Jenseits von Haß - Kapitel 7

 

 

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Kapitel 7


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Ginnys Gesicht war noch rot als sie durch das Porträtloch in die vertrauten Anblicke und Geräusche des Gemeinschaftsraums der Gryffindors steig. Ihr Gesicht kribbelte noch etwas, da wo Severus sie vorhin im Gang berührt hatte. Es war nichts forderndes in dieser Berührung gewesen; sie war sehr unschuldig gewesen, sehr süß...zögernd, fast als hätte er Angst davor gehabt, was sie danach sagen könnte. Es war ein Augenblick, den Ginny in Gedanken aufhob, und sie schwor sich, sich bis an ihren Tod daran zu erinnern. So etwas vergisst man einfach nicht, dachte sie sich. 

Ginny war eine Weile im Krankenflügel gewesen, denn alle Bewohner des Gryffindorturms saßen im Gemeinschaftsraum und warteten auf das Mittagessen. Harry und Ron schliefen fast in einem Paar übermäßig gepolsterter Sessel. Ron versuchte sich die Ohren zuzuhalten um Hermines Rede darüber zu entgehen, wie schlimm es sei den Unterricht zu schwänzen. Harrys Brille saß schief in seinem Gesicht, einen Arm hatte er über die Seite des Sessels gelegt, den anderen über seine Brust. Er sieht so süß aus, dachte sich Ginny. Ron sah aus wie, nun, wie Ron. Neville wurde von Lavender und Parvati eingekreist, die, wie es aussah, versuchten ihm Fragen aus einer Teenager-Zeitschrift der Muggel zu stellen. Er sah aus, als würde es ihn völlig verrückt machen. Und dann waren da Dean und Seamus…Ginny fand es irgendwie komisch, dass sie sich besser mit den Schülern verstand die ein Jahr über ihr waren. 

Die Sechstklässer saßen herum und machten nichts besonderes, aber sobald sie Ginny sahen, rannten sie wie wild zu ihr. Sie hatte noch nie so viel Aufmerksamkeit auf einmal erhalten, und sie fand die Vorstellung an sich ziemlich beunruhigend. Die Leute schrieen Fragen auf sie zu, als wäre sie auf einer Pressekonferenz. 

„Ginny, geht es dir gut?“ 

“Hat Snape dich wirklich selbst in den Krankenflügel gebracht?” 

„Steckst du in Schwierigkeiten?“ 

„Wie geht’s deiner Hand?“

"Sind dir Finger abgefallen?” 

“Sieht Snape aus der Nähe süß aus?” 

“Hat er dir erzählt warum er sich die Haare gewaschen hat?” 

„Hast du Narben?” 

“Lässt er dich Nachsitzen?” 

Ihr Kopf fing an, sich zu drehen. Sie schloss die Augen, holte tief Luft und hielt die rechte Hand hoch, so dass alle sie sehen konnten. 

„Schaut“, verkündete sie. „Mir geht’s gut. Madame Pomfrey hat meine Hand geheilt.” Sie schob sich durch den Ring protestierender Sechstklässer und ließ sich in einen Stuhl neben Harry fallen. Er sah zu ihr herüber und lächelte, während er sich etwas gerader hinsetzte und seine Brille zurechtrückte. Sein Haar war so durcheinander wie immer, etwas das ihr an ihm gefiel. 

"Hey, Ginn!" sagte er strahlend. “Was soll der ganze Aufstand? Hast du dafür gesorgt, dass Snape gefeuert wird oder so?” fügte er lachend hinzu. Ron wache sofort auf.

"Snape ist gefeuert worden?” fragte er aufgeregt. In seinen Augen lag unverkennbare Freude. Hermine sah ihn an und schüttelte den Kopf. 

"Siehst du, Ron, genau davon habe ich geredet…” und damit stürzte sie sich in einen weiteren Vortrag. Harry wandte sich wieder Ginny zu. 

"Ginn, was ist passiert?“ 

„Oh, es ist wirklich nichts. Es gab einen Unfall im Tränkeunterricht und ich—“

"Es geht dir gut, ja?“ fragte er ziemlich besorgt. Aus irgendeinem Grund fand Ginny das etwas nervend. Sie wollte Severus nicht mit ihm besprechen, vor allem nicht den Teil bei dem sie versehentlich Severus’ Hand genommen und es ihr gefallen hatte.

