Irren ist snapelich

 

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Kapitel 5: Der geheime Gang

Muggelkunde fiel für die nächsten Tage aus, bis Dumbledore sich bereit erklärte den Unterricht zu übernehmen, nachdem er sich sicher war, dass seine Tochter nicht mehr in Lebensgefahr schwebte.
Der Trank seines Tränkemeisters hatte seine Wirkung getan, und sie hatte drei Tage nach dem Geschehen die Augen aufgeschlagen.

Es war Abends, nach dem Abendessen. Snape war gekommen, um ihr den Trank ein letztes Mal zu geben, da sich ihr Zustand erheblich verbessert hatte.
Gerade, als er Remus und Albus rausgeschickt hatte, damit die beiden etwas essen konnten, und er ihnen versichert hatte, er würde so lange hier warten, bis sie wieder kämen, schlug Dumbledores Tochter die Augen auf.

Ihr Blick war klar, und er wusste, dass sie sich erinnerte was passiert war, er wusste, dass sie einiges mitgehört hatte, was in diesem Raum in den letzen Tagen gesprochen wurde.
Er sah sie an, nicht fähig etwas zu sagen, schließlich beugte er sich zu ihr hinunter, und hob die Phiole an ihre Lippen.

"Hier, trinken Sie das Miss Dumbledore."

Artig nahm sie den Trank und verzog danach das Gesicht.


"Willkommen unter den Lebenden", sagte er tonlos, als er sich auf einen Stuhl fallen ließ, um auf Lupin und Albus zu warten.

Nach kurzer Zeit, vernahm er ein Schluchzen vom Bett her.

Er sah zu ihr hinüber, und sah Tränen auf ihrem Gesicht glitzern.
Bei diesem Anblick fühlte er sich eingeengt und hilflos. Es war noch nie Severus' Art gewesen einen anderen Menschen zu trösten, oder beruhigende Worte zu sagen.
Er hoffte instinktiv, dass Remus oder Albus endlich wieder kommen würden, egal wer, Hauptsache er konnte hier raus.
Doch sie kamen nicht, und Sybill machte auch keine Anstalten ihr Weinen zu unterlassen.

Snape schluckte schwer, und stand schließlich auf, um langsam an ihr Bett zu treten.

Sybill starrte an die Decke, bis sie schließlich den Kopf ein wenig wandte und ihre Augen die von Snape trafen. Severus zuckte innerlich zusammen, als Dumbledores Tochter ihm direkt in die Augen sah, mit einer Traurigkeit, die ihm einen Stich versetzte.
Er sah ihren Schmerz, und ihr Wissen über das Geschehene. Sie musste etwas von dem mitbekommen haben, was hier in diesem Raum in den letzten Tagen geredet wurde, sonst hätte sie doch auch längst schon gefragt, was passiert sei, oder?
Er war sich nicht sicher.

Sybill schloss die Augen und wandte ihr Gesicht wieder ab. Leises Schluchzen erfüllte das Krankenzimmer, und ein hilfloser Professor stand mitten im Raum und wusste keinen Rat was er tun sollte. Sich zu ihr auf die Bettkante setzen und ihre Hand halten? Ihr die Tränen weg wischen? Ihr Beruhigung mit seinen Worten schenken?

Er überlegte, noch einen Augenblick, und sah sehnsuchtsvoll zur Tür, doch dann nahm er all seinen Mut zusammen, und setzte sich zu ihr aufs Bett.
Seine Hand suchte sich einen Weg zu ihrer Schulter, wo er sie sanft ruhen ließ, und mit seinem Daumen behutsam streichelnde Bewegungen machte.

"Miss Dumbledore", flüsterte er sanft, was seiner Stimme eine gewisse Melodik verlieh. "Hören Sie mich an. Beruhigen Sie sich, es ... es wird sicher alles wieder gut werden."

Gebannt wartete er auf ihre Reaktion, und er hoffte, dass sie doch endlich dieses herzzerreißende Schluchzen lassen würde.
Langsam drehte sie ihren Kopf wieder in seine Richtung, ihre Augen trafen erneut seinen Blick.

"Bitte gehen Sie", flüsterte sie. "Ich möchte allein sein."

Severus wusste nicht recht, ob er ihrem Wunsch folge leisten sollte, doch als sie ihren Kopf wieder abwandte, dachte er, dass er ohnehin nicht der Richtige wäre, um ihr ein wenig Trost zu spenden.

Wortlos stand er auf, und schlich aus dem Zimmer. Das Letzte was er noch von ihr hörte, war ein erneutes Schluchzen.

