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Kapitel 25



Er musste vorsichtig sein. Er war so wütend, immer noch. Es war nicht fair, einfach nicht fair. Er biss die Zähne zusammen, während er versuchte, sich zu konzentrieren. Sie war so weich, so verführerisch - und ein Teil des Problems. Es ging nicht.

Er warf sich auf den Rücken und verschränkte die Arme vor der Brust. Er durfte es nicht in dieser Stimmung tun. Das war nicht fair ihr gegenüber. Es würde außerdem nichts ändern. Und ihm nicht helfen.

Er hörte sie seufzen. Sie kuschelte sich an seiner Seite zurecht. Erstaunlich. Warum sie nicht schon längst über alle Berge war, verstand er wirklich nicht.

„Also erzähl schon.“ Ihre Stimme klang gleichgültig. Beinahe.

„Was sollte ich zu erzählen haben?“ Seine Stimme war in höhnischer Bestform.

„Das frage ich dich.“ Sie stupste seine nackte Schulter mit der Nase an. Ihr Haar kitzelte ihn.

Er seufzte tief. „Wieso sollte ich es dir erzählen?“

Sie malte mit der Hand kleine Kringel auf seine Brust. „Du musst es nicht mir erzählen. Du kannst es auch der Wand erzählen. Aber da ich schon mal da bin, könnte ich zuhören. Du kannst es natürlich auch zu den anderen Dingen stopfen, die dir nicht gefallen und weiter vor dich hinbrüten. Ganz wie du willst. Ich dachte nur, dass du, wenn du es rauslässt, vielleicht ein wenig lockerer wirst. Und das Angebot vielleicht doch noch annimmst.“

Er grunzte. „Du denkst auch immer nur an das eine, was?“ Er wollte sie verletzen. Nicht sie im speziellen, irgendjemand. Sie war halt gerade da. Wenn er schon Black nicht zu Klump hauen durfte. Oder mit einem Unverzeihlichen belegen. Das wäre schön gewesen. Befriedigend. Da er das aus unerfindlichen Gründen nicht durfte, musste sie halt herhalten. Das Leben war hart.

Sie lachte. „Wenn du damit meinst, dass ich lieber erzähle als brüte, könntest du recht haben.“ Ihre Finger fuhren über seine Bauchmuskeln. „Wenn du damit meinst, dass ich die wenige Zeit, die uns wahrscheinlich noch bleibt, lieber für einen angenehmen Austausch von Körpersäften als für einen Austausch von Gemeinheiten nutzen würde, hast du auch recht.“

Er musste beinahe grinsen. Ihre Nase war jetzt irgendwie in seine Achselhöhle vorgedrungen. Es kitzelte.

„Obwohl ich deine Gemeinheiten sehr schätze. Sie sind irgendwie gemeiner als die Gemeinheiten anderer Leute.“

Er musste wirklich lächeln.

„Aber ich schätze auch deine anderen Qualitäten sehr, die du aus unerfindlichen Gründen viel seltener zur Anwendung bringst.“ Sie kitzelte seine Bauchmuskeln. Es fühlte sich gut an. Als müsse er gleich wirklich lachen.

„Ich hasse Black.“

Das hörte sich gut an.

„Ich hasse ihn schon immer.“ Schwarze Masse quoll aus ihm. Es war reinigend. „Wir waren zusammen hier in der Schule. Mit Remus und noch ein paar anderen.“ Remus.

„Black hat versucht, mich umzubringen.“ Die Masse quoll und quoll, hüllte ihn ein. Er atmete schwer. „Er wurde nicht bestraft. Nie. Später hat er seine besten Freunde verraten. An Voldemort. Dafür kam er ins Gefängnis. 12 Jahre.“

Eine sehr befriedigende Vorstellung.

„Dann floh er und behauptete, er sei es nicht gewesen.“

Und vielleicht stimmte das sogar. Er erinnerte sich an das Photo von den Weasleys. Mit der Ratte mit der abgeknabberten Pfote.

