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Kapitel 26



Sie fühlte sich erstaunlich wohl, als sie zusammen mit Severus in Dumbledores Büro ging. Zufrieden. Sie bemühte sich, nicht zu grinsen. Severus konnte recht - überzeugend - sein, wenn er endlich mal losließ. Und er hatte losgelassen. So weit, dass seine Augen schon beinahe wieder goldbraun gewesen waren.

Das waren sie nun nicht mehr. Sie hatte nicht erwartet, dass ihre kleine Zusammenkunft im Bett (und auf dem Boden, danach) irgend etwas ändern würde. Nein, so naiv war sie nicht, wenn sie auch wusste, dass Severus das annahm. Es war ihr nur darum gegangen, eine uralte tiefe Verletzung zu öffnen, damit sie an der Luft vielleicht heilen konnte.

Ganz davon zu schweigen, dass er einfach wunderbar sein konnte, wenn er einfach im Augenblick lebte und nicht mit Sorgen um Vergangenheit und Zukunft beschäftigt war.

Wie jetzt wieder.

Er hatte sein abweisendstes Gesicht aufgesetzt, komplett mit verächtlichem Mund und kohlschwarzen Augen. Nun würden sie nicht nur Black und Lupin treffen, was schon spannend genug war, nein, anscheinend war auch noch mit anderen zu rechnen, die Severus beinahe ähnlich stark ins Herz geschlossen hatte. Es würde ein spannendes Schauspiel werden.

Sie freute sich darauf. Einerseits. Sie liebte all sein Starren und die sarkastischen Reden.

Andererseits tat es ihr weh, weil sie wusste, dass das ein sicheres Zeichen für seine Schmerzen war. Und die ihr auch weh taten. Verdammt.

Irgendwie hatte sie Gefühle für den unmöglichen Mann entwickelt.

Nun wie die Dinge lagen, musste sie sich darum wohl keine großen Gedanken mehr machen.

Sie waren an Dumbledores Tür angekommen. „Zuckerwatte“, sagte Severus. Dann ließ er ihr höflich den Vortritt. Nun ja, bei einem anderen hätte man die Gesichtszuckung beinahe Lächeln nennen können. Sie sah ihn noch einmal an, als seine Vertraute auf dem Weg in den Kampf, aber er erwiderte ihren Blick nicht. Wie nicht anders erwartet.

Sie trat ein.

Ja, Black und Lupin waren da. Lupin in menschlicher Form, Black in tierischer. Dumbledore. McGonagall. Außerdem ein junger schwarzhaariger Mann mit erstaunlich grünen Augen hinter einer Brille. Eine junge Frau mit caramelfarbenen Augen und wilderen Haaren als sie selbst hatte. Und ein rothaariger Mann mit großen erstaunten Augen, der sie ungeniert anstarrte.

Eigentlich starrten alle sie an.

Hatte sie etwas in den Haaren? Oder im Gesicht?

Nein, sie war nur mit Severus da. Das reichte wohl, um sie zu so etwas wie einem Freak zu machen.

Sie konnte es ihnen nicht verdenken. Es war noch nicht so lange her, dass sie nur die äußere Form von Snape wahrgenommen und gehasst hatte. Inbrünstig. Tief. Aus vollem Herzen. Irgendwas hatte das geändert. Wahrscheinlich seine göttlichen Hände. Oder der Mund. Oder - na ja. Sie sollte jetzt nicht rot werden. Sie sollte jetzt nicht an die vergangenen Stunden denken. Hier ging es um ernsthafte Angelegenheiten.

Und vermutlich konnten die alle Gedanken lesen. Diese Zauberer.

Snape war neben sie getreten, ohne sie zu berühren. Trotzdem spürte sie ihn. Soviel zu den ernsthaften Gedanken.

„Granger, Potter, Weasley“, ertönte jetzt seine seidenweiche Stimme. „Ich würde ja sagen, dass ich mich freue, Sie wiederzusehen. Aber ich denke, dass es keinen Sinn machen würde, unsere neuerliche Arbeitsbeziehung unter falschen Vorzeichen zu beginnen.“

Sabina sah mit Interesse, dass der rothaarige Mann eine unpassende Röte im Gesicht annahm, der schwarze seine Augen blitzen ließ und die Frau kurz gekränkt und dann extrem böse aussah.

„Die Freude ist ganz auf unserer Seite, Professor“, sagte sie kalt.

Snape machte ein sonderbares Geräusch. „Es gibt keinen Grund mehr, mich Professor zu nennen, Miss Granger. Es dürfte Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, dass ich keine Robe trage. Meine Stellung hier wurde von Black übernommen. Zur Zufriedenheit der Schüler, wie ich annehme, die sich dann gerne eher umbringen lassen, als zuzugeben, dass sie nichts bei ihm gelernt haben. Nur dass es zu spät sein wird, wenn sie es merken.“

Blitzschnell hielt Remus den schwarzen Hund zurück, der sich auf Snape stürzen wollte. Severus kräuselte seine Lippen. „Netter Versuch, Black. Willst du diesmal vor aller Augen zu Ende bringen, was du damals Remus heimlich tun lassen wolltest?“

„Severus“, Remus’ Stimme klang flehentlich.

Der Hund knurrte und verwandelte sich. Blacks Augen sahen so gefährlich aus wie der ganze Hund. „Ich schwöre, diesmal werde ich es richtig machen.“

„Sirius“, die Stimme von Lupin klang wie ein Peitschenknall. Sirius sah seinen Freund an und Sabina bemerkte mit Interesse, dass der so klein und eher schwächlich wirkende Mann den anderen im Griff zu haben schien.

