Jenseits von Haß - Kapitel 10

 

 

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Kapitel 10



~*~*~ 

Zweieinhalb Monate später - Ende Januar....
Der Winter war über Hogwarts hereingebrochen, seine eisige Berührung hatte das Schloß und die umliegenden Ländereien in eine feste Decke von pulvrigem, weißen Schnee gehüllt. Eiszapfen hingen von den Spitzen der Türme herunter, einige ihrer majestätischen Finger zogen sich tief die Gemäuer hinunter . Die Fenster waren eingefroren, und kristallisiertes Wasser malte zauberhafte Strukturen auf die transparenten Oberflächen.
Die Hauselfen waren die meiste Zeit damit beschäftigt, sicherzustellen, daß jeder Feuerplatz lodernd brannte, so daß die Temperaturen das Schloß in eine angenehm warme, gemütliche Atmosphäre tauchten. Rund um die Uhr wurde heiße Schokolade serviert. Sogar die Große Halle war der Jahreszeit entsprechend gestaltet.
Die verzauberte Decke ließ speziell an diesem Abend magische Schneeflocken auf die Platten mit dem Abendessen rieseln.
Eine von ihnen landete auf Ginnys Gesicht, und Harry rückte versuchsweise näher an sie heran und wischte sie mit zitternden Fingern fort. Er hielt ihren Blick fest und blinzelte ein wenig unter seinen dunklen Wimpern. Seine smaragdgrünen Augen verrieten die Verwirrung, die er jedesmal spürte, wenn er in ihrer Nähe war. Sie war neuerdings so distanziert ihm gegenüber, beinah gleichgültig.... Sicherlich verhielt sie sich ihm gegenüber nicht in der Weise, wie sie es früher getan hätte. Harry erinnerte sich an jenen Tag, an dem sie sich das erste Mal in King`s Cross getroffen hatten, und wie er diesen winzigen Rotschopf hinter ihrer Mutter kauern sah, als er sie zum ersten Mal angesprochen hatte. Und er dachte an das darauffolgende Jahr, als die Kammer des Schreckens geöffnet worden war, an den Schmerz, der durch seinen Körper gezuckt war, die Angst, daß sie niemals wieder laufen konnte, niemals mehr lächeln, nie mehr atmen....Wie deutlich stand dies alles ihm noch vor Augen!
Sie war für ihn wie eine Schwester gewesen, höchstens eine Art Freund. Jemand, der ihm immer seine Zuneigung schenken würde - ohne Bedingungen. Und so hatte er sie ignoriert, hatte seine Aufmerksamkeit anderen Mädchen geschenkt: Zunächst Cho, die ihn geblendet hatte, und später Hermine - hauptsächlich der Herausforderung wegen. Er wußte, daß Ron sie liebte, das verlieh der Sache einen gewisses Reiz.
Doch in seinem Herzen hatte er immer gewußt, daß er jederzeit zu Ginny zurückkehren konnte.
Oder zumindest hatte er das gedacht.
Er war nie in sie verliebt gewesen, hatte sie bis vor kurzem noch nicht einmal richtig wahrgenommen. Sie war nur eine weitere Bewunderin , wenngleich eine sehr hartnäckige. Für Harry war sie nichts weiter als die kleine Schwester seines Freundes gewesen.
Es war der Halloweenball gewesen, an dem sie schließlich seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, als sie Professor Snape zum Tanzen aufgefordert hatte. Zunächst hatte Harry dies für einen schlechten Scherz gehalten, dazu gedacht, Snape vor der ganzen Schule zu demütigen. Doch später, nachdem er Ginnys Worten gelauscht hatte, hatte er erkannt, daß sie es ausschließlich aus Mitleid getan hatte, als Gefälligkeit für jenen Mann, der niemals zu einem Lächeln fähig schien.....obwohl er dies in der letzten Zeit auffällig viel tat.
Harry war das veränderte Verhalten von Snape nicht entgangen, es wäre auch merkwürdig gewesen, wenn dies nicht der Fall wäre. Doch tat er dies als schlichte Bewußseinsveränderung im Verhalten des Zaubertranklehrers ab. Zugleich verspürte Harry ein Gefühl des Stolzes darüber, daß ausgerechnet das Mädchen, daß ihn so sehr mochte, diejenige war, die diese Veränderung bewirkt hatte. Harrys Durchschnittsnote in Zaubertränke hatte sich leicht verbessert, ganz zu schweigen von den Fortschritten in Nevilles Zensuren.
