Lumos

 

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Kapitel 17: Schach (1)



"Was ist das?" Ron zeigte auf das zusammengesetzt 'S'.

Lumos schüttelte den Kopf. "Das ist.. das ist unser Siegel. Also das der Snapes. Schau." Er zeigte über den Kamin, über dem ein kleines Wappen hin, das Harry schon vorher aufgefallen war.

"Aber.. wenn das sein eigenes Siegel ist.. was soll das dann? Er schickt sich doch nicht selber einen Brief", schlußfolgerte Harry.

"Wer weiß..", nuschelte Ron, was von Harry nur mit einem Rippenstoß quittiert wurde.

Lumos schüttelte den Kopf. "Ich habe keine Ahnung." Und es klang ehrlich.

Der Tag sollte eine wahre Tortur werden. Mit Lumos war nicht viel anzufangen. Er saß mehr oder weniger die ganze Zeit über im Wohnzimmer, weigerte sich hinauszugehen und starrte stumm vor sich hin. Ron dagegen langweilte sich. Er tat sein Bestes, Lumos zu verstehen, aber leider gelang es ihm nicht sonderlich. So saß er den ganzen Tag vor dem Fenster und starrte hinaus. Schließlich erbarmte Harry sich, und opferte sich ihm als Schachpartner. Lumos war nicht zu einem Spiel zu bewegen. Nachdem Harry sieben Spiele in Folge verloren hatte, überredete er Ron, ihm etwas strategischen Unterricht zu geben, und so konnten sie die Zeit bis zum Mittagessen doch irgendwie herumbringen.

"Master Lumos, Mittagessen." Die kleine Elfe, die Harry schon kennengelernt hatte - Jimmy - hüpfte nervös im Wohnzimmer herum.

Lumos schüttelte nur den Kopf.

"Komm, Lumos.. du kannst doch nicht die ganze Zeit hier rumhängen. Davon kommt auch keiner zurück." Zaghaft versuchte Harry, Lumos zum essen zu überreden, scheiterte aber kläglich.

"Komm Harry. Gehen wir wenigstens was essen." Ron war von seinem Schachbrett aufgestanden und ging zum Esstisch hinüber.

Nachdenklich folgte Harry ihm. Das Essen, das die Hauselfen gezaubert hatten, schmeckte wie immer ausgezeichnet. Aber obwohl beide sehr gerne Spaghetti aßen, konnte sich keiner dazu überwinden besonders viel zu verspeisen. Schließlich brachen sie das Essen ab und entschlossen sich, einen Spaziergang über das Gelände zu machen.

"Komm schon Lumos. Draußen ist so schönes Wetter..", lockte Harry.

Schließlich erhob sich Lumos gottergeben, wickelte sich in einen warmen Umhang und folgte ihnen vor das Haus. Sie schlugen, geführt von Lumos, einen vom Schnee bedeckten Pfad ein, der sich erst um das Haus schlängelte und schließlich am Wald endete. Dann wählte Lumos eine Richtung, und sie liefen einfach querfeldein. Lachend versank Ron in einer Schneewehe, nachdem Harry ihn - versehentlich, versteht sich - hineingestoßen hatte. Selbst Lumos brachte ein schwache Lächeln zustande, als Ron sich an Harry rächte und ihm Schnee in den Pullover stopfte. "Lumos, hilf mir!"

Derart ermutigt bückte er sich und griff nach einem Schneeball, der Ron im Genick traf.

"He!"

Schließlich schafften Ron und Harry es, Lumos in eine Schneeballschlacht erster Güteklasse zu verwickeln, und als sie alle erschöpft im Schnee lagen und in den Himmel starrte, lächelte Lumos sogar wieder. Über ihnen flog ein Mäusebussard auf der Suche nach Beute.

Als ihnen schließlich doch sehr kalt wurde, zogen sie sich gegenseitig aus dem Schnee und machten sich auf den Heimweg. "Uhh... jetzt ein heißer Kakao und eine warme Badewanne.. ein Königreich oder eine Millionen Gallonen!", bibberte Ron.

Harry lachte. "Eine Millionen? Mindestens zwei.."

Lumos, der bis dahin geschwiegen hatten, lachte. "Ich sag den Hauselfen Bescheid. Naja.. eine Badewanne ist jetzt ja auch kein Problem..."

Nachdem sie wieder im Haus angekommen waren, losten sie aus, wer zuerst baden durfte. Harry gewann, danach kam Ron, und Lumos verzichtete. "Ich benutze Sev's Badezimmer.. ich sag den Hauselfen Bescheid, damit sie den Kakao machen. Möchtet ihr auch Kuchen?"

Eifrig nickend stimmten sie dem zu und Lumos verschwand in Richtung Küche.

"Aber beeil dich Harry, ja?"

Harry zuckte die Schultern. "Die Wanne ist doch groß genug.."

