Jenseits von Haß - Kapitel 15

 

 

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Kapitel 15


Harry wanderte ziellos durch die Gänge ohne wirklich in eine Richtung zu sehen, er stolperte nur so dahin wie eine junge Katze die sich verlaufen hatte. Er war halb blind ohne seine Brille, die er dummerweise bei der Peitschenden Weide vergessen hatte, und so fühlte er sich seinen Weg um die Ecken mit den Händen, weil sich seine Augen nicht auf etwas bestimmtes konzentrieren wollten. Er fühlte sich innerlich wie taub, als wäre das Leben, das durch seine Adern geflossen war, irgendwie aus ihm herausgelaufen, und alles was er tun konnte war durch die Bewegungen des Lebens zu schleichen ohne sie wirklich zu erleben. Er musste allein sein, er brauchte Zeit um nachzudenken.
Sein Herz brach... tat es das wirklich? 'Fühlt es sich so an wenn einem das Herz bricht?', fragte sich Harry immer wieder. Er fühle keinen Schmerz mehr, er war in keiner Weise neidisch auf Snape. Eigentlich fühlte er sich seltsam erleichtert.
Er hatte sie geküsst. Und es hatte sich wunderbar angefühlt. Hatte es das? Es war warm und wunderbar, aber gleichzeitig fühlte es sich seltsam an. Fast falsch. Unnatürlich, als hätte er seine Schwester geküsst. Etwas in ihm war gebrochen, und so hatte er sich zurückgezogen. Ginny hatte seine Handlung fälschlicherweise als Verlegenheit gesehen, obwohl er eigentlich irgendwie abgestoßen worden war. Es war gewesen als wäre in diesem einen Kuss alles an das er glaubte zu einem Ende gekommen
Als er die Hütte betreten und die Beiden zusammen gesehen hatte, hatte er sich verraten gefühlt. Benutzt. Ginny gehörte ihm, sie hatte immer ihm gehört. Sie war jemand gewesen, auf den er sich verlassen konnte wenn allen anderen Bereichen seines Lebens die Liebe fehlte. Seine erste Reaktion war Unglaube gewesen. Sicher liebte ihn Ginny noch immer! Aber als sein Geist gewandert war hatte er angefangen zu verstehen, daß Ginny sich schon viel früher von ihm entfernt hatte. Er hatte sich an einem Traum festgehalten, einem von dem er nicht einmal mehr sicher war ob er ihn wollte. Es war ein Traum bei dem er sich sicher fühlte, und normal. Ganz normal. Er wollte einfach nur normal sein, er war es leid, der "berühmte Harry Potter" zu sein. Konnte es sein, daß seine Liebe für sie, daß diese scheinbar tief verwurzelte Bewunderung, und sein Verlangen nach diesem hübschen Mädchen nichts weiter waren, als eine reine Fantasie? Daß Harrys Besessenheit mit Liebe, sein Verlangen danach gewollt und gebraucht zu werden, ihn hatten glauben lassen, daß er wirklich in sie verliebt war? Es würde sicher erklären warum er sich so fühlte.
Er sah zu wie seine perfekte Welt vor seinen Augen zerbröckelte.
'Aber ich liebe sie', widersprach er sich, und er war sich fast sicher, daß es die Wahrheit war. 'Ich muß sie lieben.' Er stolperte um eine Ecke, und seine Augen brauchten einen langen Augenblick, bis sie sich an die dunklere Umgebung der unteren Kerker gewöhnten. Er ließ sich in einer nicht gerade eleganten Bewegung auf den Boden sinken, und seine Augen blinzelten schnell und ungläubig über diesen letzten Gedankengang.
"Was zum Teufel machst du hier?"
Harrys ganzer Körper machte eine ruckhafte Bewegung als die Worte seine Ohren trafen. Das ziemlich entzückende Brummen konnte nur zu einem bestimmten Schüler gehören.
"Mir ist nicht danach, Malfoy", gab Harry tonlos zurück. Ihm war heute Nacht nicht mehr nach Streit.
Draco lehnte sich mit seinem klassischen Grinsen im Gesicht an die Wand, und sein Haar fiel in Strähnen in seine Stirn. Er hatte die Hände vor der Brust verschränkt. "Dir ist nicht danach? Potter, bei dir klingt das als würde ich dir sexuelle Gefälligkeiten anbieten."
Harry machte ein angewidertes Gesicht. "Malfoy, bist du immer so ekelhaft?"
Draco sah einen Augenblick lang nachdenklich aus. "Eigentlich nur bei denen, auf die es wirkt." Er grinste, aber das Grinsen verblasste schnell. "Was ist eigentlich los mit dir?"
"Los? Nichts ist los mit mir!", schoß Harry zu seiner Verteidigung zurück.
