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Kapitel 17



Das erklärte es. Einiges. Sie war nicht verrückt. Oder zumindest nicht verrückter als früher. Und ob sie verrückt war oder nicht, war nach allem nicht die Hauptfrage. Und nicht das Hauptproblem. Das war, wie sie das hier überleben sollte. Nachdem sie diesen Mann getötet hatte. Natürlich. Denn das war die absolut erste Priorität.

Er hatte ihr ihr Gedächtnis genommen. Nicht alles, aber die Nacht, auf die es ankam. Die Nacht, in der sie - diesen anderen Mann - gesehen hatte. Sie hatte recht gehabt. Er Unrecht. Da war etwas gewesen. Sie fühlte Triumph deswegen. Aber nur kurz. Dann war da wieder nur Wut. Viel Wut.

"Wie konnten Sie das tun? Wie konnten Sie?"

Er sah sie müde aber mit einem Schimmer in den Augen an. "Es schien mir das Beste zu sein."

"Es schien Ihnen das Beste zu sein."

"Ja. Lässt die Wirkung nach? Sie haben doch sicher noch ein paar Schimpfworte übrig? Oder haben Sie sich jetzt aufs Echo spielen verlegt?"

"Oh, halten Sie doch einfach die Klappe."

Snape verneigte sich. "Gerne."

"Snape?"

"Diese Anrede klingt nicht sehr höflich."

"So hat er Sie auch angeredet. Und mir ist nicht nach Höflichkeit."

"Sprechen Sie langsamer. Sie müssen nicht alles aussprechen."

Sie sagte ein Schimpfwort, das einfach raus musste.

Snape verneigte sich würdevoll. "Ja, einen solchen Körperteil besitze ich allerdings, wie jedes menschliche Wesen. Ich weiss nur nicht, was das mit der Sache zu tun hat. Und wie es irgendwie helfen soll. Auch wenn Sie jetzt alle meine Körperteile aufzählen."

Sie starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an.

"Und Malfoy und ich stehen nicht gerade auf freundschaftlichem Fuß miteinander", sagte er, als wäre nichts gewesen. "Wir sprechen uns selten anders an."

"Wir stehen auch nicht auf freundschaftlichem Fuß." Ihre Stimme klang erbittert. "Und wie könnten wir auch? Sie nehmen mir einen Teil meines Lebens. Sie behandeln mich wie eine Vollidiotin. Sie sind überhaupt ..."

"Oh, nicht schon wieder", Snape richtete die Augen gen Himmel und nahm sich noch Tee. Die Wirkung schien noch nicht nachgelassen zu haben. Wann würde er endlich etwas Sinnvolles unternehmen können? Und was würde das sein? Er zwang sich, sie wieder anzusehen. Irgendwas in ihrem wütenden Gesicht erinnerte ihn an Dinge, die er zwar bei sich nicht ausgemerzt hatte, die er aber nicht erinnern wollte. Punkt. Natürlich zwang er sich trotzdem, sie anzusehen. Und zu widerstehen. Jedem Gedanken. Jedem Anflug eines Gedankens.

"Und das war wirklich alles?", fragte sie jetzt.

Er hob eine Augenbraue. "Hm?"

"Was in der Nacht passiert ist?"

Seine Haut färbte sich nicht wahrnehmbar. Aber er spürte sein Herz schneller schlagen. Lächerlich, einfach lächerlich. Was konnte ihm diese Frau schon tun? Seine Augenbraue ging wieder hoch. "Der größte Teil davon."

Ihre Augen verengten sich. Merlin hilf! Diese Frau war zäh! Und stur.

"Und warum erzählen Sie mir nicht den Rest?"

"Er würde Ihnen nicht gefallen."

"Das, was Sie mir erzählt haben, hat mir auch nicht gefallen. Es war scheußlich. Was kann noch scheußlicher sein, als irgendwelchen - Menschenfressern - im Wald zu begegnen und vor ihnen fliehen zu müssen?"

Snape wiegte seinen Kopf nachdenklich hin und her. "Glauben Sie mir. Es würde Ihnen noch weniger gefallen."

Ihre Stimme war nur ein Zischen. "Wieso sollte ich Ihnen überhaupt irgendwas glauben? Nach dem was Sie getan haben? Wer weiß, was da wirklich geschehen ist?"

Snape seufzte. Ganz unverständlich war ihre Aufregung nicht. "Ich korrigiere mich. Sie würden es nicht mal glauben."

"So schlimm?"

"Könnte man sagen."

Sie sah ihn an, der kühl wie eine schwarze Katze hinter seiner Teetasse saß. Sie hasste diesen Mann mit allem was in ihr war. Das tat sie doch? Ja.

"Wir waren zusammen im Bett."

Snape neigte sich ihr zu. Höflich interessiert. "Wie bitte?"

