Geheimnisse

 

 

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Kapitel 46: Der Morgen danach


Der Traum ist der beste Beweis dafür,
dass wir nicht so fest in unserer Haut
eingeschlossen sind, wie es scheint.

Friedrich Hebbel



Sirius spürte nichts mehr. Die Kälte der Nacht war an ihm abgeprallt wie auch die Müdigkeit. Er ging mechanisch ohne recht zu wissen wohin er ging. Der Zentaur Firenze folgte im still und leise. Das Einhorn war wie ein Schatten und doch sehr auffällig mit seinem strahlend weißen Fell. Der Mond wanderte über den Himmel und hier und da heulte ein Hund auf. Kurz vorm Morgengrauen gingen die Lichter in den Muggelhäusern an und Straßenlaternen flackerten in den Dörfern. Sirius mied die Dörfer und Ansiedlungen der Menschen, auch auf der Flucht hatte er versucht nicht mit Muggeln in Berührung zu kommen. Nur selten hatte er sich in die Dörfer der Muggel getraut um Nahrung zu stehlen oder hier und da eine Neuigkeit aufzuschnappen.
Die Riemen des Rucksacks schnitten ihn in die Schultern und langsam meldeten sich seine Handgelenke die pochten und schmerzten. Er zog sich langsam an einen Waldrand zurück als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont lugten und die Schatten der Nacht vertrieb. Dort auf einer Bank ließ er sich nieder und sah mit leerem Blick auf das vor ihm liegende Tal. Eine Muggelsiedlung war am gegenüberliegenden Hang gebaut worden und auch dort brannten die ersten Lichter. Die Elektrizität war zurück gekehrt und mit ihr die Muggeltechnik.
Firenze ließ sich schwer ächzend neben Sirius auf dem Boden nieder und sah gleichfalls auf die Muggelhäuser.
Black nahm den Rucksack ab und kramte darin herum.
"Sie sollten Ihre Handgelenke verarzten", meinte Firenze nach einer Weile.
"Hm?" Sirius sah auf.
"Ihre Handgelenke. Die entzünden sich noch." Firenze griff nach dem Rucksack und holte geschickt die Arzneitasche hervor.
Woher wusste der Zentaur was sich hinter diesem unscheinbaren Ding verbarg?
Mit geübtem Blick suchte der Zentaur Mullbinden und eine Salbe heraus. Black ließ sich von Firenze verarzten, seine Finger waren doch zu klamm für diese feine Arbeit. Sicher und mit größter Vorsicht behandelte Firenze die Handgelenke, er fragte dabei nicht wie es dazu gekommen war. Sirius bezweifelte auch, dass er im Moment die Kraft oder die Nerven hatte es ihm zu erklären.
Das Einhorn graste ruhig vor ihnen die Blumen ab, die es zum Vorschein brachte.
Als der Zentaur fertig war, suchte Sirius die letzten Rollen von Hagrid heraus.
"Instruktionen von Hagrid", erklärte er dem Zentauren.
"Was schreibt er?" fragte Firenze und verpackte umsichtig die übrig gebliebenen Binden und Salben.
Black räusperte sich und las vor.

Der schlimmste anzunehmende Fall

Dumbledore ist tot und Snape verschwunden.

Zuerst KEINE PANIK! KEINE PANIK! Das bekommst du alles hin! Sei stark und lies genau.
Du wirst in den letzten Rollen Orte und Plätze finden, die ich aufgesucht habe, als ich Snape suchte. Erweitere sie um Orte, die dir logisch erscheinen und verliere um Merlins Willen KEINE ZEIT!


Sirius holte die besagte Rolle hervor und sie war mehrere Ellen lang. Firenze tat diese Liste mit einem Schnauben ab.

Ich habe so gehofft, dass Dumbledore das alles überlebt. Ich hätte es dem Direktor wirklich gegönnt, endlich in Frieden die Schule zu leiten. Aber es hat wohl nicht so sein sollen. Jetzt hat Snape seinen Herrn verloren und das wird noch ein Problem werden, ein sehr großes. Meist bedeutet es, wenn Snape verschwunden ist, dass er in keinem sehr guten Zustand ist. Du wirst all dein Wissen über Medizin und Heilung brauchen. Hier gilt, wenn du dir nicht sicher bist LASS ES! Mache keine Experimente, die können in diesem Fall böse enden.

Wenn er erfährt, dass Dumbledore tot ist wird er all deine Kraft brauchen.
Ich weiß wirklich nicht wie man ihm das am besten beibringen soll. Ich habe gehofft, dass es so weit wirklich nie kommt.

Mir bleibt nur eins zu sagen: viel Glück!

Hagrid


Sirius endete und rollte die letzte Nachricht zusammen. Mit dem Zentauren zusammen starrte er eine Weile vor sich hin. Die Augenlider fielen ihm zu und nur am Rande spürte er, wie ihn der Zentaur an seine warme Pferdeflanke zog.