Doch es war nicht nur ihre Güte, die Harry faszinierte, sondern ebenso ihre Tapferkeit. Er hatte sich zuweilen gefragt, warum sie zu einer Gryffindor geworden war. Ihre Loyalität war vielmehr ein typisches Merkmal der Hufflepuffs. Die Antwort auf seine Frage erhielt er an dem Tag, an dem sie im Zaubertränkeunterricht ihre Hand verbrannte. Die Art und Weise, wie sie Harry gegenübergetreten war und die volle Verantwortung für ihre Handlungen übernommen hatte, hatte ihn tief beeindruckt. Sie hatte ihre Strafarbeit willig abgeliefert, ohne eine einzige Klage, und war sogar soweit gegangen, Ron und Hermine davon abzuhalten, Snapes Ansehen in Frage zu stellen.
Und dann war da der Weihnachtsball gewesen. Ginny war in diesem Jahr seine Begleiterin gewesen und hatte den ganzen Abend über gelächelt. Sie hatte absolut umwerfend ausgesehen in ihrem neuen, smaragdgrünen Umhang, den sie als verfrühtes Weihnachtsgeschenk bekommen hatte. Harry hatte nie herausgefunden, von wem dieses großzügige Gabe stammte.
Sie hatten unter den langsam rieselnden Schneeflocken getanzt, umgeben von gewaltigen Weihnachtsbäumen, welche die Große Halle schmückten. Natürlich hatte Professor Snape zur selben Zeit ziemlich unglücklich ausgesehen, wie er so ganz alleine am Lehrertisch saß, die Hände in seinem Schoß gefaltet, während er die anderen beobachtete. Seine Blicke waren mehrmals auf Harry und Ginny gerichtet gewesen.
Tatsächlich war es Harry gewesen, der Ginny vorgeschlagen hatte, daß sie noch einmal mit Professor Snape tanzen solle. Ginny mit diesem Schleimer tanzen zu lassen, war es wert, solange dadurch die Zensuren auf ihrem hohen Level blieben, hatte Harry überlegt. Außerdem mochte er die Art, wie Ginny ihr Gesicht verzog, wenn Snapes Name fiel.
Sie hatte zunächst etwas widerwillig ausgesehen, was Harry überraschte, doch zuletzt hatte sie zugestimmt, und Harry hatte mit Stolz beobachtet, wie sie und Snape gemeinsam auf die Tanzfläche gingen. Sie hatte sogar versucht, diesem Idioten zuzulächeln. `Mein Gott´ hatte Harry gedacht, `Sie ist erstaunlich!` Er war von ihr absolut gefangengenommen gewesen.
"Es ist eine Gefälligkeit gewesen, Harry", erinnerte sie ihn oft, "es ist nicht so, daß er mir gefällt oder so..." Dabei unterbrach sie sich jedesmal in ihren Worten und versuchte vergeblich, das Thema zu wechseln.
"Harry?" Ginnys Stimme riß ihn aus seinen Gedanken. Harry wurde bewußt, daß seine Hand noch immer ihre blasse Haut berührte. Seine Fingerspitzen brannten, und ihr sommersprossiges Gesicht hatte ein leichtes Rot angenommen.
"Danke, Harry", sagte sie ruhig und wandte ihren Kopf ab, um seiner Berührung zu entkommen. Sie vertiefte sich augenblicklich in ein ausführliches Gespräch mit Neville über die Gefahren von Flußkraut.
Harry ließ langsam seine Hand sinken. Er spürte ihre Ablehnung schmerzlicher denn je und versuchte erneut, hinter das Geheimnis von Ginnys neuerdings so verändertem Auftreten ihm gegenüber zu kommen.
Er wurde durch das Geräusch von Hedwigs flatternden Flügeln unterbrochen, als diese in die Große Halle schwebte und auf Harrys Schulter landete. Es kam selten vor, daß ein Brief während des Abendessens überbracht wurde, und mehrere Köpfe wandten sich Harry zu, als er den Umschlag aufriß.
"Lieber Harry" stand dort in Sirius vertrauter Handschrift. Er versteckte sich immer noch, aber brachte es dennoch auf die eine oder andere Weise zuwege, Harry alle paar Wochen einen Brief zukommen zu lassen.
" Ich hoffe, daß es Dir gut geht, und Dich der Unterricht nicht zu Tode langweilt. Wie geht`s dem guten Snape? Benimmt er sich immer noch so merkwürdig, wie Du in Deinem letzten Brief geschrieben hast? Ich habe da eine Theorie wegen seiner plötzlichen Verhaltensänderung, obwohl ein Brief sicher nicht die beste Möglichkeit ist, darüber zu diskutieren.
In zwei Tagen werde ich hier in der Gegend sein. Remus und ich müssen gemeinsam etwas erledigen. Da es wahrscheinlich am Samstag sein wird, warum gebrauchst Du nicht Deinen Tarnumhang und triffst mich um halb zehn in der Heulenden Hütte? Wir könnten zusammen ein spätes Abendessen genießen und uns über alles Mögliche unterhalten. Ach, und ich möchte alles über das Mädchen erfahren, welches Du vor einiger Zeit erwähnt hast. Kenne ich sie?
Schick mir bitte eine Antwort, sobald Du diesen Brief bekommen hast.
Sirius."

