Gift der Zeit

 

 

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Kapitel 2

 


- Kleine Anmerkung: Professor Binns kann sich schlecht Namen merken und in
Buch 2 nannte er Hermine: Miss Grant -



Dienstag 1. September 1992 - etwa zur Mittagszeit


Die junge Frau ging mit leichtem Gepäck, eigentlich einer Tasche mit so gut wie keinem Inhalt außer den Büchern: ‚Anleitung für Pflegepersonal in St. Mungos' und ‚Die kleine Medihexe', sowie ein wenig Wäsche den Weg nach Hogwarts hoch. Alles hatte sie im Secondhandshop in der Winkelgasse erworben. Aus einem Papierkorb hatte sie ein Stück aus einer alten Zeitung herausgerissen, entsprechend verzaubert und danach spezialpräpariert. Ihre Kleidung hatte sie in eine Schwesterntracht verwandelt. Danach war sie nach Hogsmeade appariert. Eines allerdings hatte sie von zu Hause mitgebracht und gut unter all ihren wenigen Neuerwerbungen versteckt: Eine Titelseite des Tagespropheten!

Sie ging durch das geöffnete Schlosstor über den Hof. Die Sonne stand schon fast an ihrem höchsten Punkt. Der Himmel war blau und die Vögel zwitscherten. Es begegnete ihr niemand. Es war ungewöhnlich ruhig und friedlich. Als sie durch den Eingang ins Innere ging, sah sie viel Gepäck an der Treppe stehen. Für die Schüler war es noch zu früh. Der Hogwarts Express würde erst in Stunden ankommen, und dafür waren auch viel zu wenige Gepäckstücke dort gestapelt. Und auch zu extravagant für Schüler, wenn sie sich so die Koffer betrachtete, selbst für jemanden wie Draco Malfoy wären die zu extravagant. Auch standen zu wenige Käfige für Haustiere dort. Nur ein Einziger! Ein sehr edel gearbeiteter Vogelkäfig, in dem, als sie den Behang, der den Käfig bedeckte, etwas beiseite schob, ein sehr majestätisch aussehender grauer Adler saß und döste. Auf einem Schild am Käfig, das aus Gold zu bestehen schien, stand: Vigo.

"Sie da! Ja hallo Sie, junge Dame!" Der Rufende kam auf sie zu. Da er vom Hof her kam, konnte sie ihn nicht genau erkennen, da die Sonne sie blendete. Sie trat auch wieder nach draußen. Er hatte blond gelocktes Haar, und trug eine helle türkisfarbene Robe und einen weißen Reiseumhang.

Bevor sie überhaupt registrierte, wer der Mann war, kam ihr nur ein Gedanke in den Sinn: ‚Welcher Idiot trägt einen weißen Reiseumhang?'

Mit einem strahlenden Lächeln, das seine Zähne blitzen ließ, stellte sich der Autor zahlloser Bücher wie z.B. ‚Mein magisches Ich' vor: "Gestatten, Gilderoy Lockhart."

Den hatte sie irgendwie bis jetzt erfolgreich verdrängt. "Aber ich bin sicher, Sie wussten schon vorher, wer ich bin. Sie haben bestimmt das ein oder andere Buch von mir gelesen, nicht wahr?"

"Äh, ja."

"Ich werde sie Ihnen später signieren - versprochen. Ich dachte schon, ich wäre hier ganz allein. Ich rufe schon seit Stunden, aber niemand scheint da zu sein. Außer vielleicht - Geister." Er strahlte sie aus Leibeskräften an und zeigte dabei sein ganzes Gebiss.

***


Zwei Gestalten im Schatten hatten ebenfalls die Ankunft bemerkt.

"Ich glaube, dieses ‚Schleimige Etwas' belästigt grade die junge Dame da vorn, Professor."

"Mr. Filch, das ist kein ‚Schleimiges Etwas', sondern unser neuer Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Und ich stimme Ihnen zu, wir können ‚Es' nicht länger ignorieren, wir müssen die junge Dame retten."