"Mir geht’s gut!” fügte sie hinzu, wobei sie leicht errötete. Sie rückten ihren Stuhl herum und versuchte Harrys Augen auszuweichen. Was sollte sie machen, ihm einfach alles erzählen? Harry erzählen, dass sie einen Trank in die Luft gejagt hatte, weil sie damit beschäftigt war, Severus Snape anzuhimmeln? 

"Was für ein Unfall?” fuhr Harry fort. Das Knurren das Ginny entkam war ihm offenbar entgangen. 

"Mein Trank ist explodiert. Ich habe mir ein bißchen die Hand verbrannt, aber jetzt ist wieder alles völlig in Ordnung.“ Sie hielt sie hoch, so dass er sie sehen konnte. Die Sorge auf seinem Gesicht wurde von einem zufriedenen Blick ersetzt. 

„Gut. Einen Augenblick lang habe ich gedacht du würdest sagen, dass dich der armselige Idiot auch noch Nachsitzen lässt!“ Ginny fühlte wie ihr das Blut ins Gesicht strömte. Jetzt ist es soweit, dachte sie. Harry betrachtete ihren Gesichtsausdruck vorsichtig. „Das hat er doch nicht, oder, Ginn?“ sie nickte. 

„Na, mein Trank ist schließlich explodiert, Harry...“ begann sie. Sie wollte Severus nicht direkt verteidigen, wie würde das denn aussehen? Aber sie konnte auch kaum zulassen daß Harry auf ihm herumhackte. „Ich habe seinen Anweisungen nicht gut genug zugehört --"

"Dafür lässt er dich nachsitzen? Ginn, du hast dir weh getan! Er ist unerträglich.“ Harry war wütend. Ron und Hermine hörten lange genug mit ihrer Streiterei auf um mitzureden. 

„Wartet“, fragte Ron, „Wer muß nachsitzen?“ 

„Ginny!“ antwortete Harry bitter. “Snape läßt sie nachsitzen, weil sie sich die Hand verbrannt hat.” 

“Harry, ich habe dir schon gesagt, ich—“ versuchte es Ginny. 

„Du hast dir die Hand verbrannt?“ fragten Hermine und Ron gleichzeitig. Neville, Lavender und Parvati drehten sich alle um, um zuzuhören. 

"Ja“, antwortete Ginny, deren Gesicht langsam dieselbe Farbe annahm wie ihr Harr. 

"Und er lässt dich dafür nachsitzen?“ In Ron kochte es. 

"Ron, hör zu”, sagte Ginny bestimmt. “Ich habe den Fehler gemacht. Ich habe die Dinge in der falschen Reihenfolge hinein getan. Mein Trank ist explodiert. Ja, ich habe mir die Hand verbrannt, aber es war mein Fehler. Das gebe ich zu. Professor Snape hat jedes Recht, mich dafür nachsitzen zu lassen.“ Ron starrte seine Schwester nur stumm an. Ginny störte sich nicht daran, dass sie nachsitzen musste? 

"Das ist sehr erwachsen von dir, Ginny”, lobte Hermine sie. „Ich kann kaum glauben, dass du mit Ron verwandt bist“, witzelte sie. Ron warf ein Kissen nach ihr und traf sie am Kopf. „Hey!” lachte sie als sie es zurückwarf. Sie machten mit diesem erwachsenen Benehmen weiter bis alle zum Mittagessen gingen. Sie sind zu süß, dachte sich Ginny lächelnd.

Ginny war den Rest des Tages nervös und wartete aufgeregt auf die ersten rosa Farbflecke am Horizont, die den Sonnenuntergang ankündigen würden. Sie versuchte auch Harry aus dem Weg zu gehen, was sich als ziemlich schwer herausstellte. Er ging mit ihr zum Mittagessen, setzte sich zu ihr, ging mir ihr zurück, ging mit ihr zu ihrer nächsten Stunde...Warum muss er sich gerade JETZT für mich interessieren? Fragte sie sich elend. 


~*~*~*~*~*~*~*~

Das Abendessen näherte sich seinem Ende. Ginny und Severus sahen sich das ganze Essen über abwechselnd an. Keiner von ihnen hatte viel gegessen. Severus hatte den Großteil des Abends mit dem Versuch verbracht, Professor Trelawney und ihren Ankündigungen für seine Zukunft aus dem Weg zu gehen.