Harry faltete den Brief zusammen und steckte ihn in seine Tasche. Er entschuldigte sich vom Abendessen und machte sich auf den Weg zum Turm der Gryffindors, wobei er sich alle paar Schritte umdrehte und schaute, ob Ginny wenigstens in seine Richtung blickte. Vergeblich, denn diese unterhielt sich noch immer mit Neville.
`Ich werde Mädchen niemals verstehen, solange ich lebe´ dachte er bei sich, als er auf den Flur hinaustrat.

***

Ginny beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Harry die Große Halle verließ, dabei darauf bedacht, nicht in direkten Blickkontakt mit ihm zu treten.
Er schien aus irgendwelchen Gründen noch immer den Eindruck zu haben, daß sie tiefere Gefühle für ihn hegte. Er versuchte sich mit ihr zu unterhalten, sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu berühren. `Wenn er dies doch bereits im letzten Jahr getan hätte..´ dachte sie, während sie sich auf Nevilles Worte zu konzentrieren versuchte.
".. Und ich finde, das ist jedesmal so ein Theater, es abzuschneiden..." sagte er gerade, offensichtlich noch ganz versunken in ihre Flußkrautunterhaltung. Es würde alles viel einfacher machen, überlegte Ginny, wenn Percy zugegen gewesen wäre. Er wenigstens fand Neville in irgendeiner Weise interessant.
Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln, entschuldigte sich vom Essen, sobald Harry außer Sichtweite war, und machte sich so schnell es irgendwie ging auf den Weg zu den Kerkern.
Es war ziemlich erstaunlich, daß noch niemand etwas von der leidenschaftlichen Affäre, welche sich unten in den eisigen Kellergewölben abspielte, mitbekommen hatte. Besonders in Anbetracht der Tatsache, daß Ginny regelmäßig nach dem Abendessen verschwand und für mehrere Stunden nicht zurückkehrte. Die einzige Person, die in der Tat Grund dazu hatte, etwas zu ahnen, war Madam Pompfrey. Doch seit jenem Tag in der Krankenstation hatte sie kein weiters Wort mehr über den Zwischenfall mit dem "Händchenhalten" geäußert. Ginny war dabei geblieben, jedem, der Fragen stellte, zu erzählen, daß sie Einzelunterricht in Zaubertränke nahm, wenngleich sie sich nicht wirklich sicher war, ob ihr diese Geschichte noch länger abgekauft wurde. Ginnys Noten im Zaubertränke waren die besten in der Schule, so daß sie im Grunde keine Extrabetreuung nötig hatte. Zudem hatte sie sich ihre Zensuren hart erarbeitet, es war nicht so, als ob Severus sie ihr einfach so gegeben hätte. Wenn sie nicht gerade Severus dabei zuhörte, wie er detaillierte Ausführungen über komplexere Zaubertränke vortrug, dann brütete sie über ihrem Lehrbuch. Nachdem einige Wochen auf diese Weise vergangen waren, erkannte Ginny, daß es verblüffend war, wie faszinierend die Kunst des Zaubertrankherstellens sein konnte. Tatsächlich war sie allmählich zu der Meinung gekommen, daß sie dieses Fach nach ihrem Abschluß in Hogwarts im kommenden Jahr weiterverfolgen würde.
Als sie sich Severus Unterrichtsraum näherte, begann ihr Herz heftig zu klopfen, wie jedesmal, wenn er in ihrer Nähe war. Sie konnte das Lächeln auf ihrem Gesicht nicht verbergen, nicht darauf achtend, daß der Rand ihres Umhanges durch eine Wasserpfütze glitt, die Filch offensichtlich übersehen hatte.
Sie liebte ihn, und sie wußte dies auch.
Ihre Hand berührte den vertrauten Türknauf, bewegte ihn um ein Dreiviertel nach links und drückte dann die schwere Tür auf.
