren ersten Schock und die Trauer überwunden hatten, nahmen sie mit dem Hauptquartier Kontakt auf. Sie berichteten was ihnen die neue Direktorin von Hogwarts gesagt hatte und dass man dringend dieses fremde Schloss aufsuchen sollte.

Im Land zogen die Auroren aus und suchten ihnen bekannte Todesserrefugien auf. Ein Teil der Getreuen Voldemorts begannen mit dem alten Lied, sie hätten es nie freiwillig getan, wurden dazu gezwungen. Andere sehr Treue begingen Selbstmord und man fand sie vergiftet oder verflucht in ihren Anwesen.


Am Ende des Verbotenen Waldes wo sich der Wald lichtete und in eine grüne Graslandschaft überging, traten drei Gestalten ins Mondlicht hinaus. Eine kleinere, dunklere sehr menschliche Gestalt, ein großes Etwas, halb Pferd halb Mensch, und eine Art von Pferd, fahl wieder Tod.



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