"Severus", sagte sie ständig mit ihrer nebligen Stimme. “Das Schicksal hat mir ihre Zukunft offenbart. Sie werden sich in eine wunderschöne“, sie warf sich ihr Haar über die Schulter, „Frau verlieben“, endete sie, wobei sie das F besonders betonte. 

Selbst Professor McGonagall benahm sich ihm gegenüber freundlicher, was Severus aus irgendeinem Grund fast so beunruhigend fand, wie die ganze Sache mit Millicent Bullstrode!

Die Nachspeise kam viel zu langsam: eine Art Pudding. Er löffelte sich etwas auf den Teller und aß schnell auf, in der Hoffnung es würde seine ständig steigende Nervosität beseitigen, aber es schien nicht zu helfen. Er trank ein zusätzliches Glas Wein, aß noch drei Biskuits und kippte ein Glas Wasser hinunter. Es funktioniert so nicht, dachte er sich. Ich muß hier raus.

Severus stand auf und ging schnell aus der Großen Halle und auf die Kerker zu. Er schauderte von der Kälte die hier immer in der Luft lag. *pfftt**pfftt**pfftt* Sein Umhang raschelte als er ging, das einzige Geräusch abgesehen von gelegentlichem Geflüster in den Bildern. Er erreichte die Türe zu seinem Klassenzimmer in Rekordzeit und öffnete sie schwungvoll. Er machte die Lichter an und fing sofort an, ein Feuer anzuzünden. Er pfiff weiter das Lied vom Vorabend, während er arbeitete. Kurz darauf loderte ein Feuer in der lange unbenutzten Feuerstelle. Severus löschte die Lichter und ließ sich auf den Boden sinken, um auf Miss Weasleys Ankunft zu warten. 



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Ginny sah zu wie Severus die große Halle verliess. Sie saß mit dem Kinn auf den Händen da und starrte ihm nach: ein winziges Lächeln war auf ihren Lippen erstarrt. Harry beobachtete sie genau. 

„Hey, Ginn?" begann er leise. Sie wandte den Kopf um ihn anzusehen. „Was das Nachsitzen heute Abend betrifft, mach dir keine Sorgen, ja?“ sie lächelte ihn an und nickte. „Willst du, äh, dass ich dich hin bringe?” 

„Danke, Harry, aber ich gehe wohl besser allein. Wer weiß was Professor Snape sonst vielleicht sagt!“ Harry zuckte die Schultern. 

„Ja, wahrscheinlich hast du recht”, grinste er sie an. „Was denkst du lässt er dich machen?“ 

„Wahrscheinlich muß ich all diese furchtbaren Flaschen abstauben, die mit...igitt, ich will nicht mal daran denken!“ lachte sie. 

„Wann mußt du gehen?“ fragte er. 

„Gleich nach dem Essen“, antwortete sie, wobei sie versuchte, traurig auszusehen. Es war ziemlich schwer wenn man bedachte, dass sie furchtbar aufgeregt darüber war. „Eigentlich sollte ich besser gehen. Er ist schon weg.“ Harry stand auf und half Ginny auf die Füße. 

„Soll ich auf dich warten?“ bot er an. Sie schüttele den Kopf.

"Ist schon gut. Aber danke, Harry.“ Sie lächelte ihm ein letztes mal zu, bevor sie in die Kerker hinunter rannte. Ihr Magen schlug Purzelbäume, ihr Herz schlug lächerlich schnell. Als sie die Treppen hinunter gegangen war, rannte Ginny richtig los. Sie lief fast an der Türe zu Severus’ Klassenzimmer vorbei! Sie wartete lange genug, um ihren Umhang gerade zu ziehen und sich die Haare hinter die Ohren zu streichen. 



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Severus kniete vor der Feuerstelle als er hörte, wie der Türgriff gedreht wurde. Er wirbelte rechtzeitig herum um zu sehen wie Ginny durch die Türe und ins Klassenzimmer schlich und leise die Türe hinter sich schloss. Sie ging durch das Zimmer, setzte sich neben ihn auf den Boden und zog die Knie and die Brust. 

„Hi“, sagte sie flüsternd. Das Licht des Feuers spiegelte sich in ihren Augen und ließ sie fast unwirklich aussehen, wie einen Engel. 