„Es kam zu einem erneuten Zusammentreffen, das für mich sehr - demütigend war.“ Allerdings. Wingardium leviosa durch eine Schülerin, alle hatten Black geglaubt. Demütigend, der Ausdruck traf es nicht annähernd.

„Black floh. Wie auch immer.“ Potter. Es war Potter gewesen. Und Albus hatte es gewusst. Er wusste es einfach. Schon immer hatte er zu Black gehalten. Zu den goldenen Jungs von Gryffindor. Und er war - abkömmlich. Für Remus. Für Albus. Für alle. Schwärze hüllte ihn ein.

„Er war auf der Flucht. Und nun ist er hier in allen Ehren Lehrer. Unterrichtet - Zaubertränke.“ Das letzte spuckte er aus. Die Demütigung war kaum zu ertragen.

„Wie unangenehm.“

„Unangenehm? Das ist wohl kaum das richtige Wort für eine solch bodenlose ...“ „Vokabeln“, sagte sie wegwerfend. „Was ist mit Remus? Magst du den auch nicht?“

Remus. Sie hatte wirklich ein Talent. Ein rohes Talent. Den Finger dahin zu legen, wo es richtig schön weh tat. Vielleicht sollte er sie doch mitkämpfen lassen. Ihre Methoden waren so unorthodox, so - muggelhaft.

Er sah sie an. „Was glaubst du? Du bist doch die Seherin hier, habe ich gehört.“

Sie sah ihn an. Ernsthaft. „Bist du sicher, dass du das wirklich willst? Dass ich gucke?“

„Ja.“

Nein, verdammt, er war nicht sicher. Er war aber auch nicht sicher, dass sie es wirklich konnte. Er war aber verdammt sicher, dass er es ihr nicht sagen würde. Was sollte er auch sagen? - Ich war in Remus verknallt, als wir zusammen auf der Schule waren und er hat mich beinahe umgebracht? Als er dann als Lehrer hier war, hatten wir eine Affäre, die zu Ende war, als Black auftauchte? Überleg dir selber, was ich für ihn fühle, denn ich will verdammt sein, wenn ich es weiß? - Nein. Sicher nicht.

„Du warst in ihn verknallt und hattest was mit ihm, und er war die ganze Zeit mit Black zusammen. Du bist verletzt und eifersüchtig und unglaublich sauer auf die beiden, weil sie solche vermischten Gefühle in dir wachrufen. Und am meisten sauer bist du natürlich auf dich selbst, weil du überhaupt Gefühle hast und nicht eiskalt über den Dingen stehst, wie du es von dir erwartest.“

Sie sah ihn an, als wollte sie noch etwas hinzufügen. Etwa ein „Ätsch“ oder ein „So.“

Er starrte sie an. „Das hast du gesehen?“ Sie lachte. Das verdammte Weib lachte. „Nein leider nicht richtig gesehen. Wäre sicher nett gewesen. Remus ist durchaus lecker. Und der Gedanke von euch beiden zusammen hat schon was.“

Er würde sie doch noch umbringen. Bevor Voldemort die Chance bekam. Gleich hier und jetzt. Dann wäre er aller Sorgen ledig. Azkaban, ich komme. Er sah sie ungeheuer düster an.

Sie lachte. „Guck nicht so. Nein, ich habe es nicht richtig gesehen, glaube ich. Du kannst es auch weibliche Intuition nennen.“

Er sah sie mit unverhohlenem Abscheu an. „Und was soll das jetzt wieder sein?“

„Ich weiß nicht, ob ich dir das erklären kann. Du bist ja leider ein Mann.“

„Ich weiß nicht, ob ich diese Wortwahl gut heißen kann, bin dir aber dankbar, dass du mir das zumindest zugestehst.“

Sie grinste unverhohlen dreckig. „Nun, ich hatte erfreulicherweise Gelegenheit, mich davon zu überzeugen.“

Er sollte sich nicht mit ihr auf Wortgefechte über diese Themen einlassen. Er verlor jedes Mal. Sie genoss das. Er nicht.