***



Die Tage vergingen, und Sybill konnte in ihre Räume zurück.
Sie bestand darauf Nachts in ihre Räume zurückgebracht zu werden. Sie wollte nicht, dass einer der Schüler sah, wie sie auf einer Trage durch das Schloss befördert wurde.
Sie schämte sich, als Remus sie ins Bett trug, sie schämte sich, dass sie auf die Hilfe anderer angewiesen war.
Am ersten Abend, den sie wieder in ihren Räumen verbrachte, bestand Remus darauf bei ihr zu bleiben, doch Sybill blockte ab.
Sie wollte niemanden sehen, sogar ihren Vater schickte sie raus, der voller Sorge um seine Tochter einige Kilo abgenommen hatte.
Es war einfach alles zu viel für sie.

Die Diskussion, die sie vor einer Stunde noch im Krankenflügel liegend, mit ihrem Vater geführt hatte, zerrte an ihren Nerven.
"Sybill, mein Schatz", hatte er sie liebevoll auf ein Thema angesprochen, das ihr sehr unangenehm war. "Ich weiß, du willst nicht darüber reden, aber wir müssen eine Lösung finden, wie du dich hier im Schloss fortbewegen kannst. Ich denke wir sollten einen Schwebezauber für dich verwenden."

Albus' Tochter sah ihn mit funkelnden Augen an. "Soll ich etwa wie ein Geist durch die Schule schweben, und mich damit zum Gespött der Schule machen? Vergiss es, Dad!" gab sie gereizt von sich.

"Sybill, du machst dich doch nicht zum Gespött, mein Schatz. Wir müssen aber eine Lösung finden, wie du dich bewegen kannst."

"Lass mich einfach im Bett liegen, und ich bin glücklich. Ich würde ohnehin nur Unheil anrichten, und alles aufhalten, ich bin ein Krüppel verflucht! Was soll ich denn noch, ohne meine Beine?? Weisst du was das für ein Gefühl ist, seine Beine zu sehen, aber sie nicht mehr zu spüren? Ich bin doch schon halb tot!"

"Sybill!", rief Albus entsetzt. "Bitte sag so etwas nicht."

Dumbledores Tochter sah ihren Vater traurig an. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus, was ihn dazu veranlasste, näher zu kommen und ihre Hand zu nehmen.

"Bitte verzeih Daddy, aber ich ... es ist ... es ist schwer sich an den Gedanken zu gewöhnen, nicht mehr laufen zu können."

Albus' Hand strich sanft über die Wange seiner Tochter. "Ja ... ich weiss."

Er nahm sie in seine Arme, und strich ihr sanft über den Rücken. "Warte ab, Sybill, vielleicht wird Madam Pomfrey dir helfen können, sie muss nur noch das richtige Mittel finden, und wenn Severus ihr dabei hilft, wirst du sicher bald wieder gesund werden."

"Severus...", flüsterte sie. "Er hat mir mein Leben gerettet, und ich habe mich noch nicht einmal bei ihm bedankt."

"Der Zeitpunkt, um jemandem seinen Dank auszusprechen, ist nicht immer gegeben. Ich denke du solltest bei dieser Sache den richtigen Zeitpunkt abwarten. Denn ihm seine Dankbarkeit zu zeigen, kann leicht nach hinten los gehen. Du weißt ja wie er ist: nur nicht zu viele Emotionen."

Sybill lächelte vorsichtig, und drückte ihren Vater noch einmal fest an sich, als Remus den Krankenflügel betrat.

***


Tagelang lag sie in ihren Räumen und wollte niemanden sehen. Sie zog sich immer mehr zurück.
Remus hatte ihr gesagt, sie solle ihn rufen, wenn sie etwas brauchte, oder sie ins Badezimmer musste, oder sonst für irgendwas Hilfe benötigte.
Doch sie wollte das nicht. Sie wollte ihn nicht an sich heran lassen. Sie hatte Poppy gebeten ihr zu helfen, wenn sie etwas bräuchte, und das Essen ließ sie sich von den Hauselfen bringen, denn in die Große Halle wollte sie auf keinen Fall. Wie auch? Sollte sie sich tragen lassen? Nein, und schweben und sich noch mehr lächerlich machen wollte sie auch nicht.

Die Couch war schon umzingelt von Bücherstapeln, die sie Tag für Tag gelesen hatte. Das war ihre einzige Beschäftigung. Lesen, schlafen, und einmal am Tag einen Happen essen. Viel konnte sie nie herunter bringen, ihr war einfach nicht zum Essen zumute.

Sie hatte gerade ein weiteres Buch fertig gelesen, als es an ihrer Tür klopfte.
"Es ist offen", rief sie trocken.

"Hallo Sybill, ich dachte wir machen einen Spaziergang, was meinst du?"

Remus trat ein, und ging auf die Couch zu, ohne die Tür hinter sich zu schließen. "Es ist wunderbare Luft draußen. Komm, gib dir einen Ruck, bevor es dunkel wird."