„Hallo“, gab er mit einem Lächeln zurück. “Es war ziemlich kalt hier drinnen, da habe ich gedacht wir könnten ein Feuer brauchen.” Sie ist so hübsch, dachte er, während er ihr zartes Gesicht betrachtete. „So...“ Er wusste wirklich nicht was er sagen sollte. Lange wechselten die beiden kein Wort, genau wie früher an diesem Tag schon einmal. Sie saßen Seite an Seite, berührten sich nicht, aber sie waren nicht zu weit auseinander, und sie lauschten dem gleichmäßigen Atem des jeweils anderen. Es war Ginny die schließlich die Stille brach.

"Ich bin so durcheinander“, begann sie. Severus wandte leicht den Kopf und sah ihr mit besorgtem Gesicht in die Augen. War es das? Die Zurückweisung? Er sagte die Worte fast laut, als Ginny fortfuhr. 

"Sechs Jahre lang war ich in einen Menschen verliebt. Harry war immer alles das ich gewollt habe. Ich fühle mich so sicher in seiner Nähe, so geschützt. Er würde nie zulassen, dass mir etwas passiert. Aber er hat mich nie so geliebt wie ich ihn liebe. Für ihn war ich immer nur die kleine Schwester seines besten Freundes. Ja, jetzt schenkt er mir etwas Aufmerksamkeit, aber wenn er mich ansieht, sieht er das kleine Mädchen das ich vor sechs Jahren war. Er behandelt mich als wäre ich zerbrechlich. Es ist süß, ja, aber manchmal…” Ginny atmete langsam aus und sah in das Feuer. Sie beobachtete die brennenden Zungen die über glühende Holzscheite leckten.

Diese gleichen sechs Jahre lang, habe ich jemand anders beobachtet. Er war so mysteriös, ein solches Rätsel. Ich hasste ihn leidenschaftlich, aber gleichzeitig faszinierte er mich. Er war immer so elend, so voller Haß, und ich habe mich immer gefragt was ihn so kalt machte. Niemand kann ohne Grund so fies sein.“ sie fing an, mit den Fingern Kreise auf den Boden zu zeichnen und ließ ihren Kopf auf die Knie sinken. “Ich wusste nie, was ich aus meinen Gefühlen für ihn machen sollte, weil ich nicht verstand woher sie kamen. Ich habe sie schließlich auf Mitleid beschränkt, aber…” Ihre Stimme schweifte ab. 

„Warum hast du mich bemitleidet?” fragte Severus flüsternd, denn er hatte die Beschreibung sofort erkannt. „Ich bin fies und kalt. Das hast du selbst gesagt. Wie konntest du so jemanden bemitleiden?“

"Ich weiß nicht“, kam die leise Antwort. „Ich schätze ich habe mir gedacht, dass unter dem Hass den Sie jeden Tag mit sich herumtragen, jemand anderes sein musste. Der echte Severus Snape, nicht die eisige Schlange die Sie vorgeben zu sein. Ich wollte den sehen, der Sie wirklich sind.“ Sie war einige Augenblicke lang still und nahm die Wärme des Feuers auf. "Und gestern Abend habe ich Sie so alleine dasitzen sehen. Sie haben anders ausgesehen, fast traurig. Sie haben so ausgesehen, wie ich mich innen gefühlt habe und Sie haben mir einfach irgendwie leid getan. Ich wollte Sie nur einmal lächeln sehen, ich habe gedacht, dass ich, wenn ich sie zum lächeln bringen könnte, vielleicht aufhören könnte, sie gleichzeitig zu bemitleiden.“Severus sah Ginny überrascht an. „Aber so hat es nicht funktioniert! Nachdem wir getanzt haben war ich— war ich noch mehr durcheinander als vorher. Und dann fing Harry an, auf mich aufmerksam zu werden…” 

"Aber ist das nicht das was du willst?” sagte Severus endlich. „Harry?” würgte er heraus. Ginny legte ihm eine Hand auf den Arm. Sie konnte fühlen wie sich die Muskeln unter seinem Umhang verspannten; er schloss die Augen und schluckte schwer.