„Gar nichts? Bist du ganz sicher? Denn als ich das letzte Mal nachgesehen habe, war es nicht üblich, dass die Gryffindors in die Kerker herunter springen um ein Tässchen Tee mit dem Blutigen Baron zu trinken und die Wandbehänge zu bewundern, weißt du?"
"Verzieh dich."
"Aber das würde doch keinen Spaß machen, oder?" Draco ließ sich an der Wand herunter rutschen und neben Harry fallen, der sein Gesicht mit den Händen bedeckte und stöhnte. "Geh weg, Malfoy...", sagte er mit angespannter Stimme.
„Nein, ich denke ich bleibe etwas", brummte Draco, amüsiert darüber wie leicht Harry zu ärgern war. „So... wo ist deine Freundin?", fragte er nach, wobei er die Hände über dem Kopf streckte und gähnte.
„Ich habe keine Freundin", murmelte Harry.
Draco hob in gespieltem Mitgefühl eine Augenbraue. "Ohh... wurde Harry Potters Herz endlich von dem feurigen kleinen Wiesel gebrochen?"
"Was geht dich das an?", schoß Harry zurück.
"Hab ich Recht?"
Harry brauchte einige Augenblicke um zu beschließen ob er zustimmen wollte oder nicht. Er wollte sich nicht mit Draco Malfoy über unerwiderte Liebe unterhalten.
„Hast du, und ich schätze das freut dich jetzt", gab Harry mit einer leichten Andeutung von Bitterkeit in seiner sonst tonlosen Stimme zurück.
Für jemanden dem man vermutlich gerade das Herz gebrochen hatte, sah Harry nicht aufgelöst aus, und das warf Draco etwas aus der Bahn. Eigentlich sah er aus, als wäre es ihm egal. Fast kalt. Draco fing an sich etwas unwohl zu fühlen, aber er behielt seine übliche Fassade und tat es als Schock ab. "Oh je, Potter, denkst du wirklich so schlecht von mir? Dass ich dich immer ärgern will? Dass ich jeden Morgen fröhlich aufwache, mir die Hände reibe und sage: 'Also los, wie kann ich Potter heute das Leben schwer machen...?'"
"So sieht es ganz bestimmet hin und wieder aus."
"Na, jetzt auf jeden Fall nicht. Ich hatte nicht vor, mich mit dir zu streiten. Wenn du es unbedingt wissen willst, Pansy war furchtbar langweilig, wie immer, also habe ich beschlossen einen Spaziergang zu machen. Ich bin rein zufällig über dich gestolpert."
"Wie schön für mich", sagte Harry recht sarkastisch.
"Ist es doch wirklich!", witzelte Draco, wobei er Harry ein gewinnendes Lächeln schenkte.
Harry verdrehte die Augen, aber er grinste zurück. Malfoy war unmöglich, aber gleichzeitig verdammt charismatisch.
Stille umgab sie. Die Schatten tanzten über den Steinboden, wohin sie von ein paar spärlichen Kerzen geworfen wurde, die im leichten Wind flackerten, der die Treppe herunter blies und das furchtbare heulende Geräusch machte, das so oft auf den Vollmond geschoben wurde und typisch für die Kerker war. Die Kerker waren feucht und dunkel und das langsame Tröpfeln von Wasser hallte durch die leeren Kammern, perfekt im Takt mit dem heulenden Wind.
Viele beschwerten sich, dass sie in den Kerkern Angst hatten, aber Harry fand die ganze Atmosphäre sehr friedlich. Selbst wenn Malfoy nur einige Zentimeter neben ihm saß war er ganz ruhig.
Draco drehte den Kopf ganz leicht um Harrys Gesicht zu betrachten. Wenn Harry Dracos Aufmerksamkeit bemerkte, ignorierte er sie. Sein Atem blieb gleichmäßig, sein Gesichtsausdruck neutral.
Draco war in den letzten paar Jahren erwachsener geworden, und er war nicht mehr so boshaft wie er im ersten Jahr gewesen war. Es war nicht sein Stil sich in einer Unterhaltung mit einem Gryffindor spätabends im Korridor erwischen zu lassen, aber er hatte nichts besseres zu tun. Und Harry hatte sich mehr als einmal als interessant herausgestellt, auch wenn Draco das ihm gegenüber nicht zugeben würde.
"Du bist nicht in sie verliebt", erklärte Draco plötzlich, wobei er an einem lockeren Stein am Boden zog.
"Was?", war die völlig verwirrte Antwort.
"Du bist nicht in sie verliebt", wiederholte Draco beiläufig, als wäre es eine allgemein bekannte Tatsache, und seine langen, weißen Finger drehten den Stein um.
"Was meinst du, ich bin nicht in sie verliebt?" Harry war erzürnt. Was zum Teufel redete Draco da? Was gab ihm das Recht so etwas zu behaupten?
Draco zuckte nur die Schultern. "Vergiss es."
"Hey, das ist nicht fair! Du kannst nicht erst so was behaupten und es dann vergessen."
