Geheimnisse

 

 

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Kapitel 64: Eulen


Von allen traurigen Worten,
die je gesprochen oder geschrieben wurden,
sind die wohl traurigsten: "Es hätte sein können!"

Unbekannt



Es kostete Moody all seine Überredungskünste und Kraft, seine Kollegen ruhig und ohne großen Protest aus dem Ministerium zu schleusen. Vor Zorn und Enttäuschung zitternd standen die drei Auroren nun mitten auf einem Muggel-Bürgersteig mit Aktenkisten in den Armen. Die vorbeikommenden Muggel sahen sie irritiert und verständnislos an.
Moody stellte seine Kiste auf Erawins ab und holte tief Luft. Was nun kam bedurfte einer genauen und langen Planung und davor musste er Sirius die versprochene Medizin schicken. Seine Freunde atmeten schwer und die Zornesröte stand ihnen im Gesicht - was Isa ein wahrlich monsterhaftes Aussehen verlieh.
"Bringt die Akten zurück in Morays Haus, Erawin versiegle wieder die Kerker. Wir treffen uns in vier Stunden im Cafe Aldebaran nahe Kings Cross", raunte Moody.
Sein Gegenüber blinzelte verwirrt. Damit hatte keiner von ihnen gerechnet, eher mit einer wütenden Ansprache.
"Was? Warum? Wohin gehst du?" fragte Isa verwirrt, ihr Zorn schien wie weggeblasen.
"Ich habe noch was zu erledigen, bis in vier Stunden!" Mit diesen Worten verschwand Alastor wieder im Ministerium.
Mit offenen Mündern sahen die zwei alten Auroren Moody nach.
"Versteh einer Mad Eye", flüsterte Erawin, balancierte die neue Kiste aus und suchte sich ein ruhiges Plätzchen zum Apparieren.
Isa ging hinterher und schüttelte nur den Kopf.

Mad Eye ging so unauffällig wie nötig zur ersten Hilfestation der Auroren. Er war einer der Ersten gewesen, die diese Institution für Auroren angeregt und mit eingebaut hatte. Er hatte einfach zu viel gesehen und manchmal war der Weg zu St. Mungos doch sehr weit. Leise glitt er in den kleinen aber doch sehr sauberen Raum, eine Hexe mit weißen Haaren sah auf und lächelte matt.
"Mad Eye mich überrascht es dich hier zu sehen", sagte sie und ihre Stimme klang dabei wie ein warmer Windhauch.
Vor seinen Augen verschwamm ihre Form leicht als sie sich gestattete ihre menschliche Form abzulegen und nun als lichte Gestalt vor ihm schwebte.
Leise sang Mad Eye mit seiner rauen Stimme einen Willkommensgruß.
Er hatte damals einer der letzten großen Feen hier eine Zuflucht verschafft, einem fast engelsgleichen Wesen mit einer überirdischen Stimme. Teile ihrer Existenz waren für einige Zauberer mehr als Gold wert, denn sie verlängerten das Leben um Jahrhunderte. Die Jagd, die gierige Zauberer auf sie gemacht hatten, hatte nur wenige überleben lassen. Moody war es auch gewesen, der ihr den Trick gezeigt hatte ihre Form zu verändern, und Auroren waren zu dankbar überhaupt jemanden zu haben, der sich schnell und ohne Vorbehalte um sie kümmerte. Mad Eye hatte das seinige hinzu getan und diesem Wesen in seiner neuen Form eine Vergangenheit zu geben. Dies war ein sicherer Platz für dieses Wesen und seinen Fähigkeiten, Verletzungen schnell zu erkennen.
Leise sang es eine Frage und Mad Eye antwortete genau so leise. Ein Vorbeigehender hätte gemeint, dass nur ein laues Lüftchen durch die Gänge strich. Wenig später hatte Moody die Medikamente in den Händen und die Frau mit den weißen Haaren sah ihn an.
"Warum kommt derjenige nicht her?" frage die Frau melodisch.
"Im Moment ist es zu gefährlich", raunte Moody.
Die Frau nickte bedächtig und hob warnend die Hand. "Aber vorsichtig mit der Dosierung, Mad Eye. Eine zu hohe Dosis könnte einen geschwächten Menschen umbringen." Mit diesen Worten entließ sie ihn.
Der alte Auror nahm eine der Eulen des Ministeriums, die für die tägliche Post verwendet wurden, und schickte sie los. Jetzt musste er nur noch eine bestimmte Person finden. Wobei, wenn er ehrlich mit sich war, wusste er schon ungefähr wo sie zu finden war. Mit einem schiefen Lächeln auf dem Gesicht machte er sich auf den Weg.