Er sah sie auffordernd an, etwa so wie einen besonders dummen Schüler, dem er eine besonders schwierige Frage gestellt hatte, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. Er wusste, von ihr würde er nie eine Antwort bekommen, die er erwartete.

„Es war eigentlich ganz einfach. Gleichung mit Unbekannten. Ich weiß, ich bin ein mathematischer Idiot. Nun wenn es in der Schule solche Aufgaben gegeben hätte, wäre das vielleicht anders geworden. Aber sei dem wie es sei.“

„Ich glaube, ich will die Erklärung nicht hören. Wenn sie so verworren ist wie die Herleitung.“

Sie funkelte ihn an. „Ist sie nicht.“

„Also?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie herausfordernd an. Die Pose verlor etwas an Einschüchterungspotential, weil er neben ihr im Bett lag und nackt war. Das konnte er aber jetzt nicht ändern.

„Du hasst Sirius. Er hasst dich. Schon immer. Remus liebt Sirius. Schon immer? Remus ist mit Sirius zusammen. Ihr wart alle zusammen auf der Schule. Du und Remus wart zur gleichen Zeit hier Lehrer. Sirius kam zurück. Die beiden sind zusammen. Es lief alles immer wieder auf das gleiche hinaus. Wer ist mit wem zusammen? Wer ist draußen?“

Sie hatte verdammt recht. Und es war immer der gleiche gewesen, der draußen war. Jedes verdammte Mal.

Er sah sie an. „So was nennt sich in der Muggelwelt also weibliche Intuition? Faszinierend. Hier würde man es als unverschämte Einmischung in persönliche Angelegenheiten betrachten.“

Seine Stimme war sehr ruhig.

Sie sah ihn an. „Du hast gefragt.“

„Ja verdammt. Weil ich keine Antwort erwartet habe.“ Er war selber geschockt von seiner Ehrlichkeit. Es musste ihn wirklich erwischt haben, dieser Schlag. Als wäre der schlimmer als viele Dinge, die ihm schon passiert waren. Oder noch passieren würden. Wahrscheinlich bald.

Sie zitterte neben ihm. Er fühlte so etwas wie Mitleid. Gut. Dadurch konnte er sich wieder über sie erheben. Gut. Er sah sie an und bemerkte, dass sie lachte. Zitterte von unterdrückter Heiterkeit.

Diese Frau irritierte ihn maßlos.

„Was?“, fragte er in einem Ton, der viel zu viel von seinem normalen wohl einstudierten seidigen Klang abwich, um ihn zu befriedigen. Wunderbar, jetzt verlor er auch noch seinen letzten Halt.

Sabina sah ihn mit Tränen in den Augen an. „Du bist wirklich unbezahlbar.“

Er war nun wirklich hochgradig irritiert. „Mir scheint diese Sprache die wir sprechen, trennt uns eher, als das sie uns verbindet. Was wolltest du damit ausdrücken, wenn ich fragen darf? Ich meine, wenn du willst, dass ich verstehe, was du sagst?“

Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. „Eigentlich nicht.“

Sie lehnte sich auf seine Brust und blies sanft über seine Nase. Er verzog unwillig das Gesicht. Aber irgendwie war er durch diesen lächerlichen Schlagabtausch schon sehr viel lockerer.

Wider besseres Wissen legte er seine Arme um sie und zog sie auf sich. Ihre Augen leuchteten triumphierend auf. Tragisch beinahe, wie wenig sie zufrieden machte. Und lächerlich. Geradezu auf lächerliche Weise tragisch. Oder auf tragische Weise lächerlich.

„Severus?“

„Hm?“

„Hör auf, in einer Sprache zu denken, die uns mehr trennt als verbindet. Ich werde dir Antworten geben, die du verstehst, ich verspreche es. Wenn du richtig fragst, natürlich.“

Dieses Weib. Er spannte seine Muskeln an und warf sie auf den Rücken.

So.

Wenigstens das konnte er noch.

Snape, du bist eine klägliche Kreatur.

Dann dachte er Wundersamerweise für eine Weile tatsächlich nichts, sondern war beinahe ein gewöhnlicher Sterblicher.


Kapitel 24

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