„Das habe ich gerade. Vergiss es, Potter." Das ruhige Gefühl, das die Kerker in Harry schufen war, verschwunden. Jedes bisschen in ihm forderte ihn kreischend dazu auf, die Antwort aus Draco heraus zu ziehen, aber aus irgendeinem Grund blieb er still „Arroganter Schnösel", murmelte Harry.
„Was hast du gerade zu mir gesagt?", wollte Draco wissen.
„Oh", schlug Harry in einem ruhmreichen sarkastischen Tonfall zurück, "Vergiss es." 'Er konnte wahrscheinlich nicht länger als eine Minute höflich bleiben', schloss Harry. Er bemerkte, dass Draco ihn angestrengt durch seine engen, stahlharten, durchdringenden Augen ansah. „Was?", fragte er nervös.
„Hab mich nur gefragt was du gerade denkst."
Harry seufzte genervt, und Draco fuhr fort: "Du hast das mit deinen Augenbrauen gemacht, wie manchmal im Tränkeunterricht. Weißt du, wenn du sie hochziehst und dich auf die Lippe beißt."
Harry bemerkte dass er tatsächlich auf seiner Unterlippe herumgekaut hatte. Er ließ sie sofort los.
"Ich habe immer gehofft, dass du mal durchbeißt."
„Und jetzt nicht mehr?"
„Nein, ich würde viel lieber sehen, dass du in einem Quidditchspiel vom Besen fällst."
Harry war sich nicht sicher ob er völlig ernst war oder sarkastisch. Er starrte Draco nur finster an, der für Harry mangels Brille recht verschwommen aussah. Er war eine Mischung aus weißen und grauen Farbtönen, die sich mit der ihn umgebenden Dunkelheit vermischten. Harry wurde klar, dass er ihn anstarrte, und er wandte die Augen ab.
„Trägst du nicht eigentlich eine Brille?", fragte Draco, der ganz genau wusste, dass Harry das tat.
Harry wandte sich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck Draco zu. „Ja, normalerweise", sagte er als Draco ihn weiter so entnervend anstarrte. „Aber ich habe sie verloren." Er sah Draco vorsichtig aus dem Augenwinkel zu.
„Oh." Draco sah auf seine Füße hinunter und biss sich auf die Lippe. Offensichtlich versuchte er, zivilisiert Konversation zu betreiben. "So... freust du dich auf das Quidditchspiel nächste Woche?"
Harry war sicher, dass Draco völlig durchdrehte, aber er beschloss mitzuspielen.... Eine Weile. "Ja, wir werden euch platt machen."
Draco lachte. „Vielleicht, vielleicht nicht. Slytherins haben immer ein paar Tricks im Ärmel."
„Ist das eine Drohung?"
„Es ist eine Warnung", sagte Draco vorsichtig.
"Was?"
"Sei... einfach nur vorsichtig, ja? Sei immer vorsichtig."
Harry nickte.
Draco räusperte sich. „Schau, das mit dem gebrochenen Herzen-"
„Vergiss es." Harry winkte mit einer Hand ab.
„Nein, ich meine, ich wollte sagen... nun, Liebe ist launisch."
„Ha?", kam Harrys beredte Antwort.
„Launisch." Er räusperte sich. „Hör zu, wenn dir das hilft..."
Harry sah zweifelnd aus. Warum sollte er auf etwas überhaupt vertrauen das Draco sagte.
„...Ah, vergiss es", murmelte Draco. „Du hast Glück; Es gibt hier noch ein paar Andere die es Wert sind sie zu fangen."
"Nein", gab Harry zurück. "Ich will- ich will nicht- ich weiß nicht was ich will."
"Oh."
"Ich kann nicht- ich- ich will- jetzt einfach nicht darüber reden." Das Blut fing an in Harrys Gesicht zu steigen als die Worte seinen Lippen entkamen.
Dracos Gesicht verdunkelte sich. "Weil es dir weh tut davon zu sprechen? Oder weil ich derjenige bin der zuhört?", sagte Draco etwas bitter.
Harry wandte das Gesicht ab.
„Ich bin kein Ungeheuer, Harry", flüsterte er scharf.
Es gab eine lange Pause, in der Harry langsam ausatmete. „Ich weiß. Es ist nur manchmal schwer, etwas anderes zu glauben wenn man bedenkt was ich wegen dir schon durchmachen musste."
Draco nickte und stand auf, wobei er seinen dunklen Umhang abklopfte. "Das ist fair." Er sah etwas verlegen aus und fuhr sich mit der Hand über den Umhang. „Nun, ich sollte mich auf den Weg machen.' Nacht."
Harry hob zur Antwort leicht die Hand als Draco davonging und den Korridor hinunter lief.
Er drehte den Kopf um über seine Schulter zurück zu Harry zu sehen. „Denk aber daran was ich gesagt habe", rief er leise, während er weiter ging, mit den Schatten verschwamm und aus Harrys Sicht verschwand, während seine Schritte noch hinter ihm her hallten.
Harry blieb alleine im feuchten Gang, die Knie bis ans Kinn gezogen, und seine Gedanken rasten, während das langsame Tröpfeln weiter ging und ihn beruhigte.