Remus trat hinüber zu den Fenstern und zog mit einem Ruck die Vorhänge auf, damit endlich mal wieder Licht in diese dunklen, stickigen Räume kam. Er öffnete ein Fenster und schüttelte den Kopf.

"Süße, du kannst dich nicht ewig hier verstecken, und die Außenwelt ausschließen. Tag für Tag sind deine Fenster verdunkelt, und es riecht hier wie in einer Gruft. Wo ist meine Freundin Sybill hin? Nun komm schon, komm mit mir nach draußen."

Sybill lachte bitter auf. "Ha! Und wie soll ich das bitte schön machen?"

"Dafür, meine Liebe, habe ich die perfekte Lösung."

Lupin wirbelte durch das Zimmer, und ging hinüber zur Tür, die er offen gelassen hatte. Er ging kurz hinaus, und kam, einen Rollstuhl schiebend, ins Zimmer zurück. Doch dieses Mal schloss er die Tür hinter sich.

Dumbledores Tochter richtete sich auf ihren Ellenbogen auf. "Ein Rollstuhl?", fragte sie entsetzt.

"Ja, ein Rollstuhl. Ein ganz normaler Muggelrollstuhl. Da du ja keinen Wert auf eine magische Lösung legst, wirst du dich eben damit fortbewegen, damit du hier nicht versauerst, und uns noch eingehst. Nein, Sybill, keine Wiederrede, du kommst jetzt mit nach draußen, klar?"

Sybill sah immer wieder vom Rollstuhl zu ihrem besten Freund, und wieder zurück.
'Vielleicht hat er Recht', dachte sie sich. 'Vielleicht sollte ich wirklich mal an die frische Luft, und wenn es nur für einen Abend ist. Und im übrigen, sieht es, in einem Rollstuhl zu sitzen, nicht so lächerlich aus, als senkrecht durch das Schloss zu schweben.'
"Na gut, aber nur für diesen einen Abend."

Remus lächelte. "Fein, das ist immerhin ein Anfang. Warte ich helfe dir."

Er schob den Rollstuhl zu Sybill hinüber, und hob sie dann hoch, um sie behutsam in den fahrbaren Untersatz zu setzen.
Sein Kopf war von dieser kurzen Anstrengung ganz rot. Sybill lächelte ein wenig, über ihren Freund. Die Tatsache, dass dieser Mann ein Werwolf war, war verblüffend, denn Kraft war etwas, was dieser sensible und liebe Mensch nur in geringem Masse besaß.

"Ich müsste vorher aber noch mal ins Badezimmer, ich will mir nur schnell die Haare kämmen."

"Soll ich dich schieben?", fragte Remus unsicher, denn auch für ihn hatte die ganze Situation einen komischen Beigeschmack bekommen.

"Nein, ich versuch es allein."

Syb griff mit ihren Händen nach den Rädern, und rollte sich durch den Raum, langsam, bis sie im Badezimmer angekommen war.
Nach kurzer Zeit kam sie mit zusammengesteckten Haaren zurück.

"Vielleicht sollte ich meinen Spiegel nachher etwas tiefer hängen", bemerkte sie kurz. "Also, lass uns raus."

Remus lächelte. Er war erleichtert, dass seine Freundin zumindest wieder ein bisschen versuchte am Leben teil zu nehmen, und dass sein Plan so gut aufgegangen war.
Er ging langsam neben Sybill her, die sich abmühte den Rollstuhl in Bewegung zu bekommen, doch nach einiger Zeit fehlte ihr die Kraft, was auch kein Wunder war, da sie in den letzen Wochen wie ein Spatz gegessen hatte.
Sie war dankbar, dass Remus, sie weiter schob, ohne dass sie ihn darum bitten musste.
Bei den ersten Treppen hielten sie inne.

"Das wars wohl Remus ," sagte sie bitter. "Ich denke, ich sollte besser wieder zurück in meine Räume."

"Jetzt sei nicht immer so voreilig", grinste er, und drehte den Rollstuhl schnell um, und entfernte sich von der Treppe, in Richtung eines kleinen Ganges.

"Was wird das?" Ihre Stimme klang verwundert und etwas genervt.

"Ich bringe dich nach draußen. Du wirst sehen, Hogwarts steckt voller Überraschungen."

In einem dunklen, abgelegenen Gang blieb er mit ihr vor einem Gemälde stehen, auf dem der See von Hogwarts zu sehen war, und am Rande des Bildes man ein Stück eines Gebüschs sehen konnte.
Verwundert sah sie zu Remus auf, als der plötzlich die Hand hob, und ein Blatt an dem Gebüsch berührte. Das Gebüsch raschelte, und die Steinmauer, an der das Bild hing, schob sich langsam zur Seite.

