Geheimnisse

 

 

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Kapitel 53: Alte Feinde, neue Freunde


Der Feind meines Feindes ist mein Freund.

Altes Sprichwort



Pater Walser kochte ihnen alle Tee und brachte dem Einhorn einen Eimer mit klarem sauberem Wasser. Sirius und Firenze brachten es fertig, mit größter Vorsicht die Verbände von Snape zu wechseln. Snape wachte nicht wieder auf und zu Sirius Besorgnis verbesserten sich weder Puls noch Atmung groß, trotz der Ruhe, die der Todesser nun hatte.
Pater Walser reichte Sirius eine Tasse Tee und setzte sich ihm gegenüber in einen weichen Sessel.
"Sie sind also Zauberer?" fragte der Pater ruhig.
Sirius seufzte und nickte. Es hatte keinen Zweck das bereits Bekannte hinauszuzögern oder noch einen erbärmlichen Versuch zu starten es zu vertuschen. Er hatte zuviel mit Firenze geredet und der Zentaur war selber der lebende Beweis für etwas Zauberhaftes.
"Warum verstecken sich die Zauberer vor uns? Und wo ist Ihr Zauberstab?" fuhr Pater Walser seine Fragestunde fort.
"Sie würden von uns verlangen alle Ihre Probleme zu lösen und ich glaube Sie wären enttäuscht zu erfahren wie viel wir nicht schaffen", murmelte Sirius in seine Tasse. "Und meinen Zauberstab habe ich verloren."
Firenze hatte sich auf dem Boden neben Sirius niedergelassen und diente diesem als Lehne. Irgendwie hatte es Black nicht fertig gebracht sich auch auf den freien Sessel zu setzen. Das wäre einfach zu weit weg von Snape gewesen und er wollte den Verletzten im Auge behalten.
"Von Menschenrechten scheinen Sie ja nicht viel zu halten", grummelte Pater Walser und warf einen besorgten Blick auf Snape.
Sirius lachte bitter auf. "Wem sagen Sie das!"
"Ich schätze auch, dass nicht alle Zauberer gute Zauberer sind", spann Walser seine Gedanken weiter.
"Sagen wir es so Pater. Stellen Sie sich Ihre Welt nur doppelt vor, mit dem einzigen Unterschied, dass es dort Magie gibt. Auch wir haben schwarze Schafe, die einigen sind mehr in die schwarze Magie verstrickt und die anderen weniger." Sirius sah in seine halbleere Tasse während er dies sagte.
"Und zu welcher Seite gehört er?" Walser zeigte auf Snape, der bleich und eingefallen auf dem Sofa lag.
"Ich glaube er gehört auf keine Seite, weder hell noch dunkel..." Sirius stockte, genauer gesagt hatte er nie genau darüber nachgedacht auf welche Seite Snape gehörte.
"Er war schon immer ein Grenzgänger", sagte Firenze in seiner volltönenden Stimme. "Snape überschritt immer wieder Grenzen, kehrte aber am Ende immer wieder auf die helle Seite zurück."
Das Einhorn lief im Flur unruhig auf und ab. Das Klappern der Hufe war wegen dem dicken Teppichboden kaum zu hören. Eine Weile lauschten sie dem magischen Wesen. Innerlich hoffte Sirius, dass Pater Walser nicht mehr erfahren wollte, überhaupt wußte der Muggel schon so viel, noch mehr würde der Mann wohl kaum verkraften. Noch während Sirius seinen Gedankengängen nachhing wurden diese von dem Muggel unterbrochen.
"Wissen Sie, ich habe auch einmal einen recht ungewöhnlichen Mann kennen gelernt", murmelte Walser, nachdem er seine Tasse geleert hatte. "Er sprach auch von einer Person, die Probleme hatte, auf die schiefe Bahn geriet und sich umbringen wollte wegen all der Fehler die er begangen hatte. Aber dieser Mann, ach wie hieß er doch gleich? Nun ja, er hatte den anderen aufgehalten und seitdem hat er vielen Personen das Leben gerettet..." Walser schenkte sich eine weitere Tasse ein.
Sirius wurde hellhörig und richtete sich etwas auf. Walser wirkte sehr verärgert, dass er sich nicht mehr an den Namen erinnern konnte, nach kurzer Zeit jedoch hellte sich sein Gesicht auf. "Jetzt erinnere ich mich! Er hieß Albus Dumbledore."
Klirr
Firenze hatte die Teetasse fallen lassen und das Auf- und Abgelaufe des Einhorns hatte gestoppt. Sirius war bleich geworden und starrte den Pater entgeistert an.
"Ich sehe Sie kennen ihn!" sagte Walser fröhlich.
"Sie kannten Albus Dumbledore?!" fragte Sirius verblüfft.
Was bei allen Feuergeistern hatte Dumbledore bei einem Pater verloren?
"Nur kurz, er schien sich wie Sie in meine Kirche verirrt zu haben." Walser lächelte bei den Gedankengang. "Ich werfe selten Menschen aus der Kirche, auch wenn sie recht ungewöhnlich aussehen und dazu ungewöhnliche Begleiter haben."
Sirius sah wieder an sich herunter, okay normal sah er auch nicht aus. Die Worte von Walser hatten bestätigt was Hagrid oft angedeutet hatte. Snape war mehr als einmal bereit gewesen Selbstmord zu begehen und nur Zufälle hatten ihm bis jetzt das Leben gerettet. Nachdenklich sah er zu Snape; wollte er, Sirius Black auch sein Überleben nur Zufällen verdanken? Nein! Er hatte sein Leben immer selbst in die Hand genommen, so weit es ihm möglich gewesen war.
‚Aber was tust du wenn du dir selbst nicht gehörst?', sagte eine kleine Stimme in seinem Kopf.
"Leider habe ich ihn nur einmal getroffen. Wie geht es Mr. Dumbledore?" Erwartungsvoll sah der Muggel sie an.
Sirius stellte sicher, dass Snape auch wirklich nicht bei Bewusstsein war und antwortete betrübt:" Er ist gestorben, vor ein paar Tagen."
Das Lächeln auf Walsers Gesicht erstarb. "Tod?"
Firenze nickte traurig und das Einhorn, welches durch die Tür lugte, ließ den Kopf hängen. Das strahlende Leuchten war stumpf geworden, obwohl die Sonne hell genug durch die Vorhänge schien.
"Das tut mir leid", stammelte Walser und sammelte die Scherben von Firenzes Tasse auf.
"Er schickte mich auf die Suche nach ihm." Sirius zeigte mit dem Daumen auf Snape.
"Sie hatten Erfolg." Walser warf die Scherben weg und reichte Firenze eine neue Tasse.
"Ja. Ich hatte Erfolg", murmelte Sirius und fuhr sich mit beiden Händen durch die langen verfilzten Haare.
Bei Merlin, war er müde.
Kurz darauf verschwand der Pfarrer aus dem großen Wohnzimmer und kam mit einem Arm voll Decken zurück.
"Wenn Sie wieder Nachts reisen, sollten sie jetzt versuchen etwas zu schlafen." Er verteilte die Decken und schuf nahe dem Kamin ein Deckenlager für das Einhorn.
"Das geht nicht, ich muss doch auf ihn achten." Sirius schob die Decke zurück.
Walser nickte. "Wie Sie wollen, aber bitte nehmen Sie die Decke. Sie sind selber eiskalt."
"Womit haben wir Sie verdient, Pater?" murmelte der ehemalige Gefangene von Askaban müde.
"Ich weiß nicht." Der Muggel zuckte mit den Schultern. "Es ist mein Job verstehen Sie? Für andere da zu sein und mit ihnen zu reden."
"Gehört auch dazu, dass man Fremde aufnimmt?" Sirius breitete die Decken aus.
"Manchmal", murmelte Walser und zog ein dickes Buch heraus.