***



Der Gang zurück nach Hogwarts war für Severus und Ginny wesentlich weniger fröhlich gewesen als der Hinweg zur Heulenden Hütte früher an diesem Abend, denn dieses Mal bewegten sie sich getrennt voneinander, und keiner sagte viel. Severus hatte sich zum Glück in seinem früheren Hochgefühl noch an die zweite Dosis Unsichtbarkeitstrank für den Rückweg erinnert, und so gingen sie Hand in Hand durch die Schneewehen, durchsichtig für das nackte Auge. Sie hatten sich nicht einmal von dem Kitzeln beeinflussen lassen. Ginny schaffte es kaum zu lächeln. Sie zitterte, aber ob das an der Kälte oder Nervosität lag konnte sie nicht sagen. Sie hielt noch immer Harrys Brille in der Hand, und die Worte, die er gesagt hatte, waren noch immer ein durcheinander geworfener Haufen Silben in ihren Gedanken. Er könnte dein verdammter Vater sein.
Der Altersunterschied hatte sie nie gestört, und sie würde nicht damit anfangen. Severus war älter, ja, aber er konnte ebenso naiv sein wie ein Kind, was gewisse Dinge betraf. Er war von Dumbledore beschützt worden seit er die Seite von Du-weißt-schon-wem verlassen hatte, und er hatte Dinge verpasst, die die meisten Erwachsenen hatten, wie Liebe und Familie, nur so zum Beispiel.
Er ist auch ein Todesser, wusstest du das?
'Ehemaliger Todesser', dachte Ginny.
Er wird dich nie beschützen können, Ginny. Er kann nicht mal sich selbst beschützen. Voldemort ist hinter ihm her, wie du sicher weißt. Er will Snape umbringen.
'Er will auch Harry umbringen, aber Beide leben noch', dachte sie. Es gab keinen Grund anzunehmen, daß sie an Severus' Seite in unmittelbarer Gefahr war.
Was hat er mit dir gemacht?
Es war so eine grausame Bemerkung, sehr hart. Völlig ungerechtfertigt.
Ich liebe dich, Ginny... ich liebe dich wirklich. Nein, Ginny, bitte, es tut mir leid... aber was ist mit mir? Ich bin froh, dass du glücklich bist...
Die Verzweiflung in Harrys Stimme war herzerweichend gewesen. Der arme Harry musste so viel in so kurzer Zeit ertragen. Ginny was in ihre Gedanken versunken, sie bemerkte nicht einmal, dass sie Harrys Namen flüsterte.
Severus tat sein Bestes, sein ziemlich zugeschwollenes Auge nicht zu berühren. Er hatte darauf beschlossen, dass sie, bevor sie versuchten es zu heilen, warteten, bis sie wieder in der Schule waren. So war, wenn etwas wirklich schief lief, wenigstens Madam Pomfrey in der Nähe. Seine Hand tat verdammt weh, nachdem sie ziemlich hart in Sirius' Gesicht geschlagen hatte. Es war eine ganze Weile her seit er das letzte Mal mit jemandem gekämpft hatte.
Der Schnee fiel um sie herum; die Fußspuren, die sie hinterlassen hatten, waren schon fast so unsichtbar wie sie Beide.
Die Kälte schien jede Zelle seines Körpers zu durchdringen. Die Stille, die in der Luft hing, war völlig nervtötend.
Er hörte wie Ginny langsam ausatmete, und ihre Lippen den Namen der Person formten, um die sich so offensichtlich ihre Gedanken drehten.
"Harry..."
Severus wünschte sich, Ginny würde ihm sagen was im Tunnel passiert war. Er konnte an ihrem Gang erkennen, dass sie tief in Gedanken versunken war, daran wie sie aussah. Ihre Stirn war leicht gerunzelt, ihre Lippen fest zusammengepresst. Ihre Augen hatten einen besorgten Ausdruck, und sie wischte sich die langen roten Haarsträhnen nicht aus den Augen als der kalte Wind sie herum wehte. Er bemerkte, dass Ginny Harrys Brille fest in der Hand hielt, viel fester als Severus' Hand, und er nahm an, dass was auch vorgefallen war anstrengend für ihre Gefühle gewesen sein musste. Auch wenn er sein Bestes gab sich davon nicht verletzt zu fühlen, war es seltsam, dass Ginny sich ihm gegenüber distanziert verhielt. Sie war offensichtlich in ihrer eigenen Welt und verarbeitete was Harry gesagt hatte.
Er lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Zukunft und versuchte mit der Tatsache klarzukommen, dass ihre Beziehung nicht mehr lange geheim sein würde. Selbst wenn Harry und Sirius versuchten den Mund zu halten gab es immer die Möglichkeit, dass einer von ihnen es versehentlich sagte. Harry konnte es leicht im Vorbeigehen einem seiner Freunde gegenüber erwähnen, ohne dass es ihm auch nur klar war, und Sirius... Sirius wohnte schließlich wahrscheinlich immer noch bei Remus Lupin. Es war der einzig vernünftige Platz an dem der Mann bleiben konnte, und Ginny schien zu wissen, dass Sirius sich nach dem Kampf mit Remus auseinandersetzen musste. Die Beiden waren in Hogwarts unzertrennlich gewesen, und er vermutete, dass sich das kaum verändert hatte. Irgendwie war er neidisch darauf, dass ihre Liebe so langlebig war, dass sie eine schöne Vergangenheit teilten. Sie hatten so viele gemeinsame Erinnerungen... Erinnerungen, auf die er und Ginny keine Garantie hatten.
Lupin war ein Professor und stand unter denselben ungeschriebenen ethischen Gesetz wie alle anderen Professoren in Hogwarts, Er musste etwas jemandem gegenüber sagen...
Es war alles eine Frage des Wann.
Der Gedanke daran machte Severus Angst. Er konnte sich genau vorstellen, wie Dumbledore in seinem Büro auf seinem Stuhl saß und ausgelaugt und älter aussah als sonst, mit Fawkes in der Ecke. Er konnte die gemischten Gefühle sehen, die in den Augen des Mannes spielen würden wenn er die um ihn versammelten Gesichter betrachtete.
"Ich habe euch alle heute hier zusammengerufen", würde er zu dem versammelten Stab sagen, "weil sich eine große Ungehörigkeit in den Mauern dieser Schule ereignet hat. Ein grober Bruch von Vertrauen und Ethik wurde begangen. Ich suche die Schuld dafür einzig bei mir.
Ein unschuldiges Leben wurde verdorben von jemandem, dem ich als engem Freund vertraut habe, jemandem, den ich vor Jahren aufgenommen habe, als er um sein Leben lief und versuchte, seiner Vergangenheit zu entkommen. Ich habe ihm Schutz gewährt, ihm eine Anstellung verschafft, ihm ein Leben gegeben! Und was hat er mir dafür zurückgegeben? Schande, Skandal. Völlige, reine Respektlosigkeit. Und ich werde noch nicht einmal andeuten welches junge Mädchen er so furchtbar geschändet hat. Severus Snape."
Severus konnte sich das Keuchen vorstellen, das durch das Büro gehen würde, das Gefühl der Augen, die sich mörderisch auf ihn legten als er da saß... gebrochen, erniedrigt, mit hängendem Kopf und stumpfen, leblosen Augen. Er wusste, dass Lupin da sein würde, gerade links von ihm, und ihn mit offenem Mund und Abscheu in seinem Gesicht anstarren würde. Er konnte sich vorstellen wie Dumbledore seine Augen auf ihn richtete, deren Funkeln von Schmerz und Wut ausgelöscht war.
"Ich habe heute Morgen mit den Eltern des Mädchens gesprochen, und sie haben das folgende gefordert: Sie sind aus Ihrer Position als Meister der Zaubertränke entlassen. Es ist Ihnen von jetzt an verboten, Hogwarts je wieder zu betreten, und Sie dürfen keinen Kontakt zu dem Mädchen mehr aufnehmen. Jede Aufzeichnung Ihrer Anstellung hier wird ausgelöscht. Bitte räumen Sie Ihre Zimmer bis morgen früh. Haben Sie mich verstanden?"
"Aber Direktor, das dunkle Mal! Ich werde nach Askaban geschickt-"
"Das geht mich nichts mehr an, Severus. Tut mir leid-" Seine Stimme würde brechen. „Guten Tag."
Er würde stumm nicken, aufstehen und aus der Tür auf die Kerker zugehen und dabei dem Gemurmel lauschen, das immer lauter werden würde, während die Professoren über die Person des Mädchens spekulierten und sagten, sie wollten ihn nie wieder sehen ...