"Also, dann...", sagte Remus, und bevor Sybill protestieren konnte, schob er sie in das dunkle Loch, das sich vor ihren Augen geöffnet hatte.
Es war stockfinster, um sie herum. Sybill hörte ihren Freund in die Hände klatschen, und wenig später entflammten Fackeln an den Wänden, die den dunklen Gang in ein gespenstisches Licht tauchte.
Sybill spürte die eisige Kälte, die von den kalten Steinen ausging. Die Luft war feucht und roch vermodert. Etwas entsetzt sah sie Remus an. "Wo zum Teufel sind wir hier?"

Er lächelte. "In einem Gang, der mich schon ziemlich oft vor Filch gerettet hat, wenn er mich früher fast erwischt hätte, als ich Nachts durch das Schloss streifte. Ich habe dieser Dunkelheit viel zu verdanken. Und das Beste ist, er führt nach draußen, Syb. Er endet am See hinter einem Gebüsch, und er hat keine Treppen, das ist die beste Lösung für dich. Na? Was sagst du?"

"Also... also ich..." Ihre Stimme klang etwas unsicher und überrascht. "Na ja, probieren wir es einfach aus."

Erneut huschte ein Lächeln über Remus' Gesicht. "Fein."
Er ergriff die Griffe des Rollstuhles, und schob sie durch den dunklen Gang und um die zahlreichen Kurven, die eine leichte Neigung spüren ließen.

"Woher weißt du von diesem Gang, Moony?"

"Ich habe hier damals einen Hauselfen durchgehen sehen, und da dachte ich mir probiere ich es auch mal. Es hat etwas gedauert, bis ich den Trick raus hatte, aber nach zwei Wochen habe ich den Eingang entdeckt."

Ein kindliches Strahlen erhellte sein Gesicht, und Sybill lächelte, sanft, als sie sich nach ihm umdrehte.
Er schob sie bestimmt eine viertel Stunde durch die Dunkelheit, als sie plötzlich am Ende des Ganges angekommen waren. Vor ihr war nur noch eine riesige Mauer die in keiner Hinsicht auf einen Ausgang hindeutete.

"Na bravo", sagte Sybill bitter. "Das war wohl nichts."

"Mensch Syb, nun warte doch erst mal ab."

Remus hob seine eine Hand, und fuhr sanft mit den Fingern über den kalten Stein. "Sieh her Syb, genau hier musst du drücken"
Er zeigte ihr eine kleine Einwölbung, die wie eine Art Blatt aussah, und drückte auf den Stein.
Ein lautes Geräusch ertönte, was sich anhörte wie eine Steinlawine, plötzlich verschoben sich die Wände und gaben eine schmale Öffnung frei. Sybill zögerte, da es nicht danach aussah, als würde ihr Rollstuhl dort durch passen, doch im nächsten Augenblick hatte Remus sie schon hindurch geschoben.
Es geschah so schnell, dass sie nicht wusste wie ihr geschah. Sofort drehte sich sie sich um, doch dort war nur noch ein Felsen zu sehen, der von der Höhe ein wenig kleiner war wie Remus, ja er sah fast aus wie eine Art Hinkelstein.
Vor Verwunderung öffnete sie ihren Mund.

Remus lachte. "Mach den Mund zu Sybill, ich sagte doch, Hogwarts steckt voller Überraschungen."

"Mir... mir ist dieser riesige Stein hier noch nie aufgefallen."

"Er ist mit einem Zauber belegt, wie mir scheint, können nur Leute diesen Stein sehen, die den Gang kennen, der sich hinter ihm verbirgt, denn hier betritt man den Gang auch wieder, wenn man zurück will. Genau auf die gleiche Weise, siehst du? Hier ist das gleiche Symbol wie auf der anderen Seite. Und wenn wir nachher zurück gehen, werden wir am Ende des Ganges das Gemälde von hinten sehen können, so das wir es berühren können."

Sie lächelte, und sah ihren Freund an. "Danke Remus, danke dass du mir das gezeigt hast. Es beruhigt mich zu wissen, dass ich nicht immer nur im Schloss bleiben muss. Komm mal her."

Er beugte sich zu ihr runter, und sie schloss ihn in ihre Arme. "Tut mir leid, dass ich so unfreundlich zu dir war, Moony. Hab dich lieb"
Er erwiderte ihre Umarmung und grinste. "Schon ok, Kleines. Ich weiß, dass es hart für dich ist, aber du weißt auch, dass ich immer für dich da sein werde, hm?"
Sie nickte. "Ja das weiß ich."

Er löste sich wieder von ihr, und begann sie zu schieben. "Also los, einmal um den See herum."



Kapitel 4

 

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