Ein markanter Geruch zog in ihre Nase, als sie die Tür hinter sich schloß und auf die Gestalt zuging, welche sich nach vorne beugte und im Feuer stocherte.
"Hey", flüsterte sie, kniete sich hinter ihm auf den Boden und schlang ihre Arme um seine Hüften. Sie spürte, wie er seinen Rücken unter ihrer Berührung wölbte, als sie ihn unterhalb seines Halses küsste. Für einige stille Augenblicke ließ sie ihren Kopf auf seinem ruhen und sog den Duft ein, der Severus so zu eigen war. Sie genoß das Gefühl, ihn in ihren Armen zu halten und küsste ihn erneut. "Ich habe mich heute so nach dir gesehnt", gab sie zu, kroch hinüber an seine Seite und lehnte sich an seine Schulter. Seine Hand fand ihr Gesicht und liebkoste ihre Haut mit einer bestimmten Zärtlichkeit, von der einzig Ginny wußte, daß Severus sie besaß.
"Ich habe mich auch nach dir gesehnt", murmelte er und lächelte zu ihr herunter. Seine Finger streichelten über ihre Wangen, fuhren über ihre Lippen, um welche ein bezauberndes Lächeln spielte.
Es waren Momente wie diese, in denen sie sich einander so nah fühlten, daß ihm sein Leben vollkommen komplett vorkam. Sie brauchten nicht einmal mehr miteinander sprechen; der einfachste Blick sprach ganze Bände. Jedesmal, wenn er sie sah, jedesmal, wenn er ihre Stimme hörte, immer, wenn sie ihn berührte, verspürte er ein unbeschreibliches Gefühl in seiner tiefsten Magengegend. Ein Gefühl, welches ihn schwindelig und unbesonnen machte, doch dann auch wieder ruhig und glücklich. So sehr er Angst hatte, dies zuzugeben, so tief und innig liebte Severus Ginny Weasley.
Er nahm sie in seine Arme und küsste ihre entblößte Schulter, bedeckte dann ihre Haut an ihrer Halsseite mit sanften Küssen. Ginnys Lippen entglitt ein leises Stöhnen, als seine Zunge ihre Haut unterhalb ihrer Kehle berührte. Ihre Finger glitten durch sein langes, schwarzes Haar.
"Severus?" sagte sie leise, hob sein Kinn mit ihrer Hand ein wenig an und brachte seinen Mund an ihre Lippen. Niemals zuvor in der Geschichte der Welt hatte es einen leidenschaftlicheren Kuss gegeben als jenen, den Severus und Ginny nun im Licht des flackernden Feuers, welches nur wenige Meter vor ihnen tanzte und ihre beiden Schatten zu einem einzigen verschmolz, austauschten.
Severus mußte hart darum kämpfen, sein Verlangen, welches er in solchen Augenblicken wie diesem verspürte, zu kontrollieren. Er sehnte sich danach, sie mit seinen Armen hochzuheben und zu seinem eigenen Bett zu tragen, um Stunde auf selige Stunde ihr ohne Worte zu zeigen , wie sehr er sie wirklich liebte....
Ginnys Zunge glitt entlang seiner Unterlippe, und er öffnete leicht seinen Mund und hielt sie noch fester in seinen Armen.
Sie war so zart, so zerbrechlich, doch zur gleichen Zeit stark, und dafür liebte er sie. Er liebte so viele Dinge an ihr: Ihre Art, durch die er sich lebendig fühlte, durch die sie ihn zum Lachen brachte...Wie sie sich in seinen Armen anfühlte. Er liebte ihre Berührung, ihren Duft, ihre Augen, ihre Haare, ihr blasses, sommersprossiges Gessicht.; Er liebte die Weise, in der sie sich so anmutig bewegte, ihren Kopf selbstbewußt auf ihren Schultern tragend, jedoch immer auf eine gleichzeitig bescheidene Art.
Doch am meisten liebte er an ihr, daß sie ihm vertraute, ihm jedes noch so winzige Detail aus ihrem Leben erzählte, alles, was sie an glücklichen Momenten aus den Tiefen ihrer Erinnerung hervorrufen konnte. Er wußte alles über sie, was es zu wissen gab, doch auf der anderen Seite hatte er Stillschweigen bewahrt über das eine Thema, von dem er ahnte, daß es einen Abgrund zwischen sie reißen konnte: jenes, welches mit dem verborgenen Mal zu tun hatte, das für alle Zeiten auf seinem linken Unterarm eingebrannt war...