Als er es sich vorstellte schoss ihm das Blut ins Gesicht, und sein Magen drehte sich gewaltsam um. Vielleicht war es etwas extrem, aber diese Bilder gingen Severus immer wieder durch den Kopf, und sie würden jede Nacht seine Träume heimsuchen. Ihm wurde schlecht, und er fiel auf die Knie in den Schnee, während er eine Hand auf seinen Magen legte und versuchte die Übelkeit zu unterdrücken. Seine plötzlichen Bewegungen rissen Ginny aus ihren Gedanke, und im nächsten Augenblick kniete sie neben ihm.
"Severus? Was ist los? Ist es der Trank?" So nachdenklich ...
"Nein, ich-" Er versuchte wieder Luft zu holen. Alles um ihn herum war ein Farbenwirbel, und Ginnys Gesicht war nur ein heller Fleck der von rotem Haar umgeben wurde. „Es ist vorbei."
Diese beiden Worte enthielten so viel furchtbare Bedeutung. Sie strich mit ihrer freien Hand sein Haar glatt, zog es ihm aus dem Gesicht und hielt vorsichtig seinen Kopf, falls sein Magen sich wieder gegen ihn wendete.
"Sev, sag das nicht." Sie küsste ihn sanft auf die Wange. „Harry hat versprochen nichts zu sagen, und Sirius auch."
"Es könnte ihnen jeden Augenblick herausrutschen...", sagte er mit eintöniger, völlig hoffnungsloser Stimme.
"Aber das wird es nicht. Glaube an sie, Severus. Glaube an uns. Bitte?" Ihre Augen suchten die seinen.
Er sah nach unten. "Es ist vorbei, Ginny. Es gibt keine Hoffnung für uns."
Ginny fühlte sich als wäre ihr ins Gesicht geschlagen worden.
"Wie kannst du das sagen?", rief sie. „Wie kannst du so etwas nur sagen, nach allem was passiert ist?"
"Weil es die Wahrheit ist. Es ist die einfache, offensichtliche Wahrheit." Seine Stimme zitterte. „Wenn Sirius Black es weiß, dann weiß es auch Lupin. Wenn Lupin es weiß, dann findet es die ganze verdammte Schule heraus. Und wenn das passiert...", sein Magen drehte sich wieder um, und er beugte sich zu der Schneewehe hinüber und fing an zu husten, „...wenn das passiert, dann ist es aus für mich. Ich werde gefeuert, verstehst du das?" Er konnte ihrem Blick nicht begegnen. „Ich werde gefeuert und auf die Straße gesetzt. Mit diesem verdammten Mal, das in meinen Arm gebrannt ist, werde ich nach Askaban geschickt." Seine Stimme fing an schneller zu werden, sein Tonfall höher und hysterischer. "Ich werde in einer ihrer Zellen zwischen den Ratten sitzen und verrotten. Sie werden Tag und Nacht an mir herumknabbern, mich zerreißen. Ich werde allein sein, ganz allein, und langsam wahnsinnig werden. Ich werde von einem dieser Dementoren geküsst werden, wenn mich Voldemort nicht erst umbringt. Ich werde ein lebloser Körper sein der über die Erde wandert... allein..."
"Hör auf! Hör auf!", kreischte Ginny als sie ihn bei den Schultern packte und schüttelte. „Hör sofort auf damit! Ich kann es jetzt nicht ertragen, Severus, bitte!" Sie umarmte ihn fest, aber er wich zurück und kroch ein paar Meter von ihr weg und übergab sich in den Schnee.
„Severus-"
Er hob eine Hand um sie abzuhalten.
"Severus, hör zu, bitte. Wir müssen stark bleiben wenn wir überleben sollen, wenn das alles-" Sie beschrieb mit der Hand einen Kreis, während sie versuchte, das richtige Wort zu finden.
"Wenn es uns ins Gesicht schlägt", murmelte Severus, wobei er sich mit dem Handrücken den Mund abwischte.
"Ja", flüsterte Ginny als sie zu ihm ging. Sie nahm eine Handvoll Schnee und ließ ihn den Mund öffnen. „Hier", sagte sie. „Warte bis es schmilzt, dann spuck es aus."
Er gehorchte, aber er hielt sein Gesicht und seinen Körper von ihr abgewandt.
"Ich habe noch nie jemanden wie dich gekannt, Ginny. Du bist so tapfer. Hier sind wir, in dieser furchtbaren Lage, und du bleibst so ruhig. Ich- ich wünschte, ich könnte so sein. Ich wünschte, dass ich an die Zukunft denken und etwas anderes als reines Elend sehen könnte, aber ich kann es nicht. Ich kann nichts anderes sehen. Es ist alles was ich gekannt habe, bis ich dich getroffen habe, und es ist alles was ich zu erwarten habe, wenn ich dich verloren habe."
Ginny legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter. "Du wirst mich nicht verlieren-"
Severus unterbrach sie: "Es bringt nichts wenn wir uns etwas vormachen, Ginny. Selbst wenn Dumbledore durch irgendein Wunder verstehen würde, was ich für dich fühle, so würden deine Eltern oder die anderen Lehrer oder die Schüler oder der Rest der Zauberergesellschaft nie akzeptieren, dass ein Professor in seine Schülerin verliebt ist. Es ist keine Altersfrage, sondern eine Frage unserer Position. Ich werden nie wieder unterrichten dürfen, und ich will mir nicht einmal vorstellen, was mit dir passieren würde. Um deinetwillen, nicht meinetwillen sollten wir es jetzt beenden. Es sauber enden lassen. Ich könnte die Schule wechseln..." Er konnte fühlen, dass ihre Hand auf seiner Schulter zu zittern anfing.
"Severus-" Ginnys Stimme war dünn.
"Es ist das Beste. Ich liebe dich viel zu sehr um zu sehen, dass du unglücklich bist, ich würde lieber jeden Tag getrennt von dir verbringen als dich wegen mir öffentlich in Schande zu sehen. Kannst du das verstehen?" Er wandte sich ihr schließlich zu und nahm ihre Hände in die Seinen.
„Bitte sag mir, dass du es verstehst!"
"Ich verstehe", sagte sie schwach. "Aber ich akzeptiere es nicht. Ich kann es nicht akzeptieren."
"Ginny..."
"Nein. Ich werde dich nicht einfach aufgeben, weil die Gesellschaft sagt, dass wir das Falsche tun. Die Gesellschaft liegt falsch, und was mich betrifft kann sie zur Hölle fahren. Ich liebe dich, und ich will bei dir sein. Ich werde warten, wenn du mich darum bittest. Ich werde bis nach meinem Abschluss warten, aber ich werde es nicht aufgeben. Ich werde dich nicht aufgeben. Verstehst du mich?" Eine Welle aus Schwindelgefühl überkam sie plötzlich.
Severus fühlte es ebenfalls. „Der Trank fängt an nachzulassen...", sagte er müde. "Geh jetzt rein. Ich komme nach. Geh direkt in deinen Schlafsaal. Wir sollten nicht gesehen werden wenn wir zusammen kommen."
"Aber-"
"Geh einfach, bitte. Geh einfach."
Ginny stand zögernd auf und ging auf die Schule zu, wobei sie sich eine sture Träne aus dem Auge wischte. „Ich liebe dich", flüsterte sie.
Severus beugte sich wieder über den Schnee und konnte sie über sein eigenes Husten nicht hören. Sie drehte sich um und ging so schnell sie konnte durch die Schneewehen und versuchte nicht zu weinen.