Irgendwann waren alle wieder aufgetaut und saßen, in warme Bademäntel gewickelt, auf Lumos Bett. Ein kleiner Hauself war mit einem Tablett erschienen, auf dem dampfende Kakaotassen und Streuselkuchen stand. Schließlich saßen sie Kuchen futternd zusammen und diskutierten über Quidditch. Es wurde immer später, und irgendwann war Ron, über die Erzählung, wie Harry und er damals, in der ersten Klasse den Troll.., eingeschlafen. Die Wärme hatte auch Harry schläfrig gemacht, und so beobachtete er aus halbgeöffneten Augen, wie Lumos eine Decke hervorzauberte und über Ron breitete. Dann gähnte dieser. "Willst du auch schlafen gehen? Wir können Ron hier liegen lassen. Ich leihe mir dann Sev's Bett und du kannst einmal ohne blaue Flecken schlafen."

Harry nickte erstaunt. "Woher weißt du.."

Lumos lächelte. "Die blauen Flecken auf deinem Bein."

"Ach so.. du hast recht. Gute Nacht!" Mühsam raffte Harry sich auf und verließ, gefolgt von Lumos, das Zimmer.

Sanft zog Lumos die Tür hinter sich ins Schloss und winkte Harry noch einmal zu. "Gute Nacht." Harry nickte. Dann öffnete Lumos eine der Türen, aus denen Harry niemals jemand hatte kommen sehen und schloss sie wieder hinter sich. Kopfschüttelnd machte Harry sich auf den Weg zu seinem eigenen Zimmer. Er bezweifelte, dass Lumos in dieser Nacht schlafen würde.

Harry sollte Recht behalten. Als er am nächsten Morgen in alle Frühe aufwachte - es war draußen noch stockdunkel - , und sich ins Badezimmer quälte sah er, dass die Tür, hinter der Lumos am vorherigen Abend verschwunden war, offen stand. Vorsichtig schlich er an die geöffnete Tür heran, und spähte in den Raum.

Der Raum entpuppte sich als großes Schlafzimmer. Einige elegante Möbel aus dunklem Holz, ein gigantisches Bett und ein großer Kamin. Ansonsten war nicht viel dort vorhanden, und als Dekoration standen überall nur die allgegenwärtigen Bücher. Sie lagen auf dem Schreibtisch, standen in den Regalen, lagen neben und sogar auf dem Bett. "Das wäre ein Schlafzimmer für Hermine..", murmelte er. Aber Lumos hatte definitiv nicht in diesem Bett geschlafen. Es war unberührt.

"Lumos?" Harrys Stimme hallte ungewohnt laut, als er den Namen des Jungen rief. Er erhielt keine Antwort. Anstatt noch einmal zu rufen, was vielleicht Ron geweckt hätte, machte er sich auf die Suche nach Lumos. Weit konnte er ja nicht sein.

Er fand den Jungen im Wohnzimmer. Lumos lag zusammengerollt auf einem der Sofas, zugedeckt mit einem leichten Plaid, und in der Feuerstelle in der Mitten waren noch die Reste der Glut zu sehen. 'Er hat die ganze Nacht gewartet..' Harrys fand den Anblick rührend. Er hatte immer gedacht, dass niemand Snape so richtig gern hätte, und da war jetzt dieser Junge, der die ganze Nacht auf seinen.. naja, auf ihn eben wartete. Harry ließ sich in einen der Sessel fallen, und entdeckte dabei, dass auf einem Tisch neben dem Sofa ein Schachspiel stand. Einige Figuren waren bewegt, aber nur die weißen. Seltsamerweise trug einer der weißen Läufer eine schwarze Schleife, und einige Bauern weiße Schleifen um den Hals. Was sollte das bedeuten? Die Schwarzen standen ordentlich und unberührt in Reih und Glied. Was hatte Snape darüber gesagt? Das er mit Lumos spielen würde. Heute Abend. Falls er zurückkäme. Falls.

Harry seufzte auf. Was sollte er tun? Nachdem er einige Minuten überlegt hatte, und Lumos betrachtete, fällte er einen Entschluss. Er würde Lumos wecken und ihn dann ins Bett legen. In irgendeines. Es waren ja genug da.

Gerade als er aufgestanden war, hörte er aus der Eingangshalle das Lodern eines Feuers. Schnell lief er zur Treppe. Von oben konnte er sehen, dass die Flammen im großen Kamin loderten, demselben Kamin, aus dem er gefallen war, als er hier angekommen war. War das wirklich erst vor zwei Tagen gewesen?

Die Flammen prasselten immer höher. Beunruhigt ging Harry langsam die Treppe hinunter. Als er auf halber Höhe der Treppe angekommen war, und in die ganze Eingangshalle sehen konnte, stolperte auf einmal Snape aus den Flammen. Sichtlich mitgenommen, aber an einem Stück. Und lebendig. Äußerst lebendig.

Es schien Harry, als wäre ihm ein ganzes Gebirge vom Herzen gefallen. Eigentlich hatte er Snape nie wirklich gemocht - sie hatten sich, mehr oder weniger, gehasst. Aber in den letzten Tagen hatte er einen komplett anderen Snape kennen gelernt. Einen.. menschlicheren. Und er hatte sich Sorgen gemacht, als er Lumos verzweifelte Reaktion gesehen hatte.

