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Kapitel 39



Sabina irrte durch die Flure. Sie hatte schon den blutigen Baron mit einer obszönen Bemerkung abgewehrt. Und sich nett mit einem sehr attraktiven Mann in einem Gemälde unterhalten. Ein junges Mädchen hatte geknickst und ihr den Weg zum Gryffindor-Flügel gewiesen.

Nur dass sie den jetzt schon wieder vergessen hatte.

Es war ein langer Tag gewesen. Und aufregend.

Konnte man sagen.

Ups, was war das?

Schon wieder ein Geist?

Hm. Sah nicht so aus. Sah eher menschlich aus. Jung und menschlich. Und männlich, wenn sie sich nicht irrte.

Sie richtete sich auf und hielt sich an der Schulter des Jungen fest, in den sie hineingelaufen war. Oder er in sie.

War ja auch egal.

„Wer bist du denn?“, fragte sie. Waren nicht Ferien? Und keine Kinder hier?

Der Junge hatte irgendwie eine Ähnlichkeit mit Severus. Nicht so sehr in seinen Zügen. Mehr in seinem Ausdruck.

Arroganz. Macht. Verachtung.

„Und wer sind Sie?“

„Ich hab zuerst gefragt.“

Sie grinste. Doch, ziemlich viel Ähnlichkeit mit Severus. Halsstarrig. Stur. Und so weiter.

Doch sie konnte auch so sein. Sie hatte gelernt. Vom Meister.

Ein Zwinkern in den Augen des Jungen. Die irgendwie komisch waren. Zaubereraugen. Aber nicht in der Weise wie die von Albus. Oder die von Severus.

Sie wirkten irgendwie - flach.

Obwohl sie strahlend genug erschienen. Aber es wirkte auf sie irgendwie - wie ein Zauber.

Nicht ganz echt.

Nun ja.

Severus’ Augen hatte sie zunächst auch für böse und kalt und was noch gehalten.

So schlimm konnte der Junge ja nicht sein. Wenn er hier war. Oder?

Außerdem war er ja nur ein Junge. 16 oder so.

Wenn sie sich damit auch nicht auskannte.

Jedenfalls jünger als Potter und Co.

Mit einem Blitzen der Augen sagte der Junge jetzt: „Ah, aber ich wohne hier schon lange. Und Sie habe ich hier noch nie gesehen. Also sollten Sie sich wohl vorstellen. Wer sind Sie und was machen Sie hier?“

Sabina lachte. Autoritärer kleiner Scheißer. Das kam sicher von dieser antiautoritären Erziehung.

Nicht dass sie sich da auskannte.

Aber sie erkannte eine Herausforderung wenn sie ihr ins Auge sah.

Sie richtete sich auf. Sie war größer als dieser Bub.

Und sie war bereit, den Vorteil zu nutzen.

„Ich bin eine Dame. Na ja, zumindest eine Frau. Und es ist nur höflich, wenn sich der Mann vorstellt. Wo bist denn du erzogen worden?“

Die Augen des Jungen wurden schmal. „Muggelregeln.“

Die Art, wie er das sagte, gefiel Sabina nicht. Gar nicht.

„Mag sein. Aber ich habe noch nichts hier gesehen, was mich vom Vorrang der Zaubererregeln überzeugen konnte. Zumindest was Höflichkeit betrifft.“

Sie grinste wieder. Nein wirklich nicht. Severus. Sirius. Und nun dieser Bursche. Von Weasleys Grinsen und der unverschämten Granger als nachrangigen Fällen mal abgesehen.

Die Augen des Burschen glitzerten. „Aber wir sind hier in Hogwarts.“

Auch wie er den Namen der Schule aussprach. Irgendwie seltsam. Nicht mit der üblichen Bewunderung, ja gar Liebe, die sogar in Severus‘ Worten nicht völlig fehlte.

„Und weiter?“

Sie mochte diesen Burschen nicht. Nicht nur wegen seiner Unhöflichkeit und Sturheit. Sie hatte nichts gegen einen kleinen Wettstreit mit Worten. Aber dieser Junge war irgendwie ein wenig - unheimlich.

Irgendwie ein wenig wie dieser - Malfoy?

Ihre Augen wurden groß.

Verdammt. Sie wusste viel zu wenig. Severus hatte ihr nicht genug erzählt.

Sie fühlte sich sehr verletzlich.

Aber er hatte recht. Sie waren hier auf Hogwarts.

Hier war es sicher.

Doch.

Hatten alle gesagt.

Also würde sie doch wohl zumindest noch mit diesem Flegel fertig werden, oder?

Er sah sie an. Ohne zu blinzeln.