***



Sirius eilte zurück nach Hogsmeade, und seine Pfoten froren von der dicken Schneedecke die über allem lag. Die Straßen waren jetzt verlassen und kaum von einer einzelnen Straßenlaterne am Ende einer Reihe Läden beleuchtet. Sirius sah sich um, um sicherzugehen, dass die Gegend völlig menschenleer war, bevor er sich wieder in seine menschliche Gestalt zurückverwandelte. Dann apparierte er in Remus' Garten und wischte sich die Schneeflocken vom Mantel, bevor er das Haus betrat. Eigentlich zögerte er es nur hinaus, während er versuchte die genauen Worte zu formulieren mit denen er sich verteidigen würde.
Da er kein medizinischer Experte war hatte er nicht einmal versuchte seine gebrochene Nase oder das blaue Auge zu heilen, wusste aber ganz genau, dass Remus eine Erklärung für beides erwarten würde wenn er ihn so sah. Sirius war bereit, so charmant wie möglich zu sein um nicht möglicherweise allzu lange von seinem Lieblingswerwolf mit Schweigen gestraft zu werden. Moony konnte seinen treuen Hundeaugen nie lange widerstehen.
"Tut mir leid, dass ich zu spät komme, Moony", sagte Sirius in entschuldigendem Tonfall als er durch Remus' Vordertür eintrat, und seine Augen fielen sofort auf die Gestalt auf der Couch.
Langsam ging er zum Feuer hinüber und lächelte Remus an, der sich mit einem Buch in den Händen dasaß, aber tief schlief. Das warme Leuchten des Feuers badete sein Gesicht sanft in einem unwirklichen Licht.
Der Anblick brachte sofort ein Lächeln auf Sirius' Lippen. Er nahm Remus vorsichtig das Buch aus den Händen, stellte sicher, dass die Stelle, an der Remus gewesen war, im Buch eingemerkt war und legte es auf einen polierten Tisch. Er kniete sich neben die Couch und legte den Kopf etwas schräg, so dass er das schlafende Gesicht betrachten konnte. Remus musste friedlich träumen, denn auf seinem Gesicht war ein erfreuter Ausdruck, und seine Mundwinkel waren leicht nach oben gezogen.
Er streichelte vorsichtig mit den Fingern Remus' Gesicht. 'Wie kann ihn nur jemand für ein Ungeheuer halten...', dachte Sirius traurig. Er beugte sich hinüber und küsste Remus ganz vorsichtig, womit er ihn aufweckte.
"Du bist zurück", murmelte Remus gegen Sirius' Lippen, die Augen noch geschlossen. „Ich habe mir langsam Sorgen gemacht."
"Tut mir leid, Liebes", sagte er, und küsste Remus auf die Nase. „Komm mit, bringen wir dich in dein Bett."
"Oh mein Gott!", rief Remus als er die Augen öffnete.
"Was?"
"Dein Gesicht!", rief er. Er setzte sich gerade hin und untersuchte es genau. „Was ist passiert?"
"Ach das." Sirius lachte nervös. "Nichts, wirklich, ich bin nur..."
Remus kniff die Augen zusammen und forderte Sirius fast dazu heraus zu versuchen ihn anzulügen. Remus anzulügen funktionierte nie, und üblicherweise landete Sirius sozusagen eine Woche lang in der Hundehütte. Er machte das unschuldigste Gesicht das er hatte. „Ich bin nur... äh..., in eine Prügelei mit Snape geraten."
"Was hast du? Ich dachte du wolltest dich mit Harry treffen!" Jetzt war Remus hellwach, und seine Augen sahen fragend aus.
„Wollte ich!", sagte Sirius verteidigend, während er sich mit einer Hand durch die feuchten Haare fuhr. Die Schneeflocken waren geschmolzen. "Ich habe Harry an der Peitschenden Weide getroffen, genau wie geplant. Aber siehst du, als wir in die Hütte kamen war schon jemand da."
"Schon da?", wiederholte Remus.
„Ja, Snape."
"Was hat er in der Heulenden Hütte gemacht?"
"Was haben wir da immer gemacht?", Sirius grinste.
"Sag mir nicht, dass er ein Rendezvous hatte, denn dann denke ich, mir könnte bei dem bloßen Gedanken schlecht werden."
"In dem Fall liegt das Badezimmer in der Richtung, wie du weißt." Sirius deutete auf die Tür auf der anderen Seite des Zimmers.
Remus war sich ziemlich sicher, dass Sirius nicht nur Blödsinn machte. "Ist das dein Ernst?"