Er rückte ein wenig von ihr ab und ließ seine Stirn auf der ihren ruhen, seinen Atem anhaltend. "Du bist das Schönste, was ich je gesehen habe", murmelte er, während er eine einzelne Strähne aus ihren Augen strich.
"Du auch." erwiderte sie. Und dies meinte sie so. Severus war wirklich ein wunderschöner Mensch.
"Rate mal,was?" fragte er mit einem übermütigen Grinsen. Ginny schürzte ihre Lippen und tat so, als ob sie intensiv darüber nachdachte. Sie wußte sehr gut, daß Severus es ihr erzählen würde, noch bevor sie die Chance hatte, es zu erraten.
"Ich habe eine Überraschung für dich." Sie hob ihre Augenbrauen.
"Sev! Ich habe dir gesagt, ich brauche nichts. Wirklich! Du solltest mir nicht all diese Geschenke kaufen." Ihre Finger glitten über seine Magengegend. Ginny spürte, wie er erzitterte, je tiefer sie kam.
"Du mochtest den Umhang nicht?" neckte er sie, nur zu gut wissend, daß sie das so nicht meinte. `Oh Gott´ dachte er, als sie ihre Hand unschuldig auf seinen Schoß legte. `Beherrsch dich, Severus. Sie ist dafür noch nicht bereit.´
"Das ist es nicht, was ich gemeint habe, und du weißt das", grinste sie, " Ich wollte nur sagen, daß..."
"Also", unterbrach er sie und fing an, sie zu kitzeln, in dem Versuch, seinen ziemlich erregten Zustand zu beruhigen. "Eigentlich habe dir dieses Mal nichts gekauft. Ich habe etwas geplant, eine Nacht außerhalb, um es so auszudrücken."
"Eine Verabredung?" rief Ginny aufgeregt. Sie setzte sich so hin, daß sie ihm in die Augen blicken konnte.
"Ja, eine Verabredung!" sagte er und lächelte zurück.
"Oh mein Gott, Severus!" Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn auf die Wange. "Wann?"
"In zwei Tagen, Samstag abend. Ich..äh..habe die Heulende Hütte ein bißchen hergerichtet. Ich dachte, wir könnten..." Er verstummte. Er wußte genau, was er tun wollte, obwohl dies aller Wahrscheinlichkeit nach nicht an der Spitze ihrer Tagesordung stehen mochte.
"Uns unterhalten?" schlug sie vor. Ihre Finger glitten nun seinen linken Arm herunter und verweilten genau an jener Stelle, an der sich das Dunkle Mal befand. Sie ahnte so ungefähr, was das Thema ihrer Unterhaltung sein würde.
"Wie schaffe ich es, Harry und den anderen zu entkommen?"
"Oh, soweit hatte ich noch gar nicht gedacht", sagte er lahm.
"Das ist in Ordnung", antwortete Ginny und drückte ihre Lippen gegen seinen Hals. "Ich werde mir etwas einfallen lassen." Sie setzte sich zurück und schaute ihn einen langen Moment an. Dann brachen die Worte, die sie so lange schon verzweifelt hatte aussprechen wollen, aus ihrem Mund: "Severus? Ich..ich..hm..ich lie..." Sie kam ins Stottern. "Ich kann es kaum abwarten, bis Samstag ist!"
Ihr Herz sank tiefer, als sie sich ihre eigene Schwäche eingestehen mußte.
"Das kann ich auch nicht", entgegnete Severus mit einem Lächeln und küsste sie ein letztes Mal, bevor sie sich zurück auf den Weg zum Gryffindorturm machte. Sie schloß die Tür hinter sich und ließ Severus alleine im Klassenraum zurück, den Geschmack ihrer Lippen noch süß auf den seinigen.
"Ich liebe dich auch", flüsterte in die Stille, die ihn umgab.


Kapitel 9

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