„Wir sind hier auf der Zaubererschule und da gelten Zaubererregeln.“

Da mochte er Recht haben. Irgendwie. Auch wenn er mit seiner Betonung der Worte den Eindruck vermittelte, nicht allzu viel von Regeln zu halten. Oder von Leuten, die sich an Regeln hielten.

Aber wer hier tat das schon?

Okay. Vielleicht sollte sie damit anfangen. Als Zeichen ihres guten Willens oder so. Es wurde allmählich lächerlich, dieses Gespräch. Und Kämpfe hatte sie genug mit Severus. Da brauchte sie nicht noch welche mit blöden besserwisserischen Jugendlichen.

Die Klügere gibt nach.

Sie streckte dem Jungen ihre Hand hin.

„Sabina Selpent. Sehr erfreut dich kennenzulernen.“

Floskeln, nichts als Floskeln. Der Junge hatte vielleicht recht. Muggelkram!

Seine Augenbraue zuckte. Sah nicht so gut aus wie bei Severus.

„Und was machen Sie hier?“

Sie sah ihn nur an. Das war wirklich zu unfreundlich. Und ging ihn gar nichts an.

„Sie sind keine Lehrerin, oder?“

„Gott bewahre.“

Sie konnte auch knapp sein, wenn es sein musste.

Unverschämter unerzogener Bengel. Teenager! Die übelste Sorte. Immer wenn sie mal gedacht hatte, dass Babys doch eigentlich ganz niedlich waren, hatte sie sich so einen halbwüchsigen Rotzlöffel vorgestellt. Das half.

Aber sie war die Erwachsene. Sie sollte eine solche Situation managen. Nicht beleidigt wie ein kleines Kind reagieren. Das zeichnete Erwachsene schließlich aus.

Und außerdem konnte sie sich noch nicht verwandeln, um der Menschheit den Rücken zu kehren.

Also: Größe zeigen, Sabina. Vergebung. Nachsicht. Toleranz.

All das.

Jugendliche Unsicherheit. Was half am besten dagegen? Wenn man ihnen die Möglichkeit gab, sich zu beweisen. Ihr Können, Wissen was auch immer.

„Im Moment suche ich gerade den Raum, wo sich Gäste aufhalten. Du könntest mir nicht vielleicht helfen?“

Wieder ein Aufblitzen seiner Augen.

„Was für Gäste?“

„Ehemalige Schüler“, sagte Sabina unbestimmt.

„Ehemalige Schüler? Aus welchem Haus?“

Das wusste sie. Das hatte sie gar nicht verpassen können. Nie würde sie vergessen, wie Severus das Wort aussprach.

„Gryffindor.“

„Dann werden die wohl im Gryffindorraum sein.“

Na prima. In der Sahara nach Wasser bohren war einfacher, als mit diesem Jungen im Gespräch zu bleiben.

„Und? Kannst du mir den Weg zeigen?“

Der Junge sah sie abschätzend an.

„Klar? Sollte ich?“

Der verdammte Bengel. Sabina fühlte wie sich ihre Fäuste ballten.

Statt dessen schickte sie ein paar Dolche rüber, die ihn durchbohrten.

Rein gedanklich natürlich.

So! Nun ging es ihr besser. Wie gut, dass sie diese Gabe hatte. Niemand merkte etwas und sie konnte sich erleichtern. Verhindern, dass sie wirklich jemand erwürgte.

Sie atmete aus.

„Das wäre ausgesprochen liebenswürdig von dir.“

Er drehte sich um und ging los. Sie folgte nach einer Schrecksekunde.

Ohne Worte führte er sie in einen Teil von Hogwarts, den sie noch nie gesehen hatte. Aber sie hatte ja auch noch nicht wirklich viel gesehen.

Schließlich blieb er stehen.

Irgendwas war komisch.

Dieser Teil sah nicht so sehr bewohnt aus.

„Wie heißt du eigentlich? Es ist nicht sehr höflich, weißt du. Du weißt meinen Namen und ich kenne deinen nicht. Das ist doch auch nach Zaubererregeln nicht fair, oder?“

Nicht dass die Zauberer die sie bisher kennengelernt hatte, viel auf Höflichkeit gegeben hatten.

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, ebenso wie sein Mund. Es war wohl seine Art zu lächeln.

„Man nennt mich Tom Riddle“, sagte er.

Komischer Name. Komischer Ausdruck. Aber sei’s drum. Sie wollte jetzt mit diesen drei Auroren sprechen, es hinter sich bringen und dann zurück zu Severus. Der sicher besonders - bitter - und ansprechbar nach seinem Gespräch mit Remus sein würde.

Ihr Gesicht verzog sich zu einem Lächeln und sie folgte ihm arglos.


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