"Natürlich, ich wohne hier!"
Remus verdrehte die Augen und stöhnte. „Nein, ich meinte das mit Severus!"
"Seit wann redet ihr euch mit Vornamen an?" Sirius' Stimme klang etwas verletzt.
"Oh Himmel, müssen wir das wieder diskutieren? Wie sind Kollegen, Sirius, das ist alles."
"Also nehme ich an du sagst auch Albus zu Professor Dumbledore? Und McGonagall, ist sie „Minnie"?" Sirius konnte erkennen, dass Remus langsam genervt war, also beschloss er stattdessen einfach die Frage zu beantworten. „Ja, es ist mir ziemlich ernst. Snape war da, in der Hütte. Du hättest sehen sollen was er mit dem Platz angestellt hat, Moony! Es war wirklich eindrucksvoll, fast wie aus einem Märchen. Rosen und alles. Ich schätze er ist tief im Herzen romantisch veranlagt."
"Wer hätte das gedacht...", antwortete Remus überrascht.
"Ich sicher nicht! Aber den erschreckenden Teil kennst du noch gar nicht."
Remus war jetzt ziemlich interessiert.
„Harry und ich betraten den Hauptraum, und er schlief auf dem Boden, und er war nicht allein. Rate mal mit wem er sich getroffen hat. Du hast drei Versuche."
"Professor Trelawney? Sie macht ihm schöne Augen seit er sich so verändert hat." Remus konnte es jetzt vor sich sehen, Trelawney und Snape die auf dem Boden zwischen einer Kristallkugel und einer Mondkarte lagen, und wie Snape ihr einen extra gebrauten Trank aus einem Weinglas gab...
„Nein, nicht Trelawney."
"Sprout?"
Sirius schüttelte den Kopf.
"Poppy? McGonagall?" Diese Bilder waren alles andere als erotisch... Sie waren ziemlich lächerlich.
"Ich glaube das waren vier Versuche."
„Na, dann sage es mir doch endlich!"
"Sie ist kein Professor." Sirius legte gerade genug Betonung in seine Stimme, so dass Remus die genaue Bedeutung erkannte.
„Ich sollte wirklich nicht über die Schülerinnen reden...", sagte Remus müde.
„Och, Moony...", bettelte Sirius verspielt.
Remus schüttelte den Kopf. "Selbst wenn ich es wüsste könnte ich nichts sagen. Ich müsste meine Quelle angeben, und das würde dich verraten, ich weigere mich dich in so eine Lage zu bringen." Er berührte zaghaft Sirius' blaues Augen und sah wie er zuckte.
„Harry weiß es auch."
"Nun, Harry kann mit seinem Wissen machen was er will." Er drehte Sirius' Gesicht leicht, um einen besseren Bück auf die gebrochene Nase zu werfen. „Ich nehme an, dass dieses Wissen der Grund für deine Verletzungen ist?"
Sirius lächelte unschuldig. "Harry war so aufgeregt davon, da habe ich Snape geschlagen nachdem Harry hinaus gerannt ist." Sirius sah Remus unschuldig an, dann zuckte er wieder zusammen weil sich das besser machte.
Remus aber fiel nicht darauf herein.
"Ich sag dir was, Snape ist verdammt viel stärker als er aussieht."
"Mmmhmm... Sirius, was habe ich dir immer gesagt?", fragte Remus als er aufstand und in die Küche ging.
"Dass ich schön bin?", rief ihm Sirius nach. Remus drehte sich auf dem Absatz um und versuchte Sirius finster anzustarren, wobei er sich auf die Lippe beißen musste, um ihn nicht anzulächeln als er seinen Zauberstab vom Küchentisch nahm. "Dass du unmöglich bist, das meine ich!", sagte er als er sich neben Sirius setzte und einen Heilspruch murmelte. „Ich kann nicht glauben, dass du, ein erwachsener Mann, dich mit Snape prügelst"
"Vergibst du mir?", fragte Sirius, und er biss sich auf die Lippe als er auf Remus' Antwort wartete.
"Wir haben 12 Jahre verloren, Sirius", sagte Remus leise, während er eine Strähne von Sirius' dunklem Haar hinter sein Ohr schob. „Denkst du wirklich, dass ich lange wegen etwas so sinnlosem wütend auf dich bin?" Er fing Sirius' Lippen einen Augenblick lang mit den seinen bevor er den Mann in die Arme nahm.
"Wie habe ich dich je verdient?", murmelte Sirius in Remus Hals.
"Du bist ein glücklicher Hund, schätze ich", zog ihn Remus auf. Er hatte selbst das Gefühlt, recht viel Glück zu haben.