Firenze beobachtete den Zauberer genau, die Übermüdung war ihm anzusehen und auch der Stress der letzten Stunden. So war es nur noch eine Frage der Zeit gewesen bis Black die Augen zufielen und er drohte vornüber zu kippen. Geschickt im Umgang mit Menschen fing der Zentaur ihn auf und zog ihn nahe an sich heran. Es war kühl und ein kranker Black nützte Snape nicht viel. Mit stillen Gesten bat er das Einhorn sich dazu zu legen. Zwei warme Leiber waren besser als einer. Mit einem Grummeln rollte sich Black zusammen und drückte sich eng an Firenze. Einige Stunden Schlaf würden bestimmt nicht schaden, überlegte der Zentaur und band die Decke vom Rucksack ab.

***



Peter Moray besah sich Snape genau. Müde und erschöpft hing er mehr in den Ketten als dass er stand. Vielleicht hatte er ja heute mehr Erfolg. Er brauchte den Erfolg, allein schon um seinen Seelenfrieden zu finden und dann, ja dann, konnte er auch den Todesser endlich den seinen übergeben. Leise summend ging er zu den Folterwerkzeugen und entfachte nebenher in einer der Feuerstellen ein Feuer. Er hatte genug mit Flüchen und Zauberei die letzte Zeit verbracht. Etwas Handfestes mußte her und er griff nach einer Art großen Zange und legte sie in das Feuer. Heute keine Flüche, es würde zwar furchtbar stinken und ihm mehr Mühe bereiten, doch das war es ihm wert. Die leeren, schwarzen Augen von Snape verfolgten jede seiner Bewegung. Als sein Gefangener erahnte was bald kommen würde, klirrten die Ketten leise.
'Ja ja bereite dich ruhig darauf vor', spottete Moray und wendete die Zange geschickt, 'es wird dir nicht viel nützen.'

Snape begann zu zittern. Keine Flüche, nein eher Muggelfolter, und die war manchmal genau so schlimm wie die der Verbotenen Flüche. Damit konnte er besser umgehen als mit den altmodischen Methoden, denn diese griffen den Körper mehr an als die Seele und waren schwerer zu verkraften. Sie konnten auch nachhaltige Schäden hinterlassen, die kein noch so guter Heiler behandeln konnte, sein Körper sprach hierbei Bände.
Moray nahm die Zange nun aus dem Feuer, sie glühte rot und spöttisch warm. Irrwitzigerweise versuchte Snape zurück zu weichen, was natürlich nicht gelang. Die Augen von Moray glühten nicht mehr verrückt, nein sie waren kühl, sehr kühl und logisch. Wo konnte er hier seinen Kristall verstecken? Wo konnte er ihn hier bewahren? Moray kam näher und näher...

Der Schutz wurde vom Kristall gerissen bis er nackt und bloß dem Schmerz und der Hitze ausgeliefert war. Kleine Splitter brachen ab, kaum größer als Staubkörner, aber sie fehlten im Ganzen. Waren für eine lange sehr lange Zeit verloren, bis sich jemand die Mühe machen würde, sie wieder zusammen zu setzen. Doch was der Besitzer des Kristalls nicht wußte, all jene die es jemals getan hatten waren tot. Die einzige Person, die übrig war, wußte nicht wie man Kristalle neu schmiedete und verlorene Teile fand. Wußte nicht von dem schwierigen Verfahren des Reparierens oder wie man vernichtete Teile ersetzte ohne noch mehr Schaden anzurichten. Dieser Kristall war schon so oft zerbrochen und wieder zusammen gesetzt worden, dass von der ursprünglichen Form nichts mehr geblieben war. Viele Personen und Ereignisse hatten hier ihre Spuren hinterlassen, zum Guten oder auch zum Schlechten.

***



Sirius schreckte hoch, er glaubte Feuer zu riechen und sah sich hektisch um. Doch da war kein Feuer. Verwirrt strich er sich die Haare aus dem Gesicht und sah vom Einhorn zu dem Zentauren. Ohne Worte reichte Firenze ihm den Rucksack. Für diese Suche brauchten sie nicht viel Verständigung, denn allen war das Ziel bekannt. Mit einem Ächzen stand Black auf, klopfte sich den Staub aus dem Mantel und schwang den Rucksack auf den Rücken. Das Einhorn stand eleganter auf und hob witternd den Kopf. Der erste Punkt auf Hagrids Liste lag nicht weit und dort würden sie sich zuerst umsehen. Vielleicht fanden sie auch einen Anhaltspunkt, irgendetwas wonach sie Ausschau halten konnten.

***



In Hogwarts wurde McGonagall von allen Lehrern als vorrübergehende Direktorin anerkannt, bis der Schulrat sie bestätigen würde. Denn jedem war klar, dass sie Direktorin bleiben würde, kein anderer traute sich zu, die Schule nach diesem Fiasko zu leiten. Dazu hatten die anderen zu viel Angst und einige auch zu wenig Charakterstärke.

Die Auroren trafen im Versteck von Voldemort ein und fanden eine traurige aber nun überraschend gefasste Gruppe von Magiern und Hexen vor. Wenige Minuten später wusste das ganze Ministerium, dass Albus Dumbledore tot war. Als ob dies ein Signal war, brach der Schutz von Gryffindor endgültig zusammen. Das Flohnetzwerk tat wieder seinen Dienst und auch apparieren war wieder außerhalb der normalen Grenzen möglich. Das Schloß war nur noch von den üblichen Flüchen geschützt. Doch zum Erstaunen und auch Ärgernis gingen die Portschlüsseln immer noch nicht.

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