"Professor! ‚Es' will ihre Hand ansabbern. Igitt, ist das widerlich."

"Dann legen Sie einen Schritt zu Mr. Filch!"

"Haben Sie schon einen Plan zur Rettung der Jungfer vor dem Schleim... ähm… `Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste'?"

"Haben Sie seine Schuhe bemerkt, Mr. Filch?"

"Die auf Hochglanz polierten?"

"Eben die!"

"Sehn´ recht unbequem aus!"

"Was meinen Sie, wie unbequem die wohl nach einer Besichtigungstour durch Hogwarts sind?"

"Sie sind ein wahrer Slytherin, Professor!"

"Wie wahr!"

***


Die beiden Männer traten hinter die Frau. Noch bevor der schwarzgekleidete Professor ganz zum Stehen kam, hatte er schon die Hand dieser ergriffen, die Lockhart in die seine genommen hatte.

"Gestatten, ich bin Severus Snape und das ist unser Hausmeister Argus Filch. Und Sie sind…?" Dabei sah er der jungen Frau tief in die Augen.

"H... Helen Grant!"

Hinter Helen hüpfte Lockhart hervor und streckte Severus seine Hand entgegen: "Ich bin Gilderoy Lockhart..."

"Ich glaub Sie sind da grade in was reingetreten." Filch deutete auf den Boden.

Verunsichert suchte Lockhart seine Schuhsolen ab: "Sind Sie sicher? Ich sehe nichts!" Die anderen beachteten ihn nicht weiter.

"Ich bin Krankenschwester und möchte zu Madam Pomfrey", sagte Helen unsicher.

Severus bot ihr seinen Arm an und sagte: "Ich werde Sie zu ihr bringen."

"Was ist mit mir?" Gilderoy machte sich wieder bemerkbar.

"Müssen Sie auch in den Krankenflügel?" Severus Snape sah ihn kalt an.

"N... nein. Ich möchte zu Professor Dumbledore."

"Das liegt nicht auf dem Weg." Mit diesen Worten spazierte er mit Helen Grant weg.

Lockhart schaute skeptisch zu Mr. Filch rüber, der ihn seltsam grinsend ansah.

***


"Einordnen kann ich Sie nicht. Trotzdem kommen Sie mir bekannt vor. Waren Sie hier Schülerin?"

Helen antwortete Severus: "Ich komme aus Amerika, ich bin heute Morgen erst hier angekommen." Dann wechselte sie schnell das Thema: "Waren Sie nicht etwas zu abweisend zu Ihrem neuen Kollegen?"

"Wenn ich's mir recht überlege...", er machte eine kurze Pause. "Nein."

"Wie lange haben Sie ihn heute eigentlich - ‚übersehen'?"

"Wir hatten eigentlich vor, ihn da bis zum Ende des Schuljahres stehenzulassen, aber ich denke, spätestens, wenn die Schüler heute Abend angekommen wären, hätten sie ihn aufgegabelt. Er hatte heute Morgen schon eine Begegnung mit einem furchteinflößenden Monster: Einem Eichhörnchen! Er lief schreiend umher und sprang der nächstbesten Person auf den Arm - fast! Als er unseren Geschichtslehrer ansprang und glatt durch ihn hindurchfiel, hat er noch lauter gebrüllt. Armer Professor Binns, ich hoffe, er erholt sich wieder." Mit diesen Worten betraten sie die Krankenstation.

Madam Pomfrey verabschiedete sich gerade von einem sehr alt und verschrumpelt aussehenden Geist, der durch die nächste Wand davon schwebte. "Wie geht's Binns?"

Pomfrey antwortete: "Wenn er nicht schon tot wäre, hätte er bestimmt einen Herzinfarkt bekommen. Steht Goldlöckchen eigentlich immer noch im Hof?"

"Nein, bevor es ein weiteres Opfer gab, hab ich Miss Grant doch lieber hochgebracht und Filch kümmert sich nun aufopferungsvoll um unseren neuen Lehrer für Verteidigung gegen bösartige Eichhörnchen." Das sagte Snape sehr trocken. Dann verabschiedete sich Severus von Helen und Pomfrey.

