Jenseits von Haß - Kapitel 4

 

 

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Kapitel 4


~*~*~ 

Ginny hätte schwören können, dass sich Harry nochmals umdrehen würde, um etwas zu ihr zu sagen, also duckte sie sich schnell in die nächste Passage und kam so ausser Sicht. Sie wollte nicht an ihn denken, nicht jetzt. Nicht wenn sie anstelle dessen an Severus denken konnte. Harry schien so..... jungenhaft. Severus war ein Rätsel. 

Sie ging langsamer und liess ihre Gedanken wandern. Sie konnte ihn in ihrem Gedächtnis sehen, zu ihr herunter lächelnd, wie er es vorherige Nacht getan hatte. Sie konnte noch immer seine Hand auf ihrer Taille fühlen, ihre Hand in der seinen. Sie erinnerte sich, wie es sich anfühlte an ihn gepresst zu werden. Es fühlte sich grossartig an. 

Natürlich, da war das Altersproblem, aber Ginny sah es nicht unbedingt als ein Problem, mehr als eine Herausforderung. Hermine sagte ihr immer, dass sie sich herausfordern soll und Ginny wusste, dass es nicht unbedingt das war, was Hermine mit einer „Herausforderung“ meinte, sie entschied, dass es bis zu einem gewissen Grad aber zutraf. Andererseits, Ginny war sechzehn und somit war es theoretisch eigentlich legal. Aber dann war da noch der ganze Schüler/Lehrer-Mist.... 

Ginny hielt bei einem offenen Fenster an und blickte über die Umgebung von Hogwarts. Es war so schön am Morgen. Der Tau, der auf den Blättern in den ersten Sonnenstrahlen glitzerte. Sie konnte in der Ferne die peitschende Weide sehen. Peitschend gegen irgendetwas oder jeden. Aus dem Kamin von Hagrid’s Hütte stieg Rauch. Es war ein spezieller Glanz, der an diesem einen Morgen über der Welt lag, wie ihn auch Ginny’s Gesicht ausstrahlte. Sie wollte für immer hier stehen bleiben und den atemberaubenden Ausblick geniessen, aber Geschichte der Magie erwartete sie und danach....... Zaubertränke!!!

Plötzlich bemerkte sie, dass kein einziger Sechstklässler aus Gryffindor mehr zu sehen war. War sie falsch abgebogen? Ginny schlug sich auf die Stirn. Sie war so sehr damit beschäftig gewesen, von Harry wegzukommen, dass sie in den falschen Turm gegangen war. Und den ganzen Morgen an Severus zu denken machte ihre Gedanken auch nicht unbedingt klarer. Sich selbst beschimpfend, weil sie so liebeskrank war, nach einem Mann den sie kaum kannte, ging sie so schnell als möglich zum Klassenzimmer von Professor Binns. 

Ginny wusste, dass sie furchtbar spät zum Unterricht kam, vermutlich 20 Minuten oder so. Ihre kleine aus-dem-Fenster-schau-Pause hatte viel länger gedauert, als sie gedacht hatte. Sie konnte schon die konstant monotone Stimme des Professors um die letzte Ecke herum hören. Nicht wie Severus’s Stimme, dachte sie als sie den Türknopf berührte. Tief einatmend öffnete sie die Tür und ging schnell durch das Klassenzimmer, fest hoffend, dass Professor Binns sich selbst so langweilte, dass er sie nicht bemerken würde. 

Aber er tat es. 

„Miss Weasley“, er sprach ohne jegliche Regung in seiner Stimme. „Versuchen Sie bitte zur richtigen Zeit im Unterricht zu erscheinen! Sie haben eine sehr faszinierende Geschichte über-“ er stoppte sofort als aus der hinteren Ecke das unverwechselbare Geräusch eines Schnarchers zu hören war. Er seufzte und fuhr weiter. „Bitte setzten Sie sich, Miss Weasley.“ 

„Ja, Professor Snape“, sagte Ginny geistesabwesend, als sie sich setzte. Sie hörte tosendes Gelächter durch das Klassenzimmer klingen. Ginny fühlte wie ihr Gesicht purpurrot anlief. Professor Binns unterdrückte ein Lachen. 

„Miss Weasley“, begann er, „Ich mag viele Dinge sein, aber ich versichere Ihnen, dass ich keine ölige Schlange bin. Obgleich“, sagte er nachdenklich, „es scheint, dass es Severus auch nicht mehr ist.“ Bestätigte er in demselben Augenblick. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Niemand schlief. Das war nicht mehr passiert seit..... mein Gott, dachte er für sich; nicht seit die Kammer des Schreckens geöffnet worden war. Er lächelte stolz; den Moment geniessend, so lange er dauerte. Nach ein paar Minuten, wie auch immer, wurde es eher entnervend, also räusperte sich Professor Binns und sagte: „Natürlich habe ich keine Ahnung warum sich Professor Snape plötzlich so sehr verändert hat.“ Ein allgemeines Stöhnen ging durch den Raum und bald war das wunderbare Phänomen vorbei, als die Schüler wieder zu ihren Nickerchen zurückkehrten. 