"Das ist jetzt das Unwahrscheinlichste und Scheußlichste was ich mir vorstellen kann."

Snape sah sie an. Veritaserum. Also hatte er doch recht gehabt. Sie hatte es nicht wirklich gemocht. Frauen. Menschen! Er legte sein Gesicht in seine übliche Maske.

"Beziehungsweise das, von dem ich annehme, was Sie für das Scheußlichste und Unwahrscheinlichste halten würden."

Er sah sie wieder an. Ihr Gesicht war definitiv gerötet.

"Ist es das?" Er sah sie nur an.

"Ja?"

Ihm entkam ein ganz leises Nicken, beinahe gegen seinen Willen.

"Heißt das wirklich ja?"

Oh, verdammt, dachte Snape. "Ja." Seine Stimme war kratzig.

"Ach du scheiße."

"Ich sagte, es würde Ihnen nicht gefallen."

"Das ist es nicht."

"Hm?"

"Du Drecksack."

"Frau Selpent, ich denke nicht, dass eine - Intimität, an die Sie sich nicht erinnern können, Ihnen das Recht gibt ..."

"Halt die Schnauze. Du hast also mit mir geschlafen und mir dann das Gedächtnis genommen? Was für ein Monster bist du eigentlich? Wahrscheinlich wäre ich mit diesem Malfoy noch gut bedient gewesen. Der hätte wenigstens kurzen Prozeß gemacht. Und nicht mich - gepoppt - und dann behandelt wie Dreck. Doch das wahrscheinlich auch. Ach, verdammt." Sie sank noch mehr auf ihrem Stuhl zusammen.

"Also, ich gehe mal davon aus, dass diese Vokabel, die Sie da benutzt haben, das bedeutet, was ich vermute." Sie sah ihn nur an. Dann lachte sie bitter. "Vokabel."

Severus sah weg. Als er sie wieder ansah, war der Kummer in ihren Augen immer noch da. "Wie konntest du das tun?" Irgendwas bewegte sich in seinem Inneren. Er verdrängte es. Nicht ganz. "Ich dachte, es sei nötig." Seine Stimme war sehr leise.

Sie nickte, langsam. Sehr langsam. Wieder und wieder. "Das erklärt einiges, nicht wahr?", sagte sie dann.

Snape überlegte. Ihre Faszination mit Zauberstäben? Das Gefühl von Deja Vu, als Malfoy ihn auf sie richtete? "Ich denke ja", sagte er.

Sie nickte wieder. Plötzlich kam ein Ausdruck in ihre Augen, den er noch nicht gesehen hatte. "War es gut?"

Snape zuckte zurück. "Wa-wa-was?"

"Sehr ausdrucksstark, Severus, wirklich." Das sah wirklich aus, als ob sie grinste. Und ein Hauch von jenem Ausdruck, den sie gehabt hatte, als sie in jener Nacht auf ihn zukam und sich gegen den Stab lehnte, meinte er zu entdecken. Er musste sich irren. Das konnte nicht sein. Das war völlig unlogisch. Sie lehnte sich jedoch eindeutig mehr zu ihm hinüber.

"War es soso lala? War es - ganz nett? Wie würdest du es bezeichnen. Hat es mir gefallen?" Da war eindeutig was in ihren Augen. Vielleicht die Nachwirkung der Droge? Er wünschte, er hätte sein Giftbuch griffbereit. Davon hatte er noch nie gehört. W-w-wollust durch Veritaserum. Sehr interessante Möglichkeit. Die natürlich zu bekämpfen war.

"Hat es dir gefallen? Komm, das wenigstens mußt du doch wissen."

Oh, ja, das wusste er noch. Eindeutig. Er erinnerte sich gerade jetzt sehr gut daran. Er suchte seine Stimme.

"Auch wenn meine Vergleichsmöglichkeiten nicht gerade massenhaft sind" - prima Snape, das musst du ihr natürlich auch noch sagen - "denke ich schon sagen zu können, dass es sehr wohl Momente gab, die mir gefallen haben."

Sie starrte ihn an, mit einem unlesbaren Ausdruck in den Augen. "Könntest du? Weiter ..."

Er räusperte sich. "Weiter?"

"Weiter."

"Und ich meine, auch wenn ich eben nicht viele Vergleichsmöglichkeiten habe" - ja, reib es richtig rein - "auch bei Ihnen Anzeichen entdeckt zu haben, dass es Ihnen nicht gänzlich unangenehm war."

Sie starrte ihn an. "Nicht gänzlich unangenehm?"

"Ja."

"Na, das ist doch schon was."

War das ein Zwinkern in ihren Augen gewesen?

"Aus welchem Buch ist das denn? Jane Austen?"