Helen sah ihm fragend nach. Das war Snape? Snape, der humorlose, eiskalte Zaubertrankmeister? War Lockhart etwa nicht der einzige Lehrer, den sie als Schülerin komplett falsch eingeschätzt hatte? Der Mann war wirklich immer wieder für Überraschungen gut! Madam Pomfrey riss sie aus ihren Gedanken.

"Was kann ich für Sie tun, Miss Grant?" Sie lächelte Helen an.

"Ich komme wegen Ihrer Anzeige - im Salem Express." Helen kramte in ihrer Tasche nach dem Zeitungsausschnitt, als sie das fragende Gesicht der Hogwarts Krankenschwester sah. "Hier! Ich habe mich zwar etwas gewundert, warum Sie in Übersee nach einer Hilfe suchen, aber da ich, wie soll ich sagen: etwas in Not bin - hab ich nicht gezögert und bin sofort angereist. Wissen Sie ich hab da ein kleines Problem mit meinem ... Ex-Freund."

"Liebes Kind! Sie machen eine so weite Reise und ...", Pomfrey strich mit ihren Fingern immer wieder unbewusst über die Zeitungsanzeige. Mehr zu sich selbst sagte sie dann: "Ich könnte mit dem Direktor sprechen, meist ist es hier eigentlich sehr ruhig, aber nach einem Quidditchspiel oder bei der üblichen jährlichen Grippesaison... - Ich denke aber nicht, dass wir Ihnen viel bezahlen können. Was haben Sie denn für Qualifikationen?", fragte sie, wieder direkt an Helen gewandt.

"Ich weiß nicht nur über Krankenpflege Bescheid." Während Helen das sagte, strich sie über die Bücher, die sie durch den Stoff ihrer Tasche spüren konnte. "Auch die Zubereitung aller gängigen Heiltränke ist mir vertraut." Im Stillen fügte sie noch hinzu: ‚Und der Beeinflussungstrank, den man auch durch die Haut aufnehmen kann, ist mir ebenso geläufig, und mit den einfachsten Mitteln sehr schnell herzustellen. Tut mir wirklich leid, aber es geht um Leben oder Tod!'

"Na ja, für Tränke haben wir hier ja einen ausgezeichneten Zaubertrankmeister. Aber vielleicht können Sie ihm ja ein wenig zur Hand gehen, wenn wieder die Heiltränke auf der Krankenstation aufgefüllt werden müssen. Das ist übrigens der junge Mann, der Sie hergebracht hat", sagte Madam Pomfrey mit einem Lächeln.

Die beiden wurden durch ein Geräusch an der offenen Türe aufmerksam.
Filch ging grade vorbei, im Schlepptau Lockhart. Dieser schaute verwundert in die Krankenstation. "Alter Knabe, ich bin mir ziemlich sicher, dass wir hier falsch sind!"

"Häh?"

"Wir sind im Krankenflügel! Dieser Snape sagte, dass der nicht auf unserem Weg läge."

"Wo wollten Sie denn hin?"

Lockhart verdrehte die Augen: "Dumbledore! Ich will zu Dumbledore!"

"Wer?"

Sichtlich genervt: "Der Direktor dieser Schule!"

"Ich glaub, der ist unten." Mit diesen Worten schlurfte Filch weiter.

"Ich zeige Ihnen jetzt erst mal Ihre Kammer, in der Sie schlafen können, Helen, und danach gehen wir zum Essen in die Große Halle. Sie müssen bestimmt fast verhungert sein. Beim Essen werden wir bestimmt auch auf den Direktor, Professor Dumbledore, treffen. Dann kann ich ihm gleich sagen, dass Sie bestens als meine neue Hilfe qualifiziert sind. Und übrigens: nennen Sie mich Poppy, das tun hier alle."





TBC

Demnächst:
Wird unsere falsche Krankenschwester wirklich in Hogwarts aufgenommen? Und wird Lockhart es doch noch schaffen Professor Dumbledore zu finden?


 

Kapitel 1

Kapitel 3

 

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