Geheimnisse

 

 

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Kapitel 47: Rückschläge


Wer weiß denn, ob das Leben nicht
Das Totsein ist und das Totsein Leben?

Euripides



Es war eine kalte und düstere Höhle, in die sie Hagrid zuerst geschickt hatte. Firenze und das Einhorn konnten Sirius kaum folgen, so eng war der Einstig. Doch die magischen Wesen weigerten sich Black allein die Höhle gehen zu lassen. Firenze erklärte, daß sie unweit eines alten magischen Platzes lag, einem Ort wo schon früher große Schlachten zwischen Hell und Dunkel geschlagen worden waren. Während der Magier versuchte nicht zu fallen, lauschte er den Erzählungen des Zentauren. Firenzes Stimme hatte hier unten etwas beruhigendes an sich und vertrieb auch die Schatten. Es erklangen alte Heldensagen in den Stollen und gerade als Firenze beim furiosen Finale ankam endete der Gang in einer großen Höhle. Verblüfft sah sich Sirius um, die Muggeltaschenlampe, die er bei sich hatte, funktionierte und warf ihren kläglich kleinen Lichtstrahl in die Dunkelheit. Es war eine wahre Höhlenkathedrale und Muggelforscher hätten hier bestimmt ihre wahre Freude. Wellen aus gewachsenem Kalk zierten die Wände und ein riesiger Stalaktit verschmolz seit Jahrhunderten mit einem Stalagmit und bildete so eine gigantische Säule in der Mitte des Raumes.
"Das müßte fast so groß sein wie die Große Halle oder?" fragte Firenze und sah sich um.
"Nein", widersprach Black, "nicht ganz so groß."
Das Einhorn ging umher und dabei strahlte es sein eigenes fahles Licht aus. Schnuppernd trabte es umher und schien jede Ecke abzusuchen. Warum hatte Hagrid sie hierher geschickt? Das hier war nichts weiteres als ein phantastisches Naturgebilde. Leicht frustriert schickte Sirius den Lichtstrahl seiner Taschenlampe auf die Suche. Strahlte kleine silberscheinende Seen an, kleine Stalagmiten, die wie gefrorene Grashalme in die Luft ragten. Der tanzende Lichtstrahl blieb an alten rostigen Ketten und Eisenringen haften. Doch kein so friedlicher Ort.
Der Lichtstrahl schien nun auch menschliche Knochen an.
Firenze legte eine Hand auf Sirius' Schulter. "Gehen wir, hier ist er nicht."
Schwer nickte Black und stolperte aus der Höhle.