Sirius saß ruhig auf den Boden und wartete auf den Abend. Das Einhorn sah in den Decken aus wie eine Schneeflocke auf dunklem Grund. Firenze lag wie tot auf dem Boden, aber die Augen waren weit geöffnet und das Schattenspiel der Bäume, das durch die Gardinen fiel, schimmerte in den großen blauen Augen. Es lag eine friedliche Stimmung im Raum und eine himmlische Ruhe. Wenn man von dem leicht gefährlichen Rasseln von Snape absah. Pater Walser blätterte leise in seinem Buch und warf dann und wann einen Blick auf seine Gäste.

***



Im Ministerium bemerkte man inzwischen das Fehlen von Peter Moray und der Leiter der Auroren-Abteilung wurde langsam wütend. Nicht nur dass sie seit einigen Tagen fast im 24 Stundeneinsatz waren, NEIN, jetzt verlangte dieser Peter Moray auch noch eine Sondereinladung um zur Arbeit zu erscheinen. Der Leiter war mehr als zornig, sie hatten Moray schon einmal eine Nachricht geschickt und auch auf die zweite hatte dieser nicht reagiert. Für wen hielt sich Moray eigentlich? Ok, von einigen Auroren, gerade von den Älteren, wurde er als Idealperson eines Auroren angesehen. Unbarmherzig gegenüber Schwarzmagiern und mit einem Instinkt, mit dem er sich fast schon mit Mad Eye Moody messen konnte. Seufzend goss sich der Zauberer eine Tasse Tee ein. Mad Eye. Noch ein Problem. Der alte Auror war bei dem mysteriösen Tod von Voldemort dabei gewesen und mischte trotz seines Alters jetzt kräftig mit. Er ging auf die Jagd nach Todessern wie zu seinen besten Zeiten, und wie damals war die Auroren-Gruppe von Mad Eye eine der Besten im Moment. Für viele der Jüngeren war der alte Auror anfangs unheimlich gewesen, jetzt waren alle froh, auf die Erfahrung und das Wissen zurückgreifen zu können.
"Verrückte Zeiten", murmelte der Leiter der Auroren-Abteilung und trank seinen Tee so lange er noch warm war.