"Professor Snape--"

"Severus", sagte er. Sein Atem ging unregelmäßig. „Wenn es dir nichts ausmacht möchte ich, dass du mich Severus nennst.“

"Das würde ich gerne, Severus“, versuchte Ginny den Namen. Sie sah auf ihre Füße hinunter bevor sie fortfuhr. „Ich habe an Harry gedacht, als ich gestern Abend ins Bett gegangen bin.“ Sie konnte fühlen wie er sich aus ihrer Berührung zurückzog. Sie hielt seinen Arm fester und nahm seine Hand in die Ihre. „Ich habe geträumt, dass Harry und ich bei einem Tanz waren. Er sagte, er würde mich lieben, dass er sein Leben mit mir verbringen wollte, und ich war bereit, anzunehmen! Aber eine dunkle Gestalt betrat den Raum und nahm mich fort von Harry. Das komische ist, dass es mir egal war! Ich ging freiwillig mit ihm, und als er mich in seinen Armen hielt...“ sie schloss die Augen und versuchte sich an das Gefühl zu erinnern. Ihr Herz klopfte in ihrer Brust während sie seine Hand fester hielt. „Severus, als ich gestern Abend ins Bett gegangen bin, habe ich an Harry gedacht, aber als ich aufgewacht bin habe ich an dich gedacht“, endete sie. Ginny betrachtete sein Gesicht eingehend und wartete auf eine Reaktion, irgendeine Reaktion..

Severus nahm sie plötzlich in die Arme und schaukelte langsam mit ihr hin und her. Er strich ihre Haare mit einer Hand zurück, legte seinen Kopf an den ihren und hielt sie als würde sein Leben davon abhängen. 

„Ich habe auch von dir geträumt“, murmelte er in ihr Ohr. Er hielt sie lange, sonnte sich in ihrer Wärme und prägte sich ihren berauschenden Geruch ein.

"Severus", flüsterte sie. 

„Ja?“ 

„Kannst du mich öfter nachsitzen lassen?“ Er lachte und küsste sie auf die Wange. 

„Wir lassen uns etwas einfallen, das verspreche ich dir“, sagte er völlig ernst. 

„Okay“, sagte sie. Sie klang plötzlich sehr müde. 

„Du mußt schlafen, Ginny, warum gehst du nicht zurück in deinen Schlafsaal?“ sagte er zögernd. 

„Kann ich noch ein bißchen bleiben?“ bat sie. Severus seufzte und lehnte sich wieder an sie. 

„Besser nicht; es könnte jemand vorbeikommen.“ Er fuhr mit den Fingern durch ihr Haar als er das sagte. Langsam zog sie sich zurück, und hielt kurz inne um ihn auf die Wange zu küssen.

"Warum hast du das getan?“ fragte er sie atemlos und mit einer Spur von Sorge in der Stimme. 

"Weil ich es wollte“, antwortete sie, wobei sie ihm in die dunkeln Augen sah. Einen Augenblick lang schmolz die eisige Fassade dahin, und Ginny sah in die Augen von Severus, nicht von Professor Snape. Der Altersunterschied war verschwunden, das Problem Schüler/Lehrer war verschwunden. Nichts war bleib außer zwei Herzen die im gleichen Takt schlugen. 

Er half ihr auf die Füße und führte sie mit einer Hand auf ihrem Rücken zur Türe.

"Gute Nacht, Ginny“, sagte er leise als er ihr die Türe aufhielt.

"Gute Nacht, Severus", flüsterte sie zurück. Er sah ihr am Türrahmen lehnend nach, als sie von ihm weg ging, hinauf in ihren Gemeinschaftsraum. Ihr rotes Haar floss über ihren Rücken und bewegte sich mit jedem Schritt. Als sie sich der Treppe näherte sah Ginny über ihre Schulter zurück und sagte: „gute Nacht“. Lächelnd schoss sie die Treppen hinauf und außer Sichtweite. 

Severus drehte sich um und ging wieder in das Klassenzimmer, zurück zu seinem Platz vor dem Feuer. Das Zimmer schien kälter, jetzt nachdem Ginny gegangen war. Ihre Stimme klang noch in seinen Gedanken; Er hob die rechte Hand an sein Gesicht, dorthin wo sie ihn geküsst hatte, dieselbe Stelle die Lily geküsst hatte...aber Ginny hatte ihn nicht aus Mitleid geküsst. Es war keine Entschuldigung dafür, dass sie sein Herz brach. Sie hatte ihn geküsst weil sie es wollte. 

Der Gedanke war fast zu viel für ihn. 


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Kapitel 6

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