An der frischen Luft angekommen, strich Black den ersten Ort aus seiner Liste. Skeptisch betrachtete er die vielen Namen und Orte auf dem Pergament.
"Es sind so viele", murmelte Firenze, der ihm über die Schulter blickte.
"Hm." Sirius nickte.
"Wir sollten vielleicht einige Orte nicht aufsuchen, das Suchfeld einschränken", schlug der Zentaur vor.
Mit skeptischem Blick hob Sirius die Liste an. "Und welche? Und was ist wenn Snape dann genau an diesem Ort ist?"
Firenze schwieg.
Erschöpft und genervt rieb sich Sirius die Augen. Das bisschen Schlaf hatte ihm nicht viel gebracht. Langsam kam die Erschöpfung vom Kampf und legte sich bleiern auf seine Glieder. Er steckte das Pergament ein.
"So kommen wir auf alle Fälle nicht weiter", stellte Firenze fest und stemmte die Hände in die Hüften, "auch nicht als Hund."
Sirius seufzte und straffte die Schultern, der Rucksack war schwer. "Wird schon gehen."
"Geben Sie mir den Rucksack", verlangte Firenze und winkte ungeduldig.
Einmal mehr fragte sich woher Zentauren ihre Kraft nahmen. Gehorsam gab Black den Rucksack weiter und während Firenze ihn schulterte gab er einige seltsame Schnaubgeräusche von sich. Das Einhorn kam langsam näher und beäugte Black skeptisch.
"So geht's schneller", murmelte der Zentaur, griff einfach Black unter die Arme und hob ihn an.
"Moment. HALT FIRENZE!" wehrte sich Black, wollte der Zentaur auch noch ihn tragen?
Doch Firenze hatte anderes vor, er hievte den Magier auf das Einhorn. Wie zu einer Eisstatue erstarrt saß Black auf dem magischen Wesen. Nur nicht bewegen, sagten ihm seine Instinkte. Das Einhorn wandte den Kopf und schnupperte an seinem Schuh. Einhörner mochten keine Männer, sie mochten junge Mädchen, am besten noch Jungfrauen und Sirius war nichts von beidem.
"Es wird Sie nicht abwerfen. Halten Sie sich fest", munterte der Zentaur ihn auf.
"Das ist ein Einhorn Firenze! Ein EINHORN! Die lassen keine Menschen auf sich reiten und erst recht keine Männer. Frauen vielleicht mal in hundert Jahren! Warum tragen Sie mich nicht?" flüsterte Sirius und wagte sich immer noch nicht zu rühren.
"Oh ich weiß sehr wohl was Einhörner bevorzugen. Aber das ist kein normales Einhorn und es ist sich der Notwenigkeit bewußt. Und ICH trage schon den Rucksack", erklärte Firenze ihm mit Zentauren-Logik.
Das Einhorn sah ihn einfach an und Sirius konnte sich in diesen unergründlichen Augen fast verlieren.
"Haben Sie Mut", flüsterte Firenze und führte nun langsam die Hände von Sirius an die dichte seidige Mähne des Einhorns.
"Sie achten auf uns in der Muggelwelt und wir auf Sie solange wir noch hier draußen sind." Mit großer Behutsamkeit schloß Firenze die Hand von Black um die Mähne.
So weich und leicht, wie flüssige Seide fühlte sich die Mähne zwischen seinen Händen an. Wunderbar!
"Man wird uns sehen", zweifelte der Magier.
"Warten Sie ab", lächelte der Zentaur.
Langsam setzte sich das Einhorn in Bewegung. Elegant schritt es voran und Sirius hatte das Gefühl, in einem Frühlingswind zu reiten. Die Luft roch um ihn herum nach Blumen und frischem Gras. Es war ihm auch wärmer. Verblüfft sah er den Zentauren an. Das Einhorn schwebe mehr über den Boden als dass es trat. Black kam sich vor wie auf einer weichen warmen Wolke. Verzückt lachte er auf und der Knoten der Trauer in ihm weichte etwas auf. Ja, so konnte man einen Menschen suchen und sogar vielleicht Erfolg haben.
"Wohin jetzt?" fragte Firenze und tänzelte um sie herum.
"Ein altes Anwesen." Black zog das Pergament Stück unter seinem Mantel hervor.
Mit einer Hand hielt er immer noch die Mähne fest. Das Einhorn fiel in einen leichten Trab.

***



Moray ließ nicht locker, doch Snape schien genau so verwirrt wie er über die momentane Situation in Hogwarts zu sein. Intelligente Flüche? Nein, die kannte er nicht. Auch wenn der Todesser darauf nicht direkt antwortete, dieser Bastard schwieg beharrlich. Doch die Augen, ja die Augen erzählten Moray alles. Snape hatte sich nie mit dieser komplizierten Wissenschaft auch nur im Ansatz beschäftigt. Diese Flüche waren ihm fremd. Frustriert stellte der Auror fest, dass in diesem Fall sein Wissen größer war als das von Snape.
Frustrierend.
Einfach frustrierend!
Er heizte das Feuer an und griff nach einem weiteren Werkzeug. Keine Antworten, keine Befriedigung. Warum war sein Gefangener so stur? Hoffte er, dass er mit dieser Reaktion Moray dazu bringen würde über die Grenze zu gehen? Hoffte er wirklich, dass sich Peter Moray so weit gehen lassen würde, den endgültigen tödlichen Fehler zu begehen? War dieser Todesser wirklich so dumm?
Innerlich schüttelte der Auror den Kopf, nein so dumm war er, Peter Moray, nicht. Dafür war ihm Snape im Moment noch zu wertvoll und ihm ein zu guter Zeitvertreib.