***



Der Abend nahte und der ungewöhnliche Besuch von Pater Walser war dabei aufzubrechen. Firenze trug sachte den Verletzten und Sirius schüttelte dem Muggel die Hand.
"Ich danke Ihnen Pater Walser." Und Sirius meinte es aufrichtig, er war diesem Muggel wirklich sehr dankbar.
Die Ruhe hatte allen gut getan.
"Wenn Sie können lassen Sie von sich hören. Ich würde gerne wissen wie es Ihnen allen geht." Walser machte eine Handbewegung die alle einschloss.
"Wenn die Zeiten sicherer sind bestimmt", sagte Sirius.
Vorsichtig öffnete der Pater das große Kirchenportal und trat heraus, mit einer Handbewegung bedeutete er dem Zauberer und dem magischen Wesen, ebenfalls heraus zu kommen. Wie ein Schatten huschten sie aus der Kirche und verschwanden wenig später um eine Häuserecke.
Pater Walser schüttelte den Kopf. "Verrückte Zeiten."

Sirius wußte genau wo er hin wollte. Firenze hatte nicht gefragt wo ihr Ziel lag und das Einhorn konnte nicht sprechen. In der Abenddämmerung war es ruhiger auf den Straßen, und weil weniger Personen unterwegs waren konnten sie geschickter den Auroren- und Zauberergruppen ausweichen. Oft fand er seine Hand ruhig auf dem Einhornhals liegen wenn er gerade um eine Ecke lugte.
"Wie weit noch?" fragte Firenze als sie gerade durch einen kleinen Park liefen.
"Nicht mehr weit, er wohnt nahe dem Park." Sirius suchte die Häuserschluchten nach dem sonnengelben großen Haus ab.
"Eine Frage Black, wohin gehen wir genau?" Firenze verlagerte leicht das Gewicht von Snape in seinen Armen.
"Warten Sie es ab Firenze", murmelte Black und sah das sonnengelbe Haus im schwachen Schein der Straßenlampen, fast hätte er es übersehen.
Er bog scharf nach links ab und ging direkt darauf zu. Es war ein großes altes Gebäude mit großen Fenstern und einer kleinen aber imposanten Eingangstreppe. Hier und da bröckelte zwar etwas Putz ab und auf einer Seite gab es einen kleinen Hof wo die Mülltonnen der umliegenden Nachbarschaft standen, dennoch schien der Besitzer des Hauses sich große Mühe zu geben alles gepflegt zu halten. Der Hof mit den Mülleimern war besenrein und kein Müll sammelte sich in den Ecken. Dennoch zerstörte der leicht bröckelnde Putz die perfekte Illusion und die Kupferrohre hinterließen einen grünen Schatten auf der sonnengelben Farbe des Hauses. Die Straßenlampen leuchteten das Haus nur schwach an und wenn Sirius sich dem Park zuwandte, so war dieser wie ein großes schwarzes Loch. Ihm wurde kalt.
Geschickt stieg Firenze nach Sirius die kleine Treppe hoch. Das Einhorn überwachte die Straße. Black holte tief Luft und schlug dreimal kräftig mit dem Türklopfer an. Der Zentaur beäugte skeptisch das Türschild.
"Das ist nicht Ihr Ernst!" raunte das magische Wesen verblüfft.
"Das ist mein Ernst!" murmelte Sirius und wartete geduldig.
"Aber er gehört zu denen!" sagte Firenze entrüstet. "Er war sogar Ihr Feind."
Sirius lächelte den Zentauren an. "Aber er war auch Voldemorts Feind, UND Dumbledore vertraute ihm!"
Geräusche kamen aus dem Haus, jemand näherte sich der Tür. Doch es war kein normales Geräusch, man hörte dazwischen immer wieder das Klong-Klong eines Holzstocks oder Beines. Mehrere Schlösser wurden geöffnet und als die Tür aufging, lächelte Sirius Black sein Gegenüber an. "Hallo Mad Eye."



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