Snape wirkte äußerst müde. Er stolperte aus den Flammen, und ließ sich erst mal in einen der Sessel, die - eigentlich wohl eher zur Dekoration - vor dem Kamin standen, fallen. Harry wagte es nicht, sich bemerkbar zu machen und begann, die Treppe wieder hinaufzusteigen. Leider übersah er dabei eine Stufe und fiel, mit lautem Gepolter, die Treppe hinauf.

Wie elektrisiert sprang Snape auf, fuhr herum - und seufzte, als er Harry auf der Treppe sitzen sah. Dann machte er sich daran, die Treppe hinaufzusteigen. Harry sprang auf, und wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzten, als Snape abwinkte.

"Gute Morgen, Sir", stotterte Harry dann auch nur. Snape nickte, und wollte, als er am Ende der Treppe ankam, gerade im Flur verschwinden, als er Lumos entdeckte.

Langsam wand er sich um, und ging zu dem Sofa, auf dem Lumos lag. Dann setzte er sich, und nahm den Kopf des Jungen auf seinen Schoß. Sanft strich er ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. "Lumos?"

Lumos schlug die Augen auf. "Sev?"

Snape nickte.

"Du.. du bist wiedergekommen. Sev!" Überglück warf Lumos beide Arme um Snapes Hals und klammerte sich an ihn.

Snape hielt ihn kurz fest, befreite sich dann wieder aus dem Klammergriff des Jungen, und setzte ihn auf. "Natürlich bin ich zurückgekommen. Ich muss dich doch heute Abend im Schach schlagen."

Lumos grinste Snape breit an. Dann schnupperte er. "Uhh... du riechst nach Feuer. Bist du per Flohpulver gekommen?"

Snape nickte. "Ich habe einen Teil der Nacht in Hogwarts verbracht und bis eben noch mit Dumbledore gesprochen."

Lumos machte große Augen. "Warum warst du in Hogwarts?"

"Ich habe einen wichtigen Rat gebraucht. Du weißt, dass ich Dumbledore gerne als Ratgeber habe."

Der Junge nickte. Dann hob er die Hand und berührte Snape an der Stirn. "Du blutest", stellte er fest.

Snape hob die Hand, befühlte seine Stirn und senkte sie wieder. An seinen Fingerspitzen klebte Blut. "Du hast Recht. Habe ich gar nicht bemerkt."

Lachend schüttelte Lumos den Kopf. Dann lehnte er sich an Snape und schloss zufrieden die Augen. "Es ist schön, dass du wieder da bist."

Snape zog den Jungen in seine Arme. "Hast du die ganze Nacht gewartet?"

Lumos nickte.

"Danke."

Dann stand Snape auf, zog Lumos mit sich, und trug ihn in den Flur.

"Ähm... Sir? Ron liegt in Lumos' Bett."

Snape blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich um. Dann schüttelte er den Kopf. "Da bin ich einmal eine Nacht nicht da..", murmelte er und stieß die Tür zu seinem Schlafzimmer, die immer noch offen stand, weiter auf, betrat es und schloss sie wieder hinter sich.

Harry war allein im Wohnzimmer.

Gedankenversunken saß er eine Weile auf dem Sofa. Snape war wieder da, an einem Stück und zu 90 % unverletzt. Lumos war wieder glücklich. Eigentlich hätte alles in bester Ordnung sein sollen. War es auch. Aber warum hatte er dann so ein seltsames Gefühl? So, als ob das gestern nur ein milder Vorgeschmack auf kommende Ereignisse gewesen wäre? Als würde alles noch, viel, viel schlimmer werden? Wahrscheinlich sah er einmal mehr schwarz. Aber hatte er nicht oft recht gehabt - zu oft, für seinen Geschmack?

Während Harry in seine düsteren Gedanken versunken saß, tauchte die Sonne am Horizont auf, und langsam wurde es hell im Wohnzimmer. Die Strahlen malten ein schönes Muster auf den Boden, und Harry war es, als würden seine schlechten Vorahnungen davon vertrieben werden. Trotzdem hatte er einen bitteren Nachgeschmack, als er aufstand, um Ron aus dem Bett zu werfen und ihn zu einem extrem früher Frühstück zu überreden. Dabei fiel sein Blick noch einmal auf das Schachbrett und ihm fiel auf, dass Snape einige Figuren bewegt hatte. Der schwarze König stand ungedeckt, und schien auf dem besten Weg, geschlagen zu werden. In der Mitte des Brettes lagen zwei umgeworfene, schwarze Bauern, über denen ein weißer Läufer mit einer schwarzen Schleife um den Hals triumphierte. Harry konnte der Versuchung nicht wiederstehen. Er nahm den Läufer. Und sagte voller Zufriedenheit "Schach Matt." Dann ging er, um Ron zu wecken.

-_-_-

Author's Notes: muhhhhaaahhhaa..na, bin ich nicht nett? Ich habe euch erst schmoren lassen, dann aber wieder aufgeklärt. Ist das nicht schön? Aber keine Bange, das war nur ein Vorgeschmack. Wie Harry so schön ahnt.. nein, ich verrate nichts. *muhhhahhaaaa...Feder raushol..losschreib..böse grins* S/Fayet, 7.10.2002


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