***



Die Eule flog unbekümmert durch ein offenes Fenster und ließ das Päckchen in den Schoß von Sirius Black fallen. Für die Eule waren Personen egal, sie hatten ihre Aufgaben und sie übernahmen sie gerne. Die Zauberer gaben ihnen dafür Nahrung und Obdach und überhaupt fand man auch die eine oder andere nette Eulendame oder Eulenherr, um eine Familie zu gründen. Von all dem wußte Sirius Black nichts, er sah nur völlig verdattert auf das Päckchen. Er war gerade dabei gewesen den leeren Suppenteller wegzustellen, als die Eule angekommen war. Er saß auf den weichen Grasboden in Mad Eyes Haus, ihm gegenüber, angelehnt an den Zentauren, saß Snape. Dieser sah teilnahmslos mit leeren Augen in den Raum. Es war eine Eigenschaft, die Sirius im Moment zu schaffen machte. Snape schien sich für gar nicht zu interessieren. Natürlich, er aß und ließ sich verbinden und waschen, aber so richtiges Interesse zeigte er immer weniger. Black stellte den Teller auf den Boden und öffnete das Paket - und lächelte. Der Knochenwachstumsbeschleuniger, den Mad Eye versprochen hatte.
"Na endlich!" murmelte Sirius und zeigte die kleine Flasche Snape.
"Schau, mit dem Zeug wachsen deine Knochen in wenigen Stunden zusammen!"
Das waren gute Nachrichten für Sirius und er ließ Snape, der an Firenze gelehnt war, zurück um einen Kelch mit klarem Wasser zu holen. Der Flasche war eine Warnung beigefügt worden und klare Anweisungen, wie viel zu verwenden war. Dies waren hochpotente Tränke, die normalerweise nur von gelerntem Personal verwendet werden durften. Moody mußte wirklich gute Freunde haben. In der Küche dosierte Sirius gleich die erforderliche Menge des Medikamentes, laut Zettel mußte Snape die Medizin zweimal binnen 12 Stunden nehmen. Auch waren die neu zusammengewachsenen Knochen noch nicht so sehr stabil und bedurften noch zwei-drei Tage Ruhe. Black bezweifelte, dass Snape in den nächsten zwei Tagen Spaziergänge unternahm, aber er mußte ihn einmal auf die eigenen Beine stellen, und wenn es nur für das Gleichgewicht und den Kreislauf war.
Das Gebräu stank widerlich und zum hundersten Male frage sich Sirius, warum Medikamente, die so wichtig waren, immer so furchtbar stanken.