Nicht dass sie Sirius seine Wut verdenken konnte. Severus seine auch nicht. Dennoch war das ganze albern. Extrem albern. Und Dumbledore sah sehr nachdenklich aus. Die Maske des gütigen Vater hielt nicht auf seinem Gesicht. Er sah sehr alt aus. Verzweifelt. Das machte ihr Angst. Sollte er nicht derjenige sein, der Bescheid wusste? Alles regelte?

Sie trat einen Schritt vor und suchte die Augen von allen nacheinander. Diejenigen, die ihr am meisten und deutlichsten auswichen, waren die schwarzen von Snape. Natürlich. „Faszinierend“, sagte sie. „Ganz ähnlich ist es bei uns auch. Das nennt sich dann Bundestagsdebatte. Dabei ist das ganze doch nur Kindergarten. Irgendwie ziemlich traurig, dass es bei Leuten mit angeblich so besonderen Fähigkeiten wie Zauberern auch nicht anders ist. Leicht deprimierend, wirklich.“

Diesmal sahen alle Augen sie an. Wütend in unterschiedlichen Schattierungen. Sie konnte die verwirrten Gedanken beinahe sehen. Was bildete sie sich ein? Wer war sie überhaupt? Würde sie auf Snapes Seite sein? Und so weiter.

Dumbledore lachte. „Ich hätte es nicht besser ausdrücken können, Frau Selpent. Auch wenn ich nicht weiß, was eine Bundestagsdebatte ist. Hört sich aber auch nicht an, als müsse ich das wissen.“

Sie lachte auch, erleichtert. „Richtig.“

Severus knurrte an ihrer Seite. „Wenn das eine Veranstaltung zum Austausch von Nettigkeiten zwischen Muggeln und Zauberern werden soll, entschuldige mich bitte, Albus. Ich habe besseres zu tun.“

Sabina sah ihn an und meinte, ein winziges Grinsen entdecken zu können. Die Erinnerung an lohnenswerteren Austausch zwischen Muggeln und Zauberern? Sie nahm es zu seinen Gunsten einfach mal an. Sie wollte nicht vor Zeugen - und so haßerfüllten - auch noch auf ihn losgehen.

Albus Dumbledore machte ein Gesicht, das nur sehr wenig an den immer freundlichen älteren Herrn erinnerte, als der er hier anscheinend bekannt war. „Gut, gut“, sagte er. „Lasst uns zu den unerfreulichen Tatsachen kommen.“ Er wies jedem einen Platz zu. Misstrauische Blicke wurden ausgetauscht. Gerade die jüngeren Anwesenden schienen Probleme zu haben, sich in Gegenwart von Severus zu setzen. Als würden sie erwarten, dass er es ihnen erlaubte. Was natürlich lächerlich war. So schlimm konnte er als Lehrer doch nicht gewesen sein. Oder?

Sie saß zwischen Remus und Severus und war nicht ganz glücklich damit. Auf Severus’ anderer Seite kam der schwarzhaarige Junge zu sitzen - nein, sie konnte 20-jährige einfach nicht als Männer ansehen, mochten sie auch noch so lecker sein - und es wäre wichtiger gewesen, da als Puffer zu wirken.

Was dachte sie da überhaupt? Wieso sollte sie Severus beschützen müssen? Oder den Jungen, den sie gar nicht kannte? Wie kam sie denn dazu? Sie lächelte Remus an. Immerhin lächelte er zurück. Wenn er auch einen etwas angespannten Eindruck machte. Mit dem ständig unter Strom stehenden Sirius an seiner Seite war das auch kein Wunder, dachte Sabina.

Sie sah zu dem Mann an ihrer anderen Seite. Der sie in diese Lage gebracht hatte. Hierher. In die Gesellschaft von Zauberern, die nun gegen den bösesten von allen zusammenstehen wollten, obwohl sie sich gegenseitig auch nicht grün waren, in einigen Fällen sogar hassten. Sie schluckte.

Sein Profil war wirklich atemberaubend.

Sie wünschte sich dringend, ihn unter anderen Umständen kennen gelernt zu haben. Ja klar, Sabina, unbedingt. Unter anderen Umständen wärest du ihm nie so nah gekommen. Er wäre dein übellauniger langweiliger Chef gewesen und du hättest ihn gehasst. Er wäre nicht mal mit einer 10 Meter langen Stange an dich rangekommen - nicht dass du es gewollt hättest. Oder er. Sie grinste.

Er sah sie an und verzog das Gesicht. Sie war wirklich verrückt. Sie fühlte sich beinahe geadelt durch sein grimmiges Starren. Und angeregt. Nein. Nicht jetzt. Nicht hier. Sie konnte jedoch nicht verhindern, dass ihr die Röte ins Gesicht stieg. Die sich noch vertiefte, als sie bemerkte, dass das junge Mädchen sie anstarrte. Neugierig. Entsetzt. Aber nicht so angeekelt und fassungslos wie der rothaarige Bursche.

Kinder, sie waren eben Kinder. Keine Ahnung von dem, was wirklich attraktiv war. Irgendwann, wenn sie es noch erleben sollte, würde sie einen objektiven Zeugen fragen, wie Severus als Lehrer wirklich gewesen war. Sie bezweifelte irgendwie, dass diese Kinder ihr eine realistische Schilderung geben würden. Nun ja, realistisch vielleicht. Aber doch irgendwie - negativ beeinflusst.

Wie konnte man jahrelang diesem Profil ausgesetzt gewesen sein, und sich nicht in es verlieben?

Sie erschrak.

Hatte sie eben verlieben gedacht?

Sie hatte.

Perfektes Timing, Sabina. Echt jetzt.

Verliebt in diesen unmöglichen Mann, mit mehr Geheimnissen als die Sphinx und mit schlechterer Laune als Attila der Hunne. Attila kurz vor seinem sicheren Tod.

Auch kein guter Gedanke.


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