Er hob die Hände. "Ich weiß, dass das sicherlich nicht die von Ihnen gewählte Ausdrucksweise ist, aber ich denke doch, dass sie der Situation angemessen ist."

"Denkst du?" Ihre Augen starrten ihn immer noch an.

Es wurde langsam unangenehm. Das war seine Spezialität. Starren.

"Wieso hast du nicht viele Vergleichsmöglichkeiten?"

Verdammtes Weib.

"Hast du nicht genug Möglichkeiten, Frauen das Gedächtnis zu nehmen? Oder liegt es an deiner bekannt liebenswürdigen Art?"

Er starrte sie an.

"Was meinst du?"

Sie war wirklich tödlich. Er bewunderte sie. Doch, auch wenn er es nie zugeben würde.

"Ich denke nicht, dass Sie das etwas angeht. Ich verstehe natürlich, dass Frauen neugierig sind, Korrektur, ich weiß, dass Sie es sind, aber mein Privatleben geht Sie nichts an. Gar nichts." Er atmete ein wenig schwerer. Sabina war ihm während dieser Rede näher gekommen. Ihre Augen waren jetzt sehr nah. Zu nah. Er wollte ausweichen, aber hinter ihm war die Mauer. Sie lächelte. Katzenhaft. Er schluckte. Beinahe.

"Oh", sagte sie.

Sein Adamsapfel hüpfte.

"Das sehe ich aber ganz anders."

Er setzte sein verächtlichstes Gesicht auf. "Tun Sie das?"

"In der Tat." Sie sprach sehr langsam und leise. Verdammter Trick!

"Das interessiert mich nicht." Er atmete.

"Oh, aber Severus, das wird dich interessieren." Sie hatte jetzt eine Hand auf seinem Knie. Ganz leicht. Seine Augen wurden riesig. "Ich werde dir die Möglichkeit geben, Vergleiche anzustellen."

"Sie werden was?"

"Nicht aus reiner Gutherzigkeit, natürlich." Sie leckte sich über die Lippen.

Severus fand es plötzlich sehr eng in diesem Raum. Und in seiner Hose. "Nicht?"

"Nein." Ihre Stimme war plötzlich hart, und ihre Hand auf seinem Knie war plötzlich an seinem Schenkel und kniff, hart. "Du wirst mir diese Erinnerung zurückgeben."

"Nein", sagte er. Das konnte sie doch nicht meinen. Das was sie da mit ihren Fingern tat, schmerzte. Wusste sie das nicht? Es - tat - weh. Und noch etwas anderes. Er versuchte, aus ihrer Reichweite zu kommen. Vergeblich.

"Doch", sagte sie, und griff zu. Er keuchte. Ihre Augen waren graue Schlitze, ihr Mund vernichtend nahe. Verführerisch. Tödlich. "Du wirst. Das ist das mindeste, was du tun kannst. Und du kannst es doch tun, oder?" Ein beinahe verächtliches Zwicken. "Doch, ich denke schon."

Er sagte immer noch nichts. Er schien seine Sprache verloren zu haben.

"Du wirst mir diese Nacht geben. Und dann werde ich dich umbringen. Ganz gewiss."

Ihre andere Hand war jetzt in seinem Nacken. Seine Hände wollten sich gegen seinen Willen auf sie stürzen. Noch war er stärker. Noch. Sie zwickte wieder. Er stöhnte. Beinahe.

"Das ist dein gutes Recht", sagte er. Er sah ihre Zähne. Wieso grinste sie jetzt so triumphierend? Er hatte sie geduzt, verdammt. Nicht, dass das sein größtes Problem war. Bei weitem nicht.

"Ich weiß", sagte sie, ihr Mund an seinem Ohr, ihre Zähne bereit, zu nagen.

Er schloß die Augen. Kraft, Severus ,Kraft.

"Ich weiß noch nicht, wie ich dich umbringen werde." Sie biss zu.

Er keuchte.

Sie zog die Zähne zurück und setzte ihre Zunge ein. "Du scheinst ein mächtiger Zauberer zu sein." Ihre Hand vergewisserte sich.

Er schluckte.

"Aber ich werde es gewiss versuchen." Ihr Mund war wieder direkt vor seinem. "Und wenn ich dabei draufgehe." Ihre Zunge fuhr über seine Oberlippe. Er stöhnte und seine Hände packten sie, zogen sie zu ihm herüber, bis sie an seiner Brust lag.

"Das ist nur fair", flüsterte er. "Ein fairer Kampf." Ihre Augen verengten sich zu zynischen Schlitzen. Ihre Finger rieben seinen Oberschenkel, ihre andere Hand, Oh Götter!

Machte sehr interessante Dinge.

"Sprich du nicht von Fairness", flüsterte sie in sein Ohr. Ihre Zunge kam wieder raus. Er erschauerte. "Nicht du, du Schlange."


Kapitel 16

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