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Kapitel 3




Severus Snape sah von den langweiligen Akten auf, in denen er geblättert hatte. Das schlimmste war, über den Tag zu kommen. Schwierig, da er nicht zaubern durfte, um ihn ein wenig kürzer zu machen. Wer wusste schon, was in der verschwundenen Zeit alles passieren konnte. Er hatte sich angewöhnt, beschäftigt auszusehen. Das war das, was alle taten. Und das war das wichtigste, nicht auffallen. Seine Maske kam ihm hier sehr zupass. Diese hängenden Mundwinkel, dieses graue Gesicht waren wie geschaffen durch lange Dienste in einer solchen Behörde. Alle waren sie so ungeheuer wichtig. Oder taten zumindest so, als ob sie es glaubten. Irgendeiner musste irgendwann einmal mit dem Spiel angefangen haben, und nun lief es von selbst. Einfach lächerlich, wenn man bedachte, dass keiner von irgend etwas eine Ahnung hatte. Und doch dachten sie, sie hätten die Welt, oder doch zumindest diese kleine Stadt, in ihren Händen. Die Verantwortung, oder wie sie das nannten. Snape lachte freudlos, was ihm einen Blick einer Sachbearbeiterin eintrug, der ihn zum Schnauben gebracht hätte, wenn er ihn bemerkt hätte.

Die größte Ironie an der ganzen Geschichte war, dass ausgerechnet das wirklich Wichtige an diesem lächerlichen Amt, dieser „Behörde“, etwas war, worüber man nur hinter vorgehaltener Hand und mit einem zynischen Lächeln sprach. Eine Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab. Eine Abteilung, die nebenbei von Angestellten einer anderen Abteilung mitbearbeitet wurde. Snape verzog das Gesicht. Lächerlich, wirklich lächerlich. Dafür allein war er hierher gekommen, aber er mußte sich tarnen. Nur für „außergewöhnliche Ereignisse“ allein gab es keine Stelle nach diesem sonderbaren Dienstrecht, BAT oder wie das hieß. Nein, das stand beim Kleingedruckten.

Im Zaubereiministerium hatte man alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit Snape die Stelle bekam. Es gab gute Fälscher da. Snape verzog den Mund wieder. Einfach lächerlich, ein Mann mit seinen Fähigkeiten musste sich mit gefälschten Papieren um eine Stelle bewerben, die so weit unter seinen Möglichkeiten lag, dass es schon nicht mehr lächerlich war. Aber das war typisch für diese Muggel. Interessierten sich für irgendwelche Abschlüsse, um einen dann über Akten verhungern zu lassen. Und dann war er hier auch noch angewiesen auf die Zuarbeit von Muggeln, die so phantasielos waren, dass sie „außergewöhnliche Ereignisse“ nicht bemerken würden, wenn ihnen Voldemort ins Gesicht lachte. Er seufzte schwer. Irgendwie gefiel es ihm hier. Es entsprach der Schwere seines Charakters.

„Dr. Snape?“, hörte er die Stimme einer dieser Zuarbeiterinnen, Assistentin nannte man das hier. Er stöhnte. Weitere Demütigung. Hier in dieser Welt war er nur Doktor. Und der Titel war natürlich gefälscht. Der Zaubereiminister hatte ihm erklärt, dass eine Professur ihn für die ausgeschriebene Stelle überqualifizieren würde. Überqualifizieren! Natürlich war er überqualifiziert. Das schwierigste war, seinen Geist offen zu halten, falls tatsächlich mal etwas auftauchen sollte, wo er handeln musste. Er schaffte das nur, indem er in Gedanken jeden Zaubertrank durchging, den er je gebraut hatte, angefangen von dem, als er drei Jahre alt war und ... Snape verfärbte sich. Das tat jetzt nichts zur Sache. Er wandte sich mit seinem gelangweiltesten Gesicht dieser vermaledeiten Assistentin zu. „Ja?“, brummte er.

Sie sah ihn ängstlich an. Das gefiel ihm. Es erinnerte ihn an Zuhause. „Was?“, fragte er.

„Hier ist eine neue Mitarbeiterin, die sich Ihnen vorstellen will“, sagte sie.

Snape stöhnte. Noch eine mehr, die Akten umdrehte und ihn störte. Besser er zeigte ihr gleich, dass das nicht erwünscht war. Er legte eine Hand an sein Kinn, seine Augen wurden noch schwärzer. „Soll reinkommen.“ Seine Stimme war ganz leise. Die Assistentin verließ den Raum. Er mußte sich irgendwann mal ihren Namen merken, aber sie hatten alle so ähnliche Namen, er konnte sie nie auseinander halten, und nur um höflich zu sein lohnte es sich vielleicht doch nicht. Sollten sie ihn hassen, das war er gewöhnt.

Da erschien schon die Neue. Wieder so eine graumäusige Aktenwälzerin, wie hätte es auch anders sein können. Schwarz und Knoten, wie eine Uniform. Nur dass Muggel den Gedanken an eine Uniform ablehnten. Sie waren ja alle so individualistisch. Er grunzte.

„Dr. Snape?“, ertönte eine Stimme.

„Steht ja an der Tür“, murrte er.

Sie lachte, worauf er sie erneut ansah. Das war nicht richtig. Er erschrak. Wenn man es so bezeichnen konnte. Richtig erschrocken war er das letzte Mal, als Remus ..., aber das tat jetzt nichts zur Sache. Er ließ seine schwarzen Augen aufleuchten und wieder schwärzer werden. Dafür brauchte es gar keine Zauberei, das war simple Körperbeherrschung. Trotzdem hatte er damit die Erstkläßler immer ganz gut erschrecken können. Und nicht nur die.

Diese Frau lachte wieder. „Mein Name ist Selpent, Sabina Selpent. Ich fange heute hier an. Als was weiß ich noch nicht so genau, das scheint irgendwie geheimnisvoll zu sein. Man sagte mir, Sie würden mich aufklären. Ist das richtig?“

Snape starrte sie an. Er kannte diese Stimme. Er hatte diese Haare schon gesehen. Er kannte - sie. Er ächzte und starrte sie weiter an. Sein Gesicht wurde noch länger. Bei Merlins Bart, dachte er. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.


Kapitel 2

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