***



Es war fast 40 Minuten später als Severus sein Schlafzimmer erreichte, und mit einer zitternden Hand die Tür öffnete. Er ging blind in die Dunkelheit, schloss die Tür hinter sich und machte sich nicht die Mühe, Licht zu machen. Er war zu erschöpft um auch nur zu denken. Er ließ seinen Zauberstab auf den Boden fallen, zog den Mantel und seine Schuhe aus. Er stolperte nach vorne, seine Knie stießen an das Bett und er ließ sich auf die Matratze fallen und atmete tief durch, während er die Hände in das Betttuch grub.
Was hatte er getan? Hatte er wirklich gerade dem Besten, das ihm je passiert war, ein Ende gesetzt? Hatte er sie ohne ein Wort davon geschickt und so getan als hätte er nicht gehört, dass sie sagte sie liebte ihn als sie davon ging? War er wirklich so dumm gewesen? Ein leises Geräusch ließ ihn hochfahren. Das Zimmer war dunkel, eingehüllt in das Tintenschwarz, das typisch war für die Kerker von Hogwarts. Die Luft war feucht und süß, schwer. Es war wieder still. Severus spitzte die Ohren und lauschte angestrengt. Da war das Geräusch wieder. Er kniff die Augen zusammen und versuchte vergeblich zu sehen was hinter dem Bettrand lag. Die kleinen Haare in seinem Nacken stellten sich auf und bald lag Schweiß auf seiner Stirn, als das Geräusch lauter wurde. Am Rande, ganz am Rande, konnte er eine Bewegung wahrnehmen. Etwas bewegte sich in den Schatten.


Kapitel 14

 Kapitel 16

 

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