***



Mad Eye ging in den Tropfenden Kessel, hier liefen in den letzten Tagen alle Informationen für die normalen nicht Ministeriumszauberer zusammen. Es wurde getuschelt, Informationen ausgetauscht und Intrigen gesponnen. Wenn es eine Zeit gab, unbeliebte Nachbarn oder Bekannte beim Ministerium anzuschwärzen, so war sie im Moment sehr reif. Inmitten des Getümmels an Klatsch und Tratsch sah Mad Eye sie. Sie stand in einem grellgrünen Lederanzug nahe am Tresen und versuchte einem jungen Angestellten des Ministeriums neue Informationen zu entlocken. Dieser war aber stur und antwortete immer wieder: "Kein Kommentar."
Was der Frau mit der bunten Brille und dem leichten Schmollmund überhaupt nicht gefiel. Enttäuscht ließ sie ihre genauso grellgrüne Feder in ihrer roten Handtasche verschwinden und suchte nach neuen Opfern. Moody mochte Rita Kimkorn nicht, aber wenn es um Klatsch oder aufreißerische Interviews ging war sie nun mal das Beste, was die Zauberwelt zu bieten hatte. Sie brachte die Menschen immer auf und wenn Alastor den Erzählungen rund um das Trimagische Turnier Glauben schenken wollte, so war sie es auch gewesen, die Harry Potter damals das Leben nicht sehr leicht gemacht hatte. Alastor konnte es nicht selbst beurteilen, er hatte damals unter Einfluss des Imperiusfluches in seinem Koffer eingesperrt gelegen. Rita sah ihn und öffnete schon ihren Mund um ihn lauthals quer durch das ganze Lokal zu begrüßen. Doch Moody schüttelte den Kopf und wies mit dem Kopf zu einer Tü,r die in einen Hinterraum führte. Schon funkelte es in ihren Augen und sie nickte kaum merklich. Der Wirt sah den alten Auroren und ging auf ihn zu. Schnell war alles besprochen und keine 5 Minuten später saß Alastor Moody mit Rita Kimkorn in einem magisch abgesicherten Hinterraum des Tropfenden Kessels. Es war ein dunkler und enger Raum, aber ideal für das was Moody vorhatte.
Der Wirt brachte ihnen noch zwei Gläser mit Feuerwhisky und verschwand so lautlos wie er gekommen war.
Rita nippte leicht an ihrem Glas und fragte dann mit einem süßen Lächeln: "Nun Mr. Moody. Ich gebe zu, ich bin überrascht, dass Sie mich nicht gleich verhext haben."
Alastor gab sein schiefstes und gruseligstes Lächeln von sich, das er mit seinem vernarbten Gesicht zustande brachte. "Meine Liebe, es juckt noch in meinen Fingern."
Kimkorn schniefte künstlich beleidigt und nippte wieder an ihrem Glas.
"In den letzten Tagen waren Sie dem Ministerium ein Dorn im Auge", begann Mad Eye.
"Die Menschen haben ein Recht darauf zu erfahren was los war. Du-Weißt-Schon-Wer ist verschwunden, natürlich durch Potters Hand, aber warum und wie. Wie starb Albus Dumbledore? Warum weiß das Ministerium davon so wenig. Gibt es noch Todesser unter uns? Warum...", doch Moody schnitt ihr das Wort ab. Ja das war Rita Kimkorn live und die grüne flotte Schreibfeder, die wie von Geisterhand erschienen war, zitterte vor Erregung über dem Blatt Pergament.
"Langsam meine Liebe, ich gebe gerne einige Antworten", sagte Moody scharf, "Aber im Moment gibt es andere Dinge um die wir uns viel mehr Gedanken machen sollten. Du-weißt-schon-wer ist doch nun Schnee von gestern."
Alastor versuchte sehr lässig und gelangweilt zu klingen als er weiter sprach: "Ihre Interviews spiegeln doch nur wieder was die Menschen denken und Sie stricken sich ihre eigenen Gespinste zusammen. Es langweilt die Leser immer das Gleiche zu lesen."
Dass Rita nicht wiedersprach zeigte Moody, dass er auf dem richtigen Weg war, es gab nicht mehr Informationen, als das Ministerium wollte und es waren immer die gleichen langweiligen Dinge gewesen. Klar, die Todesserjagden waren immer noch sehr aufreißerisch, aber die 10. oder 15. Jagd war langsam Routine geworden. Auch wenn die Auroren es nie zugeben wollten, noch nie war ihr Leben seit dem ersten Fall Voldemorts so aufregend gewesen. Aber die Leser mußte es doch langsam langweilen.
Betont langsam trank Moody einen Schluck Whisky und flüsterte nun: "Aber wie wäre es mit einem neuen Skandal?"
Rita beugte sich vor. "Etwas, was das Ministerium vertuschen will?"
Alastor drehte das Glas in seinen Händen. "Etwas, was unangenehme Fragen aufkommen ließe."
Ritas Lächeln wurde breiter. "Könnten Köpfe rollen?"
Mad Eye sah tief in sein Glas und nickte kaum merklich.
Die Flotte Feder war vor Erregung und Spannung umgefallen und lag erschöpft auf dem Pergament.
"Natürlich kann ich als Ministeriumsmitarbeiter nicht offen darüber reden", sagte Alastor und trank wieder einen Schluck.
"Natürlich", antwortete Kimkorn.
"Aber wie wäre es, wenn Sie in 7 Tagen Mittags in die Eingangshalle des Ministeriums kommen. Die ist, so weit ich noch weiß, für Besucher frei", sagte Moody nun plötzlich im Plauderton. "Die Halle ist ja sehr schön."
"Ein architektonisches Meisterwerk", bestätigte Rita und strich nun sanft über ihre Feder.
Moody stand auf und meinte noch so im Rausgehen: "Ach ja und, Rita, nehmen Sie ein paar Freunde mit, so ein Ausflug ist doch mit Freunden am Schönsten."
Rita Kimkorn nickte und tätschelte ihre ohnmächtige Flotte Schreibfeder.



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