Morays Kerker waren sehr gut abgeschirmt, so fand ihn auch die Eule mit einer dringenden Nachricht von Ministerium nicht. Das Tier ließ den Brief auf den großen Esstisch fallen und flog zufrieden in den Tag. Der Brief befahl Moray sofort und umgehend ins Ministerium zu kommen. Denn das Ministerium schickte im Moment alle Auroren auf Todesserjagd und konnte niemanden entbehren.

***



McGonagall saß im Stuhl der Direktorin von Hogwarts, mit rot unterlaufenden Augen lauschte sie den Berichten von Harry Potter und seinen Begleitern. Sie hatten Dumbledore zurück nach Hogwarts gebracht. Der ehemalige Direktor war von seinen tödlichen Lasten befreit worden und Pomfrey schrie jeden in Grund und Boden, der es auch nur wagte daran zu denken, den alten Direktor in irgendeine pathologische Anstalt zu bringen. So wagte kein Auror und kein Heiler vom St. Mungos Krankenhaus Hand an Albus Dumbledore zu legen. Pomfrey war schützend neben der Bahre gelaufen, die Hermine vor sich her hatte schweben lassen.
In diesem Moment kümmerte sich die Heilerin von Hogwarts darum, dass Albus Dumbledore gewaschen und ordentlich gekleidet wurde. Sie tat es allein nur im Beisein der Geister, die ihre Klagelieder sangen, um der Seele des Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.

Die neue Direktorin lauschte weiter und auch dem was Harry Potter über Gryffindor sagte. Der alte Geist war allem Anschein nach zurück in den Hut geschlüpft um auch folgenden Generationen in größter Not beizustehen.
"Warum ist er dann nicht in den Dunklen Jahren gekommen?" fragte McGonagall und ihre Stimme hat in diesen Stunden viel an Schärfe verloren.
"Ich glaube ihm fehlte der richtige Körper und Geist", mutmaßte Harry und reckte dabei den Kopf stolz.
Überhaupt sahen viele Gesten dem Jungen gar nicht mehr ähnlich. Das leichte elegante Kopfneigen wenn er lauschte, und den beobachtenden Blick, wenn er sein Gegenüber einschätzte. Gryffindor hatte dem Jungen viel gelassen: Alter und auch eine Spur unübertroffener Eleganz.
Mr Weasley, der seinen gebrochenen und ausgerenkten Arm in einer Schlinge trug, fragte leise: "Wann wird Dumbledore beerdigt?"
"In zwei Tagen. Wir baren ihn in der Großen Halle auf. Ich glaube jeder, der in kannte, sollte das Recht haben, sich von ihm zu verabschieden", antwortete die Direktorin.
Eine Weile herrschte Stille und alle schienen über das Gesprochene nachzudenken.
"Was Sirius Black angeht....", begann McGonagall, alle sahen sie erwartungsvoll an, sie wußten um seinen Auftrag Snape zu suchen, "...ich glaube wir alle sollten hier das gleiche erzählen."
Einheitliches Nicken und zustimmendes Gemurmel.
"Ich habe den Auroren gesagt, dass er aus Gram und Trauer verschwunden ist, er wollte niemanden um sich haben und ist in den Verbotenen Wald gegangen. Kein Wort von Professor Snape. KEINES!" schärfte sie ihnen ein. "Im Moment wäre die Situation zu gefährlich für ihn. Auch habe ich Black geraten für einige Zeit unterzutauchen, sollte er ihn finden."
Alastor Moody nickte und murmelte durch seinen Gesichtverband: "Das hört sich logisch an."
"Gut, würden Sie mich dann entschuldigen? Ich habe eine Beerdigung zu organisieren und glaube auch, dass einige andere im Schloß wieder froh sein werden, Sie alle lebend zu sehen." Dabei warf McGonagall einen wissenden Blick auf Mr. Weasley und seinen Sohn.
Mrs Weasley war beinahe einem Tobsuchtsanfall erlegen als McGonagall NUR die Gruppe rund um Dumbledore sprechen wollte. Die zwei Weasleys hätten es in den nächsten Stunden am schwersten.
Harry Potter rief sie nach: "Und Potter. Kein Wort von Gryffindor. Für einige würde es sich zu verrückt anhören."
Der Junge sah sie über die Schulter an und nickte kaum merklich.
McGonagall wußte, diesem Magier konnte sie nichts mehr beibringen, er hatte alles gesehen und noch mehr gehört.


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