~*~*~ 

Die Siebtklässer der Gryffindors und Slytherins verliessen den Kerker heute Morgen verwirrter, als sie es beim Frühstück gewesen waren. Als Erstes hatten sie immer noch nicht herausgefunden, was die dramatische Veränderung seiner Erscheinung bewirkt hatte. Einige der Schüler versuchten ihn zu fragen, aber er hatte sie nur verwirrt angeblickt, als hätte er keine Ahnung von was sie sprachen! Für einmal hatte er erlaubt, dass sie ihre Partner selber auswählen durften und nahm Harry und Ron auch nicht auseinander, als sie sich automatisch gegenseitig wählten. Hermine, wie immer, tat sich mit Neville Longbottom zusammen, welcher fast zwanzig Minuten gebraucht hatte, um hoffnungslos zu versuchen einige Strähnen Einhornhaare zu zählen, von denen die meisten auf dem Boden landeten. Zum ersten Mal fühlte Severus fast Sympathie für das Mädchen. Nein, dachte er sofort, es ist bloss eine Magenverstimmung. 

Millicent Bullstrode wollte ihre Augen nicht mehr von ihm nehmen, was ihn ohne Ende genervt hatte. Hermine Granger, die rot wurde, wenn sie ihn ansah war ein Ding, aber Millicent.... Ugh! dachte er für sich selbst. In seiner früheren Erscheinung war er nicht so..... er fand kein Wort dafür. 

Der witzigste Vorfall geschah wegen Pansy Parkinson. Sie hatte Severus über den Rand ihres Kessels angestarrt, seit er sich hingesetzt hatte, eine Locke um ihren Finger wickelnd. Wann immer er aufsah, liess sie ihre Augenlider flattern und spitzte ihren Mund ein bisschen. So sah sie noch idiotischer aus, ähnlich wie ein Fisch, was Severus amüsierte. Er erreichte ihren Kessel um ihren Zaubertrank zu prüfen und sie war so sehr damit beschäftigt, ihm schöne Augen zu machen, dass sie nicht einmal bemerkte, dass der Ärmel ihrer Robe Feuer gefangen hatte. 

„Miss Parkinson.“ Severus sprach dies mit einer ruhigen, tiefen Stimme. „Wenn Sie aufhören würden, mir schöne Augen zu machen, könnte es sein, dass Sie bemerken, dass Ihre Robe brennt.“ Pansys Schreie konnten sicher noch in der Grossen Halle gehört werden. Glücklicherweise wurde sie nicht verletzt, zumindest nicht physisch. 

Draco Malfoy hatte während des ganzen Unterrichts ein selbstzufriedenes Grinsen auf dem Gesicht. Er wartete bis alle Anderen den Kerker verlassen hatten und konfrontierte dann Severus mit seiner Veränderung. 

„Professor Snape?“ sagte er lässig, wie wenn sie alte Freunde wären. Severus hob den Kopf um den Blick des Jungen zu erwidern. 

„Ja?“ antwortete er, versuchend so gleichgültig wie möglich zu klingen. 

Draco starrte ihn bloss mit einem wissenden Blick hinter seinen silberblonden Locken hervor an, als wenn er versuchen würde im Ausdruck von Severus’s Gesicht eine Erklärung zu finden. Severus starrte einfach zurück, verriet nichts in seinen strahlenden Gesichtszügen. 

„Wollten sie etwas Mr. Malfoy?“ fragte Severus nach einigen unbehaglichen Minuten. 

Dracos Gesicht wurde langsam rot, er fühlte sich verlegen, verliess den Kerker und Severus feierte seinen Triumph. Nicht nur, dass er es geschafft hatte, die ganze Schule zu schockieren, er tat es auch ohne eine Erklärung für seine Tat abzugeben. 

Ja, dachte Severus, als er über den bisherigen Morgen nachdachte, es lief einfach blendend. 

Er sass an seinem Pult, seine Beine ausgestreckt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Nur noch ein paar Minuten und dann hatten die Sechstklässler Zaubertränke. Sechstklässler.... Miss Weasley..... Er fühlte sich plötzlich ein bisschen nervös. Ein Gefühl der Übelkeit stieg in ihm hoch. Er durfte sich nichts anmerken lassen; er musste sich selbst sein. Und genau das würde unbeschreiblich schwer werden, besonders weil er sich wie eine komplett andere Person fühlte. Er hoffte nur, dass sie es bemerken würde. 


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